Mit stoischer Ruhe verharrte Beroe dort, wo man sie abgestellt hatte. Lediglich mit einem Tablett bewaffnet, auf dem einige Leckereien angerichtet waren, wartete sie, bis sich einer der hohen Herrn in ihre Nähe verirrte. Bis dahin ließ sie ihre Gedanken schweifen. Der Helvetier hatte ja schon Nerven, dachte sie. Dass er ausgerechnet eine wie sie zur Bedienung seiner Gäste hatte einteilen lassen. Nicht auszudenken, wie kompromittierend es werden konnte, wenn vielleicht einer ihrer ehemaligen Kunden unter den Gästen war!
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Gäste sich näherten. Nachdem ein anderer Sklave die drei Senatoren mit Getränken versorgt hatte, ging sie auf sie zu und bot ihnen einige Häppchen an. Sie versuchte dabei so unauffällig wie möglich zu wirken. Schließlich wollte sie niemanden stören oder gar irritieren.
Beiträge von Iunia Sibel
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Beroe nickte nur stumm und sah dann beschämt zu Boden. Damals, als Morrigan sie in der Gosse aufgelesen hatte, war sie nicht ganz aufrichtig zu ihr gewesen. Ihr hatte sie mit keinem Wort erwähnt, dass sie während der Wirren des Bürgerkrieges auf nicht ganz so legale Weise zu ihrer Freiheit gekommen war. Sie hatte es verschwiegen, weil bis vor wenigen Wochen, bevor Varus kam, sich sowieso niemand mehr dafür interessiert hatte.
„Er sagte, ich sehe unglücklich aus und davon hat er sich auch nicht abbringen lassen können.“
Morrigans Blick musste unweigerlich auf das Lederbändchen mit dem Anhänger gefallen sein.. Die Perserin selbst trug nun auch solch einen Anhänger, der sie als Varus´ Sklavin auszeichnete. Aus der Traum, von der Freiheit. Für sie beide. Nichts, so glaubte Beroe, würde jemals wieder so sein, wie es war.
„Nachdem du verschwunden warst, kam er und fragte, ob sich hier noch mehr entflohene Sklaven versteckten. Dabei hat er mich so seltsam angesehen, als ob er durch mich hindurchsehen könnte und die Wahrheit bereits wüsste. Ich hatte irgendwann gegenüber den Mädchen einmal eine Bemerkung gemacht, dass ich… im Bürgerkrieg, nach dem Tod meiner Domina… du weißt schon. Varus meinte, dieses Ding hier gäbe mir Sicherheit. Wenn ich von nun an seine Sklavin bin…“ für die nächsten fünfundzwanzig Jahre. Und wieder wollte der Groll, gepaart mit ihrem Schmerz hochkochen, den sie bereits kurz nach dem ersten Gespräch mit Varus empfunden hatte. „Von nun an soll ich in seinem Haus dienen, weil er glaubt, mir damit einen Gefallen zu tun. Doch in Wahrheit ist es das größte Unglück für mich!“, fuhr sie schluchzend fort.
Morrigan hatte ihr das Bündel mit ihren Habseligkeiten abgenommen und schloss kurzerhand den Laden. Sie bot ihr an, nein, sie drängte sie zu den Clinen hin, um dort Platz zu nehmen. „für einen kurzen Moment wollte doch noch Hoffnung in ihr aufkeimen. Doch was konnte Morrigan denn schon tun? Sie, die sie nun selbst nur noch eine Sklavin war.
Beroe hatte Platz genommen und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht. Das Temperament der Perserin fuhr noch einmal zu alter Größe auf. Sie würde sie nicht eher gehen lassen, bis dass sie über alle Hintergründe Bescheid wusste. Und irgendwie fühlte sich Beroe ihr verpflichtet, ihr wenigstens jetzt die ganze Wahrheit anzuvertrauen.
Für eine Weile blieb Beroe stumm. Doch dann stellte sie ihr eine eher ungewöhnliche Frage. „Meinst du, du könntest mir einen Gefallen tun?“ -
Die drei Frauen hätten unterschiedlicher nicht sein können! Da war zum einen die Amazone, die wohl aus einer reinen Protesthaltung heraus auf eine angemessene Garderobe verzichtet hatte. In ihrer einfachen schnöden naturfarbenen Tunika tanzte sie sofort aus der Reihe. Auch Kosmetik oder zumindest den Hauch eines Duftöls suchte man bei ihr vergeblich. Die Nubierin, die auf Beroe einen eher verhaltenen Eindruck machte, hatte wenigstens ein anderes Tuch gewählt und ein recht angenehmes Duftöl aufgetragen. Nur bei der Lykierin hatte man den entfernten Eindruck gewinnen können, es mit einer von Aphrodites Dienerinnen zu tun zu haben.
