Alles was ich will ist leben. So sprach kein Rebell, zu allem bereit, bereit Leben, Ehre, Ansehen und Zukunft zu opfern. Aus diesen Worten sprach vielmehr Sehnsucht. Sehnsucht nach unbeschwertem Leben.
Falcos Einstellung wurde sanfter. Er hatte keinen Feind vor sich. Dessen war er sich sicher. Sein Vater? Sein wahrer Vater war ein altiulischer Patriarch gewesen. Geminus war ähnlich und doch ganz anders.
"Senator Geminus hat stets auf Meinungen anderes gehört, so sie begründet waren. Doch letztlich trifft wohl jeder Vater seinen Ratschluss allein, da hast Du recht. Ich glaube Dir und werde Dir vertrauen. Enttäusche dies nicht. Wenn Dein Vater für Dich hier Gastfreundschaft und Zuflucht erwartete, so hat er das zurecht gedacht. Du bist hier willkommen, trotz der Taten Deines Vaters. Diese bringen die ganze Gens in eine schwere Lage und sind sicher nicht einfach zu handhaben. Das musst Du verstehen. Er spielt mit dem Feuer und jeder, der ihm zu nahe kommt wird verbrennen. Ich rate Dir deswegen vorsichtig zu sein und ich sorge dafür, dass ich es bin. Das musst Du mir zugestehen. Jenseits aller Politik und Loyalitäten."
Ihre Tränen in den Schoß fallen sehend.
"Es so junges Leben soll nicht bereits so schwere Bürden tragen. Dein Vater hat diese Entscheidung gefällt. Zu recht. Und ich mag über ihn denken, was ich will. Ich werde seine Entscheidung mittragen. Du hast ein Leben verdient. Und innerhalb meiner Möglichkeiten werde ich Dir dabei helfen es auch zu bekommen."
Sie hatte schon zuviel Härte im Leben erfahren, doch zerbrochen war sie nicht. Im Gegenteil. Ihre Lebensflamme schien sehr hell zu flackern, auch wenn sie ein paar mehr Schatten warf als manch andere. Doch gerade das zog ihn mehr als, als dass es ihn abstieß.
"Du kannst nicht wissen, ob Du Deinen Vater nie wieder siehst. Das wird davon abhängen, wie sehr er bereit ist für Ideale Wahrheiten zu opfern und wann er das einsieht. Dieser Kaiser ist keiner des Zornes und der Ungerechtigkeit. Nicht zwingend findet Dein Vater den Tod. Es sei denn er sucht ihn. Doch das weiß keiner bereits vorher."
Auch Falcos Züge noch sanfter. Eine seltene Einstellung. Verdrängung und Verbitterung waren starke Schirme. Die nur selten durchlässig wurden.
Mögen sich all deine Wünsche und Absichten verwirklichen und dass du heil nach Hause kommst ... diese Worte kannte er ... von ihr, deren Namen er nicht mehr benutzte.
"Ich danke Dir. Es ist lange her, dass man sich um mich sorgte. Ich werde Dir stets die Möglichkeit geben meine Meinung über Dich noch zu beeinflussen.
Ich werde den Aufenthalt Deines Onkels für Dich ermitteln."
Ein Brief für ihren Onkel? Sie schien es zu wollen, dass er ihn las, also öffnete er seine Hand.