Beiträge von Iunia Sibel

    Was hielt Sibel eigentlich davon ab, Avianus endlich reinen Wein einzuschenken? War es ihre übertriebene Angst, er könne sich vielleicht ganz anders verhalten, als sie es sich vorgestellt hatte? Oder etwa dass er ihr Vorwürfe machen würde? Ganz gleich was es auch war, Sibel wusste, dass das, was da gerade mit ihr geschah, große Veränderungen in ihrem Leben herbeiführen würde. Es würde alles auf einmal umkrempeln. Nichts wäre mehr so, wie es einmal war. Je länger sie damit wartete, ihn mit einzubeziehen, umso unaufschiebbarer wurde es.
    Es war auch töricht zu glauben, er hätte von alldem nichts bemerkt. Natürlich hatte er das! Wahrscheinlich ahnte er sogar schon etwas. Doch bisher hatte er nur noch nicht seine Vermutungen ausgesprochen. Je mehr sie aber seine Erkundigungen über ihren Zustand abblockte und als unwichtig abtat, umso mehr erregte sie sein Interesse danmit. Doch dass er ständig um ihr Wohl besorgt war, zeigte ihr auch, wie wichtig sie für ihn war.
    „Solange du bei mir bist fehlt es mir an nichts, Liebster,“ antwortete sie ihm lächelnd und drückte ihm verstohlen einen Kuss auf seine Backe.


    Die Frage, was ihr denn noch gefallen könnte, war schwierig zu beantworten. Denn sie hatte ja keine Ahnung, was die Welt der Literatur noch alles für sie bereithielt. Nicht einmal mit den einzelnen Gattungen kannte sie sich gut genug aus und insgeheim schämte sie sich für ihre Unwissenheit. Wieder tauchten ihre Zweifel am Horizont auf, doch nicht gut genug für ihn zu sein. Einer anderen Frau, einer Römerin, hatte er nicht erst noch das Lesen beibringen müssen. Mit ihr hätte er sich gleich über Literatur unterhalten können.
    „Ja, Gedichte vielleicht,“ sagte sie endlich, um wenigstens etwas gesagt zu haben. Er hatte sie heute extra hierher begleitet und sie glänzte mit ihrem Unvermögen.


    Dann endlich fasste sie den Mut und griff mit äußerster Vorsicht auch nach einer der Schriftrollen, die in den Körben aufbewahrt wurden. Während sie noch nach einer Beschriftung oder einem Etikett suchte, auf dem zu lesen war, was diese Rolle beinhaltete, begann Avianus laut vorzulesen. Sie scha zu ihm auf und ließ die Rolle in ihrer Hand sinken.
    „Das ist schön!“, meinte sie. „Wer ist diese Cynthia und was hat sie gemacht?“


    Als die schlürfenden Schritte des alten Buchhändlers dessen Rückkehr ankündigten und er schließlich schon in Sichtweite war, legte sie peinlich berührt wieder die Schriftrolle zurück, ohne erfahren zu haben, was sie nun beinhaltet hatte. Der Alte reichte ihr eine andere Rolle. Zweifellos mussten das Phaedrus‘ Fabeln sein. Er nannte den Preis – zwölf Sesterzen. Das war viel Geld, zumindest für denjenigen, der nicht in Geld schwamm. Ohne zu zögern zahlte Avianus den Betrag und bat darum, sich noch weiter umsehen zu können. Sibel indes wagte es nun, einen Blick in ihr neues Buch zu werfen.

    Einige Tage waren inzwischen vergangen, seitdem Sibel Morrigans Nachricht gelesen hatte. Daraufhin hatte sie sich fest vorgenommen, sie möglichst bald zu besuchen.


    Immer wieder war etwas dazwischen gekommen und seit einigen Tagen fühlte sie sich schon früh morgens wenn sie aufstand nicht besonders wohl. Sie war der festen Überzeugung, sie hätte sie sich den Magen verdorben. Allerdings hatte Avianus über solche Beschwerden nicht klagen können. Wie üblich hatte sie über ihr Unwohlsein ihm gegenüber nicht viel Worte verloren und versuchte es, so gut wie möglich wegzustecken.
    An diesem Tag jedoch schien ein wenig Besserung eingetreten zu sein. Keine Übelkeit am Morgen, auch keine Müdigkeit, die die plötzlich überfiel oder die Kopfschmerzen, die sie in letzter Zeit häufiger hatte.
    Jedes Mal wenn sie die Castra hinter sich gelassen hatte, fühlte sich Sibel irgendwie befreit. Keine gierigen Blicke verfolgten sie dann mehr und niemand interessierte sich für das, was sie tat. Sie war eine unter vielen, die sich durch die engen Gassen der Stadt schoben, den Esquilin hinunter und hinein in die Subura. Diesen Weg kannte sie in und auswendig. So oft war sie ihn gegangen. Damals war die Subura zu ihrer neuen Heimat geworden. Heute aber kam sie als Besucherin. Eine Frau, die ihre Freundin besuchte.
    Sie klopfte an die vertraute Tür und wartete, bis man sie einließ.

