Beiträge von Titus Umbrenus Nero

    Nero nickte ebenfalls kaum merklich dem Centurio Classis zu. Sabaco erstattete Bericht, was vorgefallen war. Der Optio Spei Ruga blieb ruhig und sachlich. Am Ende verkündete er, dass er das Reinigungsritual für die Keto durchführen würde. Nero atmete langsam und erleichtert aus. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Luft angehalten hatte. Neptun und Rhenus waren ihnen gewogen und die Vorgesetzen auch.

    Nero gesellte sich dazu und grüßte ordnungsgemäß, dass hieß er schlug seine Faust aufs Herz und riss den Arm zur Seite weg.


    "Optio Spei, Du hast Recht die beiden waren nicht vereidigt. Ferner kann ich die Aussage von Subopito Matinius bestätigen. Adalrich und Tiro mussten sogar während der Einstellungsuntersuchung aufgrund Ihres Fehlverhaltens gerügt und zurecht gewiesen werden. Danach hat man weder etwas von ihnen gehört noch gesehen", erklärte Nero ernst.


    Das die meisten Kameraden wohl ganz froh waren, dass die beiden sich verdrückt hatten, musste Nero nicht erwähnen. In ihrem Gebaren waren die beiden Backfische lästig wie Kacke an der Sandale. Hielten sich für Helden und hatten schon Angst, wenn ihnen jemand an den haarlosen Sack fassen wollte. Vermutlich war es die Angst vor dem Griff ins Leere, grinste Nero gedanklich.

    Nero verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und lehnte sich grinsend zurück.


    "Sagst Du. Ich sage, ich stelle die richtigen Fragen und zwar in einer. Natürlich kann man meine Frage auch splitten, denn sie enthält mindestens drei Themen. Thema eins - was suchst Du? Thema zwei - welche Beute willst Du schlagen? Thema drei - was begehrst Du? Du möchtest dass ich meine Fragen selbst beantworte? Gut wieso nicht Sabaco, so viel Vertrauen muss unter Freunden sein, sonst wären wir keine.


    Thema eins - was ich suche.

    Heute suche ich Entspannung, Spaß und neue Erfahrungen. Was ich generell suche, dass ist abendfüllend und das besprechen wir gerne einmal in einer gemütlichen Runde still unter uns zwei. Kurzum Vier-Augen-Prinzip. Ein bisschen habe ich ja schon angedeutet, ich sage mal als Wink Grundstück.


    Thema zwei - welche Beute ich schlagen will.

    Das ist einfach, die Beute die sich schlagen lässt. Rein für den Spaß bin ich nicht wählerisch. Gesund und nicht aus dem letzten Loch pfeifend sind da meine Eckdaten. Der Rest ergibt sich von allein.


    Thema drei - was ich begehre.

    Darauf kann ich ebenfalls mehrfach antworten. Was ich in einer Partnerschaft begehre kannst Du Dir denken.

    Was ich generell begehre? Macht und ein bisschen all jene in den Arsch treten und aufmischen, die mir so richtig auf den Sack gehen. Man könnte sagen, ich möchte manches brennen sehen... im übertragenen Sinne", säuselste Nero und starrte Sabaco in die Augen.


    "Jetzt Du mein Freund", grinste er über beide Ohren und trank genüsslich seinen Wein.

    Neros Schätze


    von hier kommend:

    RE: Cubicullum Suboptio Matinius Sabaco


    Nachdem er die Sache mit dem Grottenolm klargestellt hatte, sprich dass er versuchte nicht weiter wie einer auszusehen und mit etwas Wein den Schreck heruntergespült hatte, hatten sie sich auf den Weg zur Taberna gemacht. Wie lange Nero schon nicht mehr in einer Taberna gewesen war, konnte er gar nicht ergründen. Gefühlt war es eine Ewigkeit her. Er hatte sich im Dienst und seinen Gedanken vergraben und darüber fast vergessen, dass es außerhalb der Castramauer auch noch anderes gab. Möglicherweise hatte er auch genau das vergessen wollen und sich an alte Erinnerungen geklammert, wie ein Ertrinkender an das letzte Stück Planke seines Schiffes. Denn nichts anderes waren seine Erinnerungen, Treibgut auf dem Meer des Schicksals. Aber solche Gedanken wollte heute niemand hören, einschließlich Umbrenus selbst nicht.


