Beiträge von Aulus Aemilius Nepos

    Nepos starrte erst dem Caesar hinterher und dann eher leer aus dem Fenster. Er nahm irgendwann wahr, daß er nicht alleine war und drehte sich um. Seine Hoffnung es sei Kimon zerplatzte umgehend. Er atmete tief ein und betrachtete den Germanicer wie jemand der zu faul war mit einer Papyrusrolle auf eine fette Fliege in Reichweite zu hauen.

    Kopfschüttelnd meinte er, Du weißt schon wer das war?...er schlurfte um seinen Schreibtisch und sank schwer in seinen Sessel.

    Mit rote Augen sah er den Germanicer an.

    Das, guter, ahnungsloser Germanicus, war Appius Aquilius Bala,...Caesar und Sohn unseres Imperators...Er zwinkerte ihm fatalistisch zu. Es ...es werden KÖPFE rollen, Germanicus. Der Caesar wurde auf dem Weg hierher angegriffen, ganz üble Geschichte und nun rate doch einmal wer ihn gerettet hat?...und ... er würgte einen dicken Kloß den Hals herunter. Auf keinen Fall würde er sich die Blöße geben und vor dem Germanicer in Tränen auszubrechen. Die Fassungslosigkeit über den Verlust seines Sohnes brach sich immer mehr Bahn.

    Was preschte dieser Lümmel denn jetzt vor? Als ob der Caesar derartige Details wissen musste....wissen wollte.

    Verzeih´die Impertinenz meines Princeps Praetoriii Caesar,...es wird sicher bis zum Winter eine schlagkräftige und ernst zu nehmende Legio XXII in Mogontiacum. bereitstehen...obwohl wenn es um Schlagkraft und einen gewissen Ruf geht, so steht es wohl eher zu Gunsten unserer Ala II Numidia. Er nickte Germanicus zu und scheuchte ihn mit einer Kopfbewegung in die zweite Reihe zurück...höre zu und lerne.

    Er trat näher an Caesar heran, wohlwissend, daß dieser in ihm keine Gefahr sah...und um dem Schmierlappen Germanicus zu zeigen wo er stand...und wo er selber seinen Platz hatte.

    Wenn es also um die Meinung versierter Fachleute, wie etwa Terentius oder Germanicus Varro geht, so werden Stimmen laut, die Ala zur Ala Militaria auszubauen und entlang des Limes in Reitercastelle zu investieren....die Situation am Limes bedarf weiterer, schneller Verbände, deren Aushebung uns vor weniger Probleme stellt als die Aushebung einer Legion.

    Nepos war die Faxen dicke, warum sollten ständig irgendwelche Politiker im fernen Rom entscheiden was für die Provinzen am Besten sei? Natürlich tat er dies mit einem perfekt auf die Situation abgestimmten Gesichtsausdruck und vollendeter Körperhaltung.

    Nepos war dermaßen im Arschkriechermodus, daß es ihm wie ein Affront vorkam als es klopfte. Mit einem verzerrten Grinsen wandte er sich an den Caesar. Dieses Officium ist wie ein Taubenschlag...Intrare !

    Der verranzte Trollfurz Germanicus...Aus welchem Loch ist der denn...egal...

    Aaah,...Germanicus!
    Fast schon greifbar leutselig schlappte er auf seinen Lieblingsmitarbeiter zu und zerstörte dessen Stirn mit Blitzen aus einen Augen. Dieser Hundesohn kam immer wie ein Unglücksbote zur rechten Unzeit.

    ...was macht denn die Aushebung der XXII?

    Dann wandte er sich dem Caesar zu, fast so als sei jetzt alle Schuld, sollte sie denn in Form von Repressalien vergolten werden auf die schmalen Schultern des Germanicus zu fallen hätte.

    Nepos betrachtete den Sklaven wie eine Schlange die Maus. Woher...? Oh, dieser Kimon. Viel zu selbständig für einen Sklaven. Man musste ihn im Auge behalten, vielleicht zettelte er irgendwo gerade eine Revolution oder ein Komplott an.

