Beiträge von Titus Octavius Italicus

    Ein Stück säuerlicher Ziegenkäse und etwas Brei, mehr hatte ich nicht herunter bekommen. Heute war also der große Tag, es ging zur Cohortes Urbanae. Ich stand vor dem Kasernentor und hielt kurz inne. Sollte ich das wirklich tun? Wenn ich erst einmal hinter dem Tor stand, war es zu spät. Ich holte tief Luft, es gab nur noch die Flucht nach vorne. Ich ging auf die Wache zu. „Salve, ich möchte mich bei der Cohortes Urbanae melden.“

    Zähne knirschend gab ich „Octavius...“ von mir. Diese böse Wölfin ließ mir keine Wahl, ich musste ihr Spiel mit spielen. Zu mindestens vorerst. Nun kannte sie meinen Namen, aber was würde ihr das schon bringen? Wenn ich erst einmal bei der CU wäre, wäre ich für sie eh nicht mehr greifbar. Ich musste hier nur verschwinden. Ich erhob mich. „Ich werde dann mal gehen...“ Ohne sie weiter zu beachten zog ich mich langsam an und hoffte sie würde mir keine Beachtung mehr schenken. Was für eine Illusion...

    Mir quollen fast die Augen aus den Höhlen, ich wollte ganz bestimmt nicht von irgend so einem Berg oder sonst wem bestiegen werden. Ich musste aus dieser Situation entkommen. Bei näherer Betrachtung hätte ich schwören können, Spott im Gesicht der Wölfin zu erkennen. Was für ein verruchtes und böses Spiel spielte sie mit mir? Wie konnte man nur so gemein sein!
    Meinen Namen? Ich konnte ihr unmöglich meinen Namen nennen, Onkel Victor oder mein Bruder würden mich eigenhändig vom Tarpejischer Felsen werfen. „Ich heiße Italicus.“ Ich hoffte sie damit vorerst zufrieden zu stellen, ich durfte meine Gens dort nicht mit hinein ziehen. „Meine Pläne? Ziele?“ Fragte ich leicht ungläubig, warum wollte sie das wissen? Ich war mir selber noch nicht einmal sicher was ich hier eigentlich wollte. Vor 5 Minuten wollte ich noch ein Brot, jetzt musste ich um mein Leben bangen. Mein aktueller Plan war einfach nur überleben und nicht vergewaltigt zu werden, du gemeine Wölfin! Am liebsten hätte ich ihr das an den Kopf geknallt, aber ich war der Zeit nicht in der Lage, eine dicke Lippe zu riskieren. „Mein Onkel und Bruder wollen mich in der CU sehen, dies ist nicht mein Wunsch, aber ich werde gehorchen. Es ist der beste Weg Ehre für die Familie zu bringen, ich habe keine besonderen Talente.“ Neuerlich warf ich einen verstohlen Blick auf den Dicken, der zum Glück noch in der Tür stand und sich mir nicht näherte.

    Die Tür öffnete sich, vor mir stand ein junger Mann, welcher bei seinen Gewandungen nicht gegeizt hatte. Ich musterte kurz seine prachtvolle Kleidung und ärgerte mich, nicht etwas besonderes angezogen zu haben. Aber aus der Einladung ging nichts dergleichen vor. „Salve.“ Ich nickte freundlich. Sagte er Haus des Gaius Petronius Maecenas? „Ja, ich bin Octavius Italicus. Vielen Dank für deine Einladung. Bist du dieser besagte Maecenas? Ich bin ehrlich verwundert woher du mich kennst. Sind wir uns einmal begegnet?“ Es brande mir unter den Fingernägeln noch mehr fragen zu stellen. Warum war ich hier? Woher kannte er mich? Aber ich wollte nicht unhöflich wirken, es würde schon alles seine guten Gründe haben. Neugierig warf ich einen Blick über seine Schulter in das Haus, welches sicherlich schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte, ganz im Gegensatz zum scheinbaren neuen Eigentümer.

