Beiträge von Iunia Sibel

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam


    Mirjam war richtig in Rage geraten, was wohl auch dazu beigetragen hatte, dass der junge Soldat ihr nun Glauben schenkte. Nun ja, vielleicht hatte sie ein bisschen dick aufgetragen. Und dass die Christianer Blut tranken und Menschenfleisch aßen, hatte sie nur einmal auf der Straße aufgeschnappt. Den Christianern, die ihnen seit einigen Wochen beim Wiederaufbau ihrer Taberna halfen, traute sie das zwar nicht zu. Dennoch hatte sie sich bisher nicht zu dem letzten Schritt überwinden können, sich ihnen anzuschließen.
    Der Urbaner allerdings sprach dann etwas an, was wohl jeden anderen dazu veranlasst hätte, sie und ihren Mann mit samt dem ganzen Rest der Christianertruppe dingfest zu machen. Langsam aber sicher fühlte sich die Wirtin in die Enge getrieben. Ja sie wusste dass alles über die Christianer. Andererseits waren sie aber die Einzigen, die ihnen in dieser schwierigen Zeit geholfen hatten und nun auch noch mit anpackten… und zum Dank dafür verriet sie sie nun!
    Mirjams Gesicht nahm eine rötliche Farbe an. Eigentlich schämte sie sich hierfür, doch im Augenblick blieben ihr nicht viele andere Möglichkeiten, um aus der Nummer wieder herauszukommen und gleichzeitig auch noch Neuigkeiten zum Verbleib ihrer Tochter zu erhalten.
    „Es ist nicht so, wie es aussieht! Sie haben sich uns aufgedrängt. Und da mein Mann zu schwach ist, haben wir ihre Hilfe angenommen. Doch für ihre Versammlungen ist hier kein Platz! Mein Mann würde das keinesfalls dulden!“


    Währenddessen in der Küche


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Auch nachdem sie sich entschieden hatte, fühlte sie sich noch immer nicht besser. Ein fahler Geschmack im Mund blieb zurück. Aber sie wusste auch, dass nur ihr Verrat sie noch retten konnte. Also nickte sie bei allem, was der Optio ihr nun sagte. Sie würde von nun an ihre Augen aufhalten und jeden genauer unter die Lupe zu nehmen, der auch nur eine falsche Bemerkung machte. Auch seinen Namen und wo sie ihn finden konnte, prägte sie sich gut ein. „Optio Iunius Avianus, Cohors XII Centuria III,“ wiederholte sie. Sie hoffte auf ihn, dass es ihm gelang sich bei seinen Vorgesetzten für ihre Leute verwendete. Er würde das ganz sicher tun, davon war sie überzeugt. Dieser Urbaner war ausnahmsweise ein guter Mensch. Gott selbst musste ihn ihr geschickt haben, um die Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten vor großem Unheil zu bewahren.
    „Ja, ich bin öfters hier, um Mirjam zur Hand zu gehen,“ antwortete sie ihm. „Kann ich jetzt gehen?“ Sicher würde es mit der Zeit Aufsehen erregen, wenn sie noch länger mit dem Optio alleine sprach.

    Sie zuckte leicht, als seine Finger ihre Wange berührten. Plötzlich war ihr wieder so seltsam zumute. Diese Freundlichkeiten, die er ihr gerade erwiesen hatten, sie dienten einem bestimmten Zweck. Doch was letztendlich dahintersteckte, konnte sie noch nicht ergründen.
    Noch schien Varus guter Dinge zu sein. Er begann ruhig in freundlich das Gespräch, was wohl darauf hindeuten konnte, dass es um nichts „Schlimmes“ ging, weswegen er noch einmal mit ihr sprechen wollte. Doch bereits sein nächster Satz kam ihr so vor, wie ein Messerstich in ihre Brust. Augenblicklich wich ihr Lächeln. Entsetzen stand stattdessen in ihrem Gesicht.
    „Aber, aber wie kommst du darauf? Wieso sollte ich dich anlügen, Domin.. äh Varus? Ich war immer ehrlich zu dir! Ich schwöre es!“ Sie war inzwischen auf ihrem Stuhl zurückgewichen. Mit Varus‘ Anschuldigen hatte sie wohl am wenigsten gerechnet. Sie konnte sich auch nicht erklären, warum er sie beschuldigte. Sie hatte ihn doch nie betrogen!
    Die Antwort aber kam postwendend. Aber auch jetzt konnte sie es sich immer noch nicht erklären. Natürlich, es gab bessere Arbeiten, als das, womit sie sich ihr Geld verdient hatte. Doch wer hätte ihr damals eine ordentliche Anstellung gegeben, als sie in der Gosse gelegen hatte? Noch immer war sie Morrigan für ihre Freundlichkeit und ihren Großmut unendlich dankbar.
    „Aber ich bin gerne hier! Und meine Kunden sind alle zufrieden mit mir? Du musst dich irren!“ Beroe wirkte ganz verschreckt und war schon fast den Tränen nah.

    Zitat

    Original von Morrigan
    Ich möchte mich heute mal an euch alle wenden.
    Auf ein paar Tage im IR kann ich ja nun auch schon zurückblicken.


    Und ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber das Klima hier hat sich in meinen Augen verschlechtert.


    Ehrlich gesagt, ist mir das nicht aufgefallen. Ich versuche, mit meinen Chars eigentlich immer fair zu spielen und wenn ich mal ein Problem mit einem anderen Spieler habe, dann kläre ich das über PN.

    Zitat

    Führer gab's hier im Allgemeinen mal den ein oder anderen Glückwunsch zum Geburtstag, aber auch diese, in meinen Augen recht schöne Tradition scheint eingeschlafen. - Warum ist das so? Sind uns unsere Mitspieler wirklich so egal geworden?


    Beim Durchsehen unseres IR-Kalenders ist mir aufgefallen, dass nur recht wenige, der aktuellen Spieler dort mit ihrem Geburtstag eingetragen sind. Das war früher auch anders... Aber es stimmt schon, das "Geburtstagserinnerungsteam" ist schon lange nicht mehr in Aktion getreten, was allerdings daran liegt, dass die Spieler dahinter mittlerweile inaktiv sind.

