Einmal Exil bitte.
Beiträge von Venia
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Wie ein begossener Pudel stand Hanno da und kam sich nach dieser Schimpftirade seines Chefs ziemlich nutzlos vor. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn er einfach unsichtbar gewesen wäre. Dabei hatte er doch versucht, alles richtig zu machen! Nun gut, Hanno war sicher nicht der hellste Stern am Firmament, aber es war doch auch nicht seine Schuld, wenn dieser Cabrio Dingsbums mit so vielen Informationen auf einmal auftauchte! Das hatte er wirklich nicht verdient! Doch statt aufzubegehren, verhielt er sich ruhig, wortkarg und beobachtete, wie sich sein Chef nun mit dem seltsamen Kunden und seinen Sonderwünschen schlug.
Im Gegensatz zu Hanno verfügte Brig über weitaus mehr Routine im Umgang mit Kundschaft. Daher ließ er den nichtsnutzigen Gehilfen links liegen und griff sofort beherzt zu einer Tabula, um darauf alle wichtigen Informationen in das Wachs zu kritzeln. Dabei widerholte er stichpunktartig die wichtigsten Details. „Aschdloch, Eicheholz, sibbe uff ään und ääner, Curia, Norius Cabbo…“ Schließlich überprüfte er nochmals alle notierten Angaben und nickte dann zufrieden. „Alla hopp, wärd gemacht!“
Dann sah er zu dem jungen Mann auf. Unter seinem struppigen Schnurrbart trat ein Lächeln hervor, was nicht nur an der Tatsache lag, dass jener alles schon im Voraus zahlen wollte. „Zahle willscht aach gleich? Des isch gut! Loss mich emol ibberleche… Jo alla, geb mer verdzich Sesterze un mir sinn quidd!“ -
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Brig, ein Mann, dessen Statur alles andere als hochgewachsen war, wie es sein Name vielleicht dem Leser suggerierte, nickte zufrieden seinem Buben zu. Ja, genau das hatte er gehofft! Aus Hanno konnte doch noch was 'G´scheites' werden. Vielleicht sollte er den Jungen doch noch unter seine Fittiche nehmen und ihm alles beibringen, was man so über den Handel mit Holz wissen musste. Ja – für einen kurzen, einen ganz kurzen Moment genoss er diesen Zustand perfekter Harmonie. Bis - ja bis die Worte des jungen Kunden, der wohl kaum älter sein mochte, als es sein Hanno war, endlich bis zu seinen Gehirnwindungen vordrangen und damit alles mit einem Schlag wieder zunichtemachten.
„Was? Wie? Hä“, fragte er verdutzt während sein Augenpaar vom Kunden zu seinem Aushilfsgehilfen wanderte. „Wi mähnt en der des? Hosch´t äm net helfe kenne?“, platzte es aus Brig vorwurfsvoll heraus. Dem guten Hanno blieb nicht viel Zeit, sich zu rechtfertigen. Eigentlich konnte er nur entschuldigend mit den Schultern zucken und ein „Ei nää!“ herausbringen. Denn schon färbte sich das Gesicht des Holzhändlers dunkelrot und er begann mit seiner Schelte. „Ei, do känntsch´t doch uff de Sau naus reite! Hab ich där net gsaat, was´t mache sollsch´t wenn äner kummt?!“ Letzteres war als rein rhetorische Frage gedacht, denn er erwartete von Hannos Seite keinerlei Erklärungsversuche. So lieferte er auch sofort selbst die Antwort: „Uffschreibe! Uffschreibe sollsch´t, du Dummbeidel!“
Brigs Zorn schien plötzlich riesengroß zu sein, so groß, dass er darüber hinaus fast den Kunden vergas. Bis irgendwann nach vielen weiteren Vorwürfen endlich die Signallampen in seinem Hirn losgingen, die ihm sagten ‚da war doch noch was!‘ Ja, tatsächlich! Da war noch was… der wartende Kunde nämlich!
Nachdem sein Gesicht langsam wieder seine normale Farbe angenommen hatte und er sich mehrmals geräuspert hatte, konnte er sich endlich dem wartenden jungen Mann widmen. „Nix für ungut, der Bub is neu! Jo, was hät´sch dann gern? Wie hoch, wie breit?“______________________
Do känntsch´t doch uff de Sau naus reite! = Das ist ja nicht zu glauben!
