Beiträge von Servius Matinius Ocella

    Der Ritt wurde immer wieder unterbrochen durch Befragungen von Reisenden auf der Via Geneva. Die anfängliche verkaterte Stimmung hatte sich ein wenig verflüchtigt, denn wenn sie es auch gewohnt waren ihre Waffen zu gebrauchen, so war diese Missio eine Säuberungsaktion. Nicht unbedingt jedermanns Sache, es sei denn man war ein blutdürstiger Irrer. Ocella hatte nichts gegen einen guten Kampf, auch nichts gegen ein Gefecht oder gar eine Schlacht. Hier stand Mann gegen Mann, hier konnte er Ruhm und Ehre erwerben. Ein paar geflohene Sklaven zu erschlagen war eher nicht so sein Ding.
    Die Befragungen hatten bisher wenig gebracht. Die reisenden hielten sich hauptsächlich auf der Strasse auf, vermutet wurden die Gruppen, wenn es denn welche gab jedoch in den Wäldern und angrenzenden Fluss oder Bächen.
    Das Wetter hielt einstweilen, ebenso wie Varros selbstgewählte Aphonie.
    Er machte sich Sorgen um seinen alten Freund. Seit der Missio nach Brittania und dem Gefecht in Gallia war er nicht mehr der Alte. Die Verletzungen waren zwar gut verheilt, aber irgendwie zog sich Varro immer mehr in sich selbst zurück.
    Beim letzten Gefecht mit der Sklavenhorde, deren Überbleibsel sie jetzt suchten, war ihm aufgefallen, daß Varro die Männer zwar präzise wie immer befehligte und zu ahnen schien was als nächstes geschah um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, jedoch hat er seine Spatha nicht einmal gezogen. Erst am Schluß als die Horde aus dem Dickicht brach und auch nur weil er angegriffen wurde tötete er seine Angreifer mit fast schon erschreckenden Präzision. Keinerlei Emozionen waren ihm anzumerken. Er nutzte die offene Deckung des Gegners und beendete die Bedrohung meist mit einem einzelnen, gezielten mortalen Stich.
    Ocella selbst war wie eine Katze, er spielte gerne ein wenig bevor er tötete.Daher war ihm Varro immer schon suspekt mit seiner minimalistischen Art die Dinge zu beenden, Aber das hier war schon sehr seltsam.


    Die letzte Gruppe von Reisenden war am Vortag im Lager bestohlen worden, nur Proviant und ein paar Decken fehlten nach dem Nachtlager.
    Sie ritten dorthin, mal sehen was sich ergab...

    Ocella stand mit seinem Pferd wie immer neben Varro und wandte sich nach dessen Ansprache an die Männer.
    Die Misso ist für 5 Tage angesetzt, nur leichte Waffen, Verpflegung und Feldausrüstung wird persönlich mitgeführt, es gibt keinen Tross.
    Das eine war gut das andere eher schlecht. Die Packerei und das Anbringen am Pferd war immer so eine Sache. Doch warum sioe keinen Wagen mit sich führten hatte seine Gründe.
    Abschnittweise werden wir durch den Wald treiben, es gibt Gerüchte über Lagerfeuer in einem Waldgebiet,...also alles schön Festmachen. Wir treffen uns in einer Stunde zum Abmarsch wieder hier!
    Ein kurzes Zeichen von Varro und die Männer zogen wieder ab. Ocellas Blick richtete sich nach Oben. Hoffentlich denklen sie daran sich eine trockene Montur einzupacken,...das sieht übel aus...
    Dunkle Wolken taten sich am Horizont auf.

    Ocella nickte beruhigt. Dann ließ er einen nach dem anderen vortreten. Es klappte reibungslos. Er klatschte in die Hände und meinte,
    Da ihr alle Tirones seid werdet ihr euch keine Gedanken über Dienstgrade oder Namen machen müssen,...für die meisten der Männer ist das ziemlich egal ob ihr sie kennt oder nicht. Ihr habt jeden derart zu grüßen sobald ihr angesprochen werdet.
    Er winkte Leonidas heran. Das hier ist Eques Leonidas,...er ist mein Vertreter bei eurer Ausbildung und euer Vertrauensmann.
    Er wartete bis sie aufhörten den Eques anzustarren und schloß Bliebe noch eines zu sagen,...der kommandierende Offizier und Leiter der Schola ist Decurio Germanicus Varro...welcher auch Kommandeur der Turma Prima unserer Ala ist.
    Bei einigen blitzte Erkenntnis auf, bei anderen nicht...nun das würde sich noch ändern.
    Eques Leonidas wird euch nun zum Campus führen um euch mit den Gegebenheiten dort vertraut zu machen...die Laufbahn, die Reitübungsstätte, die Kampfstätte,...nun es wird euch gefallen...Tironeeess staateeee! Er nickte Leonidas zu Deine Maden,...wir sehen uns auf dem Campus. und verschwand.

