Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Balbus nahm den Armreif entgegen und übergab ihn an einen bereitstehenden Sklaven. Die Fragen, die Alexandros dann stellte brachten Balbus erneut zum Schmunzeln.
    "Darüber reden wir gleich. Lass mich kurz unsere Gäste verabschieden, dann können wir alles weitere in Ruhe besprechen." sagte er. "Nimm am besten schon mal Platz." Er deutete auf einen der niedrigen Stühle und widmete sich dann auch schon den drei Anwesenden.
    Er dankte ihnen für ihre Mühen und nach einigen warmen Worten des Abschieds, geleitete er sie noch bis vor das Tablinum, wo sie von einem Sklaven in Empfang genommen und dann zur Tür geleitet wurden.


    Balbus kehrte derweil zurück und nahm seinen Platz in der Mitte des Raumes wieder ein, von wo aus er freundlich auf seinen langjährigen Freund blickte.


    "Sprechen wir also über deine Zukunft und was noch viel wichtiger ist, über deine Gegenwart." sagte er.
    "Wie du weisst, endet mit deiner Freilassung zwar das Herr- Sklave- Verhältnis zwischen uns, aber an seine Stelle tritt dafür ein Patronatsverhältnis, über dessen genauen Formen du ja durchaus informiert bist. Daher sei mir erst einmal als Klient willkommen." Er lächelte.


    "Was die Frage angeht, wo du hin sollst, so würde ich dir anbieten, dass du gerne weiterhin hier wohnen kannst. Du könntest erstmal in Callistas oder Thalnas Zimmer wohnen und sobald der Umbau fertig ist, bekommst du ein eigenes Zimmer für dich. Natürlich nur wenn du willst und wenn dir die Bedingungen, die ich daran knüpfe zusagen."
    Er wartete einen Moment um seinem Gegenüber Zeit für eine Reaktion zu lassen.

    Der Endlauf war, von Seiten des grünen Blocks auf jeden Fall, ein spannendes Rennen. Der eher mäßige Start des grünen Fahrers wurde zwar verhalten aufgenommen, aber schon wenige Augenblicke später verfiel die Menschenmasse, und so auch Balbus, in Anfeuerungsrufe für ihren Fahrer.


    Die fahrerische Leistung des Alexandros schien durch den Jubel und die Anfeuerungen tatsächlich sogar noch angetrieben zu werden, da der junge Fahrer schon in der Zweiten Runde vom drittletzten auf den dritten Platz vorkämpfen konnte. Das dies zum Teil auch am kleineren Fahrfehlern der anderen Fahrer liegen konnte, hätte im geschlossen auftretenden grünen Block sicherlich niemand zugegeben.


    Als sich Alexandros in der dritten Runde auf den zweiten Platz vorarbeitete, war der Block kaum zu halten und Balbus hatte schwer damit zu kämpfen über die recht wuchtigen Factioanhänger in den Reihen vor ihm, hinweg die Strecke zu sehen. Doch auch sowas gehörte dazu. Der Jubel ebbte erst etwas ab, als der grüne Fahrer in der sechsten Runde wieder einen Platz verlor. Die Menge hoffte natürlich noch immer darauf, dass der Fahrer diesen kleinen Patzer wieder ausbügeln konnte, doch jeder vernunftbegabte Römer wusste, dass es so kurz vor Schluss schon soetwas wie ein göttliches Eingreifen brauchte um noch viel Boden gutzumachen.


    Als Alexandros als dritter ins Ziel einfuhr, waren die meisten grünen Anhänger in einer recht wehmütigen Stimmung, auch wenn sie sich äusserst darüber freuten, dass der Fahrer, der erst so wenige Rennen gefahren war, trotz allem den dritten Platz erreicht hatte.


    Die Siegerehrung war für Balbus eher uninteressant und er blieb eigentlich nur um noch ein paar Menschen zu sehen und Gerüchte aufzuschnappen, doch als die Veranstaltung dann endgültig beendet war, war auch er unter den unzähligen grünen Fans, die den Block und auch den Circus verliessen um sich in einer Taverna die Kante zu geben.

    Balbus glaubte soetwas wie einen Schreck im Blick seines Hausverwalters zu sehen und musste ein wenig schmunzeln, als dieser sein Unverständnis ausdrückte.


