Beiträge von Terpander

    Sie mussten nicht lange warten, da öffnete Terpander die Tür.


    "Salvete, die domini", grüßte er und war etwas überrascht, dass Lurco ohne Scato aufkreuzte. Dafür hatte er jemand anderen dabei, vermutlich ein Kamerad, da er ein cingulum militare trug. Terpander trat beiseite, so dass die beiden an ihnen vorbei ins Innere gehen konnten. Kurz schaute er, ob sein Besitzer doch noch verzögert nachkam, doch da war nur die schwarze Nacht. So schloss er hinter ihnen Dreien die Tür.


    "Fallt bitte nicht über den Eimer oder über Satibarzanes, er reinigt die Fliesen des Peristyls. Möchtet ihr etwas essen oder trinken?"

    Terpander stutzte. Das Spielchen hatte Briseis schon gut drauf. Das bestätigte ihn in seiner Meinung, dass Tiberios in Weiberklamotten gehörte. Das stand ihm gut zu Gesicht. So legte Terpander seine Hand auf das Herz und deutete eine Verneigung an.


    "Ich werde dominus Satibarzanes nicht überfordern, nur unterweisen, meine Holde. Und jetzt hinfort mit dir, bevor ich es mir anders überlege und schlechte Laune bekomme!"


    Er führte Briseis zur Porta, die er ihr aufhielt, nicht mehr ganz so galant wie die andere Tür. Zwar war er gewillt, Tiberios als Frau zu behandeln, doch Terpander gedachte nicht, sich von einem Weibsstück an der Nase herumführen zu lassen. Dafür sah er zu gut aus, um sich das gefallen lassen zu müssen.

    "Morgen Nacht, Süße."


    Terpander lächelte sogar, ehe er sich abwandte, um durch die Tür zu treten. Er hielt sie für Briseis auf und geleitete sie dann galant die Treppe hinab. Seiner Meinung nach musste das dazu beitragen, dass Tiberios erkannte, dass es ihm besser ging, wenn er sich für Terpander als Frau aufspielte. Die Gründe, dieses Verhalten zu belohnen, lagen im egoistischen Bereich. Unten angelangt stellte Terpander fest, dass niemand mehr zu sehen war. Augenscheinlich hatte auch Viridomarus die Casa Leonis bereits verlassen.


    "Satibarzanes", rief Terpander und wies streng auf den Tisch, auf dem noch immer Geschirr und Essensreste standen.

    "Wenn deine domini etwas dagegen haben, darfst du dich dabei nicht erwischen lassen", antwortete Terpander schmunzelnd. Sich unangemessen zu kleiden war nichts, womit man humorlosen Herren schadete. "Meine domini scheinen gegangen zu sein, ich höre nichts mehr. Dann werde ich Satibarzanes mal lehren, wie man die Ordnung nach dem Essen wieder herstellt. Du kennst unseren nächtlichen Treffpunkt noch? Ich erwarte dich dort ... Briseis."


    Er hoffte, Tiberios würde ihm diese kleine Freude gönnen, des Nächtens vor dem Stadtor im Kleid aufzukreuzen. Terpander erhob sich und half dem anderen Sklaven fürsorglich auf die Füße. Eine Frau durfte umkümmert werden. Wenn Terpander es sich recht überlegte, passte ein Kleid viel besser zu dem schwächlichen Scriba, als wenn er versuchte, sich als Mann auszugeben, der er nicht war. Terpander starrte Briseis noch immer fantasierend an, während er langsam die Klinke drückte.

    Terpander zog den verkleideten Tiberios an sich, um ihn festzuhalten. "Danke", sagte er. Etwas anderes, als den Toten zu opfern konnte man nicht tun. Außer man hieß Terpander. Zwar bezahlte er dafür mit einem Fluch, gejagt von unsichtbaren Kreaturen, aber er fand noch immer, vollkommen richtig gehandelt zu haben, während die Götter in ihrer Einfalt ihm Unrecht taten. Gerade war er jedoch zuversichtlich, den Fluch zu lösen, da ihm die Gegenwart von Tiberios gut tat. Mit seinem Beistand und der Hilfe des Magus würde es gut werden.


