Beiträge von Kyriakos

    Nope, er ist nicht so dämlich sich breitbeinig hinzustellen. Da stellt man ein Bein vors andere, bevor man sich kloppt, dann genügt eine leichte Hüftdrehung und es gibt keinen Eiersalat. Nur Idioten stehen in Prügeleien da wie ein Cowboy. Oder sie tragen einen Sackschutz, so dass es ihnen egal sein kann.

    Der Fairness halber muss gesagt werden, dass der Brand abgesprochen war, nur nicht, dass er dermaßen ausufert, dass nicht einmal die Vigiles da irgendwas löschen oder meine NPCs retten wollten und alles einstürzt. Shit happens! Dafür war es spannend. Ich möchte das Ganymed gerne in irgendeiner Form wieder neu hochziehen, ein paar Lupos hab ich noch. :D Ein Sponsor hat sich schon bereit erklärt, wenn alle Stricke reißen. Aber ich erstmal warten, was Velia für mich bei der Krähe rausholen kann.

    "Danke für den Rat", sagte Kyriakos. Endlich ein Mensch, der sich seiner Not wirklich annahm, auch wenn er nicht viel für ihn tun konnte. Allein, Ernst genommen zu werden, bedeutete schon viel. "Aber mir das Geld irgendwie einzuklagen, wird an meinem Stand und meinen Möglichkeiten scheitern. Wenn ihr das nicht für mich durchsetzt, bin ich verloren. Sind wir alle verloren. Aber ich will nicht klagen. Die meisten von uns, wie Castor und Pollux, stammen von der Straße. Sie haben demnach nichts verloren durch den Brand, die Zeit im Ganymed war einfach ein Zwischenspiel in ihrem Leben. Nymphis allein ist es, der seine Zukunft verlor. Um den Jungen tut es mir wirklich leid. Er hätte anderes verdient."


    Kyriakos blickte düster und vollkommen hoffnungslos vor sich hin. Das Einzige, was ihm blieb, war sein Elend zu teilen und diese Sklavin mit sich gemeinsam in den Abgrund zu reißen. Zu verlieren hatte er kaum noch etwas.

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    Satibarzanes half, die Gäste zu bedienen und freute sich darüber, dass ihm jemand etwas erklärte, ohne ihn zusammenzupfeifen. Tiberios hatte sogar das eine oder andere Lob für ihn übrig. Dass er sich einem Sklaven unterordnen sollte, störte Satibarzanes nicht im Geringsten, so lange dieser Sklave nicht Terpander war, der ihm Übles wollte. Vor dem Kerl hatte er richtiggehend Angst. Zum Glück war der nun irgendwo im Obergeschoss zugange.

    << Porta Praetoria


    "Die Schadenssumme? Wie viel ist ein Leben wert? Wie viel eine vernichtete Existenz? Es geht nicht um das Haus, das hat mir nicht gehört. Sondern darum, dass mir das finanzielle Standbein weggeschlagen wurde. Ich weiß nicht, wovon ich nun leben soll, genau so wenig wie die Leute, die mir noch geblieben sind. Und was soll aus dem Jungen werden, wenn nicht ein Dieb? Ihn hätte die Zukunft als Geschäftsführer eines Lupanars erwartet. Nun erwartet ihn die Gosse."


    Kyriakos´ Kiefermuskeln arbeiteten.


    "Ja, ich habe eine Frage. Diese Sklavin, die mir das angetan hat, gehörte der Gens Furia. Sind die Furier zu Schadensersatz verpflichtet? Sie war bei mir, ich schwöre es." Er zeigte auf seinen Hals, auf dem die Krusten von Fingernagelkratzern ihn zeichneten. "Gut, dass sie schon einsitzt. Lasst sie von einem Medicus untersuchen. Ihr werdet sehen, dass ihr Körper ebenso meine Spuren trägt."