    Beroe folgte ihm gleichgültig ins Tablinum. Als er ihr dort einen Platz anbot, setzte sie sich auf den angebotenen Stuhl. Ein wenig Verwunderung darüber konnte man schon ihrem Blick entnehmen. Doch es sollte noch besser kommen: Er schenkte ihr auch einen Becher Wein ein. Was sollte das denn jetzt? Eigentlich wäre es wohl jetzt an der Zeit gewesen, misstrauisch zu werden. Doch stattdessen nahm sie den Becher und trank einen Schluck daraus. Langsam zeigte sich ein zartes Lächeln auf ihren Lippen. Vielleicht hatte sie ja Varus doch ganz falsch eingeschätzt. „Danke,“ sagte sie scheu.

    Auch ihm fiel es sichtbar schwer, sich von ihr zu trennen. Hatte er sie soeben noch einmal sanft in die Kissen zurück drücken wollen, schien doch die Vernunft zu obsiegen. Und auch Beroe wusste, dass sie bereits jetzt schon viel länger beisammen gewesen waren, wie es bei ihren anderen Kunden üblich war. Innerlich verfluchte sie Varus dafür, dass er ihnen für den heutigen Abend einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Doch sie tröstete sich damit, dass ihr nächstes Treffen bestimmt nicht wieder so lange auf sich warten ließe.
    „Ja,“ seufzte sie. „Vielleicht sollte ich das.“ Noch ein letztes Mal küsste sie ihn, bevor sie sich langsam erhob. Dann nahm sie ihre Geschenkte und packte sie in ihre Truhe. Dort waren sie gut verwahrt. Umso unmotivierter begann sie als nächstes nach seinen und ihren Kleidern zu suchen. Immer wieder warf sie ihm dabei einen sehnsuchtsvollen Blick zu. Hätte es doch nur ein Mittel gegeben, um den Augenblick der Trennung noch weiter hinauszögern zu können! Doch es half alles nichts. Sie schlüpfte in ihre Tunika und stülpte die Sandalen über ihre Füße.
    Als auch er wieder angekleidet war umarmte sie ihn noch einmal, bevor sie die Tür öffnete und ihr gemeinsamer „Abend“ endgültig ein Ende finden sollte. „Bitte komm bald wieder… sobald du wieder Zeit hast.“ Ein letzter Kuss, dann trennten sie sich. Ihre traurigen Augen blickten ihm noch nach, als er ging. Wenig später ging auch sie missmutig die Treppen hinunter, um im Atrium Varus zu treffen, der wahrscheinlich schon ungeduldig dort auf sie wartete.

    „Wie sollte ich auch? Wenn du bei mir bist, dann bin ich doch schon wunschlos glücklich“, erwiderte sie und ein Lächeln umschmeichelte ihre Lippen. Was hätte sie sich auch sonst wünschen sollen? Sie hatte im Laufe ihres Lebens erkennen müssen, dass es nur unglücklich machte, wenn man sich zu viel wünschte. Denn viele dieser Wünsche hätten unerfüllt bleiben müssen. So behielt sie auch diesmal ihren allergrößten Wunsch für sich, nämlich den, für immer bei ihm bleiben zu können.
    Stattdessen brachte er sie zum Lachen. „Ich werde eine geduldige Schülerin sein und dich hoffentlich nicht in den Wahnsinn treiben.“ Doch ihr leises Lachen verstummte, als er ihr eine Neuigkeit ankündigte. Er lächelte dabei immer noch. Also konnten es keine schlechten Neuigkeiten sein. Endlich kam er mit der Sprache heraus und voller Stolz verkündete er ihr, dass er befördert worden war. Beroe ließ sich seine Worte erst langsam auf der Zunge zergehen, um zu verstehen, was es für ihn bedeutete und auch für sie. „Sie haben dich …befördert?... Zum Centurio?... Das ist ja ….wundervoll! Oh, ich freue mich so für dich!“ Sie drückte ihn herzlich und küsste seine Lippen.
    „Eigentlich müssten wir das jetzt feiern, aber..." ...bald schon mussten sie sich für heute trennen, denn Varus wartete bereits auf sie. Doch dann hatte sie die Idee! "Beim nächsten Mal! Ich verspreche es dir, wenn du das nächste Mal wieder kommst, dann werden wir das richtig feiern!“ Beroe malte sich bereits aus, was sie alles für seinen nächsten Besuch vorbereiten konnte. Wein… viel Wein… und kleine Köstlichkeiten… vielleicht konnten sie ihr nächstes Treffen sogar ins balneum verlegen. Sie würde dafür sorgen, dass sie dort ungestört waren.
    Doch bei all der Freude schob sich plötzlich eine beißende Frage in ihre Gedanken: Hatte er deshalb vorhin gezögert, weil sich nun dadurch etwas ändern könnte? Ein Centurio und eine wie sie…?

    „Das hast du nicht vergessen?“, fragte sie erstaunt, als sie wieder ihren Blick anhob. Wieder kehrte ihr Lächeln zurück. So viel Zeit war seitdem vergangen und so viel war geschehen. Doch er hatte den Wunsch, den sie damals geäußert hatte, nicht vergessen. „Ehrlich gesagt hatte ich mir vor kurzem sowieso überlegt, ob ich dich nicht noch einmal fragen sollte… wegen Varus… wenn er mich frei lässt, dann will ich meine Freilassungsurkunde lesen können.“ Nun aber kam das Eine zum Anderen. Und wieder gab es etwas, worauf sie sich freuen konnte. Sie umarmte ihn erneut, als er weitersprach und ihr versicherte, dass sie ihm schon so viel gegeben hatte. Das gleiche hätte sie auch behaupten können. Wie wäre ich Leben vielleicht verlaufen, wenn die Götter sie damals nicht zusammen geführt hätten? „Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll. Du erfüllst mir damit einen langgehegten Wunsch.“ Ihre Finger streichelten sanft seine Lippen und die Wangen, das Gesicht, das sie so sehr liebte. In diesem Moment war sie glücklich, dass er bei ihr war, dass sie ihn getroffen hatte und dass er sie liebte. Doch sie bemerkte auch dieses kurze Zögern in seiner Stimme. Ich will dir auch etwas geben, das dir bleibt, wenn … Wenn was? Jedoch hakte sie nicht näher nach, aus Angst, die Antwort darauf könne diesen Augenblick des Glücks für immer zerstören.