Schweigsam entfernten sich die Drei von der Casa. Ähnlich wie Shani warf auch Beroe hin und wieder einen verstohlenen Blick auf ihre Mitstreiterinnen. Irgendwann blieb es natürlich nicht aus, dass sich ihre Blicke trafen, woraufhin sich Beroe schnell verlegen wieder abwandte.
Schließlich war es Varia, die das bleierne Schweigen durchbrach, denn ihr sollte ja dieser Abend gewidmet sein. Einen Plan? Gewiss hatte Beroe einen Plan. Doch den behielt sie schön für sich. Auch das Geld interessierte sie nicht sonderlich. Also der perfekte Ausgangspunkt für einen gelungenen Abend zu Dritt. Shani schien der ganze Abend von Anfang an recht suspekt zu sein. Erst recht, als es darum gehen sollte, Commodus‘ Geld auf den Kopf zu hauen. Für sie schien das etwas Anrüchiges zu sein. Erst recht weil sie nicht nur Sklaven, sondern auch noch Frauen waren.
„In der Subura gibt es massenweise Taberae, wo wir hingehen können“… notfalls auch ins „Aedes iste Laetitia“. „Dort kenne ich mich gut aus.“ Sie lächelte etwas schüchtern. Wenigstens hatte sie nun auch ein paar Worte gesagt und zum möglichen Erfolg des Abends einen Teil beigetragen. Eines aber fragte sie sich dennoch: Ob die beiden wussten, was Beroes vorheriges Betätigungsfeld gewesen war? -
Nachdem die ersten Gäste von einigen Sklaven ins Atrium geleitet worden waren, bot man den Gästen sofort Erfrischungen und Häppchen an. Natürlich wurde auch der Gastgeber vom Eintreffen seiner Gäste unterrichtet.
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Wulfgar | Ianitor
Wie erwartet, sollte die Tür zur Casa Helvetia heute nicht still stehen. Wulfgar, der Ianitor würde noch ordentlich viel zu tun haben an diesem besonderen Abend. Gleich drei der geladenen Senatoren trafen in recht kurzen Abständen nacheinander ein. Der Germane öffnete und machte dabei ein freundliches Gesicht, als er die Gäste herein bat. Einige bereitstehende Sklaven geleiteten die drei Senatoren zum Atrium. -
Die Vorbereitungsarbeiten für den großen Empfang, der bereits in zwei Tagen stattfinden sollte, liefen bereits auf Hochtouren. Es gab Arbeit ohne Ende. Und doch war Beroe an diesem Tag besonders beschwingt an ihre Pflichten herangegangen, denn sie wusste, dass Commodus ihr und all den anderen Sklaven einen freien Abend beschert hatte. So ging ihr die Arbeit an diesem Tag besonders leicht von der Hand. Man konnte sie sogar ein Liedchen pfeifen hören, während sie den Boden geschrubbt hatte.
Bevor sie und die anderen das Haus verlassen hatten, hatte Beroe noch ein Bad genommen und sich danach richtig in Schale geworfen. Eines ihrer Kleider aus dem Lupanar, welches nicht zu aufreizend war, hatte sie übergestreift. Etwas Schminke ließ ihr Gesicht nun erstrahlen und ein paar Handgriffe hatten das offene Haar zu einer hübschen Hochsteckfrisur werden lassen. Die goldfarbene Bernsteinkette von Avianus um ihren Hals rundete ihr liebreizendes Erscheinungsbild noch ab.
Eingehüllt in eine nachtblaue Palla trat sie nun mit Shani und Varia hinaus auf die Straße. Sie wollte gegenüber den beiden Frauen nicht abweisend erscheinen und hatte daher beschlossen, vorerst einmal in ihrer Gesellschaft zu verbleiben. Später, wenn es nicht zu sehr viel Aussehen erregte, würde sie dann ihres Weges gehen, der sie direkt zum Tor der Cohortes Urbanae bringen sollte… und hoffentlich noch etwas weiter…
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Beroe warf einen kurzen verstohlenen Blick auf die Vilica, ehe Commodus mit seiner Ansprache begann. Mit Shani hatte sie bisher kaum ein Wort gewechselt. Alles war hier so anders, als sie es vom Lupanar gewohnt war. Und dann dieser Commodus, der ihr völlig suspekt war. Doch wie sich herausstellte, sollte sie sich um ihn bald keine Sorgen mehr machen müssen, nachdem er bekannt gegeben hatte, schon bald ausziehen zu wollen. Mit ihm würde auch Varia das Haus verlassen.
