Beiträge von Azita

    In gewisser Weise war es schon ein erhebendes Gefühl, nach so langer Zeit, endlich wieder einmal beachtet zu werden. Beachtung! Ja, diese brauchte und liebte Azita und in diesem Augenblick war es ihr ziemlich egal, dass die Leute (besser gesagt die Männer) sie wegen des freizügigen Kleides anstarrten und nicht deshalb, weil sie eine echte Prinzessin war. Ja das war sie, aber das interessierte hier niemanden denn die Zeit, als die Menschen in ihrer Heimat sie wegen ihrer Herkunft verehrten, war schon lange und unwiederbringlich vorbei. Aus, vorbei, verstoßen und vergessen … daran konnte Prinzessin nichts mehr ändern und so musste sie sich eben mit solch kurzweiligen Momenten begnügen, in denen sie im Mittelpunkt stehen konnte.


    Na wenigstens hatte ihre Auftritt auch bei Lyciscus Wirkung gezeigt, nachdem Prinzessin ihn schon im Verdacht gehabt hatte, dass er sie mit dem Kleid nur hatte aufziehen wollen. Aber so wie er sie gerade anstarrte, hatte Lyciscus wohl nicht damit gerechnet, dass sie sich traute dieses durchsichtige Kleid in aller Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein Bild für Götter! Azita musste schmunzeln und aus dem Schmunzeln wurde ein vergnügtes Kichern und Glucksen als er plötzlich auf sie zukam. Was sollte das jetzt werden? Azita blickte amüsiert und fragend zugleich zu dem Thraker auf als dieser sozusagen auf "Tuchfühlung" ging. Wohl um sie vor den Blicken der Anderen zu schützen, was ihm ja auch gelang, indem er sie sanft aber bestimmend zurück in den abgeschirmten Bereich des Standes drängte. Irgendwie süß, wie er sich augenscheinlich um ihre "Ehre" sorgte.


    Nun war hier hinten nicht gerade viel Platz und so konnte Azita gar nicht anders, als sich weiterhin ganz eng an Lyciscus anzuschmiegen während sie seine Worte mit wachsendem Vergnügen zur Kenntnis nahm. "Du meinst wirklich, dass das Kleid mir nicht steht?", tat Prinzessin zunächst ganz unschuldig und da sie die Arme beim Zurückweichen etwas nach oben angewinkelt hatte, wusste sie ihre Hände nun nirgendwo anders abzulegen als auf seiner Brust. So nah waren sie sich noch nie gewesen, zumindest nicht in einer Situation, in der es nicht gerade um Leben und Tod gegangen war.


    "Oder willst du mir damit sagen, dass ich nicht gut darin aussehe? … Bin ich etwa zu dick dafür? … Wieso ist es nicht das Richtige? Kann ich es wirklich nicht tragen?", hakte Azita sogleich unbarmherzig nach, da sie sich schon Gedanken machte was genau Lyciscus zu genau diesen Worten bewogen haben mochte: Also... Ich... ähm... denke, das Kleid ist vielleicht doch nicht das richtige!? …Nicht das Richtige? … wie viele Gründe konnte geben, weshalb das Kleid nicht "das Richtige" wäre, doch keiner erschien Prinzessin plausibel genug um zu glauben, dass Lyciscus es genau so gemeint hatte wie er es gesagt hatte. Eine verzwickte Sache, aber warum es den Männern leicht machen, wenn sie schon nicht im Stande waren zu verstehen was genau Frau von ihnen hören wollte?


    Na? Erwartungsvoll - mit hochgezogener Augenbraue - blickte Azita zu Lyciscus auf und sie machte keine Anstalten sich von ihm zu lösen. Im Gegenteil empfand sie es durchaus schön, ihm in dieser Situation so nah zu sein. Warum nur? So genau wusste sie das auch nicht, aber zumindest fühlte sie sich bei ihm geborgen und warum nicht dieses schöne Gefühl genießen, welches sie schon viel zu lange vermisst hatte.

    "Schön langsam?" - nicht mit Azita: "Wenn du weiter so herum trödelst, mein Lieber, dann ist der Tag vorbei ehe wir das ganze schöne Geld ausgegeben haben. … Und wer weiß, wann wir das nächste Mal die Gelegenheit haben ohne unsere Herrin auf den Markt zu gehen", rief Azita ihrem Begleiter frech grinsend zu und sie freute sich sichtlich, dass sie ihn wenigstens dazu überreden konnte, ein Kleid für sie auszusuchen. Endlich erreichten sie den Stand und Azita beobachtete gespannt, für welches der vielen Kleider Lyciscus sich wohl entscheiden würde. Ja welches nur? So viele schöne Kleider … ! Azita war fasziniert von dem riesigen Angebot und es ihr schwer fiel sich zu entscheiden … Das da? Oder das … oder das vielleicht?


    Dieses könnte Dir gut passen … Azita horchte auf und folgte dem Fingerzeig ihres Begleiters. Zwischen all den vielen Kleidern hatte Lyciscus ausgerechnet dieses rote Kleid entdeckt und bei näherer Betrachtung wanderte Azita´s linke Augenbraue langsam nach oben: "Das Rote da? …", vergewisserte sie sich als sie nach dem Kleid griff und schon beim ersten anfassen feststellte, wie ihre Finger durch den dünnen transparenten Stoff hindurch schimmerten. Verspielt ließ Azita ihre Finger noch ein paar Mal durch den fließenden Stoff gleiten. Zugegeben der Stoff fühlte sich sehr angenehm an, doch ihr war klar, dass sie als Sklavin so ein Kleid niemals würde anziehen können. Weder in der villa und schon gar nicht auf der Straße. Dieses Kleid schien eindeutig für ganz "spezielle Anlässe" gedacht zu sein. …


    So wie Lyciscus dabei grinste hatte Azita keine Zweifel, dass ihr Begleiter absichtlich so ein Kleid für sie ausgesucht hatte. Hatte er gehofft, auf diese Weise seiner Rolle als "Einkaufsberater" zu entkommen? Ja ja, typisch Mann! Einkaufen gehen wollen sie nicht. Und schon gar nicht haben sie die Geduld, um sich die ganzen Kleider mit uns ansehen. … Aber wollen, dass wir ausgerechnet solche Kleider für sie anziehen, dachte sich Azita ihren Teil dazu, aber so leicht würde sie es ihrem "Einkaufsberater" nicht machen. Vielleicht tat sie Lyciscus mit dieser Unterstellung ja auch Unrecht, schließlich hatte er ja vorhin selbst gesagt "sie hätten genug Zeit". Andererseits nähme Azita es ihm auch nicht übel und sie wiederum meinte es auch nicht böse. Ein bisschen Spaß wollte sie aber auch haben und so blickte sie das Kleid lange und gespielt nachdenklich an.


    "Hmmm, bist dir sicher, dass mir das steht? Ist das nicht eher für Tänzerinnen geeignet, oder für ein Fest auf dem es etwas lockerer zu geht? Oder …ehm, wie heißen gleich nochmal auf lateinisch die Frauen, die so etwas tragen können? … Lu … Lup … Lupsinen …Lupas, nennt man die hier in Rom nicht so?", Azita kicherte laut und es war unschwer zu erraten, dass sie gerade ihren Spass hatte. Doch damit nicht genug: "Ich hatte eigentlich eher an ein Kleid für die Saturnalien gedacht. Wann hätte ich als arme Sklavin sonst die Gelegenheit, ein so schönes und edles Kleid zu tragen, nicht wahr?", ließ Azita nun verlauten für welchem Anlass sie ein Kleid gesucht hatte. Die Information kam natürlich zu spät, aber nun da Lyciscus diese hatte, könnte er sie ja ernsthaft "beraten" oder aber weiter necken, so wie Azita es nun mit ihm machte:


    "Aber egal. Wenn du meinst es steht mir, dann probiere ich es einfach mal an. … Für dich", zwinkerte sie ihm frech zu und huschte blitzschnell hinter einen der Vorhänge, die der Händler für Anproben vorgesehen hatte. Kurz darauf war hinter dem Vorhang vergnügtes Gekicher zu hören und kurze Zeit später trat Azita in dem roten Kleid (und wirklich nur in diesem) wieder vor den Vorhang. Wie mochte der dünne rote Stoff das Kleides wohl im Schein des Sonnenlichts auf blanker Haut wirken? Der Stoff fühlte sich jedenfalls gut an … so leicht … fast so, als wäre er gar nicht da …


    "Und? Was meinst du, Lyciscus? Nehmen wir es?", fragte Azita keck grinsend und sie warf auch dem Händler einen fragenden Blick zu. Dem stand allerdings nur der Mund offen, unfähig zu sprechen, während er noch damit beschäftigt war mit seinen Augen an ihren Kurven entlang zu fahren. Bei seinem Anblick musste Azia wieder lachen und in dem Moment schepperte es am Stand neben dem Stoffhändler, als ein junger Bursche rückwärts in die Auslage mit den Tongefäßen stolperte … Hoppla, konnte der nicht sehen wo er lang lief? …

    Zitat

    Original von Lyciscus


    "Bei Ahura Mazda … was ist bloß los? Beim letzten Mal war mir doch auch nicht so schlecht? …. Puh!", murmelte Azita und kopfschüttelnd torkelte sie zwischen dem Ladegut des Schiffes hindurch und vorbei an einigen grinsenden Besatzungsmitgliedern. Die Seeleute kannten die angriffs- und streitlustige Partherin noch vom letzten Mal und die Männer wussten, dass mit der "kleinen Sklavin" nicht zu spaßen war. Normalerweise! Heute stellte Azita jedenfalls keine große Gefahr dar, so schlecht wie es ihr ging und prompt nutzte die Besatzung der Nordwind dies schamlos aus, um sich über die "kleine Sklavin" lustig zu machen.


