Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    Fango hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Tisander auf einmal besorgt reagieren könnte. Er lächelte ihm zu und seine Knautschfalten vertieften sich.


    "Ich habe die Nacht an meinem Sitzplatz hier im Unterrichtsraum verbracht. Es gab keinen Befehl, zurück in die Unterkunft zu gehen. Also habe ich das auch nicht gemacht."


    Worauf er sehr stolz war. Der Spruch, den Tisander zitierte, gefiel ihm. Den sollten sie sich an die Wand schreiben. Sogar Zisimos schaute, als hätte Tisander damit etwas in ihm angesprochen, das in der Lage war, zu fühlen.

    Nichts? Nicht mal irgendein Blick, der ihm sagte, dass er es richtig gemacht hatte? Fangos gerade noch zufriedenes Gesicht zeigte einen deutlichen Stimmungsumschwung, als die Furchen, die sich über Nacht gebildet hatten, sich vertieften. Tisander würde sich ein Ei ablachen. Fango ging nach vorn und stellte sich zum vollgerüsteten Eques, der den Ausbilder durch Präsenz unterstützte.


    "Helm und Speer nennt man Cassis und Hasta." Die Iaculae verwendete man vermutlich eher als Wurfspieße. Da er keinen Stock hatte, zeigte er mit dem Finger auf den Eques, als er aufzuzählen begann. Dabei beschränkte er sich auf die Kleidung, da der namenlose Ausbilder es so gesagt hatte und er davon ausging, dass der Rest der Ausrüstung danach drankam.


    "Halstuch, Mantel, Wolltunika." Er versuchte, herauszufinden, ob der Mann darunter noch eine Leinentunika trug, indem er auf die Ärmel schaute, aber da er kein zweites Ärmelpaar entdeckte, zählte er keine auf.


    Der Zeigefinger wanderte tiefer. "Cingulum, Hosen." Von der Anwesenheit schrecklicher Unterhosen, wie manche sie trugen, ging er nicht aus, damit würde er den Mann beleidigen. Peinlich genug, dass man bei der Ala überhaupt Beinkleider tragen musste, als wäre man ein Wilder oder ein Sklave.


    Jetzt zeigte er auf die Füße. "Caligae equester mit Sporen." Unter denen er selbst schöne warme Wollsocken trug, aber beim Eques glaubte er keine zu erkennen. Allerdings waren seine Augen aufgrund der Müdigkeit gerade nicht sonderlich zuverlässig.

    Als Andriscus den Raum betrat, war schon jemand dort. Besser gesagt: noch immer. Fango hatte keinen Befehl erhalten, zurück in die Baracke zu gehen. Während die anderen dennoch in ihre Betten krochen, hielt er das Ganze für einen Test, ob sie Befehle auch buchstabengetreu auszuführen vermochten. Entsprechend zerknautscht, aber mit triumphalen Grinsen begrüßte er den Ausbilder.


    "Salve", krächzte er heiser, da er weder etwas gegessen noch getrunken hatte. Er hatte auch nicht geschlafen und war auch nicht auf der Latrine gewesen und war ungeheuer stolz auf sein Durchhaltevermögen.

    Einen Moment lang zogen die beiden ungleichen Sitznachbarn das gleiche verwirrte Gesicht. Dann marschierte Tisander meckernd aus dem Raum und vergaß auch nicht, ordentlich mit der Tür zu knallen.


    "Zwerg hat er mich genannt", keuchte Fango.


    Hilfesuchend schaute er den Ausbilder an, dann fiel ihm ein, dass dieser ihn nicht leiden konnte. So blickte er wieder auf sein Schreibzeug, während er darüber grübelte, was an seiner Aufzählung nicht stimmte. Er kam zu dem Schluss, dass sie korrekt war! Alles war richtig! Was also wollte der Mann anders haben?


    "Ich habe ein Gladius erhalten, weil mein Arm zu kurz ist", murrte er leise. "Ich kann die Spatha vermutlich nicht aus der Scheide ziehen. Und ich habe keine Bilder in meiner Truhe. Tissi hat welche."


