Beiträge von Adalheidis

    Nero lauschte ihrer Stimme und war bald von ihrer Art gefangen. Ihre Aussagen über den Kult brachten ihm zwar keine neuen Erkenntnisse jedoch war er ein wenig überrascht über ihre Andeutung. War seine Verstimmtheit so offensichtlich?

    Nun, ich bin kein großer Anhänger politisch motivierter Feiern. wich er aus. Ob sie es ihm abnahm? Als Befehlshaber war die Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil seiner Aufgaben. Nein, es war die beiläufig angebrachte Bemerkung über den Winter.

    Ich sehe dem Winter ein wenig skeptisch entgegen,...es ist mein erster Winter in Germania. lächelnd schloß er ...man munkelt ja schreckliche Dinge über den germanischen Winter, aber ich mache mir keine Sorgen, wir sind mit Allem gut versorgt und er endet ja bekanntlich im Frühling.

    Wollte sie ihn etwa aushorchen? Er beschloß ein wenig auf Distanz zu gehen, denn der Verdacht hier eine Informantin vor sich zu haben war nicht von der Hand zu weisen. Das Parkett dieser Veranstaltung wurde etwas schlüpfrig. Ob es wohl noch etwas von diesen köstlichen kleinen Bällchen gibt?,...die mit der Kräuterfüllung?!

    lenkte er ab. Ich fürchte ich werde auf lange Zeit gustatorisch verdorben sein. Was ehrlich gemeint war, denn die angebotenen Speisen und Getränke waren erlesen und ließen auf den Anspruch des Gastgebers schließen, der gerade zu ihnen trat.

    "Wenn der Winter früh einbricht, werden weniger junge Männer sterben.", sprach Adalheidis sehr ernst:

    "Auri sacra fames - verfluchter Hunger nach Gold, war das nicht ein Römer, der das gesagt hat? Der Winter und die Dunkelheit werden dir hart vorkommen, wenn es dein erster Winter in Germania ist. Kommst du denn direkt aus deinem Sommerland,

    I - tali- a?"

    Sie betonte das lateinische Wort auf ungewöhnliche Weise, dann nickte sie Tordis, der älteren Magd zu, die gerade neue Fleischbällchen mit Kräuterfüllung auf der Platte auftürmte. Die blonde junge Frau füllte einen Teller und brachte ihn zu Gaius Germanicus Varro. Dabei schielte sie ihn unter ihren hellen Wimpern an und was sie sah, gefiel ihr, denn sie errötete bis zu den Haarwurzeln.

    Adalheidis schnaubte: "Hael mit dir, Römer, es möge dir bekommen.", wünschte sie, nahm Tordis den Teller ab und reichte ihn dem Römer selbst:

    "Aber wenn die Winterstürme vorbei sind und das Wetter sich beruhigt, wenn der Himmel blau ist und das Wasser gefriert, dann kommen manchmal die Wölfe über den Fluss. Besonders wenn sie lange nicht gefressen haben.", fügte sie an.

    Nero zwinkerte kurz ob dieser Information. Das war eine sehr interessante Information. Ebenso ihre fast schon anstößige Art ihn anzusehen. Das war er von Frauen nicht gewohnt, weder von Sklavinnen noch von Gleichgestellten. Er nahm noch einen Schluck und räusperte sich dann, Nun ich, ähem,...ich habe da etwas von Tacitus gelesen, der sich kurz über diesen, ja,...diesen Kult geäußert hat,...aber die weißt ja wie das ist, da wird die Sicht des Tacitus zum Weltbild.
    Er sah sie an und fragte sich ob sie vielleicht eine Priesterin des Kultes sei. Und wenn wie würde er das erkennen? ...vielleicht kannst du mir helfen, und erzählst mir ein wenig vom Kult und dem Volk der Myrginge... Sie plauderte offenbar gerne, und er mochte ihre Stimme. Auffordernd lächelte er Adelheidis an.

