Beiträge von Tiberius Helvetius Faustus

    Zitat

    Original von Aglaia


    Ich wusste, ich war zu spät, das Trainingsrennen zwischen Aurata und Praesina musste schon vorbei sein. Dennoch interessierte mich das Ergebnis unserer Lenker. Noch bevor ich die einzelnen Factiomitglieder sah, stach mir etwas rotes ins Auge. Eine Frau? Wer von uns würde mit einer Frau zu dem Rennen erscheinen, um sie dann zu vergessen? So wirklich konnte ich mir keinen Reim darauf machen, zumal sie auch im Abseits stand. Ich konnte es mir nicht vorstellen, dass man sie einfach, vor lauter Fachsimpelei alleine dort stehen ließ oder sogar vergaß. Nicht so eine Frau.
    Ich war nicht gerade geübt im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, dennoch erfreute mich nicht nur so ein Anblick, nein mehr noch, er zog mich an. Aufmerksam beobachtete ich sie beim näher kommen. Ja sie hatte etwas, was einem Mann unbedingt gefallen musste. So wie ihr schlanker Körper, betont durch dieses rote Kleid, an der Mauer lehnte, zog sie mich wie ein Magnet an. Die Goldfäden in ihrem roten Kleid betonten ihre elegante Aufmachung, doch für mich waren ihre blauen Augen weitaus bestechender.
    Verunsichert durch die Frage, zu wem gehört sie, wurden meine Schritte langsamer. Zu welchem der anwesenden Herren gehörte sie? Zu Claudios Menecrates bestimmt nicht, sie wäre mir längst aufgefallen. Bei den beiden anderen konnte ich es nicht wissen.
    Für mich ergab sich jetzt die Frage, konnte ich sie einfach ansprechen? Auch wenn ich jünger war oder gerade weil ich jünger war, würde sie mir bestimmt verzeihen, wenn ich sie jetzt einfach ansprach. Erneut versicherte ich mich, dass keiner Notiz von ihr nahm. Jetzt wo ich fast vor ihr stand faszinierten mich immer mehr ihre aristokratisch wirkende Gesichtszüge mit ihren blauen Augen.
    Salve, kann ich behilflich sein?
    Mit leicht belegter Stimme kam meine Frage, was sich auch in dem leise Räuspern im nachhinein zeigte. Begierig auf ihre Antwort, lächelte ich sie hoffnungsvoll an.

    In der Claudischen Villa spürte man seit kurzem die erfahrene Frauenhand. Die ihr zugewiesene aufgabe erledigte Morrigan perfekt, sie shien geradezu für sie zugeschnitten zu sein. Ob sie sich wirklich wohl fühlte wusste ich nicht, was ich aber wusste war und das konnte man sehen, die Gäste und auch die Familie schien sich wohl zufühlen. Die Gladiatorenspiele, welch Morrigan für diesen Tag organisiert hatte, kamen gut an und gefielen. Die Entscheidung des ersten Kampfes war gefallen und nun warteten wir auf das zweite Paar. Ich erhob mich von meinem Sitzplatz und holte mir eine Becher Wein.

    Die vierte Runde hatte begonnen und es schien ganz so als brauchten Fahrer und Pferde eine Verschnaufpause. Entweder bildete ich es mir ein oder das Tempo hatte wirklich nachgelassen. Da was war das Syennesis fuhr so, dass es gar nicht ohne ein kollidieren mit dem Wagen von Rianorix abgehen konnte und ja es war passiert. Der Wagen geriet ins schlingern nur mit Mühe schaffte es Rianorix seinen Wagen in der Spur zu halten. Durch den Zwischenfall wurde er abgeschlagen. So sehr er sich auch bemühte am Ende der vierten Runde betrug
    Syennesis Vorsprung mehr als eine Wagenlänge.


    Runde 4


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Braecus
    4) Marsyas
    5) Syennesis
    6) Rianorix


    Rianorix kämpfte erbittert weiter und schob sich näher und näher an seinen Widersacher heran. Aber nicht nur er hatte zu kämpfen Braecus Gespann schwächelte scheinbar ein wenig er verlor langsam aber sicher Boden gegen Marsyas. Die beiden vordersten Plätze blieben unverändert besetzt, beide Fahrer fuhren konzentriert ihr Tempo. Jetzt hatte es Marsyas geschafft er war auf den dritten Platz angekommen aber auch Rianorix hatte seinen Platz endlich verbessert und Syennesis musste sich mit Platz sechs zu Beginn der sechsten Runde zufrieden geben .

