Beiträge von Lucius Helvetius Falco

    Erneut war Falco nach Rom zurückgekehrt. Doch nicht nur er. Er hatte Musa eben angewiesen den Senator in sein Zimmer zu bringen. Er war sehr müde von der Reise.


    Während der Reise hatte Falco erkannt, dass Titus zumeist sehr verwirrt war. Es aber dazwischen auch lichte Momente gab.

    Falco war in auf dem Landgut nahe Tarentum angekommen. Die Sklaven und der Verwalter hatten nicht wirklich mit Besuch gerechnet, schon gar nicht mit solchem, der ihnen weisungsbefugt war. Er hatte ein Donnerwetter über alle abgehen lassen, das sich gewaschen hatte. Er ließ sehr deutlich werden, dass alle zu spuren hätten oder verkauft würden. Des Senators Sachen wurden bereits gepackt. Die Kutsche wartete. Falco hatte jämmerliche 250 Seterzen im Haus finden können. Nun war auf dem Weg in den Garten. Zu Geminus. Er hielt sich fast nur noch dort auf.


    Falco trat vor den Korbstuhl.


    "Ich grüße Dich Titus. Wie geht es Dir?"


    Der Senator schaute Falco an und hielt kurz inne.


    "Es wurde ja auch Zeit, dass Du mich hier einmal besuchst! Wo hast Du Dich rumgetrieben? Niemand kam vorbei. Ich bin hier völlig abgeschnitten von allem."


    Falco wusste, dass der Senator über seine Entführung unterrichtet war. Entweder hatte er den Bezug zur Realität zumindest in gewissem Maße verloren oder er spielte ein seltsames Spiel.


    "Du weißt doch, dass ich im osten entführt wurde? Ich war selber nicht in Rom? Ich konnte nicht kommen."


    "Ach was! Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!"


    Nun war sich Falco sicher. Der alte Knabe war ganz offensichtlich deutlich nicht mehr auf dem Posten. Er stellte seine Herangehensweise dementsprechend um.


    "Ich habe eine schlechte Nachricht für Dich ...... Dein Bruder ist verstorben."


    Er schaute ihn dabei genau an.


    "Erzähle doch nicht solch einen Unfug, er war doch erst neulich hier und hat mich besucht. Als einziger!"


    Lucius schüttelte den Kopf. Viel Sinn hatte die Konversation nicht.


    "Titus. Wir kehren nach Rom zurück. Ich nehme Dich mit nach Hause."


    Auf einen herbeieilenden Sklaven gestützt erhebt sich der Senator.


    "Das wurde ja auch Zeit, ich weiß gar nicht, was ich hier sollte. Pure Zeitverschwendung. Unfug!"


    Falco sah Geminus nicht ohne Mitleid nach.

    Falco wendet seine Aufmerksamkeit der Zwischenfrage des Vigintivir zu.


    "Ich bin mir nicht mehr sicher, wie sie es genau ausdrückte. Aber es war mehr als klar, dass sie als alleinig Erbebrechtigten den Proconsul Hispanias, Publius Matinius Agrippa, ansieht. Dies wohl auf Grundlage des Testamentes, das sie bereits gesehen hat."


    Im Gegensatz zu mir.
    Aber was sollte diese Frage eigentlich? Warum fragte man mich, wer von Severina genannt wurde. War das wichtig? Scheinbar ja schon, aber warum? Es kam doch nicht darauf an, was Severina dachte oder sagte, sondern auf das, was eben im Testament stand. Was Tacitus festgelegt hatte. Aber irgendetwas war hier faul. Falco wusste nur noch nicht genau was das war.

    Zweifelte Falco die Authenzität des Dokumentes an? Echte Verdachtsmomente hatte er noch keine, aber ansehen konnte nicht schaden. Vielleicht ließe es sich ja durch irgendwelche formalen Fehler sprengen und es würden gewisse Pflichtteile verteilt werden. Den Versuch war es wert.


    "Nun ... so weit würde ich noch nicht gehen wollen. Bislang bin ich nur ... verwundert."

    Sie wusste es nicht. Gabor, ihr Bruder, wenn er sich richtig erinnerte.


