Beiträge von Lucius Annaeus Florus Minor

    Iulia Phoebe schien trotz ihrem Hilferuf an mich alles im Griff zu haben. Verständlicherweise war sie vom Händler genervt, aber ihre Anweisungen blieben klar und deutlich.


    Dann war alles erledigt und ich blickte mich um. Es schien als wäre die Dame mit einer Sänfte gekommen, welche in kurzer Distanz daneben noch immer auf die Herrin wartete.


    Prima. Dann bitte die Dame, hier ist eure Sänfte. Ich bot ihr die Hand, damit sie leichter einsteigen konnte.


    Der Händler war in der Zwischenzeit ruhig und auch die anderen Menschen ringsum wandten sich wieder ihren eigentlichen Geschäften zu. Teil 1 der Mission war also erreicht.

    Danke für deine Unterstützung. Wir werden ja sehen müssen, was sich ergibt, aber ich glaube, dass ich gute Chancen habe. Mein Vater war sehr bekannt in Rom und viele Menschen denken gut von ihm. Er hat mir also, trotz seines frühen Todes, ein leichtes Erbe hinterlassen.


    Dann machen wir das so? Meldest du dich in der Domus Annaea wenn der Termin deines Opfers bekannt wird, oder weisst du diesen schon?


    Venus ist übrigens eine meiner Schutzgöttinnen.

    Die mütterliche Hand auf meinem Arm strömte Wärme aus, etwas das ich seit langer Zeit nicht mehr verspürt hatte. Ich war meiner Tante unendlich dankbar dafür und legte meine andere Hand auf die Ihre.


    Das werde ich mir merken, Tante. Ich hoffe, dass ich in dieser Hinsicht auch ein grosser Mann werden kann. Handeln sagt mir mehr zu als darüber zu reden!


    Dann wurde ich nachdenklich und schickte ein kleines Gebet zu den Totengeistern meines Vaters und an meine Schutzgötter.


    Danach: Meinst du es ist erlaubt morgen nochmals herzukommen und meinem Vater auch mit einigen kleinen Opfergaben zu gedenken?


    Die genauen Verhaltensregeln im Ulpianum kannte ich ja noch nicht, aber da sich die Ehrenhalle im Tempel der vergöttlichten ulpischen Kaiser befand, nahm ich an, dass es vielleicht möglich sein sollte.

    Selbstverständlich hatte ich gar nichts dagegen, dass Duccius sich nun auch zu Wort meldete. Es wäre ja auch nicht höflich gewesen, ihn einfach aus den Gesprächen auszuschliessen und so nickte ich ihm aufmunternd zu. Er konnte ruhig auch mit Trabea reden, dann würde ich die Zeit finden, auch bei den beiden anderen Herren einmal wieder "vorbeizuschauen".

    Das tönt gut. Da ich selbst auch den Cursus Honorum beginnen möchte, muss ich aber für die Einreichung meiner Kandidatur auf die nächste Wahlperiode wieder in Rom sein!


    Dass ich mit dem jungen Iulius zusammen vielleicht sogar noch mehr Chancen haben könnte als alleine, das dachte ich derweil noch nicht.

    Das würde mich sehr freuen. Ich schlage aber vor, dass wir nicht fahren, sondern reiten. Was meinst du? Das sollte doch irgendwie machbar sein für 2 junge Männer wie uns, oder nicht?


    Die Aussicht auf einen etwas längeren Ausflug auf dem Rücken eines Pferdes machte auch mich sofort froh, denn noch hatte ich keine Pflichten, welche mich in Rom täglich in Beschlag nehmen würden.

    Die Geschichte erinnerte mich etwas an die vielen Stunden, welche ich in Mantua mit den Pferden der Factio verbracht hatte, als dort noch das Trainingsgelände in vollem Gebrauch war und auch der König von Tylus mit seinem Gespann oft dort verweilte.


    Ja, die Pferde und ihre Eigenheiten! Von Klein auf hatte ich auch viel mit ihnen zu tun, in Mantua, auf unserem Landsitz, oder besser gesagt in meinem Geburtshaus. Die Factio hatte damals dort ein grosszügiges Trainingsgelände. Leider wird dieses nun schon länger nicht mehr benutzt. Daher haben wir es zu einem Reit- und Bogenschiessgelände für meine Ausbildung umfunktioniert.

    Nun war die Frage also bereits jetzt ausgesprochen, obwohl ich gehofft hatte, dass es noch etwas länger dauern würde, doch der Senator schien einen ähnlichen Gedanken zu verfolgen, wie ich es bei der Wahl getan hatte.


    Maximus Decimus Meridius war der Patron meines Vaters. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, Senator Decimus Livianus um die Ehre zu bitten, sein Klient sein zu dürfen.


    Ich liess das erst einmal so im Raum stehen und steckte mir schnell nochmals etwas in den Mund, damit ich erst kauen und schlucken musste, bevor ich weiterfahren konnte.


    Leider wird er ja nun in Rom nicht viel für mich tun können, da er nach Germania abberufen wurde.

