Beiträge von Iunia Sibel

    Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Varus



    "Nun gut Sibel... ich weiß nicht wie viel du mitbekommen hast aber mein Bedarf an entlaufenen Sklaven die in meinem Lupanar arbeiten ist mehr als gedeckt. Ich denke ich werde eine Kaufurkunde anfertigen lassen in der ich dich von diesem Aurius Gratus vor längerer Zeit gekauft habe. Dann wäre das geklärt."


    Der Helvetier klang nun nicht mehr so streng, wie zu Anfang, dennoch waren seine Worte bestimmt und sie duldeten wohl keine Widerrede. Scheinbar hatte er eine Idee für die missliche Lage, in der sie sich befand. Eine Idee, die keinerlei Zweifel mehr über ihren Status offen lassen würde. Doch als sich Beroe seinen „Vorschlag“ auf der Zunge zergehen ließ, erfasste sie eine Panik, die sie zuletzt in der Nacht als die Urbaner sie festgenommen hatte, gespürt hatte. Diese Urkunde machte sie automatisch zur Sklavin dieses Römers. Diese Urkunde, eine simple Wachstabula wahrscheinlich, waren die neuen Ketten, die sie von nun an binden sollten. Sie, die sie doch nie wieder niemandes Sklavin sein wollte. Doch wenn sie sich nun gegen ihn erhob, dann würde sie alles verlieren und im schlimmsten Fall wieder in der Gosse landen.
    „Dann wäre ich ... deine Sklavin,“ fragte sie zögerlich, obwohl ihr die Antwort längst klar sein musste.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/5c9hed8l.gif] | Mirjam [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Nachdem die beiden Frauen die Mauer überwunden hatten und in eines der Nachbargebäude geflüchtet waren, hatten sie dort einen Moment ausgeharrt, bis die ältere von beiden etwas verschnauft hatte. Beide hatten sie Blessuren davon getragen, Schürfwunden an Füßen und Beinen. Doch im Augenblick war es wichtiger, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Es würde nicht lange dauern, bis die Urbaner auch die Nachbarwohnungen nach ihnen absuchen würden. Gerade noch rechtzeitig waren die beiden Frauen auf die Straße entwischt. Schnell hatten sie die Hauptstraße verlassen und waren in einer der dunklen engen Gassen verschwunden, die sie noch tiefer ins Trans Tiberim hinein brachte. Sarah, die jüngere der beiden, wollte Zuflucht bei ihrer Tante finden. Dort würde sie so schnell niemand finden.
    „Komm Mirjam, es ist nicht mehr weit. Dort werden wir sicher sein,“ flüsterte Sarah der Älteren zu. Mirjam, die nicht mehr die Jüngste war, hatte Probleme, mit der Jüngeren mitzuhalten. Ihre Furcht, am Ende doch noch erwischt zu werden und die Sorge um ihren Mann, der ja noch immer in der Taberna war, tat ihr übriges. Japsend versuchte sie neben Sarah Schritt zu halten, nichtsahnend, dass sie längst schon ins Visier ihres Verfolgers geraten waren. Sie hatte noch kurz aufgesehen, als diese Gestalt, deren Gesicht unter einer tief herunter gezogenen Kapuze kaum sichtbar war, an ihnen vorbei gelaufen war.


    Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Dieser Kerl, der ihr aufgefallen war, er hatte sich Sarah gegriffen und bedrohte sie mit seiner Waffe, die er scheinbar irgendwoher gezaubert haben musste. Mirjam stieß einen spitzen Schrei aus. Ihre Augen waren vor Schreck aufgerissen. Natürlich würde sie nicht wegrennen. Ihre Beine schmerzten ja jetzt schon. Doch war sie nicht fähig,auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
    Ach Sarah wäre beinahe das Herz stehen geblieben. Doch nun schien sich ihr Körper in den Fängen dieses Mannes versteift zu haben. Sie spürte die scharfe Klinge an ihrer Kehle und wusste, dass ihre Flucht kläglich gescheitert war. Ein gequältes „Ja“ brachte sie schließlich heraus. Und auch Mirjam hatte längst begriffen, dass es keinen Ausweg mehr gab.
    Als der Mann endlich das Messer sinken ließ, schien das Leben wieder in Sarahs Knochen zurückzukehren. Die beiden Frauen gingen mit dem Kerl mit. Eine andere Wahl hatten sie nicht mehr.

    Sim-Off:

    Sorry wegen der Namenskiste ;).


    Beroe versuchte die Gedanken des Römers zu erkunden. Im Grunde er es eigentlich nur er, der sie hier Beroe nannte. Alle anderen im Lupanar respektierten ihren Wunsch, dass man sie Sibel rief. Ganz genauso wie sie sich Morrigan bei ihrer ersten Begegnung vorgestellt hatte.
    „Niemand nennt mich hier Beroe, Herr. Zumindest den Kunden gegenüber nicht oder wenn man mich anspricht.“ Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, machte sie sich bereits wieder Gedanken darum, dass der Römer ihren Widerspruch krumm nehmen könne und sie auf der Stelle hinauswarf.


    Doch geschah vorerst nichts dergleichen. Er redete weiter in einem recht strengen und belehrenden Ton weiter, der sie eigentlich nur weiter hätte einschüchtern müssen. Doch das tat er diesmal nicht. Sie zwang sich, weiterhin Blickkontakt zu halten, denn genau das war es doch, was der Römer von ihr wollte. Im Übrigen war sie voll im Bilde, in welcher Gefahr sie sich eigentlich immer noch befand, sobald jemand davon Wind bekam, dass sie eigentlich eine Sklavin war und nicht automatisch mit dem Tod ihrer Besitzerfamilie frei geworden war. Sie hatte aber auch gelernt, dass es nicht immer gut war, zu widersprechen und vor allen Dingen nicht zu oft…
    „Die Familie, der ich diente, hieß Auria, Auria aus Misenum. Aurius Gratus, so hieß mein Dominus, und dessen Sohn Latro und seine Frau Cestia Vestina. Es gab noch einen älteren Bruder meines Dominus, doch er und seine ganze Familie wurde bereits einige Jahre vor dem Bürgerkrieg von der Schwindsucht dahingerafft. Ansonsten gibt es niemanden mehr,“ antwortete sie schließlich.


    Als seine Stimme endlich etwas sanfter wurde, fiel es auch der Lyierin einfacher, ihn weiterhin anzusehen. „Danke, Herr. du bist sehr gütig. Nein, ich werde ganz bestimmt nicht meine Seele verkaufen.“ Und ihr Herz auch nicht, denn das gehörte nur einem.

