Beiträge von Lucius Helvetius Falco

    Falco kam gerade vom Forum zurück. Er lief zu Fuß. Es war nicht weit und er war so oder so schon viel zu sehr verweichlicht. Das Schreiben an den Kaiser hatte er abgeliefert, zum Praetor würde er später noch einmal gehen, bei Geminus Arzt war er nocheinmal. Die Gesundheit würde sich nicht mehr verbessern, egal wo er wäre. Also würde Falco ihn zurück nach Roma holen. Allein seine Anwesenheit, seine Präsenz würde die gens und ihn wieder aufwerten und er könnte in seinem Namen agieren, was ihm mehr Spielraum gab.


    Gerade näherte er sich seinem Domizil, als ihm die reizende junge Frau vor der Türe auffiel. Der Janitor öffnete die Türe gerade schwerfällig, als Falco zu ihr trat und ihn wegwinkte. Die Frau schien etwas verwirrt zu sein.


    "Sei mir gegrüßt. Ich bin Lucius Helvetius Falco. Folge mir! Was kann ich denn für Dich tun?"


    Er stürmte gen Atrium und die Frau folgte ihm zögerlich. Was auch immer sie wollte, sie würde eine Ablenkung darstellen. Und keine notwendig unangenehme, wie er begutachtete.

    "Es gab schon immer den einen oder anderen Senator, der ..... auf vielfälltige Arten ..... unangenehm war. Doch bislang war das nie mehr als Individualismus. Sollte der Senat als Ganzes einmal grundlegendes ändern wollen und seinen Status auf Kosten des Kaisers zu verbessern gedenken, dann hätten wir eine mehr als brisante Situation.


    Aber was den Conventus angeht, da magst Du recht haben, aber über dessen Wirkungsweise weiß ich nicht genug um es zu beurteilen. Der Kaiser muss den Senat nutzen, nicht andersrum. So sehe ich das.


    Ob es dem Senat gefällt, wenn der Kaiser ihn im Zaum hält? Ist das wichtig? Was sollte der Senat denn tun, so es ihm nicht gefällt?


    Und .... mein Freund. Ich bin immer auf der Hut."


    Lacht.

    "Zu meiner Zeit war der Senat noch viel zu inaktiv, um wirklich Einfluss auf die Reichsführung zu nehmen. Ich sehe den Senat nicht als wirklich machtvoll, aber meine Einsichten in die Zirkel der Macht sind nicht unbedingt .... aktuell. Ebenso hat der Kaiser zu meiner Zeit getan, was er dachte und nicht was er geraten bekam. Aber Du könntest mittlerweile Recht haben ....


    Ich bin für den Senat. Es gab ja Bestrebungen ihn abzuschaffen, aber er ist nützlich. Von Kaisers Gnaden. Als indirektes kaiserliches Instrument. Als Ehrenzeichen durch den Kaiser und um allgemeine ... und ungefährliche Arbeit zu erledigen. Doch stehts unter Kontrolle des Kaisers und sich seiner Grenzen bewusst.


    Es gab ja schon Bestrebungen im Senat mehr Einfluss auf Dynastie und Militär zu bekommen. Doch bislang löste das immer heftige ulpische Reaktionen aus."

    An
    Imperator Caesar Augustus
    Lucius Ulpius Iulianus


    Von
    Lucius Helvetius Falco
    Eques



    Salve Patronus Helvetiae,


    nach meiner Rückkehr aus dem Osten musste ich die Entdeckung machen, dass meine Gens sich scheinbar in Auflösung befindet. Mein Vater weilt, wie Du weißt, krankheitbedingt nicht in der Stadt. Mein Onkel ist verstorben, was ich erst jüngst erfuhr. Alle anderen Familienmitglieder scheinen in alle Winde zerstreut. Ich will Deine kostbare Zeit nicht zu sehr überbeanspruchen, aber als unser Patronus sollst Du über die Lage informiert sein.


