Beiträge von Tiberius Helvetius Faustus

    So folgsam und scheinbar ohne ein Zeichen der ängstlichen Verwirrtheit wie beim letzten Mal, dachte ich. Prüfend schaute ich wieder auf die Sklavin, was war geschehen und was hatte ihren Blick so verändert? Ich zupfte an meiner Unterlippe herum, merkwürdig diese großen Augen, dachte ich mir.
    Du bist sicher du warst beim Spenden verteilen?
    Leise, mehr zu mir selber kam die Frage. Was war das, was Morrigan gerade brabbelte? Ja für mich war es ein brabbeln, ein stumpfsinniges wiederholen eines Textes. Verärgert fuhr ich sie an.
    Ja sicher eine Serva, eine Sklavin bist du. Wie lange du es bist liegt in der Hand der Götter. Warum so dramatisch, dein Besitzer ist Claudius Menecrates und damit wenn du so willst auch Rom, denn wir alle stehen im Dienste Roms. Doch das wusstest du doch schon immer, solch eine neue Erkenntnis ist es nun wirklich nicht. Je nach Stand habe wir mehr oder weniger Freiheiten.
    Himmel nun hör mit deiner Serva auf, du bist Morrigan und von dieser Morrigan möchte ich jetzt mehr von ihrem Leben vor Rom erfahren. Ob du dies nun von Bedeutung hältst oder nicht, ich halte es für von Bedeutung und möchte jetzt dazu etwas hören.

    Jetzt war ich wirklich verärgert, was kam sie mir immer mit der Serva, das hatte sie doch vorher nicht gesagt. Misstrauisch schaute ich zu ihr hinüber.
    Du warst wirklich nur Spenden verteilen? Mit wem?
    Verärgert griff ich nach einem Krug Wein und schenkte mir ein, ehe ich eine großen Schluck nahm. Ich musste gerade etwas Übles runter spülen. Ich lag nicht mehr auf meiner Kline, ich war aufgestanden und wanderte im Zimmer umher und warf Morrigan mal einen tadelnden, mal eine fragenden und auch und das meist einen prüfenden Blick zu.

    Zitat

    Original von Magrus


    Morrigan war nicht da? Musste ich mir Sorgen machen?
    Danke das du ihren Dienst übernommen hast.
    Noch in Gedanken nahm ich das Metallstück und erst als ich es in der Hand hielt konzentrierte ich mich darauf und betrachtete es. Ich zuckte mit den Schultern, es sagte mir nichts. Ein Anhänger oder ein Plakette, wer wusste schon wem dieses Teil gehörte, bei dem Besucherstrom in der Villa war es schwer einzuschätzen.
    Ich kümmere mich darum und werde versuchen heraus zu finden was es bedeutet oder wem es gehört.
    Damit steckte ich das Teil ein, nahm ein paar As von einem Tisch und drückte sie Magrus in die Hand.
    Danke du kannst gehen.
    Damit drehte ich mich ab und grübelte über Morrigens verbleib nach.

    ~~~~~~~~~~~


    Es klopfte und nach meinem herein riss mich Morrigans leise zaghafte Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu ihr um und starrte sie wie einen Geist an. Wie lange ich vorher dagestanden hatte wusste ich nicht, doch das hier war …...
    Ja bitte stell es ab und setz dich hin,
    antwortete ich erleichtert. War es meine Angst es wäre ein Spuk oder was war es, was mich so reagieren ließ. Dann sah ich es, Morrigan sah noch schlechter aus, doch da war etwas anderes in ihrem Blick. Bei ihrem letzten Besuch in meinem Zimmer las ich Hektik, Panik und unterdrückte Angst in ihren Augen, jetzt drückte alles an ihr etwas Neues, Fremdes für mich aus.
    Man sagte mir du wärst nicht zu finden, wo warst du? Aber vor allen Dingen wie geht es dir heute? Ja und die eine Sache vom letzten Mahl hast du mir noch nicht beantwortet, erzähle mir von deinem Leben, vor der Versklavung....dabei vergiss aber nicht zwischen durch zu essen und von dem Wein zu trinken. Das ist eine Anweisung der du gehorchen wirst.
    Bewusst hatte ich letzteres in einem harten Ton geäußert, ehe sie auf die Idee kam es abzulehnen.
    Du musst dir keine Sorgen machen deine Arbeit wird erledigt.
    Langsam ging ich zu einer Kline und ließ mich darauf nieder. Sie sollte sehen heute würde sie mehr Zeit hier verbringen.