    Ocella schloß kurz die Augen und massierte sich die Nasenwurzel. Das half in der Regel um eine Eruption zu verhindern. Mit leicht geröteten Augen sah er Hilko an und fragte mich steinerner Miene Tiro Hilko, wir haben nur eine Ausbildungsturma in der Ala II Numidia,...nochmal! ...und diesmal führst du dem ganzen am Anfang hinzu Name und Dienstgrad des Gegenübers,...in meinem Fall Duplicarius Matinius Ocella...hinzu Mit einem durchdringenden Blick stellte Ocella sicher hier keinerlei Raum für weiteren Firlefanz zu lassen.

    Ocella sah Hilko an und sah ein quasi unbeschriebenes Blatt. Na schön, Tiro Hilko,...ich bin sicher wir werden dir schon das eine oder andere beibringen....und nun,...zurück ins Glied.
    Er wartete bis Hilko in den Halbkreis zurück getreten war.
    Ihr seid das Contubernium Prima der Ausbildungsturma Ala II Numidia. Ihr werdet euch grundsätzlich bei jedem, vom Eques angefangen in Stillgestanden - Position begeben und mit eurem Dienstgrad, eurem Namen und eben eurer Einheit vorstellen...er zeigte auf Hilko. Vortreten und...state! Er begutachtete die Gestalt vor ihm, korrigierte hier und da und trat dann vor Hilko.
    Nuntio! Mal sehen ob er es auf Anhieb hinbekam.

    Ocella sah den Germanen kurz an,...im Grunde immer die selbe Leier,..das Pech des Zweitgeborenen, als ob die Erstgeborenen immer die bessere Wahl wären.
    Na schön, Tiro Hilko, das ist ja eine herzerweichende Geschichte,...hast du irgendwelche Talente? Kannst du irgendetwas was wir hier brauchen können,...ich meine jetzt außer Melken oder so etwas...
    Er nickte Leonidas zu.

    Der Kerl war noch nicht wirklich angekommen, er wagte es tatsächlich irgendetwas zu stammeln. Ocella wartete verhältnismäßig geduldig bis der Frischling sein Zeug abgelegt und wieder vor ihn in so etwas wie Grundhaltung stand.
    Milites, semicirculus! Er wartete bis die 7 anderen Bewohner des Contuberniums sich in einem Halbkreis um die beiden aufgestellt hatte.
    Tiro!...retro! bellte er den Neuen an. Und wartete bis er sich gedreht und mit seinem Gesicht den Kameraden zugewandt verharrte.
    Nun,...da du der letzte in diesem Contubernium bist und wir jetzt endlich mit der Ausbildung beginnen können stellst du dich deinen Kameraden hier vor,...Name, Alter, Herkunft,...

    Sein Blick fiel auf den Neuen mit Sack und Pack beladenen Blondschopf. Das musste jener Hilko sein. Ocella ging in bester Gladiatorenimitation angriffslustig auf ihn zu,...umrundete ihn und baute sich vor ihm auf um ihn mit der Wucht eine Donnerschlags anzubrüllen.
    Was bist du denn für einer? was glaubst du denn wo du hier bist? Los deinen Krempel auf die freie Pritsche und dann wie der Blitz zurück zu miiiiir! Das war recht gut und laut und er sah zu wie sehr sich der Neue zu bemühen gedachte.

