Beiträge von Feras

    Möglichst nicht die Finger verbrennen und den Kopf einziehen wenn‘s brenzlig wurde, jedenfalls so in der Art nahm sich das Feras für‘s erste vor. Rudimentäres Kampftraining? Das hieß eine Schlägerei beobachten, abwarten bis sie fast vorbei war, möglichst den letzten Schlag austeilen und die Brüder dann einkassieren. Brandschutz, Brandlöschung ( eine cervisia in Ehren ..), Nachtwache, Feras hatte sich das nicht so umfangreich vorgestellt. Aufrechterhaltung des Was? Kultes der Stata Mater? Jetzt wurde es kompliziert. Die erwähnten drei Mahlzeiten und die feste Unterkunft in der castra lenkten ihn vom Grübeln um diesen Kult ab. Befehle waren für ihn nichts neues. Wie; nicht alleine raus gehen? Dienstfrei? Abwarten und beobachten. Nicht gleich am ersten Tag nach Dienstfrei fragen. Erregte zu viel Aufmerksamkeit. Die war nie gut. Was gutes hatte wiederum die gestellte Ausrüstung. Musste er sich seine eigene Tunika nicht ansengen und Blutflecken drauf riskieren. Wieder so ein Wermutstropfen ( kannten den die alten Römer? ) 6 Jahre verpflichten. Ja was sollte er sonst mit der Zeit anfangen. Er hatte ja weiter nichts vor. Tod, Verstümmelung etc. das kam ihm so bekannt vor. Wagenrennen? Bei denen fehlte das Feuer. Das wäre echt fies, da Feuer dazu. Ohh, man konnte die 6 Jahre also auch überleben. Sein Kinder bekamen dann das Bürgerrecht. Feras stutzte, welche Kinder? Wer wollte einen 30 Jahre alten Feuerwehrmann, der mit versengten Haaren, nach Qualm stinkend, dazu mit einem blauen Auge ab und zu mal nach Hause kam. Das Nachts lebensmüde in Rom rumlaufen hatte er beinahe vergessen. Irgendwie gefiel ihm der Irrsinn. Das Sahnehäubchen kam ja noch. Er ein Parther tat das für römischen Bürger, seine Erzfeinde. Nicht direkt seine Feinde. Die der Parther an sich.


    „ Ja, da wäre eine. “ Er erinnerte sich an diesen Dingens. „ Was ist der Kult der Stata Mater ?“ Man wollte ja nichts verkehrt machen. „ Die Erklärung nehme ich auch nach dem Schwur entgegen. Ich bleib ja dann länger.“ Feras machte sich derweil bereit dem Centurio ins Fahnenheiligtum zu folgen.

    Dann galoppieren wir mal los. Oh, verflucht. Was für eine gemeine Frage. Straftaten, nein bisher hatte er keine begangen. Oder ??? Das erste war ein Unfall und bei dem zweiten? Ein Akt von Selbstaufopferung. Er hatte einen Teil der Staatseinnahmen vor räuberischen Elementen in Sicherheit gebracht. War die Gefahr gebannt gab er es wieder zurück. Gaaaanz sicher. „ Nein, ich habe keine Straftaten begangen.“ Eine weiße Weste, vollkommen weiß. Vielleicht mit einem klitzekleinen Grauschleier.

    Pferdemarkt, wieso kam ihm in dem Moment der Pferdemarkt in den Sinn. Ach ja, musterte man Pferde nicht genauso? Fehlte nur noch, "einmal Wiehern bitte."
    Feras machte wie ihm gesagt wurde die Arme zur Seite, streckte die Zunge raus. Die dazu gehörige Grimasse verkniff er sich. Die 10 Kniebeugen machten ihm keine Problem. Fit wie eine kaum getragene calligae.

    Sah er so aus wie einer der Ochsenkarren durch die Gegend fuhr? Feras zog die rechte Augenbraue hoch. „ Es hat zum Freikaufen gereicht.“ Von Erkrankungen war er verschont geblieben. 2 Blessuren am linken Arm, die Narben hinterlassen hatten. Reine Fleischwunden seine Knochen waren alle heil geblieben. Ein Wunder als Auriga. „ Nein, ich war nie Krank." Feras sah sich in dem Raum um. Sehr spartanisch eingerichtet stellte er fest.