    Und er blieb noch eine ganze Weile bei ihr liegen. Sie genoss seine Nähe. Sein erhitzter Körper an ihrem und das vom Schweiß benetzte Haar, durch das nun sanft ihre Finger strichen. Zufriedenheit und so etwas wie Glück waren in ihrem Gesicht zu lesen. Noch immer war sie weit davon entfernt, sich von ihm lösen zu wollen, als könne sie so diesen vollkommenen Moment für ewig aufrecht erhalten.
    Doch dann war es ihr Geliebter, der sie auf sein Geschenk hinwies. Das Bündel, das noch immer am unteren Rand des Bettes darauf wartete, endlich enthüllt zu werden. Sie hatte es ganz vergessen, denn er hatte sie doch schon so reich beschenkt. Avianus aber schien nun abzuwägen, ob dies der rechte Zeitpunkt für sein Geschenk war, oder ob es bereits zu spät war. Zwar hatte er Varus Namen nicht erwähnt, Beroe aber wurde aber dadurch wieder von der Gegenwart eingeholt.
    „Nein, nein. ich werde es mir jetzt ansehen. So viel Zeit muss sein!“ Behutsam und mit einem Lächeln löste sie sich von ihm und griff nach besagtem Bündel. Mit einem fragenden Blick tasteten ihre Finger etwas Festes, Eckiges. Doch das Geschenk schien noch etwas anderes zu beinhalten. Schließlich öffnete sie es vorsichtig. Ein rechteckiges hölzernes Etwas kam zum Vorschein und eine Kette aus goldfarbenen Steinen, die ein unerwartet leichtes Gewicht aufwiesen, doch in ihnen schien das Licht der Sonne eingefangen worden zu sein. Doch nicht nur das, in einigen der Steine entdeckte sie Einschlüsse von Insekten. Der filigrane Körper einer Fliege…
    Staunend hielt Beroe die Steine gegen das Licht der Öllampen. „Das alles soll für mich sein?“, fragte sie zweifelnd. Dann besah sie sich die hölzernen Täfelchen, die sich als Tabula entpuppten. Ihre Fingerkuppen ertasteten feine Schnitzereien, die sich auf der Außenseite befanden. „Aber das ist doch… viel zu … viel zu wertvoll… für mich.“ Der Lykierin stiegen die Tränen in ihre Augen, doch es waren Tränen der Freude. „Danke, vielen Dank!“ Sie wandte sich wieder zu ihm und umarmte ihn. „Aber….“, warf sie plötzlich ein. „Ich habe gar kein Geschenk für dich…. und außerdem….“ Sie löste sich von ihm und schlug befangen die Augen nieder. „Ich kann doch gar nicht schreiben.“ Geschweige denn Lesen…

    Er folgte ihr nur zu gerne und flüsterte die süßesten Dinge in ihr Ohr, die alles an schlechten Ereignissen des Tages wettmachten. Nun war er bei ihr und verwöhnte sie, wie sie es nur allzu selten erfuhr. Jede seiner Berührungen und Küsse steigerten ihr Verlangen nach mehr. Sie schien wie ausgehungert zu sein. Denn nur bei ihm war ihr Verlangen echt und die Leidenschaft keine Illusion, die sie Tag für Tag ihren Kunden vorgaukelte. Dies war wahre Liebe, die er ihr und sie ihm entgegenbrachte und die mit nichts in der Welt bezahlbar war. Jeden Tag dankte sie den Göttern, dass sie diese wahre Liebe in ihrem Leben gefunden hatte und betete dafür, dass sie durch nichts und niemanden jemals enden würde.
    Diesmal war er es, der sie hinauf trug, zu den höchsten Gipfeln der Lust. Und Sibel genoss es, wie die Leidenschaft sie durchströmte und ihren Körper erbeben ließ. Dies hier war mehr, als alles andere, was sie bisher erlebt hatte und es von einer Schönheit und Reinheit geprägt, wie es wohl nur ganz selten an einem solchen Ort geschah.


    "Danke," flüsterte sie ihm leise zu und lächelte.Er hatte sie glücklich gemacht und sie hielt ihn auch weiterhin mit ihren Armen umschlungen, als könne sie so ihr Zusammensein noch bis in alle Ewigkeit hinauszögern. In ihrem Gesicht, das in diesem Moment glücklich und zufrieden schien, spiegelte sich dennoch die Wehmut, ihn wieder gehen lassen zu müssen. Nein, er sollte noch nicht gehen, nicht jetzt. Denn dort draußen vor ihrer Tür lauerte nur die Abscheulichkeit ihres Daseins.

    Er lächelte nur, als er die Münzen in ihrem Kästchen sah. Beroe wusste selber, dass es nicht besonders viel Geld war und für jemanden, der regelmäßig seinen Sold erhielt, war es nur ein Klacks. Für sie aber war es ein kleines Stück ihres Weges in die Freiheit. Jeder, der rechnen konnte, wusste sofort, dass dieser Weg noch sehr lang und steinig werden würde. Doch er akzeptierte ihre Bitte, fragte aber im gleichen Atemzug, ob er ihr nichts zustecken dürfte, weil er sie liebte. „Du meinst, als Geschenk?“ Beroe überlegte einen Moment. Im Grunde sprach ja nichts dagegen, Geschenke zu erhalten. Auch nicht, wenn es sich um Geld handelte. „Na gut, ein Geschenk darfst du mir machen. Aber du sollst mich nicht bezahlen, für das, was ich dir schenken will.“ Gleich darauf küsste sie seine Lippen, die sie so lange vermisst hatte.
    Wieder war da sein schiefes Lächeln, das sie so an ihm liebte. Allerdings veränderte sich sein Ausdruck sehr schnell wieder. Er wusste sicher nur zu genau, dass sie nicht übertrieben hatte, als sie ihm sagte, was mit ihr geschehen würde, wenn man ihr Geheimnis herausfand. Schließlich versprach er ihr, in dieser Hinsicht nichts weiter zu unternehmen. Das beruhigte sie wieder und sie konnte sich nun voll und ganz nur ihm widmen.
    Er küsste sie endlich. Doch zwischen seinen Küssen sprach er noch immer weiter, was Varus blühen würde, wenn er sie schlecht behandelte. „Shhh…“ Sie wollte Varus wenigstens jetzt aus ihrem Kopf verbannen, so lange sie noch zusammen bleiben konnten. Schließlich war ihre Zeit begrenzt.
    Als er seine Tunika abgestreift hatte, strichen ihre Finger über den muskulösen Körper und ihre Lippen liebkosten ihn, bis sie endlich wieder seine Lippen erreichte. Ihre Finger glitten nun durch sein kurzgeschnittenes Haar. „Komm!“, befahl sie ihm liebevoll, als sie sich seitlich auf das Bett legte und bedeutete ihm, sich neben sie zu legen.