    Die Lage wurde für mich immer aussichtsloser, ich spürte die finstere Aura der Wölfin. Sie begann mich zu umkreisen, ich war nackt unter Wölfen. Ausgeliefert, schutzlos, nicht im stand klar zu denken. Die Augen der Wölfin verändert sich auf bedrohliche Art und Weiße, wie ich es noch nie bei einen Menschen gesehen hatte. Bei ihrer Berührung zuckte ich kurz zusammen. Gerade noch wollte ich etwas erwidern, aber sie hatte recht. Ich hatte zu hoch gespielt, niemand würde mich hier finden. Auch nur bei den Gedanken, von anderen Männern berührt zu werden, wurde mir ganz übel. Mein Körper fühlte sich plötzlich ganz taub an, ohne auch nur noch einen Funken widerstand zu leisten, folgte ich ihrer Aufforderung. Ich spürte ihre lüsternen Blick auf meinem Körper, den ich ihr nicht verübeln konnte. Es war ein Fluch so gut auszusehen wie ich. Ich setzte mich neben sie, mein ganzer Körper war angespannt wie ein Bogen. Ein Bogen ohne Pfeil. Als dann auch noch der Dicke in der Tür erschien, wäre ich beinah ohnmächtig geworden. Langsam gewann ich neuen Mut, ich musste handeln, clever sein. Die Geste des Dicken erwiderte ich mit zornigen Blick. „Bleib bloß wo du bist, Dicker! Dir spitz ich den Spargel an, bis man dich fürn Pfirsich hält!“ Sofort wendete ich mich der Wölfin zu, umfasste ihre Hände und schaute sie flehend an. „Bitte, ich bin für so etwas nicht zu gebrauchen. Die Gäste würden sich nur über mich beschweren, dein Lupaner wäre in kürzester Zeit Ruiniert. Vielleicht könnte ich andere Dinge für dich tun? Ich könnte.... Nachrichten überbringen, oder den Besen schwingen... WAS DU WILLST!“ Flehte ich sie bittend an, fast den Tränen nah. „Ich wusste wirklich nicht das...“ Ach, hör doch auf! Sie glaubt dir das eh nicht! „Bitte verfütter mich nicht an den Dicken.“

    Tatsächlich! Die Tür war nicht abgeschlossen, ich hatte bereits die Türklinge hinab gedrückt, als ich die Worte der Lupa vernahm. Ich hielt inne, kalter Schweiß lief mir zwischen den Achselblättern hinab und ich wurde mir meiner Situation immer mehr gewahr. Was genau tat ich hier? Der Zyklop vom Eingang könnte mir bereits mit nur einer Hand das Genick brechen. Also gut, setzten wir auf Verhandlung. Ich drehte mich langsam um, drückte mich gegen die Tür und schaute der Wölfin ins Gesicht. „Mein Bruder ist ein sehr hoher Offizier in der CU. Und vor dem Eingang haben mich zwei Personen gesehen, du würdest deines Lebens nicht mehr froh werden.“ Ich versuchte bedrohlich zu wirken, mein Bruder war zwar nur Optio, aber das konnte sie ja nicht wissen. „Die ganze Sache tut mir ehrlich leid, ich hatte keine Ahnung.“ Meine Hände wurden feucht, ich spürte bereits wie etwas meine Kehle zudrückte. „Ich... hab kein Geld.“ Meine finanzielle Lage war gerade mehr wie angespannt und meine Familie würde ich sicherlich nicht um Geld anbetteln. So viel stand fest, sollte sie mich doch umbringen... TITUS!!! Was redest du da! „Alles was ich besitze, trage ich bei mir.“ Bei dieser Aussage fiel mein Blick auf meine Tunika und mir wurde unweigerlich klar, dass ich splitterfasernackt war. Mit meinen Händen verdeckte ich mein bestes Stück. Als ob sie das Ding nicht schon gesehen hätte Titus.... jetzt fang endlich mal an etwas sinnvolles von dir zu geben. Du musst dich aus dieser Situation befreien. „Können wir irgendwie anders überein kommen?“ Bei den Göttern, so gut wie die aussah und bei dem was sie drauf hatte, wollte ich gar nicht wissen was ich der Wölfin schuldig war.

