Beiträge von Thorbrand

    Es war das erste Mal, daß er seine Paradeuniform tragen durfte. Sicherlich eher unüblich für einen Tiro, doch die Personalknappheit der arg ausgedünnten Truppe gestatte es. Die Modalitäten waren ihnen bereits im Formaldienst eingetrichtert worden, so sah es zu mindest so aus als seien die Neuen ebenso kriegerisch und martialisch anzusehen wie die Veteranen.
    Thorbrand versuchte einen Blick auf den Neuen Kommandeur zu erhaschen,...was eher der Neugierde als einem Erkennen diente. Der neue Kommandant war ihm genauso fremd und fern wie der alte.
    Sein Hengst Lir stad starr wie ein Standbild. Ab und zu schnaupte er,...mehr nicht. Thorbrand war immer noch nicht so recht angekommen in dieser Welt aus Disziplin und Unterordnug. Lir hingege schon.
    Es hieß nach der Kommandoübergabe würde es heißen Würzwein geben,...Thorbrand wünschte sich angesichts der leicht frostigen Temperaturen, daß die Zeremonie rasch vorbei sein möge.
    Ein wenig Abseits hatten sich die Gäste aus Rom plaziert,...seltsam arrogante Kerle. Taten so als stünden sie über allem. Jedermann mied sie,...Thorbrand auch.

    Warum nur? Warum musste dieser Koloss auf ihm einprügeln? Das Übungsschwert sah in dessen Pranke aus wie ein Puggio, beim Zuschlagen ersetzte er mangelnde Eleganz mit brachialer Effizienz.Fast schon taumelnd blockte er die Hiebe ab, jedoch spürte er, daß ihn langsam die Gelenke schwollen. Er dankte den Göttern für die kleine Parierscheibe am Übergang zwischen Klinge und Griff,...mit ihrer Hilfe gelang es so manchen Hieb abzulenken.
    Doch dann geschah das worauf er instinktiv gewartet, ja fast schon gehofft hatte,...beim parieren des letzten mörderischen Hiebes splitterte das Holz seine Übungsschwertes und stob auseinander wie eine Pusteblume im Wind.
    Das schien den Koloß nicht wirklich aufzuhalten. Thorbrand sah neben sich einen alleinestehenden Tiro, glitt zu ihm, borgte sich dessen Übungsschwert und beschloß den Riesen nun zu ärgern. Gegen dessen Urkraft war auf Dauer kein Kraut gewachsen, zumals der Kerl offenichtlich keine Ermüdung zeigte. Thorbrand beschloß mit List und Tücke vorzugehen und die Kraft des Riesen sowie dessen aufgrund der Größe langsameren Bewegungen mit blitzschnell Stellungswechseln und fintenreichen, gemeinen kurzen Schlägen mit Flacher Klinge auf ungeschützte Körperpartien, wie den Waden, den Unterarmen, dem äußeren Bizebs. Immer wieder gelang es Thorbrand mit der geliehenen Klinge dem Riesen einige klatschende Treffer zu landen...wie die rötlich geschwollenen Male bald zeigten. Doch das kostete ihn einiges an Kraft und bald schon wurden seine Finten weniger schnell...

    Noch ein wortgewaltiger Schreihals. Thorbrand drehte sich um und erkannte den vormals umgänglichen Offizier von der Musterung wieder.
    Seltsamerweise erschien dieser jetzt in einem anderen Licht.
    Die Ausbilder schienen eine Menge Respekt vor diesem Mann zu haben...verhalten grinsend stellte er für sich fest, daß es immer einen gibt der noch höher steht. Seltsamerweise half ihm das immer wieder die wohlwollenden Missetaten der älteren Equites, die sich wie sadistische größere Brüder oder Cousains aufführten zu ertragen.
    Unter der Ägide des Scarpus hoffte Thorbrand also nun den Exerzierplatz in einem Stück und ohne allzu heftige Blessuren verlassen zu können.