    Sie hatten die Taberna erreicht und den Schankraum geentert. Nero suchte ihnen einen Platz wo sie mit dem Rücken zur Wand saßen und den Schankraum wie den Ein- und Ausgang im Auge behalten konnten. Nur weil sie privat unterwegs waren und Spaß suchten, mussten sie ja nicht die Sicherheit außer Acht lassen. Nero versuchte sich zu entspannen und ließ sich etwas auf den Stuhl heruntersinken.


    "Also was suchst Du? Welche Beute willst Du schlagen? Was begehrst Du? Erzähl es dem alten Grottenolm", grinste Nero und gab dem Wirt ein Zeichen. Mit trockener Kehle sprach es sich schlecht.

    Nero schüttelte den Kopf.

    "Was sagte ich, ich will nicht wissen was ein Grottenolm ist. Aber gnadenlos wie Du bist, musst Du mir das unter die Nase reiben. Aber Du hast Recht, ich werde alles daran setzen, das Aussehen eines Grottenolms abzustreifen und wieder wie ein Seemann auszusehen. Taberna Pulchra, ich bin dabei. Jemanden der bereit ist Spaß zu haben für eine Nacht und Du? Was oder wen suchst Du?", fragte Nero gut gelaunt und trank noch einen Becher Wein, als Wegzehrung.

    Nero hörte Sabaco zu während dieser über seinen Sohn sprach und scheinbar nicht wusste, was er für ihn empfinden sollte. Dabei gab sich Saba die Antwort selbst. Er wollte dem jungen Mann Gutes tun, ihm Geld zustecken, damit sich dieser einen lang gehegten Wunsch erfüllen konnte. Gleich für was er seinen Sohn vorher gehalten hatte, Blut war dicker als Wasser und sobald er davon gewusst hatte, dass dieses Kind sein Kind war, hatte sich die Sicht auf ihn geändert. Man schenkte keinem Bastard Geld oder scherte sich um dessen Aussehen. Doch Nero hielt diesbezüglich seinen Mund, stopfte ihn sogar mit Brot und Oliven und einem großen Schluck Wein.


    Er hätte Saba seine Sicht darlegen können, aber er war leider kein Vater und bestenfalls hätte er wie ein alter verbitterter Klugscheißer geklungen. Über seine Gefühle musste sich Sabaco selbst klar werden, alles was er tun konnte war ihn dabei zu begleiten. Umbrenus war ein guter Beobachter und ein guter Zuhörer, alles andere wäre für einen Gubernator auch fatal.


    Neros Gesicht blieb ausdrucklos, aber er hatte längst begriffen, dass er einen Mann des Feuers vor sich hatte der es in den Fluten des Dienstes löschen wollte. Feuer und Wasser hier in Freundschaft vereint. Manches Feuer suchte sich einen anderen Weg, wenn niemand kam um sich an ihm zu wärmen. Nero verstand was es hieß, zu brennen und dennoch in Kälte zu leben.


    Darüber würden sie später sprechen, ein anderes Mal, denn er wollte Sabaco in eine andere Richtung lenken. Heute wollten sie feiern in ausgelassener Stimmung. Und nun offenbarte Sabaco auch noch, dass sein kleiner Bruder schwer verletzt worden war. Hier musste er eingreifen, sie mussten Ocella beistehen.


    "Wir werden Deinem Bruder aus der Stadt etwas mitbringen. Einen Gaumen- und Seelenschmeichler. Etwas dass er gerne isst und ihn glücklich macht. Und ein Glücksbringer kann auch nicht schaden. Er benötigt etwas, dass er in schweren Stunden festhalten kann. Wir finden ganz sicher etwas für Ocella und lass uns für ihn zusammenlegen", antwortete Nero gut gelaunt und musterte Sabaco dann mit großen Augen.


    "Meine Seeschlange hätte nicht gewollt, dass ich immer bleicher, faltiger und kahler werde? Das heißt ich bin bereits bleich, faltig und kahl? Du Schmeichler! Leider hast Du Recht, also lass uns direkt was dagegen unternehmen! Irgendwas wo wir strammstehen, dass zieht mir auch die Falten aus den Arschbacken", lachte Nero und trank seinen Becher Wein aus und stand langsam auf.


