Es war damals ein historischer Moment. Zwei Reiche vereint unter einem Herrscher. Es war die Basis für mein Schicksal. Es würde auch mein Ende sein. Es würde zerbrechen aber das wusste ich damals noch nicht…….
Am Sundich war es nun so weit.
Der Ding tagte zwar noch den halben Vormittag, doch letztendlich hatten sie sich entschieden. Sie wussten wer Kunig werden würde. Sie wussten, wer sie leiten sollte.
Die Festlichkeiten erreichten draußen ihren Höhepunkt, während der Ding noch in der Seliburg zugange war. Wer jetzt noch nicht angereist war, würde nicht mehr kommen. Heute gab es hier und dort die erdenklich besten Leckereien von hier und da.
Lamm in hülle und fülle. Und auf dem Markt drängten sich die Leute. Ich selbst hatte mich für eine schwarze Gewandung und einen roten Umhang entschieden.
Als die Sonne im Zenit stand, ritt ich mit meinen Begleitern voran. Die Maske verbarg meine angespannte Miene. Links Klapperte das Schwert meines Vaters gegen meine Beinschienen.
Hinter mir marschierte die Wacht mit ihren, Weibern. Mit einem Schwert um die Hüfte und die Schippe über der rechten Achsel. Nach ihnen folgten die Teilnehmer des Dings. Fursten und Hauptmänner edel gewandet und mit erhobenen Haupt.
Die eigentliche Zeremonie fand auf dem Feld vor dem Selihof statt. Dort tummelten sich die Zuschauer und ein kleines Holzpodest wurde errichtet. Wer sich noch nicht dorthin begeben hatte, schloss sich spätestens jetzt dem Tross an.
Wir zogen auf den Platz. Mein geliebten Bîsa gab ich einem Unfreien in die Hand, der ihn umgehend versorgte. Ich selbst stellte mich auf mein Podest. Aufrecht, ruhig die Kapuze im Gesicht und vom Umhang eingehüllt.
Meine Faust erhob sich, und die Männer sorgten für ruhe, für ruhe die dem Moment würdig war.
Die Männer des Dings stellten sich vor mir in eine Reihe. Was hier so einfach aussah, war hingegen germanische Politik in seiner ganzen Komplexität.
Das Wort Kunig war schön und es mochte gut sein, doch es bedeutete nichts. Denn der Boden des Vaterlandes gehörte denn Sippen. Die Sippen huldigten die Ahnen und horchten auf ihr Sippenhaupt. Hier und da fasten sich mehrere Sippen in Siedlungen zusammen oder Gebiete. Dort entscheiden sie sich dann für einen Hauptmann, der für die Gemeinschaft sprach.
Banden sich wiederum mehrere Hauptmänner zusammen so bildeten Sie ein Gau und bestimmten einen Furst der für den Gau sprach. Die Fursten bildeten letztendlich zusammen das Reich und wählten hier und heute wohl wiederum einen gemeinsamen Sprecher.
Die Blutschwüre, die gesprochen wurden, waren stark. Stärker als der tot und nur Sie und nicht irgendwelche Papierstücke bildeten meine zukünftige Macht.
Ich wusste nicht von allen und jedem zu welchem Gau und welcher Sippe er gehörte. Vor allem weil es kein Fest gemeißeltes Konzept war, sondern sich je nach Streitigkeiten der Sippen änderte.
Als die Schlange Stand ging es los. Der erste Vertreter trat vor mich, kniete nieder und rammte dabei sein Schwert in den Boden.
„Mein Kunig, ich Gerwin, Sohn von Gerwin dem Alten Thorbrands Sohn und Ferun, Tochter des Ottokar, Herr des Dunkelhags. Ich schwöre beim Blut der Ahnen, das meine Sippe und die Sippen des Dunkelhags für derer ich spreche, furchtlos und treu dir mein Kunig für Vaterland, für die Sippe, Ahnen und Götter unsere Klinge, unser Blut beistehen. So war ich hier knie.“
Ich nickte wohlwollend und erwiderte meinen Part.
„Erhebe dich Furst des Dunkelhags, Gerwin Sohn von Gerwin dem Alten und Ferun. Eure Klingen werden mir gut dienen für Ahnen, Blut und Vaterland. Bei Abnobna“
Damit erkannte ich die Sippe und seinen Rang an. Er erhob sich, ich nickte ihm zu und das Schwert blieb im Boden. Es war der symbolische Tribut der Sippe an mich.