Für Beroe hatte diese Mitteilung wenig Bedeutung, da diese Varia ja völlig fremd für sie war. Umso mehr erregten Commodus‘ weitere Ankündigungen Beroes Interesse. Demnach sollten die kommenden Tage recht arbeitsreich werden. Doch die Aussicht auf einen freien Abend machte dies alles wieder wett. Sie wusste schon genau, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen würde. Dabei würde sie auch nichts von dem Geld benötigen, welches der Helvetier seiner Sklavin anvertraut hatte. Sollten die anderen Sklavinnen nur Varias Abschied feiern. Sie würde stattdessen zur Castra laufen und versuchen, Avianus zu sehen oder ihm wenigstens eine Nachricht zu überbringen.
Endlich! Endlich hatte sie eine Gelegenheit, um ihm mitzuteilen, was geschehen war. Innerlich hüpfte sie vor Freude und schenkte daher Commodus´ Worten keine größere Beachtung mehr. Ihre Gedanken waren bereits bei dem morgigen Abend. Erst nachdem sie bemerkt hatte, dass Varia und Shani etwas gesagt hatten, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Helvetier. „Ja, Dominus,“ sagte sie brav, auch wenn sie nicht so genau wusste, wozu sie eben ja gesagt hatte. -
Beroe war erst seit einigen Tagen in der Casa gewesen. Es war noch alles neu für sie. Den anderen Sklaven gegenüber begegnete sie vorerst etwas zurückhaltend, da sie noch nicht wusste, wie sie sie einzuschätzen hatte. Ihr ständiger Begleiter aber war ihre Sehnsucht nach Avianus, ganz gleich, was sie gerade machte.
Seit ihrer Ankunft war es wohl keinem aufgefallen, dass sie ihr verhasstes Lederband mit dem anhängenden Täfelchen nicht mehr trug, was sie als Varus‘ Sklavin brandmarkte. Varus selbst hatte bei ihrem Eintreffen einen recht beschäftigten Eindruck gemacht, der wenig Zeit für solcherlei Kleinigkeiten ließ. Zumindest hatte er kein Wort darüber verloren, denn wenig später war er verreist, wie es hieß. Während seiner Abwesenheit hatte sein Verwandter Commodus das Sagen, der für sie noch schwieriger einzuschätzen war, als alle anderen im Haus.Serrulus, der Sklavenjunge hatte sie schon vor einer Weile davon in Kenntnis gesetzt, dass sie sich später im Atrium einfinden sollte. Es sei wichtig, hatte er betont. Allerdings hatte sie über ihre Arbeit und dem ständigen Grübeln, wie sie Avianus wiedersehen konnte, offenbar die Zeit vergessen. Als es fast schon zu spät war, rappelte sie sich endlich auf und begab sich zum Atrium, wo bereits zwei Sklavinnen und auch Commodus bereits auf sie warteten. Ganz verlegen gesellte sie sich zu ihren Standesgenossinnen und begrüßte den Helvetier. Wenn er ähnlich liberal eingestellt war, wie Varus, dann würde er ihre Verspätung sicher nicht krumm nehmen.
„Salve, Dominus. Bitte entschuldige meine Verspätung.“ -
Zitat
Original von Morrigan
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Aber erst mal musste sie das jetzt hier hinter sich bringen. Sie drückte also die unscheinbare Tür zum Lupanar auf und schlüpfte hinein. Der Mann der die Tür bewachte wollte gerade etwas sagen, doch dann erkannte er sie wohl und nickte ihr zu „Willkommen zurück.“ ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus und er legte seinen fast zahnlosen Mund frei.
Sind die anderen auch da?
Ja die Mädels sind drin geh nur rein. Schön das du wieder da bist.
Danke.Sie ging also den Gang bis in Atrium. Fast schüchtern war ihr Lächeln, als sie dort Greta und Ines sah.
Die Beiden aber hielten sich nicht zurück und stürmten auf Morrigan zu um sie auch sogleich in die Arme zu schließen.
Bist du es wirklich? Er hat es also geschafft der Helvetier? Er hat dich von den Claudiern weg bekommen? Wie geht es dir? Bleibst du hier? Und was ist das?
Greta war es die Morrigan mit all diesen Fragen bestürmte.
Komm wir setzen uns und du erzählt uns alles ja?
