Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    "Du stellst dich dumm? Ich soll der Magister sein? Aber ich weiß nicht, was ich dir noch sagen soll, was ich nicht schon gesagt hätte", rief Fango und machte eine verzweifelte Geste mit den Händen. Vielleicht hatte Tisander Latein nicht als Muttersprache gelernt und sie redeten deswegen aneinander vorbei. "Versuchen wir es anders herum. Ich stelle mich dumm und du bist der Magister. Erkläre mir, wie du die Dinge siehst."

    Die Rede des Legaten verfehlte ihre Wirkung nicht - ergriffene Stille lag über den Reitern. Als der Legat seine Trauer nicht länger zurückhalten konnte, rannen Fango zwei Tränen aus den Augen. Verflucht von einem Übermaß an Einfühlsamkeit, wäre er am liebsten nach vorn gegangen, um dem Mann irgendetwas Gutes zu tun ... ihn einwickeln in eine angewärmte Decke und ihm einen heißen Wein in die Hand drücken. Im Hinterkopf hörte Fango seinen Halbbruder lästern, dass es das Sklavenblut von Fangos Mutter sei, das in seinen Adern sang, und ob er bei der Gelegenheit nicht auch gleich den Fußboden schrubben wolle. Vielleicht stimmte das, doch Fango konnte nicht anders. Den Schmerz des Legaten spürte er, als sei es sein eigener. Er hoffte, dass irgendwer am Ende der Beisetzung sich um den armen Mann kümmern würde.


    Doch der Legat war nicht der einzige, der trauerte. Einige näherstehende Kameraden der gefallenen Equites empfanden es nicht als Schande, zu zeigen, dass ihnen der Tod ihrer Brüder nicht gleichgültig war und nur ein Reptilienherz würde jene Gefühlsregungen als Blamage gedeutet haben. Fango fühlte mit jedem einzelnen von ihnen, aber wenigstens wusste er bei ihnen, dass sie nicht allein waren in ihrem Schmerz.


    Der Caesar, dessen Rede danach folgte, schlug einen anderen Ton an, er weckte die Ala wieder aus ihrem Schweigen. Jubel, Gebrüll für die Sieger. Auch das galt es zu würdigen und nicht ausschließlich die Verluste. Sie hatten wahrlich gut gekämpft und waren im rechten Augenblick eingetroffen. Nun spürte Fango tatsächlich etwas Scham, weil er zu denen gehört hatte, die gerettet werden mussten und nicht etwa zu denen, die zur Hilfe geeilt waren. Als er sich erinnerte, dass Decurio Equitius Calenus beinahe von Barbaren zerhackt worden wäre, fühlte er sich ganz und gar elend. Vermutlich hatte Fango diese Beförderung überhaupt nicht verdient.


    Ein Grund mehr, in Zukunft noch mehr zu geben, als er ohnehin schon tat. Kurz blickte er zu ihrem Ausbilder Andriscus, der eigentlich viel zu nett war für seine Aufgabe, und dann wieder nach vorn. Trotz seiner Trauer hielt Fango sich aufrecht und in gewisser Weise freute er sich darüber, nach der langen Ausbildung, den zehrenden Übungen und endlosen Abenden des Lernens nun vollwertiger Soldat der Ala zu sein.

    "Ich weiß nicht, von welchem Scherbenhaufen und welchem Freund du sprichst, mich hast du zumindest nicht verloren. Aber wenn du dauernd wegläufst oder mich wegschickst, weiß ich nicht, wie ich dir zeigen soll, dass alles wieder gut ist."


    Hilflos stand Fango in der Dunkelheit und wusste nicht, was er mit diesem störrischen und verzweifelten Tissi tun sollte.


    "Den Kuchen hast du ja auch verschmäht."

    Entgegen anders lautender Befürchtungen war es Fango nicht in den Sinn gekommen, sein Pferd mit Blumen zu schmücken. Nicht, dass ihm keine Blumen gefielen, aber das wäre eine Abweichung von der Norm gewesen, ein Ignorieren der Vorschriften. So waren Pferd und Reiter exakt so geschmückt, wie man es von ihm erwartete und das auch noch besonders sorgsam.