    "He Azita, du hast da etwas grünes im Gesicht. Ist das Schminke?" Fing Einer an und wie im Kanon stimmten die Anderen ein und riefen Azita hinter her: "Ja grüne Schminke ist wohl momentan schick. Tragen alle Frauen in Rom zur Zeit grün, Azita?""Steht dir wirklich gut das Grün!""Nur das blaue Kleid passt farblich nicht ganz, oder was meint ihr?""He Azita, nimm dich vor den Haien in Acht, wenn du dich beim reihern über die Bordwand lehnst. Kleine grüne Sklavinnen schmecken denen nämlich besonders gut""So ein Quatsch, Leute, besser die Haie nehmen sich in Acht wenn diese parthische Raubkatze gleich ihre Krallen aus fährt""Oh ja stimmt. Dann gibt’s heut Abend Haifischflossen zur cena""Das ist die Idee, Jungs, wir binden die Kleine als Köder an ein Seil und angeln uns damit ein paar fette Haie"


    "Ja …ja. … macht euch nur lustig über mich. … Dreckspack! … Möge Ahura Mazda eure Ärsche braten und sie an die Haie verfüttern. Oder ich … tu es wenn … ich … wieder aufrecht … stehen kann", zischte Azita leise und gepresst, denn bei jedem Wort musste sie krampfaft schlucken, um sich nicht zu übergeben. Vorsorglich wankte Azita in Richtung Bordwand und auf dem Weg dorthin wäre sie fast mit Lyciscus zusammen gestoßen. Natürlich hatte der Thraker mal wieder nur Augen für die Aurelia während er langsam über das Deck ging: "He … Lyciscus … aufpassen wo du … oh …du …oh oooohmmmmmmpf", wo du hin läufst hatte Azita eigentlich scherzhaft rufen wollen, doch durch das laute Sprechen bahnte sich der Inhalt ihres Magens nun unaufhaltsam seinen Weg nach oben …


    Mit aufgeblähten Backen hastete Azita blitzschnell zur nächstgelegenen Stelle an der Bordseite und lehnte sich arg weit darüber, gerade rechtzeitig, ehe es aus ihr nur so heraus sprudelte. Einerseits ging es ihr dadurch besser, andererseits verlor sie durch das weite Vorbeugen fast den Halt. Geistesgegenwärtig griff Azita nach einem Seil welches sie kurz davor bewahrte über Bord geschleudert zu werden, als das Schiff gerade in Schräglage ein tiefes Wellental durchkreuzte. Die Nordwind neigte sich dabei so weit zur Seite, dass Azita es nicht mehr schaffte sich zurück zu bewegen. So hing sie also hilflos strampelnd und kopfüber an der Außenwand des Schiffes und sie drohte jeden Moment ins Wasser zu stürzen ...

    Kaum hatte Lyciscus seine "Zustimmung" erteilt da schnippte Azita dem Händler auch schon eine Sesterze zu. "Dein Wunsch ist mir Befehl, Lyciscus! … Also Händler, aufgepasst! … Einmal das Töpfchen, mit dem duftenden Balsam, für meinen Begleiter mit dem skeptischen Blick hier, … auf das er sich hoffentlich irgendwann trauen wird den Duft zu benutzen" Azita kicherte vergnügt über ihre eigenen neckenden Worte, die sie Lyciscus augenzwinkernd zuwarf und als sie das Gefäß in der Hand hielt, schnupperte sie noch einmal ausgiebig daran um zu betonen … "mmmmmh, … wie gut das duftet!". Mit dieser Bemerkung verschloss Azita den Tiegel wieder und verstaute es sicher in dem Beutel, den sie an ihrem Gürtel befestigt hatte.


    "So und wohin nun? …", überlegte Azita laut und ließ sich nicht zweimal bitten, als Lyciscus den Vorschlag machte ein Kleid für sie auszusuchen. "Oh ja! Ein neues Kleid für mich", rief die junge Partherin freudig aus und ihre Augen hatten bereits einen Stand entdeckt, an dem ein Händler ziemlich teure Stoffe und Kleider feil bot. Ein so teures Kleid für eine Sklavin? Daran störte sich Prinzessin natürlich nicht, auch wenn sie keinen blassen Schimmer hatte, wann sie jemals in solch einem Kleid durch die villa Flavia laufen sollte. "Da drüben!! Sieh doch nur wie schön die sind … Komm! Lass uns die mal ansehen, … Nur ansehen!", stieß Azita fasziniert aus und da sie schon ahnte, dass Lyciscus wieder mal eher skeptisch reagieren könnte, packte sie ihn einfach an der Hand und versuchte, ihn daran hinter sich her zu ziehen. "Na komm schon Lyciscus! … Bitte! …Bittebittebitte … ich werde auch nur schauen, versprochen. Oder besser noch … DU suchst ein Kleid für mich aus, Ja? …Na los!"


    Vorsorglich betonte Azita, dass sie ja "nur schauen" wollte, in der Hoffnung, dass der Thraker ihr nicht gleich den Arm ausreißen würde, wenn er sie zu stoppen gedachte. Seiner Kraft hatte sie im Grunde nichts entgegenzusetzen, doch andererseits wollten sie heute doch beide ihren Spaß haben oder nicht? Zudem vertraute Azita auf ihren "Charme" mit dem sie es nicht selten schaffte, die Männer um den Finger zu wickeln so auch jetzt, als sie Lyciscus - mit glänzenden Kulleraugen - einen bittenden Blick zu warf. Azita war jedenfalls gespannt, ob sie es schaffen würde ihren Begleiter bis zum Stand mit zu zerren und mehr noch, welches Kleid er wohl für sie aussuchen würde. Ein paar der Kleider waren nämlich sehr raffiniert und freizügig geschnitten, das hatte Prinzessin schon von Weitem erkannt.

    Der Händler lamentierte weiter über die Frechheit so mancher Kundschaft, die ihn noch in den Ruin treiben würde, was Azita allerdings wenig interessierte. Vielmehr war sie gespannt ob Lyciscus den Duft mochte, den sie für ihn ausgesucht hatte. Naja, sehr begeistert wirkte er nicht und bei seinen Worten musste Azita zunächst herzhaft lachen: "Ach komm, muss ich dir wirklich sagen, was du mit den Frauen anstellen sollst?", zwinkerte sie ihm neckend zu, ehe ihre Augenbraue leicht nach oben wanderte und ein skeptisch wirkender Blick ihn traf. Er sagte tatsächlich, dass er kein Interesse an den Frauen und an dem Zeug habe? … "Aha … ", kam es nur leise und gedehnt über ihre Lippen. Wollte Lyciscus damit etwa andeuten, dass er mit Frauen nichts anfangen konnte? Azita´s Blick mochte vielleicht verraten an was sie spontan denken musste, allerdings sprach sie es natürlich nicht aus. Es genügte schon, dass in dem Augenblick ausgerechnet ein ziemlich aufgetakelter Römer an ihnen vorüber stolzierte und dieser eine derart penetrante Duftwolke nach sich zog, welche kurzzeitig sämtliche Gerüche der Umgebung übertünchte.