    Fernhandel? Eine interessante Sache. Doch wieso und aus welchem Grund sollte ich mir anmaßen zwei Betriebe auszuwählen? Ich war doch kein Raffzahn und anderweitig verschenken war doch eine gute Option, die Familie der Claudier war groß. Auf der anderen Seite ehe der Laden geschlossen wurde und dazu interessierte mich schon solch ein Betrieb und seine Möglichkeiten, vielleicht ergaben sich daraus einmal Reisemöglichkeiten. Wieso hatte ich ihn nicht gleich gewählt? Bestimmt wegen den Lämmern, bedingt durch die ganzen Opferhandlungen, die der Consul im Zuge seiner Wahlversprechungen durchführte, denn Versprechungen hielt der Claudier, obwohl man versuchte ihm etwas anderes zu unterstellen. Zu dumm ich musste jetzt eine Entscheidung treffen und konnte nicht erst tagelang darüber nachdenken. Seufzend, was sich eher nach einem sich ergeben anhörte, kam von mir,
    ehe der Betrieb geschlossen wird und nur dann, denn ich möchte niemandem etwas wegnehmen, würde ich ihn übernehmen.

    Ich war bestimmt in der gleichen Annahme wie die anderen. Claudius Menecrates hätte uns zu einer Besprechung zum Rennen oder zu Interna der Factio gerufen. Doch seine Frage an mich, bei der ich noch nicht ahnte worauf es hinauslaufen sollte, hatte ich spontan beantwortet. Jetzt begriff ich es ging um Betriebe. Eine gute Idee die Fahrer so zu versorgen, ein richtig kleverer Zug, fand ich.
    Ein wenig verlegen antwortete ich,
    die Schafzucht.

    Verwundert hörte ich dem Consul zu, war ich doch der Meinung, wir würden über Fahrer und Rennen sprechen. Verkniff mir zunächst etwas dazu zu sagen und antwortete spontan,
    Zwei Betriebe besitze ich,
    Dabei viel mir ein, ich hatte noch immer keinen Leiter für das Lupanar gefunden.

    Aufmerksam beobachtete ich das rennen, besonders den Jüngsten im Rennen. Zumindest nahm ich an, nach seinem Aussehen, dass er der Jüngste war. Nicht schlecht dachte ich, wir sollten zugreifen.
    Ich schaute zu Claudius rüber und nickte ihm zu, mit der Annahme, dass er mich verstand.Von Rianorix war ich ein wenig enttäuscht, auch wenn ich wusste, dass nicht jeder Tag gleich war. Doch wie schon öfter angedacht und gesagt, trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Leider war die Suche nach einem Altgedienten bisher ergebnislos geblieben.

    Schon war es passiert, vieles hatte sich verändert. Ich hörte die Frage des Claudiers, musste mich aber zuerst versichern, dass was ich gerade sah auch der Wirklichkeit entsprach.
    Das kann man wohl laut sagen, ich bin angenehm überrascht und hoffe, dass es so weiter geht, ...natürlich für unsere Factio.
    Letzteres schob ich grinsend hinterher.

    Es war soweit, das Finale war im vollen Lauf. Natürlich fieberte ich mit und für unserer Factio. Innerlich schrie es in mir PRAESINA PRAESINA Doch ich war mir selber ehrlich genug und wusste noch würde leider kein Fahrer von uns an der Spitze landen. Dennoch gab ich die Hoffnung nicht auf, das einer unserer Fahrer es einen Platz nach vorne schaffen würde.
    Kurz sah ich Daumen drückend in die Richtung von Claudius Menecrates. Wie mochte es ihm gehen?

    Ja dein Name ist doch Magrus?
    Ohne eine Antwort abzuwarten stellte ich die nächste Frage.
    Wie ich hörte möchtest du Morrigan helfen, dann hätte ich nämlich ein kleines Angebot für dich. Würdest du für ein paar As als kleines Zubrot heute Abend für Morrigan den Spüldienst übernehmen? Ich möchte ihr etwas gutes tun und ihr eine kleine Pause mit gutem Essen gönnen. Sie sieht sehr schlecht aus, findest du nicht auch?

