Beiträge von Iunia Iubellia

    Paula vernahm die Worte des Gymnasiarchen recht interessiert und beschloss dann offenbar diese Chance zu nutzen, denn plötzlich sprang sie auf und eilte schnellen Schrittes davon. Ich schüttelte leicht den Kopf über ihr Verhalten und wandte mich dann, mit einem leicht entschuldigenden Lächeln, wieder unserem Gastgeber zu.
    "Wenn du mir die Frage erlaubst, ehrenwerter Cleonymus, aber kanntest du meine Tante gut? Ich arbeite mich derzeit durch ihre Aufzeichnungen und habe deinen Namen mehr als einmal gelesen."
    Er hatte sie als Geschäftspartnerin bezeichnet und ich ging davon aus, dass das bedeutete, dass er sie durchaus näher kannte, auch wenn ich noch nicht viel über ihre geschäftlichen Tätigkeiten herausgefunden hatte.

    Einen Moment lang stutzte ich etwas, als Cleonymus Tante Urgulanias Namen nannte, denn ich war mir sicher, dass ich ihn ihm gegenüber nicht genannt hatte. Und da ich genau wusste, dass Urgulania nicht das einzige weibliche Mitglied meiner Familie war, das längere Zeit in Alexandria gelebt hatte, konnte er auch nicht so ohne weiteres darauf gekommen sein. Wurde ich etwa von diesem alexandrinischen Beamten ausspioniert seit ich in der Stadt war? Ich war mir sicher, dass das nicht sein konnte, denn welchem Zweck sollte es jemandem dienen eine junge Frau aus Gallia auszuspionieren? Aber trotzdem blieb ein merkwürdiges Gefühl.
    "Ja, das war sie in der Tat." erwiderte ich unverbindlich, aber natürlich weiterhin mit einem freundlichen Lächeln. Ich war froh, dass er dann das Thema wechselte und grinste sogar ein wenig.
    "Du musst entschuldigen, die gute Paula lebt sehr behütet im Haus ihrer Familie in der Basileia und hat selten Gelegenheit für derlei Dinge." sagte ich und stiess Paula etwas unsanft mit dem Ellenbogen an, was sie laut quieken liess, aber zumindest dafür sorgte, dass sie sich vorübergehend etwas gesitteter verhielt.

    Während wir uns unterhielten hatte Paula etwas anderes gefunden, dem sie ihre Aufmerksamkeit widmen konnte, denn sie hatte einen weiteren Mann entdeckt, der ihr Interesse weckte und den sie nun fast anstandslos und vulgär anstarrte. Ich selbst hielt mein Interesse da doch lieber bei meinem Gesprächspartner.
    "Sofern ich die Gelegenheit erhalte und sich etwas interessantes anbietet, werde ich wahrscheinlich auch dort studieren. Meine Tante war dort ebenfalls als Schülerin und soweit ich das aus ihren Briefen herauslesen konnte, muss es eine sehr erfüllende Erfahrung gewesen sein."

    Ich hatte natürlich keine Ahnung von den Gefühlen und Gedanken des Cleonymus, auch wenn ich das unbestimmte Gefühl hatte, dass meine Antwort bei ihm auf wenig Freude stiess. Ich hätte ihm natürlich sagen können, dass ich auf der Flucht vor meiner Mutter war und nach Alexandria gekommen war um mich ihrem Zugriff zu entziehen. Doch ich kannte den Mann nicht gut genug um ihm dies direkt auf die Nase zu binden.
    "Da ich nicht vor habe allzu bald nach Gallia zurückzukehren, habe ich noch keine wirklich konkreten Pläne. Als erstes habe ich vor ein wenig mehr über meine Tante zu erfahren, die lange her gelebt hat. Und ich möchte auf jeden Fall etwas Zeit im Museion verbringen."

    Ich nahm einen weiteren Bissen und trank einen Schluck, während ich ihm zuhörte und mir in Gedanken eine Antwort zurechtlegte.
    "In erster Linie treibt mich die Neugierde hierher." sagte ich dann wahrheitsgemäss. "Ich hörte von so vielen, dass Alexandria eine Stadt ist, die man wenigstens einmal im Leben gesehen haben muss und da dachte ich mir, dass ich das doch einmal tun sollte." Auch das war ja tatsächlich wahr.