    Feras stand mitten im Raum. Er fühlte sich gemustert. War irgend was schlechtes an ihm? Er sah an sich herunter. Die Fragen waren relativ einfach zu beantworten. „ Feras, 30 Jahre, mein Vater hieß Rashno, meine Mutter Dilara. Freie waren sie. Als Vigil keine. Ich weiß wie man Feuer macht und kleine Feuer löscht. Hauptsächlich war ich Pferdejunge und Wagenlenker. Seit dem letzten Jahr kommt die Fertigung und Pflege von Zaumzeug und Geschirren dazu. Mit Lederzeug habe ich die meiste Erfahrung. “ Stall ausmisten, Wasser holen, Pferde pflegen, das war in seinen Augen nicht so wichtig.

    Nach dem, von den Göttern gesendeten Goldsegen, hatte Feras es ruhig angehen lassen.
    In der Nacht vergrub er die vier Säcke mit den Goldmünzen und markierte die Stelle so, dass nur er sie wieder fand. Keine einzige Münze nahm er davon mit. Erst musste Gras über die ganze Sache wachsen, bevor er das Gold für seine Zwecke nutzen konnte.
    Das dauerte, aber Feras hatte Zeit. Das größte Problem, wie hielt er sich in der Zwischenzeit über Wasser? Zurück nach Rom war die einzige Alternative. Genug Wasser war den Tiber herunter geflossen. Gesucht wurde er nicht. Die Subura wäre in der Not Zufluchtsort und Versteck. Seine Idee fand bei ihm anklang.
    Zu Fuß machte er sich, am Tiber entlang, zurück nach Rom.

    Feras war nachdem Fehlschlag mit einem Pferd nach Rom zurückgekehrt. Das römische Pflaster hatte sich als zu heiß und partherfeindlich erwiesen. Ostia weiter südlich war vielleicht eine Möglichkeit unter zu tauchen. Am Tage wollte Feras nicht reiten. Er zog es vor das des nachts zu tun. Das war weit gefährlicher aber er zählte auf sein Pferd, dessen Schnelligkeit und sein reiterliches Geschick. Mit der Peitsche und dem Messer machte ihm ebenfalls keiner was vor. Ihre Handhabung hatte er in unzähligen Wagenrennen gelernt.



    Dunkelheit, kaum etwas zu erkennen. Pegasus scheute, tänzelte auf der Stelle. „ Ruhig, Ruhig.“ Redete Feras auf ihn ein. Vorsicht war geboten. Das war etwas auf der Straße. Feras versuchte etwas zu erkenne, kniff die Augen zusammen. Metall schlug aneinander. Feras war unschlüssig. „ Wer da!“ rief er. Kein Laut. Er stieg vom Pferd ab , bereit gleich wieder aufzuspringen und davon zu preschen. Nichts rührte sich. Er ging langsam weiter. Plötzlich vor ihm ein dunkler Schatten am Boden. Pegasus schnaubte und versuchte nach hinten weg zu kommen. Feras hielt ihn fest am Zügel. Endlich kam der Mond hinter den Wolken hervor und beschien das Szenario. Feras lief es kalt den Rücken herunter. Schnell sah er nach, ob einer der hier liegenden Männer noch lebte. Nichts alle Tod. Ein Überfall? Bestimmt. Wenn sie tot waren, dann brauchten sie nichts mehr von dem was sie bei sich trugen. Der eine trug gut erhaltene Sandalen, bei einem anderen nahm er den Mantel. Eine ganze und unbefleckte Tunika war da schwieriger zu finden. Der da sah gut aus. Feras versuchte sie ihm auszuziehen. Der Mond schien hell und Feras erschrak als er das Zeichen im Nacken des Mannes sah. Egal tot war tot. Die Tunika war endlich seine. Die Waffen, ließ er lieber liegen. Sein Blick fiel auf den Ochsenkarren am Wegesrand. Ein schönes Gespann. Was auf seiner Ladefläche stand war noch viel viel schöner. Und da unterm Wagen glitzerte es im Mondlicht. Goldmünzen!! Schnell sammelte er sie auf. Da waren noch mehr auf der Ladefläche. Die eine Truhe war kaputt. Feras holte sich noch zwei oder drei Mäntel. Wie schön es aus dem Loch rieselte. Ein wahrer Goldregen. Vier Mäntel voller Goldmünzen. Schwer, aber die mussten mit. Während er die kaputte Truhe leer räumte überlegte er was er mit den anderen machen sollte. Die waren verschlossen. Verstecken? Viel zu schwer für ihn. Außerdem würde er mit dem Gespann auffallen. Die vier Mäntel mit den Münzen reichten. Einen nach dem anderen lud er Pegasus auf. Für alle Fälle nahm er eine Gladius den er bei einem der Männer fand mit. Sollten sich andere um den Rest kümmern. Er brauchte jetzt ein Versteck für seine Münzen. Als er an dem Prätorianer vorbei ging spuckte Feras aus. „ Römer !“ zischte er verächtlich. Sein Ziel war das Waldstück an dem er vorbei geritten war. Dort wollte er ein Versteck anlegen.