    "Du brauchst keine Angst haben, ich werde unsere Verbindung sicherlich nicht dadurch beenden, dass ich dich im Tiber versenken lasse." sagte er beschwichtigend und ging einen kleinen Schritt auf den Griechen zu.


    "Mein Freund, ich möchte dir die Freiheit schenken." Ein freundliches, warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    "Wie du selbst sagtest, dienen du und deine Familie schon seit einer Ewigkeit der meinigen und ich bin der Meinung, dass deine Vorfahren und du es verdient habt, dass du der erste deiner Familie sein wirst, der in diesem Haus als freier Mann umhergeben darf."


    Er blickte kurz zu den anwesenden Klienten. "Ihr seid hier als meine Freunde und Zeugen, dafür dass ich hiermit meinen Willen zur manumissio inter amicos dieses treuen Mannes bekundet habe. Er soll sich von nun an frei nennen dürfen."
    Die Klienten, allen voran der Senator, nickten eifrig zur Bestätigung.


    Balbus wandte sich dann wieder an Alexandros: "Wir werden in den nächsten Tagen auch noch vor den Praetor treten um dort deinen Freiheitsprozess zu führen. Aber natürlich sollst du auch jetzt schon ein freier Mann sein und ohne jedes Zeichen der Sklaverei durch dein Leben gehen." Er deutete auf den silbernen Armreif am Arm des Griechen und hielt die Hand auf.

    "Das ist eine wirklich lange Zeit." sagte Balbus und stellte sich vor seinen Sklaven, dem er nun direkt in die Augen sehen konnte.


    "Ich denke, dass es schon fast eine zu lange Zeit ist. Wie du gerade selbst andeutetest, sind unsere Familien schon sehr lange miteinander verbunden. Zwar waren sie nie gleichrangig, aber trotzdem denke ich, dass ihr euch nie beklagen konntet."


    Er tat einen Schritt zurück.


    "Ich habe diese Herren heute hierher eingeladen, um als Zeugen zu fungieren, denn ich möchte das Herr- und- Sklave- Verhältnis zwischen uns beenden."

    Heute hatte Balbus sich Verstärkung mitgebracht für den Besuch beim Stadtpraefecten. Zusammen mit dem Procurator ab epistulis und begleitet von einer kleinen Gruppe Schreiber und zwei Praetorianern der Palastwache kam er an der Castra Praetoria an. Zielstrebig gingen die Procuratoren auf die Wache der Urbanen zu und Balbus übernahm das Reden:
    "Salve. Ich bin der Procurator a libellis und dies ist mein Kollege, der Procurator ab epistulis. Wir kommen um mit dem Stellvertreters des Kaisers in verschiedenen Angelegenheiten zu sprechen und seine Entscheidungen in verschiedenen Fragen zu erfahren."
    Er deutete auf die großen Mengen von Tabulae und Papyri, die die Schreiber in Beuteln bei sich trugen.

    "Vale, Senator." sagte Balbus noch freundlich und kurz nachdem der Praefectus Urbi das Officium verlassen hatte, rief er nach einem der unzähligen Palastsklaven.
    Es dauerte nicht lange bis einer der Sklaven auflief.
    Balbus deutete auf den Stuhl, auf dem der Stadtpraefect kurz zuvor noch gesessen hatte. "Der muss gereinigt werden. Ich möchte meinen Besuchern nicht zumuten sich in illyrischen Dreck zu setzen."
    Der Sklave nickte nur stumm und nahm den Stuhl mit, während Balbus sich seiner Arbeit widmete.

    Balbus beendete noch den Satz, den er gerade zu dem Senator sagte und widmete seine Aufmerksamkeit dann dem vor ihm stehenden Alexandros.


    "Alexandros, ja in der Tat brauche ich dich. Wir müssen uns über etwas wichtiges unterhalten." sagte er und stand auf.


    "Sag, wie lange dienst du meiner Familie nun schon?" fragte er, obwohl es vollkommen unnötig war, da er es genau wusste. Schliesslich waren die zwei gemeinsam aufgewachsen.

