Beiträge von Adalheidis

    Die Sklaven setzten sich und griffen erst zögernd, dann herzhaft zu. Allmählich lockerte sich die Stimmung; sie lächelten und später trug einer der Männer auf seiner Sprache ein langes Lied vor, das Adalheidis übersetzte (und zusammenfasste):

    "Schwertbrüder waren Swafudr und Swarthedin,

    Mochten nicht ohne einander sein.

    Einer Frau wegen wurden sie sich feind:

    Alles vergaßen sie über dem Glanz der Schönen,

    Scherz und schöne Tage,

    Sie schlugen alles sich aus dem Sinn

    Bis auf der Lieben lichten Leib." *


    Sie lächelte dem großzügigen Germanicus Cerretanus zu: "Auch ihr Römer sagt ja, dass Cupido ein mächtiger Gott ist. doch alles zu vergessen und gar zu töten nur wegen der Liebe?", sie schüttelte den Kopf:

    "Da ist mir ein gegrillter Ochse lieber, der füllt den Magen, nicht die Gräber!"



    Sim-Off:

    * Aus dem Sonnenlied, jüngere Edda

    Adalheidis verstand, warum er lachte und sie stimmte mit ein. Wenn Adalheidis aus voller Kehle lachte, klang das nicht niedlich oder glockenhell, sondern eher wie eine Mischung aus Blöken, Gläserklirren und Metallgong.

    Auch sie amüsierte sich.

    Und dann kamen die Sklaven. Sie waren keine Luxusgeschöpfe, die fein gewandet ihren Herren nach dem Genuss von Wein den Mund abtupften oder auf artigste Weise griechische Lyrik darboten wie in Roma; es waren, obwohl die Germanicer sie immer gut behandelt hatten, hart arbeitende Männer und Frauen. Ganz alte waren darunter, die schon lange in der Casa Germanica dienten.

    Sie drängten sich zusammen und blickten auf Germanicus Cerretanus:

    "Dominus?", fragte schließlich einer, und sie machten erstaunte Gesichter., dass man sie hatte an die Tafel rufen lassen.

    "Na dann nicht Lebewohl sondern bis zum Frühjahr, ihr habt den Hausherren gehört.", sprach Adalheidis.


    Sie schaute den beiden Mägden nach, die, die Kapuzen über die flachsblonden Locken gezogen, etwas gebeugt davon stapften: Sie hatten schwer zu tragen, aber sie halfen sich gegenseitig. Hoffentlich würden sie auf Reisende treffen, die ein wenig auf sie achtgeben würden. Es gab natürlich Wegelagerer und Diebe, doch die meisten Menschen, die man beim Wandern traf, waren auch nicht schlechter als man selbst.

    Bis zum nächsten Frühjahr also ....

    Adalheidis lächelte Germanicus Cerretanus an. Plötzlich merkte sie, dass sie den Römer regelrecht lieb gewonnen hatte, wie einen Sohn. Vielleicht bedeutete dies, dass sie ihn bald verlassen musste.

    Neben der Küche lag das kleine Cubiculum der Haushälterin der Casa Germanica.

    Adalheidis war es recht so, denn es bekam durch das Mauerwerk die Hitze des Herdes ab und war immer schön warm, und außerdem würde sie jederzeit mitbekommen, wenn sich nachts etwas in der Küche regen sollte.

    In dieser Nacht dachte sie an die kleine Maxi, und plötzlich fühlte sie eine solche Ruhe in ihrem Herzen, eine solch stille Freude, dass sie sich aufsetzte und in die Dunkelheit sah.

    Die Dunkelheit war ihre Freundin; andere mochten ins Licht schauen, sie schaute in die Dunkelheit, und da war immer etwas darinnen.

    Es waren keine besonderen Fähigkeiten, die sie besaß. Es war die Liebe einer Mutter, die sie auch über die Entfernung hinweg erahnen ließ, ob es ihrem Schützling gut oder schlecht ging.

    Alles war gut.

    Alles war gut.

    Adalheidis drehte sich in ihrem Bett um und schlief ein.

    "Die Mädchen werden sich freuen.", sagte Adalheidis und dachte an die rebellische Tordis. Es war vielleicht nicht schlecht, wenn sie selbst Germanicus Cerretanus fragen würde, ob sie wiederkommen durften. Sie grinste etwas. Ja, Tordis sollte ruhig fragen.


