Beiträge von Marcus Octavius Maro

    Wenn dieser kleine Ausbruch den Centurio beeindrucken hätte solle, so hatte er seine Wirkung verfehlt. Warum versuchten Zeugen das eigentlich immer wieder? Für einen Zeugen, der nichts zu verbergen hatte, war es eigentlich immer die beste Strategie, einfach die Fragen zu beantworten. Tat jemand das nicht, war es oft angezeigt nocheinmal nachzuhaken.


    "Nun, wackerer Vollbürger der Polis Sparta, ich kann dir sagen, dass ich durchaus schon habe besichtigen dürfen, was in widerwärtigen Läden wie deinem so gespielt wird. Meistens um den Bau auszuräuchern, weil Leute wie du irgendwelche Senatoren erpresst haben. Ich kenne euer stinkendes Pflaster seit Jahren sehr genau. Dein aufgeblasenes Gequassel kannst du dir also sparen. Ich habe deine Aussage gegen die von der Sklavin. Euer beider Leumund ist erbärmlich schlecht. Eine Puffmutter, eine Sklavin und ein abgefackeltes Bordell. Als "Beweis". Ich sollte diese Geschichte als Satire verkaufen. Also erzähl mir nichts von Ehrbarkeit.


    Beantworte mir lieber die Fragen die ich gestellt habe. Erleuchte mich. Vielleicht glaube ich dir deine Geschichte ja."

    Sim-Off:

    Reihenfolge: 1. Kyriakos. Wenn fertig 2. Tiberios


    "Ah ja. Sehr gut." Er sah den Peregrinus durchdringend an und fuhr dann leise fort. "Weißt du, mein Problem ist, Kyriakos: Ich kaufe deine Geschichte nicht. Eine Sklavin reißt von ihrem Herrn aus. So weit so alltäglich. Weißt du, was aber nicht alltäglich ist? Dass besagte Sklavin dann in den nächstbesten Puff rennt. Normalerweise, Kyriakos, versuchen entlaufene Sklaven sich möglichst unauffällig zu verhalten. Tauchen irgendwo in der Subura ab, oder versuchen ganz aus der Stadt zu verschwinden. Was sie nicht tun, ist ein Bordell in Brand zu stecken. Das wäre in der Tat das Letzte was sie tun würden, mein lieber Kyriakos. Weißt du was das bedeutet? Es bedeutet, dass ich glaube, dass du Scheiße geschwätzt hast vorhin. Aber ich gebe dir noch eine letzte Chance, bevor ich in meinen Bericht schreibe, dass du das Eigentum eines Mitglieds der Cohortes Urbanae nicht nur unterschlagen, sondern den Herrn hinterher auch noch um Lösegeld angegangen hast.
    Erzähl mir doch nochmal von dem Zeitpunkt, als ihr euch, sagen wir... kennen gelernt habt. Wie waren die Umstände, in denen ihr aufeinander getroffen seid? Was hat sie gesagt, was hast du gesagt?"


    Es war absolut klar, dass Kyriakos auf dünnem Eis turnte.

    Maro wusste den Enthusiasmus des Miles für die Verbrechensbekämpfung zu schätzen. Aber in diesem speziellen Fall war ihm vielleicht die Perspektive verrutscht.


    "Ach Lurco. Wenn wir jeden frechen Sklaven, der Römer hasst an die Löwen verfüttern müssten, wäre diese Stadt halb leer. Das Mädel ist keine Bedrohung für irgendjemanden. Weder für dch oder Scato oder Cerretanus. Noch viel weniger für mich oder meine Familie"


    Sein Onkel hatte es überlebt auf der falschen Seite eines Bürgerkrieges zu stehen und Maro selbst war vor gar nicht allzu langer Zeit von fast von einem aufgebrachten Sklavenmob überrannt worten. Mehrmals.


    "Ich glaube wirklich, wir können uns diese überdrehte Keltin ganz gut vom Leib halten. Im Übrigen ist sie Eigentum von Cerretanus und er wird sein Eigentum sicher verwahren, bis wir gegebenenfalls einschreiten werden. Außerdem haben wir diese Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Wenn du dich also nützlich machen willst, schlage ich vor, du schaffst mir diesen Tiberios hier her. Mal sehen, ob deine Ansicht vielleicht bestätigt wird."

    Maro sah den Miles mit einem schiefen Lächeln an.


    "Ja Lurco, ich kann mir vorstellen, dass du mit dieser Maßnahme nicht unbedingt einverstanden bist. Dein Bericht war... eindeutig. Aber keine Sorge, der Schuldige wird uns in diesem Fall nicht durch die Lappen gehen und ich habe vollstes Vertrauen in Cerretanus' Fähigkeit, dieses Mädel unter Kontrolle zu halten, während wir diese Untersuchung hier durchführen.