    "Wie ein Grottenolm aussieht frage ich jetzt besser nicht. Worauf ich Lust habe? Mal nachdenken, lass uns in einer Taberna trinken wo wir ein bisschen quatschen und den anderen zuhören können, was sich so in der Gegend abspielt. Und dann mal schauen, irgendwo die Würfel sprechen lassen und ein bisschen Geld erspielen? Danach vielleicht gepflegt einen wegstecken? Lass uns losziehen und wir gucken was sich ergibt. Heute lassen wir uns treiben", grinste Nero, stopfte sich noch etwas Käse und Brot in den Mund und spülte alles mit Wein runter.


    "Bereit wenn Du es bist", sagte er gut gelaunt und machte eine einladende Geste.

    "Sehr guter Einwand", stimmte Nero Ansgar zu, während sie in den Hafen einliefen. Zeitgleich fiel Nero auf, dass die Artemis nirgendwo zu sehen war. Der Rhenus hatte seinen Unwillen doch wohl nicht an den Kollegen ausgelassen? Ein seltsames Gefühl kroch seine Wirbelsäule entlang, so als würden eisige Finger über sie streichen. Nero schüttelte den Gedanken von aufgedunsenen, klammen, grün-grauen Fingern ab und starrte über das Wasser.


    Sabaco teilte keinen Augenblick später mit, welche Tempel in der Nähe zu finden waren. Etwas enttäuscht und verwirrt blieb Nero mit den Informationen zurück. Sie benötigten Terentius Ruga, er musste die Keto reinigen. Sie alle stimmten damit überein, nur war die Artemis sagt Ruga nirgendwo zu sehen.


    Es dauerte eine Weile, dann erschien endlich die gute alte Artemis ebenfalls im Hafen und mit ihr ihre Hoffnung auf göttliche Reinigung... Ruga! Als endlich auch die Artemis wohlbehalten im Hafen lag, schritt der Optio Spei zur Keto herüber und forderte Sabaco auf, vor ihn zu treten. Vor dem Landsteg wartete er und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Der Mann wusste vermutlich was sie von ihm wollten und war alles andere als begeistert, dass sie die beiden aus dem Wasser gezogen und auf die Keto gehievt hatten.


    Der Gubernator gab den Männern ein Zeichen etwas schneller zu putzen, in der Hoffnung dass Ruga sah, dass sie um ihren Fehler wussten.

    Nero nahm sich noch etwas Brot, Oliven und Käse und nickte gut gelaunt. Er aß in aller Ruhe einige Bissen und trank erneut seinen Becher Wein leer.

    "Ja das war ein Lächeln. Damit hast Du den Heimathafen ausgerufen, ich bin dabei. Heimathafen sagt alles Sabaco, dass ist der Hafen den wir anlaufen, wenn alles unsicher ist dort wo wir unser Schiff fest vertäuen und es sicher wissen.


    Du benötigst eine gewünschte Richtung oder ein klares Ziel. Deinen Sohn zu sehen? Das ist ein wunderbarer Wunsch, den Du Dir unbedingt erfüllen solltest. Eine Liebschaft ist das eine Sabaco, aber die Liebe zu Deinem Kind ist etwas anderes. Such ihn auf. Weiß er wer Du bist und dass es Dich gibt? Oder weiß er nichts von Dir?


    Stilo wieder zu sehen dürfte leicht sein, wir müssen den Mann einfach suchen und das werden wir. Ziele zu erreichen wie auch die Richtung zu halten, also auf Kurs zu bleiben ist meine Aufgabe. Gemeinsam werden wir die Ziele unserer Reise erreichen. Zudem können wir auch ein Ziel nach dem anderen abfahren, liegen mehrere auf der Strecke umso besser.


    Mein Ziel ist es wieder auf die Beine zu kommen und mir selbst mehr zu erlauben. Vielleicht ein zweites Lächeln, weil ich endlich einen Bruder im Geiste gefunden habe? Oder hier und dort ein bisschen Glück und Entspannung? Auch wenn er fort ist, heißt das ich nur für die Rache leben muss. Sondern es heißt, dass ich trotz allem überlebt habe und leben darf. Das habe ich am Rhein begriffen, dank Deiner Doppeldecke.


