Obwohl ich noch jung und nicht sonderlich geübt war, konnte ich eine Menge Wein ertragen, zumal ich meist wirklich darauf achtete, dass er angemessen verdünnt war. Daher war es absolut kein Problem, beim Schankwirt durch ein Zeichen nochmals eine Kanne zu bestellen. Was Decimus Varenus erzählte war nicht viel, aber es gab mir doch einen kleinen Eindruck. Der Mann schien nicht ganz glücklich. Irgend etwas wünschte er sich, aber er gab keinen Hinweis darauf, was.
Ja, manchmal geht es lediglich darum, was die Götter von uns möchten, aber wir dürfen sie auch um Dinge bitten. Dafür sind die Opfer ja gedacht. Ein Geben und Nehmen eben. Warst du denn noch in Germania, als Decimus Livianus dort als LAPP eingesetzt wurde? Dann wärst du nämlich tatsächlich kurz vor mir dort gewesen und wir hätten uns nur um wenig verpasst. Ich kam, als er wieder aus Germania abberufen wurde.
Der Wein kam und unser Gespräch wurde kurz unterbrochen, als ich noch etwas Wurst und Käse orderte.
Ja, manchmal gibt es lustige Zufälle. Genua kenne ich nicht so gut. Mein Vater starb als ich noch ganz klein war und meine Erziehung fand ausschliesslich auf dem Stammsitz der Annaei statt, obwohl sie sehr umfangreich war. Wir hatten damals zwar bereits andere Senatoren in der Familie und entsprechend auch die Domus Annaea hier in Rom, welche mein Vater gekauft hatte, aber ich kam erst hierher, als ich die Toga Virilis anlegte.
Auf Freundschaft konnte ich immer trinken, auch wenn es noch etwas früh war, abschätzen zu können, ob diese Freundschaft wirklich wachsen würde. Aber es war meine feste Überzeugung, dass man mit korrektem Verhalten mit fast allen Menschen ein arbeitstaugliches Verhältnis haben könnte. Daher erhob ich meinen frisch gefüllten Becher, im vollen Bewusstsein, dass derartige Schmeicheleien und Schachzüge auch zur Politik in Rom gehörten.
Die Voraussetzungen stimmen in der Tat! Auf eine gute Freundschaft! Mögen die Götter uns wohlgesonnen sein.