    Mit belustigter Miene sah Azita dem Römer kurz nach, ehe sie wieder zurück zu Lyciscus blickte. Wo waren sie gerade stehen geblieben? Ach ja bei dem "Zeug": "Also im Gegensatz zu diesem parfümierten Gockel da … ", nickte Prinzessin dem Römer hinterher: " … duftet dieses Zeug, wie du es nennst, wirklich angenehm. Und warum soll die Herrin dich deswegen gleich ins Verhör nehmen? Wer weiß, vielleicht mag sie ja den Duft an dir so sehr, dass du sie damit um den Finger wickeln kannst und sie dir jeden Wunsch erfüllt?!", erneut zwinkerte Azita dem Thraker frech grinsend zu. Von Lyciscus Einwänden ließ Prinzessin sich jedenfalls nicht beirren und auch wenn sie ihn letztendlich wohl nicht dazu "zwingen" könnte, sich mit dem Duft einzureiben, so wollte sie das Töpfchen doch unbedingt haben:


    "Ich will jetzt keine Kräuter kaufen und Heilmittel brauchen wir momentan auch nicht, oder fühlst du dich etwa krank?", widersprach Azita seinem Vorschlag und schüttelte dabei trotzig den Kopf: "Keine Widerrede mehr! Ich finde das Risiko ist es wert und die Herrin wird dich deswegen schon nicht gleich kreuzigen lassen. Den nächsten Stand darfst meinetwegen dann du für mich aussuchen. … He Händler! Wir kaufen dieses "Zeug" hier. Was soll es denn kosten?", rief Azita dem Händler prompt zu während sie im Begriff war den Beutel mit den Münzen zu zücken …

    Erneut ging es durch ein Wirrwarr aus Straßen, Gassen und Menschenmassen, wobei Azita es dieses Mal nicht so schlimm empfand, wie bei ihrem ersten Gang durch die Stadt. Das lag wohl daran, dass Lyciscus bereits ein paar Abkürzungen kannte und die Menschen vor ihm eher zur Seite wichen als bei ihr. Azita hielt sich also nah an seiner Seite und lauschte den Worten, während sie gemütlich in Richtung Markt schlenderten. Lyciscus zählte unter anderem viele Namen und Regeln auf, von denen Azita allerdings nur einen Bruchteil im Gedächtnis behielt, da sie von den vielen Eindrücken der Umgebung zu sehr abgelenkt war. Nichtsdestotrotz war sie für die Hinweise (wie sie dem Ärger aus dem Weg gehen konnte) sehr dankbar, denn keinesfalls wollte Prinzessin riskieren, ein weiteres Mal verkauft zu werden. Besser als bei den Flaviern und dieser Aurelia würde sie es sicher nicht mehr so schnell treffen, also hieß es sich zu benehmen und die brave Sklavin zu spielen - auch wenn dies schwer fiel.


    Endlich erreichten sie den Marktplatz und jeder weitere Gedanke über hr Schicksal war wie weggefegt. Mit den 10 Aurei in der Tasche fühlte sich Azita wie eine Königin und entsprechend geschäftig stolzierte sie zwischen den Ständen und Händlern umher und hob hie und da die eine oder andere Ware prüfend hoch. Hier gab es so viele schöne Sachen zu bewundern, wobei Prinzessin natürlich stets so tat als würde die Qualität der Ware ihren hohen Ansprüchen nicht genügen.


    Als Lyciscus den Stand mit den Kräutern und Düften erwähnte, ging Azita dorthin und schnupperte neugierig an den verschiedenen Töpfen und Amphoren, während der Händler sie mit argwöhnischen Blicken beobachtete. "Ja, diese Düfte hier sind wirklich sehr aromatisch. … Dieser hier zum Beispiel würde gut zu dir passen", prompt hob Azita ein Töpfchen mit einer rötlich schimmernden und süßlich-herb riechenden Paste hoch, tunkte den rechten Zeigefinger hinein und hielt diesen grinsend dem Thraker unter die Nase. Der Händler war natürlich wenig begeistert, dass seine kostbaren Essenzen von jedermann verprobt wurden und deshalb versuchte er mit beschwichtigenden Worten Azita dazu zu bewegen, das Gefäß wieder zurück zu stellen.


    Azita dachte allerdings nicht daran und klimperte stattdessen provokant mit dem Beutel voller Münzen: "Sei still und stell dich nicht so an! … Hörst du das Klimpern? Wenn ich will, dann kaufe ich deinen ganzen Stand", rief sie dem Händler lachend zu und streckte ihm die Zunge raus, ehe sie sich wieder zu Lyciscus drehte: "Und? … Bei diesem Duft werden dir sämtliche Frauen Rom´s verfallen! … Ich denke wir sollten das für dich kaufen, was meinst du?", pries Azita kichernd (und nicht ganz ernst gemeint) das vermeintliche Wundermittel an, wobei der Duft an sich wirklich angenehm war und gut zu einem Mann passte.

    Zehn Aurei waren nun wirklich kein großes Vermögen, aber immerhin neun mal mehr als der Betrag, den der alte Varro damals für Azita bezahlt hatte. Eigentlich eine Frechheit, dass der Händler sie für diese lächerlich geringe Summe an den Verwalter verscherbelt hatte, wobei Prinzessin natürlich ihr übriges dazu getan hatte, dass der Händler sie unbedingt loswerden wollte. Über dieses unschöne Kapitel schwieg Azita besser und da Lyciscus nichts gegen das Einbehalten der Münzen einzuwenden hatte, bedurfte es auch keiner weiteren Überzeugungsarbeit. "Sehr schön! … Und natürlich schweige ich. Das ist unser kleines Geheimnis sozusagen", grinste Azita breit und sogleich packte sie die Münzen zurück in den Beutel, um diesen wieder im Ärmel ihrer Tunika zu verstauen.


    "Ich beeile mich auch. Bis gleich! Mit diesen Worten verabschiedete sich Azita anschließend, ehe sie bei den Sklavenunterkünften abbog, um noch schnell eine etwas hübschere Tunika als die Arbeitskleidung anzuziehen. Kurz darauf erschien Prinzessin dann am vereinbarten Treffpunkt, wo Lyciscus bereits auf sie wartete.


    ~~~ tbc ~~~

    Der Vorschlag, auf den Marktplatz zu gehen, klang verlockend und es wäre in der Tat sehr hilfreich zu wissen wo dieser lag, falls die Aurelia mal Besorgungen zu erledigen hätte. Auch der Besuch der Tempel wäre eine gute Sache, um eventuell den eigenen Göttern ein Opfer dar zu bringen. Wer weiß, vielleicht ließe sich Ahura Mazda ja erweichen, ihrem Schicksal eine positive Wendung zu geben. So richtig wollte Azita nicht daran glauben, aber wenigstens wäre sie für den heutigen Tag eine ihrer größten Sorgen los (wie sie sich vor der Arbeit drücken solle): "Das klingt wirklich gut! Ich freue mich und ich beeile mich! … Ich will nur schnell die Armreife verstecken, denn die werde ich ja wohl nicht brauchen, bei so einem starken Beschützer", entgegnete Prinzessin ehrlich freudestrahlend, als sie Hand des Thrakers ergriff um sich von der Truhe herunter helfen zu lassen.


    Den Treffpunkt an der porta bestätigte Azita mit einem kurzen Nicken und während sie gemeinsam die Hütte verließen und sich auf den Rückweg machten, zauberte Prinzessin einen kleinen Lederbeutel aus dem Ärmel ihrer Tunika. Das leise Klimpern verriet bereits den Inhalt, noch ehe Prinzessin diesen auf ihre flache Hand schüttete: "Hier sieh mal …", flüsterte Azita verschwörerisch als sie die zehn Goldmünzen Lyciscus vor die Nase hielt: "Diese Münzen hab ich dem toten Varo abgeno …mmmh …ehm, ich meine, ich … ich hab sie mal in Verwahrung genommen, ehe man ihn zur Verbrennung weg gebracht hat. Wäre doch schade gewesen, wenn sie jemand anders entdeckt hätte, oder?, verbesserte sich Prinzessin schnell mit einem unschuldigen Blick in die Augen des Thrakers.


    Prinzessin war sich nicht sicher, ob das Wissen um den "kleinen Schatz" dem Thraker Bauchschmerzen bereiten würde, denn eigentlich gehörte das Geld ja der Aurelia. Aber was waren schon läppische 10 Goldmünzen im Vergleich zu dem riesigen Vermögen das ihr gehörte? Und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, so dachte Azita darüber. Und wie dachte Lyciscus darüber? "Von dem Geld können wir ja ein kleines Opfer für den ollen Varro darbringen, damit er in das Elysium eintreten kann, von dem er mir mal erzählt hatte", schob die junge Partherin noch einen Vorschlag nach, wobei sie nicht vor hatte das ganze Geld für ein Opfer auszugeben. Eher nur einen Bruchteil, denn mit dem Rest wüsste sie besseres anzufangen: "Und von dem Rest kaufen wir uns etwas Schönes, quasi als Entschädigung dafür, dass der Kerl uns beide umbringen wollte, einverstanden?" Mit einem um Zustimmung heischenden Blick tänzelte Azita um Lyciscus herum und packte die Münzen schnell wieder weg, denn sie hatten die Sklavenunterkünfte fast erreicht …

    Irgendwie wurde Azita das Gefühl nicht los, dass Lyciscus ihr immer noch nicht ganz abnahm, dass sie eine echte Prinzess war. Andererseits, was brächte es ihr, wenn er es täte? Dieses Leben gab es nicht mehr, auch wenn sie immer noch darauf hoffte, dass eines Tages ein Wunder geschehen würde. Tja und bis dahin musste Azita ihr Sklavendasein akzeptieren und das Beste daraus machen. Rückblickend betrachtet hatte sich ihre Situation - seit dem Tag an dem ihr Vater sie verstoßen hatte - ja nur verbessert und hier in Rom, bei ihrer neuen Herrin, fühlte sich Azita zum ersten Mal wieder einigermaßen sicher.