    Reich, Mächtig und Berühmt. Das waren die Worte, mit denen ich hergelockt wurde. Ein Fremder, mir unbekannter Mann, hatte mir eine Botschaft zu kommen lassen. Er versprach, ich würde all jene Dinge genau hier finden. Ich müsste einfach nur vorbei kommen. An dieser Ruine angekommen blickte ich mich um. War ich hier wirklich richtig? War ich einem üblen Scherz aufgesessen? Wollte mein Bruder mir vielleicht einen Streich spielen, wie damals als Kind? Wer war dieser Petronius Maecenas? Meine Neugier jedenfalls war Grenzenlos und so kam ich der bitte im Brief nach. Aber meine Zweifel wuchsen mit jedem zurück gelegten Schritt aus Rom und erreichten einen Nullpunkt, als ich diese Bruchbude sah. Aber nun war ich schon einmal hier, warum also nicht einfach mal anklopfen.

    Ich bin mir sicher, wäre es anatomisch möglich, so wäre meine Kinnlade bis auf meine Füße hinab gestürzt. Was hatte sie da gesagt? Ich war in einem Lupanar? Und sie war gar keine Bäckerin? Wie von selbst erstarb mein lächeln und wurde durch eine groteske Grimasse ersetzt, welche sich verselbstständigt hatte. Ich dachte kurz nach, hob meinen Finger, verwarf den Gedanken aber wieder. Flucht? Angriff? „Natürlich... Anzahlung... ich hab bestimmt noch etwas... warte kurz.“ Ich kniete mich nieder, griff zu meiner Tunika und versuchte sie der Lupa ins Gesicht zu werfen. Während meine Tunika flog, rannte ich was das zeug hielt zur Tür. Hoffentlich war sie offen...

    Völlig ausgelaugt, aber sehr zufrieden, erhob ich mich und nahm mir eine der Datteln. Ich biss ein Stück ab und warf dem Po der Verkäuferin den ein oder anderen lüsternen Blick hinterher. Verdammt sah die gut aus! „Ja, da bin ich mir ganz sicher. Ich werde jetzt immer hier mein Brot kaufen.“ Sagte ich scherzhaft, bis auch mir ein großes Fragezeichen im Gesicht entstand. „Ähm... na diese Bäckerei hier.“ Ich streckte die Arme von mir um mein gesagtes dadurch zu unterstreichen. „Du arbeitest doch hier als Bäckerin, oder etwa nicht?“ Ohne weiter auf das Thema einzugehen hob ich, nackt wie ich war, meinen Geldbeutel auf und hielt meine restlichen drei Sesterzen in der Hand. „Ich denke das reicht für das Brot und die Schale mit Datteln. Nimm dir doch bitte den Rest als Trinkgeld.“ Ehrlich lächelnd streckte ich ihr meine Hand mit den Münzen entgegen.

    Auf und nieder, immer wieder. Niemals hätte ich es mir so gut vorgestellt. Ich meine, man hörte ja oft davon, aber das es wirklich so gut war! Ich genoss jede Sekunde dieses animalischen Theaterstückes und erkundete neugierig mit Augen und Händen jede Stelle dieses Übermenschlichen Körpers. Gerade als es so richtig anfing Spaß zu machen, zogen ihre Lippen über meinen Hals und ließen eine Schneise der Erregung zurück. Es sollte niemals aufhören! „Ich... ich....“ Verdammt! Jetzt doch noch nicht! Das kann nicht wahr sein, jetzt fing es doch erst richtig an. Du könntest unmöglich bereits jetzt... NEIN! „IHR GÖTTER!!!“ Schrie ich voller Ekstase und verkrampfte kurz, als ich die Spitze des Berges erreicht hatte. Viel zu früh Titus... viel zu früh... „Das ähm.... ist mir noch nie passiert. Normalerweise dauert es bei mir länger...“ Und das war noch nicht einmal gelogen! Immerhin war dies mein erster Gipfelsturm. Ob sie wohl auch gekommen war? Woran erkannte man da bei Frauen? Ich lachte und fuhr mir mit der Hand über den feuchten Oberkörper. „Es war einfach nur wunderbar. Du Solltest mich heiraten.“ Sagte ich lachend und zwinkerte ihr zu. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas in einer Bäckerei passieren würde... puh... ich in ganz fertig.“