    Für mich ist das ein schmerzlicher Verlust, den ich nicht einfach so verkraften kann. :( Ich kann gar nicht beschreiben, wie beschissen ich mich gerade fühle :( Das IR verliert mit dir einen tollen Spieler :(


    Mach´s gut. Es hat viel Spaß gemacht, mit dir zu schreiben.

    Die Marktstände hatten sie hinter sich gelassen und steuerten nun einen Laden an. Neben den unzähligen Schriftrollen, die sich dort fanden, war es wohl der ganz eigene Geruch des Gemischs von Papyrus und Tinte, den Sibel dort roch. Dieser Geruch kam ihr seltsam vertraut vor. Sie kannte ihn noch aus Misenum. Dort in der Villa der Aurii hatte es auch eine kleine Bibliothek gegeben. Gelegentlich hatte man sie dort hingeschickt, um die eine oder andere Schriftrolle zu holen. Die Aurii hatten es sich leisten können und eigens dafür einen griechischen Sklaven besessen, der sich um die kleine erlesene Schriftensammlung gekümmert hatte.


    Staunend sah sich Sibel im Laden um, dessen Regale über und über mit Schriftrollen gefüllt waren. Selbst mitten im Raum fanden sich noch körbeweise Schriftrollen. Gut, dass sie Avianus dabei hatte! nie im Leben hätte sie sich hier zurecht gefunden, geschweige denn überhaupt etwas gefunden, was ihrem Lesestand entsprach.


    Im hinteren Teil des Ladens über ein Stehpult gebeugt, tauchte plötzlich ein älterer Mann mit schütterem Haar und einem weißen gepflegten Bart auf. Sibels erstaunter Blick blieb schließlich an der rechten Hand des Mannes kleben, die einen Calamus hielt. Außerdem fiel ihr der schwarze Tintenfleck auf, der sich auf seinen Zeigefinger befand und der darauf schließen ließ, dass er gerade mit Schreiben beschäftigt gewesen war. Sie fragte sich still im Gedanken, ob er all diese Schriftrollen beschrieben hatte. Doch sie traute sich nicht, danach zu fragen.
    Einmal mehr war sie froh, Avianus bei sich zu haben, der dem Mann, ohne zu zögern, Antwort geben konnte. Sibel nickte lediglich nur, als er ihr einen fragenden Blick zuwarf und nach einer Abschrift mit Fabeln verlangte. Zu ihrem Erstaunen, schien der Alte gleich zu wissen, wo er danach suchen musste und verschwand kurz. Nun bot sich die Gelegenheit, sich noch etwas umzuschauen. Noch kam sich Sibel etwas fehl am Platz vor, da diese Masse an Schriftrollen sie regelrecht überrollten. Besser, sie fasste nichts an, denn man hatte ihr mehr als einmal eingebläut, wie wertvoll solch eine Schriftrolle war und wie leicht sie verschmutzt oder gar durch unsachgemäßen Gebrauch zerstört werden konnte.
    Nein, an diese „alten Zeiten“ wollte sie sich nicht mehr zurückerinnern. Diesmal ging es um eine Schriftrolle, die ihr gehören sollte. Die sie lesen durfte. Natürlich würde sie darauf achten, damit sie ihr auch ja lange erhalten blieb. Doch niemand würde sie diesmal zurechtweisen, wenn sie sie zur Hand nahm. Avianus würde sie stattdessen dazu ermuntern, noch viel häufiger zu lesen. Ob lesen nun wirklich von den Alltagsproblemen abzulenken vermochten, konnte sie nicht sagen. Dazu hatte sie einfach noch nicht genug gelesen. Auch verstand sie anfangs gar nicht, worauf Avianus hinaus wollte. Doch als er sie direkt darauf ansprach, ob es ihr gut ginge, lächelte sie nur verlegen. Ob er etwas von ihrem häufigen Unwohlsein gemerkt hatte? Ganz bestimmt hatte er das! Sonst hätte er nun nicht gefragt. „Nein…,“ antwortete sie zögerlich. „Es ist alles in Ordnung. Mir geht´s gut.“ Ewig konnte sie es ihm nicht verschweigen, denn wenn die Ursache genau die war, woran sie dachte, dann war ihr Zustand in einigen Wochen schon ganz offensichtlich.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Keine Sorge, er wird nicht sterben. Das klang so widerwärtig! Nein, der Centurio würde Sorge dafür tragen, dass Evander die Folter, die nun zweifellos folgte, zwar überlebte, dafür aber unmenschliche Schmerzen zu ertragen hatte, um sie dadurch zum Reden zu bringen. Sarah fürchtete sich davor, was jetzt kommen sollte. Jetzt, da sie nun hier saß, machte sie sich bittere Vorwürfe. Der einzige Ausweg, um schlimmeres zu verhindern, war weiter zu schweigen. Auch wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, dass Evander furchtbare Schmerzen erdulden musste. Wenn ihr Gott erbarmen hatte, dann würde er ihn bald zu sich holen.