    "Er weiß es noch nicht? Na dann. Möge der Proconsul ihn finden."


    Nicht ausfindig zu machen? Wie verschwand man denn spurlos? Das klang suspekt.


    "Ach was, Du gehörst zur Familia und da hilft man sich. Also fühle Dich nicht verpflichtet, Du bist willkommen."


    Zutreffend, aber eine Floskel. Und doch fand er das Mädchen nicht unangenehm. Sie würde das Haus sicher beleben. Wenn es auch noch einiges ... seltsames um sie herum gab. Aber das war in Tacitus Umfeld nie anders gewesen. Falco hatte geheime Berichte über ihn gelesen, die nicht unbedingt stets erfreulich waren. Warum sollte seine Tochter also weniger ... "schwierig" sein?


    "Ich werde nicht lange fort sein!"


    Sprachs und verließ kurz danach das Haus, um den Praetor Urbanus aufzusuchen.

    Der Praetor ergriff das Wort und der Vigintivir schwieg zunächst.


    "Ja, ich war auf der Suche nach Deinem Vetter ...."


    Also ein Vetter.


    ".... es geht dabei um den Todesfall meines Onkels. Helvetius Tacitus. Ich erfuhr erst kürzlich von seinem Ableben. Durch seine Tochter, die jetzt in ... meinem ... Hause lebt. In dieser Causa bekam ich Post von Deinem Vetter, oder vielmehr meine Kousine. Dort ist vom Testament des Tacitus die Rede. Severina, besagte Kousine, sagt, dass er alles Vermögen dem Proconsul Hispanias vermacht hat. Und das wundert mich doch etwas. Nichts seiner Tochter? Nichts einem anderen Anverwandten? Was mich dazu bringt dieses Testament sehr gerne in Augenschein nehmen zu dürfen, so dies gestattet ist. Schließlich bin ich der Neffe des Verstorbenen."

    Das mit dem Testament würde er klären. Und Geminus nach Roma holen, das würde hoffentlich einige Probleme beseitigen und ihm wieder ein wenig Oberwasser verschaffen. Und das Mädchen .... es sollte erstmal hierbleiben, so es das will. Er würde später schauen was für Folgen das haben würde.


    "Ich verstehe. Halten sich nicht noch weitere Helvetier in Hispania auf? Wie geht es denen?"


    .... etwas Geld zu leihen. Falco spürte die Summe an sich hängen bleiben.


    Falco wollte heute noch unbedingt zum Praetor und die Reise zu Geminus antreten, um diesen zu holen. Und die Zeit drängte, im kleinen .... und im großen Rahmen.


    "Severina. Ich muss noch einmal in die Stadt. Ich lasse Dir ein Zimmer im Haus bereiten. Ebenso werde ich Rom kurz verlassen um den Senator wieder nach Hause zu holen. Dann werden wir uns eingehender unterhalten und gemeinssam entscheiden, was zu tun ist."


    ... so Geminus dessen noch fähig war.


    "Die Sklaven werden Dir folgen. Wenn Du etwas wünschst, so richte diesen Wunsch an Musa, meinen Maiordomus. Ich werde bald wieder da sein!"

    Nach einer kurzen Weile erschien der hineingeschickte Scriba erneut und bat Falco hinein. Mit einem kurzen Nicken an den Scriba betrat er den Raum.


    Der Helvetier musterte kurz die anwesenden Personen. Den älteren hielt er der Logik folgend für den Praetor und den jüngeren Römer für den gesuchten Vigintivir.


    Er begrüßte sie ebenfalls der Logik folgend nacheinander.


    "Salve Praetor Lucius Flavius Furianus."


    Den Namen hatte er eben erst von einem anderen Besucher erfragt. Von einem Nicken und einer Kopfdrehung gefolgt ...


    "Salve Manius Flavius Gracchus."


    Beides Flavier. Falco fragte sich wie nahe diese Verwandschaft wohl war. Sein früher übliches Verhalten hätte ihn nun wohl direkt fragen lassen, was er wissen wollte, doch neue Höflichkeit und mehr noch neuer Status ließen den Exgardisten deutlich zuvorkommender agieren. Er überließ die Gesprächsführung dem Hausherrn.

