Apollinaris sagte nichts weiter zu dem Händler. Er wusste was Tarkyaris war, ein excellenter Geschäftsmann. Allerdings musste das Nero nicht heute lernen, denn je mehr Freunde er gefühlt hatte, umso besser war es für ihn. Selbst wenn einer ein Krämer war, dann war dem eben so. Tarkyaris würde es nicht stören und Nero tat es gut. Um den Rest würde sich Apo selbst kümmern, dass Tarkyaris Nero nicht schadete.
"Vorhin habe ich bereits in Dir gelesen. Dies geschah unbewusst, da Du mir leid tust.
Was ich in Dir lese Nero.
Du bist ein guter Freund, ein Mann den jeder verkennt. Du bist jemand, der schlichtweg einmal gesehen werden möchte. Als die Person die Du tatsächlich bist und nicht die Rolle die Du für Deinen Vater spielst. Du gibst alles um gesehen zu werden. Geht das nicht im Guten, dann eben im Schlechten. Dein Vater zieht leider gleich. Er ist weder gut noch schlecht zu Dir. Er zeigt sich Dir gegenüber gleichgültig.
Meine Gedanken waren, dass er vielleicht merkt, wie sehr er Dich insgeheim doch mag, sobald Du verschwunden bist. Möglicherweise würde er begreifen, was er an Dir gehabt hatte.
Dein Vater hört nicht, dass Du schreist, ohne ein Ton von Dir zu geben.
Dein Vater sieht nicht, dass Du weinst, ohne eine Träne zu vergießen.
Dein Vater fühlt nicht, was Du Dir sehnlichst wünscht, ohne eine Bitte auszusprechen.
Dein Vater sieht nicht, dass Du für ihn kämpfst, um ihn für Dich zu gewinnen.
Dein Verhalten mag für Deinen Vater auf den ersten Blick abschreckend wirken. Du bist provokant und frech. Aber all das dient nur einem Zweck und zwar die Aufmerksamkeit und die Liebe Deines Vaters zu gewinnen. Du hast Deine Mutter verloren und Deinen Vater scheinbar nie für Dich gewinnen können. Was sollst Du tun? Schweigend daran zu Grunde gehen und zu zerbrechen?
Das habe ich ihn Dir gelesen Nero.
Dein Vater vermisst seine geliebte Frau. Anstatt zu erkennen, dass Du genauso ein Teil Deiner Mutter bist wie von ihm, gibt er Dir die Schuld an ihrem Schicksal. Ihr könntet Euch gemeinsam erinnern indem er Dir von ihr erzählt. Ihr könntet sie auch gemeinsam betrauern. Aber das kann und will Dein Vater nicht, er braucht einen Schuldigen Nero, um damit fertig zu werden. Das Schicksal ist launisch, unbekannt und unbegreiflich. Dem Schicksal kann man nicht ins Gesicht brüllen, oder ihm wie einen Feind die Kehle durchschneiden. Also braucht er einen Schuldigen aus Fleisch und Blut. Das Grausame daran ist, dass er Dich dazu auserkoren hat.
Er verlor seine Frau, Du hast Deine Mutter verloren. Welcher Schmerz ist tiefer? Das ist kein Rennen und auch kein Wettbewerb. Er hatte sie einige Jahre und war glücklich. Du durftest sie niemals kennenlernen, wurdest nie von ihr in den Armen gehalten. Das hätte er tun sollen Nero. Das sieht er nicht", antwortete Apollinaris mitfühlend.