    Ich blieb stehen, was war das? Hörte ich da nicht den Namen Morrigan? Es war nicht meine Art lauschend durch die Villa Claudia zu rennen, doch jetzt blieb ich stehen. Die erste Stimme kannte ich, sie gehörte dem Marco dem Custos Corporis von Claudius Menecrates, mit dem ich oft genug unterwegs zum Schutze des Consuls unterwegs war. Doch die zweite Stimme? Woher nur kenne ich sie, grübelte ich. Da dämmerte es mir, richtig es war der Sklave, der seit neuestem an der Türe stand, kannte ich seinen Namen? Nein ich musste ihn nicht kennen, er war nicht wichtig für mich, zumindest bis jetzt. Was hatte der gerade gesagt, er würde Morrigan helfen? Das traf sich gut, denn mir kam eine Idee.
    Seine nächste Aussage, „Ich kann nicht zum Dominus gehen und ihm sagen, dass sich Morrigan seinetwegen fürchtet“ gefiel mir aber gar nicht. Unbewusst schüttelte ich mit dem Kopf, nein so war es bestimmt nicht richtig. Oder doch? Nein ich glaubte es nicht, dass Morrigan Angst hatte, das war unbestritten, doch der Ursprung der Angst lag in meinen Augen ganz wo anders. Eine Frau die Besitzerin eines Lupanars ist, hat bestimmt keine Angst. Ich kannte Morrigan nicht von früher, doch so eine zierliche Person, brauchte innere Stärke um sich in der Subura in ihrer Position durchzusetzen. Demnach hatte sie sich sicherlich erst mit ihrer Festnahme verändert und somit führte der Weg zu diesem elenden Trecenarius. In Gedanken versunken verließ ich die Villa.

    Ich ertappte mich dabei, dass ich mir innerlich die Hände rieb. Claudius Menecrates hatte es geschafft, dass ein Freundschaftrennen zustande gekommen war. Und jetzt stand ein junger Mann vor uns, der gerne Wagenlenker würde. Schon bestätigten seine Worte meine Gedanken. Vielleicht würde sich ja noch meine geheime Hoffnung erfüllen, ein erfahrener Wagenlenker kam vorbei und meldete sich, um die jungen Burschen zu trainieren und eine Elitegruppe aus ihnen machen. Ich nickte dem Claudier zu, er kannte mich und wusste ich freute mich gerade sehr.

    Energisch schüttelte ich mit dem Kopf.
    Nein, ich habe dir versprochen, alles was hier gesprochen wird bleibt in diesem Raum. Und wer sagt du bist hier nur geduldet? Ich selber war doch bei der Übergabe dabei, da hörte ich nichts dergleichen.
    Wieso bewähren, ich verstand nicht wovon Morrigan redete. Setzte ihr die ganze Situation so zu, dass sie leicht verwirrt war? Das Gespräch warf immer mehr Fragen auf. Wieso sollte der Consul sie vor die Türe werfen?
    Die Tränen die gerade im Sturzbach flossen hätte ich so gerne vermieden, doch aus Erfahrung, von meiner Schwester her wusste ich, manchmal hatten Tränen auch heilende Kräfte. Die kleine Sklavin in die Arme zu nehmen und sie tröstend zu wiegen, getraute ich mich nicht. Ich kam mir schrecklich unbeholfen vor. Jetzt saß ich da und wusste nicht weiter. Am besten lasse ich sie ersteinmal zur Ruhe kommen, überlegte ich mir.
    Nachdem das Schluchzen nachgelassen hatte, meinte ich leise,
    wenn du meinst du du wärst so weit kannst du gehen wenn du möchtest.
    Aufgeben würde ich aber nicht.

    Hm, später ausführen bedeutet dann wohl, ich verurteile dich dann gerade dazu noch länger zu arbeiten und du bekommst noch weniger Schlaf.
    Laut sprach ich aus was ich dachte. Was sollte ich nur mit ihr machen? Angeblich bekam sie genug zu essen, sah aber aus wie ein Hungerhaken. Schlaf bekam sie auch genug. Dies glaubte ich ihr noch weniger, blieb nur noch das Thema Angst und Angst hatte sie eindeutig. Etwas bedrückte sie? Sonst würde sie, für mich hörte es sich zumindest so an, nicht derart betonen, dass ihr niemand helfen konnte. Also benötigte sie Hilfe.
    Um ehrlich zu sein, ich glaube dir nicht. Ich glaube dir nicht, dass du genügend isst, genügend Schlaf bekommst und auch nicht, dass dich niemand unter Druck setzt.
    Beantworte mir noch bitte zwei Fragen, dann nimmst du dir einen Apfel und kannst gehen. Also du bist nicht aus Rom, also wo kommst du her? Du warst früher hier in der Villa Claudia Sklavin, was war deine Aufgabe?