    Falco hatte Manius Flavius Gracchus knapp verpasst. Er folgte ihm zum Praetor. Im Vorzimmer meldet er sich an und ein Scriba schlüpft in das laufende Gespräch hinein und meldet Lucius Helvetius Falco, der im Erbfall Helvetius Tacitus den Praetor und den Vigintivir sprechen möchte und fragt ob er einzulassen sei.

    ..... Zu den diesjährigen Equirria, die wie jedes Jahr im Februar zu Ehren des Mars abgehalten wurden, gab sich der Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus wieder einmal in Begleitung seines dakischen Freundes Acuma die Ehre, .....


    Falco wäre beinahe von seinem Stuhl gefallen. Seinem DACISCHEN Freund? Acuma? Das war doch ein Verwandter von Decebalus, soweit sich Falco erinnerte. Falco war außer sich. Ein Freund? Julian bezeichnete diese Pest als einen Freund? Warum waren er und Trajan denn bitte in dacia eingefallen, sicher nicht zum Freundschaften zu schließen. Wie konnte er nur das Andenken an seinen Vater so in den Schmutz ziehen und sich dacische Prinzchen als Freunde halten? Das war einfach nur schrecklich!

    An einem folgenden Nachmittag findet Falco erneut den Weg in die Taverna.


    Wieder hat er die neueste Acta-Diurna-Abschrift erworben.


    Wieder bestellt er Wein und beginnt zu lesen.


    .... Mit einer feierlichen Zeremonie mit nur wenigen geladenen Gästen in der kaiserlichen Domus Flaviana in Rom wurde am Tag der Equirria Marcus Vinicius Lucianus zum neuen Legatus Augusti pro Praetore der Provinz Germania ernannt. Er löst in diesem Amt Maximus Decimus Meridius ab. ....


    "Ah. Meridius verlässt Germanien. Ein guter Mann, hatte immer die richtige Sichtweise, die richtige Loyalität und Einstellung."


    .... Nach der durch die Auguren eingeholten Zustimmung der Götter übergab der Imperator Caesar Augustus dem neuen Statthalter nicht nur das symbolische Paludamentum und seine schriftlichen Anweisungen, sondern damit auch die Verantwortung für die Geschicke der Provinz Germania und das Kommando über die in der Provinzhauptstadt Mogontiacum stationierte Legio II Germanica. Der ehemalige Consul mit dem kernigen Gesicht tritt damit sein erstes Amt als Statthalter und in den Provinzen überhaupt an. Seine Ernennung muss als Zeichen gesehen werden, dass der Kaiser in Germania nun das Schwergewicht auf politische Aktivitäten legen möchte, denn die militärischen Erfolge des neuen Statthalters sind kaum nennenswert. .....


    "Germanien eine befriedete zivile Provinz? All ihr Götter ...."


    Am Rande der Ernennung wurde bekannt, dass sich der neue Statthalter ebenfalls ohne großes öffentliches Aufsehen mit Aelia Paulina verlobt hat. Die junge Frau ist die Cousine des Caesar .....


    "Schau an, schau an."


    .... und des Magister Domus Augusti und kehrte erst kürzlich von einer Bildungsreise nach Rom zurück. Damit muss Rom nicht nur in nächster Zeit auf einen geachteten Politiker verzichten, sondern die Frauenwelt der Hauptstadt langfristig auf einen der begehrtesten Junggesellen. .....


    Er verdreht die Augen.


    .... Ob die Hochzeit in Germania stattfinden wird, war nicht in Erfahrung zu bringen.


    36.2 Auszeichnung der gewesenen Magistrate
    Die Abstimmung über die Auszeichnung der Magistrate des Cursus Honorum 11/06 wurde vom Senat mit einer etwas ausführlicheren Diskussion eingeleitet, in welcher Pro und Contra einzelner Kandidaten genauer beleuchtet wurden. Bei der anschließenden Stimmabgabe zeigten sich die Senatoren äußerst zurückhaltend, so dass schließlich nur zwei ehemalige Magistrate ausgezeichnet wurden: Manius Tiberius Durus, der gewesene Aedilis Curulis, und Manius Matinius Fuscus, der gewesene Quaestor Principis. .....