    Thorbrand war überrascht wie schwer dieses Übungsschwert war. Natürlich nicht so schwer wie die heimischen Breitklingen oder die Axt, aber er fragte sich wie er das Ding in einem Kampf vom Rücken eines Pferdes ordentlich führen sollte ohne daß es ihm das Handgelenk brach. Während er dieses hölzerne Ziel mit gezielten Stichen und einer Abfolge von Hieben und Stichen attaktierte bekam er aus dem Augenwinkel mit wie einige der Hilfsausbilder die Neulinge,...Tirones immer wieder traktierten. Ein besonders bösartiges Exemplar hatte gerade seinen Nachbarn derart mit der Flachen Klinge gegen den Rücken geschlagen, daß dieser mit hochrotem Gesicht und feuchten Augen seltsam verkrampft fortfuhr sein Übungsschwert immer schwächer gegen seinen hölzernen Gegner zu führen.
    Grinsend kam er auf Thorbrand zu. Die Waffe in die Handfläche tätschelnd und voller Tatendrang. Wie beiläufig stellte er sich so, daß er den Wüterich im Augenwinkel hatte als er seine Schläge und Stich ausführte. Just im Moment des heimtückischen Zuschlagens wechselte er seine Position und der Schlag ging ins Leere.
    Thorbrand wirkte wie jemand der konzentriert seine Übung vollzieht. Bevor der verdutzte und zweifellos erzürnte Eques einen weiteren Hieb setzen konnte ertönte die Stimme des Decurios und Thorbrand gesellte sich zu den Kameraden.
    Dabei kniff er dem Sadisten ein Auge zu und ließ die Zunge schnalzen...
    ...tierischen Ärger,...aha...
    Sein Gegenüber war einen Kopf größer als er...prima...

    Thorbrands Stimmung tendierte gegen Null. Bisher hatte er hier zweierlei erfahren;
    Sadistische Gleichgültigkeit oder boshafte Hinterhältigkeit. Das Leben als Tiro, als Neuer war geprägt durch Willkür der Älteren und völliges auf sich selbst gestellt sein. Er war hartes Kriegerleben gewohnt, aber es gab in seinen Kreisen keinerlei Willkür oder gar Boshaftigkeit. der Einzelne war hier wichtig, so wie es aussah wollte die Ala auf diese Weise die Spreu vom Weizen trennen und jene, die offensichtlich nicht zum System passten aussondern.
    Als der Befehl zum Sammeln kam, raffte er unter den abwertenden Blicken eines älteren Equites seine Ausrüstung zusammen. Immer einen Blick auf das Gesicht des Mannes werfend ob er das gerade gepackte Ausrüstungsteil auch brauchte. Doch dort regte sich nichts, stumm und starr wie ein Drachenbug an einem Schiff ragte der Ältere hervor und verbreitete Unsicherheit und Angst. Welche nicht unberechtigt war. Die Disziplinarstrafen waren allgegenwärtig und spreizten sich von Stall ausmisten über Latrine reinigen bis hin zum Wachdienst.
    Einer der Tirones ist auf seiner Wache eingeschlafen und musste einen Spießrutenlauf durchlaufen. Thorbrand selner schlug nur zum Schein auf den bereits blutigen Rücken, während besonders die Älteren mit scheinbarer Freude in den blutigen Matsch schlugen. Es war fraglich ob der Mann die Tortur überlebte...sicher er hatte Leib und Leben der Kameraden gefährdet,...wer auf der Wache einschlief hatte jetzt den blutigen Rücken des Unglücklichen vor Augen. Das Exempel war effektiv und die Bilder des Mannes am Ende seines Weges sehr präsent.
    Thorbrand beschloß den Älteren zu ignorieren und nahm alle Waffen und den ovalen Schild mit. Es würde so oder so etwas falsch sein...
    Auf den Exerzierplatz angekommen sah er, daß sie einige Tirones ähnliche Gedanken gemacht hatten, andere jedoch nicht. Diese sahen jetzt leichenblass umher und suchten in ihrer Hölle andere die sie mit ihnen teilen würden. Je länger Thorbrand darüber nachdachte, umso mehr erschien es ihm als ein Fehler hierher zu kommen. In diesem Zustand des Zweifels wartete er auf die Worte des Ausbilders...