    "Nun, dass du dir deinen Hals brichst, wollen wir ja auf keinen Fall." sagte ich und gab Amastris mit einem Wink zu verstehen, dass wir uns dem Verginier anschliessen würden. Diese quittierte sie mit einem mürrischen Nicken, auch wenn sie sich natürlich in das Schicksal ergab.
    "Ich bin seit einigen Tagen in Alexandria. Eigentlich komme ich aus Gallia Lugdunensis und auch wenn ich nicht weiss, wie es in Germania oder Britannia ist, so kann ich dir bestätigen, dass wir nie grosse Probleme mit der Bewässerung unserer Felder hatte." Ich lachte leicht. "Aber das ist ein Thema, mit dem ich mich nicht wirklich auskenne."
    Bevor es dann allerdings die Gelegenheit gab das Thema der Feldbewässerung weiter zu vertiefen, gab es den nächsten Zwischenfall. Irgendwie schienen wir hier von einem halb peinlichen Akt in den nächsten zu stolpern, was ich allerdings durchaus amüsant fand. Offenbar hatten mir die Götter diesen jungen Korsen zu meiner Zerstreuung geschickt.
    Das ganze nun folgende Spektakel bewunderte ich mit grossem Interesse und auch einer gehörigen Portion Spass, denn zu sehen, wie die Kinder den Wagen enterten und danach von Mamercus 'gepflückt' wurden, war ein ziemlich lustiger Anblick.
    Als alles vorbei war, Mamercus wieder an meiner Seite stand und der Händler auf uns zukam, war ich dann allerdings etwas perplex. Statt dem Verginier für die Rettung der Waren zu danken, erging der Händler sich in eine ausschweifende Dankesrede, die an mich adressiert war.
    Ehe ich etwas erwidern konnte, drückte er mir auch bereits ein Stück Melone in die Hand, das ich erst kurz betrachtete, ehe ich etwas sagen konnte. Das er Mamercus als meinen Sklaven betitelte verwirrte mich einen kurzen Moment lang, doch da dieser nichts dagegen sagte und mir stattdessen zuzwinkerte, räusperte ich mich leicht und sagte dann:
    "Du brauchst mir nicht zu danken, es war mir eine grosse Freude dir zu helfen. Und es ist gut zu wissen, dass mein Sklave auch noch andere Qualitäten hat als sein Aussehen. Du musst wissen, ich habe ihn eben erst erstanden und war mir bis jetzt noch nicht ganz sicher über seine zukünftige Verwendung."
    Ich blickte zu Mamercus. "Ich hatte schon befürchtet, dass ich ihn nur als Dekoration im Atrium aufstellen könnte, aber offenbar ist er doch für mehr zu gebrauchen. Ich muss also auch dir danken." sagte ich und lächelte dem Händler zu, ehe ich genüsslich in das Melonenstück biss.

    Während Paula leicht zu kichern begann, lächelte ich schlicht freundlich und kam der Einladung des Gymnasiarchen sehr gerne nach und nahm Platz. Die dargebotenen Speisen betrachtete ich voller Interesse und bediente mich dann daran, wobei ich natürlich eine vornehme Zurückhaltung an den Tag legte. Auch Paula hatte es, trotz ihres peinlichen Gekichers, geschafft Platz zu nehmen. Im Gegensatz zu mir hatte sie allerdings keine Augen für die Speisen, sondern musterte lieber eingehend den Mann, der das Tablett präsentierte.
    Um mich selbst ein wenig vom peinlichen Verhalten meiner Begleiterin abzulenken machte ich mich daran die Konversation mit dem Beamten in Gang zu bringen.
    "Das ist wirklich köstlich." sagte ich, als ich den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte. "Deine Küche entspricht voll und ganz dem, was man über sie sagt."

    Auch wenn mein Gesprächspartner vorgab zu verstehen, was ich gesagt hatte, so hatte ich das Gefühl, dass dem nicht so war. Ich befürchtete, dass er auch weiterhin davon ausging, dass ich in irgendeiner Mission hier war. Da ich in diesem Moment nicht wirklich wusste, wie ich ihn vom Gegenteil würde überzeugen können, liess ich es erstmal dabei bewenden. Vor allem auch, weil der Verginier dann zum Thema Obst zurückkehrte.
    "Auf dieser Seite des Mare Nostrum ist es, meines Wissens nach, stets heiss und meist trocken. Eine wirkliche Verbesserung zu meinem bisherigen Wohnort, wenn ich das so sagen darf."
    Als er dann zu Boden ging, unterdrückte ich krampfhaft ein lautes Lachen, denn ich wollte den armen Kerl weder beleidigen noch verärgern, wusste ich doch noch nicht so genau, ob er nicht vielleicht ein Geisteskranker war, der mir gefährlich werden konnte.
    "Einen anderen Teil des Marktes aufzusuchen klingt nach einer guten Idee." sagte ich und blickte mich um, denn er hatte Recht was die Qualität dieses Marktabschnittes anging.
    "Allerdings kenne ich mich hier überhaupt nicht aus, denn ich bin erst seit kurzem in Alexandria und hatte noch keine Gelegenheit den Markt zu erkunden."