    Und dieser Fatzke Bala, die Gnade der Geburt hatte ihn zu dem gemacht was er jetzt spielte,...den großen Caesar.

    Nepos studierte ihn ganz genau, seine Haltung, sein Gebahren, seine Mimik...vielleicht konnte er später das eine oder Andere nutzen um sein Gegenüber zu beeindrucken,...er war zwar weniger beeindruckt, eher brüskiert, aber andere waren ja auch nicht wie er.

    Nun, mein Caesar, sei gewiss, daß wir alle Hebel für die Aushebung in Bewegung gesetzt haben und unseren Rekrutierungsumkreis stetig erweitern.

    Sollte er doch bleiben und petzen. Wenn er zaubern könnte wäre der Caesar jetzt eine Kakerlake und er, der große Nepos würde ihn zertreten.

    Ach, Sklave,...laß Germanicus zu mir kommen,...er soll die neuesten Zahlen der Aushebung für die XXII mit bringen,... mit einer wegwischenden Bewegung beendete er den Auftrag. Dann nahm er sich einen Pokal schnüffelte kurz daran und stellte ihn angewidert wieder zurück. Er haßte Met, ebenso wie er alles und jeden haßte der ihm nicht mit Respekt begegnete.

    Zwei Wochen Urlaub? Tolle Idee, wo sollen sie den denn verbringen? Hier? Die Equites der Ala waren durch die Bank Peregrini. Nicht sehr klug sie zu den Ihren zu lassen. Das ging schon bei Arminius nicht so wirklich gut aus. Trotzdem nickte er generös, als sei es die beste Idee seit langem.

    Ich werde alles nötige veranlassen. Won möchtest du die Auszeichnungen vornehmen lassen? Hier oder im Castellum?


    Feister kleiner Bettnässer- durchfuhr es Nepos als sich der Caesar wieder dem Tagesgeschäft zuwandte. Der Limes war ein löcheriges, hölzernes, teilweise unterbrochenes Hindernis,...mehr nicht. Sei versichert mein Caesar, daß mir die Sicherheit der Provinz am Herzen liegt und ich mir unendliche Vorwürfe mache, daß dir und meinem Sohn der Mangel an Milites zur Überwachung und Sicherung dieses Abschnittes derart zugesetzt hat...buhlend, wie eine läufige Hündin schmachtete er Caesar an. Denn dieser dürfte auch wissen wie es um die Executive in der Provinz stand. Es gab Regeln bei der Rekrutierung, schließlich konnte er keine Fremdenlegion auf die Beine stellen.

    Nun die Ala II Numidia ist eine unserer schlagkräftigsten Truppenteile,...ich stimme dir zu und bin froh sie an meiner Seite zu haben.Was halbwegs den Tatsachen entsprach. Wenn etwas gut war, machte er es sich zueigen....was die Aushebung der XXII angeht, so sei gewiss, daß wir alle Anstrengungen unternehmen. Unsere Rekrutierung verläuft jedoch schleppend, weil es verhältnismäßig wenig in Frage kommende römische Bürger in der Provinz gibt. Die Anwerber sind bereits in Gallien und Hispania unterwegs...doch bisher haben wir gerade die Mannstärke der scheidenden II. Legion erreicht. Nominell also ein Patt, andererseits war die II. ein kampferprobter Haufen, was die XXII wohl erst einmal nicht sein würde.

    Vielleicht wäre es möglich Vexillationen anderer Legionen, zumindest temporär hierher zu entsenden?...wie du leidlich erfahren hast sind die Bemühungen den Limes zu sichern aufgrund der personellen Lage eben genau das,...Bemühungen.

    Er wandte sich kurz ab und zog an der Klingel,...Kimon sollte ein wenig Degustation besorgen.