    Aber du willst etwas einwenden?"

    Maro legte den Kopf zurück in den Nacken und seufzte tief. "Ja gut Cerretanus. Ich bin deiner Meinung, dass es keinen Sinn ergibt, dass dieses dumme Mädel von dir in einen Puff gehen sollte, schon gar, wenn sie eigentlich was mit jemand anderem am Laufen hat. Bevor ich aber nicht weiß, was wirklich passiert ist, werde ich die Sache nicht abschließen. Trotzdem denke ich es ist unverhältnismäßg, dein Eigentum noch länger zu entziehen. Deshalb wirst du jetzt gehen und deine Sklavin zur Casa Furia schaffen und sie dort sicher verwahren. Und ich meine - sicher -. Wenn sie wieder abhaut, werde ich das als Schuldeingeständnis ansehen und das Problem persönlich... aus der Welt schaffen."


    Der Centurio dachte einen Moment nach. "Und sei so gut und schick mir diesen Kyriakos noch mal rein. Es gibt Fragen."

    Das war in der Tat eine präzise Zusammenfassung der Geschichte, die Kyriakos erzählt hatte.


    "Jedenfalls kamst du auch in seiner Aussage vor." Maro blickte auf seine Notizen.
    "Mhm. Ich frage mich... was genau hat er zu dir gesagt, als er dich wegen Eireann angesprochen hat?"
    Der Centurio suchte immer noch einem kohärenten Sinnzusammenhang in dieser Geschichte. Eine abgehauene Sklavin wollte es sich nach erlangter Freiheit erstmal ordentlich im Puff besorgen lassen? Ja klar. Er fragte sich, ob Kyriakos seinen Optio vielleicht erpresst hatte. Es kam immer wieder vor, dass Geschmeiß von der Straße ehrenwerte Familien angingen und drohten echte oder erlogene Peinlichkeiten ans Licht zu bringen. Dass Eireann abgehauen war, hatte sie selbst zugegeben. Was danach kam war allerdings... kontrovers.

    Maro hatte ja schon einige Geschichten gehört während seiner Zeit bei den Urbanern. Aber die hier war doch ziemlich außergewöhnlich. So wortkarg die Sklavin im Carcer war, so schwatzhaft war der Puffbetreiber.


    "Interessant. Ich danke dir Kyriakos. Geh und warte vor der Principia bis man dir bescheid sagt, dass du gehen kannst. Abmarsch."


    Er dachte einen Moment nach. Hier waren noch einige lose Enden.


    "Cerretanus?! Rein kommen."

    Maro fiel auf, dass Cerretanus ja schon im Raum war. Er sah eigentlich keine Veranlassung, den Optio hinaus zu schicken. Er vertraute ihm voll und ganz. Trotzdem. Der Centurio nickte zur Tür. "Wenn du der guten Form halber so gut sein willst. Sonst kommt unser Freund hier uns womöglich noch mit irgendeiner Verfahrenseinrede, von wegen Interessenkonflikt oder was weiß ich."


    Er wandte sich wieder dem Inquisiten zu.


    "Nun, um das genaue Strafmaß werden sich die geschätzten Tresviri Capitales kümmern."

    Aha. Das war also der Eigentümer des fraglichen Ladens.


    "Salve. Ich nehme an du weißt, worum es geht? Ich will deine Aussage zu dem Vorfall in deinem... Etablissement. Warum erzählst du mir nicht einfach mal was eigentlich passiert ist. Von Anfang an. Nichts weglassen, nichts hinzufügen. Was passiert, wenn ich heraus finde, dass du Scheiße erzählst, kannst du dir ja vorstellen."

    "Tja. Was sollen wir mit der anstellen ist die Frage. Ich habe hier" Er nahm Lucos Bericht zu Hand und reichte ihm dem Optio."einen ziemlich deutlichen Ratschlag, was Eireann angeht. Das würde eigentlich schon gut reichen für eine hüsche Kreuzigung. Diese Frau ist Ärger. Sich nachts raus schleichen, um einen Puff zu besuchen? Wenn du mich fragst, ist da erhebliche kriminelle Energie. Schade um dein Geld, Optio. Aber jeder langt mal daneben, nicht wahr?
    Aber ich will vorher nochmal wenns geht, mit diesem, wie hieß der noch gleich... Kyriakos reden. Sofern der noch nicht verschwunden ist. Dieses Weib war schon mal hier im Bau. Mann, Mann."