    Sarahs Blick folgte Avianus, als er um dem Tisch herum ging und sich hinter sie stellte. Trotzdem kam es für sie sehr überraschend, als er sie an ihrer Tunika im Nacken packte und ihren Kopf auf die Tischplatte drückte, so dass sie vor dem, was nun passierte, nicht mehr ihren Blick abwenden konnte.
    Auf Befehl des Centurios, riss man Evander den Fetzen vom Leib, der irgendwann einmal seine Tunika gewesen war. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis die Peitsche zum ersten Mal auf seinem Rücken niederging und Evander herzergreifend aufschrie. Sarah zuckte zusammen und begann zu jammern. Jedoch konnte das nicht verhindern, dass die Peitsche ein zweites und ein drittes Mal seinen Rücken traf. Dabei wurde Sarahs Klagen immer lauter und sie versuchte, sich zu wehren, indem sie versuchte, sich mit ihren Händen von der Tischplatte wegzudrücken.


    Evander indes, hing keuchend an seinen Fesseln. Seine Beine hatten nachgegeben und waren eingeknickt. Eine Pause hätte ihm zwar die Möglichkeit geboten, kurz durchschnaufen zu können, letzten Endes aber verlängerte dies nur seine Qualen.
    „Bitte, hört auf damit!“, flehte Sarah mit verheulter Stimme. Sie konnte das einfach nicht weiter ertragen. Das sausen der Peitsche, das Geräusch, das sie verursachte, wenn sie auf menschliche Haut traf und dann die Schreie des Christianers, die darauf folgten. „Sag ihnen nichts!“, rief der ihr mit letzter Kraft zu.

    Spätestens nachdem er ihre Hand ergriffen hatte, zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht ab. Wenn ihr Geliebter bei ihr war, dann spielte alles andere um sie herum nur noch eine untergeordnete Rolle, denn dann war sie glücklich und hätte nichts anderes gebraucht. Heute aber war ein ganz besonderer Tag. Endlich hatten sie einmal Zeit für sich und konnten gemeinsam der Enge der Castra entfliehen. Das machte sogar die Übelkeit, die sie am Morgen noch vor dem Aufstehen befallen hatte, vergessen. Je öfter sich dieses unangenehme Phänomen morgens wiederholte, umso mehr festigte sich in Sibel die Überzeugung den Grund dafür zu kennen. Doch noch fürchtete sie sich davor, es auszusprechen, geschweige denn es Avianus gegenüber zu erwähnen. Stattdessen, versuchte sie lieber, es weit von sich zu schieben und ganz zu verdrängen.
    So wie heute. Heute wollte sie nichts von alldem wissen. Ihr ganzes Augenmerk warf sie deshalb auf die Marktstände, an denen sie gemütlich vorbeischlenderten. Manchmal blieben sie stehen, wenn eine der Waren ihr Interesse erregte.


    Avianus konnte eigentlich mal wieder eine neue Tunika gebrauchen. Oder da, die bequem anmutenden Sandalen. Da waren auch diese hübschen goldenen Ohrringe, die von Nomaden im fernen Bactria gefertigt worden waren und die durch ihre jeweils vier Türkissteinchen auffielen und damit auch Sibel in ihren Bann zogen. Doch anschauen genügte ihr schon. Sie musste diese Ohrringe nicht haben. Wahrscheinlich kosteten sie sowieso ein kleines Vermögen. Nein, sie löste wieder ihren Blick und ging bedächtig weiter. Außerdem ging es ja heute hauptsächlich um die Bücher, die sie sich anschauen wollte und vielleicht eines oder auch zwei davon kaufen wollte. Daher musste sie gar nicht lange über seine Frage nachdenken.
    „Och, von mir aus können wir sofort zu den Büchern gehen. Für andere Sachen haben wir sicher später noch Zeit.“ Mit den 'anderen Sachen' hatte sie die Lebensmittel gemeint, die sie später, bevor sie zurückgehen würden, einkaufen wollte, aus denen sie dann zum Abschluss dieses besonderen Tages, ein schmackhaftes Essen kochen wollte.

    Die Vergangenheit entflieht nicht, sie bleibt und verharrt bewegungslos.


    Marcel Proust


    Eigentlich war es ein Tag, wie jeder andere in Rom. Seit dem Morgen schon strömten die Menschen zum Markt, um Lebensmittel für den Tag und sonstige Güter für ihren Bedarf zu kaufen. Wie immer war es ein hektisches Treiben zwischen den einzelnen Marktständen. Lautstark priesen die Kaufleute ihre Waren an. Waren aus allen Ecken des Imperiums und darüber hinaus: Feine Elfenbeinschnitzereien aus Africa, feinste Seidenstoffe aus dem Fernen Osten, strahlende Kleinodien aus Bernstein, Pelze aus dem freien Germanien, wollene Stoffe aus Britannien und vieles mehr. Besonders betörend war es, wann man sich dem Marktständen der Gewürzhändler näherte. Den Weg dorthin zu finden war ganz leicht. Einfach nur den exotischen Düften folgen und schon erschloss sich dem potentiellen Käufer eine Vielzahl von prall gefüllten Säcken mit bunten Pulvern, seltsam anmutenden Knollen, Schoten, Knospen und Nüssen.
    Doch der Markt hielt noch viel mehr Kostbarkeiten und Überraschungen bereit…