    Während wir uns umsahen und ich auch hier den Anblick der bunt gemischten alexandrinischen Bevölkerung bewunderte, kam eine junge Frau auf Paula und mich zu. Die von ihr ausgesprochene, direkte Einladung des Gymnasiarchen war natürlich eine Ehre und wir kamen ihr unverzüglich nach indem wir der Frau folgten, als sie uns zum Gymnasiarchen führte.
    "Chaire, ehrenwerter Gymnasiarchos." begrüsste ich den fraglichen Beamten dann höflich, als wir ihm gegenüber standen. "Ich danke dir für die freundliche Einladung zu diesen Festlichkeiten. Das ist so viel mehr, als ich so kurze Zeit nach meiner Ankunft in Alexandria an kulturellen und gesellschaftlichen Ereignissen erwartet hatte." Es waren solche Momente, in denen auch eine junge Frau wie ich wusste, dass ein halbwegs gutes Benehmen einem das Leben erleichtern konnte.
    "Ich bin Iubellia aus dem Geschlecht der Iunii und dies ist Paula aus der Familie der Pilii." stellte ich mich und meine Begleiterin dann erst einmal vor.

    Das Gespräch, das bisher eher unverfänglich und seicht und dadurch auch recht angenehm war, machte nun plötzlich einen etwas merkwürdigen Schwenk. Das der Verginier mir von seiner Familie erzählte und auch seine etruskische Abkunft erwähnte, war zwar etwas ungewöhnlich für ein erstes Gespräch, aber noch durchaus nachvollziehbar, denn manche Menschen hatten halt das Bedürfnis mit ihrer Abstammung hausieren zu gehen. Doch dann war ich etwas verwundert, als er meinte, dass ich möglicherweise hier war um für jemanden zu arbeiten. Ich blickte ihn etwas verwirrt an. "Salinator?" fragte ich irritiert. Natürlich hatte ich den Namen schon mal gehört, aber da ich mich für die Reichspolitik bisher noch nie interessiert hatte, verband ich damit eigentlich nichts weiter.
    "Für Gegner arbeiten? Bei den Göttern, ich bin doch nur hier um mir den Markt anzusehen und etwas Obst zu kaufen." sagte ich dann, völlig ehrlich und noch immer mit einem verwirrten, vielleicht auch etwas naiven Gesichtsausdruck.

    Es war schon erstaunlich. Ich war erst seit sehr kurzer Zeit in Alexandria und wohnte dementsprechend auch noch nicht lange im hiesigen Haus meiner Familie und trotzdem war meine Anwesenheit bemerkt worden. Der Maiordomus war mehr als nur erfreut gewesen, als eine Einladung das Haus erreichte. Gut, das Schreiben war nicht explizit an mich gerichtet gewesen, aber wie er mir versicherte, war es seit langem das erste richtige Schreiben, das angekommen war, abgesehen von diversen Werbeschreiben alexandrinischer Betriebe.
    Der Mann, der da einlud, war mir unbekannt, aber natürlich kannte ich das Amt des Gymasiarchen. Und der Name des Mannes war für mich mittlerweile auch nicht mehr unbekannt. Ich hatte die letzten Tage damit verbracht viel in den Aufzeichnungen meiner Grosstante zu lesen und da war ich natürlich auch auf den Namen Cleonymus gestolpert. Offenbar war er soetwas wie ein politischer Verbündeter gewesen, zumindest dann wenn es beiden gelegen kam und darüber hinaus unterhielt Tante Urgulania wohl auch eine geschäftliche Beziehung zu ihm, auch wenn ich nicht wusste, welcher Art diese Beziehung war. Aber vielleicht würde ich das ja beizeiten herausfinden.
    Doch an diesem Tag, dem Tag der Neptunalia, galt es erst einmal die Gelegenheit zu nutzen um selbst ein paar interessante Menschen kennen zu lernen und vielleicht ein paar erste Kontakte zu knüpfen.
    In Begleitung von Amastris und einem kräftigen Sklaven hatte ich mich auf den Weg gemacht um der Einladung nachzukommen. Am Tag zuvor hatte ich noch meine erste Bekanntschaft in Alexandria - eine neugierige Nachbarstochter, die direkt am Tag meiner Ankunft schon an der Porta stand um sich vorzustellen - gefragt ob sie mich begleitete und da sie zusagte waren wir nun am Kapeleion Archaon angekommen.
    Während Amastris, mein Sklave und die Begleiter meiner Bekannten sich nach dem Betreten des Schauplatzes abkapselten und in der Masse der Bediensteten, die auf ihre Herren warteten, untertauchten, schauten Pilia Paula (die neugierige Nachbarin) und ich uns ein wenig schüchtern um.

