Ein einziger großer Rausch - das war dieses imposant aufgezogene große Wagenrennen zu Ehren des verstorbenen Kaisers Cornelius Palma! Dabei war ich vollkommen nervös gewesen vor dem Start. Denn gegen eine Größe wie PROTENEAS sollte ich heute antreten! Dazu ein kleiner Funfact am Rande: Der hatte vor einigen Jahren bei den Ludi Victoriae Augusti noch vor Tolimedes gesiegt - dem Tolimedes, um dessen Pferde ich mich zuletzt gekümmert hatte, bevor ich überhaupt erst ein richtiger Auriga geworden war! Das war doch verrückt! Und es war ganz ohne jeden Zweifel natürlich eine riesige Ehre für mich - auch weil das hier die Totenspiele eines Kaisers waren und so viele Leute hier zuschauten und jubelten und klatschten und mitfiebern würden... einige davon ja vielleicht sogar für mich. Es war schier überwältigend, auch wenn die zugeloste Startbox ganz rechts außen meine Freude gleich wieder ein bisschen dämpfte.
Mit einem Knall sprangen die Tore auf und mein Gespann setzte sich in Bewegung. Mit einem Tunnelblick war ich völlig konzentriert auf die weiße Linie, ab der ich meine Bahn verlassen und nach innen ziehen durfte. Als ich am Ende der ersten Runde aber mal gerade auf dem vorletzten Rang - Platz 7 - war, musste ich schon ganz schön schlucken. Denn natürlich war mir klar, dass ich gegen einen Proteneas ganz sicher keine Chance haben würde. Aber zur Lachnummer wollte ich mich vor all den Leuten hier ganz bestimmt auch nicht machen! Und so redete ich mir ein, dass SELBST der Favorit Proteneas ja mal gerade auf dem zweiten Rang lag. Wie man in der Folge also von dem erwarten durfte, dass der sich noch weiter nach vorne kämpfte, nahm auch ich mir sodann vor, noch weiter nach vorne zu fahren. An sechster Stelle gesetzt wollte ich mindestens Fünfter werden! Mit diesem klar formulierten Ziel im Kopf ging es in die zweite Runde.
Ich kämpfte mich an diesem Tanco von der stinkenden Aurata vorbei - als echtes Veneta-Vollblut verachtete ich die Goldnasen von dieser Glitzer- und Bling-Bling-Factio natürlich - und ließ sogar Hamiris erstmal hinter mir. Sofort fasste ich darob das nächste Ziel: Ich wollte nicht nur mindestens Fünfter werden; ich wollte auch der beste Veneta-Fahrer hier und heute sein! So kam es dann auch, dass ich auch am Ende der dritten Runde den Dalmatier aus meinem Rennstall noch immer nicht vorbei ließ - keine Chance! Bis zum Ende der vierten Runde hatte ich dann auch diesen hässlichen Tanco wieder hinter mich verwiesen, von den beiden Grünen mal ganz zu schweigen. Nach deren Doppelmanöver war ich wirklich froh, dass die sich ganz ans Ende des Feldes sortiert hatten und mir damit so schnell nicht noch einmal auf die Pelle rücken würden. Dann, am Ende der Runde fünf, fand ich mich noch immer auf dem vierten Platz - in der ersten Hälfte, verdammt (!) - wieder. War das zu glauben?!? Eigentlich nicht. Und dann zog doch auch tatsächlich der Dalmatier Hamiris wieder an mir vorbei. Mist. Aber genauso wie in Runde zwei - da attackierte er ja Proteneas; von allen Aurigae ausgerechnet Proteneas - verkalkulierte sich der gute Dalmatier erneut: Sotion und Hamiris duellierten sich. Und ich als Dritter im Bunde profitierte. Denn zwar kam ich an Sotion nicht ran, aber meinen vierten Platz, den holte ich mir von Hamiris wieder!
Die letzte Runde lag vor mir und ich war gefangen. Gefangen in Glück, weil ich noch immer in der ersten Hälfte als bester Fahrer der Veneta auf Platz vier lag. Gefangen in Entsetzen, nachdem ich hinter mir einen Wagen an der Außenwand zerschellen hörte. Gefangen in einer Art Trance, da ich meine Rösser sodann einfach nur noch laufen ließ, wie automatisiert. Ich war einfach nur völlig überwältigt von meinen Gefühlen, konnte nicht mehr denken und nicht mehr sprechen, sondern hörte stattdessen nur dieses unglaublich laute Dröhnen von den Zuschauerrängen. Was genau die Leute riefen, entging mir dabei vollkommen. Ich hörte nur einen einzigen großen Lärm. Dann trugen mich mein Leitpferd, der strahlend weiße Dareios, und seine drei nachtschwarzen Gefährten über die Ziellinie... als Vierter. Irgendwann hielt mein Wagen. Es dauerte einen Moment, bis ich ansatzweise realisierte, was hier passiert war: Vor ein paar Wochen noch hätte meine Factioführung beinahe Hamiris und Oxatius hier an den Start gehen lassen. Nur über ein - nein, sogar ZWEI - Qualifikationsrennen hatte ich mich überhaupt erst für den heutigen Tag und das heutige Rennen qualifizieren können. Und jetzt war ich Vierter; der beste von der Veneta; als einziger in der ersten Hälfte. Ich strahlte übers ganze Gesicht... und begab mich kurz nach den drei Siegern sodann ebenfalls auf in eine Ehrenrunde. Dabei winkte ich den Zuschauern. Ich verteilte hunderte, tausende Luftküsse. Ich war "nur" Vierter geworden, hatte kein Preisgeld für die Veneta einstreichen können... und fühlte mich dennoch wie der ungeschlagene Sieger dieses Rennens!