Da das wohl mehr eine Aufforderung denn einer Frage war, kam Morrigan dieser nach, vielmehr ließ sie sich zu den Clinen ziehen und dort wurde sie platziert.„Das -“ sie nahm den Anhänger in die Hand, den Varus ihr gegeben hatte. „Nun das zeigt wem ich nun gehöre. Er hat mich ja schließlich gekauft. Ich soll für ihn das Lupanar leiten und er will mich wohl frei lassen.“
Im weiteren Verlauf folgte ein kurzer abriss der Geschehnisse in der Villa Claudia. Morrigan gab aber nur das nötigste preis. Greta und Ines war das wohl bewusst, aber sie bohrten auch nicht weiter nach.
„Wo sind Dedina und Sibel?“ fragte Morrigan schließlich und hoffte, dass die beiden auch zugegen waren.Beroes letzte Tage im Lupanar waren angebrochen. Eine Flucht hatte sie nicht noch einmal gewagt. In ihrer Verzweiflung hatte sie gehofft, Avianus würde noch einmal vorbei schauen, bevor sie ging. Doch er kam nicht. So würde sie also gehen, ohne ihn vorher noch einmal gesehen zu haben. Dementsprechend erbärmlich fühlte sie sich. Sie würde zugrunde gehen, wenn sie ihn nun noch ein weiteres Mal verlöre.
Schließlich kam der Tag, an dem Morrigan ins Lupanar zurückkehrte. Eigentlich hätte Beroe sich freuen müssen, sie wieder zu sehen. Schließlich war sie ihren Häschern entkommen. Der Helvetier hatte sie freigekauft. Damit hatte er ihr wohl das Leben gerettet. Beroe wollte sich gar nicht erst vorstellen, was man mit ihr angestellt hatte.
Unten im Atrium hörte sie freudig erregte Stimmen. dies war für sie das Zeichen, dass sie nun gehen musste. Ihre Habseligkeiten hatte sie zu einem Bündel zusammen gepackt. Ein letzter Blick zurück in ihr Zimmer, das ihr für einige Monate Heimstatt und Arbeitsplatz zugleich gewesen war.Dann ging sie nach unten. Als sie das Atrium betrat, formte sich doch noch ein Lächeln um ihre Lippen.
„Morrigan!“ Sie lief auf sie zu und umarmte sie. „Wie schön, dich wieder zu sehen!“ Sie konnte es nicht vermeiden, einige Tränen zu vergießen, als sie sie freundschaftlich umarmte. „Wie schade nur… dass ich nun gehen muss.“ -
Vorsichtig und lautlos hatte sie auch die letzten Treppenstufen hinter sich gelassen. Nur noch wenige Schritte, dann war sie frei! Das einzige Hindernis stellte noch Vigo dar, den man zu Dracons Nachfolger gemacht hatte. Ein übler Kerl, der viel zu oft seine Nase in Sachen steckte, die ihn rein gar nichts angingen. Obwohl doch eigentlich eigentlich seine Aufgabe darin bestand, für Ordnung zu sorgen und die Lupae vor Übergriffen ihrer Kundschaft zu schützen. Wenn der Alkohol in Strömen floss, war schon mancher friedliche Mann zum rasenden Hitzkopf geworden.
Beroe hatte einen Moment gezögert. Schau ihm nur nicht in die Augen, hatte sie sich immer wieder vorgesagt. Einfach schnell an ihm vorbei gehen, ihm gar keine Beachtung schenken.
Als endlich glaubte, bereit zu sein und in seine Richtung lief, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg. Beroe s Herz wollte stehen bleiben. Als er sie ansprach. Mit einem Mal war all ihr Mut im Sande versiegt. „Ich äh… ich wollte nur…“ Und tatsächlich, im Atrium herrschte Hochbetrieb. „Ich geh ja schon!“, fügte sie schließlich enttäuscht hinzu. Ihre Flucht war bereits gescheitert, bevor sie richtig begonnen hatte…~Finis~
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[Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam
Die besänftigenden Worte des jungen Soldaten verfehlten ihre Wirkung nicht. Mirjam fühlte sich tatsächlich etwas besser, als er ihr versicherte, dass ihr, ihrem Mann und der Taberna keine Gefahr mehr drohte. Wie man in ihrem Viertel aber im Nachhinein zu ihr stehen würde, blieb noch abzuwarten. Wenn herauskam, dass sie Nachbarn und andere teils angesehene Bewohner Trans Tiberims an die Urbaner verraten hatte, würde sie hier keinen‚ Fuß mehr auf den Boden bekommen.
„Ich danke dir, du bist ein guter Mensch. Meine Rachel war auch in deinem Alter, als sie starb.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie. Doch ihren Gram um das Verlorene konnte man nicht übersehen. Vielleicht war es sogar ganz gut, wenn sie von hier fort zogen. Irgendwohin in eine andere Stadt.
