Beiträge von Tolmides

    "Esst! Trinkt! Und genießt die Gesellschaft!" sagte Tolmides während er durch die mittlerweile doch recht gut besetzten Bänke im Hofe seines neuen Betriebes ging. Es war ihm ein Anliegen dass sein neues Lupanar als hochwertig angesehen wurde, und nicht nur als schäbiges Hinterhof-Bordell welches nur von zwielichtigen Gestalten aufgesucht wurde, denn die brachten meist nur Ärger, und ihre Geldbörsen waren auch nicht so prall gefüllt wie die der wohlhabenden Oberschicht.
    Mittlerweile kamen auch die ersten warmen Speisen auf den Tisch, und Tolmides, mit dem Blick eines Löwen welcher seine Beute musterte, setzte sich in eine Ecke des Hofes, nahm einen Schluck Wein, und beäugte die Menge um seine Damen nach und nach gezielt auf die wohlhabendere Kundschaft anzusetzen.

    "Eine angeschlossene Schmiede..." Tolmides kratzte sich nachdenklich am Kinn, er hatte immer schon mit Luxuswaren gehandelt, traute sich aber die herstellenden Prozesse ebenfalls zu.
    "Mit einer festen Abnehmerin und einer fairen Geldleihe spräche wohl nichts dagegen." befand er und rechnete kurz eine Summe zusammen. Mit seine Rücklagen, dem Geld seines Vaters und das weiteren Geldern die er auf der hohen Kante hatte, war sein Finanzbedarf immer noch hoch, aber nicht unmöglich hoch, sodass er sich nach kurzer Bedenkpause mit einer Summe nach vorne wagte..
    "Ich denke 5000 Sesterzen sollten den Bedarf decken. Können wir noch einmal die Konditionen dieses Geschäfts durchsprechen? Insbesondere die Rückzahlung?" erklärte der Mann, denn schließlich wollte er nicht hinterher bis zum Hals in Schulden stecken.

    Weiter wurde mit Zahlen und Fakten um sich geworfen und Tolmides gönnte sich auf die Informationsflut erst einmal einen Schluck Wein..
    "Iunia, ich wäre untröstlich dir mehr Geld abzuverlangen als ich es bereits tue." entgegnete Tolmides galant und fuhr fort "Deine Einwände sind begründet, jedoch bin ich nicht als Bittsteller zu dir gekommen sondern biete dir eine Partnerschaft an. Langfristig. Wenn du also erlaubst frage ich dich welche Summe dir vorschwebt?" hakte der Mann nach und legte sich wieder die Hände in den Schoß. Das war doch recht interessant und es entwickelte sich zu einem netten Tag hier in der iunischen Bleibe.

    Tolmides war erst ein wenig verdurtzt als die Iunia loslegte. Zahlen und Rechnungen, alles genau durchgeplant, entweder sie war gut oder sie suchte schon wirklich lange nach Steinen.
    Einen Moment lang schwieg Tolmides nachdem die Iunia fertig war, dann holte er zur Antwort aus,
    "Eine beeindruckende Demonstration deiner kaufmännischen Fähigkeiten." befand er erst einmal während er seine Hänge ineinander faltete, nur um sie direkt wieder zu lösen, "Nun, für deinen Bedarf an Steinen benötigt es einen größeren Betrieb. Sklaven, und dazu noch die Instandhaltung. Ich denke mit 2000 Sesterzen wäre ein wichtiger Schritt gemacht. Um den Rest kümmere ich mich."

    Ah das Geschäft, es wurde interessant. In den Betrieben seines Vaters hatte Tolmides gelernt dass die hübschesten Frauen oftmals die hartnäckigsten Verhandlungspartnerinnen waren sodass er, seit er die Iunia das erste mal sah, auf einiges gefasst war. Aber bisher blieb es recht harmlos.
    "Er wird es veräußern." stellte Tolmides erst einmal mit einem Lächeln klar und lehnte sich dann leicht zurück, "Nun, du benötigst Steine und ich kann sie dir liefern. Jedoch verfüge ich nicht über das Vermögen meines Vaters, es ist eine kleine Investition nötig um den Betrieb zu übernehmen." erklärte Tolmides und fuhr direkt fort "Du investierst in dieses Geschäft und ich verkaufe dir so viele Steine wie du willst. Den Überschuss verkaufe ich anderweitig, wobei ich dir als, sagen wir stille Teilhaberin, einen Teil des Gewinns zukommen lasse."