    Kyriakos war sicher, dass es so war, selbst wenn sie nicht von ihm stammten. Er wusste, wie Sperma roch und wundes Fleisch, auch wenn es einige Tage alt war. Und wenn es das nicht gewesen wäre, hätte er es daran gespürt, wie sie auf seine Nähe reagierte. Sie hatte nicht das erste Mal einen Mann berührt. Die kleine Hure hatte sich von irgendjemandem abfüllen lassen. Und wenn er Glück hatte, genügte das als Beweis.

    Nymphis draußen zu lassen, war von der Sache her kein Problem. Der Junge war sechs und streifte auch allein durch die Subura, wenn niemand aufpasste, dass er sich nicht von der langweiligen Arbeit als Lockvogel für die Lupos verdrückte. Allerdings hatte Kyriakos gehofft, dass die Anwesenheit von Nymphis dazu beitragen würde, den menschlichen Schaden, der angerichtet worden war, bildhaft vor Augen zu führen. Dass man mit einem ausgewachsenen Lupo kein Mitleid hatte, war ihm bewusst und er erwartete auch keins. Aber das Schicksal von Nymphis wäre vielleicht ein gutes Argument gewesen. Kyriakos legte die Flöte neben der Mauer ab, wo er sie leicht wiederfinden würde, und ließ das schreiende Kind liegen, um dem Urbaner in die Station zu folgen.


    Officium >>

    << Castra Vigilum - Porta


    Kyriakos sah gestresst aus, als er die Porta Praetoria erreichte. Nymphis an seiner Hand hatte sich in einen Schreianfall hineingesteigert, den Kyriakos nicht unterbinden konnte. Als er die Hand des Jungen frustriert losließ, schoss der Kleine seine Flöte weg, die zwischen die Füße der Milites rutschte, warf sich auf den Boden und schrie sich um den Verstand. Dabei verrutschte der Blütenkranz in seinem Haar. Die Ursache für den Anfall konnte Kyriakos sich denken, doch die ließ sich nicht beheben.


    "Salve", grüßte er die Wachen erschöpft und wiederholte seine Frage: "Ich bin wegen einer Anhörung zum Brand im Ganymed hier. Wird die benötigt?"

    Niemand beachtete ihn. Er war eben nur ein Lupo, ganz gleich, ob er sich ordentlich anzog oder sündig. Den Makel seines unfreiwilligen Berufs wurde er nicht mehr los und die Vigiles ließen ihn einmal mehr spüren, wie unwichtig es war, dass seine gesamte Existenz ruiniert worden war und er nun mittellos auf der Straße stand. Kyriakos bedachte die wachhabenden Vigiles, die ihn ignorierten, mit einem letzten Blick, dann wandte er sich ab, um sein Glück bei den Cohortes Urbanae zu versuchen.


    Das Gejammer von Nymphis, der so gern die Vigiles hatte besuchen wollen, war noch eine ganze Weile zu hören. Doch ein Straßenjunge war noch weniger wert als ein Lupo und niemanden interessierte seine enttäuschte Hoffnung. Besser, er lernte von Anfang an, damit umzugehen, denn was anderes würde sein Leben sein, als eine endlose Abwärtstreppe hinab in die Dunkelheit des Tartaros? Für ein Kind wie ihn gab es keine Hoffnung. Kyriakos zog ihn schweigend an der kleinen Hand hinter sich her, die sich um seine Pranke klammerte.


    Castra Praetoria - Porta >>

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    Satibarzanes hatte ein wenig gebraucht, um sich seine Worte gedanklich zurechtzulegen. Lurco war freundlich zu ihm und als sie nebeneinander saßen, suchte der die Nähe des neuen Hausbewohners, indem er ihre Hände miteinander verschränkte. Satibarzanes war es gewohnt, körperlich in Anspruch genommen zu werden, so dass er keine Berührungsängste kannte - keine, die sich auf der Haut abspielten. Anders sah es bei denen aus, wo es um seelische Nähe ging.