    Das hatte Fango erfunden als Rache für den Zwerg. Im Gegensatz zu seinem Sitznachbarn blieb Fango artig sitzen, bis der Ausbilder nicht einen entsprechenden Befehl geben würde. Allerdings zog er seine Tabula wieder zu sich herüber, ebenso den Griffel. Nichts davon hatte Tisander benutzt.

    Fango, der wie die meisten Mitglieder seiner Familie zu emotionalen Befindlichkeiten neigte, bebten die Nasenflügel, als der Ausbilder ihn im Stich ließ. Er fragte sich, warum der Mann ihn nicht mochte und überflog sein tadelloses Schreibzeug und seine saubere Kleidung, während Tisander wie ein Schludrian in seinem Stuhl lümmelte, nichts dabei hatte und schamlos gegähnt hatte.


    Also gut ...


    "Ein genieteter Kettenpanzer, ein Mantel, zwei Tunikas, dann noch eine wollene Tunika, einen Gürtel, zwei Paar Reitersandalen mit Sporen, ein Lederriemen, eine Öllampe, eine Satteltasche, ein Beutel, ein Bronzetopf, eine Trinkschale, ein Löffel, ein Messer, eine Feldflasche, ein Gurt, ein Helm, eine Spatha - außer bei mir, ich hab einen Gladius erhalten - ein Dolch, zwei Wurfspieße, ein Rundschild, ein Tragegurt, ein Speer, zwei halblange wollene Hosen, eine Satteldecke und einen Packsattel beziehungsweise eine Satteltasche."


    Er schenkte Tisander einen giftigen Blick.


    "Ein zivilisierter Mensch hat sich außerdem aus eigener Tasche weitere Ausrüstungsgegenstände dazu gekauft, wie Kleinteile zur Reparatur der Ausrüstung, also Nägel für die Sandalen und zusätzliche Lederriemen, ein Schlaffell, das in einem Sack transportiert wird, eine Ledertasche für einen Holzkamm, ein Rasiermesser und zudem das Toilettenbesteck mit Ohrlöffel, Pinzette und Nagelfeile dran! Die Holzpantoffeln für die Therme dürfen nicht fehlen. Außerdem hat er einen persönlichen Schwammstock bei sich, ebenso SCHREIBZEUG, denn wenn er schon nicht im Theorieunterricht mitzuschreiben gedenken sollte, so läge ihm vielleicht daran, mit seiner Familie in Kontakt zu bleiben."

    Fangos Arm schoss senkrecht mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Höhe. Dabei starrte er den Ausbilder beschwörend an, um ihn thelepatisch dazu zu bringen, ihn dranzunehmen. Spätestens jetzt wurde den meisten Anwesenden klar, dass sie mit Fango einen entsetzlichen Streber in ihrer Mitte hatten.

    Der Grieche spuckte entsprechend des Befehls dem Offizier seine angekaute Bratwurst vor die Füße. "Zisimos." Mehr konnte er nicht beim Ansprechen sagen, da er nicht wusste, wie der Offizier hieß oder welchen Rang er innehatte. Beides würden sie sicher erfahren. Er bückte sich, sammelte das Wurstfleischhäufchen auf, verschwand in der Stube, als ob er es ins Feuer werfen wolle, stopfte es sich dort in den Mund, um es rasch herunterzukauen, wischte seine Hand am Bett des Kaufmannssohns Alwin ab, an dessen Decke er auch seinen Mund und Bart abwischte, und stellte sich mit harmlosem Blick wieder in die Reihe.


    Fango derweil schenkte Tisander, der sich auf die andere Seite neben ihn neben ihn gedrängelt hatte, einen kurzen Blick und ein kleines Lächeln, ehe er wieder nach vorn schaute, gespannt, ob sie nun wirklich als der Sauhaufen, als der sie gerade hier standen, zum Apell marschieren sollten. Irgendwie taten ihm die Offiziere ein wenig leid. Besonders derjenige, der Schuld daran trug, dass die Tirones so ahnungslos waren und alles verzögerten.