    Spätestens nach der freundlichen Entgegnung ihrer Begrüßung hätte sie spüren müssen, dass der Besitzer ihr wohlgesonnen war. Aber vielleicht lag es einfach an den vielen schlechten Erfahrungen, die sie gemacht hatte, dass dieses Gespür abhanden gekommen war oder zumindest nicht mehr sehr ausgeprägt war. Doch als er sie direkt ansprach und sie fast schon ermahnte, ihn anzuschauen, ging ihr Blick schlagartig wieder nach oben. Sie nahm das Angebot an, neben ihm Platz zu nehmen. Und tatsächlich, so war es leichter. Allerdings nur für einen winzig kleinen Bruchteil, denn als er se danach fragte, ob sie eine entlaufene Sklavin sei, wollte ihr das Herz stehen bleiben.
    Der Helvetier hatte bei dieser Frage kurz zu Greta hinübergeschaut und auch Beroe tat nun das gleiche, als ob sie ergründen wollte, ob sie sie verraten hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, sich zu offenbaren. Anderseits war dies aber vielleicht auch nur ein Test, um ihre Ehrlichkeit zu überprüfen. Oder vielleicht wollte der Römer einfach auch nur sicher gehen, dass ihm mit ihr nicht das Gleiche drohte, wie mit Morrigan.
    „Eigentlich ist es mir lieber, wenn man mich Sibel nennt,“ meinte sie zaghaft. Ihre Zeit als ‚Beroe‘ sollte eigentlich mit diesem neuen Lebensabschnitt endgültig vorüber sein, so hatte sie gehofft. „Das ist der Name, den mir meine Eltern gegeben haben. Ich bin in Myra geboren und lebte dort, bis meine Mutter starb. Danach wollte mein Vater mich zu Verwandten nach Rhodus bringen, weil ihm sein Beruf wenig Zeit dazu ließ, sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. So nahm er mich mit auf sein Schiff. Wir kamen in einen heftigen Sturm, der das Schiff kentern ließ. Nur ich hatte das Pech, zu überleben…“ Beroes Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Sie konnte einfach nicht weiter erzählen.


    Doch dann, nach einer Weile wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann begann Beroe emotionslos weiterzusprechen. „Ja, ich bin eine entlaufene Sklavin. Aber der Bürgerkrieg hat mich frei gemacht. Niemand von meiner familia ist noch an Leben. Mein Dominus starb im Gefängnis, weil er ein Anhäger Salinators war, sein Sohn fiel im Bürgerkrieg und meine Domina nahm sich schließlich das Leben. Da ich nicht noch einmal auf einem Sklavenmarkt enden wollte, beschloss ich, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen... niemand muss davon erfahren, wenn niemand darüber spricht….“ Bei ihren letzten Worten sah sie ihn eindringlich an. Wie würde der Römer reagieren? Im Grunde hatte er sie mit diesem Geständnis in der Hand und konnte mit ihr machen, was er wollte.


    „Als ich nach Rom kam, begriff ich schnell, dass es nur wenige Möglichkeiten für jemanden wie mich gibt. Wenn ich überleben wollte, musste ich etwas tun. Ich entschied mich, meinen Körper zu verkaufen, um mich damit über Wasser halten zu können. Schließlich hatte ich ja darin Erfahrung. Oft genug musste ich dem jungen Dominus und seinen Freunden zu Diensten sein. Dabei geriet ich an einen wirklich üblen Kerl, der sehr gewalttätig war. Aber mit viel Glück konnte ich von ihm loskommen.“ Natürlich würde sie kein Wort über Avianus fallen lassen. Sie würde ihn nicht noch einmal verraten, jetzt nachdem sie wusste, dass er sie noch immer liebte.

    Es herrschte eine gedrückte Stimmung in der Wohnung, was natürlich auch an Beroe nicht spurlos vorbei ging. Apolonia bemühte sich, ihr gegenüber freundlich aufzutreten. Sie bot ihr einen Platz an, den sie gerne einnahm. Danach weihte Apolonia sie in ihr Geheimnis ein und Beroe begann, zu begreifen. Jetzt ergaben die Wortfetzen, die sie beim Eintreten vernommen hatte, auch einen Sinn. Allerdings war das Gehörte so ungeheuerlich, dass ihr erst einmal darauf die Worte fehlten.
    Staunend blieb ihr Blick eine Weile an Apolonia hängen, bis er schließlich hinüber zu Dracon wanderte. Daraufhin musste sie erst einen Schluck Wein trinken. Sie nahm sich einen Becher, füllte ihn und trank ihn in einem Zug aus.
    „Na dann willkommen im Club!“, meinte sie schließlich trocken. Bisher hatte sie mit Ausnahme von Avianus und Silanus noch niemandem verraten, dass sie eigentlich eine entflohene Sklavin war. Nun ja, Silanus schmorte im Tartaros, wie man so hörte und Avianus würde sie nicht verraten, denn er er liebte sie doch.
    „Ja, ich war auch eine Sklavin. Aber der Bürgerkrieg hat mir die Chance zur Flucht geboten.“ Ihre Stimme klang sehr ernst und wenn man genau hinhörte, klang all ihr Schmerz darin mit, den sie in all den Jahren erlitten hatte. „Es versteht sich von selbst, dass ich euch nicht verraten werde.“ Endlich lächelte Beroe Apolonia und Dracon aufmunternd zu. Es freute sie, dass man sie ins Vertrauen gezogen hatte. Jetzt gehörte sie wirklich zu ihnen.

    Ohne sie aus den Augen zu lassen, biss er in die süße Frucht und kostete davon. Dieser Mann war ausgehungert, das spürte sie. Die langen Entbehrungen auf See ließen nun sein Verlangen ins unermessliche steigen. Gierig glitten seine Augen über ihren verhüllten Körper. Er konnte es kaum erwarten, ihn ohne den störenden Stoff zu sehen, um ihn dann mit all seinen Sinnen in Empfang nehmen zu können. So verzichtete er ganz auf das unnötige Vorgeplänkel und forderte nun gleich ihr Versprechen ein, indem er sich selbst und auch sie von ihrem Gewand befreite und sich nun in auffordernder Pose neben sie bettete. Nun war es an Beroe, zu zeigen, wie gut sie ihre Profession verstand, um ihn tatsächlich in ungeahnte Höhen zu katapultieren.


    Kniend nahm die Lupa nun eine geeignete Position zwischen den Beinen ihres Klienten ein, um ihn für die Reise zur überschwänglichen Lust, auf die sie ihn mitnehmen wollte, vorzubereiten. Dabei bedurfte es keinerlei Worte.
    Mit ihrem Oberkörper beugte sie sich zunächst über ihn und strich, einer Massage ähnelnd, mit beiden Händen von über den muskulösen Körper. Ihre Lippen unterstützten sie anschließend dabei. Sie begann an seinen breiten Schultern, verweilte ein wenig an seiner Brust, um sich danach stetig weiter hinab zu der empfindlichsten seiner erogenen Zonen. Dort verweilte sie nun und gab ihm mit ihren Fingern und ihren Lippen die nötige Zuwendung, die brauchte, damit die Lust seinen Körper durchströmte.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140909/92ffy7yt.gif] | Evander


    Evanders Hand begann nur noch mehr zu zittern. Sein Puls raste. Seine Aufregung stieg ins Unermessliche. Natürlich waren die beiden auf seine Forderung, einfach zu verschwinden, nicht eingegangen. Ganz im Gegenteil, sein verzweifelter Versuch, hier lebend und unbehelligt herauszukommen erntete dazu auch noch Gelächter und Hohn. Zumindest von dem einen der Männer, der wohl schon ein ganzes Stück älter war, als der, der ihn mit seinem Gladius bedrohte. Und als ob dies nicht schon genug gewesen wäre, stachelte der Ältere den Jüngeren auf seine boshafte Art an, ihn einfach umzubringen. Doch der schien zu zögern. Dieses Zögern versetzte den Anderen nur noch in größere Rage.