    Eine seltsame Wandlung vollzog sich in Nepos. Seine Gefühl sagte ihm, daß das Beste, das Edelste, was er rückblickend geschaffen hatte nun bei den Ahnen weilte. Ein Gefühl der Einsamkeit überkam ihn, wohl auch, weil er seinen Bruder und dessen Kinder eher vernachlässigt als zu seinem inneren Kreis gezählt hatte. Für ihn waren Zuträger, Schleimer, Opportunisten die erste Wahl gewesen. Die Wahrhaftigkeit eines Lepidus, die Tapferkeit und Ehre eines Bassus ging ihm völlig ab. Im Gegenteil, er misstraute solchen Menschen. Wie kann man so uneigennützig sein? Doch drangen die Worte Caesars durch dieses Geflecht aus Intriganz, Hedonismus und Narzismus. Es lag ihm viel daran seinen Sohn ordentlich zu bestatten,...aber doch nicht hier!

    Er verfluchte das Bild des Elends, welches er abgeliefert hatte und raffte sich zusammen. Mit geschlossenen Augen hob er sein Haupt und wandte sich Caesar zu.

    Ich danke dir mein Caesar, ich werde dann alles in die Wege leiten um eine würdevolle Zeremonie im Kreise seiner Kameraden zu gestalten. Auch wenn der Verlust groß ist, so muss den Männern klar sein, daß sie unser Bollwerk gegen die Barbaren sind und daß Rom seine Gefallenen, aber auch seine Helden ehrt. Darf ich vorschlagen, daß wir den Überlebenden des Gefechts neben einer angemessenen Auszeichnung eine Donation, etwa in Form einer Beförderung in den nächsthöheren Dienstgrad zukommen lassen?

    Dann fiel ihm der Grund von Caesars Besuch ein,...die Aushebung der XXII. Legion war ein Desaster. Bisher hatten sie lediglich die Mannstärke der II. Legion erreicht und deren Abrücken stand unmittelbar bevor. Oh,...dieser Cerratus,...Nepos spürte wie sein altes Ich wieder auflebte. Sollte der Caesar sich mokieren würden andere Köpfe rollen! Soviel war mal sicher!

    Der kurze Ausflug in unbekannte Gefühlswelten tat er postwendend als Gefühlsduselei ab, welche ihn jedoch,...ein klein wenig,...verunsicherte.

    "Aemilius Bassus hat in jenem Kampf seinen sterblichen Körper verlassen, um an der Seite der Helden über die elysischen Felder zu wandern. Er hat dem Namen seiner Familie alle Ehre gemacht. Rom trauert mit dir um deinen Sohn, Aemilius."

    Wie durch eine wabernde Nebelwand vernahm er die Worte des Caesar. Sein rechtes Auge begann nervös zu zwinkern und er stützte sich am Schreibtisch ab. ...ich,...ich danke dir Caesar, daß du,...daß,...entschuldige!

    Sein Sohn,...sein einziger Sohn war tot?! Das Einzig Edle, was er je zustande gebracht hatte lag irgendwo von Barbaren zerhackt ?

    Eine Träne löste sich und rann seine Wange herab. Er sah Caesar an und rang um Fassung.

    Er ist ,...ich meine,...habt ihr ihn geborgen? Kann ich ihn zu Grabe tragen, oder...?

    Hoffentlich lag er nicht in einem dieser unsäglichen Massengräber. Gedanken strömten auf ihn ein, er sank auf die Knie und barg sein Gesicht in seinen Händen. Sein Körper zuckte während er schluchzend seinen Sohn betrauerte. Jenen Sohn den er zu Lebzeiten stets gescholten und gerügt hatte, dessen Lebensfreude seinen hohen Ansprüchen stets ein Dorn im Auge war.

    Nun war es zu spät ihn zu loben und ihm vor allem zu sagen, daß er ihn mit Stolz erfüllte.

    Nepos saß an seinem Schreibtisch als die Türe aufging. Er sah genervt auf und sah,...nichts...doch den mageren Arm von...Kimon.

    Er hatte diesem Nichtsnutz gesagt, daß er vorerst nicht gestört werden wollte. Groll wuchs in ihm hoch, genährt durch die Zustände am Limes, den schleppenden Aufbau der XXII. Es kotzte ihn im Moment so ziemlich Alles an.

    Er ergötzte sich Augenblicklich an seiner Version Kimons Bestrafung. Die Verrottungsgruben dürften inzwischen recht saftig sein.