    Denn am nächsten Tag schon wollten die Mägde aufbrechen, außer ihren verdienten Sesterzen würden sie wohl auch noch soviel an Essen mitnehmen, wie sie tragen konnten.


    Nun näherte sich Tordis Germanicus Cerretanus und druckste herum. Sie hatte ja in der Küche gerne große Reden über die bösen Römer und ihre Unterdrückung geführt.

    "Vielen Dank, Germanicus Cerretanus, für alles.", sagte sie: " Wenn meine Schwester und ich im nächsten Frühling wieder in der Casa Germanica arbeiten dürfen, würden wir uns sehr freuen."

    "Sie waren sehr fleißig und lernen schnell.", bestätigte Adalheidis und wartete auf die Entscheidung des Hausherren.

    Adalheidis, Tordis und Thusnelda ließen sich das nicht zweimal sagen. Besonders Tordis und Thusnelda bekamen glänzende Augen. Sie griffen alle zu; vielleicht sogar entspannter als vorhin, als die Gäste da waren. Jetzt waren sie unter sich, die kleine Hausgemeinschaft.

    "Holen wir auch die Sklaven hinzu?", fragte Adalheidis. Sie fand es sehr nett, mit den anderen hierzusitzen und all die Delikatessen zu probieren.

    Adalheidis hatte von ihrer Ziehtochter gesprochen, die so ein bißchen in zwei Welten aufgewachsen war und nicht von sich selbst, aber sie verbesserte Germanicus Cerretanus nicht. Sie dachte nur bei sich, dass er sich irrte: Auch EIN guter Mensch machte zuweilen den Unterschied. Doch der Germanicus war noch jung; er würde seine eigenen Erfahrungen machen.


    "Ich bin auch froh, dass Du du bist.", sagte sie. Sie hatte den Römer herzlich gerne. Nun brachte sie das Thema auf die Mägde :

    " Tordis und Thusnelda haben treu gedient. Noch ist das Wetter gut genug, so dass sie zurück in ihr Dorf wandern können. Sie haben betagte Eltern, sagte Tordis. Wie scheint es Dir, wenn wir morgen die Mädchen auszahlen? Bestimmt wollen sie noch einiges einkaufen auf dem Markt.

    All das wird für ihre Familie eine große Freude sein."

    Adalheidis jedoch schüttelte den Kopf:

    "Das ist gut gemeint, Germanicus Cerretanus. Aber euer Sommerland betrete ich nicht.

    Ich hoffe sehr, dass auch so alles seinen Lauf nimmt.

    Es ist schwierig, die eigene Bestimmung zu finden, wenn man weder ganz das eine noch das andere ist.

    Doch es taugt zum Brückenbauen.

    So wie du es auch tust, Cerretanus.

    Wenn die Mägde Tordis und Tusnelda in ihr Zuhause zurückkehren, wird es einen Römer geben, von dem sie nur Gutes zu berichten haben. Auch wenn man jetzt noch nicht glauben kann, dass das wichtig ist; vielleicht wird genau das eines Tages wichtig sein. "

    "Lucius Valerius Maximus", erwiderte Adalheidis: "Maximus ist sein Name, kein militärischer Titel. Mein Patron ist er immer noch, nur mein Dominus nicht mehr."

    Sie stand noch einmal auf und holte etwas Gebäck und stellte es dem Germanicer hin:
    "Ich muss abwarten, welche Nachrichten aus eurem Sommerland kommen.", sagte sie: "Wenn es nur nicht so weit weg wäre!"

    "Zu helfen gibt es da leider nicht viel.", antwortete Adalheidis und stellte zwei Becher Mulsum hin, bevor sie sich setzte:

    "Ich bin eine Liberta, das weißt du vielleicht schon. Ich habe die Tochter meines Patrons aufgezogen, weil sie mutterlos war und sonst nicht am Leben geblieben wäre. Da ich nie das Glück eigener Kinder hatte, ist sie also ein wenig auch meine Tochter. Im letzten Jahr haben wir sie zur Erziehung nach Roma geschickt, um aus ihr eine junge Dame zu machen und um sie zu vermählen. Ich bin ihre Mutter, also spüre ich, dass meine Tochter unglücklich ist."