    Die Sekunden wurden zu Minuten und die Zeit schien zu einer zähflüssigen Masse zu werden. Lediglich die Schweißperlen rannen in der gewohnten Geschwindigkeit an Evanders Wangen herab. Wieder leckte er nervös über seine Lippen. Seine Mundhöhle war wie ausgetrocknet. Evander rechnete jeden Moment damit, dass ihm der junge Mann seine Waffe zwischen die Rippen rammte, denn sein älterer Kamerad forderte es regelrecht heraus, dass er zustechen würde. Aber auch dazu kam es nicht.
    Zu Evanders Verwunderung verließ nun der Ältere seinen Platz und ging zum Durchgang zurück. Allerdings änderte dies nichts an der Tatsache, gleich seinem Schöpfer gegenüberstehen zu müssen.
    Statt einfach zuzustechen, begann der Kerl nun auch noch auf ihn einzureden. Im Gegensatz aber zu seinem älteren Kameraden, lag in seiner Stimme kein Spott und auch kein Hass. Eindringlich bat er ihn, sein Messer sinken zu lassen.
    „Natürlich will ich nicht sterben! Was denkst du denn?!“, brüllte ihm Evander aufgeregt entgegen. Mit seiner freien Hand wischte er sich den Schweiß vom Gesicht. Die andere Hand hielt noch immer das Messer. „Weshalb seid ihr denn sonst da?! Wie viel habt ihr der Hure diesmal gegeben, damit sie uns verrät? Als ihr das letzte Mal hier wart, habt ihr einige meiner besten Freunde mitgenommen, die ich danach nicht wieder gesehen habe. Also frage ich dich, wieso seid ihr hier, wenn ihr niemanden verhaften wollt?“


    Plötzlich vernahm Evander hinter sich eine weitere Stimme, die ihm zum einlenken aufforderte. Erschrocken fuhr er um und erkannte den Anführer der Fremden, der offenbar durch die Küche nach draußen gekommen war. Hinter ihm erkannte er seinen Freund Elias, der mit weit aufgerissenen Augen zu seinem Freund blickte und von einigen weiteren Urbanern umstellt war. Evander, der dies vollkommen falsch interpretierte, war sich nun sicher, dass der Junge nur geflunkert hatte, mit dem ganzen Schmu, mit dem er ihn zugetextet hatte. Von wegen, sie waren nicht gekommen, um jemand zu verhaften!


    Sim-Off:

    Beroe ist wieder da! :)


    Ein wenig verwirrt hatte Beroe schon drein gesehen, als dieser für sie fremde Mann ins Atrium des Lupanars gestürmt gekommen war ,der sich dann als als Helvetius Varus vorstellte und ihr mitteilte, der Besitzer des Lupanars zu sein. Noch ehe sie auf seine Frage eine Antwort hätte geben können, war Greta erschienen und hatte sich seiner angenommen. Daraufhin hatte sich die Lykierin zurückgezogen.


    Einige Zeit später hatte man nach ihr schicken lassen. So betrat sie mit ein wenig Neugier aber auch mit einer Portion Befangenheit eben jenes Zimmer, in dem sich der Helvetier und Greta befanden. Da es ihr schon von jeher an Selbstsicherheit mangelte, sobald sie sich gewissen Autoritäten gegenübersah, wirkte sie wohl eher etwas eingeschüchtert, nachdem sie artig den Besitzer grüßte, ihn dabei kurz ansah, dann aber wieder ihren Blick fast schon unterwürfig fallen ließ.

    Mit einiger Verspätung war schließlich auch Beroe eingetroffen. Im Traum hätte sie nicht gedacht, dass sie am gleichen Tag noch einmal ins Trans Tiberim zurückkehren würde, nachdem sie vor einigen Stunden die kleine Taberna von Simon und Mirjam für immer verlassen hatte. Dieser Tag schien ein wahres Wechselbad der Gefühle für sie bereit zu halten. Nach dem Gespräch mit Mirjam hatte sie sich so schlecht gefühlt. Ihr Herz war voller Trauer gewesen und dann, nahezu im gleichen Augenblick hatten ihr die Götter Avianus zurückgeschickt. Die Aussicht, ihn bald wieder sehen zu können hatte all den Schmerz in ihr verschwinden lassen und beflügelte sie regelrecht.
    Als sie dann frohgemutes mit einem Lächeln ins „Aedes iste Letitia“ zurückgekehrt war, hatte sie bereits am Gesicht Gretas erkennen können, dass irgendetwas Schlimmes geschehen war. Daraufhin war sie zu der Adresse geeilt, die Greta ihr genannt hatte. Die Lupa hatte ihr keine näheren Auskünfte erteilt, warum und weshalb sie dort hin sollte, geschweige denn, was sie dort erwartete.
    Nachdem sie sich einmal verlaufen hatte und erst in der falschen Straße gelandet war, hatte sie mit einiger Verspätung die besagte Insula erreicht. Sie stieg hinauf zu der angegebenen Wohnung, klopft an der Tür und wurde nach einiger Zeit eingelassen. Beim Eintreten erhaschte sie schon einige Wortfetzen. Es war Apolonias Stimme. Offensichtlich war die Lage ernst. Sehr ernst!
    „Salvete!“ platze sie in die Versammlung. „Bitte entschuldigt meine Verspätung. Ich… ähm… wurde aufgehalten. Greta sagte mir, ich müsse unbedingt hier her kommen.“ Sie blickte in die Runde und erkannte dabei auch Dracon, den sie unterwegs in der Stadt zu sehen geglaubt hatte.

    Sim-Off:

    Sorry für´s lange Warten. ;)


    Im Hinterhof


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140909/92ffy7yt.gif] | Evander


    Verdammt, wo war denn dieser Kerl so schnell hergekommen? Blitzschnell hatte sich die ganze Situation verändert. Dass dieser Kerl, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, ihm plötzlich seine Gladiusspitze bedrohlich nah vor die Rippen hielt, machte alles nur noch vertrackter. Dann redete er auch noch auf ihn ein. Evander sah ihm in die Augen. Er atmete schwer. Inzwischen hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn und dem Nasenrücken gebildet. Evander kämpfte mit sich. Jetzt nur nicht in Panik verfallen und etwas Falsches machen. Denn damit riskierte er nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Freunde und Glaubensgenossen, die sich im Innern der Taberna befanden. Doch dann irritierte ihn der andere, der seinen auch noch dazu anstachelte, ihn fertig zu machen.
    Eins wusste Evander, er würde sich nicht wie ein Lamm auf die Schlachtbank führen lassen. Auch würde er sich nicht wie seine Brüder einsperren lassen. Lieber würde er sterben.
    Ein schneller Blick noch zu Narseh. Der Perser war bereits damit beschäftigt, den Frauen über die Mauer zu helfen. Also war er ganz auf sich alleine gestellt. Noch immer hielt seine Hand den Griff des Messers unter der Tunika fest. „Verschwindet hier einfach, dann passiert auch nichts. Wir haben nichts verbrochen und wenn ihr jetzt abhaut, dann wird es auch so bleiben!“ Evanders Stimme klang irgendwie zittrig und aufgeregt. Voller Nervosität leckte er sich mehrmals über die Lippen, dann zog er schließlich langsam das große Küchenmesser unter der Tunika hervor. Seine rechte Hand, die das Messer umschlang, zitterte. Nur nicht die Nerven verlieren. Sollte sein Gegner doch zustechen! Mit seinem letzten Atemzug würde er ihm dafür sein Messer in den Rumpf rammen.