    Maro nickte. "Nun, dieses Gefängnis hier kannst du ganz sicher nicht abfackeln, nicht wahr?" Das war eigentlich keine Frage." Das wäre dann erstmal alles. Ich glaube deine Aussage ist klar; du behauptest du seiest unschludig. Ich werde dich hier wieder aufsuchen, falls weitere Fragen auftauchen."
    Der Centurio wandte sich zum gehen
    "Ach ja, raus lassen werde ich dich sicher nicht, falls du das dachtest. Du hast die schlechte Angewohnheit... verloren zu gehen und ich habe keine Lust, meine Leute ihre Zeit damit verschwenden zu lassen, dich aus irgendeinem Loch aufzusammeln, nachdem du bei den Furiern wieder abgehauen bist. Alsdann."
    Er versicherte sch, dass die Tür ordentlich verschlossen war und machte sich auf in sein Officium. Maro wieß beim Hinausgehen auch die Wachen noch einmal wegen der Sklavin an. "Seid so gut und seht zu, dass mir diese Keltin nicht verloren geht. Und dass ihr euch zusammen reißt, wenn es ihr an dem notwendigen Demut fehlt. Ich brauche ihren Kiefer einstweilen intakt."

    Soso. Den Eigentümer des Etablissements sollte Maro nun also unbedingt auftreiben. Aber da war noch etwas mehr. Er beschloss die körperliche... Angespanntheit der Sklavin noch ein wenig zu ignorieren.


    "Aha. Mächtiges Feuer, dass menschengemacht war. Also ich weiß ja nicht was für Sorten Feuer ihr bei den Siluriern in Caerwent außer dem normalen Feuer so habt, aber dass es mächtig und zerstörerisch war scheint mir kaum ein hinreichender Grund für eine Unterscheidung zwischen natürlichem und menschengemachtem Feuer zu sein. Trotzdem bist du dir sicher, dass das Feuer menschengemacht war. Mir scheint, dass du doch etwas mehr gesehen hast, als du mir jetzt sagst.
    Willst du behaupten, dieser Lupanarbesitzer habe seinen eigenen Puff angesteckt, oder wie soll ich das verstehen?"

    Er würde Cerretanus sagen, dass er die furischen Türwachen einmal ordentlich auf Vordermann bringen musste. Nun, aus dem Carcer würde sie jedenfalls nicht abhauen. Aber die Disziplinlosigkeiten der Skalvin interessierten ihn nur sekundär. Im Moment jedenfalls.


    "Nur was?"


    Ein bisschen mehr musste sie ihm hier schon liefern. Sonst blieb die Kerkerür verschlossen.

    Was mochte sein Optio wohl mit einer Britannierin wollen? Maro sah sie kurz abschätzend an. Er hatte sich abgewöhnt, sich vom Äußeren der Personen, die er verhörte voreinnehmen lassen. Das, was sie sagten und taten wärend sie sprachen, war viel interessanter.


    "Nun, Eireann von den Siluriern aus Caerwent, du hast dich in eine missliche Lage gebracht. Erzähl mir doch mal, was sich aus deiner Sicht abgespielt hat. Lass nichts aus. Ich werde dich nicht unterbrechen."

    "In der Tat." Maro kam zu der Zelle in die man die Sklavin hinein verfrachtet hatte. Es war Zeit, dass der Centurio einen Griff an diese Situation bekam. Der Name Eireann war ihm wohl bekannt. Anscheinend hatte sie ein besonderes Talent dafür sich in enorme Schwierigkeiten zu bringen. Maro tippte dem Optio auf die Schulter.


    "Du kannst gehen, Optio. Ich mache das hier. Sei so gut und triff mich später in meinem Officium wegen dieser Sache."


    Gelegentlich musste man eben auch selbst mal ein Verhör durchführen, sonst kam man aus der Übung. Er wandte sich der Sklavin zu.


    "Ich bin Centurio Marcus Octavius Maro von den Cohortes Urbanae und werde dich jetzt befragen. Dabei wirst du nichts erfinden, was nicht stattgefunden hat und nichts weglassen, was stattgefunden hat. Du wirst die Fragen sachlich und umfassend beantworten. Und du kannst dir ja vorstellen, was es für Konsequenzen hat, falls ich dich beim Lügen erwische."
    Natürlich würde es nicht zu einer dauerhaften Sachbeschädigung an Cerretanus Eigentum führen, aber der Centurio kannte andere Mittel und Wege. Er zog die mitgebrachte Wachstafel hervor. Dann wollen wir mal.
    "Also. Name, Alter, Herkunft, Stand?"