„Soviel ich weiß, treffen sie sich immer im Verborgenen und auch immer wieder an anderen Orten, weil sie sich davor fürchten, entdeckt zu werden. Man kommt also nur zu ihren Treffen, wenn man zuvor einen von ihnen kennengelernt hat und man dazu mitgenommen wird. Am besten fragt Sarah! Sie…“[Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah
Mirjam verstummte, als sich plötzlich die Küchentür öffnete und gleich darauf Sarah, gefolgt von dem Optio, erschien. Auch ihr erster Blick fiel auf die Wirtin. Man hätte meinen können, sie errötete bei dem Anblick. Doch schnell wandte sie sich wieder dem Optio zu, der sie soeben entlassen hatte. Nun konnte sie sich wohl ganz offiziell zu den geheimen Informanten der Urbaner zählen. Welch zweifelhafte Leistung! Deshalb hatte sie es vielleicht auch plötzlich so eilig.
„Ich danke dir, Optio! Vale.“ Damit verabschiedete sie sich und lief zum Ausgang. -
Nickend nahm sie Varus‘ letzte Anweisungen entgegen, dann wandte sie sich um und ging. Nein, eigentlich floh sie aus seinem Tablinum, mit dem seltsamen Gefühl, welches sie nicht recht zu deuten wusste. Ihr war nicht klar, ob sie sich freuen oder heulen sollte. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss. Da war ihr Bett, dass völlig durchwühlt war und dessen Geruch noch entfernt an Avianus erinnerte. Dort stand die Truhe, in der sie seine Geschenke verwahrt hatte, bevor er ging. Sie ging zur Truhe, öffnete sie und nahm die Kette und die Tabula heraus. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und betrachtete stumm die wunderbaren Geschenke. Bei dem Anblick der Tabula und dem Gedanken an das gegebene Versprechen, Avianus eine gute Schülerin zu sein, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Und dann war da noch die schöne Bernsteinkette, deren leuchtende Steine an die Strahlen der Sonne erinnerten. Sie hatte sie nicht einmal angelegt, als er bei ihr gewesen war! Weil sie ja dieses andere „Geschmeide“ um ihren Hals zu tragen hatte. Plötzlich obsiegte ihre Wut und sie zog ganz fest an dem Lederband. Sie zog so fest, dass es an seiner schwächsten Stelle riss. Sie nahm das Band samt dem metallenen Anhänger und warf ihn achtlos an die Wand. Klirrend fiel das metallene Täfelchen zu Boden.
Ihr Weinen war heftiger geworden. Es war, als ginge endgültig alles verloren, was ihr doch so wichtig gewesen war. Statt ihrem Sklavenhalsband legte sie nun die Bernsteinkette ab. Dann wischte sie ihre Tränen weg und kramte in ihrer Truhe nach einem Handspiegel. In dem fahlen Gegenbild entdeckte sie ein verheultes Gesicht einer jungen anmutigen Frau, die ihr ähnelte und die eine hübsche Kette um den Hals trug.
Beroe legte den Spiegel beiseite und griff nach der Tabula. Wenn sie doch wenigsten ein paar Buchstaben hätte schreiben können! Ein paar Buchstaben nur hätten vielleicht ausgereicht, um Avianus mitzuteilen, dass sich ihr Leben gerade kolossal änderte. Stattdessen aber konnte sie nicht viel damit anfangen. Trotzdem zählte sie zu ihrem wertvollsten Besitz.Langsam aber unablässig manifestierte sich eine Idee in ihrem Kopf. Sie musste zu ihm! Jetzt, sofort! Irgendwie musste er es erfahren, dass es bald noch schwieriger werden würde, sich mit ihr zu treffen. Aber wenn sie nun ging, warum ging sie dann nicht für immer? Eine Flucht… sie hatte es schon einmal gemacht. Und irgendwie war es ihr gelungen, sich durchzuschlagen. Wie eine Katze war sie wieder auf allen vieren gelandet. Warum sollte es nicht auch diesmal klappen?
Überstürzt erhob sie sich und räumte ihre Habseligkeiten aus der Truhe. Ein wenig Geld hatte sie ja. Das würde für ein paar Tage reichen. Sie packte alles, was ihr wichtig war in einen Beutel... für den Fall, dass sie tatsächlich nicht mehr zurück kommen würde.
Dann ging sie zur Tür. Jetzt und hier würde sie einen Schlussstrich ziehen.