    Die erste Nervosität legte sich bei mir, warum machte ich mich so verrückt? Natürlich, es war mein erstes mal. Aber es war das natürlichste auf der ganzen Welt. Und im Gegensatz zu meinen ganzen Kumpels, wäre ich der erste, der seine Jungfräulichkeit nicht an einer Lupa verlor. Viel mehr opferte ich sie auf dem Altar dieser persischen Liebesgöttin, die genau wusste was sie tat. Sicherlich hatte sie schon den ein oder anderen Kunden in der Bäckerei verführt, so geschickt wie sie sich anstellte. Als sie sich daran machte, mich von meiner Kleidung zu befreien, wagte ich es meine Hand auszustrecken und ihren entblößten Rücken zu streicheln. Wie weich! Ihr ganzer Körper roch angenehm nach allerlei Ölen. Am liebsten wäre ich sofort über sie hergefallen, aber ich hielt mich zurück. Sie war immerhin nicht irgend eine Dirne. Sie war eine Göttin! Endlich, nun war sie an der Reihe. Sie entledigte sich ihres letzten Fetzens und mein Blick fiel kurz auf meinen Geldbeutel, der auf meiner Tunika lag. Ich hoffe das Geld würde überhaupt reichen für die Datteln... so viel hatte ich gar nicht mit genommen. Noch ehe ich kurz überschlagen konnte, was wohl ein Brot und eine Schale Datteln kosten könnten, schwang sie sich mit präziser Eleganz auf meinen Schoss. Erst jetzt bemerkte ich ihren durchtrainierten Körper, den ich so noch nie an einer Frau gesehen hatte. Solch ausgeprägte Muskelkonturen! Es gefiel mir verdammt gut. Vielleicht war sie ja einmal Gladiatorin? Mit meinen Händen umfasste ich ihre Hüften, während meine Daumen ihre Bauchmuskelkonturen nachzeichneten. Jetzt meldete sich der Princeps, er wurde langsam nervös, jetzt bloß nicht übertreiben. Zähl runter bis 10 und denk an irgend etwas... egal an was... denk an Datteln!


    Ad Optio Marcus Octavius Maro
    Cohortes Urbanae
    Castra Praetoria, Roma


    Salve Marcus,


    nein, ich bin nicht unter die Stoiker gegangen. Eine ganze weile wollte ich Rache, aber dann wurde mir klar, es musste weiter gehen. Darum auch mein plötzliches erscheinen in Rom. Über die Möglichkeit bei der Standarte anzuheuern habe ich bereits nachgedacht, ich glaube dies ist der beste Weg um Ehre und ein bescheidenes Auskommen zu erwerben. So bald es mir möglich ist, werde mich melden. Nur möchte ich dich um eines bitten, behandelt mich bitte nicht besser wie die anderen Soldaten. Ich weiß du bist mein Bruder, aber mir wäre es sehr unangenehm irgend welche Vorteile oder Vergünstigungen zu haben, nur weil mein Bruder als Optio in der Cohorte dient. Ich hoffe dich bald zu sehen und hoffe Fortuna ist dir weiterhin hold.
    Dein Bruder, Titus.


