Zitat
Original von Aulus Flavius Piso
Der Laufbursche des Primicerius a libellis gab im Officium einen Brief aus Misenum ab. Von niemand Geringerem als den Kaiser.
Imperator Caesar Augustus Procuratori a libellis s.p.d.
Für deine umfassenden Informationen aus Rom danke ich dir. Ich habe keine Sorge, dass das Volk in meiner Abwesenheit in bösartigen Taumel verfallen könnte. Der Praefectus Urbi wird mich sicher würdig vertreten.
Die Angelegenheit des verschwundenen Praefectus Praetorio ist tragisch und bedarf einer raschen Lösung. Erarbeite eine Liste möglicher Nachfolger und lasse sie gleich durch den Praefectus Urbi prüfen.
Ebenso soll er den Ratschlag des Purgitius sorgfältig prüfen. Es ist gut, dass du einen Beobachter nach Aegyptus gesandt hast. Eine Entscheidung soll nicht vor seiner Rückkehr fallen.

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Balbus hatte auf die Antwort gewartet und als sie kam, fiel sie so aus, wie er es erwartet hatte. Für einen kurzen Moment kam in ihm die Frage auf, ob der Kaiser überhaupt irgendetwas selbst entschied, oder ob er sogar vor dem Essen einen Boten an den Vescularier schicken um zu erfahren, was er essen sollte. Doch diese Gedanken verscheuchte er schnell und rief nach einem Notarius, dem er Auftrug gab, den Procurator ab epistulis zu einem Gespräch her zu bitten. Der Notarius eilte davon und einige Minuten später kehrte er mit dem Procurator, der sich offensichtlich gerade etwas gelangweilt hatte, zurück.
Balbus übergab das Schreiben an seinen Kollegen und schickte derweil den Notarius fort, so dass die beiden ungestört reden konnten. Während Antonius Hortalus das Schreiben des Kaisers las, brummte er hier und da ein wenig und nickte dann leicht.
Um mit dem einfacheren Punkt zu beginnen, sprachen sie zuerst über Aegypten. Die Frage, wie weit die Ermittlungen in Alexandria bereits vorrangeschritten waren, konnte der Antonier allerdings nicht sonderlich erschöpfend beantworten, da er erst vor wenigen Tagen Nachricht darüber bekommen hatte, dass Pompeius Imperiosus dort angekommen war. Es würde also noch eine Weile dauern, bis von dort ein endgültiger Bericht kommen würde.
Also blieb bis zur Entscheidung in dieser Sache noch etwas Zeit, aber trotzdem beschlossen die beiden, dass der PU schon mal informiert und mit ein paar Namen gefüttert werden sollte. Beide begannen nun ein paar Namen in den Raum zu stellen und das pro und contra jedes Kandidaten abzuwägen, bevor sie sich auf eine kurze Liste von Namen einigten, allen vorran natürlich der schon hoch gehandelte Crassus.
Dann kam der schwierigere Teil. Wobei er eigentlich nicht schwierig war, denn da beide davon ausgegangen waren, dass Valerian eine Liste mit Kandidaten haben wollte, hatten sich beide schon mal Gedanken gemacht. Jetzt mussten sie sich nur noch auf eine entsprechende Liste einigen, die sie dann in die Castra Praetoria tragen konnten.
Balbus begann damit, die Liste seiner möglichen Kandidaten vorzulesen und Hortalus nickte hier und da zustimmend, da einige der Namen auch auf seiner Liste standen. Dann verlas auch der Antonier seine Liste, liess dabei dann jedoch die schon genannten Namen aus. Insgesamt hatten sie nun ein Dutzend Namen zusammengetragen, die nun auf den beiden Listen auf dem Tisch lagen. Da das allerdings viel zu viele Namen waren und sie auch nicht beide mit allen einverstanden waren, begannen sie jene wegzustreichen, die sie nicht beide genannt hatten. So schrumpfte die Liste auf fünf Namen zusammen. Das war zwar schon eine bessere Zahl, aber je mehr Namen auf der Liste standen, desto weniger konnten sie das Endergebnis kontrollieren und so strichen sie, nach einer kurzen Diskussion zwei weitere Namen. Nun hatten sie drei Namen und waren zufrieden, denn sie hatten drei Kandidaten herausgesucht, die ihrer Meinung nach recht kompetent und vor allem auch hochgradig loyal gegenüber den Ulpiern waren.
Balbus schob gerade alle auf dem Tisch herumliegenden Papyri zusammen um sie für den morgigen Besuch beim PU zu sortieren, als sein Kollege verkündete, dass er eine brilliante Idee habe. Er nahm eine leere rumliegende Wachstafel und ritzte, mit einem Grinsen, einen Namen hinein, den er dann Balbus präsentierte. Dieser schaute einen Moment lang verwirrt die Tabula an, bevor er seinen Kollegen anblickte und sagte: "Ich glaube zwar nicht, dass der Praefectus Urbi das gut findet, aber einen Versuch ist es wert."
Sie einigten sich schnell und strichen von der vorherigen Liste einen der drei Namen und ersetzten ihn durch einen anderen. Damit war die Arbeit erstmal erledigt und sie verabredeten sich für den Morgen des nächsten Tages um gemeinsam den Weg zur Castra anzutreten.
Antonius Hortalus verabschiedete sich dann und verliess das Officium seines Kollegen, den er mit seinen Gedanken zurückliess.