Beiträge von Marcus Octavius Maro

    Nun. Das war eine Überraschung mit der er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hatte.


    "Heiraten. Ihr zwei? Ah." Doch als sein Gehirn die Neuigkeit verarbeitet hatte, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Das war auf mehreren Ebenen eine hervorragende Idee. Wenn Flora es so wollte, würde Maro der Letzte sein, der da im Wege stehen würde. Andererseits war eine Verbindung mit dem aufstrebenden Iulier eine glänzende Partie.
    "Ach wo steht mir der Kopf. Natürlich habt ihr meinen Segen. Werdet glücklich."

    Die seltenen Mußestunden, die er in der Casa Octavia verbringen konnte, verrbachte Maro am liebsten allein. In der Castra gab es selten diese Momente, in denen er für sich sein konnte. Nun allerdings schien etwas durchaus wichtiges im Hause vor sich zu gehen und so begab er sich ins Atrium um nachzusehen, was los war.

    Dienstpläne waren ein guter Punkt.


    "Ja, die Dienstpläne müssten auf jeden Fall neu aufgestellt werden, jetzt wo wir die neuen Tirones in der Einheit haben. Stell sie so auf, dass die Neuen auch regelmäßig in die Stadt zur Station raus rotiert werden, damit sie sich an das Umfeld gewöhnen können."


    Nur weil sie neu waren, mussten die Frischen ja nicht geschont werden. Und außerdem würden sie ja auch immer erfahrene Milites in der Nähe sein, falls die Neuen Mist bauten. Das war meistens dann nicht weiter tragisch.

    Maro nickte.
    "Nur zu. Dir sind die Aufgabenauch sonst soweit geläufig? Da ich viel in der Stadt bei der neuen Statio sein werde, wirst du auch Sachen wie die Ausbildung von neuen Tirones übernehmen. Ich bin auch sonst immer für Vorschläge zur Verbesserung von allem Möglichen dankbar.Ich werde deine Beföderung in die Wege leiten. Du hast dich schon beim Sklavenaufstand ordentlich verdient gemacht und deswegen bist du absolut die logische Wahl für diese Aufgabe."

    Ah. Diese Anliegen ergaben doch mehr Sinn. Aber Maro wusste nicht, ob die beiden vor ihm besonderes Engagement zeigen, oder einfach schon mal prophylaktisch den Status als Immunis abstauben wollten, um vom Scheißeschaufeln ausgenommen zu werden. In diesem Fall zeugte es schon von besonderem Mutwillen, beim Centurio persönlich aufzutauchen. Das traute sich nicht jeder. Insofern war er fast geneigt, das Anliegen der beiden in Betracht zu ziehen. Aber nur fast.


    "Nun Lurco, Pferdenarren haben es bei den Urbanern insofern schwer, als dass es hier tatsächlich keine betrittenen Truppen gibt. Da musst du bei den Praetorianern nachfragen. Aber die nehmen nur die Besten, die außerdem schon gezeigt haben, dass sie die Besten sind. Aber für Schmiede haben wir eigentlich immer Platz. Genauso wie für Salbenschmierer und Tinkturenpanscher." Er blickte zu Scato. Der Junge hatte sich auf dem Exerzierplatz nicht eben, als geborerner Krieger gezeigt, obwohl er es fast geschafft hatte seinen Kollegen beim Ringkampf um die Ecke zu bringen. "Aber diese Aufgaben sind für Immunes. Ihr seid gerade Mal durch die Ausbildung. Was glaubst du was die gestandenen Milites sagen, wenn ich euch Jungs direkt eine Extrawurst serviere. Ich werde euch trotzdem auf die Liste setzen. Wir brauchen fähige Leute in den Spezialbereichen."
    Die meisten Rekruten konnten weder besonders gut schreiben noch lesen. Oder sonst irgendwas. An Fachleuten war immer Mangel und die Cohortes mussten diese meistens mühsam selbst ausbilden. Wenn einer wie Lurco schon mit Vorkenntnissen ankam, wurde so einer meistens beschleunigt in die jeweilige Sparte abkommandiert. Trotzdem.
    "Ihr müsst euch trotzdem eine gewisse Zeit bewähren, bevor ihr damit anfangen könnt."
    Er nahm die besagte Liste aus dem Regal und machte sich eine Notiz. "Ich werde euch Bescheid geben, wenn es soweit ist. Ihr könnt wegtreten. Und diesmal gefälligst ordentlich abgrüßen. Ihr wisst schon. Haltung annehmen. Nicht so wie beim Reinkommen. Ach und Scato: Wenn ich du wäre würde ich unseren Medicus schon mal diskret im Auge behalten, dann weißt du schon mal ein bisschen was, wenns los geht. Und jetzt raus hier."

    Am Haltung annehmen mangelte es den Jungs noch ein bisschen. So richtig zackig war das noch nicht. Aber das würde schon noch kommen. Er würde gleich noch etwas dazu sagen.
    Die Frage nun überraschte ihn aber.