    Wozu also die heimlichen Waffen tragen, die ihr im Zweifelsfall zum Verhängnis werden könnten? Zumal Lyciscus nun davon wusste und dieses Wissen um die Giftpfeile ihm etwas Unbehagen zu bereiten schien. Kein Wunder, schließlich trug er ja in gewisser Weise die Verantwortung für die Sicherheit der Herrin und am Ende würde er noch Schwierigkeiten wegen ihr bekommen. Das wollte Azita wiederum nicht und so überlegte sie kurz ehe sie beschwichtigend die Arme hob: "Na gut …na gut … Ich werde die Armreife ablegen wenn es dich beruhigt. Ich denke hier im Haus wird mir schon nichts passieren und falls ich mal allein in Rom unterwegs sein sollte, kann ich sie ja mitnehmen. …. Wäre das in deinem Sinne?"


    Mit diesem Kompromiss könnte die junge Partherin gut leben und so nahm sie die beiden Armreife prompt ab und legte sie neben sich auf die Truhe. Gleichzeitig schenkte sie Lycisus ein nettes Lächeln während sie auf seine nächste Frage antwortete: "Ich kenne mich im übrigen nicht nur mit Gift aus, sondern habe auch gelernt wie man Heil- und Genussmittel herstellt. Natürlich kenne ich mich bei weitem nicht so gut aus wie ein medicus, aber für´s Nötigste sollte es reichen. Wenn du also mal eine Wunde zum versorgen hast, kannst du dich gerne an mich wenden. Natürlich nur wenn du keine Angst hast, dass ich dich hinterrücks vergiften könnte."


    Azita kicherte über ihren kleinen Scherz, denn der ernste Gesichtsausdruck des Thrakers von vorhin hatte so gewirkt, als würde er ihr nicht ganz über den Weg trauen. Andererseits, wem konnte man schon vertrauen? Azita hatte bereits in jungen Jahren gelernt was es im wahrsten Sinne bedeutet "verraten und verkauft" zu werden und deshalb vertraute sie so gut wie niemandem. Bei Lyciscus würde sie vielleicht eine Ausnahme machen, sofern seine folgenden Worte wirklich ernst gemeint waren und er sich für sie bei der Aurelia einsetzen würde.


    "Danke", erwiderte Azita daraufhin knapp aber mit einem dankbarem Lächeln und nun hieß es wohl warten und darauf hoffen, dass in Antium der richtige Zeitpunkt wäre, um die Herrin von ihren "Qualitäten" zu überzeugen. Der Dank galt auch dem Becher mit Wasser, den Lyciscus ihr nachschenkte. Nachdem Azita einen Schluck getrunken hatte, entgegnet sie schulterzuckend auf seiner letzte Frage hin: "Nein, so richtig gezeigt hat mir hier noch niemand etwas und von Rom habe ich auch nur ein paar enge und überfüllte Straßen und Gassen mit bekommen, als ich auf dem direkten Weg hierher war." Wollte der Thraker damit etwa andeuten, dass er sie herumführen und ihr Stadt zeigen wollte? Na das wäre ja tausend Mal besser als arbeiten!!!!! Da begannen ihre Augen regelrecht zu leuchten, bei dem Gedanken:"Meinst du, du könntest mir ein bisschen was von der Stadt zeigen? …Und unsere Arbeit? Vermisst uns niemand, wenn wir einfach das Haus verlassen? … Und was wollen wir uns ansehen?", fragte Prinzessin sicherheitshalber nach, wobei ihr freudiger Gesichtsausdruck zeigte wie angetan sie von dem Gedanken war, denn ALLES war besser als arbeiten!

    "Vermutlich wärst du dann ein Prinz, ja! … Wobei ein einfacher Bürger niemals in die königliche Familie aufgenommen werden würde. Aber ich will mal nicht so sein und gewähre auch einem einfachen Diener die Freude meines Anblickes", stellte Azita kichernd klar, dass es ohne adelige Herkunft keine Vermählung gegeben hätte und mit einer huldvollen Handbewegung spielte sie die "gnädige Herrin" und tat die scherzhaft gemeinte Frage nach einer möglichen Strafe damit spielerisch ab. Das Gedankenspiel ob ihrer Herkunft war ohnehin müßig, denn weder war Lyciscus von Adel noch konnte Azita in ihr altes Leben zurück. Die Chance, jemals von ihrem Vater gefunden zu werden, war jedenfalls mehr als be .. scheiden. Sie teilten also beide das gleiche Schicksal und sie würden noch für lange Zeit ein Sklavendasein fristen müssen - womöglich ihr ganzes restliches Leben. Lyciscus schien damit ganz gut zurecht zu kommen und anscheinend hatten sie mit dieser Aurelia auch eine ganz umgängliche Herrin erwischt. Ein Grund mehr, den Bogen nicht allzu sehr zu überspannen, denn Azita wollte keinesfalls riskieren, ein weiteres Mal verkauft zu werden.


    Lyciscus wollte ihr dabei helfen und das sogar ganz ohne Gegenleistung. So ein selbstloses Verhalten hatte Azita bislang nur sehr selten erlebt und entsprechend skeptisch runzelte sie kurz die Stirn, ehe sie amüsiert über die Bemerkung mit dem Unfug zu kichern begann: "Wie, du hast gesehen, dass ich auch anders kann? …Ach so, du meinst, als ich auf den alten Varro losgegangen bin? … Na, ich bin in einem Harem aufgewachsen. Du glaubst ja nicht, wie viele Intrigen es dort gibt und … mit diesen Giftnadeln hier, kann selbst eine schwache Frau - wie ich - den stärksten Kerl zur Not außer Gefecht setzen", erklärte Azita mit einem bedeutungsvollen Blick und deutete auf ihren goldenen Armreif, in dem die Giftnadeln verborgen waren. Azita machte keine Anstalten weiter ein Geheimnis daraus zu machen, da Lyciscus ja gesehen hatte, wie sie auf Varro losgegangen ist und sie nicht vor hatte, mit ihren "Waffen" hier bei den Flaviern irgendwelchen Unfug anzustellen. Das wäre mit Sicherheit ihr Todesurteil und Prinzessin hatte nicht vor, ihr Leben leichtsinnig zu verwirken.


    "Ich verspreche dir, dass ich keinen Unfug anstelle und diese Dinger hier behalte ich nur für den äußersten Notfall. …Mein Ehrenwort … Ahura Mazda sei mein Zeuge!", beteuerte Azita, dass sie es ernst meinte und weder sich noch Lyciscus in Schwierigkeiten bringen wollte. Vielmehr wollte Azita nach ihrer langen Odyssee von Parthien bis nach Rom endlich ein wenig zur Ruhe kommen und wenn sich eine passende Verwendung für sie finden ließe, dann würde sie sich - wohl oder übel - in ihr Sklavendasein fügen - müssen (vorerst) …


    Welche speziellen Fähigkeiten könnte Prinzessin also anbieten? "Puh … also, ehm … ich …mmmh ...", da musste Azita erstmal stirnrunzelnd durch atmen und scharf nachdenken: "Ich kenne mich mit Düften, Kleidern und Schmuck aus … und mit Kräutern und Giftstoffen. Zur Not kann ich auch massieren, tanzen, singen und eben einer Patrizierin Gesellschaft leisten. … Ich denke als Leibsklavin würde ich mich ganz gut anstellen. Solange es nichts körperlich anstrengendes ist, … so wie diese furchtbare Gartenarbeit", zählte Azita einige ihrer "Fähigkeiten" auf wobei unschwer heraus zu hören war, dass Prinzessin am liebsten gar nichts arbeiten würde. "Glaubst du die Aurelia benötigt noch eine weitere Leibsklavin? … Ich hab bisher nur diese Mara in ihrer Nähe gesehen. Aber eine römische Patrizierin wird doch wohl mehr als eine Leibsklavin haben, oder? … Wann willst du sie denn fragen, oder soll ich am besten mit dabei sein?" Fragend und mit leicht skeptischer Miene betrachtete Azita den Thraker und sie war sich nicht sicher, ob ihre Worte wirklich überzeugend geklungen haben …


    Sim-Off:

    Spass macht es mir auf alle Fälle, keine Frage! :) Und wenn die Hitzewelle vorüber ist, wird mein Hirn auch wieder leistungsfähiger sein für regelmäßige Posts, versprochen.

    Längst hatte Azita erkannt, dass sie kaum jemanden mit ihrer adeligen Herkunft beeindrucken konnte. Die meisten Leute reagierten mit Belustigung oder eben gar nicht. Lyciscus machte da keine Ausnahme, als er fragte wie er sich verhalten solle, was man seinem frechen Grinsen deutlich ansehen konnte. Azita verzog kurz die Miene, nahm es aber mit Humor, da der Thraker zumindest echtes Interesse an ihrer Geschichte zu haben schien.


    "Nun, kommt darauf an, wer du wärst. Als Gast meines Vaters würde Prinzessin Azita als Anrede genügen. Wobei es fraglich wäre, ob du mich überhaupt zu Gesicht bekommen würdest. Wenn du eine sehr wichtige Person wärst, ein Fürst, ein Prinz oder ein König gar, dann vielleicht … Sehr wahrscheinlich aber nur, wenn mein Vater in Erwägung gezogen hätte, mich mit dir zu verheiraten, … zur Besiegelung eines Bündnisses zum Beispiel", begann Azita zu erzählen, wobei ihre Mundwinkel amüsiert nach oben wanderten während sie sich bildlich vorstellte wie das wohl hätte sein können, wenn sie Lyciscus tatsächlich in ihrem früheren Leben begegnet wäre: "Als einfacher Diener hingegen, müsstest du mich mit königliche Hoheit anreden, aber nur wenn du etwas gefragt würdest und selbstverständlich dürftest du mich niemals direkt ansehen.", erklärte die Ex-Prinzessin weiter und grinste breit, ehe sie wieder ernster wurde.


