Beiträge von Hildulf

    Konnte das Zufall sein? Hildulf nickte Herr und Herrin zu, dann signalisierte er Irina, den Raum zu verlassen. Nachdem er die Tür hinter Irina uns sich geschlossen hatte, lehnte sich Hilfulf einen Moment an die Wand und schloss die Augen. Die Götter hatten also sein Schicksal bestimmt. Ergeben fügte er sich seinem Schicksal, es hätte ihn weitaus schlimmer treffen können. Hildulf öffnete die Augen und grinste Irina an.

    Bei Irinas Verhalten hatte Hildulf erwartet, dass sie umgehend beginnen würde seine Schlafstätte zu wärmen. Doch diese direkte Frage an ihre Herren überraschte ihn dann doch. Unschlüssig schwankte er zwischen dem Wunsch wegzulaufen und der freudigen Erwartung auf den Moment wenn er mit Irina alleine wäre. Unweigerlich erinnerte er sich an eine Geschichte, die sein Onkel Garnulf erzählt hatte. Garnulf hatte viel erlebt und die Welt gesehen, im dienste Roms an Kriegen teilgenommen. Nach seiner Rückkehr wusste er Vieles zu berichten. Auch von merkwürdigen Frauen, die es auf Männer abgesehen hatten. Erst teilten sie mit den Männern das Lager, dann fraßen sie diese auf. Irgendwie erinnerte ihn Irina an diese Frauen und er war sich sicher, auf die ein oder andere Art würde sie ihn auffressen.

    Das wurde ja immer besser. Hildulf beschloss zu probieren wie hier der Umgang tatsächlich war. „Fleisch, Gemüse. Was du da hast. Bis du das fertig hast, bring ich mal der Herrin das Essen.“


    Er nahm die Platte mit Oliven und Käse und ging damit zurück zu Valentina und Aculeo. Dezent stellte er die Platte auf den Tisch und wartete eine Pause im Gespräch des Paares ab eher er Valentina ansprach. „Verzeiht, aber wer kann uns sagen, wo wir untergebracht werden?“

    „Genug. Stand heute den halben Tag auf der Tribüne bis es soweit war dass man mich verkauft hat.“ Entschuldigend grinste er Irina an eher er sich wieder Relax zuwendete. „Mach auch was für die Herrin und ihren Verlobten fertig, was Kleines was sie nebenher essen können.“

    ‚Gut, keine Gefahr.‘ dachte sich Hildulf während er sich aufrichtete. Abschätzig blickte er auf den Koch hinab, dessen Leibesfülle ihn zu behäbig machte um ein Problem darzustellen.


    „ICH BRUKTERER! DU KOCH! ICH HUNGER!“


    Ehe der Koch reagieren konnte rief er Irina im Flur zu. „Du kannst reinkommen, hier ist keine Gefahr.“

    Hildulf schob sich blitzschnell zwischen Irina und die Tür und sah sich nach etwas um was er als Waffe hätte verwenden können. Aber der Gang war so leer, wie er es noch nie gesehen hatte. Mit einem Schrei sprang er in die Küche, ging in eine tiefe Verteidigungshaltung und versuchte die Gefahr abzuschätzen.

    „Ich glaub hier wirst du nicht geschlagen. Wenn die Herrin merkt, dass wir ihr nützlich sind werden wir es hier recht einfach haben.“ Beruhigend nahm er Irina in die Arme. Doch was meinte Irina mit ‚eine Kammer? Sollte das jetzt ein Versprechen oder eine Drohung sein? Ein Blick auf Irina genügte dass Hildulf von einem Versprechen ausging. „Lass uns denen was zu Essen bringen, dann bleiben sie erst mal mit sich beschäftigt. Dabei können wir fragen wo wir unterkommen. Außerdem hab ich wirklich Hunger.“ Damit schob er wieder Irina vor. Sie konnte sicher die Küche finden, Hildulf fand der Aufbau der römischen Häuser recht verwirrend.

    Hildulf war mehr als überrascht. „Ja He … Ja Valentina. In meiner Gegenwart werdet ihr absolut sicher sein.“ Ein Blick auf seine neue Herrin genügte um zu erkennen, dass es wohl nie die Notwendigkeit für einen Schutz geben würde. Valentina würde mit Sicherheit um jeden Flecken einen Bogen machen, der auch nur den Hauch einer Gefahr ausstrahlte. Vermutlich wäre seine schwerste Aufgabe, Körbe vom Markt heim zu schleppen.


    Bei dem was er gerade hörte keimte in Hildulf die Vorstellung r würde hier auch noch eine eigene Kammer zugewiesen bekommen. „Hunger? Ja, Her … Valentina. Wo finden wir die culina?“ Als die Herrin ihm den Weg wies legte er wieder seine Hand auf Irinas Schulter und schob sie zur Tür hinaus. Er zog die Tür hinter sich zu, dann schob er Irina schweigend weitert bis um die erste Biegung des Ganges. Dort blieb er stehen, drehte Irina um und grinste sie an. „Ich glaub wir hätten es schlechter treffen können.“

    So direkt hatte das Hildulf noch keine Frau angesprochen. Erstaunt und etwas unsicher sah er die kleine Griechin an. Du siehst ja schon sehr schnuckelig aus. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Aber ich kenn dich noch nicht mal.


    Vorsichtig nahm er ihre Hand, den Eingang zur Casa nicht aus den Augen lassend. Denn jeden Moment konnte ihr Herr wieder heraus kommen. Und diesem war der Schutz seiner Verlobten wichtiger als der Kontakt zwischen den Sklaven.

