Othmar schwieg lange auf die Frage Alpinas. Er dachte an seine Heimat, das Bruktererland, sein Eltern, die mittlerweile tot waren, soviel wusste er von seinem älteren Brüdern, die immer noch das väterliche Gut beackerten. Manchmal empfand er Neid den beiden gegenüber, die einen festen Ort hatten, an dem sie wohnten und von dem sie leben konnten. Othmar hatte als jüngster Sohn dieses Glück nicht. Ganz im Gegenteil zog er durch die Lande, ohne echtes zu Hause, von Mansio zu Mansio, von Dorf zu Dorf zwischen den Provinzen hin und her und immer wieder zurück ins freie Germanien, wo er seine Ware herbekam. Vor allem jetzt, wo er langsam spürte, dass er älter wurde, sehnte er sich nach einem festen Heim, doch erstmal war daran nicht zu denken. Zwar hatte er genug auf der hohen Kante, denn ein Freund von ihm, der Besitzes einer Taberna in Mogontiacum, genauer im Vicus Novus, hortete eine große Geldkiste, in die er die übezähligen Gewinne seiner Handelsreisen einzahlte, wenn er nach Mogontiacum kam. Irgendwann würde er sich davon vielleicht ein Haus im Vicus Novus oder im benachbarten Vicus Victoriae zulegen. Aber das war im Moment noch ein Traum.
Mein zu Hause ist die Straße.
antwortete er irgendwann. Doch beantwortete das die Frage Alpinas nur ansatzweise.
Ich komme urspünglich aus dem Stamm der Brukterer weiter im Norden. Dort allerdings habe ich kein Haus, und bin auch eigentlich kaum noch dort.
Auch wenn er als Händler einigermaßen erfolgreich war, zog ihn nichts mehr in sein Geburtsdorf zurück. Selbst die Beerdigung seiner Eltern hatte ihn nicht dorthin gezogen. Ganz im Gegenteil hatte er seine Tour in der Provinz Belgica fortgesetzt.
Zu Hrothgar kann ich nicht viel sagen. Er ist viel mit mir unterwegs, gehört aber, wie die Sklavenhändlern sagten, den Sugambrern an.
Dann blickte er zu Alpina nach vorne. Diese junge Frau war ein Rätsel für ihn, denn er konnte sich nicht erklären, was sie in dieses gefährliche Gebiet trieb.
Fühlst du dich irgendwo zu Hause?