    Die Vergangenheit und das Schicksal des Thraker schienen im Vergleich zu ihrem viel trauriger zu sein und dementsprechend reagierte Azita leicht betreten mit einem: "Oh, das … das tut mir leid", als sie erfuhr was mit der Familie von Lyciscus passiert war. Im Gegensatz zu ihr hatte sich Lyciscus aber anscheinend mit seinem Schicksal und seinem Status arrangiert, was Azita überhaupt nicht verstehen konnte. Es würde ihr also an nichts fehlen, wenn sie unter diesem Dach alt werden würde??


    Alt und grau und ein ganzes Leben lang Sklavin sein?! Bei dieser Vorstellung schüttelte es Azita regelrecht und das Schlimmste daran war, dass die erhoffte Rettung durch ihren Vater sehr wahrscheinlich nie passieren würde: "Nun, ich …also …ehm, ich denke schon, dass mein Vater irgendwann erfahren wird wo ich bin. Schließlich ist Rom nicht irgendeine Stadt sondern das Zentrum der Welt, oder nicht?" Nein, sehr überzeugt klang das nicht, eher verzweifelt und entsprechend traurig wirkte Azita während sie versuchte sich mit weiteren Erzählungen abzulenken: "Selbst in unserem weit entfernten Land verfolgt man mit Interesse die Geschichten, die Händler und Reisende zu erzählen haben und irgendwann wird Einer von ihnen meinem Vater berichten, dass er dort seine Tochter gesehen hat" Tja soweit das Wunschdenken, die Realität sah wohl anders aus.


    Dass Lyciscus sich damit abgefunden hatte, sein Leben als Leibwächter zu verbringen und er bereit war für diese Aurelia zu sterben, das konnte Azita wiederum nicht wirklich nachvollziehen, auch wenn es sich hier wohl vergleichsweise gut als Sklave leben ließ: "Und du willst wirklich dein Leben hier fristen und darauf warten, dass du dich eines Tages als lebendes Schutzschild für diese Aurelia opferst. … "Mit einem ungläubigen Blick blies Azita die Backen auf und stieß die Luft wieder aus: "Puh, na hoffentlich wird SIE dein Opfer zu schätzen wissen, wobei ich ehrlich nicht hoffe, dass es je passieren wird." Nein, das wünschte Azita ihm wirklich nicht, denn irgendwie fand sie den Thraker sympathisch.


    "Aber wenn die Herrin so fürsorglich und nett ist, wie du sagst, dann wird sie doch sicher auch eine bessere Aufgabe für mich haben, als im Garten Wassereimer zu schleppen, oder?", kam Prinzessin spontan die Idee, dass Lyciscus womöglich etwas für sie tun könnte: "Kannst du sie vielleicht mal bei Gelegenheit fragen? … Ich …ich, also ich würde mich dir gegenüber auch erkenntlich zeigen" Mit großen bittenden Augen sah Azita den Thraker dabei an, wohlwissend, dass sie mit dieser Masche oft Erfolg hatte. Allerdings war ihr auch bewusst, dass sie hier im Grunde nichts war und nichts hatte, was sie als Gegenleistung hätte anbieten können. Nicht, dass Lyciscus noch auf Ideen kam! …"Ehm, ich meine natürlich sobald mein Vater mich gerettet hat, … dann werde ich dich mit Gold und Juwelen belohnen!" Klang das überzeugend? Nicht wirklich, wie Azita selbst eingestehen musste und deshalb wirkte ihr Blick eher fragend als selbstbewusst, mit dem sie Lyciscus abwartend ansah.



    Sim-Off:

    entschudlige bitte die lange Wartezeit, leider dauert es bei mir manchmal etwas länger.

    Die Informationen sollten eigentlich ausreichen, um Varro als die "Wurzel allen Übels" hin zu stellen und hoffentlich würde es die Aurelia damit auf sich beruhen lassen. Azita ging zumindest davon aus, dass es so sein würde, da niemand, außer ihr, die eigentlichen Beweggründe des Verwalters würde aufdecken können. Alle übrigen Sklaven - die eventuell zu Azita´s "Machenschaften" etwas hätten sagen können - waren längst in alle Winde zerstreut und sehr wahrscheinlichen würden sie dies auch für immer bleiben. Azita hatte also nichts zu befürchten, zumindest ging sie davon aus, obgleich sie mit ihrer persönlichen Situation alles andere als zufrieden war.


    Königstochter schön und gut - Rom hin oder her. Im Grunde war Azita ein "Nichts" und dieses Gefühl ein "Nichts" zu sein gefiel Prinzessin ganz und gar nicht. Azita wollte ihr früheres Leben zurück, auch wenn dieses auch nicht nur schöne Seiten zu bieten hatte. Denn als 17. Tochter des Königs stand sie im Grunde ebenfalls auf der untersten Stufe der Bedeutungslosigkeit, womit sie ihrem Vater bestenfalls als "Heiratsobjekt" für die Besiegelung irgendeines Bündnisses gedient hätte, wäre nicht alles ganz anders gekommen. Nichtsdestotrotz bildete sich Azita auf ihre adelige Herkunft sehr viel ein und davon erzählte sie natürlich immer gerne:


    "Ja, das bin ich. Prinzessin Azita, Tochter von König Pakoros dem Zweiten", entgegnete Azita auf die Frage des Thrakers mit voll Stolz geschwellter Brust und im selben Atemzug, eher kleinlaut klingend: " Ach weißt du, … ehm,… das ist eine lange Geschichte. Willst du sie wirklich hören?" Die Frage, wie sie in die Sklaverei kam, war Azita sichtlich unangenehm, aber ein gewisses Mitteilungsbedürfnis plagte die (in Selbstmitleid badende) Prinzessin gleichermaßen, sodass sie durchaus gewillt war ihre Version der Geschehnisse mitzuteilen.


    Zunächst hörte Azita aber, welches Schicksal Lyciscus widerfahren war und auch wenn sie sich ansonsten nicht viel um andere scherte, so berührte sie die Geschichte vom Verlust seiner Familie doch irgendwie: "Oh, das ist … wirklich traurig. … Gibt es wirklich niemanden mehr auf der Welt, der dir nahe steht?", fragte Azita mit traurig wirkender Miene nach, obwohl sie die Antwort darauf eigentlich schon zu kennen glaubte.


    Bei der Frage nach ihrem Alter und ihrer eigenen Zukunft konnte sich Azita allerdings eine belustigt klingende Antwort nicht verkneifen: "Welches Ziel ich vor Augen habe? …Nun, ich bin 17 Sommer alt und habe es bis nach Rom geschafft. Hier werde ich wohl mein Schicksal als Sklavin fristen, bis ich alt und grau bin, … sofern mein Vater mich nicht rechtzeitig frei kaufen wird" Daran glaubte Azita zwar noch immer, doch mit jedem Tag in der Sklaverei schwand auch dieser Hoffnungsschimmer mehr und mehr dahin.


    "Und was sind so deine Ziele? … Oder hast du dich gar mit deinem Schicksal arrangiert? … Die Herrin soll ja ganz umgänglich sein, hab ich zumindest von einigen der Sklaven hier gehört", fragte Azita neugierig (wie sie nunmal war) und mit einem unschuldig wirkendem Augenaufschlag nach. Von einem der Sklaven hatte sie erfahren, dass die Herrin anscheinend ihrem Leibwächter so einige Privilegien zugestand, um die ihn manch einer beneidete. Gut möglich also, dass er sich hier ganz wohl fühlte. Und wer weiß, vielleicht war sie genau an den Richtigen geraten, der bei der Aurelia ein gutes Wort für sie einlegen konnte.

    "Natürlich musst du deiner Herrin alles berichten. … ", bekräftigte Azita ihr Gegenüber in seinem Vorhaben und fügte sogleich noch einige Details aus dem Leben des Verwalters an, um diesen in keinem allzu guten Licht erscheinen zu lassen: "Sie muss auch erfahren, dass Varro die Bücher gefälscht hat. Zum Beispiel die Einnahmen aus den Olivenhainen! Davon hat er Geld in die eigene Tasche abgezweigt. … Und er hat sich in ihrem Haus aufgeführt als gehöre es ihm." Das alles entsprach soweit der Wahrheit. Was Azita wohlweislich nicht erwähnte war der Grund für das Verhalten des Verwalters. Wen interessierte es schon, dass Varro erst durch Azita Gefallen am Opium gefunden hatte und sie ihm so lange schöne Augen machte, bis er ihr regelrecht verfallen war. Ein Luftschloss aus 1001 Nacht hatte Varro für "seine Göttin" bauen wollen und was hatte er am Ende erreicht? … Tja, ob das alles die Aurelia interessieren würde?