    Doch als er gedanklich endlich so weit war, Lurco auf seine Frage zu antworten, woher er den 'Grusel-Griechen mit den grausigen Haaren' kannte, stand Lurco schon wieder auf, weil unten irgendetwas sein Interesse weckte. Satibarzanes schloss seinen Mund wieder, schaute traurig und verstummte. So lief das immer, aber meistens erst dann, wenn er sagte, dass er aus Pannonien stammte und nicht, wie sein Name vermuten ließ, aus dem exotischen Partherreich. Das war der Punkt, an dem seine Gesprächspartner sich in der Regel gelangweilt abwandten. Diesmal war er schon vorher langweilig geworden.


    So folgte Satibarzanes ihm hinab und setzte sich mit Lurco an den Tisch, der in dem schönen Garten stand, wo die Bienen in den blühenden Kräuterbeeten summten. Eine dicke Hummel eierte auch vorbei, die Satibarzanes an sich selbst erinnerte, insbesondere, als sie von dem Pfau aus der Luft gepickt und mit einem Haps verschlungen wurde.


    Als Lurco ihn seinen Freund nannte, blickte Satibarzanes rasch auf die Tischplatte. Und als Tiberios ihn dominus nannte, piepste er kaum hörbar. Mit einem Räuspern stellte er seine Stimmkraft halbwegs wieder her.


    "Macht nichts", krächzte er leise. "Terpander ist Schuld."


    Vermutlich war der Kerl prinzipiell Schuld, wenn es irgendwo Probleme gab. Dem Stand der Ärger auf die Stirn geschrieben wie ein böses Omen. Und er hatte ihn enthaaren wollen! ... was Satibarzanes auf den Gedanken brachte, dass der Kerl vermutlich mit Kyriakos unter einer Decke steckte, der das auch immer - vergebens - von ihm verlangt hatte. Diese Griechen waren alle gleich böse.

    "SALVETE", grüßte er noch einmal lauter. Vielleicht hatte man ihn überhört. "Ich bin wegen einer Anhörung zum Brand im Ganymed hier. Wird die benötigt?"


    Er ging eigentlich davon aus, aber er konnte die Vigiles schlecht zur Arbeit zwingen. Er befahl Nymphis, aufzuhören, an der Flöte zu lutschen, vielleicht störte sie auch das.

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    Neugierig schaute Satibarzanes durch eines der Fenster, die in den Innenhof zeigten. Tatsache, dort saß der zweite Hausherr mit dem Gast zu Tisch. Das war freundlich von Scato, denn normalerweise lagen die Herren auf einer Kline, wo sie es sich gutgehen ließen, und die Sklaven standen. Der unangenehme alte Grieche war verschwunden. Warum im Lupanar regelmäßig nach Angehörigen dieses Volkes verlangt wurde, war Satibarzanes schleierhaft, nachdem er sechs Jahre mit einem geplagt worden war, einer war so falsch wie der andere. Nachdem er lange genug geschaut hatte, setzte er sich neben Lurco auf den leeren, aber sauberen Boden.


    "Ich hatte noch nie ein eigenes Zimmer", sagte er leise. "Aber einen eigenen Strohsack, der war auch gemütlich. So lange man ein Dach über dem Kopf hat, ist alles gut. Eine Idee für meine Kammer?" Nervös spielte er mit seinen zarten Wurstfingern. "Vielleicht ein Fell auf den Boden, damit es im Winter nicht so kalt von unten ist." Er lächelte ein wenig, so dass seine Pausbacken hervorquollen. "Und die Taberna, das hört sich gemütlich an. Was ich mich schon immer gefragt habe, ist, warum man dort bei Tisch sitzt und nicht liegt. Klinen um die Tische fänd ich gemütlich, zumindest in einer Ecke. Das wäre mein Vorschlag."

