ZitatOriginal von Methodius
"JA?!" rief Balbus in Richtung der Tür, und stellte den Becher ab, aus dem er gerade einen Schluck getrunken hatte.
ZitatOriginal von Methodius
"JA?!" rief Balbus in Richtung der Tür, und stellte den Becher ab, aus dem er gerade einen Schluck getrunken hatte.
Balbus hatte irgendwie das Gefühl, dass der Tag schon viel zu lange dauerte und er gleich einfach mal Feierabend machen sollte. Er fühlte sich unverstanden, aber das war ja einfach nichts neues. Innerlich seufzte er.
"Ich befürchte, ich habe mich missverständlich ausgedrückt." sagte er. "Es geht nicht darum, dass du das Amt des Procurators übernehmen sollst, sondern dass du dich während der Abwesenheit von Decimus Mattiacus um die Aufgaben des Procurators kümmerst. Immerhin hast du selbst dieses Amt dereinst ausgefüllt."
Balbus sass tatsächlich in diesem Officium und schrieb an einem Brief, als es klopfte.
"JA?" rief er zur Tür.
Balbus öffnete die Tür und liess Vespa den Vortritt. Als dann beide eingetreten waren, ergriff er allerdings selbst wieder das Wort.
"Salve. Ich bin Prudentius Balbus und dieses bezaubernde Wesen ist Aelia Vespa. Wir würden gerne unsere Eheschliessung eintragen lassen."
Balbus kam zum Officium des Aurelischen Septemvirs und klopfte dort an die Tür.
Es waren ein paar Tage seit der Hochzeit vergangen und nun wurde es Zeit, die Mühlen der römischen Bürokratie zu füttern. So hatten sich Balbus und Vespa auf den Weg zur Regia des Cultus Deorum gemacht und waren dort zum Officium der Eheregistratur gewandert.
Nun standen sie vor jener Tür und Balbus klopfte an.
Balbus atmete auf und gab ihr noch ein "Ich wünsche dir auch einen angenehmen Resttag, Vespa." hinterher.
Als sie weg war, schaute er zu dem Schreiber, der schmunzelnd noch immer an seinem Platz sass. Ein böser Blick sorgte jedoch schnell dafür, dass er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte.
"Danke." sagte er. Dann überlegte er kurz und schüttelte leicht den Kopf.
"Nein, sonst gibt es derzeit eigentlich nicht. Bezüglich deines kleinen Anliegens werde ich nachfragen und dich dann informieren."
Balbus hasste es in Fettnäpfchen zu treten und doch tat er es immer wieder. Er setzte einen um Vergebung bettelnden Gesichtsausdruck auf und schaute sie treudoof an.
"Ansonsten gibt es nichts, Liebste, das verspreche ich dir." sagte er kleinlaut aber dennoch völlig ernstgemeint. Natürlich hatte er gewisse Geheimnisse, die er niemals preisgeben würde, aber das waren auch Dinge die sie nicht betrafen und für deren Enthüllung er Menschen hätte töten müssen.
"Natürlich nicht!" erwiderte er. "Zuerst habe ich versucht seine Mutter zu finden, denn sie hatte ihren Namen unter die Notiz gesetzt." Er verstand nicht so ganz, was so schlimm daran sein sollte, dass er einem ausgesetzten Kind geholfen hatte.
"Ich fand sie auch, aber leider war es zu spät. Sie lag im Sterben und ich versprach ihr, dass ich mich um den jungen kümmern würde. Und ich konnte ein Versprechen, dass ich einer sterbenden Römerin gab ja schlecht nach deren Tod einfach so brechen." Er schüttelte den Kopf. "Und natürlich habe ich ihn nicht selbst erzogen, immerhin war ich zu der Zeit Soldat und hätte mich nicht ausreichend um ihn kümmern können. Ich übergab ihn in die Obhut meiner Familie und eine Weile später adoptiere ich ihn dann, damit er nicht als Waisenkind leben musste."
Er fand seine Beweggründe damals gut und so fand er sie auch heute noch.
Auf ihre Frage hatte er allerdings keine wirklich gute Antwort.
"Ich wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten."
Trotz des grossen Stuhles unter seinem Hintern fühlte Balbus sich in diesem Moment sehr klein und auch etwas unterlegen. Kurz dachte er darüber nach aufzustehen um ein Gefühl der Ebenbürtigkeit aufzubauen, doch irgendwie hatte er die Befürchtung, dass es nicht sehr zuträglich war. So blieb er sitzen, ein wenig zusammengesunken und mit betretenem Blick.
"Es war vor gut zwölf Jahren, da fand ich draussen auf den Strassen einen kleinen, ausgesetzen Jungen der von Sklavenfängern gejagt wurde." sagte er. "Ich habe dem Kleinen geholfen und fand bei ihm eine Notiz seiner Mutter, die darum bat ihn zu einem guten Römer zu erziehen."
Da ging dann bei Balbus doch das Öllämpchen an und er wusste, warum der Tiberier hier war. Scheinbar war hier soetwas wie ein kleiner Kommunikationsknoten entstanden, aber das liess sich ja doch lösen.