    Wer weiß, vielleicht hat Dich sogar die Schlange geschickt, Seeschlangen sagt man nach klug und weitsichtig zu sein. Und braucht nicht jeder einen Freund mit dem er durch dick und dünn geht? Haben wir nicht beide genug verloren? Wird auch mal Zeit das wir was finden oder? Weißt Du was? Wir erlauben uns heute das Ungewöhnliche und fahren in unbekannte Gewässer. Was sagst Du dazu?


    Auf in die Stadt? Gerade weil wir keine Stadtmenschen sind? Ich glaube wir müssen da sogar bei der Ala vorbei oder?", fragte Nero und grinste.

    Nero warf während der Fahrt argwöhnische Blicke auf das Gewässer. Der Gubernator las die Wogen, die Kräuselungen und in den winzigen Strudeln wie auch Unebenheiten. Der Rhenus blieb ruhig, sein Wohlwollen war weiterhin mit ihnen. Auch Neptun schwieg, keiner zeigte seinen Unwillen über den Fehler der begangen worden war. Ein Fehler, den sie schnellstmöglich korrigiert hatten. Nero hoffte dass dies Neptun wie Rhenus milde gestimmt hatte. Kein Bote war entsandt worden, kein Zeichen war zu lesen was anderes verkündete.


    Nero wischte sich erleichtert über die Glatze und schaute über die Männer, er hatte laut genug verkündet wem die beiden Seelen gehörten. Ihre Männer waren wohlauf, Neptun sei Dank. Gerade als er sich minimal entspannte, zersplitterte förmlich seine entspannte Mimik, als der Sub Optio eine Frage stellte, die ihm fast Seepocken bescherte.


    Umbrenus Augen zuckten wie eine Viper zu seinem Vorgesetzten herüber. Das war ein Test, wie Nero wusste. Was er nicht wusste, war wer eigentlich getestet werden sollte. Die Keto, Sabaco oder er? Gut er ging nicht davon aus, dass jemand für den Test die beiden Diven gemeuchelt und in den Rhein geworfen hatte. Tests sollten natürlich unter so echten Bedingungen wie möglich abgehalten werden, aber das wäre dann doch etwas zu viel des Guten.


    Der Gubernator atmete durch und nickte beipflichtend. Konnte man Falten auf der Glatze bekommen? Vermutlich war er der Erste mit Stirnfalten bis zum Nacken. Gleichgültig, er musste für die Keto, den Sub und ihre Männer handeln. Sorge war sein Beruf, ebenso die Steuerung, notfalls auch durch religiöse oder nautische Sitten und Bräuche.


    "Richtig, wir müssen die Keto grundreinigen damit kein Unheil an ihr haftet. Wir bringen Neptun und Rhenus ein Trankopfer dar und wir müssen einen Priester herbeischaffen der die Keto reinigt und weiht. Und das so schnell wie möglich. Welcher Tempel liegt in der Nähe? Haben wir einen Priester in der Nähe?", fragte Nero an alle gewandt.

    Nero zuckte die Schultern und lächelte aufrichtig.

    "Hörmal ich habe mein Bestes versucht, als alter Nörgler und Brummbär war das für den Anfang schon richtig gut. Du hast mich ja noch nicht was trübsinniges erzählen hören oder?", antwortete Umbrenus gut gelaunt und hob den Becher um Sabaco zuzuprosten.


    Nero nahm einen Schluck und wurde wieder ernst.

    "Das haben wir beschlossen und ich freue mich sehr darüber. Ich erzähle Dir gerne eine meiner Geschichten, wenn Du sie hören möchtest. Es sind auch nicht immer die gleichen. Mancher Gegenstand bekommt auch schon mal eine neue Vita verpasst, einfach um das Ganze etwas aufzulockern. Manche Geschichten bleiben, da sie Ohren zuletzt hörten die mir wichtig sind. Vielleicht haben wir beide einen neuen Hafen gefunden? Oder zumindest einen neuen Strand? Das wäre ein Anfang der mir gefällt", erklärte Nero und aß einige Bissen Brot und Käse.


    Als Sabaco Richtung Larenschrein nickte, schmunzelte Nero verlegen.

