Beiträge von Amulius Plinius Balbillus

    Die Fahrt war ihm so fürchterlich lange erschienen, aber letztlich war er in Rom angekommen und sein erster Weg, noch ohne vorher zur Casa zu kommen oder sich frisch zu machen, führte ihn zum Tempel der Vesta, wo er hoffte seine Nichte zu finden.
    Er musste endlich Gewissheit haben.
    Sein Gesicht war ein wenig stoppelig von dem Bartansatz und sein Haar zerzaust, aber immerhin hatte er die Kleidung ordentlich an.

    Der Sklave Echymon brachte den Brief seines Herren zum Büro des Pontifex.


    Pontifex Hispania, Helena Tiberia,


    Salve,


    eine private Angelegenheit treibt mich für kurze Zeit nach Italia. Ich werde so schnell wie möglich zurückkehren.


    Vale bene
    Amulius Plinius Balbillus

    Als er ein weiteres Mal mit Brummschädel aufwachte, beschloss er etwas zu tun. Etwas bestimmtes. Er schrieb einen Brief, mit dem er Echymon zum Tempelbezirk schickte, rief nach Libidinosa, die ihm beim Packen helfen sollte.
    Dann ging er schnurstracks zum Hafen.

    'Was hab ich Euch getan? Warum straft Ihr mich so? Oh ihr Götter! Habe ich Euch nicht immer gedient? Mein bescheidenes Leben, mein bescheidenes Wissen und Können habe ich stets in Eure Hände gelegt, stets Euch gewidmet. Oh ihr Götter, wieso nahmt ihr mir nun alles, was ich liebte, was mir, neben dem Dienste an Euch, den einzigen Sinn in diesem Leben gab?'
    Seine Gedanken überschlugen sich immer und immer wieder und er hatte Mühe sich zu beherrschen. Er wollte wüten, wollte schreien, wollte etwas zerschlagen. Doch was würde es bringen.

    Er wachte mit einem fürchterlichen Kater auf.
    Seine Sklaven trauten sich kaum noch in seine Nähe, wenn er betrunken war und wenn nüchtern auch nur wenn nötig. Wenn er sich nicht mit Arbeit ablenken konnte, war er ein schweigsamer, mürrischer Mann geworden.
    Er rief laut nach einem Sklaven, der ein Bad bereiten sollte.

    Das Essen blieb wie so oft in letzter Zeit unberührt. Dafür sprach er dem Wein stark zu.
    Immer wieder gingen ihm die beiden Frauen, die er immer so geliebt hatte, durch den Kopf. Beide nun verloren. Wozu dann das alles noch?

    Er sah ihm einen Moment nach und beschloss, dass es Zeit wurde nach Hause zu gehen und dem Vergessen durch den Wein entgegenzugehen. Oh Alypia, oh Justinia...
    Oh ihr Götter! Warum habt ihr mir die genommen, die ich über alles liebe?
    Er warf den Menschen noch einen Blick zu und ging.

    Seit dem Brief schlug er sich mit dem Hadern mit seinem Schicksal herum. Auch wenn vieles gut lief, der Verlust nun auch noch seiner Tochter hatte ihn runtergerissen. Tagtäglich hatte er das Gefühl ins Bodenlose zu stürzen.
    Und er begann immer öfter auch mit den Göttern zu hadern. Nun war er hier um ein Zwiegespräch zu halten.

    Sie trugen ihn in sein Zimmer, wo er den Rausch ausschlafen konnte. Am nächsten Tag, mit einem Brummschädel und stark nach Wein riechend, begab er sich in die Pflege eines Bades und danach mit frischen Klamotten und nicht mehr nach Wein riechend zur Arbeit.
    Die Arbeit half ihm sich abzulenken, aber kaum war er Abends wieder zu Hause, überrannten ihn die Bilder und Erinnerungen und er griff wieder zum Wein.
    Von nun an verging kaum eine Nacht, in derer er nicht von den Sklaven ins Bett getragen werden musste und Echymon machte sich sehr große Sorgen um seinen Herren und beschloss einmal mit Libidinosa zu reden. Vielleicht könnte sie ihm ja mit diversen Tätigkeiten wieder zu mehr Lebensfreude verhelfen.
    Er wusste, dass sein Herr dies niemals zulassen würde, wenn er es wüsste, aber so konnte das ja mit ihm auch nicht weiter gehen.

    Sim-Off:

    Die Spacio ist aber nicht im Tempelbezirk, oder? ;)


    Er sah die junge Frau und trat auf sie zu.
    Verzeih! Mir wurde von Scribonius Calculus mitgeteilt, dass die Bestattung der Scribonia Hestia stattfinden soll, sobald der Pater Familias in Hispania ist.
    Müsste er nicht längst da sein? Der Pontifex, der die Bestattung übernehmen möchte, als Ehrerbietung der Verstorbenen gegenüber, wartet auf diese Nachricht.

    Nach zwei Stunden sinnlosem Wein in sich reinschütten, vergass er all seinen Kummer und seinen Schmerz um seine Tochter und einmal mehr in den letzten Jahren um seine Frau. Oh wie sehr er sie vermisste und immer noch liebte.
    Der Becher, eben noch in seiner Hand, kippte um und der noch darin befindliche Wein lief über den Tisch und tropfte langsam auf die Erde hinunter. Sein Kopf sank auf den Arm und er schlief stockbesoffen einen traum- und schmerzlosen, schweren Schlaf.
    Etwas später fand ihn einer der Sklaven.

    Nein, nein ich denke...
    Nein, danke, ich weiss noch nicht, was ich schreibe.

    Sie hätte geschrieben, wenn sie was gewusst hätte, da war er sicher. Nein, seine geliebte Tochter war verschwunden. Nun blieb ihm nichts mehr. Vielleicht noch der Weg zum Regionarius, aber was sollte er schon tun können. Schliesslich war sie bereits auf einem Schiff gewesen.
    Nun war er alleine.

    Es ist nichts. ICh hatte nur gehofft, meine Nichte würde mir etwas über den Verbleib meiner Tochter schreiben.
    Er steckte den Brief ein, atmete tief durch und riss sich noch einmal zusammen. Trauern würde er auch woanders können.
    Nun, gibt es noch irgendwelche Anweisungen?

    Er saß in seinem Tablinum und tat das erste Mal überhaupt das, was er tat. Er betrank sich.
    Der Brief von Aquilia lag auf dem Schreibtisch und einiges andere, das vorher da lag, hatte er in einem Anfall von verzweifelter Wut hinuntergefegt.
    Dann hatte er nach Wein geschrien und begonnen sich zu betrinken.
    Nun hatte er auch sie verloren! Die Götter schienen ihn zu hassen!
    Wieder stürzte er einen Becher in einem Zug hinunter.