    Man sah es ihm an, dass es ihm gar nicht gefiel, was er soeben gehört hatte. Wie hätte es auch? Doch noch behielt er vorerst die Fassung. Selbst dann noch, als er sich besagtes Täfelchen genauer ansah. Viel wichtiger war es nun zu erfahren, wovor sie sich fürchtete. Nach diesem Abend, der für Beroe wieder einiges an "Überraschungen" bereitgehalten hatte, musste sie in Zukunft mit allem rechnen. Und genau davor hatte sie Angst. Der Helvetius konnte ihr viel versprechen. Sie traute ihm definitiv nicht.
    „Ja, bisher. Allerdings kommt Varus nun öfter hierher, um nach dem Rechten zu sehen, seit Morrigan weg ist. Ich habe einfach Angst, dass er mir verbieten könnte, dich weiterhin zu sehen, wenn er herausbekommt, dass du… Das wäre das Schlimmste für mich, wenn ich dich nicht mehr sehen könnte. Du bist für mich das Wichtigste in meinem Leben!“ Wieder schloss sie ihre Arme um ihn und küsste ihn. Sie würde zugrunde gehen, wenn man ihr das auch noch nehmen würde. Wieder einmal fühlte sie sich in die Enge getrieben, auch wenn es diesmal kein gewalttätiger Mann war, wie Silanus, bei dem sie unter der ständigen Angst leben musste, dass er sie tötete.


    Schließlich machte er seiner Enttäuschung Luft. Für ihn waren diese Neuigkeiten ebenso alles andere als beruhigend, auch wenn ihr Leben diesmal nicht in Gefahr war. Vielmehr war es das Geld, was ihn sorgte und die Tatsache, dass er sie dabei nicht so unterstützen konnte, wie er es gerne getan hätte. Doch sie beschwichtigte ihn, legte sanft ihren Zeigefinger auf seine Lippen, damit er nicht weitersprach. „Nein… nein! Das sollst du auch nicht. Ich möchte nicht, dass du mir Geld gibst. Das, was ich dir gebe, tue ich, weil ich dich liebe. Bitte lass mir dieses kleine Bisschen Stolz noch,“ bat sie ihn und strich ihm sanft über die Wange. Es war so rührend, wie er sich um sie sorgte und nach einer Lösung des Problems suchte. „Ich weiß, es wird einige Jahre dauern, bis ich das Geld beisammen habe. Alles, was ich verdiene, spare ich.“ Sie erhob sich plötzlich und machte ein paar Schritte auf eine Truhe zu. Darin hatte sie ein Holzkästchen verwahrt. Sie nahm sie heraus und kam wieder zu Avianus aufs Bett zurück. Langsam öffnete sie sie. Sie hoffte, der Anblick des Inhalts würde ihn wieder etwas ermutigen. „Schau, das alles habe ich schon gespart!“ Das sagte sie nicht ohne ein gewisses Maß an Stolz. In dem Kästchen befand sich schon eine stattliche Menge an Münzen. Wobei ein Großteil des Geldes noch aus der Zeit vor ihrem Handel mit Varus stammte. Zumeist waren es nur Asse, Semisses und Quadrantes. Hin und wieder fanden sich auch ein paar Sesterzen darunter. Und dann glänzte da auch noch etwas Silbernes. In der Kiste befand sich sogar ein Denar, der ihr ein zufriedener Kunde für ihre Dienste nebenbei zugesteckt hatte. „Hiervon rühre ich nichts an.“ Sie schloss wieder das Kästchen und stelle es beiseite.
    Avianus aber schien die vertrackte Situation keine Ruhe zu lassen. Unaufhörlich dachte er darüber nach, wie er sie befreien könnte. Allerdings musste er recht schnell einsehen, dass es schwer werden würde, Varus nachzuweisen, dass er nicht ihr rechtmäßiger Besitzer war. Und wenn er es gekonnt hätte, was dann? Beroe machte sie in dieser Frage keine Illusionen. Sie wusste genau, was dann passierte. „Wenn das herauskommt, dann werden wir uns nie wieder sehen können, Aulus. Sie werden mich dann auf einen der Sklavenmärkte zerren und mich irgendwohin verkaufen, wenn sie mich vorher nicht umbringen, weil ich geflohen bin.“ Wenn alles so blieb, wie es im Augenblick war, dann war es wohl oder übel am Besten.
    „Komm, lass uns nicht über diese Dinge reden, die wir eh nicht ändern können. Lass uns unsere Zeit nutzen, die wir füreinander haben.“ Wieder strich sie ihm sanft über sein Haar und begann, ihre Tunika abzustreifen.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam


    Der junge Soldat schien sie ernst nehmen zu wollen. Zumindest gebärdete er sich nicht wie die anderen Urbaner, die damals nach der Razzia hier aufgetaucht waren und ihren Mann mitgenommen hatten. Mirjam beruhigte sich langsam wieder. All die vielen Tränen und die vielen Klagen konnten ihr ihre Tochter nicht zurückgeben. Noch immer aber schwebte die Hoffnung über ihr. Die Hoffnung, die ihr der Optio gemacht hatte. Darum konzentrierte sie sich wieder auf die Fragen, die ihr der junge Urbaner stellte.
    Natürlich konnte sich der gar keine Vorstellungen machen, wie die Christianer vorgingen, wie sie die Leute einlullten, die anfällig waren für ihre Heilsversprechen. Nach Rachels Tod hatten sie es auch bei ihr versucht. Unter dem Schleier der Nachbarschaftshilfe hatten sie sich hier eingeschleust. Mirjam und Simon aber hatten ihnen bis jetzt widerstanden. „Ja, das tun sie wirklich! Vornehmlich wenden sie sich an Menschen, die sich in einer schwierigen Lage befinden oder denen es nicht gut geht. Sie versprechen ihnen das Blaue vom Himmel. Sie reden von ewigem Leben und Auferstehung. Außerdem behaupten sie, Jehoshua sei der Sohn Jhwhs, was eine pure Gotteslästerung ist! Damit locken sie die Leute zu ihren Treffen. Dort werden sie dann getauft und trinken das Blut und essen vom Leib Jehoshuas.“


    Währenddessen in der Küche


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Sarah hatte es also tatsächlich getan! Sie hatte die Namen genannt und somit in Kauf genommen, dass einige ihrer Glaubensbrüder demnächst verhaftet würden. Nun ja, Evander hatte sich ja schon selbst ins Aus befördert. Aber Narseh wog sich noch in Sicherheit. Sarah sah aber immer noch eine gewisse Berechtigung, in dem was sie tat. Wenn einige wenige für das Allgemeinwohl geopfert wurden und die Gemeinde fortbestehen konnte, dann war das doch gut! Oder?
    Nein, Sarah musste kein schlechtes Gewissen haben… jedenfalls bis sie den Einwand des Optios hörte, der ihr zu verstehen gab, dass es nicht so einfach war, die Störenfriede aus der Masse herauszusieben. Es sei denn…
    Die junge Frau wurde zusehends blass um die Nase. Der Optio verlangte einen Spitzel, der seine Leute regelmäßig mit Informationen versorgte. Aber wer sollte das tun, wenn nicht sie? Natürlich war ihr klar, was geschehen würde, wenn in der Gemeinde herausbekam, was sie da tat. Was würde ihr Bruder dazu sagen? Andererseits konnte sie so viele ihrer Glaubensbrüder vor der Verhaftung schützen. Sarah war hin und hergerissen. ein regelrechter Kampf entbrannte in ihrem Kopf. Doch sie musste sich jetzt und hier entscheiden.
    „Also gut, ich werde euch helfen.“

    Avianus wusste genau, was sie nun brauchte. In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen. Das war im Augenblick auch ihr einziger Tost. Nachdem was gerade dort unten im Atrium geschehen war, konnte sie sich nicht mehr sicher sein, mit welchen „Überraschungen“ ihr Varus noch aufwartete und wie lange sie ihren Geliebten überhaupt noch auf diese Weise treffen konnte.
    Er nahm sie auf und trug sie hinüber zu ihrem Bett. Sanft setzt er sie dort ab und nahm selbst neben ihr auf der Bettkante Platz. Beroe wischte sich die Tränen fort und schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, nicht wie bei Silanus… Ich gehöre ihm… wirklich, ich bin sein Eigentum!“ Wieder schluchzte sie, als sie auf das Täfelchen um ihren Hals deutete. „Siehst du das? Kannst du lesen, was darauf steht?“
    Um ihm zu erklären, wieso es dazu gekommen war, musste sie etwas weiter ausholen, damit er alles verstand und die Hintergründe für ihr neuerliches Unglück begriff. „Du erinnerst dich doch noch, was ich dir über Morrigan erzählt habe? Die Frau, die mich fand und mit hierher brachte? Nun, sie war eine entlaufene Sklavin und vor einigen Wochen wurde sie von Sklavenjägern ihres Dominus wieder eingefangen. Seitdem herrscht hier eine ziemlich ungemütliche Stimmung. Varus, der Eigentümer des Lupanars tauchte einige Tage nach Morrigans Verschwinden hier auf und wollte mich sprechen. Ich nehme an, er hat irgendwie erfahren, dass auch ich eine herrenlose Sklavin bin, denn er sprach mich direkt darauf an. Dummerweise hatte ich einmal einer anderen Lupa davon erzählt, wie ich in den Wirren des Bürgerkrieges frei gekommen bin. Varus schlug mir also einen Handel vor: Entweder ich werde seine Sklavin und kann hier wohnen und arbeiten oder er liefert mich aus und ich lande auf dem nächsten Sklavenmarkt. Natürlich habe ich mich für Letzteres entschieden, damit ich dich nicht wieder aufs Neue verliere. Er versicherte mir, es würde sich für mich nichts ändern. Ich könne weiterhin einen Teil meines Verdienstes behalten... und nach 25 Jahren ließe er immer seine Sklaven frei. Aber ich könne mich auch schon früher freikaufen, indem ich ihm für jedes dieser Jahre einen Aureus gebe. Dann würde er mit mir zur Registratur gehen und mich frei lassen. Nun kam er heute und gab mir dieses Ding, das ich von nun an immer tragen soll. Er hat gesagt, es würde mich beschützen. Aber für mich ist es wie eine Hundemarke, “ gestand sie ihm schluchzend und jammernd unter Tränen. Bisher hatte sie sich ja einigermaßen damit arrangieren können, Varus Sklavin zu sein. Doch nun konnte jeder sehen, dass sie eine Sklavin war. „Nie wieder wollte ich so etwas wieder um meinen Hals tragen müssen… Nie wieder! Ich habe solche Angst, Aulus!“


    Natürlich hatte Beroe nicht ahnen können, dass sich inzwischen zwei Wachen vor ihrer Tür postiert hatten, die darauf achten sollten, was in Beroes Zimmer vor sich ging. Notfalls sollten sie auch eingreifen, falls sich irgendetwas ereignete, was darauf schließen ließ, dass ihr vermeintlicher Kunde gewalttätig geworden war.