    Doch es war nicht Kimon der da durch die Türe kam. In der ziemlich schäbigen Rüstung eines Praetrianers trat ein älter gewordener Bala in sein Officium. Verwirrt und ein wenig konsterniert erwiederte er dessen Gruß.

    Er hatte damit gerechnet, daß der Caesar hier irgendwann auftauchen würde, jedoch war es nicht die übliche Vorgehensweise dies auf die jetzige Weise zu tun. Er umrundete seinen Schreibtisch und trat auf den Caesar zu.

    Salve Caesar, ...nun,...ich bin ein wenig,...nun...überrascht dich hier und in diesem ...Zustand zu sehen,...ich werde dir sofort Quartier in meinem Haus, ein paar Sklaven und Speisen darbieten. Es war ein Unding ihn in diesem Zustand zu sehen.

    Er klatsche in die Hände und rief nach Kimon,...wo war diese achtbeinige HämorrhoidenHämorrhoide schon wieder...??!

    Nepos, sah sie an und nickte beiläufig. Na, das wollen wir doch nicht hoffen gute Duccia,...ich hoffe, daß du mir zeitnah etwas präsentieren kannst... Bevor er sie mit einer großzügigen Geste entlassen konnte betrat ein Scriba das Officium und murmelte Kimon etwas ins Ohr. Nepos´Augenbrauen wanderten heraus und herunter und ungeduldig wartete er bis Kimon sich zu ihm bequemte. Wie kann ein so dünner Mensch sich so langsam bewegen?

    Als Kimon ihm die Nachricht mitteilte fiel ihm fast die Kinnlade herunter. Er erhob sich und sagte in die Runde; Caesar ist hierher unterwegs,...mit dem Adler für die XXII. Legion.

    Das veränderte die Sachlage dramatisch. Nepos atmete tief ein und entließ danach zunächst Venusia. Nach einem kurzen Gespräch auch die Kommandeure.

    Verdammt ...Caesar kam hierher. Er mochte ihn nicht, Bala war zu sehr mit seinem Bruder Lepidus befreundet. Na egal,...Kimon?! Du verfranstes Sackhaar,...wo treibst du dich wieder herum? Es musste etwas vorbereitet, vertuscht, verborgen werden.

    Dieser Kimon,...er konnte den Göttern danken, daß er Antigonos´Sohn war. Sonst hätte er diese Flitzpiepe schon längst vierteilen lassen. Es war nicht etwa die Arbeit, nein er arbeitete fehlerfrei, es dieser Mangel an tatsächlichem Respekt. Nepos hatte bei Kimon stets den Eindruck er mache sich über ihn lustig, fast schon als stelle er sich über ihn.

    Nein,...er würde ihn nicht vierteilen,...er würde ihn in die Verrottungsgrube werfen lassen, im Hochsommer,...Kimon würde schon merken daß er ihm auf die Schliche gekommen war.

    Dieses permanente Gerede über die Dinge die nicht gingen wühlten Nepos ein wenig auf. Gut, Germania war keine wirklich reiche Provinz, aber sie bildete den Wall gegen Terra incognita und all den düsteren und wilden Vorstellungen die sich dort manifestierten. Die Militärs hatten ihre Grenzen des Zumutbaren längst erreicht. Es gab kaum mehr Rekruten für die Legion, allein die Ala und die Classis durften hoffen peregrine Rekruten anzuwerben. Auf Venusias Frage hin entgegnete er daher,

    Natürlich kann das Volk etwas tun!...Steuern zahlen, mehr Fleisch, Obst und Gemüse produzieren und ihre jungen Männer zur Ala oder Classis schicken...

    Er griff nach seinem Becher, mißmutig stellte er fest, daß dieser leer war. Wo war Kimon dieser nichtsnutzige Trollfurz?

    ...Handwerker,...Vigiles,...ach gute Duccia, es gibt soviel was die Zivilgesellschaft tun könnte um für die Zivilisation, die wir ihr gebracht haben Abbitte zu leisten. Der Limes muss ausgebaut und erhalten werden, das leistet bisher die Legion,...warum nicht Unterstützung durch zivile Kräfte und so die militärischen Ressourcen sinnstiftender anwenden?