Leise schlich sie sich hinaus, sah sich um und ging weiter, als sie wusste, dass die Luft rein war. Dann kam sie zur Treppe. Stufe für Stufe tastete sie sich voran, immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden. Nur noch ein paar Schritte bis hinunter, dann schnell durchs Atrium gehuscht und schon war sie auf und davon. Doch die Treppe erwies sich als besonders gefährlich, weil sie so gut einsehbar war. Jetzt nur nicht entdeckt werden, mahnt sie sich selbst und ging weiter. -
Endlich hatte er mir seiner dämlichen Fragerei aufgehört. Wahrscheinlich war er dessen überdrüssig geworden, weil er gemerkt hatte, dass sie auf keinen Fall die Identität ihres Geliebten preisgeben würde. Um dies zu erreichten, hätte er mit weitaus schwereren Geschützen aufwarten müssen.
Letztendlich legte er nun fest, was mit Beroe von nun an geschehen sollte. Dass heute bereits ihr letzter Tag als Lupa sein sollte, traf sie doch unverhofft, doch noch mehr schockierte sie, dass sie in wenigen Tagen schon von hier weg sollte. Varus‘ Aussage war ja in dieser Hinsicht recht schwammig gewesen. „Die Tage“ konnte viel bedeuten. Schlimmstenfalls konnte „die Tage“ bereits morgen sein. Und überhaupt, wenn sie nun keine Kunden mehr zu bedienen hatte, dann bedeutete das ja dann auch, dass sie ihr Zimmer räumen musste, um von nun an bei den gewöhnlichen Sklaven zu schlafen.
„Danke, Varus.“ Allerdings klang ihr Dank doch leicht schwermütig. „Ich werde dann mein Zimmer räumen. Darf ich jetzt gehen?“ Beroes Gedanken waren bereits schon weit weit weg. Genauer gesagt waren sie längst bei Avianus und sie fragte sich, was der wohl tun würde, wenn er feststellen musste, dass sie nicht mehr da war... -
„Nein,… nein das ist er nicht.“ Damit musste sie sich wohl geschlagen geben. Ernüchtert schlug sie kurz die Augen nieder. Wieder einmal würde sich wieder alles in ihrem Leben ändern und wieder würde es damit auch schwieriger werden, Avianus zu treffen. Wenn er das nächste Mal hierher kam, dann würde sie wahrscheinlich schon fort sein. Und als ob das nicht schon genug war, ließ Varus einfach nicht locker. Er forderte es regelrecht heraus, dass sie es sich jetzt und hier vor ihm eingestehen sollte, dass Avinus sie nicht ihretwillen liebte, sondern nur auf ein paar nette Stunden mit ihr aus war. Doch diesen Gefallen tat sie ihm nicht.
„Er musste für längere Zeit weg. Wir verloren uns aus den Augen… ich kam in den Carcer… und nach meiner Entlassung traf ich Morrigan. Erst vor einigen Monaten trafen wir uns wieder. Er hatte geglaubt, ich sei tot…“ -
Weiterhin versucht Varus zuversichtlich zu sein und ging auf Beroes Einwände ein. Offenbar lag ihm viel daran, dass ihr Traum wahr werden würde. Er hatte sogar schon eine Lösung parat, die er ihr auch sofort unterbreitete. Ja, selbst freilassen wollte er sie! Allerdings hatte das Ganze doch auch noch einen beträchtlichen Haken. Dass sie das Lupanar verlassen sollte und bei einer Fremden leben und arbeiten sollte, gefiel ihr gar nicht. „Dein Vorschlag ist sehr großzügig, aber ich dachte, ich könnte hier im Lupanar bleiben.“ Wie sollte denn Avianus sie sonst finden können? Andererseits würde er sie dann vielleicht schon früher frei lassen… vielleicht. Je länger sie darüber nachdachte, umso unschlüssiger wurde sie. Als er dann auch noch weiter bohrte, um doch noch den Namen ihres geheimnisvollen Liebhabers zu erfahren, wusste sie plötzlich wieder genau, wofür sie sich entscheiden sollte. „Er will nicht nur meinen Körper, er liebt mich wirklich. Das weiß ich genau! Und er ist weder Senator noch ist er verheiratet. Wir kennen uns schon lange, eigentlich schon aus Misenum.“ Dort, im Hause seines Freundes hatten sie sich zum ersten Mal gesehen, als sie noch Sklavin der Aurii war, nichtsahnend dass sei einmal sehr viel füreinander empfinden würden. Doch erst viel später, nach dem Ende des Bürgerkriegs hatten sie sich wirklich kennen und lieben gelernt.