    Der Becher Wein den Tolmides bekam stellte er sogleich ab. Er befand es für unhöflich sich direkt darauf zu stürzen sodass er sich den ersten Schluck, stets der beste wie er fand, für später aufhob.
    Bevor es schließlich zum geschäftlichen Ging huschte dem Halb-Griechen noch ein kleines Lächeln über die Lippen, die Frau sprach seine Sprache, zumindest die seines Vaters, durchaus interessant.
    "Ich bin beeindruckt." entgegnete er ebenfalls in der Sprache des Alexanders, und gönnte sich zur Feier des Tages einen Schluck während er die Iunia über den Becherrand anblickte, noch bevor er seinen Becher absetzen konnte stellte sich dann die erste Frage übers Geschäft, auf welche Tolmides kurz die Augenbrauen hob.
    "Nein, das ist sie nicht. Meine Familie handelt hauptsächlich mit den Waren des Ostens. Stoffen, Gewürzen und dergleichen." erklärte Tolmides in seiner rauchigen Stimme nüchtern und lehnte sich dann seinerseits ein wenig nach vorn, "Ein guter Freund meines Vaters besitzt einen Steinbruch. Jedoch ist er wie mein alter Herr bereits alt, und sein Sohn starb an einem Fieber." bedauerlich, irgendwie mochte Tolmides den dummen Cato immer. Mehr als eine Art Zeitvertreib, als Freund hätte er ihn nie bezeichnet, aber wer waren schon seine Freunde?
    "Ich denke es wäre günstig wenn man ihm das Geschäft nun abkauft. Er könnte seinen Ruhestand...genießen... und ich könnte einen vertrauten Freund der Familie als Verwalter einsetzen."

    [Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/w…/d/dd/Pompeya_lupanar.jpg]
    Am Fuße des Esquilins, diskret und schlecht einsehbar gelegen, befindet sich seit neuestem das Lupanar des Tolmides, oder wie er es nannte, das Reich der Sinne und des Geflüsters.
    Eine massive Porta schützt das Geschäft und die dort arbeitenden Menschen, alles ist in Stoff gehüllt und die Fenster abgedichtet sodass es drinnen stets schummrig und geheimnisvoll ist.
    In der unteren Etage befindet sich eine kleine Taverna wo man was trinken, essen und auch das ein oder andere Spiel spielen konnten während sie die Damen oder Herren kennenlernten.
    In der oberen Etage befanden sich schließlich die Zimmer welche simpel aber elegant eingerichtet waren.



    Heute gab es eine große Eröffnungsfeier, Tolmides hatte Aushänge in der Stadt machen lassen die von der Eröffnung zeugten und es gab Speis und Trank für die Nachbarschaft. Schließlich musste das Geschäft ins Rollen kommen und das Geld musste fließen.
    Es gab Musik, Schauspiel, und genug Wein um dies zu einer denkwürdigen Eröffnung zu machen.


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    Sie kamen zu den harten Fakten. Die Summen, die Kosten, Tolmides verbarg ein Grinsen. Nicht weil er den Mann über den Tisch ziehen wollte, sondern weil er zufrieden war dass es voran ging.
    "Nun, ein paar Rücklagen habe auch ich. Dennoch: Eintausend Sesterzen für die Eröffnung des Betriebes. Dann werde ich die Kosten und den Gewinn einschätzen. Benötige ich mehr erhöht sich deine Beteiligung, natürlich ist alles verhandelbar." erklärte Tolmides recht nüchtern und legte eine Hand auf den Tisch.