    << Ganymed - Lupanar


    Nachdem sein Lupanar kontrolliert abgebrannt war, hatte Kyriakos noch gewartet, bis die Überreste so weit ausgekühlt waren, dass er mit den anderen im Schutt nach brauchbaren Überbleibseln hatte suchen können. Gefunden hatten sie Geschirr und eine Leiche. Das hatte seiner äußerlich zur Schau getragenen Gemütsruhe den Rest gegeben. So konnte es nicht weitergehen, das war erbärmlich, Kyriakos musste sein Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen! Viel Zeit blieb ihm dazu nicht, denn jeder Tag ohne Obdach ruinierte sein Erscheinungsbild weiter und spätestens wenn der Winter kam, war man ohne ein Dach über dem Kopf verloren. Kyriakos musste zusehen, dass er das Ruder herumgerissen bekam, so lange er noch halbwegs vernünftig aussah, denn niemand schenkte einem abgewrackten Penner Gehör oder teilte mit ihm das Bett. Zumindest niemand, bei dem sich das finanziell lohnen würde.


    Aber ihm war eingefallen, dass sowohl die Vigiles als auch die Cohortes Urbanae ein Interesse an seiner Zeugenaussage hatten ...


    So hatte Kyriakos sich von seinem letzten Denar eine Tunika organisiert, seine Caligae geputzt und seine Zeit dafür verwendet, sich in den kostenlosen Thermae Agrippae zu baden und auf Vordermann bringen zu lassen. Haar, Haut und Nägel waren von den dortigen Sklaven gepflegt worden, seine Kleidung sauber und auch die Zähne hatte er äußerst gründlich geputzt. Nun sah er wieder aus wie ein Mensch. Abgesehen von seinem etwas süß und penetrant gewählten Duftöl merkte man ihm den Lupo nicht an, wie er da in seiner ordentlichen Tunika und ungeschminkt vor dem Tor aufkreuzte.


    "Salvete", grüßte Kyriakos und hoffte, dass sich jemand seiner annehmen würde.


    An seiner Hand ging der kleine Nymphis, der an seiner Flöte nuckelte und sich mit großen dunklen Augen umsah. Er hatte Kyriakos in die Thermen begleitet und trug einen frisch geflochtenen Blütenkranz. Die Vigiles hatte er, wie die meisten Kinder, schon immer gemocht und so durfte er Kyriakos begleiten.

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    "Dass die Hausherren sicher nicht wollen, dass ich mein Haar verliere, habe ich diesem ... diesem Mann da versucht, zu sagen." Er fuchtelte mit einem zittrigen Finger in Richtung von Terpander, der harmlos dreinschaute, als habe er das Ganze nur gut gemeint. Von wegen! Satibarzanes erkannte einen Sadisten, wenn er einen sah, weil Kyriakos ihn immer zu denen gegeben hatte, und das da war einer! "Er sagte, er sei hier der Maiordomus und ich solle die Klappe halten."


    Sicherheitshalber trat Satibarzanes beim Petzen etwas näher an Lurco heran. Da drückte Lurco ihm eine Tunika in die Hand, einfach so. "Die ist für mich? Ich bekomme sie ... geschenkt? Aber das ist viel zu wertvoll!" Er zog sie trotzdem an, da Lurco sagte, er solle das tun. Dann wollte er ihm auch noch ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen. Satibarzanes presste die Hand auf den Mund, weil ihm der Atem stockte. "Aber warum?", fragte er zittrig. "Warum bist du so gütig? Ich bin doch nur ein ... ein Schankjunge. Ich habe das überhaupt nicht verdient!"


    Er fürchtete, eine riesengroße Enttäuschung zu sein und nach wenigen Tagen hochkant wieder herausgeworfen zu werden. Wenn nicht von Lurco, dann von Terpander. Je mehr Geschenke er bekam, umso größer war die Erwartungshaltung seiner Arbeitgeber und umso schlimmer ihre Rache.

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    "Ich bin im Triclinium", jammerte Satibarzanes, der steif dalag wie ein Brett und nicht wagte, sich zu rühren. Terpander hatte es verboten. Allein dafür, dass er gerade die Lippen benutzt hatte, würde er mit ihm den Boden wischen und das Haus in seinem Blut tränken. Wie jemand sich freiwillig solch einen Horrorsklaven wie diesen ins Haus holen konnte, war ihm schleierhaft!