    Hunger, riesen Hunger, sein Magen knurrte. Er war drauf und dran auf dem Markt stehlen zu gehen. Durch Zufall hörte er zwei Frauen von einer Brotspende reden. Feras streckte den Hals, da drüben war Gedränge. Feras stellte sich an. Es wurde geschoben und gedrückt bis die Tische erreicht waren. Feras bekam, 1 Brot , 1 Stück Fleisch und einen Apfel. Um alles halten zu können, steckte er das Brot in seine Tunika. Fürs erste glücklich rief er : „ DIE GÖTTER MÖGEN DEN EDLEN SPENDER BESCHÜTZEN!!“ Hastig drängt er sich an die Seite. In einer Ecke ließ er sich nieder und begann sich das Brot in den Mund zu stopfen. Zuviel, Feras verschluckte sich, musste husten. Verdammt ist das trocken. Er aß langsamer. Ein Stück Fleisch dazu. Es schmeckte gut, so ausgehungert wie er war.

    Endlich !! Sie hatten es nicht gewagt ihn aufzuhalten. Feras rannte zum Stall. Das stand sein Perseus. Hastig griff er nach dem Halfter am Haken, legte es seinem Pferd an, holte es aus der Bucht. „ Komm, schnell hier weg.“ Flüsterte Feras. Eilig führte er das Tier aus dem Stall. Die Sklaven kümmerten sich nicht um ihn. Einen Blick auf den Toden zu erhaschen war für sie viel interessanter. Feras schwang sich auf den Rücken seines Pferdes, schnalzte mit der Zunge, gab ihm die „Sporen“. Runter vom Hof, weg von den Stallungen. Er musste einen andern Platz finden und dann zurück nach Rom. Zaumzeuge und Sättel herstellen und verkaufen, dass war sein Traum. Das Geld sollte irgendwann für eine kleine Familie in Parthien reichen. Nach Hause zu den grünen Wiesen in den Bergen.


    Sein Vater war Soldat und hatte ihn zum Feldzug mitgenommen.Mit 14 Jahren war er alt genug. Feras kümmerte sich um die Pferde der berittenen Krieger so wie er es zu Hause getan hatte. Bis die Römer kamen, kämpften und siegten.


    Feras atmete durch. Der Antistier war ein mieser Schuft gewesen, das stand für Feras fest. Seine Erfahrungen mit Römern trotz seiner parthischen Abstammung waren bisher nicht schlecht gewesen. Auf Umwegen wollte er wider nach Rom. Er musste dorthin zurück.

    Eine Stallung vor den Toren Rom's


    Man sah ihm an, dass der gestrige Tag mit Wein geendet hatte. Ein Schimmer von Hoffnung hatte er trotzdem in den Augen. Heute Morgen kaufte jemand drei Pferdegeschirre und ein Zaumzeug, was er selbst hergestellt hatte, bei ihm. 50 Sesterzen Klimperten in seiner Tasche. Das Geld war seine Rettung. Jetzt bekam er das wieder was ihm gehörte.