    Ich werde Geminus auf dem Lande besuchen und Dir baldigst von meinem Treffen mit ihm berichten.


    In dieser Lage ist es meine Aufgabe meinen Vater als Führer unserer Gens zu vertreten. Als stets treuem und loyalem Soldaten Deiner Dynastie fiele mir dies leichter, würdest Du mich in Deiner Gande wieder in einen Dienst für das Imperium aufnehmen. Ich hoffe dabei auf Deinen weisen Ratschluss.


    Vale.


    Lucius Helvetius Falco

    Die Basilica Ulpia, ein Ort an dem Falco schon viel Zeit verbracht hatte. Auf seiner Suche nach staats- und dynastiegefährdenden Subjekten.


    Er betrat das Officium des Praetor Urbanus. Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit. Der Raum war voller Trottel, die ihre Zeit so oder mit ihrem Besuch hier vertaten. Früher wäre der Pöbel beiseite gesprungen, wenn ein derart hoher prätorianischer Offizier den Raum betrat, doch heute ....


    ... heute reihte er sich in die Schlange der Bittsteller ein. Der Mann vor ihm stank derart nach Knoblauch, dass er ihn am liebsten an die Luft gesetzt hätte.


    Also abwarten bis man an der Reihe ist ...

    Und der Brief vom Kaiser.


    L. ULPIUS IULIANUS T. HEVETIO GEMINO SUO
    Lange habe ich von dir, mein geschätzter Geminus, keine Beschwerden über deine Krankheit gehört, die du, wie mir scheint, mit großer Würde und Kraft erträgst. Deine Genesung, die ich dir wünsche, wird sich mit Geduld einstellen, sobald auch der Gott seine Zustimmung geben wird. Wie es Sitte ist, wird bald das consilium principis stattfinden, welches ich ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLVII A.U.C. (26.2.2007/104 n.Chr.) einzuberufen gedenke. Deine Anwesenheit, mein Freund, würde ich ebenso begrüßen wie deine Ratschläge. Solltest du dich bei angemessener Gesundheit in Rom befinden, so teile meiner Kanzlei dein Erscheinen doch umgehend mit, solltest du jedoch deine Gesundheit auf deinem Landsitz pflegen, so unterlasse eine anstrengende Reise und schone deine Kräfte für Zukünftiges. Vale.


    Falco streicht sich nachdenklich über die Bartstoppeln am Kinn. Er musste etwas tun. Die Stellung der Helvetia und daher seine eigene sichern und endlich wieder ausbauen. Wegen Tacitus Testament musste er zum Praetor, bei Geminus Arzt war er gestern gewesen, der Mann schien immer mehr in seine eigene Welt abzugleiten. Stetig mehr gebrechlich werdend reagiert er nurmehr auf das, wes er hören will. Er selber ist also kein Faktor mehr, aber sein Name hat noch immer Gewicht. Das könnte man nutzen ...

    Helvetia Severina, Casa Helvetia, Roma ....
    Schon wieder.


    Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Helvetiae Severinae s.p.d. ...
    SCHON WIEDER!!!


    ..... Mit großem Bedauern muss ich dir mitteilen, dass zwar die Erbangelegenheit Caius Helvetius Tacituset liberi an sich nicht korrekt durchgeführt wurde, ....


    Tacitus ist tot? Eine Information darüber kam nie bei ihm an.


    .... das Faktum jedoch, dass dein Bruder Gnaeus Helvetius Tranquillus verstorben ist, den Tatsachen entsprach. Sein Tod wurde durch die Ala II Numidia aus Germania für den zehnten Tag vor den Kalenden des Martius* nach Rom gemeldet. Aufgrund der Tatsache, dass die Bearbeitung des Erbfalles Helvetius Tranquillus erst nach der Meldung bezüglich des Todes des Helvetius Tacitus getätigt wurde, geriet die Bestimmung der Erbfolge durcheinander, wofür ich nochmals um Verzeihung bitten möchte.


