Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Rom war gross und ebenso war die Distanz zwischen dem Palast und der Castra Praetoria. Und da fast die gleiche Entfernung zwischen der Castra und seinem Haus bestand, hatte Balbus beschlossen diesen Gang nicht von seinem Haus, sondern vom Palatin aus zu starten. So kam er, nach einem halbwechs anstregenden Tag in der kaiserlichen Kanzlei, in seine, seinem Arbeitsplatz angemessen teuren, Toga zum Tor der Castra und steuerte auf die Wache der Praetorianer zu.


    "Salve Milites." grüsste er die Soldaten. "Prudentius Balbus, Procurator a libellis der kaiserlichen Kanzlei, wünscht ein Gespräch mit dem Praefectus Praetorio Artorius Avitus."
    Fast schon erschrocken stellte er fest, dass er sich mittlerweile tatsächlich angewöhnt hatte von Zeit zu Zeit von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Die Luft auf dem Palatin musste wirklich der Gesundheit abträglich sein.

    Balbus war neben ihr zum Sitzen gekommen und beäugte sie wohlwollend lächelnd. Er machte das ganze eigentlich nicht zum ersten Mal, aber es war einfach etwas anderes und so war er sicherlich etwas zögerlicher als er sein sollte. Doch das war egal, denn alles was zählte war, dass sie beide jetzt hier waren und sich endlich näher kamen.
    "Ja, es ist wirklich schön." bestätigte er. "Allerdings nichts im Vergleich zu dir, Liebste."
    Er küsste sie erneut und brachte sie dann mit sanftem Schieben in eine horizontalere Position.

    Eine mehr oder minder schwere Frage.
    "Die Praesina finde ich reizvoll, weil sie unter den Factiones derzeit ein kleines Bisschen eine Randstellung einnimmt. Es gibt derzeit nur einen grünen Fahrer, der noch zu jung ist um ein wirklich herausragender Fahrer zu sein, aber andererseits schon gezeigt hat, dass er für größeres bereit ist." sagte er.
    "Und ein Stück weit spielt es sicherlich auch eine Rolle, dass mein Vater ein fiebernder Anhänger der Purpurea war, deren Fahrer mir persönlich ein wenig zu arrogant durch den Circus fahren."

    Balbus merkte kaum, wie der wollene Gürtel zwischen seinen Fingern zu Boden glitt, so fasziniert war er vom Anblick seiner Frau. Er hatte sich oft überlegt, wie wohl jene Helena aussah wegen der die Griechen ihren Krieg gegen Troja führten, und nun war er sich sicher, dass er endlich eine Antwort darauf gefunden hatte. Für diese Frau würde auch er einen Krieg beginnen und selbst die Tiefen des Tartaros würden ihn nicht von ihr fernhalten können.
    Er trat einen kleinen Schritt zurück und begann sich, zugegebenermassen etwas ungeschickt, von seiner Toga zu befreien, die er minder ordentlich auf die Seite schubbste.
    Die neuerliche Distanz zu Vespa nutze er um sie nocheinmal in ihrer Ganzheit zu betrachten, bevor er sich wieder auf sie zubewegte. Er näherte sich ihr wieder und küsste sie erneut, dieses Mal schon weniger zögerlich und auch etwas länger.
    Was sie nun noch voneinander trennte war der wenige Stoff, aus dem ihre Tuniken und die darunter befindliche Wäsche waren. Da jedoch auch diese letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt werden mussten, begann Balbus nun Vespa von ihrer Tunika zu befreien. Dabei stellte er sich bereits viel geschickter an, als beim Ablegen seiner eigenen Toga, und so war es rasch erledigt. Als sie dann nur noch in ihrer Brustbinde vor ihm stand und er ihre Tunika rasch auf die Seite geschafft hatte, entledigte er sich auch seiner eigenen Tunika, was ihn wiederum lediglich in seinem Subligaculum vor ihr stehen liess.

    "Du kannst ihn ruhig treffen." sagte Balbus abwehrend. "Nur möchte ich dich bitten, dass du daran denkst, wie sich eine Dame deines Standes zu verhalten hat. Ich möchte nicht hinterher auf der Strasse angesprochen werden, weil du dich irgendwie daneben benommen oder gar Schande über die Familie gebracht hast."
    Es war hart ausgedrückt, aber es war genau das, was Balbus dachte und fühlte.

    Balbus beobachtete sie dabei, wie sie ihren Schleier behutsam zur Seite legt und fand einmal mehr, dass dort vor ihm die schönste Frau Roms stand. Und sie war jetzt seine Frau, was ihn durchaus mit Stolz erfüllte und innerlich ein ganzes Stück wachsen liess.
    Langsam ging er wieder ein paar kleine Schritte auf sie zu, um so die noch verbleibende Distanz zwischen ihnen zu beseitigen. Er lächelte und kurz musste er daran denken, wie lange es schon vher war, dass er in einer ähnlichen Situation war. Wobei für ihn eine schnelle Nacht mit irgendeiner dahergekommenen Frau in Germania absolut nichts war, im Vergleich zu diesem Augenblick, den er nun erlebte.
    Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihren und leicht zögerlich küsste er sie. Es war weder ein langer, noch ein wirklich intensiver Kuss, sondern eher der Kuss eines schüchternen Jungen, der zum ersten Mal ein weibliches Wesen küsste.
    Er streckte vorsichtig die Hände aus, um dann den Gürtel, der sich um Vespas Hüfte schlang und der so kunstvoll verknotet war, langsam zu entknoten.

