Beiträge von Adalheidis

    "Fünf Sesterzen für die ganze Woche", sagte Adalheidis bestimmt: "Für alle beide. Plus Kost und Logis."
    Schon trat sie auf die beiden Mägde zu, grüßte sie in ihrem heimatlichen Dialekt und bestellte sie für den morgigen Tag zur Casa Germanica.
    Die Mädchen kicherten und waren wohl zufrieden. Beide, die Größere und die Kleine, Dickere warfen dem Germanicer neugierige Blicke zu.
    "Die Ältere hat wohl Erfahrung im Wurstmachen", sagte Adalheidis:
    " Das Kichern gewöhnen wir ihnen, bis die Gäste kommen, noch ab.
    Wirst du morgen die Ochsen und die Schweine schlachten, Germanicus Cerretanus? Das ist Männerarbeit. Hast du bestimmt schon gemacht, oder?"

    Hoho, Germanicus Cerretanus war witzig, und es zuckte verdächtig um Adalheidis Mundwinkel. Dann gab sie dem Römer einen freundschaftlichen Schubs.


    Wir wollen sie nicht kochen, sondern sie sollen kochen.“, erklärte Adalheidis:
    „Was möchtest du pro Tag und Magd bezahlen? Denk aber daran, dass sie bei uns auch essen werden, und so wie sie aussehen, futtern sie was weg.“


    Tatsächlich war besonders die Kleinere der beiden recht drall.

    "Wir können ruhig weiter gehen.", sagte Adalheidis. Mittlerweile stapelten sich schon einige Sachen in der Kiepe, die sie auf dem Rücken trug.


    Jetzt lächelte sie sogar und das machte ihr Gesicht gleich jünger:
    "Eine Woche Vorbereitung mit drei tüchtigen Mädels, das kriegen wir hin. Ich mag auch lieber Mägde. Schauen wir nachher noch, wo sich die Frauen verdingen."


    Adalheidis hielt nicht viel von Sklaverei. Aber sie hatte nichts gegen Römer. Sie war bevor sie einen römischen Herren bekam, eine Unfreie bei einem anderen germanischen Stamm als dem ihren gewesen und wusste daher, dass es in jedem Volk gute Menschen gab. Und weniger gute.


    Nun hielt sie Ausschau nach ein paar kräftigen, starken Mädchenarmen.Besonders die Arbeit in der Feuergrube, wenn die Ochsen gedreht werden mussten, war schwer.
    Sie musterte eine Gruppe Germaninnen. Die Mägde sollten kräftig aussehen und sauber und... nun ja, sie sollten ehrliche offene Gesichter haben.
    Zwei flachszöpfige junge Frauen, die sich wie Schwestern ähnlich sahen, schauten in ihre Richtung.
    Adalheidis stieß Germanicus Cerretanus in die Rippen:
    "Was hälste von denen beiden?"

    Adalheidis nickte, während sie in sich hinein lächelte. Der junge Mann brauchte dringend ein geregeltes Leben.
    Und eine liebevolle, führende Hand. Lucius, ihr ehemaliger Dominus, hatte vorher auch nicht gewusst, was er brauchte, bis sie, Adalheidis, sein Leben geregelt hatte.
    Ein gutes Frühstück am Morgen war schon einmal ein guter Anfang! =)

    Adalheidis wusste schon, dass jeder Mensch einen eigenen Rhythmus hatte. Sie würde nicht lästig fallen.
    Daher sagte sie:
    "Ich werde morgens das Frühstück richten und bereit stellen. Und ab Mittag gibt es Mittagessen. Wenn du Gesellschaft wünschst, werde ich mit dir essen.
    Wenn du keine Zeit hast oder alleine sein willst, holst du dir deinen Teller aus der Küche. So hielten es mein Patron und ich, und ich hoffe, so ist es dir auch recht.
    Was sind deine Lieblingsspeisen?"

