Kyriakos folgte Lurco die Treppe hinauf. Der Urbaner brach eine Tür auf und sprang gleich darauf seitlich durch eine dünne Holzwand. Den Grund dafür bemerkte Kyriakos, als ein Metallgegenstand in Schräglage dicht über seinem Ohr vorbeizischte und ihm einige seiner schwarzen Locken abrasierte und ein Stück Kopfhaut gleich dazu. Die Frisur war hinüber.
»Skatá«, fluchte Kyriakos.
Das war das Einzige, was er im folgenden Getümmel sagte, während Lurco sich noch während des Gefechts den einen oder anderen Dialog gönnte. Kyriakos hätte ihm gern im Kampf geholfen, um das Ganze zu beschleunigen, aber die herumfliegenden, rasiermesserscharfen Metallringe, die wie Disken geworfen wurden, machten das unmöglich. Denn im Gegensatz zu dem Urbaner vermochte Kyriakos nicht, solche Akrobatik an den Tag zu legen. Ihm blieb nur, sich hinter die nächste Wand zurückzuziehen, zuzuhören und zu hoffen, dass der Urbaner den Kampf überstehen würde. Wenn die Geräusche sich zu seinen Ungunsten veränderten, würde Kyriakos lautlos verschwinden. Nach etwa einer halben Stunde war Ruhe.
Eine Weile wartete er noch lauschend, dann betrat er das Schlachtfeld. Was für eine Unordnung und was für Waffen! Kyriakos war von den Eisenringen begeistert, die hier augenscheindlich alles kurz und klein gesäbelt hatten. Das Schnitzmesser stach er wellenartig mehrmals durch sein Oberteil und fixierte es hinter dem Gürtel, da er keine Scheide dafür mitgenommen hatte. Kyriakos sammelte alle Ringe ein, die er finden konnte, dann kniete er sich neben Lurco, der stark im Gesicht blutete.
»Lass uns hier verschwinden.«
Er legte die Ringe auf dem Boden ab und zerrte sich Lurco, während er hockte, quer über die Schultern. Als er stabil lag, nahm er die Eisenringe in die Hand und richtete sich langsam auf, während er mit der anderen Hand den Urbaner an der Tunika fixierte. Noch viel langsamer als sonst stapfte Kyriakos, der kaum vorzeigbarer als Lurco verblieben war, die Treppe hinab. Sein Gesicht glich einem blutigen Sumpf und auch sein verbliebenes Haar verkrustete immer mehr, da die Wunde bislang nicht aufgehört hatte, zu bluten. Hinzu kamen kleinere Wunden - Schnitte, Blutergüsse, Prellungen - überall am Körper, die er noch gar nicht bemerkt hatte und die allesamt von den zwei Muskelprotzen stammten, während den übrigen Leuten keine Zeit geblieben war, sich zur Wehr zu setzen.
Trotz allem fühlte Kyriakos sich erstaunlich gut. Er hätte Krieger werden sollen und Lysander hatte ihm diese Zukunft geraubt. Doch das heutige Erlebnis bot einen Eindruck davon, wie es sich angefühlt hätte. Dies war kein feiger Mord gewesen, sondern ein ehrbares Gefecht und diese Männer und Frauen hatten als Feinde des Reiches fungiert, das dieser Urbaner schützte. Des Reiches, zu dem theoretisch auch Sparta inzwischen gehörte, auch wenn die Spartiaten das anders sahen.
Den verletzten ... Kameraden ... würde Kyriakos zur Castra tragen, auch wenn das Jahrhunderte dauern mochte in seinem Tempo.