Spinther hatte Wort gehalten. Die Handwerker hatten alle Arbeiten in und an seiner Wohnung umgesetzt. Sein Tresor war verankert, seine Wohnungstüre erneuert und sein Fenster gesichert worden. Alle Möbel waren da, auch die seiner seiner Sklavin waren gekommen und in deren Zimmer gebunkert worden. Nun saß er auf seinem neuen Schreibtischstuhl, ließ die Finger über die Lehnen gleiten und starrte ins Nichts.
Ihn überkam Melancholie. Was waren die Fakten? Er hatte mit seinem Leben vor Hispania nichts anzufangen gewusst. In Hispania hatte er versagt. Er war nicht reicher als vorher, er war nicht wichtiger als vorher und er wusste nicht besser als vorher was er vom Leben eigentlich wollte. Er hatte keine Frau, keine Aufgabe und keiner seiner Gens hatte auch nur versucht Kontakt mir ihm aufzunehmen. Nicht, dass er es begrüßt hätte, oh nein, ganz im Gegenteil, es wäre ihm ein Graus gewesen. Aber das gänzliche Ausbleiben dessen .... war noch schlimmer.
Wo war eigentlich Eireann? Hatte er sie zum Markt geschickt? Oder war sie irgendwo im Haus? Ganz egal wo, auch das löste sein Problem nicht. Er wusste nicht wohin. Er hatte weder ein Ziel noch eine Aufgabe, einen Sinn seiner Existenz. Da er dieses Dilemma keinesfalls jetzt und hier würde auflösen können, blieb ihm nur ein Weg offen. Es war der beliebte Königsweg aller Dilemmata. Wein .......
Mühsam kam er auf die Beine und schlurfte die Treppe hinab. Es dämmerte bereits. Er sog kurz die Abendluft ein, musste ob des widerlichen Brodem seiner Nachbarschaft würgen und bog direkt Richtung seiner Caupona ab. Von dort kamen bereits laute Zechergeräusche. Der Fang des Tages wurde also bereits eingeholt. Zu seiner Freude, war sein Tisch jedoch noch frei. Er ließ sich schwer seufzend auf dem Stuhl nieder. Deprimiert legte er die Unterarme auf den Tisch und richtete den Blick in den Raum hinein.
Am Tresen saßen scheinbar hauptsächlich Einzeltrinker. An einem Tisch sah es nach einer Gruppe Handwerker oder etwas ähnlichem aus. Zwei Händler schienen sich angeregt zu unterhalten. Doch das Hauptaugenmerk zog sicher ein Doppeltisch mit Soldaten auf sich. Denn das waren sie zweifelsohne. Der ganze Habitus des Rechthabens und Mehrwertseins trof ihnen aus allen Poren. Ob es jetzt Urbaner oder Praetorianer oder Legionäre oder diese Wichtigtuer von den Vigiles waren, war Casca gleich. Meist brachten sie sowieso nur Ärger. Noch spielten sie mehr oder minder friedlich Würfel.
In der Ecke erblickte er Dracon. Er würde seine liebe Mühe mit den Soldaten haben, wenn diese zu randalieren begännen oder Flora betatschten. Das war das große Problem in Rom, wenn man Ärger mit Cingulumträgern hatte. Entweder wurde die Ordnungsmacht alarmiert und es erschienen als vermeintliche Hilfe dann eher Verstärkung für die Unruhestifter in Person von deren Kameraden oder es kamen rivalisierende Einheiten, die sich hassten wie die Pest und der Ärger wurde größer als vorher.
Endlich fand sein Blick den von Luria Flora. In akzeptabler Zeit erschien sie an seinem Tisch.
"Salve Marcus Iulius Casca. Was darf es sein? Ein traditionelles Abendessen?"
Der unterschwellig herablassende Ton machte Casca bereits rasend.
"Nein ........ ich habe heute nur Bacchus zu Gast. Und der verlangt Wein. Einen nicht enden wollenden Strom."
Er hatte wohl zu bissig geklungen. Denn Flora machte kommentarlos kehrt und ging zum Tresen zurück.
Ihm war es gleich.