    Runde 5


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Marsyas
    4) Braecus
    5) Rianorix
    6) Syennesis


    Weiter tobte der Kampf auf den vier hinteren Plätzten. Rianorix schien eine unglaubliche Aufholjagd gestartet zu haben, sein erstes Opfer wurde fast mühelos Braecus, Marsyas dagegen kämpfte erbittert um den Erhalt seines dritten Platzes. Braecus dagegen konnte sich gegen Syennesis nicht behaupten und landete auf Platz sechs. Auch Marsyas musste sich mit einer Niederlage gegen Rianorix in dieser Runde zufrieden geben. Würde nun auch noch Tisander seinen wie es schien sicheren zweiten Platz aufgeben müssen? Nein in dieser Runde nicht mehr.


    Runde 6


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Rianorix
    4) Marsyas
    5) Syennesis
    6) Braecus

    Die Finalrunde würde zeigen wer der Sieger war. Starbax immer noch an erster Stelle schien das Rennen weiter in fester Hand zu haben. Dagegen schien unser jüngster Fahrer jetzt so kurz vor dem Ziel um seinen Platz kämpfen zu müssen. Rianorix gab nicht auf, er wollte sich gegen ihn durchsetzen. Es wäre ja auch zu schmählich wenn der Kleine die erfahrenen Lenkern ihre Plätze zuwies. Braecus war wieder mit Syennesis beschäftigt und dieser musste jetzt seinen Platz räumen, genau wie Tisander der sechs Runden Platz zwei inne hatte. Rianorix hatte bewiesen was in ihm steckte, ihm war es gelungen von dem weit zurückgeschlagenen sechsten Platz sich auf den zweiten Platz vorzukämpfen. Vielleicht hatte er den Rückstand gebraucht um motiviert zu werden. Leid tat mir persönlich der kleine, mit viel Training würde er sich bestimmt eines Tages da befinden wo Starbax gerade stand, an sicherer erster Stelle.


    Runde 7 Finale


    1) Strabax
    2) Rianorix
    3) Tisander
    4) Marsyas
    5) Braecus
    6) Syennesis


    Jetzt erst drehte ich mich wieder zu Claudius Menecrates um.
    Entschuldige bitte aber der Rennverlauf hatte mich gerade zu sehr gefesselt und ja das Rennen heute hat uns viel gezeigt. Es hat mich aber auch an meinem Wunsch vor meinem Eintritt in die Factio erinnert, einmal solch einen Wagen zu lenken.
    Ich machte eine leicht abwinkende Handbewegung,
    ein Jugendtraum eben. Da wir den heutigen Stand gesehen haben bleibt abzuwarten wer sich in der nächsten Zeit verbessert. Es ist wirklich Schade, dass wir keinen Altgedienten Fahrer als Trainer finden. Gerade Marsyas und Tisander würden davon profitieren, sie noch nicht lange dabei und leicht formbar, wogegen Syennesis, der in meinen Augen an Selbstüberschätzung leidet, bestimmt nicht so leicht Hilfe annimmt.

    Starbax war immer noch an erster Stelle. Syennesis und Marsyas lieferten sich ein erbittertes Rennen um den letzten Platz, als wäre es der Kampf um Platz eins. Genauso wie Rianorix und Braecus um Platz drei. Während Tisander sich eisern an Platz zwei klammerte. Kaum zu glauben der Junge schaffte es an zweiter Stelle zu bleiben. Nur noch wenige Wagenlänge und das Bild war ähnlich wie in der ersten Runde. Bis auf das Platz drei und vier vertauscht besetzt waren, genauso wie Platz von und sechs. Ob ich mir Sorgen machen musste?