    Vale

    Langsam erhellte sich mein Geist, nun wurde mir einiges klar. Die Verkäuferin musste sich etwas in mich verguckt haben, darum war sie die ganze Zeit so begierig darauf, alleine mit mir sein zu wollen und die Tür zu verschließen. Was bin ich doch für ein Glückspilz! „Ja,ja...“ stotterte ich während sie mir die honigsüßen Worte ins Ohr säuselte. Meine Nackenhaare stiegen ins unermessliche und ein angenehmer Schauder jagte mir über den Rücken. Ich hatte meine Wirkung auf das weibliche Geschlecht vollkommen unterschätzt. Verführt von einer Verkäuferin beim Bäcker... das würde mir später nie einer glauben!
    Noch bevor ich ihr gutes Aussehen loben konnte, schob sie sich zwischen meinen Schoß. Selbst wenn ich gewollt hätte, meine Schenkel hätten jeden Widerstand als Sinnlos abgetan und sie gewähren lassen. So schaute ich ihr nun tief in ihre dunklen und magischen Augen und zuckte kurz zusammen, als sie meinen Optimus Princeps ergriff. Mein Herz schrie nein, mein Verstand schrie nein, aber mein Optiumus Princeps schrie VETO!
    „Ich... ich... ich denke das wäre sehr schön...“ stotterte ich mir einen ab, während ihre Tunika, fast wie von allein, sanft über ihren Opferkörper in die Tiefe sank. Ich erblickte nun die sanften Hügel, die nur noch einen Katzensprung vom gelobten Land entfernt lagen. Das waren die schönsten Hügel die ich je sah, am liebsten hätte ich nie wieder etwas anderes sehen wollen. Wäre ich in diesem Moment erblindet, ich wüsste, ich hätte fast alles sehenswerte auf dieser Welt erblickt

    Eine exotische Tanzeinlage, ein angenehmes Ambiente, ein baldiges Brot und eine weitere sehr knapp bekleidete Verkäuferin mit Datteln! Was konnte Mann sich mehr wünschen? Die Hauptstädter wussten wirklich das Leben in vollen Zügen zu genießen. Auch bei so lapidaren Dingen wie dem einkaufen von Brot. Nur leider ging mein Plan nicht auf, ich hatte gehofft sie länger zu beschäftigen, um den ungebetenen Besuch loszuwerden, aber diese fleißigen Dienstleistungsbienen waren auf alles vorbereitet. Verdammt waren die gut!
    Als die zweite Verkäuferin die Datteln brachte, berührte sie ganz unabsichtlich meinen Arm, tausend Blitze schossen mir plötzlich durch den Körper und instinktiv presste ich meine Beine noch mehr zusammen. Ich lächelte etwas verlegen und nickte. „Danke.“ Flüsterte ich mehr, als ich sagte. Diese Verkäuferinnen waren einfach nur der Wahnsinn. Eine schöner als die andere, Ihre Körper wussten sie geschickt einzusetzen, genau wie alles andere. Würde diese Bäckerei jemals pleite gehen, könnten sie bestimmt in einem Bordell anwerben. Dort würde man sie mit Kusshand aufnehmen, dessen bin ich mir sicher.


    Ihr Götter! Jetzt ging das schon wieder los! Die orientalische Verkäuferin begann erneut zu tanzen und ich war nicht mehr im Stande meinen Blick abzuwenden. Was sie wohl von mir hielt? Ich kam mir vor wie ein Perverser. Ich musste dringend etwas unternehmen... sofort... jetzt.... gleich... nur noch einen kurzen Augenblick abwarten... Wem machte ich etwas vor? Ich gaffte sie an wie ein Affe. Es war mir so unangenehm aber gleichzeitig auch so... reizend. Sie kam näher! Was tat sie da! Wollte sie auf meinem Schoß! Nein! Gut... sie ging wieder zurück.... nein, sie kam schon wieder! Was sollte dieses Spielchen? Ich wollte doch nur ein Brot und Datteln.... ach scheiß auf die Datteln... „Du machst das wirklich gut... ich wusste gar nicht, dass man in diesem Gewerbe so... exotischen tanzen muss...“