    Mit ernster Miene saß er auf seinem kleinen Schecken und beobachtete die Szenerie. Der immer besonders herausgeputzte Decurio Equitius Calenus, der das Kaiserbildnis trug, fiel heute zwischen den polierten Paraderüstungen überhaupt nicht auf, von dem großzügig ausfallenden weißen Federbusch auf dem Helm abgesehen. Dahinter ritt Ocella mit dem Feldzeichen der Turma Prima. Inzwischen wirkte er wieder gesünder als an dem Tag, als Fango ihm einen Krankenbesuch abgestattet hatte. Die Turma Prima selbst stand schon an ihrem Stammplatz, angeführt von Decurio Germanicus Varro, und auch die übrigen Turmae hatten ihre Plätze eingenommen. Fanfaren erklangen und alles wartete.


    Der Anblick der Scheiterhaufen stimmte Fango traurig, anstatt ihn in erhabene Stimmung zu versetzen. Er fragte sich, ob er zu weich für die Ala war, ob es daran lag, dass er noch so jung war oder ob sich um eine normale Reaktion handelte. In den Gesichtern der meisten Anwesenden war nichts zu lesen und so bemühte sich auch Fango, nichts von seinen Gefühlen nach außen dringen zu lassen. Zisimos neben ihm schien das alles nichts zu kümmern, aber der war auch viel älter. Der einzige Grieche der Ausbildungsturma hätte sein Vater sein können. Auf der anderen Seite neben Zisimos ritt Alwin, der frisch rasiert und mit seinem kurzen Haarschnitt unter dem Helm heute besonders römisch aussah, ein Musterbild gelungener Integration. Als er merkte, dass Fango ihn ansah, schmunzelte er aufmunternd und blickte dann wieder nach vorn.


    Der Legatus Augusti Pro Praetore, ein untersetzter älterer Herr mit erstaunlich zartem Gesicht, hob nun die Arme und erwartungsvolle Stille senkte sich über den Campus. Als Fango bewusst wurde, dass dies der Vater eines der Gefallenen war, glitzerte es in seinen Augenwinkeln. Der arme, arme Mann. Dort lag sein Sohn auf dem Scheiterhaufen. Und wie tapfer und gerade er trotzdem stand. Fango machte das Mut und er drückte seine Brust etwas mehr durch und zog den Bauch ein, damit er sich auch so aufrecht hielt.

    Fango wartete, bis jeder sich etwas genommen hatte, ehe auch er die Habseligkeiten betrachtete. Vorrang hatten die Brüder aus der Einheit der Gefallenen, weshalb er sich so lange geduldete, bis sie fertig waren. Der Anblick der Gegenstände machte ihn traurig. Gerade der Plunder zeigte den Menschen hinter dem Soldaten, der bei dem Gefecht sein Leben für Rom gegeben hatte. Da alle sich schon bedient hatten und der Rest ohnehin verbrannt werden würde, nahm Fango sich zwei Dinge, eine Flöte und einen Löffel aus Horn. Mit den kleinen Reliquien kehrte er zurück in die Ausbildungsturma, um einen Platz für sie zu suchen.

    << RE: Thermae


    Fango lag reglos neben Tisander und tat, als würde er schlafen. Der tägliche Dienst ermüdete ihn körperlich und geistig, doch nach solch einem Streit genügte es nicht, um ihn in Somnus´ Arme sinken zu lassen. Putzmunter langweilte er sich und überlegte, ob er aufstehen und irgendetwas Nützliches tun sollte. Tisander kam ihm zuvor. Fango wollte nun eigentlich liegen bleiben, damit sie sich nicht über den Weg liefen. Doch dann regte sich die alte Sorge. Überließ man einen Freund, der um diese Stunde das Bett verließ, sich selbst? Manche taten das vielleicht, doch Fango nicht.


    Er zog sich den Wollmantel über, denn Nachts war es schon empfindlich frisch, und folgte Tisander. Da humpelte er vor sich hin, der Tissi ... und es war nicht der Weg zur Latrine. Fango hatte keine Mühe, ihn einzuholen. "Alles in Ordnung?", erkundigte er sich.