    Sie lehnte sich zurück, denn nun würde sie etwas sagen, an was Römer vielleicht nicht so recht glaubten, obwohl auch sie die Götter befragten, den Vogelflug lasen und die Omina wichtig nahmen. Aber manchmal war das nur wie eine leere Hülle, und der alte Glaube wurde nur noch aufrecht erhalten, weil man sonst Unheil fürchtete.

    "Ich habe einen Gott vor mir gesehen, der sie für sich haben will.", sagte sie: " Vielmehr zwei Götter, und beide sind wie ein Licht oder ein Feuer. Ach, Germanicus Cerretanus, lach über die Hirngespinste einer alten Frau!"

    Was die Farben angeht, so habe ich einmal gelesen, waren die Statuen aus Mamor die wir heute in weiß kennen gar nicht weiß gewesen sein sollen, sondern lebendig bemalt.

    Das weiß man schon länger, dass es so war. Wer etwas über die damalig benutzten Farben etwas lesen möchte:

    https://geschimagazin.wordpres…10/die-farben-der-antike/


    Auch sehr gut recherchierte historische Romane bedienen sich im gewissen Grade der Spekulation, da archäologische Erkenntnisse immer mal wieder revidiert werden. Also selbst Fachkenntnisse sind nie statisch, sondern immer im Wandel.


    Zum Lateinischen: Wir kennen zwar das literarische Latein, aber haben die Leute beispielsweise in der Subura so gesprochen? Oder ähnelte ihr Latein eher dem Volgare, dem Proto- Italienischen? Schon das könnte zu Streitpunkten führen.

    Hier eine interessante Seite, die ich gefunden habe, nämlich Überbleibsel des Lateinischen im Urbairischen,

    http://www.boari.de/index.html

    Vielleicht inspiriert es den ein oder anderen.;)


    Ich mag das Tannengrün, danke an @Rusticus.

    Der Germanicer verdiente eine Antwort:


    "Ich war die Ziehmutter der Tochter meines Dominus.", erwiderte sie leise: "Ich habe das Gefühl, dass es meiner Kleinen nicht gut geht. Aber weder Lucius, ihr Vater, noch ich können ihr gerade beistehen. Fremde Götter und fremde Lehren verwirren Ortruns Geist, und ich muss Lucius fragen, was er zu tun gedenkt. Gleich morgen sende ich einen Brief in die Civitas."

    Unwillkürlich nannte sie die Valeria bei dem germanischen Namen, den sie als Kind hatte haben wollen.


    Adalheidis lächelte Germanicus Cerretanus an:

    "Ich danke dir, dass Du nach mir gesehen hast. Du bist ein guter Mann, Germanicus Cerretanus. Gehen wir wieder rein und wärmen den Mulsum wieder auf, das wird uns wohl tun."

    ITA, Imperator Caesar Augustus, E


    "Salve - aller Segen mit Dir.", grüßte Adalheidis den Mann, der so fleißig seine Arbeit tat. Sie hatte erst sehr spät schreiben gelernt und wunderte sich immer ein wenig über die Eigenart der Römer, sich gegenseitig so viele Briefe zu schreiben.

    "Ja, du hast recht - es ist eilig: 20 Sesterzen." Sie zählte ihm das Geld hin:

    "Ich danke Dir für dein Werk."



    Lucius Valerius Maximus

    Civitas Aquensis

    Provincia Germania Superior


    Ad

    Imperatorem

    Caesarem Tiberium Aquilium Severum Augustum

    Pontifex Maximus

    Palatinus

    Roma


    ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLXX A.U.C. (26.11.2020/117 n.Chr.)


    Salve Imperator Caesar Augustus,

    salutem plurimum dicit


    Ich, Lucius Valerius Maximus, römischer Bürger und treuer Anhänger der Religio Romana, der Vater von Valeria Maximilla, bitte demütig um die Ergreifung - captio - meiner Tochter Maximilla, damit sie in die Priesterschaft der Virgines Vestales aufgenommen wird.

    Es ist mein Wille und mein Wunsch, dass meine Tochter der Göttin dient.