    Adalheidis blickte ihn wieder an, aber diesmal weniger prüfend als freundlich :

    "Auch ich kann dir nur sagen, was Tacitus schreibt. Mein Patron hat mir die Stelle vorgelesen: Es gibt eine Zeit im Jahr, da fährt Nerthus mit ihrem Wagen, der von Kühen gezogen wird, über das Land. Alle Stämme müssen Frieden halten. An einem See wird Nerthus von Sklaven gewaschen, die sogleich dieser See verschlingt. Mein Volk lebt weit von hier an den Ufern des Mare Suebicum und auf der Insel Balcia steht das Heiligtum. Ein einzelner Priester begleitet Nerthus, und er ist immer ein Myrginge."

    Sie lächelte:

    "Kann ich dir denn noch etwas Gutes tun? Du isst und trinkst nicht viel und wirkst besorgt auf mich. Gibt es Grund zur Sorge?"

    Prüfend warf sie einen Blick zum Himmel:

    "Auch ich hoffe, dass der Winter in diesem Jahr früh kommt.",sprach sie.

    Zitat

    Original von Gaius Terentius Nero


    Adelheidis?...bist du ein heimisches Gewächs? fragte er interessiert, denn ihr Äußeres ließ nicht direkt darauf schließen.


    Adalheidis blickte dem Römer ohne Scheu in die Augen, was für eine Unfreie ein ungebührliches Verhalten gewesen wäre.
    "Ich stamme ursprünglich aus dem Volk der Myrginge.", antwortete sie. Und da Nero vermutlich nichts mit dieser Information anzufangen wusste, ergänzte sie:
    "Wir sind es, die den Kult von Nerthus pflegen."
    Das war auch ein Grund dafür, dass sich andere Germanen eher von Adalheidis fern hielten. Selbst unter den rauen germanischen Göttern war Nerthus uralt und unheimlich.

    Es war Adalheidis, aber sie hatte keinen Vinum, sondern einen Teller mit dem gut gewürzten Ochsenfleisch in Kräuterkruste und einen Becher Cervicia. Nachdenklich stellte sie sich neben Gaius Terentius Nero und blickte ihn an:
    "Salve, Römer. Du magst nichts Süßes.", stellte sie fest: "Ich bringe dir Salziges und Bitteres. Mein Name ist Adalheidis."
    Sie hatte den Kampf von Nero mit dem Honigkuchen beobachtet. Manchmal kamen ihr die Römer wie hilflose Hundewelpen vor, deren Leben sie ordnen musste. Sie hatte es ihrem früheren Dominus Lucius geordnet. Und jetzt Germanicus Cerretanus.
    Der Mann vor ihr verbreitete Traurigkeit um sich, als wäre er am liebsten woanders. Ob er sich nach seinem Sommerland sehnte, Italia?
    Warum jedoch trieben ihre Götter die Römer an, rastlos durch die Welt zu eilen und jedes Land zu erobern, Straßen zu bauen, Civitates zu gründen und das zu verbreiten, was sie ihre Zivilisation nannten?
    Machte sie das trotz allem traurig?
    Sie hielt ihm das Tablett hin und wartete ab, ob er reden würde.

    Adalheidis hatte nicht viel mehr zu tun, als immer darauf zu achten, dass die Schüsseln und Schalen wieder aufgefüllt wurden, dass der Mulsum warm und das Rhodomeli kalt blieb und dass schmutziges Geschirr in die Küche wanderte, wo es die Germanicersklaven spülten.
    So konnte sie Leute beobachten, was sie gerne tat. Sie griente in sich hinein, als sie Germanicus Cerretanus so salopp reden hörte..
    Eine edle Dame betrat den Garten, und Adalheidis rüstete sich, ihr behilflich zu sein.
    Vorne wurde der erste der beiden Ochsen aufgeschnitten, und das Fleisch war gerade richtig: Butterweich, von einem kräftigen Rosa und dampfend.
    Die beiden blonden Mägde rannten hin- und her, die Gäste mit großen Stücken Ochsenbraten zu versorgen.