    Er stellte den Becher unverrichteter Dinge wieder zurück und sah Venusia ernst an.

    Wir stehen vor dem Abgrund wäre wohl etwas zu dramatisch gesagt, aber sollte es einen zweiten Arminius dort drüben geben, so sehe ich ernst Probleme für die Stadt und die Provinz.

    Er faltete die Hände und fragte in die Runde,

    Vexillationen von anderen Einheiten abzuziehen hieße diese zu schwächen,...sie alle haben die gleichen Probleme. Aushebungen unter Zwang zu machen ist kontraproduktiv, Desertationen wären die Folge...Nein, wir brauchen praktikable Lösungen, ein zufriedenes Volk und volle Speicher. ...und einen gefüllten Becher...es war alles sehr tragisch.

    Nepos lehnte sich in seinem Scherenstuhl zurück und starrte ein wenig in seinen Pokal. Der Würzwein kühlte ab und die Gewürze bildeten eine braungraue Schicht darauf. Leicht angewidert stellte er den Pokal zur Seite und nickte beiläufig.

    Nun, das sehe ich genauso Terentius, ich jedoch will nicht froh sein daß es so ist und hoffen daß es so bleibt. Ich will der Bevölkerung Sicherheit geben, ...ich will daß das Volk weiß unter dem Schutz des Imperators kann mir so schnell nichts geschehen.

    Sein Blick fiel auf Venusia.

    Deshalb brauche ich ein Ohr in der Bevölkerung...nicht wahr?

    Er machte sich nichts vor. Offiziellen und vor allem Römern würde die Plebs kaum etwas anderes sagen als das was man hören wollte. Und gerade das war nun einmal der Nährboden für Unsicherheiten und Gerüchte.

    Was die Legionsablöse angeht, so wird der gute Cerretanus ein Schreiben an den Kaiser aufsetzen, daß die Aushebungen begonnen haben und die Legio II noch bis zur Ankunft und abgeschlossenen Ausbildung einer gleichstarken Einheit den Limes sichert...deshalb lieber Germanicus...

    Wieder einmal blitzte der Schalk in seinen Augen, er liebte es den Kerl vorzuführen.

    ...die vorrangige Suche nach Evocatii und kampferprobten Männern. Ich überlege fast ob wir zusätzlich eine Auxilliarvexillation aufstellen sollen,...zeitlich befristet für den Zeitraum bis die Legio XXII voll einsatzbereit ist, damit die II. nach Britannia abrücken kann. Er fragte sich ernsthaft ob er als LAPP dazu berechtigt war. Das würde er nachprüfen lassen und ggf. einfordern.

    Er bezweifelte ernsthaft hier in der Provinz und den Nachbarprovinzen genug Freiwillige für die XXII. zu bekommen.

    Was macht die Classis? Haben sich die Dinge positiv entwickelt?

    Er wußte ja, daß die Vexillation die er da bekommen hatte ein im Vergleich armseliges Häuflein mit noch armseligeren Schiffen war. Es war ein Wunder, daß sie es bis hierher geschafft hatten. Ihm war auch zu Ohren gekommen, daß eines der Schiffe an der Anlegestelle gesunken sein soll. Der Kommandeur machte zwar einen recht propperen Eindruck, aber das sagte noch lange nichts aus. Nauarchus Turius?...Nuntio!...wenn ich bitte dürfte. Er wollte dem Neuen nicht gleich mit unverhältnismäßiger Härte kommen.

    Nepos sah Venusia mit einer hochgezogenen Augenbraue an...langsam nervte ihn dieses Herumgeeiere. Mit einer leicht genervten Geste wischte er mit der rechten Hand durch die Luft. Gut, dann reist Germanicus und kümmert sich um die Aquise. Von mir aus mit einer Begleitung, wir wollen ja nicht daß er uns abhanden kommt. Niemand entging der Unterton, daß es den LAPP nicht wirklich um den Schlaf bringen würde falls es so wäre.

    Du Venusia stellst mir eine Einschätzung der Bevölkerungsmoral auf. Wo steht die Bevölkerung? Ist sie anfällig für eine Revolte, wo können wir gegebenenfalls ansetzen, wer muss, wer sollte auf unserer Seite sein,...du weißt schon.