    Vor Empörung röteten sich Fangos Wangen. Tisander legte ihm Worte in den Mund, die er definitiv nicht gesagt hatte! Seine Stimmung schlug um in Verbitterung, als Tisander ihn bat, zu gehen. Fango schlussfolgerte, dass er in Zukunft besser aufhören sollte, sich in das Wohlbefinden anderer Leute einzumischen. Es brachte mehr Schaden als Nutzen, am Ende lag in Scherben, was er hatte reparieren wollen. So erfüllte er Tisander seinen Wunsch und redete nicht länger, wenn Worte keinen Erfolg mehr brachten und auch eine wortlose Umarmung ihren versöhnlichen Zweck verfehlte.


    Fango drückte den schmalen Rücken durch, um nicht ganz so traurig zu wirken. Mit klappernden Holzbadeschuhen ging er von dannen, um sich wieder anzukleiden und in die Unterkunft zurückzukehren, wo Tisanders Kuchen auf dem Tisch stand. Fango hoffte, Zisimos hätte ihn inzwischen aufgefressen.


    RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia >>

    Fango rechnete nicht damit, dass Tisander ihm etwas tun würde, so wartete er einfach ab, während dieser ihn ein Stück anhob und ihm seine Meinung ins Gesicht schnauzte. Jedoch blinzelte der viel kleinere Fango einige Mal irritiert, weil er Tisanders Logik nicht ganz folgen konnte. Als Tisander ihn am Ende wieder abstellte und sich brüsk abwandte, zerbrach in Fango eine Welt. Er hatte seinem Freund helfen wollen und zerstörte ausgerechnet damit ihre Freundschaft. Hätte er Tisanders Not einfach ignoriert, als würde sie ihn nichts angehen, wäre alles noch in Ordnung. Die Welt war verrückt geworden! Und Fango war es mit ihr. Denn er hielt Tisander mit einem Griff an der Schulter davon ab, zu gehen, schlüpfte mit einer Drehung vor ihn, sah ihm in die Augen und nahm ihn dann wortlos in die Arme.

    Fango schnellte als erster in die Höhe und stand kerzengerade da. Einen Augenblick später schnippte er wie ein Klappspaten zusammen. Im Gleichtakt rückten die Stühle. Fango saß in perfekter Haltung mit auf dem Tisch liegenden Händen und rechtwinkligen Ellbogen, als das Donnerwetter über sie hinwegrollte. Irgendwie tat ihm Ocella leid, weil er sich fragte, was diesen jeden Tag aufs Neue in so finstere Stimmung stürzte. Dabei malte Fango sich die traurigsten Szenarien aus, während der Vexiallarius vor ihnen tobte, eine im Sterben liegende Mutter und eine durch Germanenhand verlorene Familie. Dass es schlichtweg der Anblick der Tirones sein könnte, der den Mann an den Rand der Verzweiflung trieb, kam Fango nicht in den Sinn.


    Nach "Lotterleben" kreischte dem Offizier ein engagiertes "Jawohl, Vexillarius" entgegen, ehe Ocella aus dem Raum stapfte.


    Fango drehte den Kopf und lächelte Tisander breit an. Sie hatten es fast geschafft.

    Fango stockte. Auf die freundliche Einladung und die Mutmaßung, er würde die Nasen und Füße der Offiziere reinigen, konnte er nicht antworten, weil das, was zwischen diesem ganz normalen Geplänkel steckte, ihn schier aus den hölzernen Badeschuhen hob. Langsam drehte er den Kopf zu Tisander. Dass dieser sich tatsächlich als Tier angesprochen fühlen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Das hieß ja aber ... das hieß ja, dass ... Fango, der ein hochmoralischer Mensch war, bekam für einen Moment keine Luft mehr.


    "Das solltest du nicht mehr tun, Tissi", keuchte er dann besorgt. In flüsternder Lautstärke ergänzte er: "Dafür wird man hart bestraft. Ist es denn wirklich so schlimm bei dir? Jetzt mal ehrlich und ohne Gezänk."


    Fango wollte dem Freund gern helfen, um den er sich große Sorgen machte.

    Tisander war nicht der einzige, der vor Sorge am durchdrehen war. Fango schob nun auch noch seinen Kopf unter dem von Tisander durch die Tür, wofür er sich aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht kleinmachen musste.