    "Das ist ein Platz mit dem ich nicht gerechnet hätte, vielen Dank. Ich hoffe es bringt Dir von ganzem Herzen Glück und führt Dich an Dein Ziel. Wo immer das sein mag Sabaco und möglicherweise begleite ich Dich ein Stück oder sogar den ganzen Weg. Wer weiß? Auf uns", sagte Nero und hob erneut den Becher.

    Nero wartete bis sich sich Sabaco entschieden hatte. Die Entscheidung fiel ihm sichtlich schwer. Er dachte noch in alten Bahnen, jenen der Landläufer. Zudem dachte er zu gut von zwei Burschen, denen bereits die Musterung zu viel gewesen war. Solche Memmen wurden niemals Männer, sie hatten sich nicht einmal feige beim Wind verzogen, wo andere dem Sturm trotzten. Sie waren schon bei Windstille im Hafen flüchten gegangen. Männer die Arbeit scheuten und gemeint hatten die Welt hätte nur auf sie gewartet. Nun wartete tatsächlich jemand auf sie, der Rhenus und die Fische.


    "Er soll sie haben", sagte Nero mit fester Stimme.


    Mit sicherem Gang schritt Nero zu den beiden eingewickelten Leichen. Seine Finger gruben sich in den Stoff des ersten Leichnams und wuchtete ihn hoch.


    "Höre kleiner Bruder der See!", brüllte der Gubernator in einer Lautstärke die die Stille zerriss.

    "Die Keto und ihre Mannschaft erhebt keinen Anspruch auf diese Männer! Sie waren Dein, sie sind Dein", rief Nero und warf den ersten Leichnam über Bord. Der Zweite folgte einige Augenblicke später.


    Der Gubernator gesellte sich wieder zu dem Sub Optio.

    "Befehl ausgeführt. Vergiss auf der nächsten Fahrt nicht den Schluck für Neptun, am besten eine ganze Amphore für die Keto", sagte Nero erleichtert.

    Der Gubernator wartete einen Augenblick ab, dann trat er zu Sabaco.


    "Auf ein Wort Sub Optio", bat er und begab sich wieder nach achtern. Als Sabaco zu ihm aufgeschlossen hatte, schaute er ihn ernst an.


    "Bei Neptun die Kadaver müssen von der Keto. Sabaco wenn sich eine Leiche im Fischernetz verfängt, kappt man das Netz. Die Leiche, besser gesagt die Seele gehört der See. Findet sie allein aus dem Netz geht sie in die andere Welt über. Aber bei den Göttern niemand nimmt der See eine Seele die sie sich geholt hat. Die zwei waren nicht mal in einem Netz. Du machst aus der Keto ein Totenschiff, einen Seelenfänger. Wirf sie über Bord zurück ins Wasser. Oder schmeiß die Landratten an Land.


    Du untergräbst die Moral nicht, wenn Du auf die Bergung verzichtest. Sehr wohl aber, wenn Du die Kadaver der Kameradenschweine und Fahnenflüchtigen hier an Bord holst.


    Spürst Du nicht den üblen Hauch den sie schon jetzt verbreiten? Es waren Verräter Sabaco. Sie haben uns und der See den Rücken gekehrt. Das ist der Preis für einen gebrochenen Schwur.


    Retten wir sie, stellen wir uns mit ihnen gleich. Sie müssen von der Keto, jetzt. Ehe alles zu spät ist", flüsterte Nero Sabaco eindringlich zu.


    Notfalls würde er die zwei aufgedunsenen Diven zurück in den Fluss wuchten. Neptun war sein Zeuge!

    Nero nahm ebenfalls eine lockere Haltung ein und trank den nächsten Becher in kleinen Schlucken, um dabei zu überlegen.


    "Ich lese nur Menschen die mich interessieren, also sehr wenige", lachte Umbrenus leise und nahm noch einen Schluck. Er gönnte sich einen kleinen Bissen vom Brot und schob einige Oliven hinterher. Dabei lauschte er Sabacos Worten, ohne ihn zu unterbrechen. Das was Saba sagte, klang fremd und vertraut, nah und fern.