    Als die hübsche Verkäuferin meine Hand ergriff war ich anfangs etwas verdutzt. Normal war das nicht! Aber diese Orientalen waren ja bekannt für ihre zügellose Körpernähe. Brav folgte ich der Verkäuferin im Windschatten und konnte es mir nicht nehmen, ihr ganz kurz auf den Hintern zu starren. Das war zu viel! Wieder diese weiche Haut, diese fremdländischen Düfte. Wie von Sinnen lief ich einfach nur noch hinterher, plötzlich schaute ich hoch, direkt auf ihren Hinterkopf. Hatten sich ihre Haare verändert? Roch es plötzlich überall nach Lavendel? Ich schaute genauer hin, für einen kurzen Augenblick hatte mein Verstand mir einen Streich gespielt. Ich hätte schwören können Silana führte mich an der Hand. Ich schüttelte mich. Ich musste aufhören sie überall zu sehen. Ich musste mich auf das hier und jetzt konzentrieren. Auf mein Brot!


    Überall diese Zimmertüren und dahinter das Gestöhne der sehr fleißigen Bäckerinnen. Aber warum so viele Zimmer? Wäre eine große Backstube nicht besser, in der alle zusammen arbeiten könnten? Vielleicht war der Schnitt der Insula eigentlich nie gedacht gewesen für eine Großbäckerei wie diese. Das musste es wohl sein.


    Als wir den Raum betraten wollte ich noch protestieren, ich hätte vielleicht sagen sollen, dass ich das Brot nicht hier essen wollte. Aber jetzt war es zu spät, jetzt musste ich aus Höflichkeit auch noch einen Becher Wein bestellen... verdammt. Diese Geier wussten wie man die Kundschaft ausnahm. Wie zum eindeutigen Beweis meiner Theorie versperrte sie die Tür hinter mir. Typische orientalische Geschäftsgebärden. Erst mit hübschen Verkäuferinnen locken und im Hinterzimmer ging es dann knallhart zur Sache. Da blieb kein Platz zum feilschen.


    Ich suchte mir erst einmal einen netten Platz in der Gaststube und machte es mir bequem. Als die Verkäuferin etwas sagte, blickte ich auf. WAS ZUM? Sie begann zu tanzen... aber nicht wie normale Leute, es war... anders... intimer. Das Blut stieg mir deutlich in den Kopf, ab und an wendete ich meinen Blick ab, da ich mir vorkam wie ein Spanner oder dergleichen. Ich hoffte dieser Kundendienst würden sie nicht auf den Brotpreis niederschlagen. Ihre Bewegungen wurden immer eindeutiger und plötzlich bemerkte Titus Gesellschaft. Er schlug die Beine übereinander und presste seinen Schoß zusammen. „Das ist.... wirklich ganz toll...“ Ich bekam einen trockenen Mund, ich hatte das Gefühl der Großkönig von Persien persönlich zu sein. „Ich... hab da eine bitte... es mag vielleicht etwas seltsam klingen.... ich weiß normalerweise bietet ihr so etwas nicht an, aber ich bin bereit gut dafür zu zahlen...“ Ich nahm all meinen Mut zusammen. „Habt ihr auch Datteln?“

    Dankbar über die Hilfe des Bäckers folgte ich ihm. Das war schon eine seltsame Bäckerei. Eigentlich hätte ich hinter der Tür bereits die Theke erwartet, aber andererseits.. das war Rom. Hier war eben alles größer und prächtiger. Selbst die Bäckereien.


    Im Atrium angekommen fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Die Innenausstattung war beeindruckend und sicherlich nicht ganz billig gewesen. Der Bäckermeister hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Reichtum offen zur Schau zu stellen. Aber was sollten die vielen niedrigen Tische und unzähligen Clinen? War ich etwa? Ich IDIOT! Aber natürlich! Der Bäckermeister war ein Genie. Er verkaufe nicht bloß sein Brot, er vermarktete es. Warum Brot kaufen und damit nach Hause laufen, wenn der Kunde es auch hier verzehren konnte? Dadurch bekamen sie sicherlich Durst und er verdiente auch am Ausschank, ein wahrer Visionär!