    Das Contubernium mutete selbst für Fangos ungeschultes Auge grauenvoll an. Manche hatten sich den Panzer übergezogen, andere nicht. Manche trugen diese scheußlichen Hosen, andere nicht. Fango trug im Moment nichts als seine Schlaftunika und Caligae, die aber nicht geschnürt waren, weil er vor lauter Hektik nur in sie hineingeschlappt war. Er war nicht einmal dazu gekommen, sich einen Gürtel umzulegen. Neben ihm kaute Zisimos, der sich in bereits in volle Kampfmontur samt Helm, Schild und Spatha geworfen hatte, noch auf seiner Wurst, die er sich beim Befehl, anzutreten, quer in den Mund geschoben hatte. Fango schaute, wo Tisander war, dann stellte er sich gerade hin und schaute den Offizieren angstvoll entgegen, während der kalte Wind um seine nackten Arme und Beine strich.

    Neben ihm gähnte Tisander schamlos und Schreibzeug schien er auch keines bei sich zu haben. Fango musterte ihn streng, schob ihm dann aber eine Wachstafel und einen Griffel herüber. Immerhin war die Antwort des Kameraden passabel, Tisander war also zumindest geistig anwesend. Fango ließ es sich jedoch nicht nehmen, eine seiner Meinung nach noch bessere, weil detailliertere, Antwort zu geben.


    "Im Gefecht alles, wobei Geschwindigkeit wichtig ist. Dem Gegner in die Flanken fallen. Fliehende Feinde verfolgen und niedermachen, verhindern, dass sie sich erneut sammeln können", meinte Fango. Das hatte er natürlich nicht einfach so gewusst, sondern sich informiert, bevor er den Weg zur Ala II Numidia auf sich genommen hatte. Der kleine Mann setzte eine selbstgefällige Miene auf und wartete auf sein Lob.

    Gefühlt wenige Minuten, nachdem sie eingeschlafen waren, riss jemand die Tür auf und eisige Morgenluft fauchte in die Stube. Die Tirones wurden dermaßen angebrüllt, dass Fango mit einem Schrei aus dem Schlaf fuhr, weil er glaubte, es sei Alarm. Alwin neben ihm kreischte aus Solidarität gleich ebenfalls los, gefolgt von einem Gemecker in Fangos Richtung, was der hier rumbrüllen würde. Dabei brüllten vor allem die zwei Offiziere in der Tür, von denen einer nun auch noch Fangos Decke klaute, so dass der instinktiv die Beine vor den Körper zog und sich einrollte. Der eine Offizier begann nun zu guter Letzt mit dem Pugio auf seinen Helm zu donnern. Zisimos war der Erste, der auf den Beinen war. Er schubste einen seiner Kameraden beiseite und rannte nach draußen, vermutlich zur Latrine.


    "Zehn Minuten?", wiederholte Fango perplex. Wie sollte man in dieser Zeit zur Latrine gegangen sein, sich gewaschen und rasiert haben und dann auch noch angezogen sein? Und was war mit dem Frühstück?!


    Er beschloss, es Zisimos nachzumachen, drängelte sich an den Offizieren vorbei und raste in Richtung Latrine. Bei den anderen sah das irgendwie alles viel weniger hektisch aus, nur Zisimos und er rannten. Zisimos erreichte als erster die Latrinen. Kaum war er hineingelangt, flog jemand in hohem Bogen mit runtergelassener Hose hinaus und die Tür knallte zu.


    "Bei den Göttern", quiekte Fango leise und traute sich nicht hinein, so lange der Grieche dort drin hockte.


    Auf der Stelle tretend wartete er neben der Tür. Der Mann, der unsanft bei seinem Geschäft unterbrochen worden war, fluchte, während er wieder auf die Beine kam, zog es aber ebenfalls vor, nun zu warten. Er drängelte sich auch als erster wieder hinein, als der Nächste herausgestapft kam. Fango spielte mit dem Gedanken, vor die Castra zu gehen und auf die Wiese zu machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit (Zisimos war längst wieder weg), konnte auch Fango einen warmgesessenen Sitzplatz in Anspruch nehmen. Als er zu den Baracken zurückkehrte, waren alle schon weit fortgeschritten beim Ankleiden, Zisimos stopfte sich nebenbei eine kalte Wurst in den Rachen. So sah wohl fortan das Frühstück aus? Oder erhielten sie nach dem Apell noch Zeit zum Essen?


    "Was zieht man an zum Apell?", rief Fango verzweifelt und hoffte, dass hier noch irgendwo ein Offizier herumlief. "ALLES?!"