    Germanicus Cerretanus war freundlich zu Ygrid. Adalheidis hatte recht gehabt, dass er einer von den Guten war.
    "Einen zusätzlichen Lohn begehre ich nicht.", sagte sie: "Wir wollen es so halten, wie es ausgemacht ist."
    Dann funkelten ihre Augen ein wenig belustigt:
    "Sag den anderen Römern aber, dass ich keine Sklavin bin. Adalheidis ist eine freie Frau."


    Adalheidis hatte Ygrid den ganzen Tag beobachtet und gesehen, wie sie sich ins Zeug legte. An der erwischten Diebin war mehr als auf dem ersten Blick zu erkennen. Sie bewies Durchhaltevermögen und Tapferkeit, denn bestimmt hatte sie sich durch auffliegende Funken verbrannt. Aber kein Wort der Klage kam über ihre Lippen..
    Adalheidis überlegte. Die junge Frau musste sich dringend umziehen und - auch das war wichtig - respektabel aussehen.
    In einer kurzen Sklaventunika würde sie vermutlich zu vorgerückten Stunde von einem Römer, der dem Wein schon zu sehr zugesprochen hatte, belästigt werden. Falls Ygrid sich zur Wehr setzte, konnte das für einigen Unmut sorgen.
    Also ging Adalheidis in ihr Cubiculum, holte ihr zweitbestes Gewand und sprach zu ihr:
    "Komm, Tochter, ich zeige dir, wo du dich waschen kannst. Und dann zieh dieses Kleid an." Sie sprach Latein - je schneller die neue Angestellte die Sprache des Patrons lernte, um so besser.
    Vermutlich konnte man aus Adalheidis' Kleid Gewänder für drei Ygride machen, aber es war lang und bedeckte Waden und Schultern:
    "Wenn du dich umgekleidet hast, flechte dein Haar. Dann komm in die Küche und iss etwas. Später kannst du Tordis und Tusnelda beim Bedienen der Gäste helfen."
    Zwei Proben warteten noch auf Ygrid.
    Tordis und ihre Schwestern waren Lästerzungen. Vielleicht würden sie unfreundlich sein. Mal sehen, ob Ygrid auch bösen Worten standhielt.
    Das zweite war harmlos: Ob Ygrid schon einmal in einem Bad mit Fußbodenheizung gebadet hatte?

    Adalheidis wischte sich einen Moment mit einem Tuch über die Stirn. Sie nickte und wies auf die Tische, die bereits voller Köstlichkeiten waren, während Tordis und Tusnelda, adrett mit hochgesteckten Zöpfen immer noch mehr aus der Culina herbeitrugen.
    Es gab: (Außer den beiden Ochsen und den drei Spanferkeln, die gedreht wurden): Mit Brotkrumen und Datteln gefüllte Wachteln, hartgekochte Eier, gekochte dicke Bohnen, in Essig eingelegter Kohl, Würste nach Lukaner Rezept, Brühwürste, acetaria, das waren sauer eingelegte Oliven und Zwiebeln, ein Pilzragout, geschmorte Schnecken mit ihren Häusern, gliraria, gefüllte Haselmäuse und Hartkäse, außerdem Fladenbrote und mit Butter verfeinerter puls.
    Zu Trinken gab es Cervicia, vermischten Wein, Falerner aber auch Landwein, Mulsum und Rhodomeli.
    Ein ganzer Tisch war den Süßspeisen gewidmet: In Honig getränkte Küchlein, mit Pinienkernen gefüllte Datteln, aber auch, was kein Import, sondern Germanien selbst hergab: Eingekochte Brombeeren, Himbeeren, Hagebutten und Quark.
    Es war eine Mischung aus römischer und germanischer Küche, die aufgetischt wurde.
    Die angestellten kräftigen Männer drehten die Ochsen. Adalheidis sah Ygrid nicht, hoffte aber, sie würde sich nützlich machen.
    "Wenn noch etwas fehlt, besorge ich es.", sagte Adalheidis zu Germanicus Cerretanus:
    "Unvorhergesehenes?" Sie schaute zum Himmel: "Regnen wird es nicht so bald, nehme ich an."