    Ergebnis Runde: 2


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Rianorix
    4) Braecus
    5) Marsyas
    6) Syennesis


    Das Wagenrennen startete in die dritte Runde, der erste und zweite Platz wurde von den Gleichen gehalten. Doch Rianorix wurde von Braecus angegriffen, nicht ganz ohne Folgen, er verlor sichtbar an Platz und viel zurück. Dadurch bekam Marsyas endlich seine Gelegenheit und kämpfte sich stetig nach vorne. Jetzt hatte er Platz vier inne und versuchte an Braecus vorbei zu kommen, dieser blockierte ihn aber geschickt und behielt seinen dritten Platz.


    Ende von Rund 3


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Braecus
    4) Marsyas
    5) Rianorix
    6) Syennesis


    Kurz drehte ich mich zu dem Claudier um,
    ich muss sagen nicht schlecht unser Küken, wogegen mich Syennesis enttäuschte, dafür dass er so groß auftrat eine wirkliche Enttäuschung.
    Das Rennen ging weiter und konzentrierte mich wieder auf das Geschehen.

    Ich hoffe doch nicht,
    kam meine spontane Antwort.
    Aus meinen trüben Gedanken gerissen. Schaute ich Morrigan sorgenvoll an.
    Geht es dir gut? Ich meine jetzt nicht den körperlichen Zustand. Wie ist dein Name?
    Wenn Morrigan mir jetzt ihren Namen nannte, konnte ich mir wenigstens zum Teil sicher sein, dass keiner in unserer Nähe war, der bei ihr irgend etwas auslöste oder der Claudier sich in Gefahr befand. Ich taxierte weiterhin alle Anwesenden ab, selbst das gerade nichts Verdächtiges zu sehen beruhigte mich nicht wirklich.

    Ich konnte den mit Liktoren das Trinken hier am heutigen Tag nicht verbieten, dennoch hatte ich sie gebeten es nicht zu Übertreiben. Wachsamkeit stand für mich bei solchen Volksansammlungen noch immer an oberster Stelle. Zumal im Hinterkopf bei mir die Gefahr für Claudius Menecrates nicht von Aufständischen ausging, sondern eher von jemand ganz speziellen, der nach allgemeinem Verständnis für die Sicherheit zuständig war, doch wie fast jeder wusste gerne andere für gewisse Aufträge bezahlte oder sogar dienstlich ausführen ließ. Ich hoffte, dass ich bald mehr Zeit hatte um mich um ein Problem zu kümmern.
    Lustlos stand ich herum und nippte gelegentlich an dem Trinkbecher und hoffte, dass das Wetter hielt. Wenigstens mal etwas anders als nur Opferungen sagte ich mir. Eigentlich bezeichnete ich mich eher als gläubig, doch das selbst auferlegte Pfichtprogramm des Consuls war schon sehr intensiv gewesen während seiner bisherigen Amtszeit. Hin und wieder lächelte ich etwas verkrampft bekannten Gesichtern zu und hoffte, dass es bald weiter ging.

    Ich nickte bestätigend, entschuldigte aber gleichzeitig, das Aussetzen des Trainingsplanes.
    Nun deine Freizeit kam bei der ganzen Arbeit als Consul viel zu kurz.


    Da senkte sich auch schon die Startfahne und schon versuchten alle Gespanne gleichzeitig die Spitze zu übernehmen. Auch wenn es nur ein Trainingsrennen war, gab jeder Wagenlenker sein Bestes, denn welcher Fahrer wollte nicht an der Spitze seiner Factio stehen?
    Starbax von anfang an an der Spitze schaffte es mühelos diese beizubehalten. Ruhig und gelassen ging er das Rennen an. Um platz zwei lieferten sich Braecus und Rianorix einen erbitterten Kampf. Genauso entschlossen kämpften Tisander, Syennesis und Marsyas um den vierten Platz. Doch was war mit Marsyas los, er verlor sichtlich an Fahrt. Lag es an den Pferden, dem Wagen oder an dem Lenker selber. Meine Vermutung war, etwas stimmte mit dem Wagen nicht. Noch während meine Gedanken den Grund suchten hatte Tisander sich schon Syennesis und Rianorix überholt, nun hatte er nur noch Braecus und Starbax vor sich. Das Ende der ersten Rund näherte sich und Tisander attaktierte Braecus. Würde der Junge es schaffen und den zweiten Platz erreichen? Eigentlich sollte ich ja neutral bleiben, doch gerade jetzt fieberte ich mit unserem Jüngsten und....ja so gerade hatte er es noch geschafft.
    Die erste Rund war zu Ende und sah wie folgt aus:


    1) Strabax
    2) Tisander
    3) Braecus
    4) Rianorix
    5) Syennesis
    6) Marsyas


    Wir konnten jetzt gespannt auf die nächsten Runden sein.