    Der Name Decimus Flavus sagte ihm nur soweit etwas, dass er ihn auf einer der Kandidatenlisten gelesen hatte, die im Zuge der Wahlen zum Cursus Honorum über seinen Tisch gegangen waren. Mehr fiel ihm zu diesem Namen nicht ein, aber er ging davon aus, dass es sich um einen anständigen Mann handelte, schliesslich kam er aus gutem Hause und war als Kandidat zugelassen worden.
    Was sie ihm allerdings dann erzählte, behagte ihm gar nicht. Er wusste zwar, dass der Leibwächter, der zu Callistas Schutz abgestellt war, ihn informiert hätte, wenn es zu irgendwelchen unehrenhaften Vorfällen gekommen wäre, aber dennoch war er etwas aus dem Konzept geworfen.


    "Ich denke das wird eine gute Idee sein." sagte er dann, als sie vorschlug in Begleitung zu gehen, wobei er natürlich auch ein Stück weit hoffte, dass der Decimer sie einfach nicht fragen würde.
    "Dann kann Thalna auf dem Weg direkt auch ein wenig die Stadt sehen und erste Kontakte knüpfen." sagte er, ganz praktisch klingend.

    "Wenn es um den Dienst an den Göttern geht, so hat unsere Gens einiges nachzuholen. Wenn man von meiner Schwester Mattea und meinem Vetter Angelus absieht, hat sich bisher noch niemand wirklich so sehr mit den Göttern verbunden gefühlt, dass er sich gleich dem Cultus anschloss." sagte er. "Und was dein Wissen über die Familie betrifft, so wirst du alles notwendige mit der Zeit lernen."


    Der Wechsel überraschte ihn für einen kurzen Moment.


    "Unsere Familien sind seit langer Zeit freundschaftlich verbunden. Mein Vater, also dein Grossvater, pflegte eine sehr freundschaftliche Bindung zu Senator Decimus Meridius und auch mein Bruder Flavius stand auf sehr gutem Fuss mit jenem Senator." sagte er. "Ich selbst diente unter Decimus Meridius in Hispania und habe ihn dort als einen sehr symphatischen Mann kennengelernt. Er war auch zu meiner Hochzeit eingeladen, konnte aufgrund dienstlicher Verpflichtungen nicht kommen."
    Da ihm gerade auffiel, dass er die Gens Decima ein wenig sehr stark auf die Person des Senators beschränkte schob er noch schnell hinterher: "Auch die anderen Decimer, die ich bisher kennenlernen durfte, haben stets das positive Bild, das ich von dieser Familie haben, verbessert. Fragst du aus einem bestimmten Grund?"

    Balbus war recht froh, als sich die Tür hinter ihnen Schloss und sie das erste Mal an diesem Tag allein waren. Und darüber hinaus war es auch noch ihr erster Moment der Zweisamkeit als verheiratetes Paar.
    Er lächelte sie an, als sie da so vor ihm stand, noch immer von ihrem Schleier verhüllt, auf dessen Lüftung er schon den ganzen Tag sehnlichst wartete. Am liebsten hätte er ihn nun selbst entfernt, doch würde er sich, aufgrund der üblichen Traditionen, zurückhalten und warten müssen, bis sie ihn selbst hob.
    "Ich bin froh mit dir hier zu sein." sagte er leise und machte ein paar kleine Schritte auf sie zu.

    Balbus lächelte seiner Nichte zu, als sie sich verabschiedete und wandte sich dann wieder Thalna zu.
    "Hier im Haus wohnt neben Callista und mir noch meine Frau Aelia Vespa. Ansonsten natürlich noch die üblichen Sklaven und damit hat es sich dann auch schon. Wir sind ein recht kleiner Haushalt."
    Das das dazu führte, dass die privaten Räume der Familienmitglieder schön gross waren, erwähnte er jetzt einfach mal nicht.
    "Der Tagesablauf unterscheidet sich nicht von dem in anderen römischen Häusern und ich denke, du wirst dich sehr schnell einfinden. Ich denke auch nicht, dass dich irgendwer schief anschauen wird, wenn du die erste Zeit über alles langsam angehen lässt um dich von deinem bisherigen Leben umzustellen." sagte er.
    "Im Haus kannst du dich natürlich frei umsehen. Im Keller befindet sich ein Bad, dort kannst du dich frisch machen. Wenn deine Sklavin nicht dazu ausgebildet ist, dich durchs Bad zu begleiten, wirst du dort unten jemanden finden, der sich um dich kümmert."