    Adalheidis freute sich über das Lob über die Speisen. Der Gast hatte sogar den Wermut- Fencheltrank geleert.
    Hoffentlich ging es seinem Magen wieder gut.
    Kräuter nahmen das Magendrücken, das Albdrücken konnten sie nicht nehmen. Etwas hatte Gaius Germanicus Varro beunruhigt, das hatte Adalheidis dem Römer angesehen.


    Als Germanicus Cerretanus das Essen auf dem Tisch freigab, pfiff sie die beiden Mägde herbei. Tordis und Tusnelda näherten sich. Die Augen der germanischen Mägde wurden groß.
    Solch leckere Speisen wurden ihnen sonst nie angeboten.
    Adalheidis aber erinnerte sich an Tordis Worte in der Culina und sagte grimmig auf Germanisch:
    "Ja, iss dich nur satt an der Tafel des Römlings..."


    Tordis zuckte zusammen und schaute scheu zu Cerretanus. Hoffentlich warf er sie nicht raus. Es war gut, dass sie hier ein paar Sesterze verdienen konnten. Ihre Eltern waren darauf angewiesen.
    Die jüngere Tusnelda jedoch war unbekümmert, krähte: "Danke Cerretanus!" und aß darauf los.


    "Mit den Vorbereitungen sind wir so gut wie fertig. Wir haben die ganze Woche gekocht, gebraten und gebacken. Und nun haben wir ja Ygrid und drei Männer für die Ochsen in der Feuergrube.", Adalheidis schaute sich um:
    "Wo steckt Ygrid? Sie darf auch zugreifen. YGRID !"

    Zufrieden richtete Adalheidis sich wieder auf.
    "Ygrid ist eine freie Chattin. Sie will arbeiten und ehrlich sein. Es tut ihr Leid, dass sie klauen wollte. Und Latein lernen will sie auch.", übersetzte sie.
    Letzeres war frei erfunden, aber Germanicus Cerretanus schien Wert darauf zu legen, mit seinen Mägden reden zu können.

    Adalheidis betrat den Garten, um das Geschirr abzuräumen. Da saß Germanicus Cerretanus und schaute nachdenklich drein.
    Die Haushälterin ließ ein langgezogenes germanisches: "Nuuuu?" los, was je nach Stimmlage: Was gibt es? Wie geht es? Was ist passiert? oder Willste reden bedeuten konnte.

    Adalheidis zuckte die Schultern:
    "Manche dieser germanischen Mädchen sind verdorben....", sagte sie - sie sagte nicht: Durch die Römer:
    "Der Glanz der Sesterzen macht sie närrisch. Sie lügen und stehlen. Aber die junge Frau hier hat nach dem Essen gegriffen und nicht nach dem Messing."


    Adalheidis beugte sich zu Ygrid hinunter und sprach nun Germanisch*:
    "Hör zu, meine Tochter.", sagte sie:
    "Dieser Römer ist kein böser Mann. Wenn du irgendetwas in seinem Haus mitgehen lässt, reiße ich dir deinen Kopf ab und verwende ihn als Füllung für die gesottenen Wachteln. Verstehst du das?"

    Sie richtete sich auf:
    "Ich habe ihr nur gesagt, wenn sie ehrliche Arbeit sucht, dann sei sie willkommen in der Casa Germanica.", behauptete sie gegenüber Germanicus Cerretanus.