Dummbeidel = Depp -
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Langsam wurde es eng für Hanno, dem es sichtlich unangenehmer in seiner Haut wurde. Schließlich brachte es sein Gegenüber auf den Punkt. Genau! Er hatte überhaupt keinen blassen Schimmer! Und in seinem Kopf schwirrten tausend Worte, die nur darauf warteten, in die richtige Reihenfolge gebracht zu werde. „Ähm äh…“, brachte er betreten heraus und suchte nach einem Ausweg.
Inzwischen hatte Brig, der Holzhändler seinen Mittagstisch beendet und schob nun seinen üppigen Körper rülpsend die Straße entlang in Richtung Markthalle. Zu seiner Überraschung fand er seinen Ersatzgehilfen mit einem Kunden im Gespräch vor. ‚Na ja, vielleicht taugt der Bub ja doch was‘, dachte er sich, kratzte sich am Kinn und trat näher.
Er begrüßte den Kunden bin einem freundlichen Salve und wandte sich sogleich zu Hanno. „Na Bub, unn wie?“, fragte er Hanno erwartungsvoll und erhielt ein einfaches aber vielsagendes „Jo“ als Antwort zurück. -
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Hannos gutes Gefühl, etwas Schlaues gesagt zu haben, verflog wieder im Nu. Nämlich dann, als sein Gegenüber ihn ein weiteres Mal mit einem Schwall voller Informationen übergoss. Er hatte überhaupt große Mühe, das Gehörte zu sortieren, wenn er es nicht bereits schon wieder vergessen hatte. Seine Augenbrauen kräuselten sich dabei, als er zu verstehen versuchte, was der junge Kerl eigentlich von ihm wollte. Holz! Na, klar! Für ein Regal! So gut, soweit. Sechs bis sieben Fuß hoch. Na dann! Und wie war das mit der Breite? Schritte… Füße… wie viele noch gleich? Und die Tiefe? Curia… Sklave… Coribus Nabo…oder war es Nario Caribus…? Plötzlich begann sich in Hannos Kopf alles zu drehen. Das war definitiv zu viel für seinen Kopf, der zugegebenermaßen nicht besonders aufnahmefähig war. „Äh… jo!“, gab er mit einem ausdruckslosen Gesicht nach einiger Zeit von sich, um weiterhin den Anschein zu wahren, voll den Durchblick zu haben, was allerdings weitab von jeglicher Realität war. Hoffentlich kam bald sein Chef wieder!
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Venia hatte die ganze Zeit abseits gestanden und gewartet. Sie war es gewohnt, zu warten. So lange, bis man ihre Dienste benötigte. Sie sah darin kein böse Absicht oder ein Mittel zum Zweck, um sie an ihren Platz zu erinnern. Venia wusste, sehr wohl wo ihr Platz war und sie war zufrieden damit. Schließlich kannte sie es ja auch nicht anders. Sie war stolz darauf, dass ihr Besitzer, bei dem sie aufgewachsen war, so viel Vertrauen und Hoffnung in sie gesetzt hatte, als er ihren Geist mit Wissen füllen ließ. Und die junge Keltin hatte ihn nicht enttäuscht. Sie hatte großen Ehrgeiz entwickelt und lernte mit Freude, da dies ihren Dominus erfreute.
Der Tag, an dem er starb, war zugleich auch für sie der schlimmste Tag in ihrem Leben. Sie trauerte um ihn, wie eine Tochter um ihren Vater. Ja, das war er in der Tat für sie gewesen. Obgleich ihr richtiger Vater ein einfacher Sklave gewesen war. Ein einfacher Mann, dessen Vorfahren schon immer hier gelebt hatten. Er hatte über keinerlei Bildung verfügt und hatte bis zu seinem letzten Tag sein karges Leben auf den Feldern einer Villa rustica zugebracht.Venia wartete dort, wo man sie „abgestellt“ hatte. Ihr ausdrucksloses Gesicht beobachtete aufmerksam, was um sie herum geschah. Erst wenige Tage zuvor war sie in den Besitz des Procurator Rationis Privatae gelangt. Doch nach einem klärenden Gespräch war ihr bewusst geworden, dass dies nur übergangsweise so bleiben sollte, da er sie als Geschenk für den neu eingetroffenen Statthalter der Provinz vorgesehen hatte. Dieser Umstand beunruhigte sie keineswegs. Ebenso wenig rief er eine gesteigerte Nervosität bei ihr hervor. Sie nahm ihr Dasein so, wie es kam. Etwas anderes war nicht vorgesehen. So hatte man es ihr beigebracht.