    Beroe blieb wie angewurzelt zwischen den beiden Männern stehen und blickte betreten zu Boden. Die gereizte Stimmung zwischen den beiden war unüberhörbar. Natürlich wusste sie, dass der Iunier dies nur tat, um sie aus Varus‘ Fängen zu befreien. Wahrscheinlich hatte er von ihrer Unterhaltung mehr mitbekommen, als ihr lieb sein konnte.
    Zum Glück gab Varus aber nach und entließ sie endlich. Innerlich atmete die Lykierin auf, ihre Erleichterung darüber zeigte sie aber nicht offen. Lediglich schien sie nun aus ihrer Starre zu erwachen. Ihre wahren Gefühle würde sie erst wieder offenlegen, wenn sie mit ihrem Geliebten allein war. Mit einem schuldbeladenen Blick drehte sie sich zu Avianus um. Was musste er nur von ihr denken? Doch ganz gleich was es war, sie wollte einfach nur noch weg von hier. Bevor sie aber noch seine Hand ergreifen konnte, um wieder mit ihm nach oben zu verschwinden, wandte sich Varus noch einmal an sie. Nun war wohl auch Avianus klar, dass dies ein kurzes Beisammensein werden würde, das nicht, wie bereits gewohnt, am Morgengrauen des nächsten Tages enden würde. „Ja, sobald ich fertig bin, komme ich sofort,“ antwortete sie nickend.


    Schweigend stieg sie mit Avianus die Treppen hinauf und steuerte zielstrebig ihr Zimmer an. Als die Tür wieder hinter ihm geschlossen war und sie endlich wieder unter sich waren, warf sie sich an ihn und drückte ihn fest an sich, damit sie ja nicht noch einmal getrennt werden konnten. „Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst. Eigentlich wollte ich es dir etwas schonender beibringen.“ Beroe schluchzte herzzerreißend. Dieser Abend hätte doch so schön werden sollen und nun lag alles in Scherben. Wenn Avianus nun seinem Unmut Luft machen wollte, hatte sie absolut Verständnis dafür. Auch für ihn waren Abende wie dieser etwas Besonderes, oder gar etwas Kostbares. Das wusste sie genau. Schließlich konnte er sich nicht jeden Abend frei nehmen...

    Beroe musste nun wirklich mit den Tränen kämpfen. Der Helvetier hatte es nun endgültig geschafft, sie aus der Fassung zu bringen, auch wenn der sich dies wahrscheinlich gar nicht erklären konnte. Beroe aber hatte im Laufe ihres Lebens schon einige unschöne Erfahrungen gemacht, die sie so werden ließen, wie sie war. Ihr neuer Dominus, so tolerant und unkonventionell er auch sein mochte, konnte daran nichts so schnell ändern.


    Zu allem Übel erschien nun auch noch ihr Geliebter auf der Bildfläche. Er hatte sich von hinten angepirscht. Die Götter allein wussten, was er bereits von der Unterredung mit Varus mitbekommen hatte. Natürlich hatte Beroe die vertraute Stimme sofort erkannt und schloss kapitulierend die Augen. Normalerweise hätte sie sich nichts Schöneres als seine Berührungen vorstellen können, doch nun, als er seine Hand besitzergreifend um ihre Hüfte legte, hoffte sie nur auf ein schnelles Ende, bei dem alle Beteiligten die Nerven behielten und die Situation nicht eskalierte. Ihr wäre es lieber gewesen, Avianus hätte ihre "Neuigkeiten" auf eine andere Weise erfahren. Dass Varus ihm nun auch noch ein anderes Mädchen anbieten wollte, war dabei ihre geringste Sorge.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam


    Ob die Wirtin nun völlig dem Wahnsinn verfallen war oder ob sie wirklich nur darauf hoffte, noch ein Relikt ihrer Tochter zu erhalten, war schwerlich zu erkennen. Ihre geweiteten Augen hätten vielleicht auf ersteres schließen können. Auf jeden Fall aber hatte sie das Interesse des jungen Soldaten geweckt, der bis dahin, seinen Kollegen es gleichtuend, gelangweilt herumgestanden hatte. Er bedeutete ihr, näher zu treten worauf Mirjam ihm zum Fenster folgte und bei ihm Platz nahm. In der Tat waren die frische Luft und der Duft frischen Regens sehr erholsam.
    „Ja richtig, ich bin Mirjam und du musst wissen, dass mein Mann und ich keine von denen sind! Wir sind Juden… keine Christen und wir respektieren den Kaiser. Wir haben uns nie etwas zu Schulden kommen lassen und haben immer pünktlich unsere Steuern gezahlt. Nur seitdem sich dieses Gesocks in unserer Taberna herumtreibt, will das Unglück nicht mehr von uns ablassen! Sieh dir nur meinen armen Mann an! Nur wegen dieser Sektierer wurde er abgeholt und musste wochenlang im Carcer schmoren, bis man ihn gebrochen und verkrüppelt wieder laufen ließ.“ Mirjam wies auf ihren vorzeitig ergrauten Mann, der auf einer Bank lag und eingeschlafen war. Dann sah sie wieder hinüber zur Küchentür, die immer noch geschlossen war. Was mochte nur darin vorgehen? Mirjams Gedanken wurden immer abstruser, wenn sie daran dachte, was Sarah dort drinnen dem Optio alles erzählte. „Dieses Mädchen… Sarah, sie erzählt nur Lügengeschichten und schwärzt damit ehrbare Leute an. In Wirklichkeit ist es sie selbst und ihr Bruder, die die Leute verhexen und sie dazu bringen, sich ihnen anzuschließen! Das haben sie auch mit meiner armen Rachel gemacht!“ Wieder begann sie zu schluchzen und zu jammern.