    Dann wandte er sich an die Kommandeure.

    Nun denn wo stehen wir? ...Ala? Terentius Nero...wie ist die Lage am Limes?

    Nepos vermochte nicht zu wissen wie er dem nun entgegenkommen sollte. War der Germanicer für seine angrenzende Inkompetenz bei ihm schon bekannt. Aber anscheinend hatte dieser gerade wieder einen Schub von Produktivität. Mit einem süffisanten Lächeln bemerkte der Aemilier knapp:" Und du bist der Meinung diese schwere Aufgabe bewätltigen zu können? Nicht dass du dich dabei verausgabst."

    in Anbetracht der kurzen Anwesenheit der Duccia wusste der Aemilier ebenso wenig wie er sich hier äussern sollte.


    " Ich verstehe dein Argument. Möglich das deine Anwesenheit in den civitas und vicii hilfreich sein könnte aber.....aber ebenso hilfreich und dringender ist deine Anwesenheit hier. Es reicht wenn einer in der Weltgeschichte herum tingelt."

    Das fehlte noch dass sich die Beiden zusammen tun würden.

    Nepos begrüßte die Kommandeure mit dem ihnen gebührenden Respekt und nickte Duccia zu. Mit einigem Befremden sah er den Germanicer hereinkommen. Da er annahm dieser sei nicht dermaßen impertinent sich ungeladen in eine Besprechung zu drängen, mutmaßte er hinter dessen Auftauchen das Wirken von Kimon. Eine Schar Scribae tauchte auf und bot den Anwesenden eine kleine Stärkung an. Nepos ließ dies geschehen und bat die Anwesenden Platz zu nehmen. Den Germanicer zitierte er an seine Seite. Protokoll,...wortgenau, Germanicus.

    Dann wandte er sich an die Kommandeure. Meine Herren, die Gerüchte sind wahr! Die Legio II wird uns verlassen, ich habe Befehl eine neue Legion auszuheben. Er hob den Hände Unsere Aufgabe ist es angesichts der Situation, in der es mutmaßlich jederzeit zu Übergriffen durch Barbaren kommen kann, einen Reibungslosen Übergang zu gestalten. Meine Herren dies ist Duccia Venusia, sie ist meine Beauftragte für den zivilen Bereich,...heißt sie ist Ansprechpartnerin in Sachen Schnittstelle Militär /Civitas.

    Das ließ er erst einmal sacken.

    Es war mehr als ungewöhnlich daß eine Frau in dieser Position agierte. Die Kerle vom Militär waren eher konservativ. Nun, er war es nicht. Germanicus,...hast du das?

    Nepos ließ sich nicht anmerken, daß er sich vor Schreck fast in die Toga gemacht hätte. Er ertrug auch das Arrangement an seiner Kleidung und seinem Kopf halbwegs geduldig. Doch es wurde ihm zuviel. Verdammt Kimon,...laß´es jetzt gut sein! Bitte die Kommandeure herein und hol´mir Duccia Venusia hierher...und sorge für Gustation,...und Kimon?! Er sah ihn diabolisch lächelnd an und wischte mit der Hand. Stante pede...womit er sich abwandte und Kimon aus seinem Bewußtsein strich.

    Nepos schreckte aus seinen düsteren Gedanken hoch. Neben seine m Tisch stand Kimon,...der verfluchte Geist. Immer tauchte der Kerl aus dem Nichts auf. Er starrte den mageren Kerl an. Man konnte sagen was man wollte, er war zuverlässig, loyal und irgendwie emsig. Gleichzeitig aber unnahbar. Vielleicht sollte er ihn mal auspeitschen lassen um ihn,...ach was. Er war

    Antigonos´s Sohn, Lepidus´Mündel. War er eigentlich Sklave? Antigonos ist inzwischen wie oft frei gelassen worden? Vier mal? Fünf mal? Inzwischen hatte man das Thema aufgegeben. Kimon würde sicher sofort abhauen wenn ihm die Freiheit geboten würde...Hundertprozentig! Nein Kimon, aber halte dich bereit, ich werde dich heute noch brauchen. Er beendte das Gespräch wie üblich mit einer wegwischenden Geste, wohl auch weil er wußte, daß Kimon sich daran störte, was ihm wiederum sehr erfreute. Das Leben war ungerecht.