    Sklavin hin oder her, mir war unverständlich wie man einen Menschen und für mich war ein Sklave ein Mensch und keine Sache; denn Sachen hatten keinen Verstand, ebensowenig wie Tiere. Wie man also einen Menschen so systemathisch zerstören konnte. Für den Augenblick schien Morrigan sich etwas beruhigt zu haben, sie wirkte auch ein wenig gefestigter. Wer von uns wusste aber ob, wann und wodurch es sich wieder ändern konnte.
    Ich wollte ihren Dank abwehren, denn schließlich hatte ich nichts getan. Im Gegenteil ich fühlte mich als entsetzlicher Versager. Unterließ es aber, vielleicht brauchte die kleine Sklavin es, damit sie merkte sie war nicht alleine, hier hatte sie den Schutz aller der in der Villa wohnenden.
    Ich konnte es förmlich körperlich spüren mit dem von dem Claudius Menecrates ausgesprochenen „Tjaaaa“, änderte sich im Raum alles. Ich hatte das Gefühl als wenn gerade ein eisiger Hauch durch den Arbeitsraum wehte. Die Haltung des Senators veränderte sich. Bei mir spürte ich jetzt ein aggressives angespannt sein.
    Es bedurfte keiner großartigen Aufforderung ehe ich mir Luft machte.
    Das etwas nicht mit Morrigan nicht stimmte habe wir bestimmt alle mit bekommen. Alleine der körperliche Zustand änderte sich schnell. Auch die Angst und Unruhe in ihren Augen konnte jeder erkennen. Ich habe versagt, ich versuchte an sie heran zu kommen um ihr zu helfen. Auch ahnte ich, dass der Trecenarius dahinter steckte. Leider verweigerte sie trotz meiner wiederholten Nachfragen jede wirkliche Aussage. Sie versuchte nur ständig uns hier, zu schützen. Heute war ich drauf und dran den Tiberier zur Rede zu stellen. Ich wollte ihn dafür büßen lassen. Noch nie habe ich erlebt, dass in mir solch ein Hass, auf einen Menschen, aufkam. Mögen die Götter mir beistehen, wenn ich das nächste Mal ihm von Angesicht zu Angesicht, gegenüber stehe.
    Noch eine Weile stand ich nachdenklich da, ehe ich mich innerlich aufraffte um dem Consul zu antworten.
    Natürlich, das erledige ich sofort.
    Schon bereitete ich die Tabula für Marco vor und übereichte sie ihm.
    Hier bitte



    Der Consul H. Claudius Menecrates
    möchte unverzüglich
    den Trecenarius Tiberius Verus
    in seiner Villa sprechen.

    Ich bewunderte geradezu Marco, dem es bestimmt große Mühe kostete sich so zu beherrschen. Ich dagegen, völlig unerfahren in irgendwelche Kampffertigkeiten, dafür aber emotional nicht mehr zu bremsen, geriet zum ersten Mal in meinem Leben außer Kontrolle. Wie eine Maus stürzte ich mich auf den Kater um diesen nieder zu prügeln.
    „Was hast du mit ihr angestellt und Warum nur?“
    Nicht nur meine Wut und mein Hass auf diesen Mann kam zum Vorschein, als ich ihn so anbrüllte. Nein, auch Verzweiflung. Verzweiflung darüber, dass in meinem Rom so etwas möglich war. Das es hier Menschen gab die zu solchen Tun fähig waren und im Dienste Roms standen. Was hatte diese kleine Sklavin Rom getan?