    Es schien ganz, als hätte Trabea ähnliche Sorgen wie ich selbst, ausser dass meine Suche nach einem Patron bereits erfolgreich gewesen war.


    Die Factio Praesina, soso. Mehr wollte ich darüber nicht sagen. Es war ja jedem selbst überlassen, für welche Rennpartei er jubeln wollte. Dann sollten wir vermutlich die Wagenrennen in Zukunft nicht zum Familiengespräch machen. war alles was ich anhängte, nur um dann gleich auf das nächste Thema zu kommen.


    Bei der Suche nach einem Patronus könnte der heutige Abend ganz interessant sein. Senator Purgitius Macer kannte meinen Vater sehr gut und ich könnte mir denken, dass er in Rom einiges an Einfluss hat. Iulius Licinus ist soweit ich weiss bei den Prätorianern nicht ganz unten angesiedelt, das könnte vielleicht auch Vorteile haben. Da sind also sicherlich 2 Herren anwesend die man in solche Überlegungen einbeziehen könnte.


    Das Thema mit dem König von Tylus liess ich erst einmal aussen vor.

    Nachdem Sorana sichergestellt hatte, dass alle zu Essen hatten, entwickelten sich die ersten Gespräche ganz alleine. Iulius Licinus besprach sich mit Purgitius Macer und die Damen begannen ebenfalls ein erstes Gespräch. Zufrieden gönnte ich mir einige Früchte und andere Vorspeisen, bevor ich mich an Trabea wandte.


    Und Trabea, was hast du in den letzten Wochen so getrieben? Bist du fündig geworden, was du gerne tun würdest?


    Ich hatte meinen einzigen echten Verwandten nun doch einige Wochen nicht gesehen und war gespannt, was er berichten wollte.

    Wenige Momente später sah sich Iulia Phoebe dann auch um und schien mich zu entdecken. Ihren ersten Ausruf konnte ich im Lärm noch nicht verstehen, aber als sie auf mich zurannte und vor mir stand wurde klar, dass sie meine Hilfe wollte.


    Salve Iulia Phoebe, es freut mich dich zu sehen, auch wenn du einen schrecklichen Vormittag hattest. Das tut mir in der Tat sehr Leid! Natürlich geleite ich dich gerne zurück zur Domus Iulia. damit war schon einmal klar, wohin mich meine nächste Schritte führen würden.


    Ist denn hier alles geregelt? Der Händler scheint noch immer ziemlich aufgebracht zu sein. fragte ich noch nach, damit am Ende nicht irgend eine Schuld offen bliebe.


    Nach dem jungen Mann, der ebenfalls beteiligt gewesen war, fragte ich bewusst nicht, das wäre nicht höflich gewesen.

    Nun hatte mich der Iulier aber neugierig gemacht. Ein Händchen für Pferde? Wie kommt denn das? Besitzen die Iulier ein eigenes Gestüt auf dem Lande?


    Alles Weitere war wie vergessen. Falls Titus Pompeius Atticus jedoch zu uns stossen würde, würde ich das sehr schnell wieder in Erinnerung haben.

    Die Grösse und Erhabenheit dieses Ortes blieben nicht ohne Wirkung auf mich. Gebannt schaute ich mich um und als wir die Büsten und Statuen der Geehrten abschritten, nahm ich mir bei jeder kurz Zeit die Namen zu lesen. Einige kamen mir bekannt vor, andere hatte ich noch nie gehört, doch die Wirkung verfehlte diese Galerie keineswegs.


    Als wir dann vor dem Bildnis meines Vaters standen, war das Erste was mir auffiel, wie ähnlich ich ihm in der Zwischenzeit sah. Wer bloss einen flüchtigen Blick auf die Büste warf hätte meinen können, ich sei ein jüngeres Abbild.


    Gefangen von diesem Moment bliebt ich mit offenem Mund stehen.


    Als ich dann las, was mein Vater alles vollbracht hatte, dass er nicht nur Senator gewesen war, sondern vermutlich auch ein mehr als bloss erfolgreicher Soldat, auf Grund der errungenen Auszeichnungen inklusive der Corona Exploratoria, dann aber eben auch Flottenkommandant, Rector der Academie und erfolgreicher Politiker, ja sogar Volkstribun, da wurde mir für einen kleinen Moment ganz schummrig. Wie bei allen Göttern sollte ich diesem Erbe bloss gerecht werden?


    Bei allen Göttern! entfuhr es mir, vermutlich etwas zu laut, denn einige in der Nähe stehende Herren drehten sich etwas verwundert in unsere Richtung.


    Bewusst einiges leiser wandte ich mich dann an Sorana: Tante, das hat mir mein Vater gar nie erzählt, was er alles erreicht hatte. Schau nur, sogar Rector der Militärakademie war er und Volkstribun!


    Das war wirklich eine aussergewöhnliche Karriere und vermutlich nach heutigen Gesetzen gar nicht mehr möglich. Dieser Gedanke erleichterte mich schnell ein wenig.

