Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Balbus musste einen Moment lang überlegen und brummte dabei etwas vor sich hin. Dann setzte er zu einer Antwort an: "Also was ritterliche Posten angeht, bei denen dir militärische Erfahrung hilfreich wäre, da gäbe es den Posten des Subpraefectus Vigilum, wo es glaube ich derzeit eine Vakanz gibt. Allerdings könnte ich darauf nicht schwören. Wenn es etwas nichtritterliches sein darf, dann geht soweit ich gehört habe der Praefectus viatorum von Italia bald in den Ruhestand."


    Er überlegte noch kurz weiter.


    "Da du schon Erfahrungen gesammelt hast als Magister Scriniorum, böte sich vielleicht auch der Posten des Curator Calendarii an. Einer von denen ist meines Wissens nach derzeit ebenfalls vakant. Allerdings wäre deine militärische Erfahrung da völlig unerheblich."


    Er blickte den Decimer an.


    "Gut wäre es natürlich, wenn du einen Patron hättest, der sich für dich ausspricht. Das Schreiben von Annaeus Florus ist zwar auch eine Empfehlung, aber da er als Flottenpraefect abgelöst wird, wird sein Wort hier in Rom bald vermutlich nicht mehr so schwer wiegen wie bisher."

    Das Problem mit Ehrlichkeit war häufig die Tatsache, dass man dafür ehrlich sein musste. Balbus an sich war meist ein ehrlicher Mensch - zumindest im Rahmen dessen, was er für ein vertretbares Maß an Ehrlichkeit hielt - und er bewunderte Menschen, die immer mal wieder hier auftauchten und versuchten ihn mit Ehrlichkeit zu überzeugen. Aber an dieser Stelle fand Balbus die Ehrlichkeit des Decimers nicht erfrischend, sondern eher etwas nachteilig. Ein Soldat, der nicht kämpfen konnte war seiner Meinung nach wertlos, sofern er nicht in der Lage war sein Defizit durch anderes auszugleichen und der Truppe auf andere Art und Weise zu dienen. Und vor ihm saß nun ein Mann, der ehrlich zugab ein wertloser Soldat zu sein, was nach Balbus Ansicht dazu führte, dass er vielleicht lieber direkt in den Ruhestand gehen sollte.
    So schüttelte er ganz leicht den Kopf. "Und daher denkst du, dass du nun wieder eine Perspektive in der Verwaltung siehst? Interessant." sagte er.
    "Nun kommen wir zum Posten des Procurator a rationibus, den du anstrebst. Wie du sicherlich weisst, ist dieser Posten derzeit nicht vakant, sondern mit einem fähigen Beamten besetzt, der sich seine Anstellung durch harte Arbeit verdient hat. Immerhin handelt es sich nicht um irgendeinen Posten in der niederen Verwaltung, sondern um ein hochrangiges ritterliches Amt in der kaiserlichen Kanzlei. Ein Posten, den die meisten Männer erst erreichen, wenn sie sich bereits zuvor auf anderen ritterlichen Posten bewiesen haben."


    Er schaute den Decimer an.


    "Um es ehrlich auszudrücken, fehlt dir jegliche Erfahrung auf ritterlichen Posten und auch wenn du dir deinen Stand als Eques durch deinen Militärdienst verdient hast und daher zumindest die niedrigsten ritterlichen Posten überspringen könntest, wäre der Schritt doch recht gross."

    Balbus hörte aufmerksam zu und erkannte in den Worten jene, die schon so viele andere Bewerber für soviele andere Posten zum Besten gegeben hatten. Sicherlich hatte der Decimer einige interessante Variationen darin, aber grundsätzlich war es das gleiche wie immer.


    "Wenn du Rom weiterhin dienen willst, warum nicht weiterhin als Soldat?" fragte Balbus dann als erstes, was für ihn eine durchaus berechtigte Frage war.

    "Stelle dein Licht nicht unter den Scheffel, immerhin wurdest ausgezeichnet für die..." er schaute auf ein Papyrus, dass er hervorkramte, "...Aussergewöhnlich erfolgreiche Führung eines Feldzuges gegen Piraten. Das ist es schon wert, dass darüber gesprochen wird." sagte er.
    "Als Flavius Piso genau dort..." er deutete auf einen Fleck des Bodens vor dem Tisch "... für dich sprach, nannte er dich einen Helden, der den letzten Piraten des Mare Nostrums zur Strecke brachte. Eine gewisse Berühmtheit scheinst du also auf jeden Fall zu haben."