    Sibel hatte lange warten müssen, bis es endlich soweit war. Immer wieder hatte ihnen Avianus` Dienstplan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dann gab es Tage, an denen sie sich nicht recht wohlgefühlt hatte und lieber zu Hause geblieben war. Doch heute endlich war es so weit! Avianus und sie gingen gemeinsam zum Markt. Nicht nur, dass dies eine Premiere als solches war, es gab auch einen triftigen Grund dafür. Sibel übte sich nun täglich im Lesen und Schreiben und sie hatte tatsächlich schon gute Fortschritte gemacht. Nun war es endlich an der Zeit, sich nach geeignetem Lesestoff umzusehen. Hierbei ließ sie sich natürlich gerne von Avianus beraten.


    Für diesen besonderen Tag hatte sie sich in eine von ihren besseren Tuniken gekleidet. Auch trug sie heute die Bernsteinkette, die ihr Avianus geschenkt hatte. Ihr Haar hatte sie zu einem einfachen Dutt hochgesteckt. Wie immer, wenn sie unterwegs war, trug sie ihre Palla. Spätestens nach dem Verlassen der Castra wirkte sie dann auch wesentlich entspannter, so dass ihrer Vorfreude nun nichts mehr im Wege stand. Selbst heute, obwohl sie Avianus an ihrer Seite hatte, war das nicht anders.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Natürlich ließ die Antwort auf Sarahs Widerstand nicht lange auf sich warten. Bei jeder noch so kleinen Bewegung spürte sie den Druck, der buchstäblich auf ihren Schultern lastete. Und auch obwohl sie ängstlich zurückwich, als der Centurio sich zu ihr hinüber beugte und sie anschrie, blieb sie dennoch standhaft. Das war zumindest ihr Plan gewesen. Natürlich konnte sie noch nicht ahnen, was er und seine Leute noch alles gegen sie aufbieten wollten. Doch sie hoffte, für alles gewappnet zu sein und versuchte, in ihrem Glauben die nötige Kraft zu finden.


    Was allerdings nun geschah, hätte sie sich wohl kaum in ihren ärgsten Träumen vorstellen können. Der Centurio machte eine Geste zu einem seiner Soldaten und nur wenig später, schleifte man einen stark abgemagerten Mann, der in seiner schmutzigen verschlissenen Tunika wie der Schatten seiner selbst wirkte. Sein Gesicht war eingefallen und sein Haar wirr und struppig. Auch war ihm mittlerweile ein Bart gewachsen, der ihn nun wie einen alten Mann aussehen ließ. Doch sie erkannte diese Augen wieder. Auch wenn sie leer schienen, da sie jegliche Hoffnung verloren geglaubt hatten. Das war Evander, oder zumindest das, was von ihm übrig war. Dass er hier so lange überlebt hatte, sprach für seine Zähigkeit.


    „Evander! Was macht ihr mit ihm?“, rief Sarah und wollte schon aufstehen, doch der feste Druck des Soldaten hinter ihr, ließ ihr keine Chance dazu. Auf ihr Rufen hin, hob der Gefangene kurz seinen Kopf und schaute zu ihr. Ein kurzes Aufflackern in seinen Augen war zu erkennen. „Sag ihnen nichts, Sarah!“ krächzte er mit rauer Stimme, bevor er schließlich auf die Anweisung des Centurios hin, an den Eisenringen, die im Mauerwerk verankert waren, gefesselt wurde.

    „Bitte lasst ihn doch! Seht ihr denn nicht, dass er schon fast halbtot ist? Habt doch Erbarmen mit ihm!“, bat sie den Centurio und blickte ihn eindringlich an. Dass ihr Appell hier eindeutig an der falschen Adresse war, hätte sich Sarah denken können. Die Urbaner waren wohl die Letzten, die für einen ihrer Gefangenen so etwas wie Erbarmen aufbringen konnten.


    Schließlich wurde dann recht deutlich, nach welchen Regeln dieses Spiel nun laufen sollte. Sarah wollte Erbarmen, der Centurio Antworten. Quid pro quo.
    Die junge Frau stand nun unter einem enormen Druck. Was sollte sie tun? Evander retten aber dafür dann die ganze Gemeinde gefährden?
    Selbst dem Gefangenen, der nun an der Mauer hing, war Sarahs zögern aufgefallen. „Sag ihnen nichts, Sarah! Sie werden alle…,“ ermahnte er sie noch einmal. Jedoch ein klagender Seufzer beendete sein Aufbegehren, nachdem ihn einer der Soldaten zum Schweigen gebracht hatte.
    Sarah war den Tränen nahe, doch sie wusste, dass Evanders Schicksal besiegelt war. „Von mir erfährst du nichts!“, war deshalb ihre Antwort

    Es waren inzwischen schon einige Tage vergangen, seit Sibel die Nachricht von Morrigan gelesen hatte und sie sich daraufhin fest vorgenommen hatte, sie zu besuchen.