    "Briseis", wiederholte er den Mädchennamen und küsste ihn ... sie ... auf den von Stoff verborgenen Kopf. "Das klingt schön. Möchtest du mir einen Gefallen tun? Würdest du dich wagen, dich als Mädchen zurechtgemacht zu zeigen? Ich bin sicher, Viridomarus würde aus dir eine bezaubernde Schönheit machen."


    Im Gegensatz zu Satibarzanes, der sich beharrlich weigerte, einen ansprechenden Anblick zu bieten.

    "Ein jungfräuliches Mädchen?" Er musterte das Gesicht von Tiberios, seinen schlanken Hals und die schmalen Schultern. Schwer war es nicht, sich das vorzustellen. Es gab Männer, die es genossen, in Frauenkleidern zu wandeln und sich mit einem Mädchennamen anreden zu lassen. Die Vorstellung hatte ihren Reiz. "Wie darf ich dich ansprechen, Hübsche?"


    Er betrachtete Tiberios etwas länger, als ziemlich gewesen wäre, weil er sich vorstellte, wie er so herausgeputzt aussehen mochte. Zwischen dem tragischen Schickal seiner Angehörigen und solchen Gedanken hin und herzuwechseln, war für Terpander kein Problem. Die beiden Dioskuren Castor und Pollux, die von den Spartiaten unter anderem verehrt wurden, standen für die vier Tugenden Athletik, Wagenlenken, Kriegskunst und Vergewaltigung. Leid und Lust waren für Terpander keine Gegensätze, er wusste beides zu verbinden. So sprach er übergangslos weiter.


    "Es warten außerdem noch die Mutter von Achilléas, die unserem Kind in die Tiefe folgte. Und Astérios, mein Erastes, der den Heldentod in der Schlacht fand. Er sollte mir Vorbild sein."

    "Na, na", sagte Terpander. Er legte seinen Arm um Tiberios, der sich winzig und dürr für ihn anfühlte, und zog ihn an sich. "Reiß dich zusammen. Schwäche tötet, kleiner Tiberios", sagte er und klang dabei freundlicher als sonst. "Im Fall von Achilléas ist die Frage, wer der Schwächling war. Was nützt der Körper eines Löwen, wenn das Herz einer Maus darin schlägt? Ich habe viele Fehler begangen, für die stets andere bezahlen mussten. Das war meine Schwäche.


    Verstehst du nun, dass du Satibarzanes keinen Gefallen tust, wenn du ihn lehrst, dass seine Weichheit belohnt wird durch Aufmerksamkeit und Fürsorge? Seine Schwäche ist nicht nur die seines weichen Körpers. Genau wie bei dir, es ist euer Herz, das zu weich ist. Ich möchte, dass du stark wirst, Tiberios."

    "Ich finde, dass man sie von einer Klippe stürzen sollte", grollte Terpander. "Mit welchem Recht verurteilen sie Schwäche, während sie selbst jeden Tag schwächer werden? Hätten sie Anstand, würden sie springen, wenn sie schon nicht die Ehre hatten, in der Schlacht zu fallen, wie sich das gehört.


    Einen Spruch hättest du also an die Mauer geschrieben. So. Und was würde er besagen?


    Was ich getan habe, ist leicht gesagt. Ich erfüllte meine Pflicht. Schwach und zierlich, wie mein Sohn war, hätte aus ihm vielleicht ein scriba werden können. Aber unter den Spartiaten gibt es keine scribae, man ist Krieger oder Kadaver. Es sei denn, man schafft es bis zum Tattergreis. Für meinen kleinen Achilléas aber gab es keinen Platz in Sparta und auch nirgendwo sonst auf der Welt."


    Er gab Tiberios´ Hand frei und starrte an die Wand.

    "Ich war kein Feigling zu diesem Zeitpunkt", sagte Terpander. "Die Entscheidungen der Ältesten stehen außer Frage und ihre Maßstäbe sind undurchsichtig. Es gibt keine Richtlinien, nur die Entscheidungen verbitterter Greise. Die Niedertracht hat viele Gesichter und die meisten sind faltig. Alte Männer, die nichts mehr vom Leben zu erwarten haben, sollten kein Volk regieren. Weder in Sparta noch in Rom. Das Beste wäre, sie mit 60 von der selben Klippe zu stürzen, wenn ihre Wehrpflicht um ist. Aber genau das ist der Zeitpunkt, in der sie in die gerousía eintreten können."


