Wie bereits am Morgen, als Beroe zur Casa der Iunier gelaufen war, um dort Avianus´ Brief abzugeben, lag wieder dieses beklemmende Gefühl auf ihr, beobachtet zu werden. Der Weg zu den Horti Lolliani war weit, doch immer wieder blieb sie stehen, um sich umzusehen. Doch jedes Mal war niemand da, der sie hätte verfolgen können. Sah sie denn etwa schon Gespenster oder war es einfach die furchtbare Angst, die sie allmählich in den Wahnsinn trieb?
Dabei hatte sie allen Grund, ängstlich zu sein. Seit dem gestrigen Abend hatte sich alles dramatisch verändert. Silanus war wieder aufgetaucht und Beroe hatte wieder am eigenen Leib spüren müssen, wie sich sein Zorn anfühlte. Nachdem er das Verschwinden ihres Amuletts bemerkt hatte, konnte sie gerade noch so verhindern, dass er von ihr und Avianus erfuhr. Aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch dieses Geheimnis gelüftet hatte. Deshalb war sie am Morgen bereits in den Gärten gewesen und hatte gehofft, dort ihr Amulett wieder vorzufinden. Doch wie in den Tagen zuvor war das Versteck leer gewesen. Nun hoffte sie, der Briefe hatte Avianus erreicht und er würde zu ihrem Treffpunkt kommen.
Sie hatte ihren Umhang über den Kopf gezogen, damit niemand sie so leicht erkennen konnte. Außerdem verbarg sie so auch die blauen Flecken und Würgemale an ihrem Hals, die ihr Silanus zugefügt hatte. Den ganzen Weg über malte sie sich aus, was wäre, wenn Avianus nicht zu ihrem Treffpunkt kam. Wenn er verhindert war… oder wenn er sie bereits vergessen hatte.
Nur noch wenige Schritte waren es bis zu ihrer Bank. Ihre innere Unruhe stieg noch weiter an, als sie erkennen musste, dass der Platz noch leer war. Statt sich zu setzten und einfach zu warten, lief sie rastlos umher. Dabei hielt sie immer wieder nach ihm Ausschau.