    "Habe ich die volle Punktzahl?", fragte Fango zittrig. Der Ausbilder wurde von zwei nervösen Tirones angestarrt.

    Wie Tisander darauf kam, dass Fango nicht darüber sprechen wolle, wo dieser ihm doch eine, wie er fand, offene und recht ausführliche Antwort gegeben hatte, wusste er nicht. Er runzelte die Stirn.


    "Ich falle über niemanden her. Ich bin ja kein Tier", sagte Fango. "Falls das bei dir so ist, würde ich mal den Medicus kontaktieren. Vielleicht stimmt etwas mit deinen Körpersäften nicht." Die waren meist schuld, wenn es jemandem ohne sichtbare Wunde nicht gut ging. "Ich habe zwei gesunde Hände und du zumindest eine. Es muss also keiner von uns beiden platzen." Er zwinkerte nach dem kleinen Witz, um die Spannung aus der Situation zu nehmen, da Tisander etwas aufgebracht wirkte.


    "Ja, ich habe Duplicarius Andriscus und Vexillarius Matinius einen Kuchen vorbeigebracht. Sie sind zum Glück beide auf dem Weg der Besserung! Es hatte sie übel erwischt, aber sie haben sich über die Aufmerksamkeit gefreut."

    "Natürlich hat meine Familie Sklaven. Und sie wurden damals auch benutzt, sogar sehr gern. Ich entstand, weil der Hausherr meine Mutter benutzte. Ob sie das gut fand, steht auf einem anderen Blatt. Ich finde es keinesfalls gut, wenn man so mit meiner Mutter umgeht. Meinen eigenen Sklaven, den einzigen, den ich in meinem persönlichen Besitz hatte, den habe ich jedenfalls nicht benutzt. Dafür liegt er mir viel zu sehr am Herzen."


    Dafür waren andere zuständig gewesen, was Fango mächtig wütend machte und seine Meinung dazu noch zementierte. Die Erinnerung daran, wie Unauris, der damals noch Cassivellaunus hieß, nackt Wein ausschenken musste und dabei von seinem Bruder berührt wurde, trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Der Gedanke daran, dass er auch so geendet wäre, wenn sein Vater ihn nicht als Sohn angenommen hätte, noch mehr.


    "Und ich werde das auch niemals tun, Tissi", bekräftigte er. "Wenn es nicht aus Zuneigung geschieht, dann will ich das nicht. Aber mach du nur. Wenn du meinst, dass es richtig ist." Er winkte ab, als wäre ihm das alles egal.


    Verbittert schluckte er alles Weitere herunter. Mit seiner einsamen Moralpredigt würde Fango Tisander nicht zum Umdenken bewegen und diese Welt auch nicht zu einem besseren Ort machen. Das einzige, was er tun konnte, war, selbst anders zu handeln. Er schwang sein Handtuch über die andere Schulter und schlenderte langsam neben dem hinkenden Tisander in dessen Tempo her.

    Mit missbilligendem Blick beobachtete Fango nun, wie einige der Kameraden hektisch ihren Kram zusammenpackten, ohrenbetäubenden Lärm mit den herum rutschenden Stühlen veranstalteten und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Tür nach draußen in die Freiheit drängten. Das mussten Nachwirkungen aus dem Schulalltag der Kindheit sein. Fango schüttelte den Kopf, um seiner Missbilligung Ausdruck zu verleihen und ließ sich betont Zeit, damit alle sahen, wie man es richtig machte. Er packte in aller Ruhe seine Habseligkeiten zusammen und schob am Ende noch ein paar schief stehende Stühle ordentlich zurecht, während der Pulk an der Tür rappelte und dann entfesselt im Gang verschwand. Die Geräuschkulisse entfernte sich, Stille senkte sich auf den Unterrichtsraum.


    "Einen schönen Feierabend", verabschiedete sich Fango höflich vom Ausbilder und verließ erhobenen Hauptes in gesittetem Tempo als einer der letzten den Raum.

    Der Trick lag darin, die Verben richtig zu deuten. "Benenne" hieß, eine Stichpunktliste war vollkommen ausreichend. Ausführliche Darlegungen, wie sie die Formulierungen "erörtere", "erläutere" oder "erkläre" erfordert hätten, waren in keiner Aufgabenstellung verlangt.