    Nach erneuter Überprüfung wurde die Erbverteilung folgendermaßen bestimmt: Das Erbe des Gnaeus Helvetius Tranquillus fällt aufgrund dessen Familienstand zum Todeszeitpunkt gänzlich an den Besitzer Caius Helvetius Tacitus zurück, welchem zu diesem Zeitpunkt die Patria Potestas über seinen Sohn oblag. Das Vermögen des Gnaeus Helvetius Tranquillus fließt damit in jene Erbmasse ein, welche Caius Helvetius Tacitus bei seinem Tod vier Tage später hinterließ und für deren Verteilung er testamentarisch Sorge trug.


    Und wie sieht dieses Testament aus? Ich werde den Mann besuchen müssen.
    Manius Flavius Gracchus, Vigintivir. Wo findet man den denn wohl? Wessen Vigintivir ist er denn? Erbangelegenheiten. Wohl der des Praetors.

    Durchatmen, nächster Brief.


    Helvetia Severina, Casa Helvetia, Roma .....
    Eine Tochter von Tacitus.


    .... Decemvir litibus iudicandis Manius Flavius Gracchus Helvetiae Severinae s.d.


    Tiefes Mitgefühl über den Verlust deines Bruders Gnaeus Helvetius Tranquillus sei dir mit diesem Schreiben versichert. ....


    Der Name sagte ihm wieder nichts. Aber er hatte sich nie sonderlich für die Helvetier interessiert.


    .... Die Erinnerungen an jene Zeit, welche wir mit ihnen teilen durften, sind sicherlich das Wertvollste, was die Verstorbenen uns zurücklassen. Doch obwohl es dir im Augenblicke womöglich unerheblich erscheinen mag, so hat dein Bruder gleichsam weltliche Güter hinterlassen, deren Verteilung unter den Erben meine Aufgabe als Decemvir litibus iudicandis ist. Nach den gesetzlichen Richtlinien kommt dir als Bruder des Verstorbenen ein Anteil von 59.99 Sesterzen zu, welchen es dir gestattet ist, abzulehnen. ....


    60 Sesterzen?
    Falco schnaubte nur verächtlich.


    ... Ich bitte dich, mir bis zum Tag vor den Kalenden des Aprilis DCCCLVII A.U.C. (31.3.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzeicht eines der anderen Erben erhöhen kann. .....


    Für 60 Sesterzen werde ich sicher nicht nach dieser Dame suchen lassen. Sollte sie je auftauchen, so geb ich ihr die Summe.


    ..... Zum Trost über den erlittenen Verlust bleiben letztlich einzig die Worte der Weisen unserer Welt, so sprach denn schon Seneca: »Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Uebel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«


    Philosophen .... schrecklich.

    Nächster Brief ....


    Ad Publius Helvetius Gracchus, Rom, Provincia Italia ....
    Helvetius Gracchus, der Name sagte ihm gar nichts.


    .... Lieber Publius,


    Bruderherz, lang ist es schon wieder her, dass wir uns nach Jahrzehnten wiedergesehen haben. Es hat sich seither in meinem Leben viel verändert und ich schreibe Dir in großer Not. Du weißt ja, dass ich nach Baetica gegangen bin um eine Stelle als Magister Scriniorum zu bekleiden. Es war ein Versuch wieder ein angepasstes Leben zu führen, doch ich sah die Möglichkeiten, die sich mir boten und habe so gehandelt wie ich es eigentlich auch die letzten 10 Jahren meines Lebens getan habe: Alles dafür zu tun, die Republik wiederherzustellen. ....


    Falcos Augen weiteten sich.
    Bleibt mir denn nichts erspart? Eine republikanische Verschwörung von jemandem mit dem Namen Helvetius? In der heutigen Lage könnte die Gens eine solche Scahde schwerlich überleben. Die Lorbeeren des Namens waren zu alt, als dass sie derartiges abfangen könnten.