    Thorbrand betrat die Stallungen und winkte einen der Calones zu sich. Ein vierschrötiger Kerl kam auf ihn zu und starrte ihn an.
    Thorbrand Sigurssohn, ich soll hier auf Geheiß des Duplicarius Galeo Rustius Philus mein Pferd in Empfang nehmen.
    Der Calone grunzte etwas und hieß ihm mit einer Geste ihm zu folgen.
    Thorbrand tat dies kopfschüttelnd. Die Freundlichkeit bei der Legion hatte er deutlich unterschätzt.
    Der Calone verließ die Stallungen und führte Thorbrand zu einem großläufigen Pferch in welchem ein einzelnes Pferd stand.
    Rund um den Pferch standen wie beiläufig einige Männer, zu zweit oder dritt und schienen zu erwarten was nun geschehen würde.
    Der Calone grinste Thorbrand an und öffnete das Gatter. Dein Pferd!
    Thorbrand betrat den Pferch und der Kopf des Pferdes ruckte in seine Richtung. Das Gatter schlug zu und die Schaulustigen verteilten sich um den Pferch.
    Thorbrand kam sich vor wie ein Gladiator in einer Arena, so wie er sie einmal in CCAA besucht hatte, bevor er hierher kam.
    Das Pferd beobachtete Thorbrand und sein Muskelspiel deutete darauf hin, daß er auf der Hut war.
    Immer wieder tänzelte das Pferd und die Stimmung am Rand des Pferchs stieg.
    Thorbrand besann sich und atmete tief durch. Zu den Mannbarkeitsritualen auf Thule gehört es sich ein wildes Pferd aus der Herde zu holen. Anscheinend war dieses Pferd störrisch, was die wachsende Zahl an Schaulustigen zeigte.
    Thorbrand ging auf das Pferd zu und kurz vor ihm stieg die Stute auf. Wirbelnd schoßen die Vorderhufe auf Thorbrand zu.
    Es war ein schönes Pferd mit flauschigen Ohren. Unter großem Raunen wich Thorbrand den Hufen mit einem kleinen Seitenschritt aus, ebenso den Auskeilenden Hinterhufen. Das Pferd war gut, es würde einem unbedarften Barbaren sicherlich die Knochen brechen...später im Kampf.
    Thorwald gelang es das Geschirr an der Wange zu packen zu bekommen und schwang sich auf den Rücken des verblüfften Pferdes.
    Dann beugte er sich vor, klammerte seine Oberschenkel um den mächtigen Brustkorb und biss dem Pferd in das rechte Ohr.

    Thorbrand hielt es für sinnvollden absurden Forderungen zügig nachzukommen. Was Liegestützen waren hatte er ja schon erklärt bekommen und ein paar bei der Musterung gemacht. Er kannte diese Form der Ertüchtigung nicht musste jedoch zugeben, daß sie es in sich hatte. Nach 40 begannen seine Handgelenke ein wenig zu schmerzen, nach 45 zogen sich seine Schultermuskeln unangenehm zusammen.
    50...mit beginnenden Schweißausbruch im Nackenbereich erhob er sich und baute sich vor dem Vorgesetzten auf. Dabei achtete er darauf sich nicht ganz auszufahren...besser ist besser.