    Immer wieder war etwas dazwischen gekommen und seit einigen Tagen fühlte sie sich auch nicht besonders gut. Wie es schien, hatte sie sich den Magen verdorben. Allerdings hatte Avianus darüber nicht klagen können. Natürlich hatte sie über ihr Unwohlsein nicht viel Worte verloren und versuchte es, so gut wie möglich wegzustecken.


    Endlich war also der Tag gekommen, an dem es ihr wieder etwas besser ging und sie beschloss, heute ihre Freundin zu besuchen. Wie immer, wenn sie in die Stadt ging, hatte sie sich in eine unscheinbare Palla gehüllt, die sie besonders innerhalb der Castra vor den Blicken der Soldaten schützen sollte. Dieses seltsame Gefühl, welches sie innerhalb der Castra ständig begleitete, wurde sie einfach nicht los.
    Nur noch wenige Schritte trennten sie vom Haupttor. Danach würde es ihr sicher wieder etwas besser gehen und sie würde sich ein Stück mehr freier fühlen.


    Sim-Off:

    Reserviert! 8)

    „Fein! Dann werde ich sie in ein paar Tagen besuchen gehen.“ meinte sie, während sie sich an dem E und dem L ihres Namens versuchte.
    „Und, wie findest du´s?“, fragte sie ihn etwas verunsichert, als sie ihr Werk vollendet hatte. Sie selbst war von ihrer Schrift noch nicht sehr überzeugt, da sie noch sehr holprig und ungleichmäßig wirkte. Bis sie so weit war, um selbst einmal einen Brief zu schreiben, würde sicher noch viel Zeit vergehen. Doch wenigstens hatte sie jetzt einen Anfang gemacht. Und das Avianus sie dabei unterstützen würde, war ihr gewiss.
    Nun erklärte er ihr, welche Werke hinter diesen Namen standen, die er ihr zuvor genannt hatte. „Fabeln?“ Da war doch was! „Ich kenne ein paar Fabeln. Als Kind mir meine Mutter welche erzählt. Besonders gerne mochte ich die vom Fuchs und vom Raben,“ erinnerte sie sich und musste immer noch darüber lachten, weil der Rabe so eitel gewesen war. Aber auch Gedichte und Theaterstücke hörten sich doch gut an. Obwohl sie noch nie ein Theater von innen gesehen hatte.


    Ihre Stimmung hob sich noch mehr, als er ihr versprach, sie beim Bücherkauf zu unterstützen, oder besser noch, einen gemeinsamen Ausflug in die Stadt zu machen, nur er und sie! „Ja wirklich? Oh da freue ich mich aber riesig!“ Eigentlich konnte sie es schon gar nicht mehr erwarten. Aber sie wusste schon, dass sie sich mit seinem Dienstplan arrangieren musste und es daher noch etwas dauern konnte, bis es soweit war.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Man hatte Sarah in ein stickiges feuchtes dunkles Loch gesperrt, welches sie sich lediglich mit ein paar Ratten teilte. In der Dunkelheit hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Doch diese Stunden und Tage, die Schlimmsten in ihrem Leben waren, schienen endlos zu sein.
    Anfangs hatte sie noch geschrien und mit ihren Fäusten gegen die Tür geschlagen. Allerdings waren all ihre Bemühungen umsonst gewesen, weshalb ihr Protest bald zu einem Klagen wurde und, bevor es gänzlich erstarb, ein Wimmern wurde.
    In ihrer Verzweiflung hatte sie zu ihrem Gott gebetet, er möge sie doch erlösen und ihr vergeben. Sie wusste, sie hatte durch ihren Verrat, Schuld auf sich geladen.
    Nichts aber geschah, bis sich irgendwann dann doch die Tür wieder öffnete...


    Ein Urbaner trat auf sie zu und zerrte sie aus ihrer Zelle. Erneut begann sie zu bitten und betteln, man möge sie doch gehen lassen, als man sie zum Verhörraum brachte. Eigentlich hatte der Soldat sie mehr dorthin schleifen müssen, da sie immer noch Widerstand leistete und keinen einzigen Schritt freiwillig machen wollte.


    Im Verhörraum wurde sie bereits erwartet. Man konnte sich sicher unschwer vorstellen, wie Sarah sich fühlen mochte, als sie den Centurio wieder sah, der ihr das alles hier eingebrockt hatte. Ihre Wut war wieder präsent, wie an jenem Abend, als er sie festgenommen hatte. Und die junge Christianerin dachte erst gar nicht daran, es weder ihrem Bewacher noch dem Centurio einfach zu machen. Sie dazu zu bewegen, auf dem Hocker Platz zu nehmen, kostete enorm viel Mühe.