    In diesem Moment fühlte er sich selbst wie ein verbitterter alter Mann.


    "Die Traditionen haben ihren Grund. Aber wenn sie instrumentalisiert werden, werden zu Waffen, die das eigene Volk zugrunde richten. Und an dem Punkt, wo man das eigenen Volk schwächt, sind dem Feind Tür und Tor geöffnet. Was aber, wenn der Feind in den eigenen Reihen sitzt? Wenn man ihn nicht behandeln darf wie einen Gegner auf dem Schlachtfeld? Was soll man dann tun? Ist das noch Sparta? Was hättest du getan?"


    Dumme Frage ... vermutlich hätte Tiberios ein Gedicht geschrieben, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Eine kluge Denkschrift, eine zornige Rede, die nie jemandes Ohr erreichte.

    "Altertümlich." Terpander wiederholte das Wort langsam. "Altertümlich." Eine merkwürdige Forumulierung für einen Haufen von unbestatteten Säuglingsskeletten. "Hältst du mich für einen Feigling?", hakte er nach. In der Frage lag diesmal keine verborgene Drohung oder Ironie. Terpander wollte die Antwort hören.

    Da die Hand von Tiberios zitterte, legte Terpander seine eigene darauf, damit der andere spürte, dass er ganz ruhig war, als er folgende Worte sprach:


    "Die gerousía entspricht einem Ältestenrat, du kannst sie mit dem römischen Senat vergleichen, mit dem Unterschied, dass Alter die einzige Qualifikation ist, die man braucht. Sie hat auf die Politik heute kaum noch Einfluss, aber für das Tagesgeschehen der Spartiaten. So begutachten die Ältesten die Neugeborenen und entscheiden, ob das Kind die Qualitäten eines künftigen Vollbürgers besitzt. Trifft dies zu, darf das Kind leben. Wenn nicht, ist sein Leben verwirkt. Der Tagyetos, ein Gebirgszug bei Sparta, dient als Hinrichtungsstätte für jene, die schwach geboren werden. Der Vater selbst trägt hernach sein Kind hinauf bis zu der Schlucht, der niemand einen Namen gibt. Wer Anstand hat, verhindert weiteres Elend durch einen Sturz, anstatt der Natur ihren Lauf zu lassen. Nur Feiglinge legen ihr Kind hilflos ab und fliehen vor der Verantwortung."

    Terpander ließ zu, dass Tiberios sein Gesicht anfasste und seinen Kopf so drehte, dass sie einander ansahen.


    "Alle Götter kenne ich nicht und Thanatos ist keiner der meinen gewesen", sagte er. "Aber ich habe ohnehin jede göttliche Gunst verwirkt. Darum ist es wichtig, dass wir zeitnah das Ritual durchführen. Auf der anderen Seite warten viele", sagte er, ohne den Blick zu senken oder zur Seite zu blicken. "Es ist ein gefährliches Leben als Spartiate, wir sind für den Kampf geboren und die meisten sterben für ihn. Kehre mit deinem Schild heim oder auf ihm, so lautet ein berühmter Abschiedsgruß unserer Mütter, wenn wir in den Krieg ziehen. Auf dem Schild, das heißt tot. Ohne Schild, das hieße Schande, denn wer flieht, wirft das schwere Ding weg. Ein Spartiate flieht niemals oder sollte es zumindest nicht tun. So zieht sich das Gedankengut des Krieges durch unser ganzes Leben, von der Geburt bis zum Tod."


    Noch immer war Terpanders Gesicht neutral.


    "Du weißt, was mit unseren Neugeborenen geschieht?"

    "Mein Herr hat bisweilen einen albernen Humor, aber besser als gar keinen."


    Terpander legte den Arm um die schmalen Schultern des Scriba. Er hatte keine Berührungsängste, im Gegenteil erschienen ihm die römischen Sitten borniert und prüde. Ruhig kraulte er Tiberios den weichen Oberarm. Wenn der Bursche überhaupt irgendwo Muskeln hatte, dann vermutlich in den Fingern der rechten Hand und in der Zunge, seinem Mundwerk nach zu urteilen.