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Dass er sie nun zu trösten begann, hätte sie wohl am wenigsten erwartet. Als seine Hand ihren Kopf berührte, war sie noch leicht zusammengezuckt. Nun hob sie ihr verheultes Gesicht so dass ihr Blick unweigerlich auf ihn fiel. Varus wischte ihr einige Tränen von der Wange und versuchte, etwas Aufmunterndes zu sagen. Was er allerdings dabei wohl völlig außer Acht ließ, war die Konsequenz daraus. Was würde denn mit Kindern geschehen, die sie als Sklavin gebar? An sie würde automatisch das Los der Sklaverei übergehen. Sie wären dann auch nur eine Sache, die man verkaufen und ausbeuten konnte.
„Ich möchte, dass meine Kinder frei geboren werden. Dass niemand sie als Sklaven verkaufen kann. Sie sollen es einmal besser haben.“ Natürlich war dabei auch ihre Arbeit als Lupa hinderlich. Aus diesem Grund hatte sie auch nie ein Kind ausgetragen, wenn sie aufgrund ihrer Arbeit schwanger geworden war. Und es musste ihr auch klar sein, je öfter sie das tat, umso mehr sank auch die Chance ein gesundes Kind zu gebären.
„An welche Veränderung hast du gedacht?“ Morrigan hatte ihr ja damals schon eine Möglichkeit angedeutet, dass es im Lupanar auch andere Arbeiten gab, bei denen man sich nicht anbieten musste. Allerdings hatten diese weitaus weniger Geld eingebracht.Natürlich hatten Varus ihre Antworten zu seinen Fragen über ihren Verehrer nicht befriedigt. Je mehr sie so geheimnisvoll tat, umso mehr steigerte sie sein Interesse daran. Doch er musste schon Gewalt anwenden, wenn er den Namen aus ihrem Mund hören wollte. Vorerst jedoch versuchte er es, in dem er sie weiter ausfragte.
„Nein… er ist nicht verheiratet. Bitte frag nicht weiter! Ich habe es ihm versprochen, niemanden von ihm und mir zu erzählen.“ Avianus sollte wegen ihr nicht in Schwierigkeiten geraten. Die Verbindung zu ihr konnte ihn erpressbar machen, auch wenn sie dem Helvetius ein solches Unterfangen nicht zutraute. -
Beroe erschrak, als er sie plötzlich anschrie. In ihrer Entrüstung hatte sie nicht bemerkt, dass sie zu weit gegangen war, und zwar in jederlei Hinsicht. Alles war aus ihr herausgesprudelt, alles. Zu viel! Nun begann er ihr noch einmal herunterzubeten, dass er nur ihr bestes wollte und dies alles nur zu ihrem Schutz geschah. Sie hingegen konnte nicht mehr. Sie begann zu schluchzen.
„Es tut mir leid… was ich gesagt habe… und ich bin dankbar… dankbar, dass ich hier sein darf und arbeiten kann. Nur… in fünfundzwanzig Jahren werde ich alt sein… zu alt, um Kinder zu empfangen.“ In diesem Moment wurde ihr klar, wie aussichtslos alles war. Ihr Traum würde ein Traum bleiben. Die Tränen rannen über ihre Wangen und sie ergab sich in ihre Trauer.
Varus allerdings hatte in ihrem Erguss aus Worten etwas herausfiltern können, was ihr, wohl aus Unachtsamkeit, herausgerutscht war. Diese eine Formulierung gab ihm zu denken und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie darauf ansprach.
Seine Fragerei traf sie bis ins Mark. Erschrocken sah sie zu ihm auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was? Ich? Nein, … ich … er ist kein Sklave.“ Sie durfte ihn nicht verraten! Auch wenn Varus sie nun Versprechen köderte. Und außerdem wollte sie das Avianus nicht aufbürden, dass er für sie zahlte. „Ich kann dir nicht seinen Namen nennen.“ Schließlich verschloss sie sich wieder. Auf keinen Fall würde sie Avianus‘ Namen preis geben. -
Irgendwie verstand sie nicht so recht, was der Helvetier eigentlich von ihr wollte. Erst hatte er dafür gesorgt, dass sie nun seine Sklavin war und nun schien es darum zu gehen, was ihre Pläne für die Zukunft waren. Wäre er nicht gewesen, dann sähe ihre Zukunft wohl rosiger aus. Nämlich dann könnte sie irgendwann von ihrem ersparten Geld leben. So musste sie ihm zuerst 25 Aureii zahlen, damit sie überhaupt frei sein konnte. Was also sollte das alles? Wollte er sich über sie lustig machen oder sie dazu antreiben, noch mehr zu tun, um möglichst viel Profit aus ihr zu schlagen?