    Ich war erfreut, dass ich in diesem wahren Labyrinth von Gängen und Büros, so kam es mir zumindest vor, gleich auf Anhieb das Richtige gefunden hatte.


    Salve! Mein Name ist Lucius Annaeus Florus Minor und ich habe dieses Schreiben von euch erhalten, wegen einer Erbschaft.


    Aus meiner umgehängten Tasche nahm ich nun die Tabula, welche ich dem Beamten übergab.



    Lucius Annaeus Florus Minor
    Casa Annaea
    Roma


    Nachlassregelung


    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,
    ich bitte, die lange Bearbeitungszeit der Erbschaftssache im Fall deines verstorbenen Großcousins Sextus Annaeus Rufus zu entschuldigen.
    Nunmehr liegt das Ergebnis der Nachlassregelung vor und es weist dich als erbberechtigt aus.


    Ich bitte darum, bis ANTE DIEM VII KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C. (26.5.2018/115 n.Chr.) mir mündlich oder schriftlich mitzuteilen, ob du gewillt bist, das Erbe anzunehmen. Nach Verstreichen der Frist wird der nach dir und gegenüber allen anderen nächstliegende Verwandte des Verstorbenen an deiner Statt als erbberechtigt erachtet.


    Decemvir
    G. Gallius Claudus
    Basilica Ulpia


    Ich bin gewillt das Erbe anzutreten. schob ich noch nach, damit auch gleich klar war, was meine Absicht war.

    Der Senator konnte noch nicht wissen, dass ich sein Geschenk heute sogar angezogen hatte, denn der edle Gürtel war noch unter der Falte meiner Tunika versteckt. Im Verlaufe des Abends würde sich dies aber ganz bestimmt ändern, denn im Liegen war es praktisch unmöglich die Gürtel nicht zu sehen.


    So folgte ich also ins Triclinium, wo ich den Ehrenplatz zugewiesen erhielt. Das war nun doch etwas erstaunlich für mich, da ich ja eigentlich noch ein Niemand war in Rom und nicht erwartet hatte, dass der Senator zu meinen Ehren ein Abendessen abhalten würde. Doch so war es und der dritte Mann, ebenfalls ein Senator, konnte mir je nachdem später ja auch noch nützlich werden, wenn ich im Senat Unterstützung bei einer Sache benötigen würde.


    Nach der gegenseitigen Vorstellung und Begrüssung legten wir uns hin und die Vorspeisen wurden serviert.


    Nun fiel mir die Ehre zu auch das Gespräch zu führen, denn als Ehrengast schwieg man selten den ganzen Abend.


    Nun, nach langer Überlegung habe ich mich entschieden den Weg meines Vater zu verfolgen und unseren Sitz im Senat übernehmen zu wollen. Das bedeutet natürlich, dass ich mich bei den nächsten Wahlen erst einmal um ein Vigintivirat bewerben möchte. Ich denke, nachdem ich mich nun hier in Rom schon etwas auskenne und einige Menschen kennengelernt habe, die nicht ohne Einfluss sind, sollte dies möglich sein.


    Ich hatte noch nicht vor, dem Senator einfach so mitzuteilen, dass er bei der Wahl eines Patronus aus unterschiedlichen Gründen am Ende nicht obsiegt hatte. Bestimmt würde das Gespräch aber später auch auf dieses Thema kommen, denn es war ja völlig unmöglich, ohne Patron mit Einfluss die Karriere in Rom zu machen.

    Sim-Off:

    Ich schreibe mal was mit. Wenn es nicht erwünscht ist, einfach ignorieren.


    In der Menge der Menschen war es leicht, immer wieder irgendwelche interessanten Dinge zu bemerken, wenn man aufmerksam über den Mercatus ging. Heute wurde ich von einem Krachen und dem Gezeter eines Händlers in einer sonst etwas ruhigeren Ecke auf eine Situation aufmerksam. Eine jüngere Frau, die ich schnell als Iulia Phoebe erkannte, da sie erst gerade mit Iulius Licinus an meinem Abendessen teilgenommen hatte, und deren Sklavin schienen einen Zusammenstoss gehabt zu haben mit einem ebenfalls jungen Mann.


    Die Sklavin hatte ein kleines Messer in der Hand, der junge Mann trat soeben einige Schritte zurück und schien sich zu verabschieden. Auf dem Boden lagen die Bruchstücke einer Elfenbeinfigur, welche offensichtlich bei ihrem Absturz das Krachen verursacht hatte, welches mich auf die Situation aufmerksam gemacht hatte.


    Vorsichtig ging ich einige Schritte näher heran, um im schlimmsten Fall als Zeuge etwas aussagen zu können, oder der jungen Iulia zu Hilfe zu eilen, falls der Händler auf dumme Ideen kam. Ich wollte mich auf keinen Fall einmischen, so dass ich doch einige Schritte von der Szene entfernt war. Zu weit um zu hören was gesprochen wurde, vor allem bei dem ganzen Gezeter und Geschreie des Händlers, aber nahe genug um schnell reagieren zu können.