Selbst jetzt wirkte sie ganz ruhig. Ihre wachen Augen nahmen sofort den Wink des Procurators wahr und sie zögerte auch keinen Moment, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
Geschwind fand sie sich neben dem Duccier wieder, der sie sogleich vorstellte und nun damit begann, ihre Fähigkeiten anzupreisen. Keinerlei Regung fand sich in ihrer Mimik, jedoch fanden ihre blauen Augen die des neuen Stadthalters. Für eine kurze Zeit hielt sie dem Blick stand und nickte ihm zu. „Dominus!“ Ihre Stimme klang klar und deutlich. In ihren Augenwinkeln nahm sie auch die beiden Damen wahr, die der Duccier zuvor begrüßt hatte. -
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Während Hannos Kunde noch überlegte, wie groß sein Regal überhaupt werden sollte, fuhr er fort, gelangweilt an seinem Strohhalm zu knabbern. Doch dann überraschte ihn sein Gegenüber mit einem Erguss an Angaben, so dass er den Strohhalm im hohen Bogen ausspuckte. Die Masse an Informationen waren für ihn schlichtweg zu viel, so dass ihn überforderten. Lediglich die Maße des zukünftigen Möbelstückes hatte er aufnehmen können und auch nur deshalb, weil sie ihn schwer beeindruckten. „Nää, so groß? Sechs bis sibbe hoch?“ Ui, das mochte ein mächtiges Regal werden, zumindest in der Höhe. Aber was nützte einem das höchste Regal, wenn man nichts Gescheites hinein oder darauflegen konnte, weil es einfach zu schmal war!
„Und wie breit soll´s werre?“, fügte Hanno ganz geistesgegenwärtig hinzu und war so stolz auf sich, genau diese Frage gestellt zu haben. -
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Hanno kaute auf einem Strohhalm herum und schaute gelangweilt den Leuten zu, die an seinem Marktstand vorbeihasteten. Liebend gern hätte er es Brig gleich getan und sich nun auch ein kühles Bier hinter die Binde gekippt… oder vielleicht auch zwei oder drei.
Trink ned so viel, Buu! hatte ihm seine Mutter eingebläut, bevor er vor einigen Tagen mit Brig – seinem Chef, das Hinterweltlerdorf tief im germanischen Wald, aus dem er stammte, verlassen hatte. Was Mama sagte, hatte vielleicht in seinem Kuhkaff Gültigkeit, aber hier in der großen Stadt war seine Mutter weit weg! Was die Mamme ned wääs, macht se ned hääs, hatte er sich gesagt, als sie am frühen Morgen mit ihrem Wagen in die Stadt hineingefahren waren. Allerding konnte er jetzt auch nicht einfach den Stand unbewacht lassen, um seine Gelüste zu stillen. Brig würde Hackfleisch aus ihm machen.
Zum Glück kam dann doch noch ein Kunde, bevor er irgendwelche Dummweiten machte. Der junge Mann sprach ihn an. Er hatte schon genaue Vorstellungen, was er so brauchte. "Tach!", entgegnete ihm Hanno in eben jenem Dialekt, den er auch zu Hause zu sprechen pflegte. Das feine lupenreine Latein zu sprechen, so wie man es in Roma oder vielleicht auch in Mogontiacum tat, war ihm fremd. "Eicheholz? Jo… äh. Wie viel dann? Wie groß solls dann werre, es Regal mään ich?", fragte er, um dem Kunden, der ihn angesprochen hatte, eine gewisse Professionalität zu signalisieren. -
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Das war Hannos großer Tag! Zum ersten Mal in der großen Stadt und dann gleich mit einer so großen Verantwortung! Hanno war der Gehilfe eines Holzhändlers, der den Jungen ausnahmsweise mit in die Stadt genommen hatte, weil sein eigentlicher Gehilfe einige Tage zuvor einen Arbeitsunfall hatte, bei dem ihm ein paar Bretter auf den Kopf gefallen waren.
Zur Mittagszeit hatte Brig, der Holzhändler beschlossen, sich für eine schmackhafte Mahlzeit und ein kühles Bier in eine Taberna zurückzuziehen. Hanno, der Ahnungslose, wie ihn manchmal seine Kameraden spöttisch nannten, sollte solange am Marktstand die Stellung halten und aufpassen, damit keiner was klaute.
Um die Mittagszeit war in der Markthalle nicht gerade viel los, was das Stellunghalten ziemlich langweilig machte. Aber vielleicht wartete dort draußen irgendwo noch seine große Chance, mit der er sich beim Chef beweisen konnte. -
Salvete!
Ich möchte bitte mitmachen!
Name: Venia
Stand: Sklavin
Besitzer: Marcus Decimus Livianus
Wohnort: MogontiacumDankeschön!