"Ah, dann ist es klar. Verzeih mir, dann hatte ich dich wohl einfach nur falsch verstanden." sagte er und nahm natürlich die Schuld auf sich, da man einem Senator niemals einen Fehler unterstellte. Zumindest war das etwas, dass sein Vater ihm immer gesagt hatte.
Er kramte kurz ein wenig auf seinem Tisch und holte eine Notiz hervor.
"Es geht um eine Entscheidung des Kaisers, die schon etwas länger zurückliegt und wohl im Officium des Procurator a memoria untergegangen war." begann er.
"In seiner grenzenlosen Weisheit und seiner grossen Weitsicht hat der Kaiser entschieden dir eine Aufgabe hier am Hof zu übertragen." sagte er. "Wie du sicherlich weisst begleitet Decimus Mattiacus den Triumphator Decimus Meridius bei seiner Mission im Osten, was dazu führt, dass die Position des Procurator a cognitionibus hier in der Kanzlei vakant ist."
Er legte die Notiz wieder auf den Tisch.
"Die Aufgaben eben jenes Procurators trägt der Imperator nun dir an."
Der Schreiber verstummte als die Hausherrin hereinrauschte und Balbus zuckte ein wenig zusammen als sie über ihm hereinbrach. Er schlug die Augen auf und richtete sich auf, völlig perplex und überfordert, da ihre Aufforderung zur Erklärung kam, bevor er wusste, was sie meinte.
Er wollte etwas erwidern, als ihm dann doch das Objekt ihres Zorns in die Hände gelegt wurde, schaute er die Rolle erst ungläubig an, da er nicht verstehen konnte wie eine versiegelte Schriftrolle den Zorn eines Menschen erwecken konnte.
Doch dann erblickte er, was sie erblickt haben musste. Sein Blick wanderte über die Unterschrift und das PostScriptum und seine erste Reaktion war ein stolzer Blick, da er für einen kurzen Moment seine zornige Frau vergaß und sich über den Inhalt des PostScriptums freute.
Doch dann blickte er hoch in das Gesicht der zornigen Göttin.
"Es ist nicht, was du denkst." war das einzige, was er hervorbrachte.
Als er hörte, wie jemand den Raum betrat, blickte er dann doch auf und ein leichter Anflug eines Lächelns erschien in seinem Gesicht, als er seinen Lieblings-Tiberier erkannte.
"Salve, Tiberius." erwiderte er, ebenfalls auf etwaige Titel verzichtend. Allerdings schaute er dann auch direkt ein wenig irritiert, als dieser ihm eröffnete, dass der Kaiser in geladen hatte. Er wusste, dass er selbst den Tiberier zu sich gebeten hatte, aber das der Kaiser ihn ebenfalls persönlich hatte eingeladen war ihm neu.
"Bitte nimm doch Platz." sagte er und deutete auf den leeren Stuhl vor seinem Tisch. "Verzeih, wenn du mich etwas verwirrt siehst, aber ich wusste nicht, dass der Kaiser dich persönlich geladen hat."
ZitatOriginal von Gaius Caecilius Crassus
Balbus nickte. "Wenn dies so unkompliziert möglich wäre, dann gern." sagte er. "Und natürlich bin ich mir sicher, dass es schon bald wieder so sein wird, dass die Praesina den Circus dominieren wird."
"Herein?!" rief Balbus in Richtung der Tür, ohne von seinen Unterlagen aufzuschauen.
Es war mal wieder ein ganz normaler früher Nachmittag und Balbus hatte sich im Tablinum auf jenem monströsen Stuhl niedergelassen, der nur den einen Zweck erfüllte Bittsteller zu erschrecken.
Mit eiem Schreiber zu seinem Füssen sass er da und war froh, dass der letzte Klient des Tages gerade das Haus verliess. Er hatte nicht allzuviele Klienten und die meisten waren Erbstücke seines Vaters, aber dennoch brauchte es eine ganze Weile, bis alles abgearbeitet war. Und da er durch die allmorgendlichen Besprechungen mit dem Imperator erst am Mittag für die Salutatio fand, war er an deren Ende meist nicht mehr allzuguter Dinge. Doch heute war es anders, denn nur wenige hatten irgendwelche Wünsche oder Nöte gehabt und er dadurch auch nicht allzuviel Ärger, was ihn durchaus positiv stimmte.
Der Schreiber war nun dabei noch einmal die wichtigsten Dinge der vorrangegangenen Klientenbesuche zusammenzufassen und zu wiederholen und Balbus lauschte ihm mit geschlossenen Augen und sichtlich entspannt.
Balbus hatte den Weg zur Principia tatsächlich gefunden und erreichte so das Officium des Praefecten und liess sich diesem anmelden.
Balbus nickte und musste unwillkürlich ein wenig schmunzeln. "Ja, ich denke ich werde die Principia finden. Es sei denn natürlich ihr habt umgebaut." sagte er scherzhaft.
Dann machte er sich auf durch das Tor, jedoch nicht ohne vorher noch den Milites zu danken.