    Nepos wartete bis der Germanicer verschwunden war. er wußte ganz genau, daß dieser sich das Maul über ihn zerriss. Im Grunde war er ja ganz brauchbar, hatte Verbindungen im Ort, aber er war...wie war das Wort?...unstet,...er brachte die Leistung nicht permanent. Eine Eigenschaft die ein Princeps Praetorii eigentlich mitbringen sollte. Dafür hatte er mit sicherheit schon sämtliche Weiber im Umkreis von 5 Meilen parat gemacht.

    Ein Gedanke der ihn irgendwie erregte. Doch er zwang sich zur Konzentration auf das Wesentliche. Wenn der Sohn des Kaiser hier eintraf brauchte er Fakten, Fakten, Fakten.

    Mit Duccia Venusia hoffte er diese zusammen zu haben bis der Caesar hier eintraf. Auf dem Schreibtisch warteten Zustandsberichte, zu Erledigendes, Erledigtes, ...

    Dieser nassforsche Germanicer nötigte ihm einen gewissen Respekt ab. Weniger jedoch seine höchst überflüssige Frage.

    Scharf antwortete Nepos daher;

    Die II. besteht im Grunde nur noch aus drei, vier Kohorten, ...sie soll verlegt werden. Gleichzeitig haben wir vermehrt Barbarenkontakte am Rhenus und sogar bis vor unsere Tore zu tun. Letzte Nacht hat es in Mogo gebrannt und es wurde ein Waffenlager ausgehoben. Überall Unruhe! Hast du irgendetwas davon mitbekommen?

    Er wandte sich ab und sagte mit dem Blick auf die Büste des Augustus gerichtet.

    Der Caesar kommt hierher, vielleicht bringt er den Adler der XXII gleich mit?! Alles ist in Fluss und du fragst mich nach der tieferen Bedeutung von zeitnah?

    Er drehte sich langsam wieder um und ballte seine Faust.

    Am Besten Gestern Germanicus...so schnell wie möglich, deshalb Evocati,...wir brauchen eine schlagkräftige Truppe wenn die II. abrückt! Kommt das bei dir an? Wenn nicht lasse ich dich im Hochsommer die Verrottungsgrube auskratzen! Jetzt mach dich ans Werk Germanicus, tu dein Bestes!

    Er wischte mit der rechten Hand. Das Gespräch war beendet, ...fast.

    Ach und Germanicus,...ich erwarte täglich Bericht über die Fortschritte der Aushebung!

    Nepos betrachtete den Germanicer wie eine Katze eine Maus. Er richtete sich auf und sein hageres Gesicht und seine Augen verströmte eine fast schon greifbare Kälte.

    Germanicus,...du warst schon länger nicht mehr bei mir, nicht wahr?

    Er näherte sich langsam seinem Princeps Praetorii.

    Zwei,...nein...drei Dinge, erstens betrete mein Officium nur nach Aufforderung, zweitens wünsche ich von dir mit meinem Titel angesprochen werden, wir beide leben in zu verschiedenen Welten. Und drittens, verschone mich mit deinem kranken Humor! Sonst wirst du der erste Römer sein den ich vor den Toren der Stadt ans Kreutz schlagen lasse!

    Nepos musterte den Germanicer noch einmal vom Scheitel bis zur Sohle um sich dann wieder zu seinem Schreibtisch begeben. Von dort aus kam dann die nächste Ansage.

    Ich habe den Auftrag eine Legion auszuheben. Die XXII. Hierzu ein Aufruf an alle Städte der Provinz...in ganz Germania. Ich brauche zeitnah mindestens 4500 Legionäre, 500 Offiziere und Principales. Am liebsten Evocati,... also Boten in alle Städte, Rekrutierungsbüros einrichten, das ganze Programm.

    Sein Blick bohrte sich in Cerretanus´s Augen,...ob er wohl dazu noch Fragen haben sollte?