    .... Ich bin mir durchaus bewusst, dass der Aufstand, an dem ich teilnehme, nicht die Wende bringen wird, doch er soll ein Zeichen sein. ....


    Falco schloß die Augen und atmete tief durch.


    .... Eigentlich war alles durchgeplant, doch nun ist mire twas folgenschweres dazwischen geraten: Ich hab Dir nicht erzählt, dass ich einst 3 Jahre lang verheiratet war. Meine Frau hieß Elva und kam aus reichem Haus. Sie war ein wahrer Schatz an Tugend und Anmut. Leider war ich damals ziemlich dumm und habe mich von ihr geschieden und bin daraufhin wieder zu den Legionen nach Germanien zurückgereist. Ich wusste damals nicht, dass sie zur Zeit der Trennung schwanger war. Ich habe Elva nie wieder gesehen(und nun ist sie verstorben), doch vor einigen Tagen stand ihre Tochter vor meiner Tür. Ich war mehr als nur überrascht. Meine Tochter heißt Laevina und ist ein wahres Juwel, sie ist intelligent, gebildet, hübsch und von gutherzigem Wesen. Es ist möglich, dass ich die nächsten Wochen nicht überleben werde, Prätorianer sind in Spanien gelandet um uns zu besiegen. .....


    Was ja auch nur zu nötig ist, wie mir scheint. Wie kann man so dumm sein und einen Brief mit derartigem Inhalt hierher schicken? Wie kann man so dumm sein, einen derartigen Brief überhaupt jemandem zu schicken?


    ..... Es wird schwierig. Ich würde dich im Falle des Falles darum bitten, Laevina bei dir aufzunehmen; ich werde sie finanziell so austatten, dass sie dir nicht zur Last fällt. Ich würde dich nur darum bitten gut auf sie aufzupassen. Sie ist in heiratsfähigem Alter und sollte selbst ihren Gatten auswählen. Achte nur darauf, dass sie dabei keine Dummheiten begeht.


    Falco stützt seine Stirn auf seine Hände. Das könnte ein ernstes Problem werden.

    Er nimmt das Erste Schreiben in die Hand ...


    An Caius Helvetius Tacitus, Casa Helvetia, Roma ...


    Geminus Bruder, ein seltsamer Mann, der Brief wird wohl nie zugestellt werden.


    .... Salve Caius Helvetius Tacitus!


    Wie in unserem, vor einiger Zeit stattgefundenen Gespräch zugesagt, habe ich dem Imperator Caesar Augustus Deinen damals geäußerten Wunsch vorgetragene, er möge sich zu Deiner weiteren politischen Zukunft äußern und über eine mögliche Zulassung bei künftigen Wahlen zum Cursus Honorum.
    Zu meinem Bedauern muss ich Dir jedoch mitteilen, dass der Imperator Caesar Augustus zurzeit keinerlei Anlass sieht, diesbezüglich eine Aussage zu treffen. ....


    Ha. Wieder ein kaltgestellter Helvetier. Obwohl er Tacitus nicht sonderlich leiden konnte gefiel ihm die Zurückweisung nicht. Aber da der Mann schon immer Skandale produzierte und manch fragwürdige Meinung vertrat.


    .... gez. Lucius Aelius Quarto
    ----- MAGISTER DOMUS AUGUSTI -----

    Falco schleicht von seinem Schlafgemach zum Büro des Hausherrn. Des Gebieters der Villa. Des unumschränkten Patrons .... über eine Hand voll Sklaven. Jeden Abend alleine speisen. Völlig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit entfernt. Eine kleine verstoßene Nummer im Tabularium. Ein Ritter ohne Aufgabe oder Position. Exil in der Heimat?


    Falco lässt sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. Sein Kopf tut ihm mehr als nur weh. Er hatte dem Wein am Vortag viel zu viel zugesprochen.


    Musa hat das Erwachen seines Herrn sofort registriert und erwartet die Befehle für den Tag. Längst ist er der Maiordomus und Vertrauter des Exgardisten. Der Verwalter des ... Vermögens.