    Sim-Off:

    * Ich mache es der Einfachkeit halber auch so: Germanisch wird kursiv geschrieben ;)

    Garten


    Adalheidis griente ein wenig, als sie in die Küche kam und meinte: "Der römische Gast hielt mich wohl für eine Sklavin. Dabei hätte ihm schon das Muster meines Rockes verraten, dass ich eine freie Frau bin."
    "Als ob diese Römlinge jemals genau hingucken....", schnaubte Tordis verächtlich. Sie saß auf einem Hocker, vor ihr lagen in einer Reihe tote Wachteln zum Rupfen:
    "Sie kamen hierher, stahlen unser Land..."
    Adalheidis brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen:
    "Aber die Sesterzen des Germanicus Cerretanus nimmst du!", schalt sie: "Ich schlage vor, du gehst gleich zu ihm und sagst ihm, wie du die Sache siehst."
    Erschrocken schüttelte Tordis den Kopf.
    "Was der Gast erzählt, will mir nicht gefallen.", sagte Adalheidis:
    "In alten Zeiten sind die jungen Männer im Sommer losgezogen, um andere Stämme zu bestehlen und sich im Winter mit ihrem Heldenmut zu brüsten. Es gab nur wenige Tote und Gefangene wurden für gewöhnlich ausgetauscht. Doch seit die Römer hier sind, ist es anders."
    "Sie versklaven alle und streuen Salz auf die Äcker.", behauptete Tordis.


    Adalheidis verzichtete darauf, ihr zu erzählen, dass sie selbst als junges Mädchen einem fremden germanischen Stamm in die Hände gefallen war. Die Römer waren nicht schlimmer.
    Der nächste Winter - hoffentlich kam er früh in diesem Jahr. Adalheidis wusste schon, warum sie das wünschte.

    Als Cerretanus erwähnte, dass sie sich auf Kräuter verstand, nickte Adalheidis:
    "Wir können eben nicht gleich zu einem griechischen Medicus laufen, wenn uns etwas fehlt.", sagte sie, und beobachtete Varro, wie er den Kräutertrunk trank. Die meisten Menschen fanden Wermutkraut im Abgang bitter und verzogen das Gesicht, aber der Römer hielt sich wacker.
    Mit scharfem, aber nicht unfreundlichem Blick musterte sie den Gast.
    Gut wohl auch, dass ein Löffel Honig mit drin im Becher war.
    "Deinem Magen dürfte es bald wieder besser gehen.", sagte die Germanin.

    Adalheidis lauschte dem Gespräch nicht, das war unter ihrer Würde, doch sie hörte, dass der römische Gast Probleme mit dem Magen hatte, da er zweimal aufstieß.
    In der Küche mischte sie einen Aufguss von werimuota und finule in einem Becher und brachte ihn in den Garten.
    "Hael von Woden* und das deine", sprach sie die dazugehörige Segensformel, bevor sie das Getränk vor Varro hinstellte.
    Ein wenig stolz war sie, dass sie die lateinischen Namen der Kräuter und Götter kannte:
    "Ein heißer Aufguss von Wermutkraut und Fenchel, im Namen des Mercurius.", erklärte sie.


    Sim-Off:

    * hier: Wodans Segen

    "Wer stehlen kann, kann auch arbeiten.", antwortete Adalheidis mit der ihr eigenen Logik:
    "Germanicus Cerretanus, wir hätten unsere dritte Magd - falls du sie dir ins Haus holen willst? Wir brauchen noch jemanden für die Feuergrube."

    Die Tätigkeit in der Feuergrube, in der die Ochsen am Spieß durch Muskelkraft gedreht wurden, war eine fürchterlich schmutzige und anstrengende Arbeit, und man verging dort fast vor Hitze.
    Leicht würde es Adalheidis der Ygrid nicht machen.

    Adalheidis betrat den Hortus, in den Händen ein Riesentablett mit einem Krug gemischten Weines, Wurstaufschnitt, darunter auch die Würste nach Lukaner Rezept, die Römer so gerne mochten, Schafskäse, Oliven (Importware), hiesigen Äpfeln, frischgebackenem Brot und kleinen süßen Honigkuchen.
    "Salvete", grüßte sie.