    Fango war darüber ausgesprochen entzückt, hob den Griffel und legte los. Er beantwortete die Aufgaben knapp und ohne Sätze auszuformulieren, was ihm viel Zeit sparte. Er fand den Test sehr fair.


    Der arme Tisander hingegen kritzelte eine Tabula nach der anderen voll und sie stapelten sich bereits auf der Ecke seines Tischs, wie Fango aus den Augenwinkeln bemerkte.* Die Wachsspäne stoben nur so und dass Fango seine knapp formulierte Tabulae extra deutlich vor sich schob, nachdem er geendet hatte, schien nichts dazu beizutragen, Tisander von seinem Schreibmarathon abzubringen. Na ja, vielleicht bekam Tissi dafür ja ein paar Pluspunkte vom Ausbilder, falls er auf Kippe stand.


    Sim-Off:

    * ;)

    Sim-Off:

    Antworten sind raus.

    "Das wird schwer, wenn du nicht weißt, wo wir eine Lupa herbekommen, so ohne Ausgang." Fango hätte fast Freigang gesagt. "Entweder du musst einen Kameraden mit Ausgang überreden, dir eine reinzuschmuggeln, oder dich gedulden bis du Eques bist. Aber beim Essen kann ich dir helfen."


    Fango wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Denn natürlich hatte Fango auch für Tisander einen Apfelkuchen organisiert, wie für jeden Verletzten, den er persönlich kannte, außer Decurio Equitus Calenus, bei dem er sich das wegen des astronomischen Rangunterschiedes nicht getraut hatte. Jetzt verspürte er ein schlechtes Gewissen, verbunden mit Horrorvorstellungen, wie der Decurio sich völlig vereinsamt in einer finsteren Kammer grämte, weil niemand ihm Kuchen brachte.

    Fango war zufrieden. Der Vexillarius war versorgt und musste nicht von aller Welt und den Göttern verlassen allein in seiner Stube verschimmeln, wie er es sonst zu tun pflegte. Fango hatte zumindest noch nicht bemerkt, dass er irgendwelche Freunde bei der Ala hätte, mit denen er gemeinsam aß, badete oder ausging. Wenn er Ocella in den kurzen Stunden der Freizeit irgendwo sah, dann allein. Ocella machte es den Leuten nicht leicht, ihn zu mögen, was sicher seine Gründe hatte, Fango aber nicht davon abhielt, den Knurrhahn auf seine Weise trotzdem zu mögen. Zumindest sollte er nicht so schwerverletzt das Gefühl haben, dass es allen egal wäre, ob er lebte oder starb. Und für seine Verhältnisse war Ocella heute wirklich freundlich.


    "Jawohl, Vexillarius", antwortete Fango förmlich, um Ocella nicht weiter zu quälen, machte einen korrekten Gruß und verließ die Stube wieder. Draußen grinste er für einen Moment breit, ehe er davon spazierte.

    Auch wenn viele Tirones und sogar Equites sich regelmäßig einschissen, wenn der Vexillarius sie anbrüllte und auch Fango einen Heidenrespekt vor ihm empfand, so hatte er auch beobachtet, dass Ocella nicht zum eigenen Vergnügen die Leute niedermachte, sondern weil er wollte, dass sie ihre letzten Reserven mobilisierten. Es war seine Art, sie anzufeuern. Fango hatte ebenfalls miterlebt, wie Ocella bei dem Gefecht ohne zu zögern für seine Leute in die Bresche gesprungen war. Ocella war ein schrecklicher Gegner, aber er war ein guter Kamerad.


    "Spätestens nach der bestandenen Prüfung hättest du sowieso einen Kuchen bekommen müssen. Immerhin hast du die ganze Arbeit und die Verzweiflung mit uns gehabt", druckste Fango herum.


    Ocella tat Fango aber vor allem wegen der schweren Verletzung leid, die er erlitten hatte. Für Fango war es ein Schock gewesen, den scheinbar unzerstörbaren Ocella bewusstlos in seinem Blut auf dem Karren zu sehen und er war in großer Sorge gewesen.


    "Werd wieder gesund, ja?" Er schob den Kuchen ein Stück näher zu Ocella.