    Musa bemerkt den Zustand des Römers.


    "Ich habe nie verstanden warum man den Wein so zuspricht um sich besser zu fühlen, Herr."


    Falco wirft einen Stapel Briefe vor sich, die er sich bislang nicht angesehen hatte. Er schaut kurz zu Musa hoch und raunt.


    "Musa, ich trinke nicht um mich besser zu fühlen, sondern um nichts mehr zu fühlen.


    Danke, ich werde Dich später rufen."

    "Der Kaiser hat Berater, das ist korrekt ... vielleicht ist es Zeit, dass der Kaiser andere Berater bekommt?"


    Falco konnte es nicht wirklich abstellen, dass bei diesem Satz sein prätorianischer Instinkt zu rumoren begann. Wäre er noch im Dienst, dann hätte er diesen Mann wohl etwas intensiver untersucht. Andere Berater bekommen implizierte nämlich ziemlich offen, dass deren jetziger Rat, ergo des Augustus jetzige Politik gänzlich verfehlt wäre. Eine durchaus bemerkenswerte Einstellen, zunehmend mit steigendem Rang des Aussprechers. Falco hatte diesen Satz schon öfter als Chiffre für Machtwechselgedanken gehört. Langsam fragte sich Falco, wenn auch nur ganz leise in ihm, ob dieser Mann da eventuell seine Loyalität prüfen würde, mit dem Hintergedanken einer Unterstützung bei eventuell umstürzlerischen Plänen. Er wäre eine Person dazu, objektiv gesehen. Ehemals hoch im Rang, nicht voll rehabilitiert, ergo scheinbar verstoßen, entmachtet, ein Exfaktor von Kontrolle, bekannt, gefürchtet. Das könnte in mancher Augen verlockend sein ....


    Berater, die eher bereit sind Wagnisse einzugehen?
    Ist denn der Kaiser ein Zauderer? Ein Feigling?


    Berater, die bereit sind dem Kaiser klar zu machen, dass die Zeit gekommen ist weiter zu expandieren?
    Dem Kaiser klar machen? Muss der Kaiser selber angeführt, kontrolliert, überwacht werden? Wer tut dies? Der Senat? .... Ein verkappter Republikaner vielleicht?


    Rom wurde auf dem Rücken der Soldaten und der Bauern groß. Vielleicht ist es wieder Zeit sich darauf zu besinnen?


    Der Verdacht des Republikaners wuchs noch ungemein mehr in Falco.
    Falco setze eine neutrale Miene auf.


    "Die jetzigen Berater des Augustus haben ihn ja nun auch nicht schlecht beraten. Du selbst sagtest eben wie gut das Reich dasteht. Und der Kaiser selbst hat einen starken Willen und Ratschläge immer gehört, aber nie unbedacht übernommen. Der Kaiser regiert, keine Berater. Und er sucht sich diese ja aus."


    Nimmt einen weiteren Schluck und taxiert sein Gegenüber über den Becherrand hinweg.

    "Es scheint ruhig im Imperium, ja. Aber die Germanen sind nie geschlagen. Und selbst wenn man sie schlägt, dann wohnen dahinter andere, die aus deren Fall profitieren und im wahrsten Sinne des Wortes nachrücken.


    Warum zögern? Ich maße mir kein Urteil über den Ratschluss des Kaisers an. Er entscheidet wann es Zeit für Frieden und wann für Krieg ist. Nicht ich ... und nicht Du."


    Lächelt und nimmt einen Schluck.


    Doch ehrlich gesagt sah er Dinge nicht viel anders als dieser Mann. Er hatte lieber den Griff einen Gladius in Händen als sich um Brotverteilungen zu kümmern. Er würde auch anders handeln, wenn er könnte wie er wollte.

    Sim-Off:

    Sorry, war etwas "besetzt".