    In der Taberna


    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140909/jwwkw45z.gif] | Elias


    Die bestürzenden Blicke der anderen Männer seiner Gemeinde lasteten auf ihm, als Elias zu einem der Fremden gesprochen hatte. Ihnen wurde nun endlich klar, wer ihre ungebetenen Gäste waren. So war es nur allzu verständlich, als sich auf seinem Gesicht eine Erleichterung breitmachte, als er dessen Antwort vernahm. Er brauchte einen Moment. Dann wandte er sich an einen jungen Mann, der kaum älter als siebzehn Lenze sein konnte. Jedoch bevor er ihn nach der Wirtin schicken lassen konnte, wurde Elias Aufmerksamkeit erneut auf die sich öffnende Tür gelenkt. Es war der Anführer der Fremden, der eintrat und auf ihn nun einen wesentlich entspannteren Eindruck machte, als zuvor.
    „Äh ja, die Wirtin,“ meinte Elias und wandte sich noch einmal dem jungen Mann zu. „Priscus, bitte geh und hole Mirjam. Hier ist jemand, der sie sprechen will.“ Der junge Priscus eilte sofort zu Küche kam aber kurz darauf wieder zurück. Sein Gesicht hatte eine fast schon bleiche Farbe angenommen „Mirjam… sie ist nicht in der Küche. Sie ist weg! Und da draußen… im Hof ist Evander…mit einem Messer in der Hand,“ stammelte der Junge voller Angst.

    Offenbar zog es ihr Kunde lieber vor, weiterhin im Atrium zu verweilen. Warum auch nicht? Hier fand sich alles, was zu einem sinnlichen Aufenthalt beitrug. Außerdem erwies sich das Atrium gerade an hießen Tagen als besonders angenehm, wegen der Luftzirkulation, die durch die Öffnung im Dach begünstigt wurde. Zudem bot auch die Kline ausreichend Platz für zwei.
    So dauerte es nicht lange, bis der Naucharius neben ihr auf der Kline einnahm und damit begann, mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen. Dabei schaute er ihr tief in die Augen, während sie ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte. „Ganz wie du es wünschst, mein hübscher Seemann.“
    Auch sie blickte ihm tief in seine ausgehungerten Augen, die in seinem markanten Gesicht, welches vom Wind und der Sonne auf dem Meer gezeichnet war, verankert waren. Wie viele Wochen mochte er wohl auf See gewesen sein, dass es ihn nun so nach der Nähe einer Frau dürstete? Ganz gleich, was er im Laufe des Tages von ihr verlangte, sie würde ihm alle seine Wüsche erfüllen. Dafür war sie schließlich da.


    Nachdem sie ein Stück von der Feige gekostet hatte, hielt sie ihm den Rest der Frucht entgegen. Ihre Finger waren vom rötlichen Saft der Frucht benetzt. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ihn noch erwarten sollte. „Möchtest du einmal kosten? Sie ist unwiderstehlich süß,“ raunte sie ihm sinnlich zu, während er bereits seine eine Hand an ihrem Rücken entlang nach unten wandern ließ.
    Dann schmunzelte er, als meinte, ihm würde das leise Plätschern der Wellen und das bedächtige Schaukeln seines Schiffes fehlen. Beroe konnte dem Meer zwar nicht viel abgewinnen, denn das Meer hatte ihr alles genommen: ihren Vater, eine behütete Kindheit und nicht zuletzt ihre Freiheit. Doch natürlich war es nicht von Belang, was sie dachte.
    „Keine Sorge, ich werde dich auf die höchsten Wogen der Leidenschaft bringen,“ wisperte sie in sein Ohr und sogleich ließ sie ihre Hand unter seiner Tunika über seinen muskulösen Leib wandern, ein bestimmtes Ziel verfolgend, um ihm eine erste Welle der Lust zu bereiten. Sie war ihm nun so nah, dass sie seinen Atem durch den dünnen Stoff ihrer Tunika auf ihrer Haut spüren konnte.

    Natürlich nutzte der Kerl Beroes Mangel an Selbstbewusstsein schamlos aus und machte ihr auch noch Vorwürfe, weshalb sie hier denn den vermeintlich Falschen beschuldige. Warum konnte ihr nicht im rechten Zeitpunkt ein Souffleur zur Seite stehen, der ihr die treffenden Worte in den Mund legte? Stattdessen geriet sie ins Stammeln, wurde noch verunsicherter, als sie es eh schon war. „Ja ähm, äh.. ich äh.“ Und was sollte dieser dämliche Vergleich? „Das ist doch was völlig anderes!“, kam es endlich aus ihr heraus, weil sie sich nun wirklich angegriffen fühlte. Und dann war auch noch dieses dämliche überhebliche Grinsen in seiner Visage.
    Trotzallem aber schien sich dieser Kerl nun aus der Affäre ziehen zu wollen. Nicht nur, weil er sich so die Reinigungskosten ersparte, nein er fürchtete ebenfalls, von seinen Verfolgern aufgespürt zu werden, was natürlich auch nur Beroes Verschulden war. Wie dreist konnte man denn sein?!
    Das wollte Beroe nun gar nicht auf sich sitzen lassen! „Wegen meinem Geschrei?,“ schrie sie jetzt! „Ich schrei doch gar nicht! Und überhaupt, wer bezahlt mir….“ die Reinigung der Tunika? Gute Frage! Leider war sie nicht mehr im Stande gewesen, ihre Frage völlig auszuformulieren, da nun alles ziemlich schnell über sie hereinbrach. Plötzlich kam ein riesiger Kerl auf sie beide zugerannt, gefolgt von den Grobianen von vorhin. Offenbar kannten sich die beiden schon vom sehen.Sogar Zeit zum gegenseitigem Vorstellen blieb ihnen auch noch, bevor es richtig brenzlig wurde.


    „Mist!“, zischte die Lykierin. Ihre Tunika musste sie nun wohl selbst waschen und außerdem roch es hier böse nach Ärger. Da sie den in den letzten Wochen schon selbst zu Genüge am Leibe erlebt hatte, konnte sie gerne darauf verzichten, sich noch ein bisschen mehr Ärger einzuhandeln. Sie sah nun ein, dass es bestimmt am geschicktesten war, nun den geordneten Rückzug anzutreten. Zum Glück wusste sie ja jetzt den Namen des Remplers…
    „Na schön! Aber ich schicke dir die Rechnung, Gaius Germanicus Varro! Und ähm… viel Glück auch noch!“ Damit verschwand sie auch schon, tauchte hinein in die Masse der Menschen, die durch die Straße strömten. Als sie etwas Abstand gewonnen hatte, blieb sie stehen und wandte sich noch einmal um. Eigentlich konnte es ihr doch völlig gleich sein, was mit dem Germanicer geschah. Sollte er doch eins auf die Mütze bekommen. Vielleicht hatte er es sich ja verdient… und wenn nicht, dann war das auch nicht ihr Problem.
    Gerade als sie wieder weitergehen wollte, glaubte sie, ein bekanntes Gesicht in der Menge entdeckt zu haben. War das nicht Dracon, da drüben, auf der anderen Straßenseite?