    Stumm nickte Hildulf seinem Herren zu. Viele Worte waren für Waschweiber, er hingegen war ein – naja fast – freier Krieger. Er steuerte die Stallungen an. Am Eingang sah er einen Besen, griff diesen und löste das borstige Ende. Wenn er schon keine Waffe führen durfte, so doch hoffentlich eine Krücke für sein Bein. Heda, jemand hier? rief er. Dabei schlug er mit dem Besenstiel gegen die offen stehend Pforte eines leeren Gatters. Die Tiere würden sich schnell wieder beruhigen, aber ihre aktuelle Unruhe würde alle Anwesenden hervorlocken.

    Wir sind frank. Wir haben mit den Gutonen nichts zu tun. Wenn wir sie erwischen machen wir auch bei denen Beute. Wohlweißlich verschwieg Hildulf, dass eine niedliche kleine Griechin auch bei ihnen in die Sklaverei geführt worden wäre.


    Er hatte alle Tränen aus ihrem Gesicht fortgewischt. Dann lass uns dafür sorgen, dass du hier nicht so viel geschlagen wirst.

    Eigentlich wollte er sie in den Arm nehmen. Einen Moment nahm er Irina in den Arm und drückte sie an sich. Doch jeden Moment hätte ihr Herr wieder erscheinen können und er löste sich von ihr und begann sanft ihre Tränen fortzuwischen.

    Hildulf schaut Irina erstaunt an, als sie seine Hand nahm. Ein Blick zur Straße ließ erkennen dass auch hier keine Gefahr drohte. Zum ersten Mal sah er Irina in die Augen. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die Ernte war schlecht, wie fast jedes Jahr. D Rhein ist nicht weit, also sind wir übergesetzt um Beute zu machen. Und die Beute war so gut, dass der Stamm die nächsten zwei jahre gut überleben kann. Leider war da ein Bogenschütze, der mein Bein erwischt hat. Also mussten sie mich zurück lassen, das Überleben des Stammes ist wichtiger als ein einzelner Krieger.“ Achselzuckend grinste er Irina an und begann ihre Hand zu streicheln. „Wenn fast jedes Jahr die Ernte schlecht ist, lohnt es nicht, den Boden zu bestellen und lernt kämpfen.“

    Er zwinkerte Irina zu und schob sie wieder voran. Einen Augenblick gönnte er sich, Irinas knackigen Hintern zu betrachten, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Umgebung und den vielen Menschen darin widmete.

    Hildulf versuchte, sich von der kleinen Griechin nicht ablenken zu lassen. Ohne sie anzusehen raunte er ihr zu. „Warte bis wir angekommen sind. Hier sind zu viele Menschen.“ Wohin gingen sie eigentlich? Vermutlich in das Haus seines neuen Herrn. „Zu Hause haben wir Zeit zu reden.“

    Der Witz von Aculeo hatte Hildulf etwas irritiert. Mehr noch irritierte ihn, dass Aculeo einfach losmarschierte und von ihm schon die Rolle des Bewachers erwartete. Waffe? Was war mit einer Waffe? Sollte er etwa unbewaffnet für Sicherheit sorgen? Rom war höchst merkwürdig. Hildulf kam aus dem Staunen nicht heraus.


    Schnell schloss er zu Irina auf. Die Kleine hatte viel zu viel Abstand zu ihrem Herren gehalten. Er griff nach ihrer Schulter und schob sie näher an Aculeo heran, viel näher, gerade so dass sie ihm nicht in die Hacken lief. So hatte er Beide nicht nur im Blick sondern konnte reagieren bevor ein Angreifer seinen Herrn oder Irina erreichen konnte.

    Argwöhnisch beäugte Hildulf alle Menschen um sie herum. Waren in Rom Überfälle an der Tagesordnung? Mit der Linken schob er immer wieder Irina an, dichter an ihren Herrn aufzuschließen. Die Rechte schloss und öffnete sich immer wieder, mit einer Waffe hätte er sich sichtbar wohler gefühlt.

    Hildulf schaute den Römer erstaunt an. Er – Sklave – sollte er eine freie Römerin beschützen? Und sollten dabei Römer zu Schaden kämen wäre dies bestenfalls bedauerlich. Damit hatte er sicher keine Probleme, wäre nicht der erste Römer der mit ihm einen finalen Schaden erleiden würde. Ein verstehendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich werde eure Verlobte hüten wie mein Augapfel. Und wenn sie meinen Schutz nicht benötigt, nehme ich an bin ich für euren Schutz zuständig.“


    Erst als sein Herr die Griechin ansah, nahm auch Hilfulf Irina näher in Augenschein. Die Kleine sah schon lecker aus, sie hatte etwas Besonders, exotisches aus den südlichen Ländern wie Hilfulf es vor seiner Gefangenname noch nicht gesehen hatte.

    Hildulf. Mein Name ist Hildulf. Er hob den Kopf und nahm seinen neuen Herren näher in Augenschein. Mit diesem schien er es wirklich nicht ganz schlecht getroffen zu haben und er sah auch kein Anzeichen dass ihm sofort wieder Fesseln angelegt werden sollten. Möglichst unauffällig massierte Hildulf seine Handgelenke, an denen die Spuren der Fesseln deutlich sichtbar waren.


    Fragend blickte er seinen neuen Herrn an. Was wurde nun von ihm erwartet?