    Es war eigentlich ein ganz normaler Tag im Sommer. Zumindest für all die Bewohner Roms ausserhalb der Casa Prudentia, denn hier war es ein besonderer Tag. Ein Tag, der schon seit einger Zeit im Verborgenen vorbereitet wurde und der nun endlich stattfand.
    Balbus betrat das Tablinum, in dem bereits drei seiner Klienten warteten, einer von ihnen ein von seinem Vater geerbeter Senator. Er begrüßte die Klienten und fragte einen anwesenden Sklaven, ob alles vorbereitet war. Als dieser dies bestätigte, setzte Balbus sich auf den Stuhl in der Mitte des Raumes und sagte: "Geh und hol Alexandros. Sag ihm, es ist wichtig und dass er sich beeilen soll."
    Der Sklave nickte und eilte davon, während sich Balbus kurz in ein Gespräch mit dem Senator vertiefte.


    Balbus hatte auf die Antwort gewartet und als sie kam, fiel sie so aus, wie er es erwartet hatte. Für einen kurzen Moment kam in ihm die Frage auf, ob der Kaiser überhaupt irgendetwas selbst entschied, oder ob er sogar vor dem Essen einen Boten an den Vescularier schicken um zu erfahren, was er essen sollte. Doch diese Gedanken verscheuchte er schnell und rief nach einem Notarius, dem er Auftrug gab, den Procurator ab epistulis zu einem Gespräch her zu bitten. Der Notarius eilte davon und einige Minuten später kehrte er mit dem Procurator, der sich offensichtlich gerade etwas gelangweilt hatte, zurück.
    Balbus übergab das Schreiben an seinen Kollegen und schickte derweil den Notarius fort, so dass die beiden ungestört reden konnten. Während Antonius Hortalus das Schreiben des Kaisers las, brummte er hier und da ein wenig und nickte dann leicht.
    Um mit dem einfacheren Punkt zu beginnen, sprachen sie zuerst über Aegypten. Die Frage, wie weit die Ermittlungen in Alexandria bereits vorrangeschritten waren, konnte der Antonier allerdings nicht sonderlich erschöpfend beantworten, da er erst vor wenigen Tagen Nachricht darüber bekommen hatte, dass Pompeius Imperiosus dort angekommen war. Es würde also noch eine Weile dauern, bis von dort ein endgültiger Bericht kommen würde.
    Also blieb bis zur Entscheidung in dieser Sache noch etwas Zeit, aber trotzdem beschlossen die beiden, dass der PU schon mal informiert und mit ein paar Namen gefüttert werden sollte. Beide begannen nun ein paar Namen in den Raum zu stellen und das pro und contra jedes Kandidaten abzuwägen, bevor sie sich auf eine kurze Liste von Namen einigten, allen vorran natürlich der schon hoch gehandelte Crassus.


    Dann kam der schwierigere Teil. Wobei er eigentlich nicht schwierig war, denn da beide davon ausgegangen waren, dass Valerian eine Liste mit Kandidaten haben wollte, hatten sich beide schon mal Gedanken gemacht. Jetzt mussten sie sich nur noch auf eine entsprechende Liste einigen, die sie dann in die Castra Praetoria tragen konnten.
    Balbus begann damit, die Liste seiner möglichen Kandidaten vorzulesen und Hortalus nickte hier und da zustimmend, da einige der Namen auch auf seiner Liste standen. Dann verlas auch der Antonier seine Liste, liess dabei dann jedoch die schon genannten Namen aus. Insgesamt hatten sie nun ein Dutzend Namen zusammengetragen, die nun auf den beiden Listen auf dem Tisch lagen. Da das allerdings viel zu viele Namen waren und sie auch nicht beide mit allen einverstanden waren, begannen sie jene wegzustreichen, die sie nicht beide genannt hatten. So schrumpfte die Liste auf fünf Namen zusammen. Das war zwar schon eine bessere Zahl, aber je mehr Namen auf der Liste standen, desto weniger konnten sie das Endergebnis kontrollieren und so strichen sie, nach einer kurzen Diskussion zwei weitere Namen. Nun hatten sie drei Namen und waren zufrieden, denn sie hatten drei Kandidaten herausgesucht, die ihrer Meinung nach recht kompetent und vor allem auch hochgradig loyal gegenüber den Ulpiern waren.


