Dass Tiberios den gewöhnungsbedürftigen Humor von Terpander beantwortete, indem er über sich selber witzelte, gefiel dem alten Haudegen. Der Geist des jungen Mannes war flexibel wie ein Schilfhalm, er wich hier aus und kam dort entgegen. Wäre er anders aufgewachsen, hätte aus ihm etwas werden können. Aber so ... Terpanders Blick fiel auf die dürren Spinnenfinger. Vielleicht konnte er ihn zumindest hier und da mit einem wohldosiertren Arschtritt in eine bessere Richtung schubsen. Er mochte den kleinen Kerl und es tat ihm leid, ihn so zu sehen.
"Freut mich, dass mein Dominus dir helfen konnte. Mir hat er ebenfalls den Arbeitsplatz gerettet, indem er mich übernommen hat. Darum werde ich ihn nicht enttäuschen und tun, was gut für ihn ist. Da du offenbar in seiner Gunst stehst, passe ich auf, dass du von unserem nächtlichen Treffen gesund wieder nach Hause kommst."
Dass er selbst Freude daran hatte, sich um Tiberios zu kümmern, jetzt, wo Scato in der Castra wohnte und Terpander überhaupt keinen Schüler mehr hatte, ließ er unter den Tisch fallen. Ebenso ignorierte er, dass Tiberios anscheinden keinen Bedarf verspürte, unterrichtet zu werden.
"Was Überlieferungen betrifft, habe ich eine Information für dich. Wusstest du, dass in Sparta nur jene eine Inschrift auf ihrem Grab erhalten, die sie auch verdienen, das heißt, in einer Schlacht fielen? Und auch dann werden nur die wenigsten namentlich erwähnt, denn wir sind homoioi, Gleiche unter Gleichen. Hervorhebungen Einzelner sind oft unnötig und schädlich. An dem Ort, wo sie starben, werden die Gefallenen bestattet, eingewickelt in ihre roten Mäntel, und nicht etwa dort, wo sie geboren worden sind. Alle anderen wird man zu Recht vergessen. Ein Mann sollte nur hinter der Wachstafel enden, wenn ihm beide Füße abgehackt worden sind. Also. Wir sehen uns ... scriba."
Der Tonfall klang, als ob Tiberios sich für seinen Beruf schämen sollte. Terpander fuhr ihm von hinten nach vorn durch die Locken, so dass seine Frisur hinüber war, hob seinen Beutel auf und spazierte mit der kleinen Amphore zwischen den Fingern von dannen.