    In der Taberna


    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140909/jwwkw45z.gif] | Elias


    Elias nickte bedächtig. Das freundliche Lächeln seiner Miene war einem ernstdreinblickenden Ausdruck gewichen. Diese letzten Worte des Fremden hatten ihn etwas stutzig gemacht. Langsam schien auch er nun zu realisieren, dass die Warnungen Ashrafs und das Misstrauen seiner Mitbrüder doch nicht ganz unangebracht gewesen waren. Was, wenn die Fremden denn auch zu der Urbanern gehörten?
    „Ihr werdet uns also unbehelligt lassen, nachdem ihr mit Mirjam gesprochen habt, nicht wahr?“, fragte er einen Moment später, als ihm endlich klar wurde, dass es so sein musste. Doch er versuchte, die Fremden nicht als seine Feinde zu sehen. Vielleicht war es ihm ja sogar möglich, sie davon zu überzeugen, dass sie und auch ihr Glaube nichts Böses im Sinn hatten.


    Im Hinterhof


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140909/92ffy7yt.gif] | Evander


    Evander hatte als letzter die Küche verlassen und blieb nun vor den Frauen stehen, während Narseh die Tür schloss. Mirjam und auch Sarah machten einen gefassten Eindruck, obwohl die Wirtin gerade eben erst vom Tod ihrer Tochter erfahren hatte. Er lächelte Sarah aufmunternd zu. Schon seit geraumer Zeit verband die beiden mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis. Sobald sich die Wogen wieder geglättet hatten, wollten sie heiraten. Evander wollte daher alles in seiner Macht stehende tun, um Sarah zu schützen.
    Als nun ganz unerwartet hinter ihm dieser Mann erschien und sie aufforderte, zurück ins Haus zu gehen, wandte er sich blitzschnell um und blieb wie angewurzelt stehen. Er musterte den Mann von Kopf bis Fuß. Dieser Kerl gehörte ganz sicher zu den Fremden, die schon die ganze Zeit über in der Taberna gesessen hatten und die Elias so fürsorglich bewirtet hatte. Außerdem, so vermutete Evander, trug er unter seinem Mantel eine Waffe. Er überließ dem Perser das Reden, während seine Hand unwillkürlich zu dem Messer unter seiner Tunika langte.
    Die beiden Frauen waren indes durch diese unerwartete Bedrohung ganz verschreckt. Die pure Angst stand in ihren Augen. Es musste einen Weg geben, die Frauen in Sicherheit zu bringen und gleichzeitig den Urbaner aufzuhalten.
    „Bring die Frauen hier weg, ich kümmere mich um den Urbaner,“ raunte er dem Perser zu. Wenn es ihnen gelang, durch den Hintereingang der benachbarten Garküche zu erreichen, dann konnten sie es schaffen und den Urbanern entkommen. Evander hielt nun das Messer unter seiner Tunika fest in der Hand umschlossen und war dazu bereit, bis zum Äußersten zu gehen. „Sonst was?!“

    Mit einem Mal schien es wieder so, wie früher zu sein. Sie waren sich wieder nah und mussten sich doch bald wieder trennen. Doch ihre Liebe verband sie, nur das zählte. Beroe spürte endlich wieder dieses Glücksgefühl in sich und wie es schien, ging es Avianus auch nicht anders. „Heute Abend,“ echote sie und strahlte vor Freude. „Ich werde mich extra für dich schon machen,“ versprach sie und wünschte, die Stunden bis dahin würden im Flug vergehen.
    Doch dann wich sein Lächeln für einen kurzen Moment und er beschwor sie regelrecht, sich aus Trans Tiberim fernzuhalten. Es sei hier nicht sicher, meinte er, wurde aber nicht konkreter. Wahrscheinlich spielte er auf die Razzia an, die hier vor vielen Wochen stattgefunden hatte, und deren Opfer sie geworden war. Ansonsten war es hier nicht schlimmer, als anderswo in dieser Stadt. Doch das behielt sie für sich.
    „Ja, das werde ich,“ antwortete sie nickend. „Eigentlich war ich nur hier, um Mirjam von Rachels Tod zu berichten.“ Wieder senkte sie ihr Blick betrübt. Rachel war doch ihre Freundin gewesen und sie trug die Schuld an ihrem Tod. „Stell dir vor, Rachel ist tot, weil ich…“ Sie verstummte, weil er das ausgesprochen hatte, was sie so lange vermisst hatte. Dann kam er noch näher auf sie zu und küsste sie sanft, so wie es nur Liebende taten und verweilte noch einem Moment bei ihr. „Ich liebe dich auch, Aulus und ich werde niemals damit aufhören, solange ich lebe.“ Dann löste er sich von ihr und sie sah ihm noch verloren nach. Doch innerlich überwog ihre Freude der Trauer. Sie wartete noch einen Moment und genoss ihr Glück, dann lief sie gemächlich mit einem Lächeln auf den Lippen zur Hauptstraße zurück.



    In der Taberna


    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140909/jwwkw45z.gif] | Elias


    Ein stetiges Raunen ging durch die Taberna, was ganz und gar nicht davon gelöst wurde, als einer der Fremden das Wort ergriff. Ganz im Gegenteil, Probleme gab es jede Menge. Erst recht, seitdem einige wichtige Mitglieder ihrer Gemeinde verhaftet und zusammen mit dem Prediger Ioannis hingerichtet worden waren. Elias, dem man danach ein Stück Verantwortung für die Gemeinde aufgebürdet hatte, fühlte sich gerade in solch einer Situation überfordert. Eigentlich war er nicht zum Führen geboren. Er war ein friedliebender Mensch, der am liebsten nur mit dem Wort seine Gefechte austrug.
    „Ach nein. Eigentlich nicht,“ antwortete er dem Fremden schließlich. Er hielt das alles immer noch für Panikmache.
    „Es ist nur so, vor einiger Zeit hatten einige Freunde von uns Schwierigkeiten mit den Urbanern. Seitdem sind wir etwas vorsichtiger geworden.“ Mit einem Mal trat eine gespenstige Ruhe ein. Nur Simons Schnarchen war zu vernehmen. Der Wirt war auf seiner Kline eingeschlafen. Seit seiner Rückkehr aus dem Carcer war so gut wie nicht mehr belastbar.