    "Besser den ganzen Tag ab dem frühen Morgen.", sagte Adalheidis:
    "Das Fleisch muss so zart sein, dass es von den Knochen fällt. Und junge fette Ochsen brauchen wir, keine alten zähen Tiere. Und für die Damen brauchen wir Konfekt und Kuchen. Und Rosenblätter. Auch gefüllte Haselmäuse, glires, mit Honig überbacken und ficedula, Feigendrosseln und farcimem, Würste, kann ich vorbereiten.


    Wenn ich die richtigen Leute habe, kann ich das Festmahl von heute ab in einer Woche auf die Beine stellen.
    Nun kommt es auf deine Vorliebe an: Mietest du lieber Sklaven oder stellst freie Mägde ein?"

    "Zwei Ochsen und zwei Spanferkel", sagte Adalheidis sofort. Was der Germanicer plante, war kein kleines Fest. Das war ein großer Empfang für die wichtigsten Leute der Stadt:
    "Das hier ist Germania!"
    Sie spielte auf den Umstand an, dass manche Germanen die Römer "Pulsfresser" nannten. Germanen liebten Fleisch, je mehr, desto besser, und auch die Römer hatten sich an fleischlastige Kost längst gewöhnt. Vielleicht lag es am Klima:
    "Und wir werden Personal brauchen, ein paar tüchtige Diener. Schon um die Ochsen zu drehen und Fleisch abzusäbeln. Und wir brauchen Wein und Cervisia, Honigrosenwasser für die Damen - werden Damen kommen?"
    Langsam fing Adalheidis an, die Sache Spaß zu machen. Es war ewig her, als sie das letzte Mal für ihren Patron Lucius Valerius Maximus ein Fest geplant hatte, bestimmt schon zwanzig Jahre.

    Die Culina war bestimmt der ordentlichste Raum der Casa, weil sie im Moment nicht oft benutzt wurde. Es war alles da: Töpfe, Pfannen, Holzbretter, Messer, Schopflöffel und kleine Löffel, Terra sigilata und kostbares Glasgeschirr und im Herd brannte das Feuer der germanicschen Penaten, das niemals ausgehen durfte.


    "Gut durchdacht und praktisch", stimmte Adalheidis zu. Ihr neues Reich gefiel ihr.
    Dann warf sie einen Blick in das Cubiculum. Auch hier gab es alles, was sie brauchte, auch wenn es länger nicht benutzt worden war.


    "Was pflegst du zu frühstücken, Germanicus Cerretanus?", fragte sie. Sie stand gewöhnlich vor Sonnenaufgang auf.

    Adalheidis nickte. Sie hatte keine Liste erstellt.
    Sie waren nur zu zweit, solche Mengen hatte eine Hausfrau im Kopf.
    "Gerste und Hafer, Frühlingszwiebeln und Gemüse,Olivenöl, Butter, Schmalz und Garum, etwas Fleisch vom Rind, Schwein oder Huhn für Dich, Flussfische, Eier, etwas Honig für Süßspeisen.", zählte sie auf:
    "Gibt es etwas, was Du gar nicht isst?"


    Dann hörte sie das alarmierende Wort "Fest", blieb stehen und musterte den Römer mit gerunzelter Stirn:
    "Ein Fest?", fragte sie, wobei ihr Tonfall zu verstehen gab, dass sie das für eine Extravaganz hielt:
    "Was genau stellst du dir darunter vor?"

    "Deine Casa ist sehr schön, Germanicus Cerretanus", sagte Adalheidis zufrieden.
    Sie sprach flüssig Latein, wenn auch mit dem Provinzakzent von Germania, der es mit den Nachsilben nicht immer genau nahm:
    "Zeigst du mir auch die Culina? Da könnte ich dann auch schlafen."
    Sie nahm ihr Bündel fester. Das konnte ihr als Kopfkissen dienen. Adalheidis war, wenn es sein musste, durchaus genügsam.

