Fango wusste nicht, ob er hier richtig war, aber notfalls würde man ihn schon weiterleiten. So zückte er seine zierliche Faust (die etwas ramponiert aussah, da sie kein hartes Training gewohnt gewesen war vor der Ala) und klopfte guter Dinge an die Tür.
Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango
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Gerade als Fango anhub, zu erklären, stürmte Tisander aus der Baracke. Gerade, als er Luft geholt hatte! Nun wurde schwoll auch Fango der Kamm. Er riss die zugeschlagene Tür wieder auf und schrie ihm nach:
"Wenn du es nicht wissen willst, dann frag halt nicht! Und auch der Wolfsmilchschwärmer hat seine Daseinsberechtigung in der Natur! Eines Tages wirst du dir wünschen, dass du anders mit mir umgegangen wärst!" Damit knallte er die Tür wieder zu. "Was gibt`s zu glotzen?!", keifte er Alwin an, der verdattert dastand und den plötzlichen Stimmungswechsel nicht verstand.
Ohne auf eine Antwort zu warten kletterte Fango hoch auf sein Bett.
Wenn Tisander später wiederkäme, würde er feststellen, dass Zisimos, Alwin und er sich nun zu dritt das untere Doppelbett teilen mussten, während Fango allein quer auf dem oberen lag, das Gesicht tief im Kissen vergraben und die Decke über den Kopf gezogen.
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Fango überlegte, während er mit Kopf und Oberkörper auf dem Boden lag.
"Ob ich irgendwas selber gemacht habe? Wenn ich es mir recht überlege - nö. Trotzdem ist das alles nicht so einfach, ich musste für die Schule lernen und die Aufgaben der Sklaven mussten ja auch koordiniert werden! Wenn mir einer die Haare machen soll, kann nicht zeitgleich der andere mit mir für die Schule üben oder mit mir Ball spielen."
Er griff nach Tisanders Hand, während Alwin seine Füße losließ, und ließ sich aufhelfen.
"Jetzt würde normalerweise sofort mein Sklave herbeieilen, mich bedauern und meine Kleider säubern", jammerte er ein wenig. "Ja, der Falter heißt Wolfsmilchschwärmer. Die übliche Futterpflanze seiner Raupen ist die Zypressen-Wolfsmilch, eine ekelhafte Giftpflanze. Wenn man den Wolfsmilchschwärmer nachts um die Öllampen flattern sieht, sollte man also schauen, ob auf der Weide diese Pflanzen wachsen, um sie roden lassen zu können, damit sie nicht ins Heu geraten."
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Fango lauschte, was die Offiziere da redeten. Ocella würde Andriscus fortan bei der Ausbildung unterstützen, um Zeit zu gewinnen, wenn er das richtig verstand. Ocella ... das war doch der Vexillarius, vor dem Alwin solche Angst hatte. Allerdings war der Händlerssohn wohl niemand, den man als Maßstab für solche Einschätzungen nehmen sollte. Dabei war Alwin ansonsten gar nicht schlecht, er stellte er sich bei den Übungen sehr gut an, nur das viele Gejammer und Genörgel ging manchen bisweilen auf die Nerven und schmälerten den Eindruck eines fähigen Soldaten nachhaltig. Fango aber störte das nicht. Er mochte Alwin so, wie er war, genau wie den manchmal launischen Tisander. Eigentlich mochte Fango jeden. Vermutlich würde er also auch Ocella mögen.
Wenig später waren Germanicus Varro und Matinius Ocella wieder von dannen geritten - nicht, ohne dass Varro sich zuvor in beneidenswerter Perfektion wieder auf sein Pferd geschwungen hatte.
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Fango lag mit dem Kopf auf dem Boden, während Alwin mit bestürztem Blick seine Füße umso fester hielt. Fango kniff die Lider etwas zusammen, während er vom Boden zum Wüterich namens Tissi hinaufblickte. "Wolfsmilchschwärmer gibt es! Oder willst du behaupten, in Apulien habt ihr keine Nachtfalter?" Vielleicht war das ja wirklich so. "Im Übrigen hat die meisten Bücher mein Sklave Cassivellaunus für mich vorgelesen. Die musste ich nicht selbst lesen, außer in der Schule. Und wenn der es nicht war, dann der alte Terpander von meinem Bruder oder ein beliebiger anderer Haussklave."