    "Nur zwei wurden ausgezeichnet? Die Diskussion hätte ich gerne gehört."


    ..... Klaffende Lücke in Roma
    Völlig unerwartet ist in den vergangenen Wochen der Praefectus Vigilum, Sebastianus Germanicus Reverus, an einer natürlichen Todesursache verstorben. Er hinterlässt nicht nur einen leeren Platz im Kreis seiner Familie, sondern auch einen leeren Kommandoposten, der nicht unerheblich für die Sicherheit Roms ist. Zur vorübergehenden Überbrückung unterstellte der Imperator die Stammeinheit der Vigiles vorerst dem Kommando des Praefectus Urbi, Gaius Octavius Victor. Ob der Imperator bereits einen neuen Kommandeur ins Auge gefasst hat, ist noch nicht bekannt. .....


    Falco schnalzt mit der Zunge und brummt.


    .... Stetiger Zuwachs in Mantua
    Wenig Sorgen braucht sich derzeit dagegen die in Mantua stationierte Legio I Traiana zu machen. Pünktlich zum Beginn des durch den Martius eingeleiteten Kriegsjahres scheinen sich auch die jungen Männer Roms ihrer Pflicht bewusst zu werden, so dass die Zahl der Rekruten in der Legio I im vergangenen Monat sprunghaft angestiegen ist. Das Bild des Castellums wird daher wieder vermehrt durch Ausbildungsgruppen der neuen Probati bestimmt, die fit für den Sommer gemacht werden, auch wenn ein Einsatz im Feld für die Legio I eher unwahrscheinlich ist. .......


    "Ein Einsatz im Feld unwahrscheinlich? Und das über die Elitelegion des Kaisers, die Eingreiftruppe schlechthin, die ulpische Speerspitze. Vielleicht hatte Cyprianus doch recht. Es wurde zu friedlich im Reich."


    ..... die Hausbesitzer in Rom können sich in diesen Tagen auf Besuch von Vertretern der Cura Aquarum einstellen. Die jährliche Wasserabrechnung steht ins Haus und die Kassierer sind auf dem Weg zu allen Häusern, um die vorhandenen Anschlüsse zu prüfen und die fälligen Gebühren zu erheben. Es gilt folgende Gebührentabelle nach der Größe des Anschlusses:

    quinaria: 125 Sz.
    septanaria: 200 Sz.
    denaria: 350 Sz.
    duodenaria: 500 Sz.
    quinum denum: 725 Sz.
    vicenaria: 1300 Sz.
    vicenum quinum: 1600 Sz.

    Die Kassierer der Cura Aquarum können sich als Aquarii ausweisen und stellen über den erhaltenen Betrag Quittungen aus. ......


    "Und noch mehr Kosten, fantastisch."

    Einen gewissen Biss hatte die Helvetierin also doch. Ihr Vorwurf traf, Geminus hätte die Reise nie machen können und er selbst hätte vieles lieber getan als das. Sich als ein Niemand aus Rom zu entfernen hätte vielleicht seine entgültige Verstoßung bewirkt. Er musste hier bleiben, in der Nähe der Macht, in deren Zirkel er zurück wollte. Diesen Tacitus zu beweinen wäre alles andere als nützlich gewesen. Er war ja mehr Exilant als angesehener Bürger gewesen. Falco wäre sicher auch nicht gefahren.


    "Aber unterrichten hätte man uns können .... es sei denn, Dein Besuch hier ist als Unterrichtung gedacht?"


    Nun fiel ihm erst auf, dass sie ganz allein gereist war, ohne irgendeine Begleitung. Er witterte .... Probleme.


    Bei der Aussage über das Testament zog er eine Augenbraue hoch. Alles dem Proconsul vermacht? Alles? Nichts an einen Verwandten? Sehr merkwürdig. Er würde so oder so zum Praetor gehen. Er wollte sich dieses Testament ansehen, vielleicht ließe es sich ja anfechten. Der Proconsul hatte sicher selbst genug Geld. Und er hatte nichtmal Zugriff auf das Bankfach von Geminus, was er allerdings sehr bald ändern wollte.


