Falco war zu Hause gewesen. Mit einem dicken Kopf von der Feier in der Casa Decima. Sein Freund Vorenus war erschienen. Gardecenturio. Er hatte ihn nicht erwartet und wusste sofort, dass es wichtig sein musste. Doch mit einer derartigen Wichtigkeit hatte er nun nicht wirklich gerechnet. Der Augustus wollte ihn sehen, umgehend. Falco hatte unter den neuen Anzeichen für parthische militärische Aktionen zwar mit einer Audienz gerechnet, oder sie zumindest erhofft. Aber die Dringlichkeit überraschte ihn. Vorenus war in Uniform erschienen, was er normalerweise unterließ, da der zweite Gardepraefect, ein Mann namens Attianus, Falco sehr feindlich gesinnt war. Er hatte ihn nicht als Tribun in der Garde haben wollen.
Auf dem Weg hatte er Vorenus nach der Lage befragt, doch viel war nicht bekannt. Der Kaiser hatte wohl Nachricht aus dem Osten erhalten. Man munkelte vom armenischen König.
Nun wartete Falco vor der Türe zum Officium des Kaisers.
Sie wurde geöffnet. Ein Sklave wies den Weg auf die Terrasse.
Falco trat ins Freie hinaus. Die warme Luft weht ihm ins Gesicht.
"Setzt Dich, Falco!"
Der Kaiser sitzt an einem großen Tisch, viele Karten und Pergamente vor sich verteilt. Er weist auf einen Platz vor ihm. Falco nimmt Platz. Ein kurzer Blick auf die Karten. Der Osten. Der Kaiser bemerkt dies.
"Was weißt Du?"
Falco versucht einzuschätzen was der Grund des Besuches ist, worum er hier spielt. Was von ihm erwartet wird. Er entschließt sich für völlig Offenheit.
"Ich hörte von Angriffen der Parther im Osten, entlang der syrischen Grenze. Weiter soll Dir der armenische König geschrieben haben. Und bedenke ich die Dringlichkeit Deines Wunsches mich zu sehen, so wird nun wohl auch Armenia bedrängt und ..."
"... ist gefallen. Falls noch nicht, so ist dies nur eine Frage der Zeit. Wir könnten nie rechtzeitig genug eingreifen um daran noch etwas zu ändern, also ist vom Fall Armenias auszugehen. Neuesten Berichten zur Folge fiel in Armenia ein Feldherr namens Parthamasires ein. Ein Mann, der Dir bekannt sein dürfte. Der Druck auf die syrische Grenze hat nachgelassen, doch lassen Späherberichte darauf schließen, dass sich dort draußen ein parthsiches Heer versammelt hat. Zusätzlich zu dem in Armenia. Wohl um Ausfälle unsererseits zu parrieren. Wie schätzt Du unsere Lage ein?"
Falco ging in sich. Der Kaiser wollte von ihm eine Analyse der römischen Möglichkeiten. Zu der aber selber fähig war. Warum also brauchte er eine zweite Meinung? Um seine von einem Ortskundigen bestätigt zu sehen? Davon machte sich Julian nicht abhängig ... eine zweite Meinung. Zwei. Das war es. Der Kaiser brauchte einen zweiten Mann. Die Lage zeigte deutlich warum ...
"Augustus. Dass dieser Angriff gegen Roms Macht nicht ungestraft bleiben kann ist klar. Dein Entschluss zur Rache steht mit Sicherheit längst. Ich würde dem Feinde analog zwei Angriffsflügel bilden. Einen asiatischen udn einen syrischen. Der eine steht gegen das eine parthische Heer und befreit Armenia, der andere steht gegen das andere und rächt sich an Parthia selbst und verhindert so Entsatz für den Norden. Es wird wenig offene Schlacht geben, so wir diszipliniert genug sind. Es werden Reitergefechte sein, Belagerungen, Nachschubbedrängnisse."
Der Kaiser nickte stets leicht bei der Erläuterung. Er sah es auch so.