    Sollte Lyciscus ruhig berichten, Azita hatte jedenfalls ganz andere Sorgen. Nun, da sie in einem riesigen Patrizierhaushalt leben und (noch schlimmer) arbeiten musste, würde es nicht mehr so einfach sein, sich vor den Pflichten zu drücken. Aber einen Weg würde es schon geben. Die Kunst war nur, ihn zu finden.


    Vielleicht wäre es gar nicht so dumm, sich mit einigen von den Sklaven gut zu stellen, so wie mit Lyciscus zum Beispiel oder mit dieser Mara. Sie war ja die Leibsklavin der Aurelia und soweit Azita mit bekommen hatte, war die junge Griechin charakterlich nicht gerade die Stärkste. Leibsklavin einer Patriziern zu sein, wäre zumindest besser als im Garten die Wassereimer zu schleppen. Na mal sehen, ob die Aurelia noch eine weitere Leibsklavin gebrauchen konnte. Und wenn nicht? … nun, darüber wollte sich Prinzessin zu gegebener Zeit Gedanken machen.


    Zunächst hatte Lyciscus weitere Fragen, für die er sich sogleich entschuldigte. Ein seltsames Verhalten, wie Azita fand. Sie war schließlich in einem Harem aufgewachsen, in dem Intrigen, Mord und Hinterlist an der Tagesordnung standen. Ein Gerücht zur rechten Zeit über die Nebenbuhlerin, ein paar geschnittene Haare in deren Trank, oder eine Schlange unter der Bettdecke versteckt … ja Azita hatte schon vieles in ihrem Leben gesehen das sie gelehrt hatte, dass sie nur sich allein am allernächsten stand.


    Aber gut, die Fragen von Lyciscus fielen nicht schwer zu beantworten und es bedurfte auch keiner Lügen: "Frag mich nur, ich sag dir schon wenn mir deine Fragen nicht gefallen", entgegnete Azita keck grinsend auf seine Worte und gab bereitwillig Auskunft: "Ich stamme aus Parthien, … aus den östlichen Provinzen nahe Baktrien. Mein Vater ist König über eine dieser Provinzen und ich wurde als … nun ja, ich wurde als seine 17. Tochter geboren. … Nur leider hat es das Schicksal nicht gut mit mir gemeint und so fiel ich als Sklavin in die Hände der Römer." Die Tatsache, dass sie "nur" die 17. war, fiel schwer, doch änderte es weder etwas an ihrem Stand noch an ihrem Schicksal, das sie ereilt hatte.


    "Und du? … Woher stammst du und wie kamst du hierher? ...So ein stattlicher Mann wie du bist sicher nicht als Sklave geboren worden, oder täusche ich mich gar?!", stellte Azita im Gegenzug nun ihre Fragen, um die eigene Neugier zu befriedigen und um zu erfahren, mit wem sie es künftig zu tun hatte. Zum Zeichen, dass ihr die Kleidung und die Wunden momentan unwichtig waren, setzte sich Azita auf eine der herum stehenden Truhen und ließ sich einen weiteren Becher mit Wasser reichen. Von diesem trank Prinzessin nun, während sie den Worten von Lyciscus lauschte …

    Schön zu wissen, dass sie Lyciscus gegenüber keinerlei Verpflichtungen hätte, aber zu spät. Nun war es heraus und das Gesagte schien eine ordentliche Wirkung auf ihr Gegenüber zu haben. Was ist denn nur mit dem los? Mit großen Augen verfolgte Azita verwundert, wie Lyciscus sich verschluckte und plötzlich etwas verstört wirkte. Ging ihm der Tod des Verwalters so nahe, oder macht er sich selbst gar Vorwürfe deswegen? Gut möglich, schließlich hatte Lyciscus dem Verwalter einen ordentlichen Kopfstoß verpasst. Azita wusste allerdings auch, dass nicht der Stoß allein den Tod bewirkt hatte, denn auf dem Weg nach Rom war der Verwalter durchaus noch einmal aufgewacht.


    Varro´s Verstand war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits irreversibel dem Wahnsinn gewichen und so war es in Azita´s Augen vielmehr ein Akt der Nächstenliebe gewesen, dem Verwalter den Gnadenstoß zu versetzen. Ein kleiner Stich in die Halsschlagader reichte schon, um das Gift in seinen Körper zu leiten und schon war Varro friedlich und selig für immer entschlafen. Für eine Mörderin hielt sich Azita deswegen nicht. Vielmehr war es eine Tat, mit der sie sehr gut leben konnte, nachdem der Kerl sie bei lebendigem Leib hatte verbrennen wollen.


    Lyciscus schien hingegen sehr betroffen darüber zu sein, dass er womöglich für den Tod des Verwalters verantwortlich war. Er wollte der Herrin sofort davon berichten und sorgte sich gar um potenzielle Familienangehörigen, wobei seine zittrige Stimme verriet, wie aufgewühlt er innerlich war, als er sich nun in seine Kammer zurück ziehen wollte. Dieses Verhalten entlockte Azita nur ein verständnisloses Kopfschütteln.


    "Sei mir nicht böse, Ly… Lys… Lyciscus, so heißt du doch, oder?", hoffentlich hatte sie seinen Namen recht in Erinnerung behalten: Aber ich finde, dass du dir weniger Gedanken um das Schicksal deiner Gegner machen solltest, wenn d ein guter Leibwächter sein willst." Eindringlich sah sie ihm dabei in die Augen: "Ja, …Varro ist tot. Aber vergiss nicht, der Kerl wollte mich bei lebendigem Leib verbrennen und nebenbei das Anwesen deiner Herrin abfackeln. Also ich finde sehr wohl, dass du genau richtig gehandelt hast … naja, und die Tatsache, dass Varro nun tot ist, … nun ja …das ist eben so passiert. … Und ich denke auch nicht, dass allein dein Schlag ihn umgebracht hat. Der Kerl hatte so viele Drogen intus, dass er wahrscheinlich auch ohne dein Zutun am Ende gestorben wäre …" Azitas Stimme klang emotionslos und ihr Schulterzucken deutete an, dass ihr der Tod des Verwalters bei weitem nicht so nahe ging wie ihm und doch wollte sie ihn ein wenig aufbauen, indem sie ihm ein paar Fakten vor Augen führte.


    "So weit ich weiß, hatte Varro keine Familie. … Und auch wenn dem so wäre, so wird es wohl niemand mehr erfahren, nachdem die Stadtwache am Tor den Leichnam wegbringen hat lassen, … wohin auch immer. … Lassen wir das Ganze am besten auf sich beruhen und unsere Herrin sollte das Gleiche tun. Was meinst du?" Ein Vorschlag, der durchaus im Sinne der Perserin war doch letztendlich musste Lyciscus für sich entscheiden, was er nun der Aurelia erzählen wollte. Abhalten konnte sie ihn ohnehin nicht, zu tun, was er wollte und so blieb Azita regungslos stehen und wartete, ob Lyciscus nun weiter reden-, oder sich lieber auf seinen Weg machen wollte.

    "Kleine Königstochter"Na das war ja klar, dass der Kerl sich über ihre adelige Herkunft lustig machen musste. Azita rümpfte die Nase und warf Lyciscus für dessen Bemerkung einen kurzen verschnupften Blick zu, mehr nicht. Er war ja nicht der Erste (und sicher auch nicht der Letzte) der so reagierte und deshalb sparte sich Prinzessin jede weitere Erklärung. Und was das "Drücken um die Pflichten" betraf, dazu sagte Azita besser nichts weiter. Am Ende würde Lyciscus das noch herum erzählen und womöglich würde der maior domus ihr dafür noch schwerere Arbeiten auftragen, als das Wasserschleppen im Garten. Nein, das wollte Azita auf keinen Fall riskieren und deshalb hätte sie sich an dieser Stelle am liebsten von Lyciscus verabschiedet, doch leider hatte dieser anscheinend noch etwas vor.


    In den Schuppen? Zum Beruhigen und entspannen - aha! Und was machte er jetzt? Sind wir ein Paar oder warum legt der Kerl mir seinen Arm so vertraut um die Schultern? Azitas skeptischer Blick vermochte vielleicht ihre Gedanken zum Ausdruck bringen, denn ganz geheuer war ihr das gerade nicht, als Lyciscus sie mit sanftem Nachdruck Richtung Schuppen dirigierte. Er hatte also ein paar Fragen?! Ach daher wehte der Wind. Schnell wurde Azita klar, dass es wohl etwas mit den Geschehnissen in Antium zu tun haben musste und darüber wollte sie eigentlich noch weniger mit ihm reden, als über alles andere. Was ging es ihn überhaupt an, was sie die ganze Zeit über gemacht hatte? Hatte die Aurelia ihm den Auftrag gegeben, oder war es reine Neugier weshalb Lyciscus ihr all diese Fragen stellte.