    Als der Sklave mich ankündigte, musste ich doch etwas schmunzeln, sicherlich lag es an seinem schlechten Latein. Ich wollte die Ware nicht selber kneten, ich wollte schon ein fertiges Brot kaufen. Ich grinste, korrigierte ihn aber nicht. Was mir allerdings missfiel waren die schmerzensschreie der armen Frauen im Hintergrund. Der Bäckermeister ließ die armen Sklavinnen ziemlich hart arbeiten, die armen Dinger. Jeden Tag früh aufstehen und kneten... nein, dass wäre nichts für mich.


    Plötzlich erschien eine Frau, für eine einfache Bedienung war sie ziemlich... vulgär gekleidet. Aber vielleicht verkaufte sich das Brot so besser? Ein hübsche Bedienung? Ich nehme gleich zwei Brote!!! Ach was war Rom ausgefallen, ganz anders wie Caralis.
    „Salve.... ich...“ Dieser Duft... warum mussten Frauen nur immer so gut riechen? Titus fühlte sich plötzlich ganz komisch, er fühlte sich an jemanden erinnert. An jemanden, den er eigentlich vergessen wollte.


    Zum kneten kann ich dir nur noch mich selbst anbieten? Die mangelhaften Lateinkenntnisse der Sklaven hier waren erschreckend. Vielleicht hätte der Bäckermeister mehr in ihre Ausbildung, statt in so eine opulente Inneneinrichtung investieren sollen. „Massage? Ähm, nein. Ich wollte eher normale Hausmannskost. Ich komme aus der Provinz, bei uns wird gegessen was auf den Tisch kommt. Sehr wählerisch bin ich nicht. Ich möchte gerne was ganz normales. Ich halte nicht viel von diesen ganzen neuen ausländischen Dingen.“ Titus! Du bist in Rom! Sei doch kein Landei! Trau dich! Probier doch mal etwas neues. Wer weiß, vielleicht schmeckt es dir auch. „Hm, ach du hast mich überzeugt! Ich hätte gerne etwas exotisches. Etwas was ich noch nie hatte. Du kannst mir doch bestimmt etwas gutes empfehlen, oder?“ Ich zwinkerte ihr schelmisch zu. Flirten kann? Kann ich!

    Dieses verfluchte Mistwetter... knurrte ich innerlich und drückte mich noch fester gegen die Tür um den Regentropfen zu entgehen, die der Wind in meine Richtung drückte. Er spät bemerkte ich einen Mann und eine Frau die sich anscheinend unterhielten, ich hatte sie gar nicht bemerkt. Ich spürte den Blick des Mannes, aber wusste nicht was ich tun sollte. Rom bei Nacht war kein ungefährliches Pflaster. Vielleicht hätte schon ein einfaches Salve genügt damit er mich aufschlitzt? Ich beschloss vorerst nicht zu reagieren und einfach so zu tun, als würde ich hier auf jemanden warten. Bloß nicht auffallen Titus... bloß nicht auffallen. Wer weiß was hier Nachts für gefährliche Irre herum laufen. Ich hatte meinen letzten Gedanken noch gar nicht richtig zu Ende gedacht, als plötzlich ein seltsames Geräusch von der Tür ausging und mich zu Fall brachte. Ich landete, relativ unelegant, auf meinem Rücken. Ein lauter knall kündigte mich an. So viel zum Thema nicht auffallen...
    Als ich die Augen öffnete, blickte ich in die Augen eines ziemlich bulligen Kerls. Der ist wohl als Kind in den Zauberkessel eines gallischen Druiden gefallen... Ich erhob mich schnell und versuchte die peinliche Situation zu entspannen. „Äh... Salve!“ Seiner Kleidung nach zu urteilen war er wohl ein Sklave. Sicherlich einer der hiesigen Angestellten der Bäckerei. „Ihr habt noch geöffnet? Ich war gerade unterwegs und verspürte plötzlich ein riesiges verlangen nach eurer Ware...“ Ich lächelte. „Kann ich schon rein oder wird die Ware noch durchgeknetet?“