    Der Centurio begann sei Verhör, was Sarah aber dazu veranlasste ihn nicht weiter zu beachten. Er hatte sie getäuscht! Vom ersten Moment an, als sie ihn zum ersten Mal in der Taberna in Trans Tiberim gesehen hatte.
    Seine erste Frage nach ihrem Befinden klang in ihren Ohren wie purer Hohn. Wie sollte es ihr den gehen? Ihr Äußeres war verdreckt und ihr Haar wirr. Das alles sprach doch schon für sich!
    „Ich wollte einfach nur gehen, nachdem ich freiwillig zu dir kam!“, korrigierte sie ihn. „Ich wollte dir helfen, nur diejenigen auszuschalten, die uns schaden. Doch du wirst da keinen großen Unterschied machen. Ist es nicht so?! Von mir wirst du kein Wort mehr hören!“

    „Aha, sie hat mich also eingeladen, sie zu besuchen.“ stellte sie erfreut fest. „Meinst du, ich könnte demnächst dort hingehen?“ Die Frage war tatsächlich ernst gemeint, denn noch immer war sie sehr auf der Hut, wenn sie sich alleine durch die Castra bewegte.


    Aber natürlich war sie auch sehr stolz darauf, was ihr soeben gelungen war. Doch sie vergas auch nicht, dass sie erst am Anfang stand. Sie hatte noch viel zu lernen!„Naja, also wenn du das „lesen“ nennst.“ Den ganzen Brief, auch wenn er recht kurz war, auf diese Weise Buchstabe für Buchstabe zu lesen, war doch sehr mühevoll und anstrengend. Trotzdem wollte sie jetzt noch nicht aufhören. Sibel war ganz versessen darauf, noch mehr zu lernen.
    Und deshalb sagte sie nicht nein, als er fragte, ob sie versuchen wollte, ihren Namen zu schreiben.
    „Nein, ist schob gut! Ich will es probieren!“, antwortete sie eifrig und nahm die Tabula und den Stylos. Die Buchstaben ihres Namens in das Wachs einzuritzen, wollte ihr noch nicht so leicht gelingen. Die Lettern sahen ziemlich krakelig aus, wie die Schrift eines Kindes. Aber sie versuchte es gleich noch einmal.


    Als Avianus von Büchern sprach, sah sie von der Tabula auf und legte den Stylos aus der Hand. „Bücher? Für mich? Aber ich wüsste nicht, welche. Damit kenne ich mich gar nicht aus. Und diese Namen sagen mir auch nicht viel. Haben die denn etwas Wichtiges geschrieben?“ Natürlich wäre es reizvoll gewesen, ein paar Bücher zu kaufen, wenn sie wieder zum Markt ging. Aber es wäre noch schöner gewesen, wenn er mit ihr zum Markt ging, um mit ihr ein paar Bücher auszusuchen.
    „Könntest du da nicht mitgehen? Du und ich? Wir beide könnten doch zusammen zum Markt gehen.“

    „Natürlich bin ich das! Nicht nur industria sondern auch ambitiosa!“, antwortete sie ihm grinsend. Schon lange war es ja ihr Wunsch gewesen, endlich auch lesen und schreiben zu können. Denn schon oft wäre es vorteilhafter für sie gewesen, wenn sie es gekonnt hätte. Doch nun, machte sie ihre ersten Schritte. Und womöglich würden dann noch ein paar Erinnerungen aus ihrer Kindheit zurückkehren.


    Avianus griff nun nach dem Papyrus, den Morrigan ihnen geschickt hatte. Gespannt sah sie zu, wie er sie aufrollte und die ersten Schriftzeichen zum Vorschein kamen.
    „Nein, ich würde sagen, ich versuche es einfach mal mit dem Entziffern. Wenn das nicht funktioniert, können wir immer noch die Buchstaben wiederholen.“ Zu einfach wollte sie es sich auch nicht machen. Sie hoffte, wenn sie die Buchstaben aneinanderreihte, dann den Sinn dahinter begreifen würde.
    Und schon begann sie mit dem ersten Wort: „S..A..L..V..E… Salve, das heißt Salve!“, verkündete sie stolz. Aber dabei wollte sie es nicht beruhen lassen und las weiter: „A..V..I..A..N..U..S… Avianus, dein Name!“ Ganz stolz auf die ersten Worte, die sie selber gelesen hatte, blickte sie zu ihm auf. Was sie vorher als kaum machbar erachtet hatte, funktionierte nun und je mehr Worte sie auf diese Weise erkundete, umso leichter fiel es ihr.
    „Sie freut sich für uns, dass wir zueinander gefunden haben und du sollst auf mich achtgeben … und sie würde sich über meinen Besuch freuen“, fasste sie schließlich den Inhalt des Briefes zusammen. Sie war so stolz auf sich!

    Mit einem letzten lustvollen Seufzer entwich die Spannung aus ihrem Körper. Zunächst verharrte sie noch einem Moment in der Umarmung. Dann gab sie ihn frei und schenkte ihm ein Lächeln, dass dem Glanz des Morgentaus glich. Dies waren die Augenblicke in denen sie besonders glücklich war. Immer wenn sie sich geliebt hatten, fühlte sie sich so frei und beschwingt, als könne es nichts mehr geben, was ihre Gedanken trüben könnte.
    Nicht zu glauben, dass sie das vor kurzer Zeit noch wegwerfen wollte. Auch wenn die Trennungslinien zwischen ihnen in den letzten Wochen wieder mehr sichtbar geworden waren. In solchen Momenten waren sie hinfällig, denn solange sie sich liebten, konnte sie niemand so einfach trennen. Sibel hatte keine großen Ansprüche, sie würde es nehmen, wie es kommen würde. Was allerdings nicht hieß, dass sie nicht kämpfen würde. Wenn eines sie das Leben gelehrt hatte, dann war es, dass sie nie wieder etwas einfach nur so etwas hinnehmen würde. Ein wenig mehr Selbstvertrauen konnte dabei natürlich hilfreich sein. Doch um das zu erlangen, brauchte es Zeit, viel Zeit.