    "Tarraco ist nur ein Wort für das wonach Du Dich sehnst. Ebenso ist Tarraco das Wort für Deine innere Leere die Du fühlst. Ob es Tarraco ist? Nein Sabaco, Tarraco ist es nicht was Du vermisst. Was Du vermisst, spricht sich so leicht aus und ist extrem schwer zu finden. Du kannst fressen, saufen, schlagen, huren soviel Du willst Sabaco. Es gibt eine Leere, die lässt sich nicht mit all jenen Dingen füllen. Das weißt Du genauso gut wie ich. Du kannst die Dosis steigern, Du kannst mehr fressen, mehr saufen, mehr huren, aber die Dosis bringt keine Linderung, sondern neue Qual.


    All die Völlerei um die Leere zum Schweigen zu bringen, verdeutlicht nur wie gewaltig diese Leere ist. Das Begreifen der schieren Größe dieses Monuments in Deinem Inneren, lässt Dich verschüchtert zurück. Du versteckst Dich vor Dir selbst und erneut geht der Kreislauf der Völlerei los, in einer vagen und doch sinnlosen Hoffnung, dass einer der Bissen, einer der Schlückchen oder eine der Huren das befriedigt, dass dort derart nach Nahrung schreit. Du kannst es nicht besänftigen, denn es akzeptiert ausschließlich eine einzige Nahrung und die Sabaco kannst Du nicht liefern. Die Nahrung bekommst Du geschenkt oder niemals.


    Du bist so verloren wie ich Sabaco, ich könnte Dich belügen und Dir erzählen, dass alles gut wird. Aber so ein Mann bin ich nicht. Du fragst mich und ich antworte Dir ehrlich. Vielleicht kann ich Dir eines Tages eine andere Antwort geben, eine die Du gerne hören möchtest. Aber hier und heute, ist die Antwort so dunkel wie die Asche die ein loderndes Feuer hinterlässt und genauso kalt.


    Das was Du Dir da antust, nennt man Ersatzbefriedigung und wie Du aus dem Wort schon heraushörst, ist es nur ein Ersatz. Dazu noch ein ziemlich schlechter. Ich bin kein Menschenfreund Sabaco, was soll ich unter Menschen? Du willst nicht mehr von den belanglosen Saufkumpanen, Du willst auch nicht mehr von den namenlosen Huren oder den Freunden die keine sind.


    Was Du willst ist das Echte Sabaco. Du willst einen Freund, der die Bezeichnung wert ist. Eine Frau die nicht nur die Schenkel öffnet, sondern ihr Herz und jemand der mit Dir trinkt um zu lachen und nicht um sich auszukotzen. DAS möchtest Du, DAS ist Deine Sehnsucht. Sie heißt LIEBE und nicht Tarraco.


    Wir bleiben hier die Stadt ist nichts für Dich und für mich ebenso wenig. Was ich an den Tagen tue, an denen ich mich heimatlos fühle? Also Du meinst was ich jeden Tag in der Woche abends so mache? Also... ich stelle mir ein Getränk bereit und öffne die Schatzkiste. Meist greife ich mit geschlossenen Augen hinein und berge einen Schatz. Dann erzähle ich, woher er stammt, was er bedeutet. Was rund um ihn herum schon geschehen ist. Manchmal sage ich es sogar laut, so als wäre jemand da, der mir zuhört. Aber da ist schon lange niemand mehr, der sich meine Spinnereien anhört. Nur Stille, sonst nichts", sagte Nero ohne jeden Groll in der Stimme, prostete Sabaco zu und trank seinen Becher aus.


    Nero füllte sich nach und grübelte, was sie unternehmen konnten.

    "Entschuldige, ich wollte etwas erzählen was gute Laune verbreitet, darin bin ich nicht sonderlich geschickt", grinste er entschuldigend.

    Nero betrachtete die beiden Toten. In ihm sträubte sich alles, die Leichen an Bord zu holen. Jeder Fischer wusste, sollte sich ein Toter in seinem Netz verfangen musste er dieses Netz durchtrennen und den Toten der See überlassen. Aber dies hier war das Militär, sie gaben scheinbar nichts auf alte Bräuche und dem Wissen rund um die Schiffe.