    Balbus schob gerade alle auf dem Tisch herumliegenden Papyri zusammen um sie für den morgigen Besuch beim PU zu sortieren, als sein Kollege verkündete, dass er eine brilliante Idee habe. Er nahm eine leere rumliegende Wachstafel und ritzte, mit einem Grinsen, einen Namen hinein, den er dann Balbus präsentierte. Dieser schaute einen Moment lang verwirrt die Tabula an, bevor er seinen Kollegen anblickte und sagte: "Ich glaube zwar nicht, dass der Praefectus Urbi das gut findet, aber einen Versuch ist es wert."
    Sie einigten sich schnell und strichen von der vorherigen Liste einen der drei Namen und ersetzten ihn durch einen anderen. Damit war die Arbeit erstmal erledigt und sie verabredeten sich für den Morgen des nächsten Tages um gemeinsam den Weg zur Castra anzutreten.


    Antonius Hortalus verabschiedete sich dann und verliess das Officium seines Kollegen, den er mit seinen Gedanken zurückliess.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus lächelte nicht. "Warum fängst Du dann damit an?" Salinators Tonfall klang ganz harmlos. "Ich bin sicher, Du wirst Dich nach dem richten wirst, was ich Dir sagte." An diesen Worten war nun gar nichts mißzuverstehen.


    "Ich werde tun, was notwendig ist um die Anweisungen des Kaisers so genau wie möglich zu befolgen." antwortete er.
    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Senator Vescularius?"

    "Sie ist seine Nichte." kommentierte er noch knapp die mögliche Enge der Beziehung zwischen Vespa und Valerian, wobei die Art, wie er es sagte, völlig offen liess, was das bedeuten konnte, denn eigentlich wusste er selbst nicht so ganz genau, wie nah die beiden sich standen, was er natürlich nicht zugeben würde.


    "Zwischen einem möglichen Usurpator und einer Machtergreifung steht trotz Valerians Abwesenheit noch immer ein großer und vor allem loyaler Verwaltungsapparat, ohne den das Reich nicht regierbar ist." versuchte Balbus die Lage etwas schön zu reden, obwohl er genau wusste, dass auch im Palast einige Herren bereitstanden um den bestehenden Beamtenapparat zu ersetzen und die Regierbarkeit des Reiches im Falle eines Putsches schnellstmöglich wiederherzustellen.


    "Meine Aussage bezog sich ausserdem vor allem auf seinen Gesundheitszustand. Über die machtpolitische Lage hier in Rom mache ich mir nicht weniger Sorgen als jeder aufrechte Bürger."


    Bevor er auf die nächste Frage antwortete, blickte er sich einmal im Atrium um, etwas dass er in letzter Zeit wieder vermehrt tat, denn er traute dem Vescularier durchaus zu, dass er ihn ausspionierte um irgendwelche Beweise für erfundene Anschuldigungen der Illoyalität oder des Verrats zu bekommen.
    Da ausser den beiden aber niemand anwesend war, antwortete er, wenn auch etwas leiser als zuvor: "Um ehrlich zu sein, halte ich nicht allzuviel von ihm. In meinen Augen ist er ein verschlagener Emporkömmling, der es zu meinem größten Bedauern geschafft hat sich irgendwie das Vertrauen des Kaisers zu erschleichen. Und aufgrund meiner bisher mit ihm gemachten Erfahrungen, bin ich mir sicher, dass er die Chance nutzen wird, wenn sie sich ihm bietet."

    "Wir werden wohl bereits in den nächsten Tagen nach Rom zurückkehren." antwortete er. "Die Arbeit im Palast erledigt sich ja leider nicht allein und ich will meine Kollegen nicht länger als nötig mit meiner Arbeit belasten." Als Vala das Haus der Duccier in Rom erwähnte, musste Balbus grinsen, da er sich an seinen letzten Besuch dort erinnerte, als Landos Schwester fast zum Tode verurteilt worden wäre.


    "Ich werde gespannt auf deinen Brief warten und freue mich schon drauf dich in meinem Haus begrüßen zu dürfen."


    Als der Duccier dann so abrupt 'entführt' wurde, schmunzelte Balbus ein wenig und wurde dann selbst auch recht schnell von einem der Gäste in Beschlag genommen.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Entschuldige, wenn ich dich so direkt darauf anspreche. Ich habe in der Acta und in den Archiven der Schola über dich und deine Si.. Gens gelesen. Ihr seid eine Familie von Stand, das ist klar, und du ein verdienter wie anerkannter Mann im römischen Staatsapparat.", sprach Vala mit respektbeladener Stimme, "Ich würde lügen, sagte ich, dass mich das nicht beeindruckte. Du musst wissen, ich beabsichtige auch eine gewisse Laufbahn im römischen Staat in Angriff zu nehmen. Ich werde mich dem Legaten in wenigen Tagen als Klient anbieten, allerdings ist dieser seines Status wegen an Germanien gebunden. Bei aller Liebe zu diesen Landen, ich sehe meine Zukunft in Rom. Aber lass es mich kurz fassen: ich empfehle mich dir als Schüler und persönlichen Assistenten. Davon könnten wir beide profitieren, immerhin sind unsere beiden Sippen schon miteinander verbunden. Ich kann schreiben, lesen, kenne mich immer besser in der Materie der Res Publica aus, bin wissbegierig und absolut loyal."