    "Dem Proconsul? Ein ehrenwerter Mann."


    Deswegen wollte sie zu Geminus ...... deswegen ..... wegen dem Testament ..... was alles Geld und Gut dem Proconsul gibt. Nun verstand er. Tacitus hatte einige Kinder, die nun eventuell mittellos waren. Er entsann sich nicht was diese für Posten hatten. Und ob sie welche hatten. Möglicherweise erwartete diese Brut nun ausgehalten zu werden. Aber leider wohl zu recht. Auch wenn es ihm nicht gefiel, aber falls es so wäre, dann wäre es eine Familienpflicht. Wenn er doch nur über Geminus Finanzen bescheid wüsste und verfügen könnte. Der Senator hatte seit langem nichts mehr notiert was das anging und der Bankier sagte nichts, gab nichts heraus. Also noch ein Grund mehr an Geld zu kommen.


    Ob es Geminus gut geht ........


    "Nun. Der werte Senator weilt nicht in Rom. Sondern auf dem Land. Zur Genesung. Sein wirklicher Gesundheitzustand ist auch mir nicht bekannt, aber er ist nicht akut lebensbedrohlich, versichern mir die Ärzte. Aber ich werde Titus bald einmal besuchen und ihn wohl wieder nach Rom holen, in den Kreis der Familia."


    Und damit die Ärzte aufhörten Reisekosten geltend zu machen.


    "Es geht ihm also ..... soweit ..... ganz ....... gut."


    Weiter heucheln konnte er nun wirklich nicht um eine Heultirade zu unterdrücken, die er bei ihr kommen spürte. Falco war selber gespannt darauf, wie es Geminus derzeit wohl ginge. Doch waren seine Hoffnungen etwas anders als die von Severina. Nicht, dass er sich ihn totkrank wünschte, keinenswegs, er brauchte ihn ja, aber kontrollierbar.

    "Wir sind öfter einer Meinung, ja. Du hast zu vielem eine sehr ehrenwerte Ansicht. Möge Fortuna Dir und mir hold sein ... "


    In Gedanken fügte er hinzu ...
    >.... und mir bald wieder Mars.<


    ".... auch ich danke Dir für das Gespräch. Es kann gut passieren, dass wir einander wieder begegnen. Vale!"


    Denn Du willst nach oben und ich will dies wieder. Es könnte also sein, dass der eine den anderen einmal nutzen wollen wird.

    "Salve, sei mir gegrüßt!


    Es geht um folgendes. Ich hätte gerne den Vigintivir Manius Flavius Gracchus geprochen, der meiner Ansicht nach sicher einem der Praetoren zu Hand geht. Das wirst Du sicher wissen. Sollte dieser nicht auffindbar sein, so spreche ich, so es denn möglich ist, auch direkt mit dem Praetor."


    Er war betont freundlich. An derartigen Stellen konnte man sich Unfreundlichkeit nicht leisten, da ein solcher Mann es meist in der Hand hatte Dinge äußerst lange zu blockieren, gefiel man ihm nicht. Diese Taktik hatte Falco schon sehr lange nicht mehr anwenden müssen, denn ein gewisser Status macht sie obsolet, doch dem war nicht mehr so.

    "Ja, Julian ist nicht sonderlich häufig im Senat zugegen.


    In der Poiltik und vor allem in Rom kann man gar nicht eine Meinung haben und sich keine Feinde damit machen. Man sollte sich nur keine unnötigen machen, dann nicht zu viele und ihnen immer überlegen bleiben.


    Mit Rebellen und Staatsfeinen muss hart ins Gericht gegangen werden, korrekt."


    Er musste daran denken, dass er erst kürzlichen einen Brief eines solchen Mannes zum lesen bekam.

    "Natürlich sind solche Gedankenspiele zulässig, so sie zum Schutz, nicht zur Umsetzung gedacht werden.