„Was ich will?“ Fragte sie ihn deshalb ungläubig. „Was ich will, danach hat sich noch niemand erkundigt.“ Außer vielleicht Avianus, doch wie er zu ihr stand, stand hier nicht zur Debatte. „Ja, Helvetius Varus, ich habe Träume. Träume, die mir bisher die Kraft gaben, nicht aufzuhören an sie zu glauben. Ich träume davon, eines Tages mit dem Mann zu leben, den ich liebe und vielleicht sogar Kinder zu haben. Wenn du es genau wissen willst, ich hasse mich dafür, mich tagtäglich anbieten zu müssen. Doch ich tue es, damit es für mich eine Zukunft geben kann. Damit mein Traum wahr wird. Also frag mich nicht, was ich machen möchte. Sag mir lieber, was ich tun soll, damit ich endlich dieses verdammte Ding los werde!“ Sie war laut geworden und wirkte empört. Bei ihren letzten Worten hatte sie ihm das Täfelchen, das um ihren Hals hing, entgegengehalten.
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Auf Varus‘ Einwand wusste sie nichts zu sagen. Alleine schon wegen des Respekts ihm gegenüber. Ganz zu schweigen davon würde sie mit ihm niemals über ihr Verhältnis zu Avianus sprechen. Stattdessen ließ sie ihn weiter reden. Er war noch immer davon überzeugt, besser zu sein, als ihr alter Dominus weil es diese Abmachung zwischen ihnen gab, die sie seiner Meinung nach schützte. Dabei war es ihr auch schon davor gut ergangen, seitdem Morrigan sie mit hierher gebracht hatte.
Dann kam er auf ihre Fähigkeiten zu sprechen, die sie als Sklavin bestimmt gelernt hatte und wie schwer es doch für sie sein musste, sich jedem, der dafür zahlte, hinzugeben…. wie eben jenem Soldaten. Beroe sah auf, als er ausgerechnet Avianus als Beispiel ausgewählt hatte. Ob Varus vielleicht etwas ahnte? War das etwa der Grund für dieses Gespräch? Allein der Gedanke daran machte ihr Angst. Varus durfte unter gar keinen Umständen irgendetwas davon erfahren!
„Im Haus der Aurii war ich nur eine einfache Sklavin. Meistens war ich zum Putzen eingeteilt. Nur gelegentlich bediente ich die Herrschaften. Aber wenn dir so viel daran liegt, dass ich hier nicht mehr als Lupa arbeite, könnte ich stattdessen die Gäste bewirten oder auch für Sauberkeit und Ordnung sorgen.“ Wenn er ihr dafür mit der Summe für den Freikauf entgegen kam, sollte ihr das auch recht sein. Solange sie nur hier bleiben konnte und sie hin und wieder ihren Geliebten hier treffen konnte. Avianus würde sich vielleicht über diese Wendung sogar freuen, wenn er wusste, dass sie ihm dann alleine gehörte. -
Auf Varus‘ Worte hin beruhigte sich Bereo tatsächlich ein wenig. Zumindest verschwand ihr verschreckter Gesichtsausdruck allmählich. Doch das hielt nur kurz. Als er weitersprach und er ihr seine Eindrücke mitteilte, erfasst sie wieder die Angst, er könnte irgendetwas tun, was sie in Zukunft von Avianus trennen könnte.
„Aber ich bin nicht traurig. Ganz sicher nicht!“ entgegnete sie schnell und hoffte so, seine Bedenken zerstreuen zu können. Was wusste Varus denn schon, was ihre Beweggründe waren, im Lupanar zu arbeiten?! Erst recht seit dem er sie nun in der Hand hatte. Natürlich hätte sie liebend gerne eine andere Arbeit gemacht. Aber für die Arbeit im Lupanar bekam sie viel mehr Geld. Geld, dass sie für ihre Freiheit sparte. Und überhaupt, was interessierte es ihn, wie sie sich fühlte? Sie war ja gar nicht wegen der Arbeit unglücklich… es war nur wegen Avianus und dass sie ständig getrennt waren. Schließlich erwähnte Varus auch noch ihren alten Besitzer, der sich doch ganz sicher auch darum sorgte, ob sie glücklich war. Ausgerechnet die Aurii!
„Mein Dominus hat keinen Widerspruch geduldet. Er nahm sich einfach, was er wollte und wann er es wollte.“ Beroe blickte bedrückt auf den Boden vor ihren Füßen. Die Erinnerungen an ihre Zeit in Misenum schmerzten noch immer.