    Die Toten waren zwei junge Männer, die sich bei ihnen beworben hatten. Zu schwach waren sie für die Classis gewesen, so dass sie schon vor dem ersten Seegang das Weite gesucht hatten. Der Fluss hatte sie sich zurückgeholt, auf andere Art und Weise. Ihre aufgeschlitzen und aufgedunsenen Körper waren in den Fluten getrieben und hatten sich im Geäst der Bäume verfangen. Ganz so als wollte der Fluss jene mahnen, mit ihm zu spielen. Niemand verschrieb sich der See und verließ sie wieder. Die beiden hatten es getan und teuer dafür bezahlt.


    Nero war eines klar, sein erster Gang sobald sie wieder an Land waren, galt dem Tempel. Die Keto musste dringend von einem Priester gereinigt und geweiht werden. Aber all das behielt er für sich, auch wenn möglicherweise sein finsterer Gesichtsausrdruck Bände sprach. Nero schaute Sabaco an, als dieser davon sprach dass die beiden ein Teil von ihnen gewesen waren.


    Wären sie es gewesen, wären sie vielleicht noch am Leben.


    Nero schloss für einen Moment die Augen und seine Hand umfasste fest die Reling der Keto.

    "Verstanden, Kommandoübernahme durch mich", bestätigte Nero und schaute ebenfalls angestrengt nach vorne. Der Anker der Keto griff, die Strömung hielt sie auf Kurs auch wenn sie etwas am schwojen war. Dafür hatte sie genug Seil.


    Nero machte sich keine Sorgen um die Keto, er hatte das Kommando und bis dato alles fest im Griff. Aber das vor ihnen sah nicht gut aus, Sabaco hatte gut reagiert. Der Gubernator hoffte, dass die beiden Kameraden gerettet werden konnten und das der Fluss keinen Tribut von ihnen gefordert hatte. Aber noch war alles offen und er wartete ab. Seine Aufgabe war klar, die Keto lag in seiner Hand. Den Rest übernahm Sabaco.



    Sim-Off:

    Schwojen: Tanzen/Bewegen des Schiffes am Anker

    "Na vielleicht überholen wir die Nasen mal und zeigen ihnen unsere Hintern dabei? Dafür müssen wir sie aber erstmal überholen, ehe wir den Mond zigfach aufgehen lassen. Aber bitte gesichert gegen ihre Schützen, sonst haben wir Eier und Hintern verloren. Rudern unsere Ruderer noch oder sind die schon im Mittagspausenmodus? Was ist denn hier los? RUDERT!", blaffte Nero in einer Lautstärke die vermutlich sogar die "Feinde" auf der Artemis fester zupacken ließ.

    "Saba es wäre an der Zeit etwas zu tun, sonst segelt der mit unseren Eiern davon. Lass Dir was einfallen und zwar schnell", zischte Nero dem Suboptio zu. So einfach wollte er Ruga nicht davon kommen lassen, es war eine Frage der Ehre dass sie sich von dem Kerl nicht nass machen ließen. Wobei teilweise war es schon geschehen. Nichts was man nicht ausgleichen konnte, sonst musste Nero andere Seiten aufziehen.

    Nero trank seinen Wein genüsslich aus, während er Sabaco zuhörte.

    "Es gibt verschiedene Arten von Kälte Sabaco, zwei grobe Einteilungen sind die äußerliche und innerliche Kälte. Ebenso gibt es verschiedene Arten von Feuer, das in Deiner Feuerschale und das in Deinem Herzen, sind auch zwei Formen davon. Hispanisches Blut? Dem sagt man Feuer nach, aber nicht nur den Menschen, sondern auch den Pferden, hast Du das gewusst?


    Die Reise war genau wie die Abreise Saba, chaotisch beschreibt es noch milde. Aber Du hast Recht, es war ein Chaos, nicht nur was die Organisation anging, sondern auch ein Chaos der Gefühle. Ob ich manchmal Heimweh habe? Gute Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Cappadocia war mehr als ein schöner Landstrich Sabaco. Es war unsere Heimat, nun ist es der Platz an dem meine Rache stattfinden wird. Falls sie jemals stattfinden wird.