    Vor gut einer Stunde war ich aufgebrochen. Die kühle nasse Luft tat mir gut, ich bemerkte wie ich langsam müde wurde. Ich sollte langsam umdrehen und wieder nach Hause gehen, aber wo war ich hier eigentlich? Ich schaute mich um, fand aber keinen vertrauten Punkt. Die engen und verwinkelten Gassen vor einer halben Stunde hatten es mir angetan und mich förmlich in ihren Bann gezogen, ich musste sie unbedingt erkunden. Das hatte ich nun davon. Ich beschloss bei der nächsten Kreuzung einfach nach rechts zu gehen und eine Hauptstraße zu suchen, von dort würde ich schon nach Hause kommen. Ich hätte mir einen Sklaven von Onkel Victor mit nehmen sollen, die kannten sich wenigstens hier aus.


    Bevor ich meinen Plan mit der Ecke umsetzten konnte, setzte wieder sehr starker Regen ein. Wie aus dem nichts ergoss sich das gesamte Mare Nostrum über Rom. Durch das aufschlagen der dicken Regentropfen auf der Straße war jedes Geräusch übertönt. Ich rannte zu einer größeren Insula mit kleiner Überdachung und suchte dort Schutz. Auf dem Schild stand Aedes iste Laetitia. Hm, war wohl eine Bäckerei. Ich drückte mich mit dem Rücken gegen die schwere Tür und wartete den Regen ab.

    Die Nacht hatte Rom verschlungen, draußen peitschte ein Frühlingsgewitter über die Ziegeldächer der Stadt und ich lag in meinem Zimmer. Fast komplett in Dunkelheit gehüllt, wäre dort nicht noch eine kleine Öllampe gewesen, die groteske Bilder an die Wand warf. Seit einigen Tagen erging es mir jede Nacht so, ich konnte keinen Schlaf mehr finden. Mein Körper war erschöpft, mein Geist ging ruhelos umher, gequält von meinen Gedanken. Dieses Mädchen ging mir nicht mehr aus dem Sinn. In einem Moment verfluchte ich sie, im anderen vermisste ich sie. Was hatte das zu bedeuten? Hatte ich mich verliebt? Das war doch absurd, Titus! Du hast dich in eine Vorstellung verliebt, nicht in dieses Mädchen. Sie war unerreichbar für jemanden wie dich. Wer warst du denn schon? Ihre Gunst war wankelmütig, von Augenblick zu Augenblick verhielt sie sich anders. Unberechenbar. Nein, mit ihr würdest du nie glücklich werden.


    Ich drehte mich auf die Seite, vielleicht konnte ich so etwas schlaf finden. Meine Augen schlossen sich und ich stellte mir die Weinberge von Caralis vor. Die kühle Brise, die heiße Sonne auf der Haut. Der Geruch von Lavendel.... Lavendel? Ja, diese verfluchten Sklaven hatte heute die gesamte Casa auf Vordermann gebracht und nun stank es überall nach diesem Gift. Ich stand auf, nein ich konnte nicht ruhen. Mein Schädel stand kurz davor zu explodieren, ich brauchte frische Luft. Vielleicht wäre ein Spaziergang jetzt genau das richtige. Der Sturm hatte endlich nachgelassen, es tröpfelte nur noch und ich zog mich an. Aber bevor ich ging, legte ich mir meine neue Halskette um. Sie bestand lediglich aus einem einfachen Lederband, aber daran hing ein Stück Holz. Es war ein Stück der zerbrochenen Opfergabe, ich hatte noch nicht die Kraft gefunden sie zu entsorgen, so hab ich mir ein Stück für die Kette genommen und den Rest unter dem Bett verstaut. Was tat ich hier eigentlich?


    Ich verließ die Casa...