    Die Träume und Narben, die der Decimer ansprach, kannte Balbus selbst zu Genüge, hatte er selbst doch genug erleiden müssen, daher beeindruckte ihn dies nicht wirklich, da er das auch für unangebracht hielt.


    "Nun gut, kommen wir zu dem warum du hier bist. Du möchtest über deine Bewerbung sprechen. Also bitte, du hast das Wort."
    Mit erwartungsvollem Blick schaute er sein Gegenüber an.

    "Ah, der berühmte Kriegsheld." sagte Balbus. "Bitte, nimm doch Platz." Er deutete auf einen der beiden Stühle vor seinem Tisch.


    Er füllte einen, auf dem Tisch bereitstehenden, Becher mit Wasser und schob ihn zu dem Decimer hinüber, da er dessen zitternde Hände durchaus registriert hatte und dem Decimer so die Gelegenheit geben wollte etwas zur Beruhigung in den Händen zu halten.

    "Einen Tisch zum Schreiben wirst du sicherlich vorfinden." sagte Balbus. "Die Frage ist nur, wie sauber er ist. Am besten schickt ihr einen Tag bevor ihr Mogontiacum erreicht, einen Boten vor, damit das Haus auf eure Ankunft vorbereitet werden kann."
    Bei diesen Worten blickte er auch noch kurz zu Callistas Begleitern.


    Und dann war die Zeit des Abschieds da. Er lächelte sie aufmunternd an und nahm sie in den Arm.


    "Ich wünsche dir eine gute Reise, Kleines." sagte er. "Und bestelle meinem Freund Lando meine Grüße."

    "Viele Priesterinnen gab es leider nicht in unserer Familie." sagte Balbus. "Eine meiner Schwester war eine Vestalin, verstarb jedoch leider während ihres Dienstes am Herd der Göttin. Und eine meiner Großtanten war ebenfalls eine Priesterin, aber ich muss gestehen, dass ich nicht weiss wem sie sich zugehörig fühlte." Er zuckte leicht mit den Achseln.


    "Das Wann bleibt dir überlassen. Das Wie ist recht einfach zu beantworten. Du müsstest dich in die Regia auf dem Forum begeben, dort kannst du dich für den Tempeldienst melden."

    Interessiert schaute er den eingetretenen Mann an und musterte ihn mit leicht fragendem Blick.


    "Das haben viele. Wie ist das Name, Bürger?" fragte er, war der ihm gegenüberstehende Mann ihm doch vollkommen unbekannt und hatte er doch offensichtlich vergessen sich ein Namensschild umzuhängen um es dem armen, unschuldigen Procurator einfacher zu machen. Diese Frage war tatsächlich sogar ein Beweis dafür, dass Balbus nur ein Mensch war, denn die Personifikation des strafenden Plutos hätte den Namen sicherlich gewusst.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Balbus nahm die Briefe entgegen und schaute sie sich an. Nach nur wenigen Worten schüttelte er den Kopf und ging hinaus auf den Korridor um dem Notarius hinterher zu rufen: "He da! Die Briefe hast du falsch abgegeben. Die sind für den Procurator ab epistulis."

    "Ich werde erst mit dem Kaiser sprechen, bevor etwaige Ermittlungen angeordnet werden. Wobei es durchaus möglich ist, dass der Stab schon erste Informationen sucht." sagte er. "Aber wenn euch natürlich irgendwelche Informationen zukommen sollten, so leitet sie auf jeden Fall an den Princeps weiter."

    Weit entfernt davon die strafende Seite des Pluto zu personifizieren thronte in jenem Officium ein unschuldiger Beamter, der die Tiefen des Orcus zwar schon gesehen hatte, sie aber nicht in diesem Raum verortet hätte.
    Als es klopfte blickte er auf von seiner Arbeit, die darin bestand eine Liste mit zu quälenden Seelen über kaiserliche Entscheidungen zu informieren, auf und sprach, mit vollkommen ungöttlicher Stimme in Richtung der Tür: "Tritt ein!"

    Balbus beobachtete schweigend, wie sich seine beiden jungen Verwandten von einander verabschiedeten. Er lächelte zwar, aber eigentlich hätte er Callista lieber hier behalten, statt sie nach Germania zu schicken. Diese Provinz erwies sich in letzter Zeit als nicht gerade vorteilhaft für die Familie. Aber die Entscheidung war gefallen und rückgängig machen liess sie sich nicht. Allerdings hatte er Hoffnung darauf, dass Marsus sich entschliessen würde irgendwann für seine Karriere nach Rom zu kommen, und dann wäre Callista wieder in der Nähe.