    "Danke, Tiberios, für das Angebot. Du bist ein Ehrenmann, sofern man bei dir von Mann sprechen kann. Sagen wir, du bist ein Ehrenknabe. Ich hoffe, ich muss nicht so schnell darauf zurückgreifen, auch wenn im Moment alle Zeichen auf meinen vorzeitigen Tod deuten. Lysander, so hieß ich bis vor sieben Jahren. Aber du warst schon immer Tiberios, nicht wahr? Es wird Zeit, dass wir das Ritual durchführen, ehe es zu spät ist. Aber wer ist der Knabe mit der gesenkten Fackel?"

    "Ich berichtete dir von dem Fluch, der auf mir lastet ... sieben Tage Unheil wurden mir prophezeit, eine milde Strafe für sieben Jahre Pein. Ich habe niemanden ermordet, Tiberios. Ich habe jemanden gerettet. Aber ich bezweilfe, dass er oder jemand anderes das versteht. Augenscheinlich hat er mir einen Fluch auf den Hals gehetzt, mich jagen die Erynien oder vielleicht ist es auch ein kakodaimon? Wie lange wird er mich noch jagen und wie lange verfolgt er mich schon? Diese sieben Tage sind nur die Spitze des Eisberges. Es geht nicht nur um diesen fetten Erpresser!"


    Terpander, sonst wortkarg und wenig emotional, redete sich immer weiter in Rage.


    "Du weißt, dass die Seele aus einer anderen Welt, als Strafe für eine Schuld, an den Leib gefesselt ist. Sie muss eine lange Wanderung vollziehen, bevor sie erlöst werden kann. Ich werde nach meinem Tod nicht mal eine Grabinschrift erhalten. Ich bin ein alter Mann, Tiberios, mir bleibt nicht mehr viel Zeit, irgendetwas gut zu machen. Meine Zeit läuft schneller ab, als ich Schritt halten kann. Auf der anderen Seite wartet man auf mich, aber wie es aussieht, werde ich mein Versprechen nicht halten können, bald nachzukommen. Ich muss einen anderen Weg gehen nach meinem Ableben und wieder in irgendeiner erbärmlichen Hülle landen, noch schwächer als diese, damit die Lektion auch wirkt. Und mit dem neuen Leben werde ich ihre Gesichter vergessen haben und es wird mir noch schwerer Fallen, meine Schuld zu tilgen."


    Tiberios war noch jung, vermutlich waren seine Gedanken ganz auf Diesseits gerichtet. Das war gut, doch Terpander kam nicht umhin, jeden Tag in seinen schmerzenden Knochen zu spüren, wie der immer hungrige Chronos an ihm fraß und seine Lebenszeit ablief. Dieser weitere Rückschlag, den Viridomarus ihm verpasst hatte, war sehr hart. Und wenn es ganz übel kam, war damit seine Zeit endgültig vorbei.

    Als Tiberios 'kyrios' sagte, zuckte Terpander tatsächlich zusammen, weil er im ersten Moment dachte, er würde 'Kyriakos' sagen. Tatsächlich waren die beiden Worte nicht nur phonetisch ähnlich, sondern auch semantisch verwandt - kyrios bedeutete 'Herr' und Kyriakos hieß 'zum Herrn gehörend'. Als Griechischlehrer wusste Terpander um die Organik der Sprache. Nur Terpanders Augen bewegten sich, als sein Blick auf den Teller fiel. Die Wurst und die beiden ovalen Datteln waren so angeordnet, dass sie eine unanständige Form ergaben. Ein scherzhafter Gruß von Scato. Tiberios schien das gar nicht bemerkt zu haben. Terpander griff nach dem Becher Posca und trank ihn in einem Zug aus. Er hatte Durst.


    "Du hast alles mit angehört", urteilte er.


    Die zarten Finger an seinem Arm registrierte er, ein Versuch von Tiberios, die von Viridomarus mit Worten geschlagene Kluft durch eine Berührung zu überbrücken. Doch Terpander fühlte sich, als stünde er nun völlig allein auf einer immer weiter abbröckelnden Insel. Sieben Jahre lang hatte er versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, aber dem Fluch, den Kyriakos ihm hinterhergeschickt haben musste, konnte er nicht entkommen. Wie es aussah, hatte er seinen alten Mentor am Ende ihres letzten Kampfes doch noch besiegt.