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140909/92ffy7yt.gif] | Evander


    Narseh und Evander hatten sich unbemerkt in die Küche begeben können. Dort waren die beiden Frauen wieder beim Kochen, doch allerdings war ihre ausgelassene Stimmung in tiefe Trauer umgeschlagen. Mirjam gab sich die größte Mühe, die Fassung nicht zu verlieren.
    „Sarah, Mirjam, ihr müsst hier schnell verschwinden. Kommt. lasst alles stehen und liegen. Ihr müsst hier raus und die anderen warnen. Naeseh geht mit euch,“ flüsterte Evander angestrengt und sah immer wieder zur Tür hinüber, die in den Schankraum führte. Wahrend der Perser bereits Anstalten machte, die beiden Frauen aus der Küche hinauszubringen, suchte Evander in einer Schublade mit Kuchenutensilien nach einer geeigneten Waffe. Aber was er fand, war nur ein kleines Schälmesser. Er warf es achtlos weg und suchte weiter. Dann drang Narsehs Stimme zu ihm. Er nickte ihm zu. „Ja, wir brauchen kein Messer!“ Allerdings hatte er im gleichen Atemzug endlich das gesuchte Schlachtermesser gefunden, mit dem Simon früher immer die Hammel geschächtet hatte. Schnell verbarg er es unter seiner Tunika und folgte dem Perser und den beiden Frauen nach draußen.

    Sanft hob er ihr Kinn an. Ihre traurigen Augen, die in den letzten Wochen so viel Leid gesehen hatten, sie schauten ihn an. Hatte sie eben richtig gehört? Sie konnte es gar nicht so recht glauben. Ihm tat es leid? Und sie konnten über alles reden? Bedeutete das etwa, er hatte ihr verziehen? Sie schien sichtlich verwirrt darüber. Aber offensichtlich war heute alles möglich, da das Schicksal scheinbar mit freudigen Überraschungen nur so um sich warf.


    Endlich kehrte auch ihr Lächeln wieder zurück und sie war so dankbar dafür, dass die Götter es zugelassen hatten, sie wieder zusammenzuführen. „Ich bin auch so unglaublich froh, dich wiederzusehen. Du hast mir so gefehlt. Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.“ Nun konnte sie sich wirklich nicht mehr zurückhalten, sie umschloss ihn mit ihren Armen und drückte sich fest an ihn. Die Tränen wollten wieder rollen, aber diesmal vor Glück. Am liebsten hätte sie ihn nie wieder losgelassen. Nie wieder! Doch auch sie wusste, dass er Verpflichtungen hatte. Er hatte ja auch bereits schon erwähnt, dass ihnen nicht viel Zeit blieb.
    Langsam lockerte sie wieder ihre Umarmung. „Wir können uns wiedersehen. Du kannst mich besuchen, wenn du willst. Ich bin bei einer sehr netten Frau untergekommen, die mir geholfen hat, als ich es am nötigsten brauchte. Sie führt ein Lupanar in der Subura, das „Aedes iste Laetitia“. Ich arbeite dort und verdiene jetzt mein eigenes Geld. Iich auch ein einiges Zimmer, nur für mich allein. Frag einfach nach Sibel.“


    Zur gleichen Zeit in der Taberna


    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/140909/jwwkw45z.gif] | Elias


    Elias nickte nachdenklich. Es war wohl am besten, wenn man auf den „Kollegen“ wartete, der aus unerfindlichen Gründen, wie von der Tarantel gestochen, nach draußen geeilt war. Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, öffnete sich wieder die Tür. Doch es war nicht wie erwartet der Fremde. Nein, Ashraf der Bäcker kam hereingestürzt, ganz aufgelöst, als sei ihm ein Unglück widerfahren.
    Natürlich hatte sein Aufschrei für Unruhe bei den Männern gesorgt. Besonders die, deren Freunde oder Familienmitglieder Opfer der Razzia geworden waren. Selbst Elias blickte erschrocken drein, doch er sammelte sich recht schnell wieder. „Beruhigt euch, Brüder!“
    Seltsamerweise erhielt er Unterstützung von Narseh. Ausgerechnet Narseh, der gelegentlich doch sehr hitzköpfig sein konnte.
    „Narseh hat recht,“ entgegnete Elias. „Wir sollten nicht jedes Mal in Panik verfallen, sobald ein Urbaner in Trans Tiberim auftaucht.“ Doch dann meldete sich ein älterer Mann zu Wort, der bisher geschwiegen hatte. Wegen der drohenden Gefahr aber konnte er nicht mehr länger seinen Mund halten. „Du hast gut reden, Bruder! Aus deiner Familie wurde niemand verhaftet!“ Das Getuschel unter den Männern wurde nun noch lauter. Von den meisten erhielt er ein zustimmendes Kopfnicken. Elias aber versuchte seine Brüder zu besänftigen. „Ich weiß, es ist schwer, wenn die Liebsten verschleppt wurden und man in der Ungewissheit leben muss, ob sie noch leben oder tot sind. Wir werden sie in unsere Gebete miteinschließen. Aber es nützt nichts, wenn wir bei jeder Kleinigkeit in Panik verfallen. Damit machen wir sie nur auf uns aufmerksam!“ Schließlich reichte er auch dem Bäcker einen Bächer Wein. „Hier nimm einen Schluck, Bruder.“


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/140914/o5ayno8p.gif] | Ashraf


    Ashraf, noch ganz außer Atem, nahm den Becher gerne und trank. Dann bemerkte er endlich die Fremden, die ebenso wie er mit Wein versorgt worden waren. Erst dachte er sich nichts dabei, glaubte, es handele sich um Helfer für die Taberna. Doch dann fiel ihm auf, dass auch sie noch immer ihre Mäntel trugen… genauso wie jener Urbaner draußen.
    „Aber wisst ihr was komisch ist?“, begann er, als er sich sicher war, dass diese Männer zu dem Urbaner gehörten. „Der Kerl da draußen trug gar keine Uniform… nur einen Mantel!“ So wie diese vier Fremden!


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140909/92ffy7yt.gif] | Evander


    Evander hatte sich ruhig verhalten, nachdem Elias, diese Fremden mit Wein versorg hatte. Ihm gefiel die ganze Sache überhaupt nicht. Sie stank zum Himmel! Am meisten aber ärgerte ihn, dass sein Freund Elias so fahrlässig war. Doch wenigstens gab es andere, die nicht so blind waren, wie er. Es freute ihn umso mehr, dass sich Narseh auf seine Seite geschlagen hatte. Der Perser war nicht so verweichlicht, wie manch anderer Bruder. Er konnte, wenn es hart auf hart kam, sich auch wehren.
    Spätestens nach Ashrafs letzter Bemerkung aber, wusste Evander, dass es nun keine Zeit mehr zu vertrödeln gab. „Ja, komm! Lass uns die Frauen in Sicherheit bringen. In der Küche wird sich sicher auch ein Messer finden,“ flüsterte er und schob sich unbemerkt nach hinten, zur Küche zu. Von dort aus konnten sie sich später auch unbemerkt aus der Taberna hinausschleichen.