    "Eure berufliche Zukunft? Wie soll ich mir das vorstellen ? Habt ihr euch jetzt durch die Grundausbildung gekämpft, um dann jetzt noch wieder den Abflug machen zu wollen? So leicht kommt ihr mir nicht davon. Oder wie meint ihr das?

    Maro hatte zur Abwechslung mal seinen Schreibkram zügig erledigt gehabt und sich darauf gefreut, ein paar Stunden ungestört die Augen zu schließen, als es an der Tür klopfte. Sein Schreibtisch hier sah bedeutend besser aus, als der in seiner alten Optiostube, die er nach der Versetzung seines eigenen Optios kurzfristig für sich selbst requiriert hatte.
    Nun gut.


    "Herein."

    Anscheinend war Cerretanus keiner, der beim Vorgesetzten über Tirones lästerte.
    "Wie umsichtig von dir. Ich werde sehen, was ich tun kann. Leute, die nicht wissen, wie man eine Latrine benutzt, lernen das ja normalerweise relativ zügig, aber ich werde sehen, was ich tun kann. Vielleicht ein Schild in der Latrine, mal sehen."
    Er dachte einen Moment nach.
    "Ach ja. Um mal für einen Moment von dem Latrinenkram weg zu kommen: Dir wird nicht entgangen sein, dass es meinen Optio kurzfristig zur Classis verschlagen hat, nehme ich an. Jedenfalls brauche ich einen neuen. Wie würde es dir gefallen, das zu übernehmen?"
    Cerretanus hatte sich immerhin beim Sklavenaufstand einen Armreif und eine Phalera verdient, war somit der bei Weitem verdienteste unter den Milites und hatte bewiesen, dass er ordentlich hinlangen konnte.

    Tatsächlich war keiner ertrunken.


    "Na schön, wer jetzt von euch Wasser geschluckt hat, bitte jetzt umgehend auskotzen, sonst gibts Dünnschiss. Danach geht's zurück zur Castra zum Waschen. Aber wagt euch nicht in die Therme. Verschafft euch stattdessen klares Wasser. Dann Schluss für heute."

    Immerhin hatten es alle zum Fluss geschafft. Beim vorletzten mal war ihnen unterwegs einer verloren gegangen. Drei Stunden hatten sie den Idioten gesucht. Aber ganz so blöd war der Haufen hier offenbar nicht.


    "Sehr gut. Wie die intelligenteren unter euch vielleicht schon bemerkt haben, sind wir hier am Tiber. Und ihr werdet jetzt die Ausrüstung ablegen. Behaltet eure Tunika an. Wir sind hier nicht in der Therme, das will hier draußen keiner sehen. Dann werdet ihr den Fluss durchschwimmen. Zweimal hin und zurück. Jeder ist mir hier für jeden verantwortlich. Keiner ersäuft mir hier. Wenn einer schlapp macht, schleift der Rest den mit. IST DAS KLAR?!"

    Die Berichte schrieben sich nicht von selbst. Maro war jedes mal irritiert, wenn er sah, dass sich der Schreibkram auf seinem Tisch stapelte. Er musste sich wirklich mal eine Sekretär oder so organisierien. Insofern war er auch dankbar, als es an der Tür klopfte und ihn temporär vom Geschreibsel erlöste.


    "Herein."

    "Keiner, was? Gut das werden wir sehen" Er machte auf dem Absatz kehrt, sodass er in Richtung des Tors der Castra blickte. "Ausrüstung aufnehmen. Wir marschieren runter zum Tiber."
    Die Schwimmstunde am Tiber war immer ein absolter Höhepunkt und würde gleichzeitig den Abschluss der Ausbildung markieren.

    "Na schön, das reicht, bevor ihr noch jemanden aus versehen damit erlegt. Schluss für heute. Morgen gehts zum Schwimmen. Die die es können, freut euch drauf. Die, die es nicht können, werden es morgen sehr unsanft lernen. Wegtreten."


    AM NÄCHSTEN MORGEN.


    Wieder wohlausgeruht und in voller Montur stand Maro am nächsten Morgen vor der Mannschaft.


    "Also die Damen. Wer von euch Cretins kann nicht schwimmen? Hand hoch und bitte ehrlich sein. Sonst ersauft ihr."

    "Aha. Da gesellen sich der Ohnmächtige und der Vollidiot wieder zu uns. Gerade rechtzeitig für den letzten Tagesordnungspunkt. Die Schleuder. Die werdet ihr in keinem Ausbildungsprogramm einer anderen Stammeinheit mit Milites finden. Die ist CU spezifisch. Eine Lehre aus dem Sklavenaufstand, bei dem damals wir wunderbaren Milites gegen die Schützen und Steinewerfer maximal böse aus der Wäsche schauen konnten. Deswege: Schleuder. Sogar ihr witzloser Haufen dürfte das Konzept kapieren. Da hinten liegen die Dinger und unser CU-eigener Steinhaufen. Da drüben stehen die Ziele. Los geht's"


    Vorsichtshalber nahm Maro sich einen Schild. Er würde besonders Scato im Auge behalten.