    Nun war alles aus. Der Fluch wurde wirklichkeit, er war verloren. Tiberios würde alles gehört haben. Er konnte sie nicht beide töten, ohne dass es auffiel. Dass zwei gleichzeitig die Treppe herunterstolperten, war unwahrscheinlich. Terpander war weiß wie eine Kalkwand und kalter Schweiß sickerte seinen Hals hinab. Es war gleichgültig, dass niemand sein gutes Werk verstand, offiziell galt er als Deserteur und Schwerverbrecher. Wobei, war er denn desertiert? Viridomarus war es doch gewesen, der ihn widerrechtlich versklavt hatte! Er hatte zu seiner Einheit zurückkehren wollen!


    "Mein Herr wird das nicht glauben", antwortete Terpander und er sprach sehr langsam. "Du hast keinen Beweis, nur Worte. Es gibt keine Zeugen für dein Märchen. Du machst Tiberios Angst. Sag mir, was du möchtest und dann sehen wir weiter. Als guter Sklave sorge ich mich auch um unverschämte Gäste."

    Terpander schnaufte entsetzt, als Viridomarus seinen wahren Namen herumplärrte. Sein Blick huschte rasch in Richtung der Treppe. Dann wieder ins aufgedunsene Gesicht seiner fleischgewordenen Nemesis, deren Gesicht er am liebsten in einen Matsch aus Blut und Zähnen verwandelt hätte.


    "Du hast bereits an mir verdient", grollte er und wich einen weiteren Schritt zurück in die Schatten.

    Terpander spürte ein Gefühl in sich aufsteigen, dass er schon lange nicht mehr gehabt hatte. Ein sehr intesives, dem er nur mühsam widerstehen konnte, denn es war ihm von kleinauf anerzogen worden. Er wollte Viridomarus töten. Sie waren allein. Nur das Fenster im Rücken des Fettsacks verhinderte, dass Terpander sich sofort auf ihn stürzte. Stattdessen wich er einen Schritt zurück, um ihn von dort wegzulocken. Er würde ihm das Genick brechen und den Kadaver von der Treppe herunterschmeißen. Wenn die Qualle zu dämlich war zum laufen und sich den Hals brach, konnte er nichts dafür.


    "Verschwinde aus diesem Haus", grollte Terpander. "Jetzt."

    Als Lurco ihn ein wenig schob, griff Terpander reflexartig nach dessen Oberarmen. Es war keine Abwehr, sondern eine Geste der Versöhnung, wie wenn man jemandem die Hand auf die Schulter legte, nachdem man ihn versehentlich angerempelt hatte. Eine Geste, die eine unbeabsichtigte Berührung in etwas Freundschaftliches verwandelte.


    "Ja, ich meinte diesen Mann, Herr. Er erzählt gern ... Geschichten", sagte Terpander vorsichtig. Er durfte niemanden offen der Lüge bezichtigen. "Bitte sei vorsichtig damit zu glauben, was er dir sagt. Und danke für dein Ohr."


    Nachdem Lurco gegangen war, folgte Terpander dessen Rat und zog sich einen zusammengerollten Teppich aus einem Raum, den er als Lager benutzte. Er rollte ihn allerdings nicht aus, sondern legte sich bäuchlings auf die Rolle, um ein paar Minuten lang sein Herz und sein Gemüt zu beruhigen, ehe er aus dem Fenster spitzeln würde, was Viridomarus da unten bei den Herren trieb.

    "Ich stehe dir für jede Aufgabe zur Verfügung", bestätigte Terpander.


    Wäre er nicht innerlich gerade gestorben, hätte er sich über diese Ehre gefreut. Ein römischer Soldat war eine andere Liga als ein schäbiger Satibarzanes. Im Moment aber war dieser Grund seiner Laune nur Vorwand und Lurco durchschaute es. Über Erziehungsmethoden würde er mit dem Römer nicht diskutieren, es sei denn, er verlangte es. Als Lurco den Mann vor der Tür erwähnte, wurde Terpander noch weißer.


    "Ein fahrender Händler, der einen auf Dummfang macht. Er wirkte unseriös und hatte gewalttätig aussehende Begleiter. Besser, ihr lasst ihn nicht rein."