Der Prozess zog sich in die Länge. Furst für Furst, Hauptmann für Hauptmann. Die Schwerter sammelten sich. Manche Sippen entsandten für die Zeremonie wunderschöne Schwerter, extra geschmiedet oder ein Wertvoller erbeutete Schatz. Andere Sippen und vor allem die nicht so wohlhabenden hatten ganz einfache Schwerter entsandt wohl auch mit dem Wissen, das sie nur meine Hallen zieren werden. Aber keiner wagte es, mir nicht die Treue zu schwören. Es wäre auch nicht klug, denn wer mir die Treue nicht schwor, der erklärte mir den Krieg.
Die ersten Meckerer unter den Zuschauern begingen mit der Abreise weil sie glaubten, dass der neue Kunig so wenig etwas anders machte als die anderen zuvor. Andere gingen nach Hause, weil genau dieser glaube, sie zufriedenstellte.
Doch sie werden falsch liegen und der Beweis wurde noch heute erbracht.
Die Schlange war abgearbeitet und nun blieben 4 Vertreter übrig. Es sollten nun die 3 Herrkunige mir die Treue schwören. Wobei hier ein Unterschied zum restlichen Prozedere existierte denn der Herrkunig war anders als der Titel im restlichen Germanien von den Markomannen als ein zigstes echtes germanisches Amt eingeführt worden, wenn man das so Formulieren konnte. Sie waren Vertreter des Kunigs im Reich und sicherten die Grenzen. Das galt für Norden, Osten und Süden. Wir vom Waldvolk kannten diese Form der Organisation nicht, und als Frieden herrschte, wurde der Westliche Heerkunig abgeschafft und der Kunig übernahm selbst dieses Amt.
Es trat nun der Heerkunig des Nordens vor. Rammte ein schönes Schwert in den Boden und kniete nieder. Dabei nahm er eine Halskette in seine Hand.
„Mein Kunig, gesandter Abnobnas, hier Knie ich Raimund Sohn des Nantwig Ibos Sohn und Gerhild Tochter von Konrad. Ich schwöre bei meinem Blut und meinen Ahnen. Ich schwöre bei Abnobna das Ich und meine Sippe alles Tun werden, um dir und dem Vaterland furchtlos und treu zu dienen. Ich werde meine Aufgaben erfüllen, die du für mich ersinnst und meine Klingen und die Klingen meiner Sippe werden dir ewig dienen. Bei Abnobna “
Ich war entzückt und verwundert zugleich. Nicht nur das er vom eigentlichen Schwur abwich, nein er war förmlich ein Fanatiker, der an meinen Lippen hängen würde wie kein Zweiter. Und ich werde wissen, wie man so einen Anhänger führen muss. Wie man ein solches Schwert verwenden konnte. Es war fantastisch.
„Erhebe dich Heerkunig des Nordens, Raimund Sohn von Nantwig und Gerhild. Deine Klinge und die Klinge deiner Sippe wird mir gute Dienste leisten. Die Ahnen und Abnobna werden stolz auf dich und die deinen Sein.“
Dankend erhob sich Raimund und hängte abschließend die Halskette, die er nun in den Händen hielt um das in den Boden gerammte Schwert.
Nun kam der Osten dran. Ein etwas kräftiger kleiner Glatzkopf rammte ein recht einfaches Schwert in den Boden und kniete nieder.
„Mein Kunig, ich Arne Sohn von Arne Arnes Sohn und Hallgard, Tochter des Sintbert. Ich schwöre beim Blut der Ahnen, das meine Sippe und die für die ich spreche, furchtlos und treu dir mit unseren Klingen und unserem Blut beistehen werden. So war ich hier knie.“
Arne war kurz angebunden und hielt sich an den normalen Schwur. Ich musste ihn im Auge behalten denn ich brauchte im Osten jemanden, auf den ich mich verlassen konnte.