    Wie präsent der Kaiser im Senat ist, kann ich nicht beurteilen, bin aber Deiner Meinung. Man soll die Herren die Zügel durchaus öfter mal spüren lassen, damit sie nicht vergessen, dass sie da sind.


    Deine Ansichten Gefallen mir. Ich habe immer dafür gesorgt, dass mir die Furcht auf dem Fuße folgte. Es ist ein wirksames Instrument, das ist wahr. Der drohende Stich des Skorpions sollte jeden schrecken .... und ab und an muss er auch stechen, sonst wird er unglaubwürdig."


    Er dachte kurz an den zusammensackenden Körper von Vibullius.

    Falco lehnte sich an eine Säule und betrachtete das Grün im Atrium. Er verbrachte viel Zeit damit. Dann schaute er zu dem scheuen Mädchen herüber.


    Severina, Helvetia Severina ...
    Er kannte den Namen wieder, hatte er sich ja jüngst erst erinnern müssen.
    Die Tochter von Tacitus, ja.


    "Severina, ich grüße Dich."


    Seine amourösen Gefühle waren verflogen. Die Familie war heilig, auch wenn es nicht wirklich seine eigene war. Den Bruch mit seiner eigentlichen Familie hatte er ja schon einmal begangen .... er erinnerte sich durchaus gern an die Augusta. Doch er vertrieb den Gedanken sogleich wieder.


    "Ich habe erst heute vom Tode Deines Vaters erfahren. Wir hier in Roma wurden nicht unterrichtet und hatten keine Ahnung. Darum war auch niemand bei seiner Totenfeier."


    Er war sich nicht sicher wie sehr sie auf den Tod ihres Vater emotional reagieren würde. Bei Frauen musste man dabei mit allem rechnen.


    "Ich habe ebenso Post deswegen bekommen, oder besser Du hast. Ich werde Dir das Schreiben später geben. Es geht um Tacitus Nachlass. Ich habe vor deswegen zum Praetor zu gehen, da ich Tacitus Testament, so es eines gibt nicht kenne.


    Und was Geminus angeht ..... der Senator weilt nicht in Roma. Er ist ... krank. Aber ich gedenke ihn wieder heimzuholen.


    Aber was führt Dich nun genau her? Du kannst es mir anvertrauen."

    "Gibt es Senatoren denen Du offenen Mord zutrauen würdest? Oder solche, die derart enttäuscht sind über das derzeitige System, dass sie zu soetwas neigen könnten? Sicher gibt es immer Unzufriedene und Möglichkeiten haben diese auch, das abzuwehren und es am besten im Vorfeld zu erkennen ist ..."


    Hält kurz inne.


    ..... war meine Aufgabe und die der Praetorianer. Sicher ist eine beschwichtigende Politik gegenüber dem Senat auch ein durchaus nützlicher Schild, aber es ist Schwäche. Und die führt so oder so zum Untergang an dieser Position, warum sie also praktizieren? Ich weiß, dass der Tod eines Kaisers immer, bei aller Bedachtsamkeit und Vorsicht nur eines auslöst ... Chaos. Der aktuelle Kaiser kann nur versuchen seinen Nachfolgefavoriten mit dem bestmöglichen Handwerkszeug auszurüsten um in diesem unweigerlichen Kampf zu bestehen. Und muss vorher sogar fürchten, dass der dieses Handwerkszeug schon zu früh bereits an ihm ausprobiert!"


    Lacht.


    "Der Senat muss beobachtet werden, wachsam, mehr als wachsam. da gebe ich Dir Recht. Und auch dabei, dass des Kaisers Macht durch die Ritter getragen wird, mit denen er sich primär umgeben sollte.


    Und was Deine letzte Meinung angeht, so teile ich sie vollumfänglich. Die Garde hat einmal die Republikaner unterschätzt und das hat uns einen Kaiser gekostet. Das sollte uns nicht nochmal passiert. Daher hatte ich zu meiner Zeit nicht oft die Samthandschuhe an, was Staatsfeinde anging. Ich wurde dafür nicht unbedingt nur gelobt und schon gar nicht geliebt."