    Ich begann laut zu lachen. Wieder etwas, dass sich für eine junge Dame meines Standes nicht ziemte und das mir einen bösartigen Blick von Amastris einhandelte. Aber auch das war mir egal, denn der Verginier war schlichtweg ein Mensch der bisher einen angenehmen Sinn für Humor an den Tag legte.
    "Nun, dann werden wir am besten wirklich darauf verzichten, dir deine Haare zu rauben. Einen guten Preis wird der Perückenmacher dafür vermutlich eh nicht zahlen für so kurze Borsten." sagte ich zwinkernd.
    Welche Gedanken ihm beim Klang meines Namens durch den Kopf gingen, konnte ich weder wissen noch auch nur ansatzweise erahnen. Ich wusste allerdings, warum ich mich bei meinem Namen umblickte. Der Name Iunia weckte bei vielen Alexandrinern Erinnerungen an meine Grosstante, die hier in Alexandria wirkte und die von vielen Teilen der Bevölkerung geliebt und sogar ein klein wenig verehrt wurde.
    Doch da Mamercus, wie er sagte, gerade frisch aus Italia gekommen war, würde er davon sicherlich nichts wissen. Allerdings mochte es sein, dass der Name meiner Familie derzeit in Italia einen besonderen Klang hatte, wovon ich allerdings gar nichts wusste, schliesslich war ich nur eine Sechzehnjährige, die gerade erst vor ein paar Tagen aus Gallia hergekommen war.
    "Ebenjenem. Wenn auch aus einem eher unbedeutenden, kleinen Seitenzweig."

    Als der junge Mann anfing zu lachen, hätte ich beinahe ebenfalls gelacht, doch hielt ich mich erstmal zurück, denn es wäre ja viel lustiger die ganze Sache noch ein wenig länger auszukosten.
    "Du weisst ja nicht, welcher Art meine Beute ist. Vielleicht bin ich ja auch eine Diebin, die ihren Opfern die Haare raubt um sie an Perückenmacher zu verkaufen. Ich lenke die Opfer ab und meine Begleiterin hier zieht ihnen einen Knüppel über den Schädel." sagte ich und blickte ihn dabei vollkommen ernst an. Amastris Blick verfinsterte sich derweil und ich war mir ziemlich sicher, dass ich mir von ihr später noch eine gehörige Standpauke anhören durfte.
    "Nun Mamercus, Frischimport aus Ostia, es ist mir eine Freude. Du wirkst zumindest nur halb so dröge wie die übrigen Römer, denen ich hier begegnet bin. Ich bin Iubellia von den Iunii." stellte ich mich dann ebenfalls vor und warf dabei einen Seitenblick auf die umgebenden Menschenmassen, denn ich hatte die Erfahrung gemacht, dass der Name meiner Familie, egal wie leise man ihn flüsterte, in Alexandria stets die Blicke der Einheimischen auf sich zog.