    Maximilla entstammt der Gens Valeria väterlicherseits, aus deren Reihen auch die letzte Discipula Vestalis, Valeria Vestina ernannt wurde, und der Gens Campania mütterlicherseits.


    Solltest du dem zustimmen und die Wahl auf sie fallen, findest du die Tochter in der Casa Valeria in Roma.


    Vale Bene

    Lucius Valerius Maximus

    ITA, Imperator Caesar Augustus, E

    Adalheidis mit einem Brief in der Hand betrat die Räumlichkeiten des Cursus Publicus.

    Es fiel ihr schwer, zu tun, was zu tun war, aber Lucius hatte sie selten um etwas gebeten, und da er es diesmal getan hatte, fügte sie sich.


    "Salve!", grüßte sie: "Ich möchte einen Brief nach Roma aufgeben, eilig, wenn es geht. Was würde das kosten?"

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Lucius Valerius Maximus stand unter dem Eingang des Hauptgebäudes mit einer Tabula in der Hand, die ihm Adalheidis hatte zukommen lassen.

    Etwas wunderte er sich über den Absender. Wie kam Adalheidis bitte an die Germanicer? Wie war es möglich, dass sie bei ihnen wohnte?

    Aber bei Adalheidis überraschte ihn nichts wirklich, und deshalb überflog er die Nachricht.

    Er las ihre grobe ungelenke Schrift, und eine steile Falte zog sich über seine Stirn, wobei er keinen Zweifel an den Worten seiner ehemaligen villica hatte:


    Adalheidis

    Casa Germanica

    Mogontiacum


    Lucius Valerius Maximus

    Villa Rustica Valeria

    Civitas Aquensis

    Agri Decumates


    Adalheidis grüßt Lucius mit all dem segen.

    Es geht ihr nicht gut Ein fremder gott legt hand auf sie Entscheide was wir tun.


    Fremder Gott, pah, die Stirnfalte wurde, wenn das überhaupt möglich war, tiefer. Die kleine Valeria war die einzige Tochter. Wer weiß, in welche Schwärmereien sie mit ihrem kindlichen Verstand verfallen war?! In Roma gab es nichts, was es nicht gab: Etwas Orientalisches gefällig? Unter anderem Isis und Kybele boten sich an. Oder gar die christiani, die sich wie eine Plage im Reich ausbreiteten, selbst in Mogi rotteten sie sich zusammen und bliesen Sklaven und Barbaren Unsinn ins Hirn.

    Da hatten wohlhabende Dämchen auch gleich den Nervenkitzel des Unerlaubten. Und war es nicht modernus, plötzlich sein Herz für Notleidende zu entdecken.....

    Eine Nachricht über eine anstehende Hochzeit oder zumindest einen ernsthaften Bewerber lagen auch nicht vor. Unfähigkeit, wohin man blickte....


    Ein etwas schlechtes Gewissen hatte Lucius. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, seine Tochter hier abgelegen von einer germanischen Liberta erziehen zu lassen. Er hatte gehofft, die bäuerliche Erziehung würde Maximilla vor derlei Unsinn bewahren.


    Aber wenn sie schon nicht in der Lage war, einen der Familienehre angemessenen Mann zu präsentieren: Vor fremden Göttern würde er, Lucius, sie eigenhändig bewahren.

    Es ging für ihn nichts über die via romana. Ein Leben in Entsagung und im Dienst der Götter konnte Valeria Maximilla auch auf traditionelle Weise führen.

    Auch das war ehrenvoll für die Gens.


    Es war entschieden. Factum.


    Es waren zwei Briefe, die Lucius Valerius Maximus einem seiner germanischen Landarbeiter mitgab und ihm auftrug, sie nach Mogontiacum zu Adalheidis in die Villa Germanica zu bringen.

    Es war spät am Abend, als sich Adalheidis ihr Tuch umlegte und draußen vor das Haus trat. Ein kühler Wind wehte, das Herbstlaub raschelte und brachte eine Ahnung von Kälte. Tordis, Tusnelda und sie hatten aufgeräumt, was es aufzuräumen gab, und genug war zum Essen übrig geblieben, um den Hausherren, die Mägde und Sklaven noch lange satt zu bekommen. Morgen würden sie das restliche Fleisch einsalzen. Vielleicht würde sie Tordis und Tusnelda zum Markt schicken, um das zu verkaufen, was nicht lange haltbar war. Und die Würste würde sie den Mägden für ihre Familien schenken, für den Winter, sofern der Germanicer damit einverstanden wäre.