    Azita mahnte sich selbst zur Vorsicht. Rom war nicht Antium! In Antium hatte sie es mehr oder weniger "nur" mit dem Verwalter zu tun gehabt und den konnte sie spielend um den Finger wickeln. Hier in Rom würde das nicht mehr so einfach laufen. Hier gab es viel mehr Herrschaften (und auch Sklaven) die über ihr standen und die das Sagen hatten. Und Lyciscus machte durchaus den Eindruck, als hätte er so einiges zu sagen. Den Eindruck hatte Azita zumindest von dem Leibwächter der Aurelia, während sie erst einmal einen tiefen Schluck Wasser aus dem überreichten Becher trank. Andererseits wollte sich Prinzessin von niemandem etwas sagen lassen und so überlegte sie fieberhaft, wie sie Lyciscus am besten "um den Finger wickeln" könnte. Sollte sie besonders nett zu ihm sein, oder eher zickig? Sollte sie seine Fragen beantworten, oder sollte sie ihm offen ins Gesicht sagen, dass er sie sich sonst wo hin stecken solle … Aber nein! An letzteres dachte Azita nicht wirklich ernsthaft, zumal Lyciscus ihr schon zweimal das Leben gerettet hatte und außerdem schien er ja ganz nett zu sein …


    "Du stellst ganz schön viele Fragen. … Soll das hier ein Verhör werden? … Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich mich gleich bei dir melden und dir Bericht erstatten soll. ging Azita schließlich in einer Mischung aus neckendem und schnippischen Tonfall auf die Worte des Thrakers ein und grinste ihm dabei frech ins Gesicht. Gleichzeitig zeigte sie sich aber auch gespielt einsichtig, indem sie ihm mit einem entschuldigendem Augenaufschlag tief in die Augen blickte und mit ernster Miene weiter sprach:


    "Nun, was den Verwalter betrifft, so hat sich sein Zustand seit unserer Ankunft hier in Rom nicht mehr verändert … Einen medius brauchten wir jedenfalls nicht mehr zu konsultieren, um das festzustellen" Toter als tot ging ja schließlich nicht und auch wenn das wohl nicht gerade lustig war, so scherte sich Azita nicht weiter um das Schicksal des alten Lustmolches, der versucht hatte sie beim lebendigen Leib zu verbrennen: "Aber wenn du wissen willst, wo genau man ihn hin gebracht hat, dann musst du schon die Stadtwache am Tor fragen. Ich weiß es leider nicht und es interessiert mich auch nicht." Gab Azita schulterzuckend, aber wahrheitsgemäß wieder, was passiert war wobei sie es aber nicht unterlassen konnte, die eigentliche Information seines Todes bewusst auszusparen.


    Mit großen fragenden Augen sah Azita Lyciscus nun an, darauf wartend, ob ihm diese Informationen genügen würden ...

    Wie bitte, an die Arbeit gewöhnen? Der Kerl beliebte wohl zu scherzen. "Arbeiten … pffffff … Ja ja, … Ich könnte, … aber ich mag nicht", murmelte Azita eher zu sich selbst gesprochen zurück. Prinzessin hatte gerade ganz andere Sorgen, Nöte und - vor allem - Schmerzen auszustehen. So wie Azita sich gerade aufführte war klar, dass in ihren Augen da hinten eine riesige Fleischwunde klaffen musste, so arg wie der Dorn gerade in ihre empfindliche Haut piekste. Das war schlimm und entsprechend laut tat Azita ihr Leid der Umwelt kund, denn nur mühsam konnte sich die Perserin einigermaßen beruhigen, wobei ihr auch nicht viel anderes übrig blieb, nachdem Lyciscus sie packte und erst einmal ruhig stellte. Schnaubend und wimmernd zugleich "ergab" sich Prinzessin schließlich ihrem Schicksal und harrte mit zusammengekniffenen Augen dem Moment der Erlösung.


    "AAAAAAAAAAAAAAUUUUUUAAAAAAAAAAAAA" Ein letzter herzzerreißender Schrei, der sämtliche Vögel in den umstehen Bäumen auf scheuchte, dann ließen die "schrecklichen Schmerzen" endlich nach. Ging es ihr jetzt besser … hatte sie noch Schmerzen? Azita atmete einmal tief durch und sie musste erstmal einige Sekunden überlegen, ehe sie die Frage von Lyciscus beantworten konnte:


    "Ja … nein … ich meine ja, es geht mir besser .… Aber weh tut´s noch immer. … Trotzdem kannst mich jetzt loslassen … und … danke" Diesmal klang Azita ein wenig kleinlaut, denn peinlich war ihr der eigene Auftritt am Ende dann doch. Das "Danke" kam allerdings eher genuschelt über ihre Lippen und es dauerte keine Sekunde, bis die Wut über den Dornenbusch ihr Gemüt wieder anheizte:


    "Was soll eigentlich das ganze Unkraut hier? Können sich die blöden Römer keine schöneren Pflanzen leisten? Dieses Gestrüpps-zeugs-dingsda ist ja lebensgefährlich …. pah!" Azita warf dem Strauch einen bösen Blick zu und spuckte trocken vor ihm aus. Dann blickte sie wieder zu Lyciscus und ihre Augen begannen herausfordernd zu funkeln, um die eigene Schmach der Verlegenheit schnell wieder vergessen zu machen. "Ich hab dich übrigens auf dem Weg hierher beobachtet! … Dieser Schuppen da, ist ja das perfekte Versteck! … Du wolltest dich wohl auch um die Arbeit drücken und ein kleines Päuschen machen, gib´s zu!" Keck grinsend, konfrontierte Prinzessin ihren "Retter" sogleich mit der Tatsache, dass sie ihm nach spioniert hat und weil Angriff in ihren Augen die beste Verteidigung war, unterstellte sie ihm genau das was ihre eigene Absicht gewesen war. Dummerweise verriet sie sich mit dem Wörtchen "auch", aber das fiel ihr selbst gar nicht auf ...

    Schwer und schnell ging Azita´s Atem und sie musste alle Kraft zusammen nehmen um nicht in Panik zu verfallen, da jede kleinste Bewegung ihr irgendwo am Körper einen Stich versetzte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann endlich Lyciscus um´s Eck und am liebsten hätte Azita ihn gefragt, was da so lange gedauert hat. "Was …warum … " War er blind oder was? Kurz verengten sich Azita´s Augen zu einem wütenden Funkeln, was aber im Grunde ihrer selbst verschuldeten Lage galt und weniger ihrem "Retter" in der Not (und das schon zum zweiten Mal): "Ich … ich häng hier fest, verdammt nochmal. … Das siehst du doch! … Wie soll ich mich da beruhigen Autsch …Au AU … So tu doch endlich was!! AAAUAAA" Eine weitere unbedachte Bewegung und wieder stachen die Dornen von allen Seiten in ihren Leib.


    Beruhigen! Der hatte wirklich Nerven. Azita stand kurz vor einer Panikattacke und was tat Lyciscus? Tätschelte erstmal zur Beruhigung ihre Schultern und fummelte anschließend eine weitere gefühlte Ewigkeit an ihr herum. Hin und her … und hin und wieder her … in alle möglichen Richtungen und das in einer atemberaubenden Langsamkeit, dass Azita fast erstickt wäre da sie die ganze Zeit kaum noch zu atmen wagte. Ging das nicht schneller? Von den winzigen Fortschritten, die sie so machten, bekam Prinzessin jedenfalls nicht viel mit und auch nicht, wie Lyciscus da halbnackt vor ihr stand und sie dabei fast schon innig umschlungen in seinen Armen hielt. Erst als sie seine Hand auf ihren Rücken spürte, realisierte Azita, dass nun der entscheidende Moment gekommen war und ihre Augen wurden riesengroß. Hatte er den Verstand verloren?


    "Moment mal! Nicht so schnell … mach lieber langsam … " weiter kam Prinzessin nicht, schon hörte sie ein lautes "Ratschen" ihres Kleides, spürte einen heftigen Stich in ihren Hintern und mit einem spitzen Aufschrei flog sie regelrecht in seine Arme. Flüchtig schlang Azita dabei ihre Arme um seinen Hals, um sich im nächsten Moment schon wieder auf eigenen zitternden Beinen wieder zu finden. Bin ich verletzt? Noch völlig neben sich stehend, betrachtete Azita zunächst ihre Hände und Arme. Da waren einige rote Kratzspuren! "Ich …ich blute …", stellte Azita trocken fest ohne darauf zu achten, dass Lyciscus ihre Haare zu richten begann. Dann tastete sie mechanisch mit den Händen ihren Körper von oben nach unten ab, fand auch einige Risse und Löcher in ihrer Tunika, doch anscheinend waren alle Körperteile noch dran, was Prinzessin ein bisschen beruhigte. "Was ich hier mache? … "


    Azita stieß einen belustigt klingenden Laut aus, ehe sie keck eine nicht ganz ernst gemeinte Antwort zurück gab: "Schon vergessen? Ich war in Antium und jetzt bin ich hier in Rom, weil diese Aurelia mich hierher geschickt hat. … Und hier bin ich nun und darf in der Küche und im Garten niedere Arbeiten verrichten. … Als ob ich, Azita, Tochter von König Pakoros dem Zweiten, nichts besseres zu tun hätte." Azita war sich dabei nicht zu schade, ihrem Retter sogleich das Leid einer echten Prinzessin zu klagen, nachdem sie glücklicherweise nur ein paar Schrammen davon getragen hatte. Wirklich nur ein paar Schrammen? Da meldete sich plötzlich ein leichter pochender Schmerz von ihrer rechten Pobacke und als Azita mit der Hand prüfend darüber strich, stellte sie mit Entsetzen fest, dass da eine faustgroße Triangel in den Stoff ihrer Tunika gerissen war und schlimmer noch:


    "Oh nein! … D.d..da..steckt ein Dorn in meiner Haut … Bei Ahura Mazda! Wenn das eine Narbe gibt, dann sterbe ich." Sofort zog Azita die Hand zurück und wie von der Tarantel gestochen hüpfte sie im Kreis herum, wobei sie durch gelenkiges Verdrehen ihres Körpers vergeblich versuchte, einen Blick auf die schmerzende Stelle zu erhaschen … tja ein Ding der Unmöglichkeit ...