    Die Suche nach Duplicarius Galeo Rustius Philus gestaltete sich wesentlich unkomplizierter als die vorherige Suche nach seiner Unterkunft.
    Dieser suchte schon nach ihm und verschaffte Thorbrand den Eindruck, daß es sich bei Duplicarius Galeo Rustius Philus um einen tobsüchtigen, mit einem mächtigen Brüllorgan ausgestatteten und ob seiner körperlichen Größe höchst geltungsbedürftiger kleiner Mann sei.
    Thorbrand stand steif vor den wütend sabbernden Ausbilder und verstand nur die Hälfte weil er bei dem Gegeifer und Gesabber stets an Garm denken musste. Und tatsächlich vermittelte der wütende kleine Mann ihm das Gefühl vor der Pforte vonNiflheim zu stehen.
    Gerade fragte er sich wie man wohl bei ihm zuhause mit einer derartigen Kreatur umgehen würde und gerade als er zu dem Schluß kam, daß man ihn wohl Kielholen würde wurde ihm gewahrt, daß der Mann wohl Name gesagt haben mußte, denn er starrte ihn von unten herab an, wobei es Thorbrand schien, daß der kleine Mann es irgendwie fertigbrachte auf ihn hinabzublicken.
    ...ääh, ...Thorbrand Sigurssohn, Herr... Unglaublich, daß er den Kerl auch noch Herr nannte, doch es erschien ihm angesichts seines momentanen Status bei der Truppe opportun.

    Thorbrand fragte sich bis zu seiner Turma durch. Dabei fiel ihm die fast schon ablehnende Haltung der Kameraden im Castellum auf. Für sie war er anscheinend eine Belastungen, ja eine Bedrohung. Anders als in seinem Clan kam er sich hier im Kreise der Krieger als Aussenseiter vor. So besserte sich seine Laune nicht gerade und war beim Erreichen der Ausbildungsturma auf dem Tiefpunkt angelangt. Verschwitzt ob des heißen Sommertages und erschöpft ob der schweren Ausrüstung ließ er die beiden Säcke mit seiner Habe und der verstauten Ausrüstung auf den Boden fallen. Ein Fehler der er umgehend bereute, denn es stieg eine dicke Staubwolke auf die ihn mit einer feinen Schicht bedeckte. Nun war er ein verstaubter und schmierig verschwitzter, schlecht gelaunter junger Mann der in der guturalen Muttersprache ein Zwiegespräch mit dem Gott hielt, den er für all das hier verantwortlich erachtete und mit Vorwürfen überschüttete. Doch wie so oft antwortet der Gott nicht und sandte stattdessen jemanden der die Dinge der stellvertretend für ihn in die Hand nahm, vermutlich weil er zu beschäftigt war um sich um die harmlosen Belange eines Thorbrand Sigurssohn zu kümmern.
    Dieser bemerkte, dass zwei Säcke äußerst widerspenstig sein konnten wenn es hieß Hasta und Iaculatii vom Boden aufzuheben. Einer der beiden machte sich immer die Schwerkraft zu nutze und brachte den Versuch nach den Waffe zu greifen mehrmals zum Scheitern.


    Vielleicht solltest du die Säcke zusammenbinden und einen vorn und den anderen hinten lagern,...dann klappt´s auch mit solchen Vorhaben.


    Thorbrand hörte auf vor sich hinzufluchen und starrte auf den Mann der vor ihm stand. Wie er selbst war der Mann in die Rüstung der Ala gekleidet, nur sah er nicht so aus als sei er von Thule bis hierher gerobbt. Und entgegen der einsilbig mürrischen Kerle auf dem Weg hierher schien er durch die Beobachtung von Thorbrands vergeblichen Versuch die Physik zu überlisten, freundlich amüsiert.