    ~~~


    Seine ersten Tage in Freiheit zeigten ihm, dass es nicht nur gute und schlechte Menschen gab. Er geriet an einen abgrundtief schlechten Menschen, einen Römer.
    Mit dem Abschiedsgeschenk seines Dominus, dem Hengst Perseus war er in Richtung Rom gezogen um sich dort in der Umgebung nieder zu lassen. In einer Stallung bekam er Unterkunft. Der Besitzer Potitus Antistius Perolla nahm ihn freundlich auf. Feras war nicht entgangen, das Perolla mit Kennerblick festgestellt hatte das Perseus ein ausgezeichneter Hengst im besten Alter war. " Was willst du für das Tier haben?" fragte Perolla gleich nach der Ankunft. " Perseus ist nicht zu verkaufen. Wir gehören zusammen." sagte Feras. Perolla gab sich augenscheinlich damit zufrieden. Er begann eine für Feras belanglose Unterhaltung. " Wo stammst du her und was hast du vor?" Feras ließ sich darauf ein. Er ahnte nicht, dass ihm dieses Gespräch einige Tage später zum Verhängnis werden sollte. " Ich stamme aus Susa. Vor drei Tagen habe ich mich frei gekauft und will nun in Rom arbeiten." Perolla lächelte hinterhältig. Sein Plan, den er gerade gefasst hatte, würde ihm dieses wunderschöne Tier bescheren ohne dafür eine Sesterze ausgeben zu müssen. " Ah, du bist Parther und Libertus. Na dann werde ich dir helfen. Du kannst dein Pferd hier kostenlos unterstellen und eine Arbeit suchen gehen. " Feras ließ sich darauf ein, er freute sich über das Angebot. " Gut, das ist freundlich von dir. Ich bin in zwei Tagen wieder da." Perolla nickte zufrieden. Der dumme Parther dachte er bei sich. Dem werd ich's zeigen. Er war einer der Römer, die nicht gut auf Parther zu sprechen waren. Perolla wurde im Krieg gegen die Parther schwer verwundet und musste seinen Dienst, damals im Range eines Centurio, quittieren.
    Feras ging nach Rom, nach 2 Tagen kam er zurück. " Mit Arbeit hat es nicht geklappt. Morgen ...." sagte Feras. Perolla unterbrach ihn. " Wie viel Geld hast du noch?" fragt er scheinheilig. Feras überschlug, was er noch bei sich trug. "15 Sesterzen." Perolla zog die Augenbrauen hoch und machte ein bedauerndes Gesicht. " Tja, das sieht schlecht aus. Das wird nicht reichen. Für das was du bei mir offen hast." Feras sah ihn verwirrt an. Er hatte doch nichts bei ihm offen. " Wie, was habe ich offen bei dir?" Perolla ließ sich eine Tabula bringen. " Hier , kannst du lesen? " Er drückte Feras die Tabula in die Hand. Langsam las Feras was drauf eingeritzt war. " Unterstellung kostenlos. Futter 10 Sesterzen, Wasser 3 Sesterzen, Kämmen 7 Sesterzen, Bürsten 10 Sesterzen, Geschirr säubern und pflegen 3 Sesterzen, Hufpflege 10 Sesterzen. Summa summarum 43 Sesterzen." Feras war fassungslos. So viel Geld hatte er nicht. " Du hattest gesagt..." Perolla unterbrach ihn und nahm ihm die Tabula aus der Hand. " Kostenloses Unterstellen, mehr nicht. Das andere musst du bezahlen. Aber ich mache dir einen Vorschlag. 20 Tage hast du Zeit die Schulden zu begleichen. Dein Pferd bleibt als Pfand so lange hier. Solltest du nicht bezahlen, ist das Pferd mir. Es müsste die Kosten gerade so decken." Feras war immer fassungslos. " Aber..., das kannst du nicht machen." Perolla winkte ab. Für ihn war die Sache erledigt. " Bring mir das Geld und du kannst dein Pferd wieder mitnehmen." Feras wurde wütend. Der Römer bremste ihn aus. " Benimm dich, sonst zeige ich dich bei den Urbaner wegen nicht bezahlter Schulden an und wegen Gewaltandrohung. Was denkst du wem man mehr Glauben schenkt." Feras war wütend, hielt sich nur mit Mühe zurück. " Du bekommst dein Geld in 20 Tagen. Wir machen es schriftlich. " Alles wurde auf einer Tabula festgehalten. Feras sollte die Kosten für das Pferd in 20 Tagen zurück zahlen. Beide setzten ihr Signum darunter.