    Währenddessen in der Küche


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Sarah schätzte die Offenheit ihres Gegenübers. Sie wusste, in ihm hatte sie jemanden gefunden, der gerecht war und ihrem Wort Glauben schenken würde. so würde am Ende nicht die ganze Gemeinde unter der Repressalien der Stadtkohorten leiden, sondern nur die, die es auch betraf. Wenn sich die Urbaner nur auf Leute wie Narseh oder Evander konzentrierten und diese, wie ein böses Geschwür, mit einem sauberen Schritt aus ihrer Mitte heraustrennten, konnten sie und die anderen wieder nachts in Ruhe schlafen. Dann hatten sie nichts mehr zu befürchten und konnten wieder auf friedliche Weise ihrem Gott dienen.
    „Genau aus diesem Grund bin ich noch einmal zurückgekommen. Damit es nur die Störenfriede trifft und nicht all die anderen, die nichts Böses wollen.“ Wie es schien, waren sie darin einer Meinung und diese Feststellung bestärkte sie nur noch mehr, keine Skrupel mehr zu haben, wenn sie nun einige Namen nannte, die ihr in letzter Zeit besonders negativ aufgefallen waren.
    „Zum einen wären da Evander. Aber den habt ihr ja schon erwischt. Evander drängt meinen Bruder schon seit Wochen dazu, sich endlich zu wehren. Und zwar nicht nur mit Worten. Er meint, jeder unserer Brüder sollte sich bewaffnen, damit sie sich und ihre Familien schützen könnten, wenn sie von deinen Männern angegriffen werden. Und Narseh, der Perser, den du mit mir gehen ließest, denkt genauso. Er vertraut keinem von euch und meint, ihr wäret alle unsere Feinde, die man mit Waffengewalt bekämpfen müsste. Es gibt noch ein paar wenige, die auch so denken. Aber die muss man stoppen, bevor sie uns alle in Unglück stürzen!“

    Sie zuckte zusammen und war den Tränen nahe, als er sie anfuhr. Wieder war er nicht zufrieden mit ihr, weil sie ihn Dominus genannt hatte, obwohl er ihr doch bereits beim letzten Zusammentreffen eingeschärft hatte, dass sie ihn nicht so nennen sollte. Dabei hatte sie es gar nicht böse gemeint. Es war einfach ein bisschen zu viel für sie, was gerade über sie hereinbrach. Außerdem war es wie ein Reflex, der seit ihrer Kindheit in ihr verwurzelt war. Damals hatte sie Ohrfeigen dafür geerntet, wenn sie besagtes Wort in Gegenwart ihrer Herrschaften einmal vergas.
    „Bitte entschuldige… Varus. Nein… natürlich nicht… bitte kein Brandzeichen, Dom…äh Varus,“ entgegnete sie ihm aufgelöst. Das Täfelchen, welches für sie bereits schon Stigma genug war und sich für sie weniger als ein Schutz darstellte, war schon schlimm genug in ihren Augen. Ein „echtes“ Brandzeichen hingegen war ein unauslöschliches Mal, das sie auch dann noch mit sich herumtragen musste, wenn sie einmal frei war… wenn sie jemals sein würde.

    Bereits schon auf der Treppe hinunter hatte sie kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Nicht nur deshalb, weil man sie von Avianus getrennt hatte und was er letztlich davon halten würde. Nein, es musste einen ganz bestimmten Grund dafür geben, warum Varus sie gerade jetzt sehen wollte.
    Als sie dann schließlich vor ihm stand und er noch in einigen Papieren herumblätterte, bevor er sie endlich ansprach, waren ihre Bedenken noch größer geworden. Angespannt ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
    „Ja, er hat sicher dafür Verständnis. Er ist ja extra wegen mir hierhergekommen.“ Beroe versuchte zu lächeln, um etwas von ihrer Anspannung abzustreifen. Allerdings gelang ihr das nicht wirklich, solange Varus nicht mit dem eigentlichen Grund seines Besuchs herausrückte. Dann sprach er weiter und teilte ihr mit, dass es nun offiziell und amtlich war, dass sie sein Eigentum war. Diese Vorstellung verursachte bei ihr noch immer ein bedrückendes Gefühl, auch wenn er ihr ja versprochen hatte, dass er ihr die Möglichkeit einräumen wollte, sich freizukaufen. Doch dann überreichte er ihr ein Lederbändchen, an dem ein kleines metallenes Täfelchen angebracht war. Darauf waren Buchstaben eingraviert, die sie zwar nicht lesen konnte, doch deren Bedeutung sie nur zu gut kannte. Beroe schluckte, als er ihr dieses besondere „Schmuckstück“ überreichte und ihr bedeutete, dass sie es von nun an zu tragen hatte. Auch konnte sie nichts Komisches an seiner anschließenden Bemerkung wegen des Brandzeichens finden. Sie schüchterte sie höchstens ein. „Wie du wünschst, Dominus.“ Ihre Stimme klang verstört und eintönig. Dann legte sie das Lederbändchen wie ferngesteuert um ihren Hals und befestigte es. Das Täfelchen lastete wie Blei an ihr.
    War es das jetzt? Hatte man sie deshalb von Avianus weggeholt? Offenbar ja. Alles kreiste nun in ihrem Kopf, wie sie dieses verdammte Täfelchen dem Iunier erklären sollte. Im schlimmsten Fall würde es wieder zu Spannungen zwischen ihnen kommen, weil sie ihm bisher vorenthalten hatte, welchen „Deal“ sie mit Varus eingegangen war.
    Dann aber folgte etwas, was sie schließlich endgültig für diesen Abend aus der Bahn werfen sollte. Die Ankündigung, dass sie heute noch seinem Verwandten zur Verfügung stehen sollte, traf sie tief. Blankes Entsetzen lag in ihrem Blick. Sie suchte nach Worten, die ihr nicht über die Lippen kommen wollten. Irgendetwas, ein Protest, eine Ausrede, wenigstens eine Bitte. Doch es kam lange nichts.
    „Äh… ja… natürlich, Dominus.“ Diese Worte brannten wie Feuer in ihrem Mund. Sie konnte an nichts mehr anderes denken als an Avianus und wie sie ihn heute Abend noch wegschicken musste. „Darf ich nun wieder zurück zu meinem Kunden?“ fragte sie mit belegter Stimme.

    Ihr Herz hatte Sprünge gemacht, als sie nun auf sein Kommen wartete. Gleich würde er hier bei ihr sein und dann… dann hatten sie vielleicht wieder die ganze Nacht für sich, wo nichts und niemand sie stören konnte. Bei dieser Vorstellung begannen ihre Augen zu glänzen und sie konnte alles um sich herum vergessen, was ihr im Alltag zu schaffen machte.