    Tja, wohin jetzt? Zurück - oder lieber warten? Azita beschloss zu warten, in der Hoffnung ihren Weg ungesehen fortsetzen zu können, sobald Lyciscus den Platz verlassen hätte. Allerdings machte dieser vorerst keine Anstalten wieder zu gehen. Was sollte das denn werden? Wollte Lyciscus auf der Holzbank ein Nickerchen abhalten? So war es in der Tat. Na der hat Nerven, dachte Azita, ungeduldig mit den Augen rollend, während sie hier in ihrem Versteck fest saß. Allerdings wollte Prinzessin nicht riskieren, entdeckt zu werden und so kauerte sie weiter still in dem Busch, der wenigstens ein bisschen Schatten spendete. Abgesehn davon bekam Azita langsam Durst und lange hätte es wohl nicht mehr gedauert, bis sie doch den Rückzug angetreten hätte.


    Kurz bevor Prinzessin endgültig der Geduldsfaden riss kam zum Glück wieder Bewegung in die Szene. Mit großen Augen verfolgte Azita, wohin Lyciscus nun gehen würde und dabei hielt sie für Sekunden die Luft an, als er knapp an ihrem Versteck vorüber ging, um seinerseits in den Büschen zu verschwinden. Wo wollte er denn nun hin? Die Neugier siegte und so folgte Azita dem Thraker in sicherem Abstand und so leise wie möglich, bis sie ebenfalls den versteckten Schuppen erreicht hatte.


    Der perfekte Rückzugsort! Schoss es Prinzessin sofort durch den Kopf. Schade nur, dass sie nicht die Einzige war, die ihn entdeckt hatte. Aber wo war Lyciscus so plötzlich abgeblieben? Vorsichtig umrundete Azita den Schuppen und lauschte. Aus dem Inneren drangen dumpfe Geräusche, also musste der dort drinnen sein. Was machte er da bloß? Azita schlich weiter um den Schuppen herum, auf der Suche nach einem Fenster. Dabei achtete Azita dummerweise nicht darauf, dass sie immer weiter in dichtes dorniges Gestrüpp vordrang. Erst als der erste Dorn unsanft in ihren Po stach, bemerkte Azita worin sie gerade im Begriff war sich zu verfangen und einige hektische Bewegungen und Schmerzensschreie später steckte sie völlig bewegungsunfähig in den Dornen fest. "AAAAuuuAAAAA ….Au Au Au Au …." "Verdammt…. Bei Ahura Mazda ….Hilfe …Hilfe …ich stecke fest", rief Azita wimmernd und panisch auf persisch. Ihre Deckung war ihr nun völlig egal, denn ohne Hilfe würde sie von alleine da nicht mehr heraus kommen, außer sie würde riskieren, dass ihr Kleid und ihre Haut von den Dornen in Fetzen gerissen würde.

    Wenn man sich in der Gegend nicht auskannte, sollte man vielleicht nicht einfach "blind" los laufen. Das zumindest stellte Prinzessin schnell fest, nachdem sie die Büsche erreicht hatte. Dahinter lag nicht, wie vermutet und erhofft, der Garten sondern die Wand eines weiteren Wirtschaftsgebäudes. Nun blieb also die Wahl: Rechts oder links herum, an der Wand entlang?


    Azita blickte nach beiden Seiten und stellte fest, das das Gebäude ziemlich lang war und sie von hier aus nur sehen konnte, dass zu beiden Seiten hin, an den Gebäudeecken, weiteres Buschwerk die Sicht versperrten. Wie rum sollte sie nun gehen, um endlich den Garten zu erreichen?? Ein weiterer Fluch entfleuchte dem Mund der Perserin während sie nach dachte. Rechts oder Links? Eigentlich egal, denn beiderseits boten die Büsche einen guten Sichtschutz und so entschied Azita sich zunächst für die rechte Seite.


    Leise pirschte Azita an der Hauswand entlang bis zur Hausecke um dort hinter besagtem Busch in Deckung zu gehen. Vorsichtig bog sie dann ein paar Äste zur Seite, in der Hoffnung, dass sich nun vor ihren Augen sogleich der Garten "ausdehnen" würde. Und? … Pusteblume! … Alles was sich da vor ihren Augen "dehnte" war ein halbnackter Mann, der seinen Leibesertüchtigungen nach ging.


    "Ui … das ist doch DER, der mich aus dem Feuer gerettet hat?! … wie hieß der noch gleich? Luci … Lycu… Lyculus … Lucius … so ähnlich, glaub ich …", murmelte Azita vor sich hin und ihre Augen wurden langsam größer, als sie fasziniert den Bewegungen des in der Sonne glänzenden Körpers folgte. Die Überraschung ihn ausgerechnet hier zu treffen war groß, die Wiedersehensfreude dagegen eher weniger, weshalb Azita auch nicht sofort freudestrahlend und jubelnd aus dem Busch sprang, um ihrem Lebensretter gleich um den Hals zu fallen.


    Nein, im Gegenteil verhielt sich Azita erst einmal mucks-mäuschen-still in ihrem Busch und beobachtete lieber, was weiter geschehen würde. Angst sofort entdeckt zu werden hatte Prinzessin im übrigen nicht, da das Gebüsch etwa 15 Meter entfernt von der Stelle lag, wo Lyciscus (hieß er vielleicht so? :D ) seinem Training nach ging.


    Azita fühlte sich also vorerst in ihrem Versteck sicher. Zumal sie davon ausging, dass niemand ihr gefolgt war, als sie sich vorhin eiligst davon gemacht hatte …

    Ich könnte, aber ich mag nicht


    Rom - die ewige Stadt! Endlich war Azita am Ziel ihrer Träume angelangt. Die anfängliche Freude war allerdings schnell verflogen, nachdem sie einige erste Eindrücke gewonnen hatte. Viel hatte die Perserin zwar noch nicht von der Stadt gesehen, aber das wenige war eher ernüchternd gewesen. Zweifelsohne waren die Römer begnadete Baumeister aber prunkvolle Paläste bauen konnten auch die Parther. Und eigentlich hatte Azita erwartet, dass viel mehr Römer in prunkvollen Gebäuden wohnen würden als in solchen Wohnblöcken wie sie in der suburba gesehen hatte.


    Naja wenigstens war die Behausung dieser Flavier einigermaßen standesgemäß für eine Prinzessin (für die sich Azita immer noch hielt), nur leider konnte sie das alles nicht so richtig genießen. Sklavenunterkunft statt eigenes Schlafgemach, Badezuber statt balneum, Essen nebenher in der Küche statt ausgiebig im Speisezimmer und dann diese ständigen Aufgaben und Arbeiten die sie verrichten sollte, obwohl das schöne Wetter und der Garten eigentlich zum süßen Nichtstun einluden.


    Warum musste das Schicksal nur so grausam zu ihr sein? Azita haderte wieder einmal mit ihrem Dasein als Sklavin und mit der Aufgabe, die man ihr gegeben hatte. Sie sollte beim Gießen der Blumen helfen, indem sie die Wassereimer am Brunnen neben den Sklavenunterkünften füllte und zu den Arbeitern brachte! Klang soweit noch ganz gut, wenigstens war sie an der frischen Luft, aber bereits nach dem ersten Eimer Wasser hatte Azita genug. Denn gefühlt bedurfte es noch einer Millionen Eimer voll Wasser bis der ganze Garten endlich versorgt gewesen wäre.


    "Bei Ahura Mazda, ich spinn doch nicht und schlepp mich hier in der Hitze für das Grünzeug zu Tode", fluchte Azita auf persisch und mit einem schwungvollen Schlenker flog der leere Holzeimer gegen die Wand der Sklavenunterkunft, wo er mit einem lauten Knirschen in seine Einzelteile zerbarst. Von dem unliebsamen Arbeitsgerät befreit fühlte sich Prinzessin gleich viel besser und da im Augenblick niemand in ihrer Nähe war, huschte sie schnell hinter die Mauer und weiter in Richtung der Büsche davon.


    So! Und jetzt erst mal ein kleines Päuschen machen! … Nur wo wäre sie ungestört und niemand würde sie finden? ...