    Tolle Idee, ärgerte sich Thorbrand und band die Säcke mit einem Lederriemen zusammen.
    Mit Schwung warf er sich einen auf den Rücken und während der andere vor seiner Brust baumelte hob er mit ein wenig Geschick die Wurfspieße und die lange Lanze auf.
    Dankbar sah er dorthin wo der Kamerad noch kurz vorher gestanden hatte.
    Jedoch war da keiner mehr. Sein Blick suchte ihn im Umkreis, doch er blieb verschwunden.
    Nachdenklich betrat er die Baracke,...fragte sich bis zu seiner Stube durch und knallte sein Gepäck auf eine freie Liege. Nachdem er seine Spieße sicher deponiert hatte ließ er sich erleichtert schnaufend auf der Liege nieder und sah sich in der Stube um. 8 Betten standen dort,...es war recht eng und er fragte sich was hier wohl abging wenn alle 8 Bewohner anwesend waren. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er einen leicht säuerlich ranzigen Geruch, welcher im Raum hing. Ganz ähnlich dem Schlafbereich in der Langhütte der Knechte.
    Plötzlich schreckte er auf und sprang in die Höhe;
    Bei Thor´s Nüssen,...wie hieß noch der Kerl bei dem ich mich melden mußte?

    Süd-Östliche Ecke...bei Thor wo sollte das denn sein? Bevor er allzu ratlos wirkte, schob er wieder den stoisch introvertierten Zeitgenossen in sich vor und entgegnete.Die Ausrüstung passt soweit.
    Dabei sah er an sich herunter und stellte fest, daß er im Grunde aussah als wolle er in den Krieg ziehen.
    Auch wenn ihn die Sache mit dem Pferd etwas wurmte, schließlich war er hier bei einer Ala, hatte er nun ein Ziel...die Ausbildungsturma.
    Gut,...dann mache ich mich mal auf zur Ausbildungsturma... Was auch immer das sein mochte,...Turma...seltsame Begriffe hatten sie hier, dachte er während sich sein leerer Magen wieder einmal meldete. Entschuldigend lächelnd packte er sein enormes Gepäck und verließ das Officium in Richtung Südost.

    Thorbrand kam zurück um seine abgelegten Sachen zu holen. Doch bevor er wieder wie ein Muli vor dem Scriba stand besann er sich eines besseren und klopfte zuerst an die Türe des Officiums. Nach der Aufforderung trat er ein und meldete, Ich habe meinen Schwur geleistet,...wo muss ich nun hin?Hoffentlich zu seinem Pferd...oder zumindest seine Stube.
    Er musste langsam mal etwas essen bevor sich der Scriba vor ihm in einen am Spieß gebratenen Hammel verwandelte...

    Thorbrand nahm die Atmosphäre des Raumes in sich auf. Die Situation war ihm nicht unbekannt vor einigen Jahren nahm er an Ritualen teil, welche ihn vom Knaben zum Mann und Krieger machen sollten.
    Die sonore Stimme des Herren eines wohl höheren Offiziers inmitten der Heiligtümer ließ ihn erschaudern und den bei seiner Reise durch das Castellum immer wieder vorgesagten Schwurs auf der Tabula mit klarer Stimme aufsagen;
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA Wie ein unsichtbarer Mantel legte sich in diesem Augenblick das Bewußtsein um seine Schultern. Er war nun durch Eide gebunden.
    Nach einem Moment des in sich gehens, nickte Thorbrand dem Herrn zwischen den heilgen Gegenständen der Römer und nun auch seinen zu und verließ den Raum.

    Thorbrand wiederstand dem Reflex sich schnell umzudrehen und nahm Haltung an. Die Stimme des Mannes hinter ihm und die Mienen der Männer vor ihm machten Thorbrand klar, daß hier jemand wichtiges hinter ihm stand.
    Thorbrand Sigurssohn, Herr,...ich bin zum Gelöbnis bereit!
    Mehr gab es nicht zu sagen, er war nun schon soweit gekommen. Für ihn gab es inzwischen kein Zurück mehr.
    In steifer Haltung und mit starrem Blick wartete er auf die Entgegnung des "Herren".