    "Natürlich ist Expansion ein Zeichen von Macht und Stärke, aber unkontrollierte Ausdehnung bringt enorme Nachteile und gefährdet sogar das Ganze. Wenn es genügend konsolidierte Gebiete gibt und man es sich leisten kann .... hm.


    Sklaven können auch Militäraktionen bringen, die keine Okkupation nach sich ziehen.


    Je offensichtlicher der Sieg ist, desto geringer ist der Ruhm. Man kann dann sogar Spott ernten, statt Anerkennung. Sicher ist der Krieg ein Mittel der Politik. Möge der Kaiser es nutzen, wie er es wünscht."

    "Nun. Germanien scheint immer befriedet zu sein. Das wichtige Wort dabei ist ... scheint. Die römsiche Militärpräsenz im Osten ist ja keineswegs unbesetzt. Das kann man nun nicht sagen.


    Eine weitere Expansion überfällig? Woran machst Du denn das fest?"


    Schaut verwundert.

    "Sicher bewegt ein Soldat im Krieg mehr, das stimmt schon.


    Nein, ich war kein Gesandter. Hauptsächlich sprach ich, wie gesagt, mit römischen Offizieren dort."

    "Manch einer meint, dass man auch aus einer militärischen Position heraus Politik machen kann.


    Ich habe ja auch schon Parther getroffen. Im Kampf stand ich ihnen noch nicht gegenüber, aber ich habe mit vielen Offizieren gesprochen, die es taten."

    Auch Falco hatte sich zu den Equirria gesellt. Früher hatte er solche Veranstaltungen gemieden. Doch zum einen hatte er ein unstillbares Verlangen nach allem römischen überhaupt, um seine Erlebnisse zu vergessen und zum anderen hatte er schlicht nichts anderes zu tun. In der Via Labicana starrte er bloß die Wand an. Also war erstmal grundsätzlich alles besser als das.


    Das Kissen, was er draußen gekauft hatte, war sofort nach dem Hinsetzen aufgeplatzt. Er hatte wirklich einige Grundsätzlichkeiten der Hauptstadt verlernt. Die Menge um ihn herum beobachtete hauptsächlich das Geschehen in der Arena. Für ihn war das abseits der Sandbahn genauso interessant, wenn nicht sogar mehr. Er hatte bald einige ihm bekannte Praetorianer entdeckt. Den einen oder anderen grüßte er. Wenn es sich um solche in Uniform handelte, dann brachte ihm das stets einen seltamen Blick seiner Sitznachbarn sein. Zumindest würde das das Pack auf Abstand halten. Ein aufgedunsener Mitangehöriger des Ritterstandes hatte ihn gleich zu Beginn beinahe mit einer lukanischen Wurst getroffen. Der darauf folgende eiskalte Blick hatte seine Wikrung nicht verfehlt. Bis jetzt hatte er den Mann nicht wieder entdecken können.


    In der Kaiserrloge ging einiges vor. Auch das beobachtete er mit einem gewissen Interesse.

    "Das ist es. Rom verändert sich permanent. Sowohl was die Bühne, als auch deren Akteure angeht. Ein ewiges Kommen und Gehen, ein stetes Aufstreben und Fallen. Doch, ich denke, es macht grade den Reiz aus, in diesen schweren Gezeiten zu manövrieren.


    Das Verbrechen, ja. Das ist so alt wie der Mensch und genauso alt wird es auch werden. Soldat der Stadtcohorten, eine ehrenwerte Aufgabe. Ich kann mir denken, dass deine Tätigkeit so manche Skurilität aufdeckt. Ich jagte zu meiner Zeit meist nur einem Verbrechen hinterher .... dem Hochverrat."


    Lächelt verschlagen.

    "Interessantes sah ich, das ist wohl wahr.


    Dann hast du dir viel Ehre verdient. Ich kämpfte einst gegen die Dacer und auch das war kein leichtes.


    Was den Germanen ihre Kraft, ist den Parthern ihre List. Unsere östlichen Legionen stehen keinem minder gefährlichen Feind gegenüber."