    Die Tatsachen, dass der Kaiser nach Misenum abgereist war, das Callista nach Germania aufgebrochen war und das Vespa das Wochenende mit Paulina verbrachte, brachten Balbus in die Situation endlich etwas wichtiges in die Wege zu leiten.
    Er hatte sich für diesen Morgen einen Architekten bestellt, mit dem er bei einem kleinen Arbeitsfrühstück die Umbaupläne durchsprechen wollte. So hatte er im Tablinum einen großen Tisch aufgebaut, auf dem bereits die Baupläne dieses Hauses, sowie jene des Nachbarhauses ausgerollt lagen. Daneben standen mehrere Teller mit Brot, Käse, Oliven und etwas Obst.
    Balbus wartete bereits im Tablinum, als die Ankunft des Architekten gemeldet wurde und dieser einige Augenblicke später eintrat.



    Quadratus gehörte zu einer aufstrebenden Gruppe von jungen, noch recht neuen Architekten, die mittlerweile in Rom Fuß fassten und versuchten sich gegen die etablierten Kollegen zu behaupten. Innerhalb der Gruppe war Quadratus, obwohl lediglich ein Freigelassener, einer der talentierteren Architekten und hatte einen recht vollen Terminplan. Lediglich ein großzügiges Geschenk des neuen Kunden hatte ihn dazu bewegen können heute hierher zu kommen. Doch nun war er hier und da es sich lediglich um einen Umbau handelte, glaubte er auch nicht, dass es sich hier um eine wirklich zeitraubende Aufgabe handelte.
    Er betrat nun also das Tablinum des Auftraggebers, der ihn schon zu erwarten schien.
    Salve, ich bin der Architectus Quadratus. Ich nehme an, du bist Prudentius Balbus? stellte er sich vor.


    "Ja, der bin ich. Schön, dass du die Zeit finden konntest hierher zu kommen." sagte er. "Bitte, nimm Platz. Ich dachte wir verbinden unser Gespräch mit einem kleinen Frühstück."


    Quadratus nickte und nahm Platz, nachdem er seine Arbeitsgeräte abgelegt hatte. Er nahm sich etwas Brot und blickte dabei schon einmal neugierig auf die ausgebreiteten Baupläne.
    Es geht um einen Umbau, nicht war? Vermutlich um dieses Haus und so wie es aussieht wohl noch um ein weiteres.


    Balbus gab einem bereitstehenden Sklaven ein Zeichen ihnen etwas stark verdünnten Wein zu servieren und nahm sich ebenfalls etwas Brot.
    "Ja, es geht darum dieses Haus umzubauen. Wobei Umbau vielleicht auch nicht ganz das richtige Wort ist. Ich habe das Nachbarhaus gekauft und möchte beide nun zu einem Haus verbinden." Er deutete auf die Pläne des anderen Hauses. "Ich hatte bereits mit einem Architekten gesprochen, der mir versicherte, dass es machbar ist, der sich selbst aber nicht in der Lage sah den Umbau durchzuführen, da er die Stadt verlassen musste."


    Der Architekt nickte leicht und nahm dann einen Schluck des servierten Weins. Er schaute sich nochmal beide Pläne an und fragte dann Welches Nachbarhaus ist es? Links oder rechts?


    "Links." sagte er und deutete auf die beiden Stellen auf den Bauplänen, wo sich beide Gebäude berührten.


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    Das Gespräch und das Frühstück dauerten noch eine ganze Weile, da sie eine Menge Einzelheiten zu klären hatten, bevor Quadratus gewillt war, den Auftrag anzunehmen.
    So einigten sie sich schlussendlich auf einen Preis (der in Balbus Augen viel zu hoch und in Quadratus Augen gönnerisch niedrig war) und Termin für den Beginn der Arbeiten. Damit sie nicht den Ablauf im Haus mehr als nötig störten, sollten die Arbeiten beginnen, sobald die Familie zur Hochzeit nach Germania aufbrach.


    Nach dem Ende des Gesprächs verabschiedete Quadratus sich vom Hausherren und verliess das Haus, das bald seine neueste Baustelle sein sollte. Balbus war zufrieden und widmete sich dann wieder seinem normalen Tagwerk.

    "Hm. Das klingt nicht sonderlich ermutigend." sagte er. "Ich denke ich werde das Thema dem Kaiser gegenüber nocheinmal ansprechen. Ihr zwei sorgt bitte, sofern es möglich ist, unter euren Kameraden ein Bisschen für Ruhe."
    Er überlegte einen Moment.
    "Etwaige Gespräche in dieser Richtung sollten möglichst sanft und unauffällig beendet werden, wenn ihr sie mitbekommt. Für den Fall, dass jemand denkt ihr hättet durch mich irgendwelche Informationen, haltet es so, dass ihr nichts genaues wisst, er aber wohl in offizieller Mission unterwegs ist."