    Natürlich teilte Balbus eine schlechte Angewohnheit mit allen Römern: er liebte es gebauchpinselt zu werden. Und Vala traf in einem Augenblick der Freude genau diesen Punkt, was Balbus noch ein wenig freudiger machte und zu einem Zustand führte, in dem er sicherlich vieles getan hätte, was er sonst nicht tat.
    Er quittierte Valas respektvolle Worte über die Stellung der Prudentier im Allgemeinen und seine eigene mit einem wohlwollenden Lächeln und einem leichten Lächeln und hörte sich dann den Rest an.
    "Hmmm..." war dann die erste Reaktion auf das Anliegen des jungen Ducciers. Die Fragen die man sich nun hätte stellen können war, ob Balbus überhaupt einen persönlichen Assistenten brauchte und ob er dem jungen Duccier überhaupt etwas beibringen konnte. Balbus wusste, dass sein Vater damals einen jungen Octavier unter seine Fittiche genommen und diesen in die Feinheiten der zivilen Verwaltung eingeführt hatte, aber was konnte er denn schon jemandem beibringen? Wie man die Briefe des Kaisers beantwortete? Allerdings sprach Vala mit der Verbundenheit der Familien ein gutes Argument an. Er konnte nicht nein sagen, selbst wenn er es wollte. Also nickte er. "Es wird mir eine Freude sein, dich in Rom zu begrüssen und dich dort zu unterstützen." sagte er dann, ohne groß weiter darüber nachzudenken. Das konnte er später immernoch.

    Balbus hatte es vorher geahnt und wusste es nun genau. Sein Leben würde bald enden, vermutlich bereits wenn sie die Casa Duccia verlassen hatten um den Weg in das eigene mogontiacische Domizil zurückzukehren. Vespa würde ihn sicherlich erschlagen, das fühlte und sah er. Er war zwar, was Frauen anging, nicht unbedingt ein großer Menschenkenner, aber er erkannte Vespas Blick wieder. Zu oft hatte er ihn schon von ihr geerntet und er war sich sicher, dass jeder normale Mann bereits die Flucht ergriffen hätte. Doch er liebte sie abgöttisch und würde alles erdulden, was sie in ihrem Zorn über ihm ablud.
    Nach einem kurzen aufmunternden Blick zu Callista, gesellte er sich dann ebenfalls zu den beiden Germanen in die Ecke.
    Lando hatte ein Spiel ausgepackt und lud sie ein teilzunehmen. Interessiert schaute Balbus die kleinen Stöckchen an. Er war sich sicher, dies schon mal bei den germanischen Soldaten in Confluentes gesehen zu haben, konnte aber nicht viel damit anfangen. So sagte er leise: "Sofern du uns erklärst, worum es bei dem Spiel geht, gern."

    Balbus war keiner der Männer, der stets steif und fest behauptete, dass sie immer alles ohne Hilfe schafften, so hatte er auch kein Problem damit zuzugeben, dass die Situation damals in Hispania nicht unbedingt die einfachste war. "Wäre die Legio Secunda und damit auch dein Vater, damals nicht nach Hispania gekommen, hätte es für uns sehr schlecht ausgehen können. Sicherlich bestand durchaus die Möglichkeit es auch ohne die Hilfe aus Germania zu schaffen, aber das hätte sicherlich zu sehr viel höheren Verlusten geführt." Und die Zahlen der Gefallenen waren auch so schon hoch genug.


    "Aber ich muss zugeben, dass ich deinen Vater damals nicht persönlich kennenlernte. Jedenfalls nicht näher als ein einfacher Soldat einen Tribun kennenlernt."


    Auch Balbus liess dann den Blick über die Anwesenden schweifen und freute sich bereits auf das Ende des Tages, wenn er erschöpft in sein Bett fallen würde.