    Edit: Farbgebung korrigiert.

    << Postannahmestelle


    "Ja genau! Woher kennst du meine Familie?", rief Fango erstaunt."Ich habe nichts ausgefressen. Außer, dass nur mein Vater ein Iunier war. Seine Frau fand es wenig erbaulich, dass er mich mit seiner Freigelassenen in die Welt gesetzt hat. Man kann nicht weit genug von Seia Sanga entfernt sein. Sogar ihre leiblichen Söhne hat sie vergrault, weil sie mit dem Benehmen von Vater nicht klarkam und mit seinem Tod noch weniger! Sie ist durchgedreht, hat meine Mutter vergiftet. Auch wenn alle Welt etwas anderes sagt, ich weiß es!"


    So regte der kleine Mann sich auf. Zisimos, der gerade von draußen reinkam - Fango hatte jemand anderen, der so ähnlich aussah, fälschlicher Weise als Zisimos vorgestellt - trug eine Kiste voller Briefe zurück, von denen er einen Fango aufs Bett warf, ehe er wieder verschwand, um den Rest zu verteilen. Fango brach das Wachssiegel. Las die Handschrift seines Onkels Stilo, der ohne Tamtam verkündete, dass Fangos Stiefmutter verstorben war. Fango brach in schallendes Gelächter aus.


    "Tissi!", rief er Tisander fröhlich zu, der in dem Moment diesen wundervollen Spitznamen erhielt, "das glaubst du mir jetzt nicht! Die Alte ist abgekratzt! Ich muss den Göttern ein Dankesopfer darbringen!"


    Mit überglücklichem Gesicht drückte er Tisander den Brief in die Hände, damit er ihn auch lesen konnte. Vor lauter Lachen stiegen Fango die Freudentränen in die Augen.

    Der andere Neue kam genau zur rechten Zeit. Fango hatte nämlich verzückt festgestellt, dass der Kerl seinen Krempel auf das Bett neben dem schnarchenden Griechen gelegt hatte, so dass ihm ein Vorwand zur Verfügung stand, sich stattdessen neben dem Kaufmannssohn breitzumachen. Der hatte zuvor aus Gründen der Bequemlichkeit zwei Betten in Anspruch genommen und bei Fangos Frage so getan, als seien sie beide besetzt. Inzwischen wusste Fango aber, dass die Betten korrekt auf die Anzahl der Tirones passten und kein Irrtum vorlag, so dass der Kaufmannssohn verstimmt seine Sachen beiseite räumte und Fango zu ihm in die obere Etage zog.


    "Willkommen", grüßte Fango seinen Retter entsprechend freundlich. "Ich bin Iullus Iunianus Fango. Das sind Zisimos" - er wies auf den barbarisch aussehenden Griechen - "und Alwin" - er zeigte auf den Kaufmannssohn.

    "Salve", grüßte Fango im Chor mit den Anwesenden.


    Wer auch immer es sein mochte, der Theorie für überflüssig hielt - Fango war es nicht. Er war etwas zu spät gekommen, doch das lag nicht an seiner mangelnden Vorfreude, sondern daran, dass ihm die entsprechende Benachrichtigung durchgerutscht war. Hochkonzentriert starrte er nun den Lehrer an, seinen Griffel über einer seiner Wachstafeln schwebend, deren Kollegen einen Turm auf der Ecke seines Tischs bildeten. Auch ein Bündel von weiteren Griffeln unterschiedlicher Dicke und Form lag in einer Lederrolle mit Laschen verstaut bereit. Für alles zusammen hatte Fango eine Ledertasche gekauft, um seine Unterrichtsmaterialien sicher verstauen zu können.

    << Sacellum


    Fango war eingefallen, dass er noch sein Privatgepäck und seinen Hahn-im-Korb abholen musste. Das tat er dann auch flugs, bevor er zurück zur Baracke kehrte. Der Hahn fand sein Plätzchen im Stall, er kannte Pferde und bediente sich bei ihrem Hafer und Wasser, ehe er sich auf dem Rand des Futtertrogs zum Schlafen hinhockte.