    @ Tiberia Lucia: also wenn schon, dann britannizismen. :D


    Aber ich stimme meinen Vorrednern zu. :dafuer: Jedem soll es selbst überlassen sein, wie er die Titelwahl seiner Threads gestaltet. So manche original Filmtitel oder Zeilen aus irgendwelchen Songs sind da manchmal einfach passender, um damit etwas bestimmtes ausdrücken zu können, weil wir mit ihnen etwas verbinden. Natürlich macht ein lateinischer Titel noch mehr her :D Und Altgriechisch erst 8o(hatten wir das überhaupt schon mal?)
    Außerdem wir sollten da auch nicht außer Acht lassen, dass die Spieler hier nicht alle Altsprachler sind. ;)

    Die Tränen beeinträchtigten ihre Sicht. Aber es war ihr auch egal, ob sie die Leute, die an ihr vorbei liefen sich nach ihr umdrehten. Sollten sie doch glotzen. Es war ihr alles egal. Ein Leben wie dieses, ohne Liebe und ohne einen echten Halt, war wohl die schlimmste Strafe, die sie hatte treffen können. Wie sollte sie so nur weiterleben? Nie wieder würde ein Tag vergehen, an dem sie sich nicht Vorwürfe machen würde. Sie hatte alles falsch gemacht im Leben. Wäre sie nur in Misenum an der Seite ihrer toten Domina geblieben!


    Plötzlich jedoch ergriff jemand ihren Arm, sie erschrak fast zu Tode, sie versuchte sich noch mit der freien Hand zu wehren und schrie dabei auf – aber ohne Erfolg. Sie konnte nicht einmal ihren Angreifer erkennen. Als sie in die nächste Seitengasse gezerrt wurde, glaubte sie bereits, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Doch dann wurde der Griff um ihren Arm gelöst. Blitzschnell wandte sie sich um und erschrak noch mehr. Nein, es war kein Trugbild. Er war aus Fleisch und Blut und schaute ihr lange, ohne auch nur ein Wort zu sagen an. Für Beroe schien auf einmal die Zeit stehen zu bleiben. Sie traute sich nicht einmal mehr zu atmen, geschweigen denn etwas zu sagen. Er war es wirklich und er stand vor ihr. Doch würde er ihr wohlgesinnt sein oder sie am liebsten verfluchen.
    Schließlich sagte er ihren Namen und wischte ihre Tränen fort. Wie sehr hatte sie sich nach seiner Berührung gesehnt! Nächtelang hatte sie wachgelegen und darauf gehofft, ihn noch einmal wiedersehen zu können. Seine Stimme hatte belegt geklungen, als habe er dieses Wort S i e b e l schon eine Ewigkeit nicht mehr ausgesprochen. Dann, allmählich füllten sich seine Augen mit Tränen und noch einmal sprach er ihren Namen aus, doch diesmal war all sein Krummer darin hörbar, den er in all der Zeit hatte erdulden müssen.
    „Aulus!“, flüsterte sie ihm endlich zu. „Es tut mir so leid!“ Schuldbewusst senkte sie ihren Blick. Sie wagte es nicht, ihn zu umarmen geschweige denn zu küssen, auch wenn dies ihr größter Wunsch war. Doch sie fürchtete, von ihm zurückgewiesen zu werden. Das hätte sie nicht ertragen können.


    Derweil in der Taberna


    Einige der Fremden zeigten sich gegenüber Elias´ Großzügigkeit gar nicht abgeneigt und nahmen gerne die Becher entgegen. Er nickte auch den anderen aufmunternd zu, sich nicht zu scheuen. „Schon gut! Ihr seid unsere Gäste.“ Er war davon überzeugt, auf diese Weise alle eventuellen Probleme aus dem Weg räumen zu können, falls es die überhaupt gab. Denn eigentlich wusste bisher noch niemand so genau, was die Fremden eigentlich wirklich hier wollten.
    „Nun, was zieht euch hierher? Können wir euch bei etwas behilflich sein?“, fragte er schließlich, als sich alle bei dem Wein bedient hatten. Nicht allen gefiel diese übertriebene Freundlichkeit. Anscheinend wuchs sogar der Argwohn bei den übrigen Christen, die den Fremden nicht das Geringste abgewinnen konnten. So war es dann auch Narseh, der an Elias herantrat und ihn zur Vorsicht mahnte. „Mein Freund, wir haben nichts zu befürchten,“ entgegnete er ihm freundlich. Im Grund hatte er ja recht. Sie taten hier nichts Gesetzwidriges. Sie waren nur eine Handvoll Männer, die die Taberna renovierten…



    Zur gleichen Zeit vor der Taberna


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/140914/o5ayno8p.gif] | Ashraf


    Nachdem er seine Arbeit in der Backstube beendet hatte, trat Ashraf hinaus auf die Straße. Seine Frau und die beiden Töchter verkauften indes das Brot in ihrem Ladengeschäft. Ihr kleiner Laden ging gut, über mangelnde Kundschaft konnten sie sich nicht beklagen. Seitdem er sich hatte taufen lassen, kauften alle Familien der Gemeinde ihr Brot bei ihm. Zufrieden schritt er die Straße hinunter, ein Liedchen auf den Lippen. Er war auf dem Weg zur Taberna. Auch er hatte Simon, dem Wirt seine Hilfe angeboten. Lieber spät, als nie, dachte er sich. Aber sein eigenes Geschäft ging natürlich vor.
    Sein Lied verstummte, als er seinen Blick zum Laden des Kunstschmiedes wandte. Offenbar gab es dort Ärger. Ashraf verlangsamte seinen Schritt, um den Disput zwischen dem Schmied und seinem seltsam wirkenden Kunden zu beobachten und um einige Wortfetzen auffangen zu können. Seltsam, warum trug der Kerl einen langen Mantel und das mitten im Sommer? Spätestens bei dem Wort Urbaner wurde er hellhörig. Ashrafs Schritte wurden wieder größer. Er ließ den Kunstschmied hinter sich, überquerte die Straße und eilte in die Taberna. Ohne darauf achtend, was dort gerade vor sich ging, rief er seine warnenden Worte in den Raum hinein: „Urbaner! Es sind Urbaner im Viertel! Einer von ihnen ist gerade drüben, bei dem Kunstschmied!“

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Die ersten ließen sich nicht lange Bitten und folgten der Aufforderung sich zu bedienen. Sie nahmen sich eins der Mädchen und verschwanden mit ihr. Die Auswahl war sehr ergiebig und mir war eine von ihnen ins Auge gefallen. „ Was ist Miles, nicht so schüchtern. Für die lange Zeit auf See bist du sehr zögerlich oder kannst du dich bei der Masse an Schönheiten nicht entscheiden?“ vergnügt klopfte ich ihm auf die Schulter und ließ ihn stehen. Er hatte Zeit, das Lupanar gehörte heute ganz uns. Mit zwei Bechern Wein ging ich zu den Klinen und sah mir die Mädchen aus der Nähe an. Zwei waren in die engere Wahl gekommen. Eine der beiden kannte ich bereits vom Sehen. Die zweite war mir beim letzten Mal nicht aufgefallen. Zielstrebig näherte ich mich ihrer Kline, blieb bei ihr stehen ( Beroe). „ Salve, dunkelhaarige Schönheit, wie wäre es mit uns beiden?“ auf der Kline Platz nehmend und mit einem Becher Wein bekräftige ich mein Bestreben den heutigen Abend mit ihr zu verbringen. Eine Schale mit Trauben, Feigen, Melonen wurde zu uns gebracht. Ich griff zu und kostete die herrliche Melone.