    Also doch, so war es also gewesen. Von wegen Spenden verteilen. Der verfluchte Dreckskerl hatte es irgendwie geschafft von dem durch Marco geschützten Ort weg zu lotzen. Da lag also das Geheimnis ihrer Veränderung. Aber nicht genug damit, er hatte zum Beweis seiner Macht ihr außerdem ein Brandzeichen verpasst. Mit der Gehirnveränderung und dem Brandzeichen, hatte er Morrigan ganz inseine Gewalt gebracht. In mir brodelte es vor verhaltenem Zorn.
    „So war es also gewesen“,
    quetschte ich mühsam hervor. Wie mir schien wusste Marco mindestens genauso viel wie ich, wenn nicht noch mehr. Wie konnten wir diesen Spuk beenden und Morrigan wieder zurückholen?

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus


    "1000 Seterzen!"


    600 Sesterzen gut dann packe ich noch 50 drauf, dachte ich nach dem Angebot der Claudier aber, das typische aber bei einer Versteigerung, erstens kammt es anders und zweitens als man denkt. Schon hörte ich die 1000 Sesterzen.
    1050
    kam jetzt nur noch recht zögerlich von mir. Meine Ahnung war, dass hier war eine höhere Preisliga, da kam ich noch nicht ran. Dann bedeutete es für mich, weiter harren hoffen, dabei braucht ich doch dringend eine Geschäftsführerin für mein Lupanar.
    Schon wieder Aus der Traum, mein mickriges Gebot wurde gar nicht wahrgenommen.

    Da war es wieder das „Serva“, ich konnte es nicht mehr hören, doch weit schlimmer war das, was ich meinte, gerade gesehen zu haben. War es wirklich ein P was sich unter dem abgerissene Verband gesehen hatte. Ungläubig starrte ich auf die auf dem Boden kniende Morrigan. Irgendwann hob ich den Blick und schaute den Claudier hilflos fragend an.
    Ich kann es dir nicht sagen.
    Hatte ich doch selber auf dem Sklavenmarkt mitbekommen welch ein Gegner er von einem Brandmal war. Doch wenn da jetzt ein frisches P eingebrannt war, würde das nicht bedeuten? Die
    Prätorianer
    dahinter steckten? Laut kam ein Wort, das entscheidende Wort, über meine Lippen ohne, dass dies mir bewusst war.

    Kaum ein paar Schritte weiter hörte ich Stimmen, besser gesagt ein Stimme. War das nicht Morrigan? Warum zeterte sie jetzt so rum? Schnellen Schrittes ging ich in die Richtung und konnte so gerade noch sehen wie Marco mit Morrigan im Schlepptau in den Arbeitsraum von Menecrates verschwand. Die Türe war noch nicht geschlossen und ich trat ohne lange zu überlegen ein. Wie erstarrt sah ich Marco zu und trat näher heran um zu sehen was sich wirklich unter dem Verband verborgen hatte.

    Jetzt machte ich große Augen, Sklavenunterkünfte hatte ich noch nicht gesehen. Hier hatte ja keiner eine Rückzugsmöglichkeit. Sie mussten sich wirklich fühlen wie eine Sache.
    Du legst dich jetzt hin. Ich habe es organisiert, dass deine Arbeiten für heute erledigt sind. Wir sehen uns wieder gute Nacht.
    Nachdenklich ging ich in Richtung Peristyl davon.

    Völlig überrascht von der Reaktion der Sklavin, starrte ich diese an. Wie konnte man einen Menschen nur so zerstören? Meine Meinung war, Sklaven waren nur in der Sache, ihrer Funktion wichtig und hatten zu funktionieren, dennoch waren sie ein Mensch. Es gab doch genug Beispiele in Rom. Bürger Roms die sich mit ihren Sklaven anfreundeten. Mit einem Möbelstück, was ja eine Sache war, würden sie es bestimmt nicht.
    Ich nickte Morrigan zu,
    gut du kannst gehen, aber
    und dieses aber betonte ich,
    ich begleite dich zu deiner Unterkunft.
    Damit überließ ich ihr die Führung.
    Ich wollte sicher sein, dass sie sich in ihre Kammer begab.