    Ein Windstoß wirbelte Adalheidis Tuch auseinander und sie zog es fester um sich. Und dann sah sie etwas vor ihrem inneren Auge - Weinen und Klagen und Dunkelheit, und dann eine ruhige große Flamme, die näher kam und schließlich ihr gesamtes Gesichtsfeld ausfüllte.

    Es ist etwas mit meiner Tochter, dachte Adalheidis und fragte laut: "Wer bist Du, dass Du sie für dich haben willst?" Aber sie bekam keine Antwort. "Du willst sie für dich haben, nicht wahr, meine Kleine, mein liebes Kind, mein Augenstern."

    Adalheidis schluchzte auf und dachte an das ferne Sommerland. Und das sie Lucius schreiben musste und das so schnell wie möglich.


    >>> Casa Germanica

    Eila war keine Frau der germanischen Stämme, auch wenn sie mit ihnen die Lichtheit gemein hatte. Adalheidis fragte sich kurz, wie sie sich hatte täuschen können. Wurden ihre Augen schlecht? Doch sie hatte ihr nicht ohne Ehrerbietung geantwortet.

    Nachdenklich sah Adalheidis ihr nach. Und plötzlich drängte sich ihr ein Gedanke auf: Die arme Frau.

    Sie schüttelte unwillig den Kopf.

    Adalheidis bewegte sachte den Kopf: "Nicht wie die Tugenden.", sagte sie: "Die Tugenden kann man lernen. Man kann sie sogar annehmen, weil man sie für klüger hält, selbst wenn man von Natur aus trügerisch ist wie ein Alb. Hael wird dir geschenkt Römer, von den Göttern. Ich wünsche dir nur Gutes. Geh und achte auf die Zeichen."


    Adalheidis stellte sich neben Germanicus Cerretanus. Leicht klopfte sie ihm auf die Schulter:

    "Die Mägen sind gefüllt.", stellte sie fest und grinste ihn an:

    "Wenn Heiterkeit fehlte, war es nicht dein Fehler. Sie alle hatten den Kopf voll. Ihr Schicksal erwartet sie. Auch ich bin unruhig und weiß noch nicht warum."

    Nero kaute auf seinem Kräuterbällchen und lauschte den Analogien seiner Gesprächspartnerin. Ohne über deren Bemerkungen erbost zu sein entgegnete er,

    Nun Adelheidis, nichts hält ewig, nicht wahr? Jeder Einzelne trägt durch sein Handeln oder Nichtstun zum Lauf der Dinge bei. Was mich betrifft, so bin ich aus einem einzigen Grund hier,...nämlich den die Strecke Confluentes-Mogontiacum-Borbetomagus bestmöglich zu sichern und ggf. Maßnahmen zu ergreifen um dies ultimativ zu demonstrieren.

    Er sah sie hiernach fragend an Was, ehm,was bedeutet dieses Wort...Hael? Während er dies aussprach bekam er mit was diese Eila ihrem Gastgeber konterte. Helm ab, dachte er. Die Frau hatte Format.

    "Hael ist nicht leicht zu übersetzen.", erwiderte Adalheidis: "Es ist etwas Persönliches, das du hast oder nicht hast. Manche denken, es heißt Kriegsglück, aber so einfach ist es nicht, denn auch ein Anführer mit hael kann eine Schlacht verlieren.

    Auch er kann sterben, wie der Sohn des Kaiser Augustus, Drusus, der hael besaß, bis er zu weit in den Norden kam, und die Götter ihm den Weg versperrten.

    Für euch Römer ist die Position wichtig, die einer inne hat, und ihr könnt abgelöst und in euer Sommerland zurück geschickt werden.

    Wir denken anders. Wenn wir einem Statthalter gehorchen, weil er hael besitzt, heißt das noch lange nicht, dass wir dem nächsten Statthalter auch gehorchen. Er ist ja nicht der gleiche Mann!

    Lucius sagte mir, dass hael dem Wort Charisma..." - sie sagte Ka - rie- ssma - "... vielleicht am nächsten kommt.