    Endlich öffnete sich die Tür und er stand da. Der entstandene Lufthauch verursachte ein Flackern der Flammen der Ollämpchen die sie in ihrem Zimmer aufgestellt hatte und die nun dadurch seltsame Schatten auf seine Gestalt warfen. Schnell erkannte sie, dass er diesmal etwas bei sich trug. Vielleicht ein Geschenk? Oder vielleicht doch etwas anderes? Doch ganz egal, was es war, für sie war viel wichtiger, dass er nun bei ihr war.
    Er kam auf sie zu und sie ging ihm entgegen, so dass sie sich in ihrer Umarmung trafen. Seine Arme umschlagen ihre Taille, während sich auch ihre Arme um ihn schmiegten. Sie wollte ihn festhalten, am liebsten für immer. Dann küssten sie sich. „Aulus! Du hast mir auch gefehlt,“ erwiderte sie strahlend. „Ich habe gehofft, dass du bald kommst… aber dass du heute Abend noch kommst, versüßt mir diesen Tag, der so schrecklich begonnen hat und nun, da du hier bist, so schön enden wird.“ Ganz verliebt legte sie ihren Kopf auf seine Brust, um das Schlagen seines Herzens hören zu können. In solchen Momenten war sie selig. Diese Momente hätten niemals vergehen dürfen….


    Doch die schlimmsten Feinde solcher Momente waren nicht vorhersehbare Störungen, die sie dann rücksichtslos und ohne Gnade alles zunichtemachten. Genauso geschah es plötzlich, als sich ohne Vorwarnung die Tür öffnete und sich der Kopf einer Sklavin in Beroes Zimmer drängte. Die Lykierin erschrak. Damit hatte sie nicht gerechnet. Bisher war sie noch nie gestört worden, wenn ihr Geliebter da war oder gar einer ihrer Kunden. Doch bevor sie sich über einen solchen Fehltritt lautstark beschweren konnte, überbrachte das Mädchen bereits ihre Botschaft.
    Varus war hier, hämmerte es in ihrem Kopf, ihr Dominus! Er wollte sie sehen… jetzt! Sie brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass der gemeinsame Abend und die Nacht mit Avianus auf der Kippe stand. Doch sie konnte den Helvetius auch nicht auf morgen vertrösten.


    Ihre Arme lösten sich aus der Umarmung. Der Glanz in ihren Augen war erloschen und machte einer Beklemmung Platz. Auf diese Weise würde ihr Aulus also erfahren, dass sie ihre Freiheit verspielt hatte. Kein schöner Gedanke, doch sie musste sich fügen.
    „Aulus, es tut mir leid… bitte warte hier… ich muss... ich darf diesen Varus nicht warten lassen.“ Die nächsten Schritte, die sie von ihm weg führten, waren die Schwersten. Ein bittender Ausdruck lag noch auf ihrem Gesicht, er möge doch auf sie warten und nicht aus Enttäuschung einfach gehen. Doch wenn er es tat, dann hätte
    dafür auch Verständnis aufbringen können.


    Nachdem sie ihr Zimmer, und damit auch Aulus´ Umarmung hinter sich gelassen hatte, eilte sie hinunter zum Atrium, wo sie bereits den Helvetier erblicken konnte.
    „Du wolltest mich sprechen, Dom.., äh... Varus.“

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam


    Mirjam sah der jungen Frau noch neugierig nach, als sie mit dem Optio in der Küche verschwand. Sie fragte sich, weshalb das junge Ding nur so geheimnisvoll tat. Hatte sie etwa etwas vor ihr zu verbergen? Und natürlich hätte sie auch nur zu gerne gewusst, was sie letztendlich dem Optio erzählte. Vielleicht wurde sie und ihr Mann gerade in der Küche von Sarah angeschwärzt, schwante es Mirjam. Warum sonst hätte sie den Optio wohl unter vier Augen sprechen wollen? Schlimme Befürchtungen stiegen in der Wirtin auf. Sollte sie sich so sehr in diesen Christianern getäuscht haben? Nun, da es den Sektierern an den Kragen gehen sollte, beschuldigten sie andere, um von sich selbst abzulenken. Das war die einzige Erklärung. Aber da hatten sie ihre Rechnung ohne Mirjam gemacht!


    Die Wirtin sah sich nach einem der Soldaten um, bei dem sie ihre „Aussage“ machen konnte und ging auf ihn zu. „Ich hätte da noch eine Aussage zu machen,“ flüsterte sie und sah sich dabei mehrmals verunsichert in Richtung Küche um. „Die Kleine, die eben mit deinem Optio verschwunden ist, die hat es faustdick hinter den Ohren! Sie ist nicht so unschuldig, wie sie tut!“


    Währenddessen in der Küche


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Sarah war sich sicher, das Richtige zu tun. Auch wenn sie niemand gerne verraten wollte, so wollte sie doch größeren Schaden von der Gemeinde abwenden. Leute wie Narseh schadeten nur ihrer Gemeinschaft. Seine aufwiegelnden Reden vergifteten die Köpfe ihrer jungen Männer und stachelte sie dazu an Dummes zu tun.
    Als sie nun mit dem Urbaner allein in der Küche war und sie die Gewissheit hatte, dass niemand sie belauschen konnte, begann sie nach Worten zu suchen, die sie dann auch fand. „Leider gibt es unter uns einige Geschwister, die es lieber sehen würden, wenn wir uns offen gegen die Obrigkeit erheben, ganz nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch das widerspricht allem, woran wir glauben! Noch sind ihre Gedanken nicht auf fruchtbarem Boden gelandet. Doch bevor dies geschieht und sie uns alle gefährden, dachte ich, ich sollte noch einmal hierher zurückzukommen. Du scheinst mir ein gerechter Mann zu sein, der auch zu seinem Wort steht.“ Mit einer gewissen Erwartungshaltung sah sie ihn an, bevor sie sich entschloss weiter zu sprechen. Er würde ihr doch sicher versprechen können, dass es im Falle einer Untersuchung nur die Aufwiegler treffen würde und nicht die ganze Gemeinde.