    Ich musste mir eingestehen, sie verstand es wirklich Fragen ausweichend zu beantworten und dennoch steckte die Wahrheit darin. Dominus ich bekomme was ich verdiene. Wer setzte das Maß der Strafe an und wofür? Aber gut für heute war es genug.

    Das Spiel ging weiter, es gefiel mir. Mutig geworden warf ich hinterher,
    1001 Sesterze.
    Wer aber oder besser gesagt in welchem Verhältnis stand meine Nachbarin hier?
    Du kennst den Trecenarius?
    Es war doch wirklich verblüffend wie die beiden miteinander umgingen. Das Geld was sie gerade mit den Vollen ausgab, gehörte doch bestimmt nicht ihr. Sie sollte ruhig wissen, dass ich ihn und seine Aufgabe kannte.

    Für mich war die Versteigerung sehr interessant, denn ich hatte noch nie an einer teilgenommen. Einige boten gleich hunderte von Sesterzen, andere wie auch meine Nachbarin boten eine Sesterze. Es reizte mich, denn endlich hatte ich ein paar Sesterzen auf der hohen Kante und konnte es auch wagen.
    Leider kam mein gebot nicht so mutig um die Ecke, eher zögerlich.
    913 ?

    Oh ihr Götter, dachte ich als Morrigan eintrat. Die ist ja völlig fertig, was macht man nur mit ihr?
    Habe ich dich von einer wichtigen Arbeit weggeholt?

    Meine Reaktion auf ihr aussehen, hörte sich schon sehr unbeholfen an und so versuchte ich es so, wie es eigentlich vorgesehen hatte.
    Bitte setz dich zu mir und bediene dich, es ist reichlich da.
    Ich wusste nicht was Sklaven hier in dem Hause zu essen bekamen, aber bis auf Morrigan sahen eigentlich alle recht gut und gesund aus.
    Bekommst du genügend Schlaf und hat der Medicus dich ohne bedenken arbeiten lassen?
    Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu.
    Du brauchst keine Angst zu haben, alles was hier gesprochen wird bleibt bei mir. Auch wenn ich der Scriba des Consuls bin.
    Während ich mir einen Apfel nahm forderte ich sie nochmals auf,
    bitte iss. Weiß du,
    begann ich,
    ich mache mir Sorgen um dich. Du musst wissen ich habe bis vor nicht zu langer Zeit auf meinem Landgut gelebt und habe dort auch Sklaven. Natürlich müssen sie, wie in der Landwirtschaft üblich hart arbeiten, aber nie sah ich einen Sklaven der in einem solchen Zustand war wie du jetzt.
    Nach einer kurzen Pause ging ich das Thema meiner Gedanken direkt an.
    Um es offen an zu sprechen denke ich, es ist keine körperliche Gewalt die dir so zusetzt. Es ist Angst, ich sehe es an und in deinen Augen. Wer oder was versetzt dich so in Angst? Der Consul? Oder steckt der Trecenarius dahinter? Setzt der dich unter Druck? Droht er dir? Bitte sage es mir, vielleicht kann ich dir doch irgenwie helfen.
    Ich konnte förmlich ihre Angst riechen und hoffte sie würde sich öffnen. So wie es jetzt war, würde sie über kurz oder lang daran zu Grunde gehen.

    Heute scheint wieder ein besonderer happen hier angeboten zu werden dachte ich mir, als ich gerade noch, bevor er die Gardine vorzog, Flavius Scato erkannte. Ja und mein Busenfreund der Trecenarius rannte auch hier rum. Na klar jetzt wollte er auch noch wissen wer welche Sklaven kaufte. So wie der drauf war traute ich ihm zu selber Sklaven zu verkaufen um sie als Schnüffler in die Häuser einzugliedern. Verwundert schaute ich noch ein zweites mal hin. Der konnte Lächeln? Dann war das wohl seine Auserkorene.
    Die angebotene Sklavin näher betrachtend überlegte ich ob sie etwas für mich wäre. Ich brauchte endlich jemanden der sich um meinen *Tempel der Sinne* kümmerte, die Frage war nur konnte sie gut mit Kunden umgehen? Mir ging es mehr um die administrative Arbeit. Durchsetzungsvermögen war gut, aber wenn dann mit dem nötigen Feingefühl.
    Ich beschloss vorerst einmal hier zu bleiben und zu beobachten, da könnte ich doch gleichzeitig.... Schon rückte ich näher an die Frau heran, die von dem Trecenarius angelächelt wurde.
    Ob die soviel Wert ist?
    Murmelte ich vor mich hin und tat so als ob ich mir selber die Frage gestellt hätte.