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Auch Tisander wurde schief angegrinst.
"So hat das Scheißeschippen noch was Gutes. Zismos fühlt keine Schmerzen, der könnte in einer Kiste voller Nägel seelenruhig schlafen. Bücher sind nützlich!"
Was sie ihnen hier draußen nützen sollten, wusste er im Moment selbst nicht, aber er war sicher, dass der Tag kam, an dem all sein Wissen gebraucht werden würde. Fango war erneut an der Reihe. Diesmal war er vorbereitet und seine Bewegungen kontrollierter. Der Schmerz war immer noch heftig, aber wenn er sich vorher nicht blöd angestellt hätte, wäre er sicher erträglich gewesen.
"So ein gebeugter Sklave, auf dessen Rücken man treten könnte, wäre praktisch", schwärmte er beim Üben.
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Das Lächeln von Fango prangte schief und verkrampft in seinem Gesicht. Ihm war etwas schlecht. "Ich versuche es gleich noch einmal!"
Er wollte sich nicht ausmalen, wie sich die schwereren Kameraden beim Aufsitzen fühlen mussten. Mit genügend Übung würde er vermutlich bald keine Probleme mehr haben. Bei Kalibern wie Zisimos würde das anders ausehen. Doch als der auf ein anderes Pferd aufsprang, krachte das Holz unter ihm und er verzog keine Miene. Auch Alwin runzelte die Stirn. Vermutlich bestand der Grieche nur aus Hornhaut.
"Alwin?", flötete Fango. "Willst du erstmal?"
Er ließ sich ganz vorsichtig hinabrutschen, wobei er sich wieder mit der Hasta abstützte, um Platz für den Händlersohn zu machen. Alwin drehte bereits eine Ehrenrunde, er kannte die meisten Abläufe schon. Sein Aufsitzen war fast so makellos wie das von Tisander. Das war keine schlechte Truppe, fand Fango, und er selbst brauchte einfach noch ein wenig Übung.
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Fango beobachtete von dem Gestell aus, wie der Ausbilder das Aufsteigen demonstrierte. Bei ihm sah das sehr leichtfüßig aus. Jetzt hatte er die Bewegungsabläufe verstanden. So rutschte Fango von seinem Holzpferd und versuchte es noch einmal in gleicher Manier wie Andriscus. Eine Hand nutzte die Hasta als Stütze, die andere griff in eines der Sattelhörnchen. Fango sprang in die Luft, stemmte sich auf beide Arme und schwang in hohem Bogen das Bein über den Pferdehintern. Dann plumpste er in den Sattel. Kurz erstarrte er und Tränen schossen in seine Augen. Er drehte den Kopf zu Andriscus.
"So?"
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"Vermutlich wird´s ein Nachtfalter", meinte Alwin und schnappte sich Fangos Fußknöchel.
Fango machte sich steif, so dass man ihn gut tragen konnte. "Nein, nein, ich werde was Hübsches. Wobei, manche Nachtfalter sehen genau so schön aus wie Tagschmetterlinge, zum Beispiel der Wolfsmilchschwärmer. Tragt mich irgendwo hin, wo es etwas zu Essen gibt", kommandierte er vergnügt.
"Fliegenmaden verpuppen sich übrigens auch", ergänzte Alwin.
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Am Ende half Tisander ihm auf die Attrappe, indem er ihn geradewegs am ausgestreckten Bein hinaufzog, als wäre dies der beste Henkel, den ein Mensch nur haben konnte. Zudem hatte Tisander offenbar viel Kraft, denn auch wenn Fango ein Fliegengewicht war, so wollte ein Zentner erstmal einarmig gestemmt sein. Und er war ein unhandlicher Zentner. Nach der ersten Verblüffung grinste Fango.