    Fast hätte Balbus noch ein Wort gesagt zu jener unglückseligen Frau, die er selbst eher als Verräterin bezeichnet hätte, immerhin hatte sie Schuld an einem Attentat auf den Kaiser, das war für Balbus klar. Doch er sagte nichts und blickte weiter aus dem Fenster, darauf wartend, dass sich die Tür hinter dem Flavier schloss.

    Das klang in Balbus Ohren doch schon mal gut, und so nickte er leicht, während die beiden erzählten.
    "Ich frage genau deswegen. Die Abwesenheit des Artoriers beunruhigt mich, vor allem auch weil euer anderer Praefect noch immer nicht aus dem Osten zurückgekehrt ist." antwortete er. "Auch der Kaiser ist ein wenig besorgt, da der Artorier keine genauen Angaben gemacht hat, wohin er geht. Aber das behaltet ihr für euch, ich will nicht, dass irgendwelche Gerüchte in der Castra aufkeimen." Er blickte beide an.
    "Wer führt derzeit das Kommando in der Castra, der Princeps oder einer der Tribune?"

    Am nächsten Morgen wachte Balbus sehr früh auf. Von draussen drang noch kein Licht in die Schlafkammer. Balbus blickte zu Vespa, die noch immer an ihn gekuschelt da lag und offenbar schlief. Er küsste sie sanft auf die Stirn und wandt sich dann von ihrer Seite weg aus dem Bett heraus. Ganz leise, denn er wollte ihr den Schlaf gönnen, schlich er durch die Schlafkammer, hinaus in den Aufenthaltsraum. Auf dem Weg sammelte er noch schnell seine Tunika auf, die er dann im Aufenthaltsraum überwarf. Einen letzten Blick warf er noch in die Schlafkammer, bevor er dann die Räume seiner Frau verliess um den Tag zu beginnen.

    "Glaube mir, es gibt ausreichend Männer, die sich gegen ihn aussprechen würden." sagte er, er würde keine Namen nennen, denn das war nicht sein Stil, schliesslich war er ein Mann, der wusste wie man an Informationen kam, ohne die eigenen Informationen offen zu legen.


    "Ich kenne die Berichte über die Mission gegen diesen Piraten. Die Verluste waren nicht unbedingt die geringsten." Auf die Nichte des Flaviers ging er nicht ein.


    "Nun gut, um des lieben Friedens Willen, soll er herkommen, ich werde mit ihm reden. Du kannst ihm eine Einladung zukommen lassen." sagte er und erhob sich, um dann zum Fenster des Officiums zu gehen und hinauszusehen.


    "Die iberischen Horden des Sertorius haben mich ebenso wenig beeindruckt, wie es Flavia Messalina Oryxa schaffte, also denke ich nicht, dass dieser Decimer das schaffen wird." War der letzte Kommentars des Procurators zu dem Thema, während er hinausblickte.

    "Ich zweifle nicht am Urteil des Annaeus Florus, aber ich kenne andere Männer, die anders über eben jenen Decimer urteilten." sagte er. "Abgesehen davon, hast du dir einmal den Werdegang des Decimus Verus angesehen? Er war in seinem Leben schon vieles, aber nur weniges wirklich lang. Das langandauerndste was er bisher auf die Beine gestellt hat ist seine Karriere bei der Classis und selbst da sollte man vielleicht nochmal genauer nachsehen, befürchte ich."


    Er schüttelte leicht den Kopf.


    "Mir zu schmeicheln wird in dieser Angelegenheit auch nicht allzuviel bringen. Wenn du mich als Beispiel heranziehst, dann solltest du nochmal genauer hinsehen. Ich diente mich in einer Legion hoch, war über sehr viele Jahre ein Offizier der kaiserlichen Garde und kommandierte eine Einheit an der germanischen Grenze bevor ich hierher kam. Und auch ein einflussreicher Vater und ein einflussreicher Patron waren gute Begleiter auf meinem Weg."
    Sicherlich war vor allem letzterer bei seinem letzten Karriereschritt hilfreich gewesen.
    "Decimus Verus soll seinen Patron bitten für ihn vorzusprechen. Für ein anderes Amt, denn als Procurator a rationibus werde ich ihn dem Kaiser auf gar keinen Fall vorschlagen."