    Unterdessen hatte er sie etwas zurückgelehnt. Seine Arme lagen noch immer um ihre Taille. Auch Avianus sah glücklich und zufrieden aus. Sanft strich er ihr über den Rücken. Seine Sorgenfalten, die ihm in letzter Zeit öfters im Gesicht gestanden hatten, waren nun nicht mehr zu sehen. Ja, sie war sich sehr wohl bewusste, dass sie ihm diese Sorgen bereitete. Doch sie wusste inzwischen auch, dass die Lösung ihres Problems nicht einfach darin bestand, wenn sie einfach ging. Es war eben eine verzwickte Situation!


    „Und wie geht nun dein Unterricht weiter, Magister?“, fragte sie ihn kokett, während sie immer noch auf ihm saß und auch keine Anstalten machte, sich erheben zu wollen. Schließlich gab es da ja noch die Nachricht von Morrigan, deren Inhalt sie noch gar nicht kannte.

    Ja, ein Geschenk! Das wollte sie sein. Obwohl ihm doch bereits alles gehörte. Doch sie schenkte ihm noch mehr als nur ihren Körper. Sie wollte ihm aufs Neure ihre Liebe und ihre Hingabe beweisen, dass es nur ihn gab und dass er für sie das Wichtigste war in ihrem Leben. Doch nicht nur das war es, was sie antrieb. Es war auch die Gewissheit, durch seine innige Nähe Trost zu finden, und einen Lichtblick zu haben, der alle Hindernisse, die das Leben für sie bereithielt, für eine gewisse Zeit ausblenden zu können. Dann gab es nur sie und ihn. Wenn sie zu Einem verschmolzen, konnte sie nichts und niemand mehr trennen.


    Sie half ihm mit der Tunika, die seine Hände noch ein Stückchen weiter nach oben geschoben hatten. Schnell war sie von ihr über den Kopf gestreift worden und landete dann achtlos auf dem Boden. Nun konnte er sie in all ihrer Pracht kosten, was er dann auch tat. Sie genoss es in vollen Zügen, wenn er das tat. Wenn seine Lippen über ihre Haut wanderten und sie liebkosten.


    Behutsam vereinigten sie sich schließlich. Anfangs waren ihre Bewegungen noch sanft, doch sie ließ sich stetig mitreißen, hin zu den höchsten Wogen der Leidenschaft. Dabei hielt sie ihn umschlossen, mit ihren Armen. Immer weiter, immer höher trug sie ihn hinauf zum Gipfel.

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    Erwartungsgemäß hatte der Centurio ihr Bitten ignoriert. Er richtete nun gar nicht mehr das Wort an sie, sondern sprach nur noch in einem dienstlichen Ton mit den anderen Soldaten, die an diesem Abend dienst im Carcer hatten.
    Die ganze Umgebung, diese Soldaten und die Aussicht, auf Wochen oder gar Monate eingesperrt zu sein, reichten aus, um Sarah einzuschüchtern und gefügig zu machen. Ängstlich blickte sie nun in die Gesichter dieser Männer. Einige schien recht erfreut über ihren Anblick zu sein, was nichts Gutes erwarten ließ. As man sie sie dann auch noch beinahe direkt in die Arme eines der Soldaten stieß, schrie sie spitz auf und hielt sich schützend die Hände vor ihren Körper.


    Dass der Centurio inzwischen entschieden hatte, sie einzeln einzusperren, bekam sie nur so am Rande mit. Im Augenblick hatte sie andere auch Sorgen. Doch als die Sprache auf den Christianer kam, den man vor etlichen Wochen in Tans Tiberim verhaftet hatte, glaubte sie ganz fest daran, dass es sich dabei um Evander handeln müsste. Evander – er war auch einer von der Sorte gewesen, der geglaubt hatte, alles mit Gewalt lösen zu können. Dass man ihn eingesperrt hatte, geschah ihm recht! Aber sie? Sie war doch gar nicht so wie er oder Narsah!
    Doch ehe sie sich versah, befand sie sich bereits auf dem Weg zu ihrer Zelle.

    „Wer braucht schon das K, Liebster?“ raunte sie Avianus zu, während sich ihre Finger in sein Haar vergruben. Noch hatte er versucht, sachlich zu bleiben. Jedoch schien ihm diese Art von Unterricht weitaus mehr Freude zu bereiten. Letztendlich zog er sie zu sich her. Zuvor hatte er ihre Tunika nach oben geschoben, so dass sie nun bequem auf seinem Schoß sitzen konnte. Nun da sie ihn direkt vor sich hatte, war es ihr möglich, ihn noch eindringlicher zu liebkosen.