"He, danke! Wo hast du die Muckis her?"
Zufrieden schaute Fango von seinem künstlichen Pferd herunter und hoffte auf geheime Ernährungstipps aus Apulien.
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"Duplicarius", ächzte er, weil ihm das Bein langsam wehtat.
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Alwin warf die gepflegten Hände in die Luft, deren winzige Trainingswunden er im Valetudinarium hatte behandeln lassen, weshalb er schmale Verbandsstreifen um zwei Finger trug.
"Macht doch was ihr wollt!", rief er mit einer Stimme, die besagte, dass er das Gegenteil meinte und ihr Gebaren furchtbar fand. Dann konnte er sich nicht verkneifen, doch ein wenig mitzumachen. "Aber wenn du uuunbedingt Fango zu Zismos tragen willst ..." Alwin hielt die Tür auf und wackelte verschwörerisch mit den schmal gezupften Brauen. Er war sichtlich gespannt, ob Tisander vorhatte, das durchzuziehen.
Fango rollte sich fester ein und grinste noch breiter. Die Kameraden blödelten herum, da durfte es ruhig auch ein wenig derber zugehen. Fango musste niemand mit Samthandschuhen anfassen, er war mit zwei älteren Brüdern durch eine harte Schule gegangen.
"Eigentlich wollte ich mich gerade verpuppen", erklärte er.
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Fango feixte leise und warf sich rücklings in sein Bett. Er zerrte die Decke unter sich hervor und wickelte sich bis zum Hals darin ein.
"Wenn du mir ein blaues Auge haust, tausche ich mit Zisis das Bett."
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Kloputzen, das gleich am ersten Tag auf dem Campus. Fango hatte alles perfekt machen wollen und nun das. Vor Gram biss er sich auf die Lippe. Er merkte sich die Namen all jener, die gejubelt hatten, um sich bei passender Gelegenheit revanchieren zu können. Aber er war auch ein bisschen stolz auf sich, dass er Tisander nicht im Stich gelassen hatte. Nun ging es weiter im Dienst.
Im Gegensatz zu Tisander trug Fango keine Lorica hamata, weil er "leichte Montur" so verstanden hatte, dass er keine Rüstung tragen sollte. Das machte es zwar leichter, dennoch war die Pferdeattrappe für ihn riesig. Selbst der geübte Tisander plagte sich beim Aufsteigen. Fango wurde einmal mehr bewusst, welchen Sinn die Mindestgröße hatte. Nur ein Fingerbreit fehlte ihm, nicht mehr, das musste man doch irgendwie kompensieren können! Er durfte nicht versagen!
Tisander hatte es geschafft. Nun war Fango an der Reihe - zumindest nahm er das an, weil Tisander auch ohne Befehl einfach aufgestiegen war.
Er ahmte Tisander nach, an den Hals des künstlichen Pferdes zu greifen. Doch wie sollte er das Bein über den riesigen Rücken des Pferdes bekommen?! Er streckte sein dürres Bein in die Luft. Vermutlich war diese entwürdigende Bewegung der eigentliche Grund, warum sich bei der Ala die unrömischen Hosen durchgesetzt hatten. Er versuchte, den Fuß über den Sattel zu fädeln, was ihm auch gelang, aber nun stand er da mit einem vertikalen Spagat und es ging nicht weiter. Aufsteigen konnte er so nicht. Ihm fehlte das Wissen ob der richtigen Technik.
Hilfesuchend blickte er den Ausbilder an.
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Genau, das ist bei mir unsichbar, ebenso wie der Avatar links neben dem Feld, in dem ich gerade diesen Beitrag tippe. Da wird kein Avatar angezeigt. Jedoch steht er anschließend ganz normal neben dem abgesendeten Beitrag. Nur oben der Mini-Ava - der bleibt immer weg.