    Als ich das Haus meiner Mutter in Gallien verliess, hatte ich einige Zielorte zur Auswahl. Ich hätte nach Rom gehen können, wo ein Grossteil meiner Verwandten war, oder nach Germanien, wo es auch den einen oder anderen Iunier gab. Doch stattdessen hatte ich mich dazu entschieden nach Alexandria zu gehen. Der Grund dafür war simpel und trug den schlichten Namen Urgulania.
    Mein Vater hatte mir oft von seiner Tante erzählt und ich hatte sie vor vielen Jahren auch einmal kennengelernt und war von ihr fasziniert gewesen. Während ihrer Zeit hier in Alexandria schrieben wir uns regelmässig Briefe und sie erzählte mir von ihrem Leben in dieser Stadt, die sie so viel mehr zu lieben schien als Rom.
    Die Entscheidung war mir leicht gefallen, denn aus Urgulanias Briefen wusste ich, dass Alexandria die richtige Stadt war, wenn man als Frau etwas anderes erreichen wollte als einen passablen Mann zu heiraten. Und genau darauf hatte ich nun mal so gar keine Lust und daher folgte ich den Spuren meiner Grosstante.
    Das alexandrinische Haus meiner Familie war für die Spurensuche dann auch eine wahre Fundgrube und so sass ich, etwa eine Woche nach meiner Ankunft, in einem bequemen Sessel im Peristylium, neben mir ein kleiner Tisch voller Schriftrollen und Tabulae: Urgulanias Aufzeichnungen, Korrespondenzen und Gedanken. Aufmerksam las ich in den interessanten Dingen, die meine Grosstante niedergeschrieben hatte und fühlte bereits, wie ich mich ihr und dem Kern ihres Wesens langsam annäherte. Mit allem, was ich las, wurde jene Frau mehr und mehr Vorbild und Inspiration.

    Na das war ja wieder typisch, selbst hier, in Alexandria, tausende von Meilen von meiner gallischen Heimat entfernt, passierten die gleichen Dinge wie daheim. Wie schon dort immer, wurde ich auch hier auf dem Markt von einem Mann angerempelt. Offenbar war das eine universelle Eigenart der Männer. Vielleicht gar eine Krankheit? Dem sollte ich beizeiten einmal im Museion nachgehen, denn die Medici dort würden sicherlich etwas dazu sagen können.
    Doch jetzt seufzte ich erstmal leise und freute mich, dass er mich zumindest nicht vollständig umgeworfen hatte. Die gallischen Männer waren da nicht immer ganz so zimperlich gewesen.


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Herrin!"
    rief Amastris da dann auch schon voller Entsetzen und lediglich mein schnelles Handheben hielt sie davon ab völlig erbost über den armen Kerl herzuziehen.


    Ich besah mir den Mann, während er sich entschuldigte und musste unwillkürlich lächeln, denn zum einen waren seine Ausreden gar nicht mal so unkreativ und zum anderen war er auch irgendwie niedlich. Über solche Gedanken verpasste ich es fast seine Frage zu beantworten, aber nur fast.
    "Vielleicht bin ich auch einfach hier in dieser Ecke, weil ich eine Diebin bin, die nach Opfern sucht." sagte ich mit einem Zwinkern.

    Nach einigen Tagen, in denen ich mich lediglich im Haus meiner Familie aufgehalten hatte und die ich dazu genutzt hatte das Haus und seine Einwohner kennen zulernen, war mir schlicht das Dach auf den Kopf gefallen. Ich war in einer der aufregendsten Städte der Welt und wollte endlich mehr davon sehen. So hatte ich beschlossen an diesem Tag ein wenig in der Stadt herumzuwandern und Eindrücke zu sammeln.
    Während des Herumwanderns führte mich mein Weg dann auch auf den grössten Markt des Mittelmeerraums. Der alexandrinische Fremdenmarkt war vor allem eins, nämlich voller Menschen. Ein irrsinniges Gemisch der verschiedensten Sprachen war zu hören und es lag der typische Grossmarktgeruch in der Luft.


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Herrin, das ist völlig inakzeptabel. Eine junge Dame eures Standes sollte sich nicht hier rumtreiben."


    Wie immer hatte Amastris, die Frau, die mich seit meiner jüngsten Kindheit erzogen und versorgt hatte, etwas an meinen Taten auszusetzen. Fast bereute ich es, dass ich sie mitgenommen hatte. Auch wenn ich dagegen, wie ich aus Erfahrung nur zu gut wusste, eh nichts hätte tun können.
    "Mir ist es egal, was für eine junge Dame meines Standes akzeptabel ist. Wir sind hier nicht in Rom und schon gar nicht in der Nähe meiner Mutter. Niemand hier kennt mich oder weiss wer ich bin, also stell dich nicht so an."


    http://img405.imageshack.us/img405/3132/amastris.png "Aber Herrin, wenn ihr Obst haben wollt, könntet ihr auch einen der nutzlosen Haussklaven losschicken um es euch zu holen."