    ~~~


    Heute war der 20. Tag. Feras hatte durch den Verkauf 50 Sesterzen in der Tasche und begab sich trotz seines leichten Unwohlseins zur Stallung des Antistius. Perolla stand in der Tür seines Officiums und sah den Parther kommen. Mit gespielter überschwänglicher Freude nahm er den Parther in Empfang. " Ich sehe du willst deine Schulden begleichen, dann komm rein." Beide betraten das Officium. Perolla legte Feras drei Tabulae auf den Tisch. Feras staunte. Was hatte die dritte Tabula zu bedeuten? Perolla begann sofort mit der Erklärung. Mit einem süffisanten Unterton in der Stimme klärte er Feras auf und stellte sich dann auch noch als überaus großzügig hin. " .....und weil du ein guter Freund bist habe ich dir die 43 Sesterzen erlassen. Ich bekomme von dir nur 430 Sesterzen. Na das ist doch eine Wort." Dabei legte er Feras den Arm freundschaftlich auf die Schulter. Feras schluckte. 430 Sesterzen? Er nahm die dritte Tabula. " 20 Tage Unterbringung, Verpflegung und Pflege für einen Hengst , Name Perseus, Besitzer Feras" stand darauf. " Du Gauner, du mieser Betrüger." fing Feras an. Er war außer sich. Wütend stieß er Perolla's Arm von der Schulter. Jetzt ging ihm ein Licht auf. " Das hattest du von Anfang an so geplant. Du wolltest meinen Hengst." schrie er und packte den Römer an der Tunika. " Lass mich los du dreckiger Parther!!" Perolla wehrte sich. Ein Schreibpult fiel um. Tabulae schepperten zu Boden. Der Kleidergalgen mit der Centurionenausrüstung stürzte um. Ein hitziger Kampf war im Gange. Perolla war gut in Form. Feras hielt dagegen. In seiner Wut glich er einem wilden Tier. Von Perolla musste er einige harte Schläge und Tritte einstecken. Sein Gesicht war blutig geschlagen. Das hinderte ihn nicht daran dem Römer ebenso ein paar Hiebe zu verpassen. Er stieß Perolla von sich. Kurz standen sie sich regungslos gegenüber. Schnubten wie zwei Stiere. " Nimm meine 50 Sesterzen. Lass mir mein Pferd. Es ist das einzige was ich besitze. Ich zahle dir den Rest sobald zurück wie ich kann" sagte Feras. Perolla fing an zu lachen. Wütend ging Feras wieder auf ihn los, versetzte dem Römer einen Stoß. Der war überrascht, stolperte nach hinten über die am Boden liegende Lorica, fiel rückwärts. Seine Arme wedelten hilflos durch die Luft. Mit dem Kopf krachte er, kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, gegen die Steinmauer und blieb regungslos liegen. Feras stand wie versteinert da. " Perolla?" Der Römer rührte sich nicht. " Perolla!" rief Feras sich über den Römer beugend. Er kniet sich daneben und hielt ihm die Hand vor Nase und Mund. Nichts. Nein, er war nicht Tod. Nein! Feras packte Perolla an der Tunika und schüttelte ihn. " Perolla, steh auf!" Sklaven drängten sich an der Tür zum Officium. Feras wusste nicht was er tun sollte. " Er hat ihn gebrochen umgebracht." flüsterte ein Sklave zu einem anderen. Jetzt begriff er, was er getan hatte. " Nein. Er ist gestürzt!" rief Feras. Er hatte ihn nicht umgebracht. Weg hier, bloß weg hier. Alles war ihm egal. Er wollte nur sein Pferd und dann hier weg. Panisch drängte er die Sklaven, die ihm nicht schnell genug Platz machten zur Seite und versuchte nach draußen zu gelangen.