    Ein ganzer Schwung ausgehungerter Seemänner war im Lupanar eingefallen. Beroe beobachtete die Männer, wie erstaunt ihre Blicke waren, als sie die Inneneinrichtung sahen und dann die Mädchen erblickten. Man sagte den Seemännern zwar nach, sie hätten in jedem Hafen ein Mädchen, doch schien es so als waren sie recht lange auf dem Meer gewesen. Jeder der Männer steuerte auf eine der Lupae zu, die jeweils seinem Geschmack entsprachen. Die so entstandenen Pärchen verschwanden recht schnell in den angrenzenden Séparées, um dort ungestört zu sein.


    Es dauerte nicht lange, bis schließlich auch einer der Männer vor Beroes Kline stehen blieb. Ein noch recht jung wirkender hübscher Kerl mit braunen Augen und hellbraunen Haaren. Sie entgegnete ihn mit einem Lächeln, als er sie ansprach und sich zu ihr setze. „Es wäre mir ein Vergnügen,“ raunte sie ihm verheißungsvoll zu. Dann bediente auch sie sich bei den Früchten. Ihre Wahl fiel auf eine frische Feige, in die sie genüsslich biss und ihn dabei nicht aus den Augen ließ. „Möchtest du hier bleiben oder sollen wir uns zurückziehen?“

    „Es tut dir also leid…“ Beroe stemmte ihre Arme angriffslustig in die Seite und ihr Gesichtsausdruck war weit davon entfernt, entspannt zu wirken. Dieser Schnösel, es missfiel ihr, wie er sie anstarrte, ganz so als ob sie ein käufliches Objekt wäre. Nun, im Grunde war sie das ja auch. Beziehungsweise würde sie es in wenigen Tagen sein, im Augenblick genoss sie ja noch ihren „Erholungsurlaub“. Jedoch beschäftigte sie im Augenblick mehr die Frage, was Morrigan sagen würde, wenn sie ihr so unter die Augen trat. Zum Glück war die Tunika nicht völlig ruiniert. Aber sie war auch schon gespannt, wie er sich aus der Affäre ziehen wollte. Eigentlich ging es ihr ja gar nicht ums Geld, sondern nur ums Prinzip. Wobei ihr die eine oder andere Münze schon hilfreich sein konnte.


    Was folgte, war ein Schwall von Entschuldigungen und Versicherungen, er würde alles wieder in Ordnung bringen wollen.. und so weiter und so fort. Da es allerdings mit Beroes Selbstbewusstsein nicht zum Besten bestellt war, begann auch sie bei dieser Vorstellung relativ schnell zu schwanken. Als er ihr dann noch versicherte, dass er ja schließlich auf der Flucht gewesen sei und dabei auch noch einen traurigen Hundebabyblick aufsetzte, kippte ihr Durchsetzungsvermögen gänzlich. Vielleicht lag es einfach an Beroes Einfältigkeit oder aber an ihrer Gutmütigkeit, als sie plötzlich ein ganze Stück wieder zurückruderte. „Na ja,“ meinte sie zögernd. „Eigentlich bin ich erst gestürzt, als deine Verfolger mich angerempelt haben.“ Na toll, aber die Tunika war trotzdem dreckig!
    „Was wollten diese Kerle denn von dir?“ Als ob sie nicht selbst schon genug Baustellen offen hatte, kümmerte sie sich nun auch noch um die von wildfremden Leuten. Wirklich keine gute Idee.

    „Keine große Sache, also!“, echote Evander, der plötzlich hervortrat und sich mit verschränkten Armen vor den Fremden aufbaute. „Worum geht´s denn?“ Die Spannung, die spürbar in der Luft lag, schien sich mit Evanders vorpreschen nur noch mehr zuzuspitzen. Natürlich musste es den Männern klar sein, dass diese Fremden mit Sicherheit nicht nur auf einen Becher Wein in die Taberna gekommen waren. Ganz abgesehen davon, dass sich deren Anführer so seltsam verhielt, seitdem er die Lupa erblickt hatte. Der eine oder andere musste sich womöglich fragen, ob die beiden sich vielleicht kannten. Vielleicht waren ja Evanders Anschuldigungen doch nicht so abwegig gewesen und die Lupa steckte mit den Fremden unter einer Decke. Ganz gleich, wie das eine mit dem anderen zusammen hing, Fakt war dass die Nervosität bei den Männern mehr und mehr zunahm. Seit der Razzia vor ein paar Wochen waren sie misstrauisch gegen alles und jeden geworden. Außerdem hatten die wenigsten von ihren Erfahrung damit, wenn es zum Äußersten kommen sollte. So nahmen die meisten von ihnen gar keine Notiz mehr, als die Lupa endlich verschwand, sondern konzentrierten sich auf die Fremden.. und ganz besonders auf deren Anführer.


    Jedoch geschah dann etwas, womit wohl die Wenigsten gerechnet hatten, nicht einmal die Fremden. Als sich hinter der Lupa die Tür wieder geschlossen hatte ließ der Anfüher der Fremden seine Männer zurück und stürmte ebenso zur Tür hinaus. Zurück ließ er fragende Gesichter, die sich keinen Reim darauf machen konnten, was hier gerade passierte.
    Eine gewisse Entspannung trat erst wieder mit der fast schon flehentlichen Frage des einen Fremden nach etwas Trinkbaren ein. Auch bei den anderen Männern schien ein wenig Anspannung abzufallen, was in ein unterschwelliges Murmeln mündete. Schließlich erbarmte sich einer von ihnen, wahrscheinlich aus seiner christlichen Nächstenliebe heraus, griff sich ein paar Becher und eine Kanne Wein, die eigentlich für die arbeitenden Männer bestimmt gewesen war und trat den Fremden entgegen. „Hier, wir haben zwar nicht viel. Aber nehmt und trinkt.“
    „Elias! Was tust du da, Bruder?“, ereiferte sich Evander und wurde dabei von einigen der anderen unterstützt. Doch Elias ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen, füllte die Becher und reichte sie den Fremden. „Gib und dir wird gegeben werden, Bruder!“, rief er Evander zu, dessen Skepsis dadurch aber lange noch nicht ausgeräumt war.


    Indessen auf der Straße


    Beroe stütze ich mit einer Hand an der Hauswand ab, die andere hielt sie vor ihr Gesicht. Die Tränen rannen unvermindert an ihren Wangen herab und es schien, als ob aller Schmerz aus ihr herausbrechen wollte. Die Männer in der Taberna hatten sie zu Recht als dreckige Hure beschimpft. Zwar hatte sie die Christen an jenem Abend nicht ans Messer geliefert, doch traf sie die Schuld an Rachels Tod. Hätte sie sich damals bei dem Urbaner nicht gesträubt, dann hätte er sie laufenlassen und man hätte sie niemals in den Carcer gebracht. Und dann Avianus, ihn hatte sie verraten, damit sie frei kam. Nur deswegen hatte sie seinen Namen ausgeplaudert. Sie war wirklich das Letzte!