    Das sie selbst auch nur eine Sklavin war, vergass meine Begleiterin in diesem Moment, wie so oft, aber da ich keine Lust hatte dieses Thema erneut zu erörtern, überging ich dies einfach und schaute mich weiter an den Obstständen um.

    Es dauerte einige Minuten, ehe der Sklavenjunge zurückkehrte. Ich hatte gerade die Augen geschlossen und ein wenig vor mich hin geträumt, als ich das Knarren der Tür hörte. Ich seufzte ein wenig, als ich die Augen wieder öffnete und den Jungen vor mir sah.
    Er trug einen grossen, hölzernen Teller, auf dem einige Speisen lagen. Sein Blick wirkte leicht ängstlich und er zitterte leicht. Ich versuchte sein Alter einzuschätzen und kam zu dem Schluss, dass er vermutlich in seinem Leben noch nicht oft die Gelegenheit hatte ein Mitglied meiner Familie zu sehen. Er musste hier in einem Haus aufgewachsen sein, in dem die Sklaven ohne einen Herren vor sich hin lebten und das Haus am Laufen hielten.
    Ich deutete auf den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand und gab ihm zu verstehen, dass er den Teller dort abstellen sollte, was er auch sofort tat. Da ich vor allem meine Ruhe haben und essen wollte, gab ich ihm einen Wink zur Tür um ihn zu entlassen und als er dann ging, wirkte er ziemlich erleichtert.
    Ich erhob mich derweil vom Bett und ging zu dem Tisch hinüber um mir die bereiteten Speisen anzusehen. Es war einfache Kost, wie ich es bestellt hatte, da ich davon ausgegangen war, dass die Speisekammer auch nicht unbedingt auf ein opulentes Mahl vorbereitet war. Ich nahm mir etwas Brot vom Teller und steckte es mir in den Mund. Kauend ging ich dann durch das Zimmer und schaute mir alles etwas genauer an. Auch einen Blick aus dem Fenster riskierte ich und war von dem, was ich draussen sah recht angetan. Alles in allem empfand ich meinen Aufenthalt in Alexandria bisher recht angenehm und war mir sicher, dass ich mich hier wohlfühlen würde, wenn ich mich erstmal eingewöhnt hatte.
    Noch immer durch den Raum gehend, aß ich noch etwas weiter und beschloss dann, dass ich mich erstmal ein wenig ausruhen musste. Ich legte mich also auf das Bett und schloss erneut die Augen um einige Zeit zu schlafen.

    Nachdem ich mich im Grossteil des Hauses umgesehen hatte, kam ein kleiner Sklavenjunge zu mir um mir mitzuteilen, dass mein Zimmer bereit sei. Da ich es kaum erwarten konnte mich nach der langen Reise ein wenig zu entspannen und vielleicht auch etwas anderes anzuziehen, liess ich mich dann auch direkt in das bereitstehende Zimmer führen.
    In dem Cubiculum schaute ich mich dann ersteinmal schnell um und sah sofort, dass es sehr eindeutig seit langem von niemandem mehr bewohnt worden war, denn auch wenn die Sklaven sich Mühe gegeben hatte, auf die Schnelle alles herzurichten, hatten sie es nicht geschafft diesen verschlafenen Eindruck zu entfernen, den jeder Raum vermittelte, der lange nicht genutzt worden war. Meine Mutter hätte nun sicherlich dafür gesorgt, dass der Raum erneut von den Sklaven gesäubert und wohnlicher gestaltet wurde, doch ich war noch nie ein solcher Pedant gewesen wie sie. Daher störte ich mich daran nicht weiter und schickte einfach nur den Jungen weg, damit er nach der Mahlzeit sehen konnte, die für mich bereitet wurde.
    Ich selbst liess mich nun erstmal auf das Bett plumpsen und atmete durch, während ich den Raum eingehender betrachtete. Es war an sich recht hübsch hier und ich hatte nicht den Eindruck, dass es mir hier an irgendetwas fehlen würde, wenn man von der Gesellschaft von Verwandten absah. Aber auf die legte ich auch nicht unbedingt so viel wert, denn sonst hätte ich ja auch bei meiner Mutter in Gallien bleiben können und das war bei weitem keine wünschenswerte Möglichkeit.