    Adalheidis sah sich kurz um. Ein hübsches Haus, doch sie entdeckte die Wollmäuse genauso wie die Staubweben.
    Und der junge Römer vor ihr sah aus, als hätte er in seiner Tunika geschlafen.
    " Salve....", hier machte sie eine Pause, da sie nicht wusste, wie der Mann hieß:
    "Mein Name ist Adalheidis. ich bewerbe mich auf deine Anzeige als Mitbewohnerin....", und ein Blick: ..."Wohl auch als Haushälterin. Eine Bezahlung erwarte ich nicht, Kost und Logis genügen mir."

    Forum Mogontiaci


    Adalheidis las langsam den Aushang.
    Ein Junggeselle also. Das bedeutete für gewöhnlich Unordnung und schlampige Mahlzeiten, sofern der Junggeselle nicht über viele Sklaven verfügte. Dem konnte sie abhelfen.
    Organisieren - konnte sie.
    Selbstständig atmen - seltsame Forderung, aber ja.
    Einen Rüffel überleben? Adalheidis überlegte. Oft war sie es, die die anderen anrüffelte. Doch ja, das würde sie überleben.
    Sich selbst unterhalten? Klar doch.
    Wieder nickte sie, diesmal zu sich selbst. Das klang alles gut.
    Nun musste sie sehen, ob sie dem Hausherr genehm war. Sie suchte die Porta, um anzuklopfen.


    Nach etwas Suchen wurde Adalheidis fündig.


    Eingangshalle

    Stadttor


    Es kam Adalheidis zu Gute, dass sie genauso Latein wie den hiesigen germanischen Dialekt sprach. So fragte sie sich durch, immer noch ruhig und völlig furchtlos. Bis ihr ein Marktmann den Tipp mit der Casa Germanica gab.
    Adalheidis nickte wieder freundlich. Eines fügte sich zum anderen. Sie fragte sich durch und schritt, ihr Bündel auf dem Rücken, kräftig aus.


    Casa Germanica

    Ja, danke. :)


    Adalheidis ist zufrieden mit dem, was sie ist. Freigelassene von Lucius Valerius Maximus.
    Und schon ist sie in Mogontiacum angekommen und wird Cerretanus heimbesuchen . =)

    Lucius Valerius Maximus wusste, dass er Adalheidis nicht zurück halten konnte. Nicht, wenn sie die Wanderlust gepackt hatte. Er musste es ihr schon hoch anrechnen, dass sie die letzten vierzehn Jahre bei ihm geblieben war.
    Schweren Herzens ließ er sie ziehen.
    Adalheidis packte ihre Sachen, zog ihr Prunkgewand mit den komplizierten blauroten germanischen Mustern an, nahm ihr Alltagsgewand in ihren Beutel.
    Lucius wollte ihr Geld und den Schlüssel zur Stadtwohnung mitgeben, doch Adalheidis winkte ab:
    "Hälst du mich für tatterig, dass ich mir meinen Unterhalt nicht alleine verdienen kann?", fragte sie.
    Tatterig - Adalheidis, niemals. Groß und aufrecht stand sie da, ihr blondes Haar geflochten, ihre graublauen Augen auf Lucius gerichtet.
    Schon flocht der Winter graue Strähnen in ihre Haar. Lucius konnte sie nicht halten. Er hätte das Recht gehabt als ihr Patron, sie war seine Liberta.
    Aber diese Begriffe hatten schon längst ihre Bedeutung verloren. Adalheidis war auch niemals wirklich seine Sklavin gewesen.
    Sie folgte ihren Träumen, dem, was Rabe und Wolf ihr sagten.
    Lucius fragte nicht, wie lange sie wegbleiben würde.


    Nun schritt Adalheidis auf der Straße nach Mogontiacum. Ihr Gepäck war leicht, ihr Herz war es auch.
    Sie näherte sich dem Stadttor....


    Stadttor