    Ich hoffe es, denn man sollte jedem die passende Rechung präsentieren. Das schließt mich wohl nicht aus und wer weiß, wer mir meine Rechnung unter die Nase hält. Ob ich Cappadocia eines Tages wiedersehe, weiß ich nicht. Das Land trägt viele Erinnerungen und ich würde es gerne wiedersehen, dass steht fest. Cappadocia ist heiß und kalt zugleich, es hat sogar einen Landstrich andem Feuer offen aus der Erde brennt. Ein Ort, der fast unwirklich erscheint Sabaco, aber er ist real.


    Heimweh habe ich glaube ich nicht nach Cappa, sondern nach einer Person. Wie steht es mit Dir? Möchtest Du die Sonne Hispanias wieder auf der Haut spüren? Erzähl mir davon", bat Nero und füllte sich Wein nach.

    "Auf uns Sabaco", stimmte Nero mit ein und trank seinen Becher auf Ex aus. Er schloss kurz die Augen, genoss den Moment und das Gefühl wie der Wein seine Kehle entlang nach unten wanderte, ehe er Sabaco wieder anblickte.


    "Ja das stimmt Saba, Feuer ist beseelt und jedes Feuer hat seinen eigenen Charakter. Einige Feuer sind brüllende Ungeheuer, die alles und jeden voller Wut verschlingen. Manche Feuer sind freundlich, wärmen Speisen und Seelen. Aber Feuer verlangt auch Respekt und Aufmerksamkeit. Man muss ihm dienen und es bedienen, dann mag sich auch das kleinste Feuer von seiner gütigen Seite zeigen. Missachtet man seine wahre Natur, dann wird es sie im vollen Maße entfesseln. Und eines ist gewiss, selbst in der kleinsten Flamme, steckt die Macht einer Feuerwalze. Es liegt an uns und unserem Umgang mit dem Feuer, ob es uns wohlgesonnen ist oder ob es uns verschlingt.


    Viele behaupten, man hätte das Feuer gezähmt, es bedändigt. Aber das ist eine Illusion Sabaco, Menschen glauben gerne daran über alles und jeden die Kontrolle zu haben. Aber weder über das Feuer noch über die Penaten die in manchen Feuern wohnen haben wir Kontrolle. Viel verlangt so ein Feuer nicht. Wie gesagt neben Aufmerksamkeit und Respekt, benötigt es etwas Unterhaltung und Zuspruch. Ist ein Feuer da so anders, als ein Mensch?


    Ohne jene Gaben wird ein Feuer gefährlich, oder es geht aus. Auch darin gleicht es dem Menschen. Dein persönlicher Brauch, Dein Feuer am brennen zu halten, wo Du wohnst gefällt mir sehr gut. Wir beide wissen was wahre Kälte bedeutet. Und wer sich einmal die Zeit nimmt, in die tanzenden Flammen eines Feuers zu schauen, oder in die warmen Funken der Nachtglut, der weiß was er sieht Sabaco.


    Heute sind wir hier um das Feuer und das Leben zu ehren und nicht über Kälte zu sprechen. Die hat heute hier nichts verloren. Ich Danke Dir für die Einladung. Wie bist Du auf den Brauch gekommen? Was hat Dich dazu veranlasst? Erzähle es mir", bat Nero und füllte ihnen beiden Wein nach.

    Nero folgte Sabaco in dessen Stube und schaute sich neugierig um. Draußen war es warm und hier in der Stube war es knusprig-heiß! Nero hatte keine Ahnung welches Klima Sabaco hier authentisch nachbilden wollte. Vermutlich irgendeine Wüstenregion, überlegte Nero und strich sich über die Glatze und staunte nicht schlecht, als Saba erneut das Feuer fütterte. Die Einladung musste Sabaco nicht zweimal aussprechen und Nero machte sich gemeinsam mit seinem Gastgeber daran, den Tisch zu decken. Gut gelaunt grinste er zu dem Seehund herüber.


    "Ein alte Weisheit sagt, nur gelangweiltes Feuer ist gefährlich. Aus dem Grund würden wir es füttern, ihm Geschichten erzählen und von unserem Essen kosten lassen. Sagt Dir das was?", fragte Nero gut gelaunt und naschte von dem Brot, dass sie mitgebracht hatten.


    Er öffnete eine Weinamphore und schenkte ihnen beiden großzügig ein. Mit einem Geräusch reinen Wohlbefindens nahm er Platz und hob den Becher.

    "Danke für die Einladung", freute er sich.