Original von Flavia Domitilla
Auch Domitilla schmunzelte in sich hinein. In ihrem Hier und Jetzt gab es zwischen ihnen keine Standesunterschiede. Sie waren zwei Menschen, die sich geliebt hatten und womöglich konnte daraus noch mehr entstehen, als die bloße Erfüllung menschlicher Gelüste. Ein erster Schritt dazu war seine Entscheidung, sie wieder sehen zu wollen. Ob er in diesem Moment ahnte, wie glücklich er sie damit machte?
Sie bettete ihren Kopf auf seine Brust, nachdem er sie zu sich herangezogen hatte. So hatte sie es sich immer erhofft, wenn sie bei ihrem Manne läge. Leider hatte sich dieser Wunsch nie erfüllt. Lepidus war in ihrer Gegenwart stets kühl gewesen. Er hatte in ihrem Zusammensein nichts weiter als eine Pflicht gesehen, die er zu erfüllen hatte. Irgendwann hatte er dann auch diese Pflicht als erfüllt gesehen.
„Mein Gatte wiegt sich noch in dem Glauben, dass ich nur für ein paar Tage hier in Rom bei meiner Familie verweile. Doch heute Morgen habe ich ihm in einem Brief mitgeteilt, dass ich die Scheidung will. Der Brief wird einige Tage benötigen, bis er sein Ziel erreicht hat. Indes habe ich allerdings die Scheidung bereits im Eheregister eintragen lassen.“ Während sie Furius dies in einer Art Plauderton unterbreitete, strichen ihre Finger sacht über seinen Oberkörper.
Nach einer Weile hob sie ihren Kopf, so dass sie ihm in die Augenschauen konnte. „Wenn wir uns wiedersehen, dann darf dies nur im Geheimen stattfinden! Darf ich dir Briefe schicken? Ich konnte dir auf diesem Wege mitteilen, wo und wann wir uns treffen könnten. Natürlich nicht unter meinem Namen…“ Sie verstummte kurz und sann über einen geeigneten Decknamen nach. Dann griff sie reflexartig nach dem Anhänger, der eigentlich ihrem Sklaven Soranus gehörte. „Sorana, ich werde meine Briefe mit Sorana zeichnen.“ Dann küsste sie ihn zärtlich.
Natürlich musste sie auch noch einen geeigneten Ort für ihre Treffen finden. Doch damit konnte sie sich auch noch morgen beschäftigen.