    Eine Taberna wie jede andere die er bis heute kennengelernt hatte. Feras sah nur flüchtig in die Runde und setzte sich an einen der Tische. "Eine Kanne Wein unverdünnt." rief er dem Wirt zu. Es waren seine letzten Sesterzen, die er da gerade auf den Kopf schlug. Wie es morgen weiter ging, darüber machte er sich jetzt keine Gedanken.
    Die Kanne Wein und ein Becher dazu bekam er gebracht. Der Wirt forderte gleich das Geld dafür. Zechpreller gab es immer wieder. Feras zahlte. 6 As blieben übrig. Das reichte Morgen für Brot.
    Der Wein schmeckte nicht sonderlich gut, aber er machte die Welt bunter. Feras trank. Nach dem 5ten Becher war deutlich zu sehen, dass der Wein seine Wirkung entfaltete.
    In der Kanne waren vielleicht noch 2 Becher. Beim Nachschenken verschüttete Feras einen Teil. Er wischte kurz über den Tisch und trank den halb vollen Becher aus. " Bei Epona, ich möchte so saufen können wie mein Hengst Perseus. Ja, das war mein Hengst und der alte Sack hat ihn behalten. Dem werd ich's zeigen. " Der letzte Becher füllte sich. Feras trank in bis zur Hälfte aus und murmelte vor sich hin. " Ein Parther lässt sich sowas nicht gefallen. Mein Messer wird er zu schmecken bekommen." Der letzte Schluck rann durch seine Kehle. " Morgen ist er dran." Das Aufstehen fiel ihm schwer. Er musste sich am Tisch festhalten. " Bis Morgen Römer." Sein erster Schritt war wackelig. Nach und Nach angelte er sich von Tisch zu Tisch in Richtung Tür.

    Feras sah zu Aranea und dachte. - Was senkst du dein Haupt? Hast du deinen Stolz verloren? Es ist schwer sich gegen diese Masse an Feinden zu wehren. Etwas anderes sind sie für dich nicht. Du hast sie nicht anders kennengelernt. Gib dich nicht auf. Behalte deine Herkunft und den Gedanken an Freiheit in deinem Herzen. -
    Er sah zu dem Römer der im Gespräch mit einer jungen Römerin war. Sie beide boten auf die junge Frau auf dem Podest. Vielleicht hatte sie Glück und ihr zukünftiger Besitzer behandelte sie gut. Er konnte sie leider nicht frei kaufen. Sein Geld reichte nicht. Wieder Rennen fahren? Nein aus diesem Alter war er raus. Irgenwie musste er wieder an Geld kommen. Feras behielt deswegen den Decimer und die junge Römerin im Auge.

    Vor wenigen Augenblicken waren seine Schritte leicht. Jetzt hier auf dem Sklavenmarkt befiel ihn immer diese Schwermut. Vor Jahren... Wie viele waren es bis heute? 16 Jahre? ..hatte er selbst hier gestanden. Bockig und wild wie ein junges Füllen, dem man das erste Halfter angelegt hatte. Ein wehmütiger Blick zurück. Er hatte Glück mit den Menschen und den Göttern. Der Mann der ihn kaufte, brauchte jemanden für seine Pferde. Feras begann als Stallbursche, wurde Pferdepfleger, Handlanger für einen Fahrer und durfte dann selbst fahren. Als Wagenlenker hatte er, mit viel Glück, alle gefahrenen Rennen überlebt und seinem Dominus Ansehen und ein hübsches Sümmchen eingebracht. Das Preisgeld, was Feras im Laufe der Zeit angesammelt hatte nutze er um sich frei zu kaufen. Frei!!! War er wirklich frei? Sehr viel anders fühlte sich das Leben als Libertinus nicht an.


    Feras hörte es, durch Stimmengewirr, Flüche, lautes Lachen, Geschrei. Er ging, horchte, da war es wieder. Von rechts kam es, umgarnte seine Sinne. Eine sanfte, traurige Stimme sang ein Lied. Er verstand kein Wort davon, aber es erinnerte ihn an seine ersten Tage in Gefangenschaft. Trauer, Angst, Einsamkeit und Hass. Ein erstes Gebot flog über die Köpfe der Schaulustigen, Käufer, Verkäufer hinweg. Der Mann der geboten hatte stand schräg hinter ihm. Feras drehte sich ein wenig zur Seite um ihn und das weitere Geschehen im Blick zu haben. Zwei Wächter, an seiner Seite, ein dritter, der für Feras nicht ins Gewicht fiel. Ein Mann, der ein Amt inne hatte? Auf alle Fälle hatte er Geld und einen guten Geschmack. Ob er sich an de Fersen dieses Mannes heften sollte? Vielleicht hatte dieser eine Arbeit für ihn.
    Feras griff nach seinem Geldbeutel. Nein, es war nicht die Summe drin, die er sich jetzt gewünscht hätte.