Wie Recht der Magus hatte. Cassander war bereits zu Lebzeiten ein wandelnder Schädling gewesen, was Terpander nicht davon abgehalten hatte, seine Nähe zu suchen. Cassander war ein Einzelgänger gewesen, doch das hatte Terpander nicht als Hindernis betrachtet, sondern als Herausforderung. Hartnäckig war er ihm gefolgt, stets auf seiner Spur, im richtigen Moment zurückweichend, dann heftiger nachsetzend, ihn ködernd und anfütternd mit seinem Lieblingsfleisch, bis er ihn gezähmt hatte. Ein Jagdspiel zweier Jäger, von denen einer sehr scheu gewesen war, denn über ihm gab es noch höhere Gewalten, der er sich bewusst war. Eine dieser Mächte hatte den Namen Astèrios getragen, bis Terpander sie beseitigte. Eine blutige Opfergabe an Cassander, ein Geschenk, dass dieser nie in seiner Gänze zu würdigen gewusst hatte.
Nein, Terpander fürchtete die Schadwirkung von Cassander nicht, weder im Leben noch im Tod. So griff er auch weiterhin nach dem Schatten und glaubte, eine Antwort zu spüren. Während Anis die Umbra des rachdürstigen Astèrios zurückdrängte, blieb jene von Cassander bei ihm. Terpander, dem es sonst leicht fiel, sich zu beherrschen, war unter dem Einfluss der Drogen nicht mehr er selbst und die Tatsache, dass Cassander tatsächlich tot war, wie er es geahnt hatte, schien sein Inneres zu zerschmettern.
Ein Spartiate flehte niemals um Gnade. Doch er konnte um Vergebung bitten, ohne eine Milderung der Strafe zu beabsichtigen. Das einzige, was dadurch leichter wurde, war sein Gewissen.
"Achilleus und Cassander - vergebt mein Versagen. Zerreißt von mir das, was dereinst die Ufer des Styx aufsuchen wird, stillt daran euren ewigen Hunger und trinkt mein Blut und fresst meine Essenz, bis nichts mehr übrig ist, aber zürnt mir nicht länger."
Astèrios schloss er von dieser Bitte aus. Ihr gegenseitiger Abscheu war unauslöschlich. Achilleus und Cassander aber hatte Terpander geliebt. Seine Art der Zuneigung unterschied sich von dem, was andere als Liebe bezeichneten. Und doch war es Liebe, was er zu fühlen glaubte, wenn er an diese Menschen dachte und ihr Verlust schlug eine unsichtbare Wunde.