    Gereizt riss Ocella die Türe auf. Dieser verdammte Puls gestern Abend ...oder der seltsame Met. Varro hatte ihn gewarnt der würde seine Wirkung erst später entfalten...nun jetzt war zum dritten Mal später. Im brannten schon die Hämorrhiden. Das Klopfen musste er wohl überhört haben, so stand er relativ verdutzt Andriscus gegenüber.
    Andriscus,...es wundert mich daß du noch lebst... Sein Gedärm rumpelte ein wenig udn der Druck auf sein Rectum verschwand,...einstweilen.
    Auffordernd sah den lange vermissten Eques an.
    ...ich höre?!

    Brigio nahm die Tabula an und versuchte zu entziffern was da wohl stand. Konsterniert sah er den Tiro an und entgegnete, Tunica, Hamata, Cingullum, Caligae, Spatha, Puggio, anlegen, mit den Lederriemen die Lanzen zusammenbinden, der Kochkrempel in den Bronzetopf, alles andere kleinfalten und in die Hippoperae, Focale um den Hals, Cassis auf den Kopf, Lanzen und Parma in die linke Hand, alles andere unter den rechten Arm...
    Was für ein Dimpel. Dann erklärte er ihm den Weg zur Ausbildungsturma.

    Ocella...nachsichtig und sein vulkanöses Temperament unterdrückend sah seinen neuen Hilfsausbilder nur stechend an und entgenete,
    Hör zu Leonidas, es geht hier nicht darum daß du etwas verstehst,... er ließ die Worte kurz wirken. Es geht darum, daß du etwas tust,...nämlich meine Befehle auszuführen und das ohne wenn und aber und mimimi...klar soweit? Er schüttelte leicht den Kopf. Du bist jetzt ein Soldat Roms und ein Teil der Turma Prima,...ich muss wissen ob ich mich auf dich verlassen kann... Er hob den Zeigefinger der rechten Hand um seine Worte zu unterstreichen.
    Disziplin und Vertrauen, ...Leonidas...darauf kommt es an. Und jetzt Abite...! Verdammt er hörte sich schon an wie Varro...Dann wandte er sich ab und machte sich auf zur Principia...

    Ocella nickte und meinte nur lakonisch Dein Bestes he? Er grinste böse. Dann siehe und lerne,...ich will daß du dich in den Unterkünften umsiehst, in den Ställen. Ich will daß du jeden Fehler, jedes Vergehen, jeden Schmu siehst den die Tirones sich erlauben, du wirst mein Auge und Ohr sein. Er hob die rechte Faust und hielt sie geballt hoch.
    Wir müssen die Spreu vom Weizen trennen,...nur die Besten können es schaffen und nur deren Beste kommen zur Turma Prima.
    Er schlug dem Neu Eques mit der flachen Hand gegen die Schulter.
    Ja ich weiß, ein Scheissposten,...aber heh,...wenn wir ausgesiebt haben können wir aus den Kerlen die Kameraden formen von denen unser aller Leben abhängt. Ein kurzes Nicken. Dann sieh dich um, Meldung an mich. Besonderes Augenmerk auf diesen Kerl da,... Er wies auf Teres Hilko.

    Die Neuen waren gerade mal aklimatisiert als Ocella seinen Auftritt hinlegte.
    Tironeeees...stateeeee! Hach was tat das gut mal wieder laut und deutlich zu artikulieren.
    Er setzte seinen bösen Blick auf, denn nicht jeder wusste was er jetzt und wo zu tun hatte.
    Aber hier war Ocella nachsichtig,...es war ja ihr erster Tag. Ab Morgen würden dann Köpfe rollen.

    Da war wieder dieser Tribunus der Schweinebacken. Es ärgerte ihn, daß der sich hier so aufplusterte. Kopfschüttelnd fragte er sich warum der einen Plattfuss fragte. Schließlich hatten die Equites der Ala die Gestalten dort festgesetzt. Noch bevor der verdutzte Legionär sich einen Überblick schaffen konnte entgegnete Ocella, 14 Gefangene... er reinigte seine völlig verschmutzte Spatha an einem alten Lumpen den er einem gefallenen Germanen abgenommen hatte. ...davon 10 Frauen,...die Männer wollten sich einfach nicht ergeben... Dabei verbeugte er sich leicht und schob ein Tribun! dahinter. So ein impudicus...soll er sich doch Sackratten an den verfilzten Weibern holen.
    Einer der Equites rief ihn und Ocella ging, nicht ohne den Tribun zu grüßen zu seinen Männern.