Das Scheißeschippen hatte Fango glatt vergessen ... Tisander war klammheimlich aufgestanden und hatte die Arbeit allein erledigt. Zwar meckerte er pro forma, aber Fango erkannte, dass die Geste freundlich gemeint gewesen war und schmunzelte dem Rohrspatz kaum merklich zu. Die Erklärungen von Ocella halfen Fango, sich in seiner neuen Umgebung zu orientieren. Welcher Einheit er genau angehörte, hatte er bis soeben nicht gewusst und auch nicht, wie der Offizier anzusprechen war oder was er sich unter Duplicarii vorstellen musste.
Dass sich der Vexillarius nach seiner kurzen Rüge des plappernden Tisander vor Fango aufbaute, machte diesem kurzzeitig Sorgen. Fango musste zu seinem Ausbilder aufschauen, wobei er sich nicht sonderlich wohl fühlte. Fango wagte nicht, auch nach Thorwald und Hanko zu schauen, die er den Namen nach für Germanen hielt, um ihre Körpergröße mit der von Ocella zu vergleichen, sondern schaute nur diesen an. Er geriet ins Grübeln darüber, wie dem Problem seiner geringen Körpergröße künftig zu begegnen sei, wenn die Germanen alles solche Hünen waren, wie der Vexillarius behauptete.
Und dann hatte man Fango auch noch wohlmeinend ein kurzes Schwert statt einer Spatha gegeben, damit er überhaupt vernünftig ziehen konnte, so war seine Reichweite noch geringer als ohnehin schon. Nein, er musste schnellstmöglich lernen, mit der Spatha zu hantieren. Sie hatten es gut gemeint, aber so ging das nicht, das musste er Ocella sagen!
Mit seiner vergeistigten Art, die Welt zu erklären, rief Fango sich ins Gedächtnis, dass er die Mindestgröße beinahe hatte und es somit andere Soldaten gab, die nur einen Fingerbreit größer waren als er und trotzdem ihr Soll erfüllten. Wären sie nutzlos, hätte man das Mindestmaß höher angesetzt. Also war alles eine Frage des Willens, der Übung und der richtigen Technik. Er würde auch mit Zisimos trainieren, um ein Gefühl für die Schrecklichkeit ihrer Feinde zu bekommen, der war ebenfalls ziemlich groß und ehrfurchtgebietend, ohne dass er einen Ton zu viel sagte. Vielleicht sollte er auch mit den germanischen Kameraden da vorn üben, um sich abzustumpfen, oder mit germanischen Tirones, falls es in der Ausbildungsturma welche gab. Alwin klang auch ziemlich germanisch dem Namen nach, sah allerdings zivilisierter aus als so mancher Römer ... wenn er an die feinen Seidenpantöffelchen dachte, die der in der Stube trug ...
... all das ging Fango durch den Kopf, bis Ocella sich von ihm abwandte und weiterging. Er hörte, wie Alwin neben ihm erleichtert ausatmete und Tisander erneut das Wort ergriff.