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Drusilla hatte es mal wieder geschafft, sich direkt in den Mittelpunkt zu katapultieren. Nun lachte sie hämisch. Das tat sie immer, wenn sie sich im Vorteil glaubte. Dementsprechend baute sie sich vor Beroe auf. „Was sollte dich das interessieren, hä?“
Das war mal wieder so typisch für Drusilla! Doch falls wirklich etwas dran sein sollte und sie etwas über Thalias Aufenthaltsort wusste, dann musste sie das unbedingt aus ihr herausbekommen. „Es interessiert mich, weil es Silanus interessiert!“ konterte sie, um ihr gleich klarzumachen, mit wem sie sich einließ. Bisher hatte Silanus‘ Name immer einen gewissen Effekt bei den Leuten in diesem Milieu bewirkt. Und auch Drusilla hatte stets Respekt gezeigt, wenn Silanus mit im Spiel war. So auch nun.
„Silanus sagst du“, und klang nun gar nicht mehr so selbstsicher. „Ja genau der! Und wenn er erfährt, dass du mir Informationen vorenthältst, dann werde ich dafür sorgen, dass er dir mal einen Besuch abstattet, um dir ein paar nette Verzierungen in deinen fetten Wanst zu schnitzen!“ Inzwischen hatte Beroe gelernt, wie man Menschen einschüchterte und dabei ruhig und gelassen zu bleiben. Sie hatte ja dafür einen guten Lehrmeister und oft genug war sie selbst diejenige gewesen, die von ihm eingeschüchtert wurde. „Also, was weißt du?“
Drusilla bekam schon Angst bei dem bloßen Gedanken daran. Sie musste nicht lange darüber nachgrübeln, ob sie reden sollte, oder nicht. Sie sah sich erst um, bevor sie zu sprechen begann. „Also dieses Mädchen, Thalia, hat früher in den höchsten Kreisen verkehrt. Aber dann während des Bürgerkrieg, als sich das Blatt für den Fetten zu wenden begann, soll sie sich hier irgendwo versteckt haben, hieß es.“ Beroe war nicht sonderlich zufrieden mit dieser Antwort, denn im Grunde war es nichts anderes, als das, was sie eh schon wusste. Also musste sie Drusilla einfach noch etwas mehr unter Druck setzen, damit sie endlich mit den interessanteren Details herausrückte. „Was du nicht sagst! Und erzählt du mir nun etwas, was ich noch nicht weiß? Zum Beispiel, wo man sie finden kann? Du weißt doch, wie gerne Silanus mit seinem Messer spielt!“ Drusilla stand der Schweiß auf der Stirn. In einer gewissen Weise gefiel es der Lykierin, sie so zu sehen und vielleicht konnte sie in diesem Moment ein Fünkchen der Befriedigung empfinden, die Silanus empfand, wenn er sie bedrohte.
„Ich weiß es nicht! Glaub mir… ich weiß es wirklich nicht! niemand hat sie seitdem gesehen. Vielleicht ist sie ja umgekommen. Es gibt genug Leute, die ein Interesse an ihr haben…“ Nein, diese Antwort ging gar nicht! Beroe schüttelte enttäuscht den Kopf. „Nein Drusilla, so wird das nichts! – He, Kleiner!“ Sie rief einen kleinen Straßenjungen zu sich, der gerade in der Gegend herumlungerte und der gelegentlich Botengänge für Silanus erledigte. Der Junge schaute sich um und kam auf Beroe zu. „Sag Silanus, er soll herkommen. Diese fette Schlampe hier hat ihn betrogen!“ Der Kleine nickte, aber ließ sich etwas Zeit mit gehen, so lange, bis Drusillas Erinnerungsvermögen schlagartig zurückgekehrt war. „Nein, nein, hör zu! Vielleicht kenne ich jemanden, der weiß, wo man sie findet! Ein Mann namens Soranus. Ich könnte dafür sorgen, dass er dich trifft!“ Mittlerweile rannen ihr die Schweißperlen an den Schläfen herab. Sie wirkte ziemlich aufgewühlt. So hatte Beroe die alte Lupa noch nie erlebt. Aber wenn sie darüber nachdachte, was sie hier eigentlich tat, konnte sie dabei nicht wirklich Genugtuung fühlen, so wie es Silanus getan hätte. Eigentlich tat sie das alles nur, damit es ihr nicht so erging.
„Na schön! Zieh wieder Leine, Kleiner!“ Mit einer Handbewegung schickte Beroe den Jungen wieder fort. Als er außer Hörweite war, widmete sie sich wieder voll und ganz Drusilla. „Gut! Dann sieh zu, das der Kerl hier auftaucht und bete darum, dass er mir sagen kann, wo sie steckt!“ Drusillas nickte hektisch und war froh, dass sie vorerst auf Silanus Gesellschaft verzichten durfte. „Ja, mach ich! Mach ich sofort!“ Sie verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln und wollt wieder zu ihrem Platz zurück. „Ach und Drusilla!“, rief Beroe ihr noch nach. „Ja?“ Auf der Stelle war sie stehen geblieben und sah sich um. „Nenn mich nie wieder Schlampe!“