    Fango hatte Mühe, sich in der kleinen, aber zugeramschten Stube, in der er mit seinen Kameraden wohnte, zurechtzufinden. Der Barbar mit der schwarz-grauen Mähne hingegen wirkte, als wäre er hier zu Hause, obwohl er genau wie Fango neu als Tiro begann. Er half dem kleinsten Kameraden, indem er ihm zeigte, wo er seine Ausrüstung verstauen musste, die Fango vorhin der Eile wegen nur auf das Bett geworfen hatte. Als alle Tirones eingetrudelt waren und Fango aufgeräumt hatte, gingen sie gemeinsam zur Therme (einige unternahmen zuvor einen Abstecher zu den Latrinen), wo sie sich den Angstschweiß von der Haut wuschen. Im Anschluss ging es an das gemeinsame Kochen und Essen, was den Rest des Abends in Anspruch nahm. Es stellte sich heraus, dass der vermeintliche Barbar in Wahrheit ein Grieche war. Den Witz, dass deswegen das Bett neben ihm noch frei gewesen sei, fand er nicht komisch. Fangos Versuche, ihm danach noch irgendein Lächeln zu entlocken, stießen auf Granit. Fango begann sich unbehaglich zu fühlen und kroch als einer der ersten ins Bett, wo er sich unter seiner Wolldecke versteckte. Er war scheinbar nicht gut darin, sich Freunde zu machen oder der Grieche über die Maßen sensibel. Das würde es sein, der Grieche war Schuld.


    Als endlich alle im Bett lagen und Fango sich in Stille und Dunkelheit wieder etwas zu entspannen begann, schnarchte neben ihm der Grieche los wie ein Sägewerk. Dies musste das Werk seiner Rache sein, die Nacht würde furchtbar werden. Und nicht nur diese - dieser Mann lag für die nächsten 25 Jahre neben ihm, wenn sie beide die Grundausbildung schafften und von ihnen beiden keiner fiel! Nun erreichte das Wissen, dass dies hier für das kommende Vierteljahrhundert sein Leben sein würde, Fangos Bewusstsein. Plötzlich erfüllten ihn schreckliche Angst und Heimweh. Sogar seinen Bruder Scato, der ihn immer gequält hatte, vermisste er und beschloss, ihm morgen einen Brief zu schreiben. Fango wickelte sich das Kissen um den Schädel, doch es half nicht gegen den infernalischen Lärm, zumal sein Bettnachbar Unterstützung von schräg oben erhielt. Fango schlief erst ein, als es draußen schon wieder dämmerte.

    Die Ansprache hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Ein stolzes Lächeln konnte sich nicht jeder verkneifen. Nachdem der Offizier das Grüppchen entlassen hatte, marschierten die neuen Tirones nach draußen, wo sofort das Plaudern losging. Fango versuchte ebenfalls, mit den anderen ins Gespräch zu kommen und ein paar Worte flogen immerhin von einem zum anderen, ehe sie die Baracke erreichten.


    Ausbildungsturma >>

    Der Offizier marschierte voran, während Fango sich anstrengen musste, mit ihm Schritt zu halten, ohne dabei ins Rennen zu verfallen. Ihm fiel auf, dass er dem Mann schon im Valetudinarium begegnet war. Das Gebäude, das sie nun betraten, wirkte prunkvoll, außen wie innen. Sie betraten das Heiligtum, in dem die übrigen Anwärter schon warteten. Schweigend und ehrfürchtig starrte Fango auf die Heiligtümer, die ihn und die anderen Sechs reglos überragten. Einen Moment lag heilige Stille über ihnen, ehe die Worte des Offiziers durch den Raum hallten. Dass Fango auf sein Bürgerrecht verzichten musste, hatte er nicht gewusst, genau so wenig, dass er wegen Ungehorsam hingerichtet werden konnte. Ein Zurück gab es nicht mehr und er wollte auch keins. Das Leben ging nur vorwärts.


    Fango durfte als erster vortreten. Er ahmte die Geste des Offiziers nach und hob den Arm vor der Standarte, dem Adler und dem Kaiserbildnis, ehe er seine Faust aufs Herz drückte.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA", verkündete er mit seiner hohen, dafür bei Bedarf sehr lauten Stimme.


    Nun war er Soldat, exakt ab diesem Zeitpunkt.