    Zumindest äußerlich und mit deutlich martialischerem Aussehen eines Equites betrat Thorbrand das Rekrutierungsgebäude verstaute seine Habe, nebst Sattel und Ausrüstung an einer unauffälligen Stelle und klopfte erneut an die bekannte Porta. Nach Aufforderung trat er ein und meldtete sich.
    Ich habe meine Ausrüstung nun empfangen,...und bin bereit für den nächsten Auftrag!
    Welcher hoffentlich in Richtung Stallung führen würde.

    Thorbrand sah den Mann ernst an,...ins Rekrutierungsbüro,...schon wieder?
    Hier wiehert ja eher der Amtsschimmel als ein vierbeiniger Untersatz.
    Er verabschiedete sich und bemühte sich bepackt wie ein Muli einigermaßer würdevoll und ohne Verluste die Horrea zu verlassen.
    Bei den aufgeschnappten Gesprächsfetzen begann sein Magen knurrend seine Anwesenheit und momentane Verfassung kundzu tun.

    Verhalten grinsend nahm Thorbrand die Tabula entgegen. Im Geiste erinnerte ihn diese Unterhaltung an Dialoge zwischen dem alten Knecht Aris und seinen Helfern. Heb´hier, stell´da,...ein außerordentlich probates Mittel um Dumme dumm zu halten. Die Liste indeß gab Auskunft über seine zukünftige Verwendung der Freizeit. All diese Ausrüstungsgegenstände mit dem Namen zu versehen hieß für deren Erhalt und Funktion Sorge zu tragen.
    Das würde hier sicher nicht anders sein als zu Hause.
    Nur die Strafen für Vernachlässigung dürften ungleich drakonischer ausfallen.
    Als Biblius mit dem ersten Schwung der Ausrüstung ankam, sämtlich Kleidungsstücke, begann Thorbrand mit der Anprobe.
    Biblius hatte offenbar einen guten Blick, die Sachen passten, wackelten und hatten Luft. Die Caligae waren noch recht hartlederig und schnitten ein wenig ins Fleisch der Füsse, doch er wußte schon wie man sie geschmeidig bekam.
    Er warf die inzwischen herbeigebrachte Hamata über und schnallte sich Cingullum und Spatha um. Er zog das längere Reiterschwert und befand, daß es feiner gearbeitet war als sein eigenes Schwert, jedoch fehlten die Verzierungen.
    Ein kleiner Test brachte die Erkenntnis zu Tage, daß es scharf genug war um sich notfalls damit zu rasieren. An seinem Daumen das Blut ablutschend schob er es zurück in die Scheide.
    Dann begutachtete er den Rest der Ausrüstung, wunderte sich über die Maske, denn in seiner Kultur war es üblich dem Feind sein Gesicht zu zeigen.
    Nach der Überprüfung der Ausrüstungsgegenstände hatte er keinerlei Schäden festgestellt und sortierte die Ausrüstung so, daß sie platzsparend und klapperfrei in den Satteltaschen verschwand.
    Vor den beiden Lageristen stand ein voll ausgestatteter Equites einer römischen Ala,...was nur fehlte war der passende Untersatz für den Sattel.
    Thorbrand ritzte seinen Namen in die Tabula griff den Sattel mit angebrachter Satteltasche und warf ihn über die Schulter. In die rechte Hand nahm er die beiden Iaculae. Wenn das alles ist,...wo muss ich jetzt hin? Er hoffte in den Stall...

    Thorbrand lehnte sich an den Thresen und entgegnete, angenehm überrascht über die freie Rede des Mannes,
    Nun,...mir geht es gut, ...meine Aufregung am Anfang hat sich gelegt...ich habe einen Offizier kennengelernt,...anscheinend der Medicus des Stützpunktes.
    Er sah den Mann an, ob er anhand der Beschreibung wußte wen er meinte,
    ...tja und noch diverse Wachsoldaten und den Scriba des Rekrutierungsbüros....naja,... Er machte eine kleine Geste mit der Hand, ...und jetzt euch hier in der Horrea...