    "Sehr gern." entgegnete der Gast und freute sich doch immer wieder über die römische Gastfreundschaft. Etwas Wein konnte man immer mitnehmen, ob Erfolg oder nicht. Er fragte sich kurz was der Hang zu Bacchus' Nektar wohl über eine Gesellschaft aussagte, störte sich aber nicht weiter daran.
    "Mein Name ist Tolmides. Ich bin ein Geschäftsmann, geboren am Fuße der Alpen jedoch aufgewachsen in Pisae. Mein Vater ist Grieche, daher der Name." hätte sich seine italische Mutter mal lieber durchgesetzt mit den Namen, aber nach so vielen Jahren war es sinnlos da noch drüber nachzudenken.
    "Als ich noch jünger war bin ich oft mit meinem Vater nach Luna gereist. Von dort ist es nicht weit bis zu den Steinbrüchen, und noch heute hat meine Familie ein gute Verbindung zu einigen Bewohnern der Stadt." unterstrich er seine Erfahrungen und Beziehungen in diesem Geschäft, während er auch hier wieder seine Hände in seinem Schoß faltete.

    Tolmides grinste kurz und fuhr dann mit seinem Daumen eine der Rillen im Tisch entlang während der Mann vor ihm noch sprach. Er hatte einige Fragen, berechtigte Fragen, aber nichts was Tolmides nicht erwartet hätte..
    "Die Kundschaft wird zu uns kommen." fing er an, und fuhr direkt fort bevor der Mann ihn noch wegen dieser Pointe festnageln konnte, "Dem Lupanar wird auch eine kleine Taverne anschlüssig sein. Erst das Trinken dann das Vergnügen. Natürlich wird es schwer sich einen Kundenstamm aufzubauen, doch der gute Ruf wird sich herumsprechen, und die Zahl der Besucher wird wachsen. Doch zunächst werden wir natürlich ein wenig werben müssen. Ich plane zum Beispiel ein großes Fest zur Eröffnung, und weitere Feste mit Speis und Trank zu passenden Anlässen."

    "Der bin ich." entgegnete Tolmides und setzte sich. Auf die Frage ob er Hunger oder Durst verspürte ging er nicht so wirklich ein, schließlich hatte er nichts dergleichen. Es hungerte und durstete ihm eigentlich mehr nach etwas anderem..
    "Verzeih meine Unwissenheit, doch habe ich deinen Namen noch nicht erfahren können." hakte er seinerseits nach und verfolgte eine der hölzernen Maserungen welche im doch sehr dunklen Licht irgendwann verschwanden.
    "Aber ja, du hast es richtig verstanden. Ich suche nach einem Geschäftspartner, erstmal nur für ein Geschäft." es machte wenig Sinn sich an einen Partner für sämtliche Geschäfte zu binden, das Risiko musste gestreut werden, "Ich plane ein Lupanar. Einen Ort des Vergnügens und der Wonne. Ein Ort der Geheimnisse." sagte er etwas mysteriös und fixierte den Mann vor sich nun, unter einem Lupanar konnte er sich sicherlich etwas vorstellen.
    "Es soll eine edle Lokalität werden. Nicht eine dieser billigen Rattennester die diese Stadt säumen. Es soll sauber sein, hochwertig und einladend. Wo einem Mann..." er grinste, "...oder einer Frau jeder Wunsch erfüllt wird, sofern ihr Geldbeutel groß genug ist." beendete er den Satz und kam dann nach dem kleinen Pitch zu seiner Idee zu den Zahlen.
    "Natürlich wäre die Investition nur eine Summe für den Aufbau. Der Betrieb, so hoffe ich, sollte sich recht schnell von selbst tragen." schließlich kosteten die Sklaven ja nicht allzu viel, "Ich bin bereit dir ein Zehntel einer jeden Sesterze zu überlassen. Du hast ein geringes Risiko, dein Name bleibt von diesem Geschäft unberührt, doch du hast dauerhafte Einnahmen."

    Schick wars in diesem Haus. Schicker als in Tolmides kleiner Wohnung in der Insula, aber er würde auch noch hierher kommen, da war sich der Mann recht sicher.
    Ebenso schick war die Herrin des Hauses, auch wenn sich der Geschäftsmann das nicht anmerken ließ, war er dennoch angenehm überrascht von der Iunia.
    "Iunia Axilla. Verzeih dass ich dich einfach so überrasche." erklärte er und blieb dann am Eingang des Raumes stehen, die Hände ineinander gefaltet auf eine Reaktion wartend.