    "Ich sagte ja nicht, dass die Feiern in Rom nicht dekadent sind." sagte er dann mit einem Lachen. "Je höher die gesellschaftlichen Schichten sind, desto mehr Gänge hat ein Mahl und desto exotischer sind die Speisen." Er dachte kurz an das eine oder andere Gastmahl zurück, dem er in Rom beigewohnt hatte.

    Balbus war etwas spät im Circus angekommen und hatte daher den Start verpasst. Allerdings war einer seiner Klienten damit beauftragt worden ihm einen Platz im grünen Block zu sichern. Sicherlich wäre er früher da gewesen, wenn er sich zuhause nicht Vorwürfe von seinem Maiordomus hätte machen lassen müssen. Dieser war der Meinung, dass es nicht richtig war, dass Balbus, als Sohn eines ehemaligen Princeps Factionis der Purpurea, sich zu den Grünen bekannte. Doch er hatte das nach langem Diskutieren erledigt und sich dann endlich auf den Weg machen können.


    So drängte er sich, während der fünften Runde, in jene Reihen des grünen Blocks, die für die Equites vorgesehen waren. Er fand seinen Klienten und nahm seinen Platz ein, nicht ohne sich kurz über den bisherigen Rennverlauf informieren zu lassen. Das der grüne Fahrer zu diesem Zeitpunkt auf dem dritten Platz lag, erfreute Balbus nicht minder, als es die Anhänger der Grünen erfreute, die um ihn herum in lauten Jubel ausbrachen und etliche Anfeuerungsrufe in Richtung Alexandros aus Serdica schleuderten.


    Die Freude schwoll weiter an, als der junge Fahrer sich in der folgenden Runde einen weiteren Platz nach vorn schieben konnte. Auch wenn Balbus sich natürlich ebenfalls freute, fiel er jedoch noch nicht in den lautstarken Jubel seines Blocks ein, denn er wollte den Tag nicht vor dem Abend loben.


    Als dann aber auch die letzte Runde offensichtlich mehr als gut für Alexandros lief, begann auch der sonst so zurückhaltenden Prudentier zu jubeln. Zu Anfang noch etwas verhalten, aber als dann nach der Zieleinfahrt feststand, dass Alexandros als zweiter durchs Ziel gegangen war und sich somit für das Finale qualifiziert hatte, hielt ihn nicht mehr viel auf seinem Platz. Er jubelte gemeinsam mit den ihn umgebenden Grünen und ging voll in der grünen Masse auf. So sehr hatte er sich noch nie über einen zweiten Platz gefreut, doch war dieser Rennverlauf schon etwas überraschend und so freute er sich mit seinen Mitfans.

    "Bisher nicht." sagte Balbus. "Meine Aufgabe hier erfüllt mich ausreichend und ohne sie hätte ich ja nie die Gelegenheit mit solch angenehmen Zeitgenossen wie dir zu verkehren." Er lächelte und ein naiver Mensch hätte sicherlich denken können, dass es sich um ein Kompliment handelte.


    "Ich sage nur, dass es dir natürlich freisteht meine Ablösung zu fordern, solltest du mit meiner Amtsführung unzufrieden sein."

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator


    "Ich habe nicht die Angewohnheit jemanden indirekt irgendwohin zu schicken. Jeder, der neben Senator Decimus nach Misenum gereist ist, tat es weder auf meine Empfehlung hin, noch weil ich ihn geschickt hätte. Die einzigen, die ich regelmäßig dort hin schicke sind die Boten, die den Kaiser über das, was hier in der Urbs passiert, auf dem Laufenden halten. Und das tue ich auf seinen Wunsch hin." antwortete Balbus.


    "Bisher hat sich Valerian noch nicht über meine Amtsführung beschwert, aber sofern du damit unzufrieden bist, werde ich dich sicher nicht davon abhalten ihm vorzuschlagen mich zu ersetzen. Vielleicht findest du ja jemanden der das hier besser kann und auch noch dazu bereit ist diese Aufgabe auf sich zu nehmen."
    Es war natürlich ein riskanter Schritt soetwas zu sagen, denn auch wenn er sich sicher war, dass Valerian mit ihm zufrieden war und ihn nicht absetzen würde, wusste er nicht genau, wieviel Einfluss das intrigante Flusspferd vor ihm wirklich hatte.