„Erhebe dich Heerkunig des Ostens, Arne Sohn von Arne und Hallgard. Deine Klinge und Klingen für derer du sprichst werden uns im Osten für das Land gute Dienste leisten.“
Der kleine Arne lief davon und mein Widersacher trat vor. Nun galt es genau aufzupassen den er konnte alles mit nur einem Satz zunichtemachen. Wie viele würden ihm folgen, wenn er sich beschloss, das Reich in den Krieg zu stürzen? Doch würde er das wirklich tun, war ihm doch das Land besonders wichtig und er wusste wie wichtig es war das, wir von Feinden umzingelt, zusammenstanden.
Er rammte ein Schwert in den Boden und kniete nieder. Doch sein Blick war voller misstrauen. Er blickte zu mir und in seiner Stimme schwang alles mit, während er seine Worte hinaus presste
„Mein Kunig. Ich Baromar, Sohn von Sven, Herr der Eisenfeste Egberts Sohn, und Baltrun Tochter des Eberhard, Herr der Rabenfelsen. Ich Sohn der Markomannen, knie hier vor dir und biete dir meine Klinge und die Klingen meiner Sippe und derer für die ich spreche. Sollen sie den Zweck erfüllen, den die Götter vorgesehen haben. Sollen sie die Herzen unserer Feinde durchbohren und das Reich einen. Auf das wir erstarkt aus den Schlachten gehen die wir führen. Das schwöre ich.“
Er hatte sich also für das Geeinte reich entschieden. Doch das Schicksal lag bei mir, ich konnte ihn als Heerkunig bestätigen oder ihn als Widersacher beseitigen. Doch auch wenn wir uns nicht mochten, er war stark und besaß die Treue seiner Gefolgsleute. Er würde noch von Großem nutzen sein.
„Erhebe dich Heerkunig des Südens, Baromar Sohn von Sven und Baltrun. Du wirst dein Schwur nicht bereuen und unsere Feinde werden Weinen, wenn sie an den heutigen Tag denken.“
Baromar erhob sich und nickte mir nur knapp zu. Dann kam Artur an die Reihe. Die meisten Zuschauer waren bereits gegangen oder gingen jetzt. Da sie glaubten, dass es bei diesem Schwur nun nur darum ging, dass ich mich für seine Treue bedankte und ihn, als meinen Nachfolger als Anführer der Wölfe benannte.
Artur kniete nieder und bot mir auf beiden Händen sein Schwert dar.
„Mein Kunig, hier Knie ich, Artur Sohn von Wiborg und Dietgund, und schwöre dir bei meinen Ahnen, dass ich dir dienen werde. Furchtlos und treu, meine Klinge und Blut für dich“
Ich stieg von meinem Podest und ging auf meinen Freund zu. Dann nahm ich sein Schwert und führte seine Hände zum Schwertschaft. Artur war verwundert, doch wehrte sich nicht. Ich nahm seine Hände, die sein Schwert umklammerten, und rammte mit ihm es in den Boden.
Verwundert sah er mich an und die Zuschauer menge wurde erstaunlich ruhig.
Dann sprach ich die Worte aus, die meine erste größere Änderung im Reich betraf.
„Erhebe dich Heerkunig des Westens, Artur Sohn von Wiborg und Dietgrund. Furst der verlorenen Westlande, auf das du mich würdig vertrittst und dienen wirst.“
Ich verzichtete als erster Kunig auf ein festes Gebiet und hatte damit das gesamte Reich aufgeteilt. Was das bedeutete, würde sich noch zeigen. Auch mussten erst noch festgelegt werden was die verlorenen Westlande waren. Und ich schaffte eine weitere Tatsache. Artur war der erste Furst, der von einem Kunig ernannt wurde und nicht von einer Sippe bestimmt.
Dann nahm ich mein eigenes Schwert und rammte es in den Boden, um dann selbst niederzuknien.
„Ich Kunig ala Mannen werde diesem Volk, den Sippen und Ahnen dienen. Meine Klinge und Blut und die Klingen und das Blut derer die mir die Treue schwören werden dem Reich dienen. Wir werden zu alten und neuen Glanz kehren auf das unsere Feinde vernichtet werden. Im Namen Abnobnas.“
…...Damit war es geschehen dieser Tag war die Grundlage meines Erbes, ich konnte noch nicht das Ausmaß erkennen, von dem was ich hier tat. Ich konnte nicht wissen, dass bereits nach meinem tot alles Zerbrechen würde und ich konnte nicht wissen, dass was ich schuf, dinge in Gang setzte, die alles Verändern würden, wenn wir schon lange nicht mehr lebten.
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