    Natürlich hatte sich Tolmides nicht lumpen lassen und war alsbald nachdem ihm die Nachricht erreicht hatte zur Taverna aufgebrochen. Er hatte sich noch ein wenig zurechtzufinden in Rom, aber die Taverne kannte so gut wieder jeder sodass das finden ein Kinderspiel war.


    Es war schon erstaunlich wie schummrig das Licht in diesem Laden auch zur Mittagszeit sein konnte, Tolmides fiel es schwer sich einen Überblick zu verschaffen, und doch entdeckte er irgendwann einen Mann der alleine an seinem Tisch saß. Langsam und unauffällig ging er auf ihn zu, die Augen niemals wirklich auf ihn gerichtet sondern eher auf die Speisen und Getränke und das allgemeine Treiben in der Gaststätte, bis er sich schließlich, den Blick noch immer abgewandt an den Tisch setzte.
    "Ich hoffe ich störe nicht beim Mahl." sagte er schließlich knapp und blickte den für ihn noch namenlosen Mann grinsend an.

    "Ich grüße dich. Mein Name ist Tolmides, und ich bin Geschäftsmann. Deine Herrin hat einen Aushang getätigt wegen dem ich hier bin. Ist die Herrin des Hauses zufällig anwesend?" fragte Tolmides mit seinem üblichen, vielsagenden Lächeln und legte die Hand vor sich ineinander und wartete auf Einlass.

    Neben seinem Aushang hatte Tolmides an diesem Tag noch einige andere auf dem Markt bemerkt, unter anderem wurde nach Steinen gesucht, was er bei ihm sofort ein kleines Klingeln im Kopf verursachte.
    Lange hatte sich Tolmides überlegt ob er darauf eingehen sollte, seine Eltern wohnten in einer Region wo es viele Steinbrüche gab, doch eigentlich wollte er nicht allzu viel mit ihnen zutun haben. Andererseits war ein Geschäft ein Geschäft, und Geld war Geld, und er würde seinen Vater ja nur zur Vermittlung brauchen und für nichts sonst, von daher stand er praktisch schon mit Sesterzen in den Augen vor der Casa der Iunier und klopfte galant an.

    Tolmides war gerade dabei seine etwas fremd wirkende Kleidung zu richten, immerhin waren die Tage am Fuße der Alpen recht frisch und er war stets hochgeschlossen unterwegs, als es an der klopfte und ein junger Bursche mit einem Schreiben eintraf.
    Ein flüchtiges, triumphales Lächeln huschte ihm übers Gesicht, Rom war also tatsächlich ein Honigtopf.
    Er lass sich das Schreiben durch, und griff dann kurzerhand selbst zum Schreibzeug,


    Salve G.A.


    ich bin hocherfreut über deine rasche Entscheidung einem Gespräch mit mir zuzustimmen.
    Ich schlage als zeitnahen Termin den morgigen Tag zur Mittagsstunde vor.


    Sei so gut und lasse mich wissen wo ich dich auffinden kann.
    Sollte dir eine bescheidende Insula ebenfalls recht sein, sonst kannst auch du mich morgen hier aufsuchen.


    Ich verbleibe mit den besten Grüßen.


    Tolmides


    Er unterschrieb kurz und reichte dem Boten dann ein paar Münzen und das Schreiben und schickte ihn wieder auf die Reise.

    Seine Eltern hatten es besser, und er hatte es ebenfalls besser gehabt im Norden. Ein prächtiges Haus, mehrere Betriebe.. Was sollte es? Es war nicht sein Haus, nicht seine Betriebe, und jeder musste einmal anfangen, auch wenn er sich sehr spät dazu entschlossen hatte.


    Ein Bett, ein Tisch, ein paar Stühle. Mehr brauchte Tolmides nicht um die Grundsteine seines Geschäftsimperiums zu legen. Der Aushang war gemacht, jetzt hieß es auf Partner zu warten, beziehungsweise auf Post, und sich alles durch den Kopf gehen zu lassen.