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Ein Wagenlenker? Wie genial! Aber was tat Tisander denn da! Entsetzt krallten Fangos Finger sich in den Ärmel seines Kameraden und er flüsterte "Tissi...! Tiiisiiii!!!" um ihn aufzuhalten, doch der Mann sprudelte wie ein Wasserfall, weil sein Stolz als Wagenlenker gekränkt worden war. Das war gegen die Regeln, Tisander würde so was von Ärger bekommen! Aber er hatte ihm in der Schola selbstlos beigestanden, als es ihm schlecht ging, jetzt musste Fango das auch tun, er würde ihn nicht im Stich lassen.
In einem Anflug von Heldentum und Kameradschaftsgeist rief er darum: "Genau! Tissi hat keinen Kadaver!"
Nur um gleich darauf mit tränenglänzenden Augen am liebsten im Boden versinken zu wollen, weil er einer Autoritätsperson widersprochen hatte. Aber jetzt war es raus. Wenn es Ärger gab, dann für sie beide.
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Ich habe das gleiche Problem - aber ausschließlich mit dieser ID.
Ist jetzt allerdings kein Drama für mich, da nach dem Absenden alles normal angezeigt wird, ich wollte es nur der Vollständigkeit halber gesagt haben.
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Am folgenden Abend gab es Geschrei von Alwin. Fango, erfreut darüber, dass Tisander ihn beschützt hatte, war entschlossen, die Schlafordnung zu ändern. Alwins Hab und Gut war unten neben dem von Zisimos gelandet und Tisanders Bettzeug lag nun fein säuberlich, mit einladend aufgeschütteltem Kissen, oben neben Fangos Bett.
"Du kannst mich nicht zwingen, neben diesem Flohsack zu schlafen", ereiferte der Kaufmannssohn sich. Wie die meisten anderen fürchtete er sich vor dem Griechen, der mit seinen Muskeln, der Mähne und dem Bart wie ein schwarzhaariger Übergermane aussah.
Die Faktenlage schätzte Fango anders ein, der mit seinem dürren Körper den Weg in die obere Etage versperrte. "Sei froh, dass Zisis das nicht gehört hat. Aber vielleicht hört er es ja nachträglich ..." Fango ließ die Worte bedeutungsschwer verhallen. Mit Zisimos zu drohen, der arglos in den Thermen abgammelte und von nichts wusste, machte Spaß.
"TISANDER schläft unten!", rief Alwin, der die ganzen Spitznamen unmöglich fand. "Du hast kein Recht, die Schlafordnung zu ändern."
"Dann geh dich doch bei Andriscus über mich beschweren", schlug Fango freundlich vor. "Oder bei Ocella - wenn du dich traust." Der kleine Mann, so harmlos er wirkte, konnte ätzend sein. Und heute ätzte er, was das Zeug hielt, um seinen Willen zu bekommen, bis endlich Tisander in die Stube kam. "Tissi", rief Fango freudig und rutschte zur Seite, damit Tisander ins Bett klettern konnte. "Alwin hat sich bereit erklärt, mit dir die Betten zu tauschen."
Er schlug einladend einen Zipfel der Bettdecke auf.
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Fango trudelte kurz danach ein. Er hatte einen Abstecher zur Latrine gemacht, anders wäre es nicht mehr gegangen, da ihm schon der Bauch weh getan hatte und ihm schlecht geworden war. Danach hatte er einen Liter klares Wasser getrunken und eine Wurst von Zisimos geklaut, die in seinem Magen verschwunden war. Nun ging es ihm besser, auch wenn er noch müde war, und er grinste Tisander verglubscht zu, als er sich neben ihn stellte.
"Danke für vorhin", flüsterte er. "Du hast was gut bei mir."
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Fango schielte zeitgleich hinüber, so dass ihre Blicke sich trafen, was ihm ein zerknautschtes Grinsen entlockte. Fango hatte keine Ahnung, wie man ritt. Er konnte auf einen Esel aufsteigen und sich damit von einem Sklaven herumführen lassen, aber mehr auch nicht. Aufs Reiten freuten sich hier vermutlich alle am meisten, sonst wären sie nicht zur Ala gegangen.