    Mühsam unterdrückte ich meine Lust, einfach mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Ich befürchtete der kleine Tisch würde in seine Bestandteile zerfallen. Drehte ich mich gerade im Kreise mit ihr? Fragen hatte ich jede Menge, doch wo und wie ansetzen, wenn ich immer ähnliche Antworten erhielt. Wäre ich doch nur fähig ihr eine Kopfwäsche zu verpassen, damit ich wusste was in ihrem Gehirn so ablief und warum und durch wem es so gekommen war. Ihr "bitte frag nicht weiter“, kam nicht zu ihrem Schutz, glaubte ich zu wissen. Sie sagte es um den Fragenden zu schützen. Das war für mich eine sichere Erkenntnis. Vor wem sie schützen wollte, wusste ich auch, nur wissen ist nicht beweisen. Beweisen können musste ich es, bevor ich etwas unternehmen konnte.
    Wieder hatte ich meine Wanderung durch mein Zimmer aufgenommen und betrachte die kleine Sklavin dabei von Zeit zu Zeit. Meine Augen weiteten sich, schon stand ich vor, schob ihre Tunika an der Schulter zur Seite und knurrte dabei.
    Das ist neu. Was ist das? Wer hat dich da verletzt?
    Sollte ich ihr den Verband einfach entfernen? Nein sie sollte es mir sagen.

    Ich hatte mich schon gewundert, das der Consul so ohne wenn und aber einwilligte eine Taberna aufzusuchen. Als dann später seine gut gelaunte Frage kam unterdrückte ich kein Schmunzeln.
    Nein kann ich nicht,
    antwortete ich,
    aber wie könnte ich auch? Seit wir uns kennen geschah es noch nie.
    Lernte ich jetzt einen anderen Claudier kennen? Ich freute mich ihn endlich einmal ungezwungener zu erleben. Weg von der Anspannung und sorgfältigen Pflichterfüllung in seinem Amt. Einfach nur der Mensch Herius, der sich mir noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Das er da war hatte ich in seiner Villa schon oft beobachtet. Dieser Marcus Decimus Livianus tat ihm gut, es freute mich für ihn.
    Ich für meinen Teil war schon sehr gespannt was heute noch auf mich zu kam.

    Tief saugte ich die Luft ein und hob meine Augen gegen die Decke und hörte mir ohne Morrigan zu unterbrechen an, was sie über ihr bisheriges Leben berichtete. Es war das Leben was ich zum Teil schon Gerüchteweise gehört hatte. Es war gut es aus ihrem Munde zu hören aber, warum nur beantwortete sie mir nicht die eine Frage? Geschah das weil es der Schlüssel zu diesem hier, ihrem veränderten Wesen war? Warum erzählte sie mir nicht was vor ihrer Zeit in Rom war? Was sie dann sagte ließ mich erschauern.
    „Nein. Morrigan bin ich nicht mehr. Ich habe keinen Namen mehr. Ich bin nur noch eine Serva. Eine Ding.. eine Sache.“ Kalt lief es mir über den Rücken als ich dies hörte. Es hatte etwas unnatürliches an sich. Als ob sie fremdgesteuert wäre und sie auf Worte oder Reize in bestimmter Weise reagiere.
    Wer hat das gesagt? Wer bestimmte es? Jeder Sklave in Rom ist eine Sache, das ist nichts neues. Rom kann nicht mit dir gesprochen haben. Tausende von Stimmen sind Rom. Ich möchte wissen welche von diesen Stimmen Roms sagte, dass du eine Serva bist und wo diese eine Stimme es zu dir sagte.
    Mittlerweile saß ich wieder. Saß da, meine Ellbogen auf meine Knie gestützt, die Fingerspitzen meiner zusammengelegten Hände, tippten gegen meinem Mund und ich betrachte Morrigan aufmerksam. Ihr Haltung war mehr als angespannt. Allein die weißen Fingerknöcheln verrieten es mir.
    Ich wünschte mir, ich könnte mit einem einzigen Fingerschnippser die alte Morrigan herbeirufen. Diese kannte ich nicht, wollte sie aber kennen lernen. Die frau da, besser gesagt das Häuflein vor mir hatte etwas fremdes, anormales an sich. Der Mensch wurde oder war zerstört worden. Sah das keiner? Gab es hier keinen der sie von früher kannte?
    Fragen über Fragen warf das Häuflein vor mir auf. Welche Antwort würde ich jetzt von ihr erhalten?