    Avinus setzte derweil seinen „Unterricht“ fort und wählte Worte, die ihr sagten, wie sehr er sie begehrte und was sie ihm bedeutete. Animiert von ihren Küssen, wählte er zunächst ‚Nectarea‘ aus und ließ sie dadurch wissen, wie sehr ihn ihre Lippen an süßen Nektar erinnerten. Sibel griff sogleich das Wort auf, um ihm den Augenblick noch mehr zu versüßen.
    „Nectarea? Möchtest du noch mehr davon kosten?“ Sie hielt ihn inzwischen mit ihren Armen umschlungen und begann ihn nach jedem Wort, welches er ihr sagte, nun noch leidenschaftlicher zu küssen.


    Sibel musste nicht lange grübeln, um die Reihe der noch folgenden Buchstaben fortzusetzen. Sie wusste genau, was sie nun anstrebte. Zweifellos war es das Gleiche, was er wollte. Die Umstände dafür waren womöglich etwas unkonventionell. Doch war es nicht gerade das, was ihre Beziehung ausmachte? Gegen alle Konventionen!
    „Sentire,… tangere, ….unire,…volupe,“ hauchte sie, während ihre Küsse dazwischen fordernder wurden. Lediglich beim letzten Buchstaben „x“ wollte ihr lange partout nichts einfallen. Doch dann fand sich das letzte passende Mosaiksteinchen: „Xenium.“

    Das Schlimmste an diesen Erinnerungen war, dass sie sich kaum noch an die Gesichter und Namen ihrer eigenen Verwandten entsinnen konnte. Sie waren mit der Zeit verblasst, trüb und stumpf geworden, wie bei einem alten Spiegel, der lange nicht mehr in Gebrauch gewesen war.
    Deshalb zwang sie sich, nicht mehr weiter daran zu denken. Doch es war schwer, die Vergangenheit auszublenden. Gerade dann, wenn deren Fangarme noch bis in die Gegenwart reichten und nach ihr zu greifen drohten.


    Das Einzige, was ihr nun noch Halt geben konnte, war er. Avianus bemühte sich sehr. Er verstand sie und wusste, dass es allein seine Zuneigung war, die ihr jetzt helfen konnte, nicht völlig zu verzweifeln. In seinen Armen und durch seine Küsse fand sie Schutz und Geborgenheit. Sibel ließ sich darauf ein und schmiegte sich an ihn. Er zeigte ihr, dass es so viel mehr gab im Leben, als das, was bereits hinter ihr lag. Nach vorne zu schauen, das war es, was er ihr durch sein Alphabet nun vermitteln wollte: Amandissima, bellissima, carissima, dulcissima, egregia maxime, fidelissima … Diese Worte waren wie Balsam auf einer Wunde, die einfach nicht heilen wollte. Alleine schon ihr Klang übte einen gewissen Zauber auf sie aus.


    Sibel schloss ihre Augen. Ihre Arme legten sich um ihn und sie erwiderte seinen Kuss, wieder und immer wieder. „Nein, lass uns weitermachen… grata, honestus, intimus, largire, magnificare,…“, raunte sie ihm zu und ergab sich nach jedem Wort wieder ihrer Zärtlichkeiten, die sie ihm nun schenkte.


    Sim-Off:

    Wer Fehler in meinen Latein-„Künsten“ entdeckt, darf sie gerne behalten. :P Ich oute mich an dieser Stelle gerne mal als Nicht - Lateinerin, 8o die erst mühevoll alles im Wörterbuch nachschlägt, oder Caesar und Tante Google fragen muss. :D
    [SIZE=7]Tja, ich habe halt damals, vor gefühlt hundert Jahren, was "Gescheites" in der Schule gelernt und mich für Gallisch als Fremdsprache entschieden. 8) Konnte ja keiner ahnen, dass es mal das Internet geben wird und ich im IR mitspiele! :D[/SIZE]

    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141021/e4ctfnz5.jpg] | Sarah


    „Bitte tut meinen Leuten nichts,“ hatte Sarah auf dem Weg zum Carcer immer wieder verzweifelt gebettelt. „Ihr dürft ihnen nichts tun! Sie haben nicht böses getan! Hört ihr?!“ Die junge Frau hatte eigentlich gewusst, wie zwecklos ihr Bitten war, sie ließ aber trotzdem nicht davon ab. Sie spürte die Wut in sich aufkeimen. Die eut auf sich, aber auch auf die Urbaner. Sie hatte da etwas losgetreten, was sie nie und nimmer mehr aufhalten konnte, ganz gleich, was sie tat oder sagte.


    Schließlich erreichten sie den Carcer. Allein schon der Name jagte ihr einen riesen Schrecken ein. Dann der mufflige Geruch und die Soldaten, die ihr nachschauten. So eingeschüchtert wie sie war, verstummte sie recht bald. Doch dass noch immer die Wut sie gepackt hatte, war unübersehbar.
    Sie wollte nicht eingesperrt werden! Weder in einer Übergangszelle noch in Einzelunterbringung!