    Die Germanin stellte ihr Tablett zunächst auf einem Klapphocker ab und wischte mit einem feuchten Lappen über den Gartentisch. Erst dann fand das Essen seinen Weg dorthin.
    Tordis, die ältere der beiden Mägde, stand hinter ihr und reichte ihr zwei Teller, Becher und Messer; verschwand aber gleich wieder, weil zwei Römer auf einem Haufen sie einschüchterten.


    "Eine gute Mahlzeit", wünschte Adalheidis und wandte sich zum Gehen.

    Die Worte, die der jungen Frau auf dem Boden entfleuchten, waren dermaßen unflätig - Adalheidis hatte nicht übel Lust, dem frechen Ding den Mund mit Seifenkraut auszuwaschen.
    Sie war in wenigen Schritten bei ihr und wollte schon zu einem Schlag ausholen, der gesessen hätte, da fiel ihr der schlechte Zustand des Mädchens auf.


    Die junge Frau war halb verhungert, schmutzig und lebte wohl auf der Straße. Mit beiden Armen umklammerte sie die Essenspäckchen, als hing ihr Leben davon ab.


    Adalheidis aber schwieg erst einmal.
    Die Germanin hatte Germanicus Cerretanus bestohlen, es war seine Ware und sein Geld.
    Nach römischem und auch nach germanischem Recht hatte er zu entscheiden, was er mit der dreisten Diebin anstellen wollte.
    Wenn er Adallheidis Meinung hören wollte, konnte er fragen.

    Adalheidis und die beiden angestellten Mägde Tordis und Tusnelda waren ab da jeden Morgen morgens früh auf den Beinen, um alles zu richten, was es zu richten gab und das war viel.
    Das Schlachten war durch einen auswärtigen Schlachter geschehen, nachdem sich Germanicus Cerretanus nicht wirklich dafür begeistern ließ.
    Adalheidis selbst zerschnitt eines der Schweine und salzte mit leichter Hand die verschiedenen Stücke.
    Das Schwierigste daran war es, das Rippenstück herauszuschneiden, um Koteletts herzustellen, die genau die richtige Mischung aus Fett und Magerfleisch aufweisen sollten, und nach germanischer Meinung kam danach das Beste am ganzen Tier: Die Schweinsfüße, die würde Adalheidis aber nicht auf dem Fest kredenzen, sondern sie abends braten und dem jungen Römer vorsetzen, denn etwas Gutes sollte er schon zuvor haben.
    Und nun ging es ans Därmeputzen, was keine angenehme Arbeit war, aber das musste doch sein, wenn man Würste haben wollte: Blutwürste (dazu musste im Bottich das Blut gerührt werden, damit es nicht gerann, das machte Tordis mit ihren starken Armen), Fleischwürste der groben und der feinen Sorte und Mettwurst und kräutergewürzte Speckwurst.
    Doch nicht nur an das Fleisch, auch an die Backwaren musste beizeiten gedacht werden, ein großer Berg
    wurde in dolia, den großen Steingutbehältern bis zu dem großen Tag gelagert.


    Tordis walkte den Teig, Tusnelda formte die Backwaren, und Adalheidis, das Gesicht hochrot und ihre blonden Haare kräuselten sich in der Hitze, stand über den Herd gebeugt und buk.


    Und dann gab es noch die Süßigkeiten vorzubereiten....die gefüllten Datteln... das rhodomeli, Honigrosenwasser, für die holde Weiblichkeit....und...und...und

    ....gerade ging das Gespräch um die Schlachterei für das Festmahl, da rannte irgendso ein junges dummes Ding in Adalheidis hinein - und hätte sie unweigerlich zu Fall gebracht, wenn nicht Germanicus Cerretanus an ihrer Seite gegangen wäre.


    „Hast du keine Augen im Kopf...“, schimpfte die Germanin in Ygrids Richtung und grabschte nach den Schultern ihres Begleiters, um sich festzuhalten. Die Kiepe schwankte gefährlich.
    Da Adalheidis nicht nur groß war sondern auch ungefähr das Doppelte des Römers wog, riss sie ihn schier mit sich...