    Männer, die deine Autorität anerkennen, ohne dass du sie mit einem roten Mantel und Abzeichen betonen musst, wäre viel hael. Oder wenn eine Seherin sagt, dass du es besitzt. Aber auch ein Rabe, der auf deine Schulter fliegt, würde hael sein."

    Was interessierte diesen aufgeblasenen Fatzke denn ihre Unterkunft? Ihr Blick folgte dem seinen und sie verstand was er vorhatte. Sie stand Varro näher als diesem Cerretanus, soviel war mal sicher. Nun ich bin seit zwei Wochen in meinem Winterquartier, einem sehr gemütlichem Zimmer bei einer Näherin, der ich gegen Logis zur Hand gehe. Sie stellte einer vorbeikommenden Bedienung ihren Becher auf das Tablett und lächelte Cerretanus herzerweichend an. Ich komme aus dem Norden, über die Sitten und Gebräuche, wie auch über die Paarungsgewohnheiten der hiesigen Stämme bin ich absolut nicht auf dem laufenden,...aber ich sehe du hast viele Germaninnen in deinem Haushalt, vielleicht weiß ja eine von diesen mehr über derlei Dinge. Ihr Lächeln war genauso honigsüß wie zuvor. Sie legte Varro ihre Hand auf den Unterarm und meinte mit einem gekonnten Augenaufschlag. Es ist an der Zeit für mich zu gehen, liebster Varro. Würdest du mich noch bis zur Türe begleiten? Bevor er reagieren konnte wandte sie sich dem Gastgeber zu Hab Dank für deine Gastfreundschaft, es war mir ein Fest hier sein zu dürfen, aber leider muss ich jetzt wieder gehen, die Pflicht ruft. und wandte sich zum gehen. Schöner Onkel, provozierte seinen Neffen im Beisein seines Vorgesetzten. Was bildete der sich ein? Sie hob ihre linke Hand um sie auf Varro´s Unterarm zu legen und schwebte davon.

    Adalheidis hatte das Gespräch von Germanicus Cerretanus, Varro und dieser hübschen blonden Frau - Ella- mitbekommen und kniff die Augenbrauen zusammen. Auf Germanicus Cerretanus ließ sie nichts kommen, er gehörte in ihren Augen zu den Guten.

    "Entschuldige mich", sprach sie zu Nero und ließ ihn stehen.

    Halblaut murmelte sie zu sich: "Paarungsgewohnheiten, ich werde ihr etwas über unsere Paarungsgewohnheiten erzählen..."

    Sie machte ein paar große Schritte und richtete ihre blauen durchdringenden Augen auf Ella. Auf Germanisch, nicht der Sprache eines bestimmten Stammes, sondern der einfachen lingua franca, die für Verhandlungen und Geschäfte zwischen den verschiedenen Völkern benutzt wurde, sprach sie sie an:

    "Mien Tochter! oeverlege dir, bevoer du en goden Mann in sien eygen Haus beleidigst."*



    Sim-Off:

    * Germanisch: Kursiv

    Adalheidis nickte: "Seid nur wachsam.", sagte sie.

    "Auch Rom wurde ja im Zeichen einer Wölfin geboren, das ist doch richtig, nicht wahr? Nur das die Wölfin fett geworden ist und sich auf ihrem Lager aus Gold und Purpur die Pfoten leckt. Die jungen Wölfe meinen zu wissen, dass ihre Zeit gekommen ist, doch wer die Zeichen liest, weiß, dass es noch viel zu früh ist. Eines Tages wird es so weit sein, aber nicht jetzt, nicht zu unseren Lebzeiten. Ich sage das nicht, um dich zu beleidigen, Römer. Die Welt ist kein immerwährendes Vorwärtsstürmen. Die Welt bewegt sich im Kreis, und wenn einst alles in Asche liegt, wird etwas Neues emporsteigen, von dem weder du noch ich noch irgendein Mensch schon etwas weiß."

    Sie lächelte plötzlich breit:

    "Vielleicht wolltet ihr ein wenig für Hael sorgen, um die jungen Wölfe zu verwirren?"

    Adalheidis flocht das germanische Wort ein, denn es gab keine genaue Übersetzung.